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Weltliteratur des 18. Jh. Illustrierte Ausgabe 1962
Autor: Denis Diderot * Titel: Die Nonne Verlag:
Volk und Welt, Berlin 1962 384 Seiten, 6. Auflage, Ganzleinen, Schutzumschlag, Lesebend Illustrationen: Werner Klemke (1917- 1994) Übersetzung: anonym (1797) Inhalt siehe Fotos * Biographie siehe unter den Fotos
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Denis Diderot [dəni didʁo ]
(* 5. Oktober 1713 in Langres;
† 31. Juli 1784 in Paris) war
ein französischer Abbé, Schriftsteller, Übersetzer, Philosoph, Aufklärer, Literatur-
und Kunsttheoretiker, Kunstagent für die russische
Zarin Katharina II. und einer der wichtigsten Organisatoren und
Autoren der Encyclopédie . Er gilt darüber hinaus als ein wichtiger
Wegbereiter der französischen Revolution. Zusammen
mit Jean-Baptiste le Rond d’Alembert war Diderot, der über ein
herausragendes universales, laut Voltaire „pantophiles“ Wissen
verfügte, Herausgeber der großen französischen Encyclopédie , zu der
er selbst als Enzyklopädist etwa 6000 von insgesamt 72.000 Artikeln
beitrug. Als Autor von Bühnenwerken und theaterästhetischen Schriften hatte er
großen Anteil an der Entstehung eines bürgerlichen Dramas.
Seine Romane und Erzählungen – zumeist, wie La
religieuse , Jacques le fataliste oder Le Neveu de
Rameau , postum erschienen – leisteten in verschiedener Weise
ihren Beitrag zu den großen Themen der Zeit der europäischen Aufklärung,
so u. a. zu den Fragen der Selbstbestimmung des Menschen,
des Leib-Seele-Problems und des Gegensatzes
von Determinismus und Willensfreiheit sowie zur Kritik an
der Religion. In seinen
Werken wird eine deutliche Entwicklung von einer theistischen über
eine deistische zu einer atheistischen Haltung erkennbar.
Doch gibt es auch Hinweise darauf, dass seine materialistischen und
atheistischen Vorstellungen schon in den frühen Werken, so z. B. in
den Pensées philosophiques (1746), kenntlich werden. Diderots
philosophische Gedanken, die sich fast immer auf
die Erfahrung individueller Sinneseindrücke
oder Wahrnehmungen beziehen, lassen sich in die Kategorie
des Sensualismus einordnen. Diderot trat
in seinen Spätwerken für die Popularisierung der Aufklärung, des
Atheismus und gegen die seiner Ansicht nach noch zu verbreiteten Erscheinungen
des Aberglaubens und der Bigotterie ein. Diderot und seine
Mitstreiter, die philosophes , überließen in ihren Werken nicht mehr
den religiösen Institutionen und verschiedensten Agenturen die
alleinige Deutungshoheit über die Welt und die Wissenschaften.
Somit gab es für
den Glauben an übernatürliche und irrationale Kräfte
im unter aufklärerischen Einfluss stehenden Europa sowie im davon beeinflussten
Nord- und Südamerika weniger Raum. Im Zentrum
von Diderots Denken stand das für seine Zeit typische Spannungsfeld
zwischen Vernunft und Sensibilität (sens et sensibilité ).
Vernunft zeichnete sich für Diderot durch die Suche nach wissenschaftlich
fundierten Erkenntnissen und der Überprüfbarkeit
der empirisch beobachteten und bewiesenen Fakten aus, ohne
dabei in der rein quantitativen Erfassung der Wirklichkeit, in mathematischen
Aussagen, befangen zu bleiben. In den Jahren 1754 bis 1765 entwickelte er daneben
die Lehre einer universellen Sensibilität (sensibilité universelle ). Die Naturwissenschaften waren nach Diderot dadurch
charakterisiert, dass sie nicht nach einem Warum fragen,
sondern auf die Frage nach dem Wie eine Antwort suchen. Er
beschäftigte sich mit vielen Wissensgebieten, darunter Chemie, Physik,
Mathematik, vor allem aber Naturgeschichte sowie Anatomie und
Medizin. Als philosophische Position erarbeitete er sich – so zu erkennen
in seinen späteren Werken – eine (undogmatische) materialistische Geisteshaltung.
Obgleich Diderot kein Philosoph war, der sich mit „begründungstheoretischen“
Problemen oder systematisierenden,
analytischen Reflexionen beschäftigte, zählt er zu den vielfältigsten
und innovativsten philosophischen Autoren des 18. Jahrhunderts. Diderot und seine Weggefährten sahen sich durch ihre
aufklärerischen Überlegungen und Publikationen wiederholt mit
den herrschenden Vorstellungen des Ancien
Régime konfrontiert und waren deshalb
zahlreichen Repressionen ausgesetzt. Seine Inhaftierung im Jahr 1749
ließ Diderot gegenüber weiteren Kontrollen und Überwachungen durch die
verschiedenen Agenturen aufmerksam werden, obwohl ihm und den
Enzyklopädisten einige Personen aus dem Kreis der Einflussreichen
und Herrschenden – darunter Mme de Pompadour,
die Mätresse Ludwigs XV., und auch einige Minister und vor allem
der Chefzensor Chrétien-Guillaume de Lamoignon de Malesherbes –
insgeheim zur Seite standen. Dennoch war den interessierten Zeitgenossen
Diderots, die ihn ausschließlich durch seine Publikationen kannten,
nur eine begrenzte Auswahl
an Essays, Romanen, Dramen zugänglich, wohl aber alle seine
Beiträge zur Encyclopédie .
Diderot
und seine Epoche
Diderots persönliche intellektuelle und schriftstellerische Emanzipation fand
vor dem Hintergrund eines allgemeinen Wandels in Wirtschaft und Gesellschaft
des Ancien Régime im Gefolge des Grand Siècle statt: Noch
um das Jahr 1700 war das französische Wirtschaftssystem fast zur Gänze der
Stufe der Subsistenzwirtschaft verhaftet. Fast die gesamte Produktion diente
also der unmittelbaren Deckung des Eigenbedarfs, und nur ein relativ geringer
Anteil der Gesamtleistung wurde als Überschuss für den Markt produziert.
Der wichtigste Sektor war noch immer die Landwirtschaft, die durch die
traditionellen, wenig technisierten Anbaumethoden auf meist kleinbäuerlichen Betrieben
vergleichsweise geringe Erträge erwirtschaftete und stark von zyklischen Produktionskrisen
abhängig war. Das Handwerk blieb während des späten Ancien Régime ohne
nennenswerte quantitative oder qualitative Veränderungen. Manufakturen entwickelten
sich im Frankreich des 18. Jahrhunderts zögerlich. Immerhin wurden die Zunftschranken zu
Beginn des Jahres 1770 gelockert. Doch konnte Anne Robert Jacques Turgot,
der als Contrôleur général des finances in der Zeit zwischen
1774 und 1776 eine gänzliche Abschaffung der Zünfte (corporations )
anstrebte, um die handwerkliche Produktion im Sinne einer merkantilistischen Wirtschaftsförderung
zu reformieren, sein Vorhaben nicht durchsetzen. Zugleich erhielt das
französische Bürgertum, vor allem in den Metropolen wie Paris, Bordeaux oder Marseille,
starke Impulse durch eine Zunahme des außereuropäischen Außenhandels. Es
kam zu einer Schwerpunktverlagerung vom Mittelmeer- hin zum
Atlantikhandel. Kolonialgebiete wurden so in das europäische Wirtschaftssystem integriert.
Eine Voraussetzung für den Aufbau dieser Fernhandelsbeziehungen und vor allem
des Seehandels war die schnelle Verfügbarkeit von Kapital durch
unkomplizierte Zahlungsverfahren mit Bankkrediten. Profiteure dieser
Entwicklung waren die Kaufleute und Handelsgesellschaften (Französische
Ostindienkompanie bzw. Französische Westindienkompanie) in den
Handelsmetropolen an den Küsten. Der meinungsbildende Einfluss der hochadeligen höfischen
Kultur und ihrer Institutionen verringerte sich in dem Maße, in dem dieses
Bürgertum an Konturen gewann. Die Vielzahl an Publikationen (Zeitungen, Intelligenzblätter)
bei gleichzeitig vermehrter Lesekompetenz, ferner die Salons und Cafés
bestimmten das geistige Leben in vermehrtem Maße. An diesen Orten trafen sich
Adel und Bürgertum in einem diskursiven Prozess. Die Diskussionen
klärten die eigenen Positionen, sie halfen, Wertvorstellungen und Motive, Einstellungen und Anschauungen weltanschaulich-religiöser
wie naturwissenschaftlich-technischer Art zu verändern und diese Veränderungen
öffentlich zu machen. Das entstehende Bürgertum und der komplexe Wandel der ökonomischen
und sozialen Situation für weite Teile der französischen Gesellschaft stellten
das bestehende politische System des Ancien Régime zunehmend in Frage. Schon in
seinem 1751 erstellten Enzyklopädieartikel über die politische Autorität (Autorité
politique ), lehnte Diderot das Gottesgnadentum ebenso ab wie eine naturrechtliche Ableitung
der monarchischen Autorität. Hinsichtlich seiner politischen Vorstellungen setzte
Diderot auch nach seiner Rückkehr aus Russland im Jahr 1774 noch
gewisse Hoffnungen in den aufgeklärten Absolutismus, also in die Idee
einer Monarchie, in der die intellektuellen Eliten dazu
beitragen würden, Vorstellungen der Aufklärung gewissermaßen von „oben nach
unten“ einzuführen. Diese Hoffnungen gab er im Wesentlichen in den
Jahren 1770 bis 1774 auf.
Leben
Jugendjahre in Langres
(1713 bis 1729) Diderot war das zweitälteste Kind des wohlhabenden jansenistischen Messerschmiedemeisters Didier
Diderot aus Langres (damals Hauptort des Bistums Langres,
heute Haute-Marne) und dessen Ehefrau Angélique Vigneron (12. Oktober
1677 – 1. Oktober 1748), der dreizehnten Tochter eines Gerbers. Sein
Großvater Denis Diderot (1654–1726) hatte am 20. Juni 1679 Nicole Beligné (1655–1692),
die Tochter eines Messerschmiedemeisters François Beligné (1625–1697) und
von dessen Ehefrau Catherine Grassot, geheiratet. Das Paar hatte insgesamt neun
Kinder, unter ihnen der Vater von Denis Diderot, der Handwerksmeister (maître
de guilde ) Didier Diderot. Denis Diderot wurde am Donnerstag, dem 5. Oktober 1713,
geboren und schon am nächsten Tag in der Église paroissiale
Saint-Pierre-Saint-Paul zu Langres nach römisch-katholischem
Ritus getauft. Diderot hatte noch fünf jüngere Geschwister, von denen
jedoch zwei im Kindesalter starben. Zu seiner Schwester Denise Diderot
(1715–1797) hatte er zeitlebens ein sehr gutes Verhältnis, er nannte
sie Sœurette . Zu seinem jüngeren Bruder Didier-Pierre
Diderot (1722–1787), einem späteren Geistlichen und Stiftsherrn von
Langres, war seine Beziehung konfliktbeladen. Eine weitere Schwester, Angélique
Diderot (1720–1749), trat dem Ursulinen-Orden bei. Geboren wurde Denis Diderot in einem Haus im Zentrum von
Langres, n° 9 de la place dans le centre ville de Langres . Der
Platz trägt heute seinen Namen. Seit seinem zwölften Lebensjahr bereiteten ihn seine Eltern auf
das Priesteramt vor. Am 22. August 1726 erhielt er vom Bischof von
Langres, Pierre de Pardaillan de Gondrin (von 1724 bis 1733), die Tonsur und
damit die niederen Weihen. Er hatte jetzt das Recht, sich als Abbé zu
bezeichnen und geistliche Kleidung zu tragen. In näherer Zukunft sollte er
die Kanonikus-Pfründe seines Onkels mütterlicherseits, des Kanonikus Charles
Vigneron an der Cathédrale Saint-Mammès de Langres , übernehmen. Langres,
im 18. Jahrhundert ein wichtiges Zentrum des Jansenismus, hatte
damals ungefähr 8000 Einwohner. In Langres besuchte Diderot eine Jesuitenschule, collège
des Jésuites . Die Pariser Anfänge (1729
bis 1743) Mit seinem 16. Lebensjahr plante Diderot, auf eigene Faust nach
Paris zu gehen. Sein Vater durchkreuzte aber diesen Plan und brachte seinen
Sohn persönlich nach Paris, wo er einen Studienplatz für ihn erworben hatte. So
wurde Diderot in Paris zunächst am Lycée Louis-le-Grand aufgenommen,
wechselte dann an das jansenistisch orientierte Collège
d’Harcourt. Das propädeutische Kolleg-Studium beendete er am
2. September 1732 mit dem Grad eines Magister Artium (maître-des-arts
de l’Université ). Er unterließ es, das geplante Theologiestudium anzuschließen,
schloss aber sein Studium an der Sorbonne am 6. August 1735 als Bakkalaureus ab. Ab 1736 war Diderot als Anwaltsgehilfe bei dem ebenfalls aus
Langres stammenden Advokaten Louis Nicolas Clément de Ris, avocat au Parlement
de Paris , tätig. Als er diese Stelle 1737 aufgab, beendete sein Vater die
regelmäßigen Geldzuwendungen. Diderot lebte nun vier Jahre von
schriftstellerischen Aufträgen, so schrieb er Predigten für Geistliche und
arbeitete als Hauslehrer bei einem reichen Finanzier, nebenbei lernte
er Englisch. Der junge Diderot führte gewissermaßen das Leben eines Bohémien.
Es war eine Zeit chronischer Geldnot. Zeitweise half ihm der Karmelit Fr.
Angelus oder seine Mutter, die sogar ihre Dienstmagd Hélène Brûlé zu
Fuß nach Paris schickte, um ihn finanziell zu unterstützen. Auch ein Monsieur
Foucou aus Langres, ein Freund seines Vaters, der sich – ursprünglich
ebenfalls Messerschmied – als Künstler und Dentist in Paris
betätigte, soll Diderot häufiger mit Geld ausgeholfen haben. Jener Foucou
half später beim Erstellen des enzyklopädischen Eintrags über den „Stahl“. Diderot begeisterte sich für das Theater, war aber auch an der Mathematik stark
interessiert. So lernte er den Mathematiker und Philosophen Pierre Le Guay
de Prémontval kennen und besuchte 1738 dessen Vorlesungen, ebenso die
von Louis-Jacques Goussier. Andere Bekannte aus dieser Zeit waren der
Literat Louis-Charles Fougeret de Monbron, der spätere Kardinal François-Joachim
de Pierre de Bernis sowie der spätere Polizeipräfekt von Paris Antoine
de Sartine. Seit 1740 schrieb Diderot Artikel für den Mercure de
France und die Observations sur les écrits modernes . In
dieser Zeit besuchte er auch Anatomie- und Medizinvorlesungen bei César
Verdier. Im Jahr 1740 lebte Diderot zunächst in einem Haus in der Rue
de l’Observance (heute Rue Antoine-Dubois ) im heutigen 6.
Arrondissement, unweit der École de médecine , eine Etage unter dem
deutschen Kupferstecher Johann Georg Wille. Wille beschrieb ihn als
einen „sehr umgänglichen jungen Mann“, der „ein guter Schriftsteller und wenn
möglich, ein noch besserer Philosoph sein wollte“. Noch im selben Jahr zog er
mehrfach um, so in die Rue du Vieux-Colombier , ebenfalls im 6., und
in die Rue des Deux-Ponts im heutigen 4. Arrondissement. Später übernahm Diderot Übersetzertätigkeiten aus dem Englischen in
das Französische. Englisch lernte er mittels eines lateinisch-englischen Wörterbuchs.
1742 übersetzte er die Grecian History („Geschichte
Griechenlands“) von Temple Stanyan. Robert James hatte Anfang
der 1740er Jahre das dreibändige englische Lexikon A medicinal
dictionary, including physics, surgery, anatomy, chemistry and botany (1743–1745)
geschrieben. Der französische Arzt Julien Busson überarbeitete
und erweiterte es zu einem sechsbändigen Werk, Dictionnaire universel
de médicine , welches zwischen 1746 und 1748 von Diderot, François-Vincent
Toussaint und Marc-Antoine Eidous ins Französische übertragen
und von Busson gegengelesen wurde. Ferner übersetzte Diderot 1745 Shaftesburys Inquiry
concerning Virtue (Essai sur le mérite et la vertu , dt. Untersuchung
über die Tugend ). Die Ideen Shaftesburys beeinflussten die
französische Aufklärung stark. Für Diderot waren die Abneigung gegen
dogmatisches Denken, die Toleranz und die an humanistische Ideale angelehnte
Moral besonders wichtig. Mit großem Interesse las Diderot außerdem
die Essais von Michel de Montaigne. In diesen Jahren befreundete Diderot sich mit anderen jungen
Intellektuellen, wie D’Alembert, Abbé Étienne Bonnot de
Condillac und Melchior Grimm. Er verkehrte im Café de la
Régence und im Café Maugis, das auch von Jean-Jacques
Rousseau besucht wurde; im Juli 1742 lernte Diderot ihn kennen. Rousseau,
Condillac und Diderot trafen sich zeitweise einmal wöchentlich in einem
Restaurant in der Nähe des Palais Royal, dem Hôtel du Panier
Fleuri . Ehe und Familie ab 1743 Anne-Antoinette Champion, genannt Nanette, lebte 1741 mit ihrer
Mutter in der Rue Boutebrie , wo die beiden Frauen von Weißnäherei
und Spitzenklöppelei lebten. Diderot wohnte zu dieser Zeit in
einem kleinen Zimmer desselben Hauses. Als er 1743 die besitz- und aussteuerlose,
bekennend katholische Nanette heiraten wollte und wie üblich seinen Vater um
Erlaubnis bat, ließ dieser ihn kraft seiner väterlichen Autorität in
einem Karmeliterkloster bei Troyes einsperren. Diderots Antipathie gegen
die Kirche und die Institution Kloster liegt wohl auch in dieser Erfahrung
begründet – eine Antipathie, die sich später noch steigerte, als seine
jüngste Schwester freiwillig ins Kloster ging und dort psychisch erkrankte.
Diderot konnte nach einigen Wochen fliehen, er kehrte nach Paris zurück und
heiratete Anne-Antoinette Champion heimlich am 6. November 1743. Das
Verhältnis von Anne-Antoinette zum Schwiegervater normalisierte sich später,
spätestens 1752 war es ein freundliches. Die Familie wohnte zunächst in der Rue Saint-Victor im
heutigen 5. Arrondissement, 1746 zog sie in die Rue
Traversière , im April gleichen Jahres weiter in die n° 6 Rue
Mouffetard , ebenfalls im 5. Arrondissement. In der Nähe wohnte der
Polizeioffizier François-Jacques Guillotte, der ein Freund Diderots wurde. Seit
1747 wohnte die Familie Diderot in der n° 3 Rue de l’Estrapade ,
von 1754 bis 1784 dann im vierten und fünften Stockwerk eines Hauses in der Rue
Taranne , heute am 7. und 6. Arrondissement liegend. In seinem Essay Regrets sur ma vieille robe de chambre ou
Avis à ceux qui ont plus de goût que de fortune (1772) beschrieb
Diderot sein Arbeitszimmer im vierten Stockwerk. Ein Stuhl aus geflochtenem Stroh,
ein einfacher Holztisch und Bücherbretter aus Tannenholz, an den Wänden
einfache italienische Farbtapeten, zusätzlich rahmenlose Kupferstiche,
einige Alabasterbüsten von Horaz, Vergil und Homer. Der Tisch war
bedeckt mit Druckbögen und Papieren. Im fünften Stockwerk, unter dem Dachgeschoss hatte
er die Redaktion der Encyclopédie eingerichtet.Bei einem
Freund, dem Juwelier Étienne-Benjamin Belle, in Sèvres, n° 26
Rue Troyon , mietete Diderot um Oktober oder November 1767 ein zusätzliches
Appartement. Dorthin zog er sich bis kurz vor seinem Tode regelmäßig zum
Arbeiten zurück. Sein letztes Domizil, in dem er auch die letzten Tage
seines Lebens verbrachte, lag in der n° 39 Rue de Richelieu im
heutigen 2. Arrondissement von Paris. Das Paar hatte vier Kinder, von denen drei sehr früh starben,
Angélique (1744–1744), Jacques François Denis (1746–1750), Denis-Laurant
(1750–1750) sowie Marie-Angélique (2. September 1753 –
5. Dezember 1824). Marie-Angélique heiratete am 9. September
1772 den Industriellen Abel François Nicolas Caroillon de Vandeul. Er war
der Sohn von Diderots Jugendliebe Simone la Salette (1713–1788) und ihrem
Ehemann Nicolas Caroillon (1708–1766). Diderot hatte zwei Enkel, die früh verstorbene Marie Anne
(1773–1784) und Denis-Simon Caroillon de Vandeul (1775–1850), der Politiker
wurde. Dessen Ehe mit Eugénie Cardon entstammen die drei Urenkel Diderots, Abel
François Caroillon de Vandeul (1812–1870), Marie Anne Wilhelmine Caroillon
de Vandeul (1813–1900) und Louis Alfred Caroillon de Vandeul (1814–1900). Ein interessantes Faktum ist, dass sein Bruder Didier-Pierre
Diderot von 1743 bis 1744 ebenfalls zum Studieren in Paris lebte.
Er besuchte ein Katholisches Priesterseminar (séminaire diocésain )
und studierte daneben Jurisprudenz. Am Freitag den 9. Dezember 1746
beendete er sein Studium und ging zurück nach Langres. Diderots Verhältnis
zu seinem Bruder war immer schwierig. Die Einladung zur Hochzeit Marie-Angéliques
beantwortete dieser rüde und kam nicht. Am 14. November 1772 kam es zum
endgültigen Bruch zwischen den Brüdern. Andere private
Beziehungen Seine Frau, die Mutter seiner Kinder, war die Seele seines Hauses,
und Diderot tolerierte auch ihre strenge Religiosität. Während seiner Ehe
führte er weitere intime Beziehungen: Ab 1745 war er mit Madeleine de
Puisieux liiert, einer „aventurière“ („Abenteurerin“), wie emanzipierte
und unverheiratet lebende Frauen (meist besserer Herkunft und Bildung) genannt
wurden. Im Jahr 1755 lernte Diderot Sophie Volland kennen, die
ihm eine lebenslange Gefährtin, Seelen- und Intimfreundin wurde, beide führten
einen regen „empfindsamen“ Briefwechsel. Es war das Jahr des Erdbebens
von Lissabon, das u. a. die Theodizee-Diskussion neu aufwarf. Vom
Frühjahr 1769 bis 1771 hatte Diderot dann eine weitere intime Beziehung mit Jeanne-Catherine
Quinault, die er bereits seit 1760 kannte. Im August 1770 traf er sich mit
ihr und ihrer Tochter in Bourbonne-les-Bains und kurte dort mit ihnen
im Thermalbad. Kurz danach schrieb er Les Deux Amis de Bourbonne („Die
beiden Freunde aus Bourbonne“). Paris – Zeit der sich
konsolidierenden Aufklärun ] Diderot verkehrte weiter mit Pariser Intellektuellen, im Café
Procope, auch im Café Landelle. So lernte er Alexis
Piron kennen. Über diesen Kreis kam er in Kontakt zu der Salonnière und
Schriftstellerin Louise d’Épinay sowie zu Paul Henri Thiry
d’Holbach. Er wurde Teil der sogenannten coterie holbachique . Im Café de la Régence an der Place du
Palais-Royal spielte Diderot regelmäßig Schach. Mit François-André
Danican Philidor, dem besten Spieler dieser Zeit, war er befreundet; beider
Familien trafen sich regelmäßig Dem Schachlehrer Philidors, François
Antoine de Legall, einem regelmäßigen Besucher des Cafés, setzte Diderot später
in Le Neveu de Rameau ein literarisches Denkmal. Diderots philosophische Ansichten hatten sich inzwischen weit von
den christlichen seines Elternhauses entfernt. Seine Zweifel daran, sein
Übergang zu einem vernunftgeprägten Theismus wurden 1746 öffentlich
mit dem wohl zu Ostern verfassten Essay Pensées philosophiques .
Dieser machte ihn, obgleich anonym erschienen, einer größeren Leserschaft
bekannt. Das religionskritische Werk wurde vom Parlement de
Paris verurteilt und öffentlich verbrannt. Die weitere Entwicklung
seiner Positionen hin zu einem eindeutigeren Materialismus markieren La
promenade du sceptique (1747) und der Brief über die Blinden
zum Gebrauch für die Sehenden (Lettre sur les aveugles à l’usage de
ceux qui voient , 1749), später dann die Pensées sur
l’interprétation de la nature (1753). Ab 1747 stand die Arbeit an der Encyclopédie im
Vordergrund. Im Jahre 1749 wurde sie jedoch unterbrochen. Inhaftierung (24. Juli –
3. November 1749) Der Kriegsminister Frankreichs, Marc-Pierre d’Argenson,
forderte am 22. Juli 1749 den Generalleutnant der Polizei Nicolas
René Berryer auf, einen königlichen Haftbefehl (lettre de cachet )
für Diderot auszustellen. Am 24. Juli 1749, um halb acht Uhr morgens,
wurde Diderot von Joseph d’Hémery, Kommissar und Inspektor der königlichen
Zensurbehörde, verhaftet. Er wurde verhört und in die Festung Vincennes, château
de Vincennes , gebracht. Diderot wurde die Veröffentlichung der Pensées
philosophiques und des Briefes über die Blinden zum Gebrauch
für die Sehenden , in denen er seine materialistische Position dargelegt
hatte, sowie das Arbeiten an weiteren gegen die Religion gerichteten Schriften
zur Last gelegt. Schon zwei Jahre zuvor war er vom Pfarrer seiner Gemeinde Saint-Médard,
Pierre Hardy de Lévaré (1696–1778), als „gottloser, sehr gefährlicher Mensch“
denunziert worden. Eine gewisse Rolle soll auch gespielt haben, dass eine
einflussreiche Frau, Mme Dupré de Saint-Maur, Ehefrau von Nicolas-François
Dupré de Saint-Maur, sich für eine herabsetzende Äußerung Diderots rächen
wollte. Rousseau besuchte ihn regelmäßig im Gefängnis. Die Buchhändler, an
zügiger Arbeit an der Encyclopédie interessiert, beschwerten
sich über die Verhaftung. Diderot selbst intervenierte brieflich bei René
Louis d’Argenson und Nicolas René Berryer. Am 3. November 1749 wurde
er entlassen. Er musste sich hierfür schriftlich verpflichten, keine blasphemischen Schriften
mehr zu veröffentlichen. Um den Fortgang der Encyclopédie nicht
zu gefährden, ließ er daher in den folgenden Jahren vieles unpubliziert. Die Erfahrung seiner Inhaftierung prägte sich Diderot tief ein und
ließ ihn künftig mit größerer Vorsicht vorgehen. Viel später, am
10. Oktober 1766, bekannte Diderot in einem Brief an Voltaire, bezogen auf
seine Arbeit an der Encyclopédie , dass seine Seele voller Angst vor
einer möglichen Verfolgung sei, er aber dennoch nicht fliehen werde, da eine
innere Stimme ihm befehle, weiterzumachen, teils aus Gewohnheit, teils aus
Hoffnung, dass schon am nächsten Tage alles anders aussehen könne. Encyclopédie und
Hauptwerk (1747 bis 1773) Die Ursprünge der Encyclopédie lagen in einer
Übersetzung der 1728 von Ephraim Chambers herausgegebenen
zweibändigen Cyclopædia, or, An universal dictionary of arts and
sciences , die der Engländer John Mills seit 1743 zusammen mit dem
deutschen Gelehrten Gottfried Sellius betrieb. Um ihr Werk zu
drucken, wandten sich die Übersetzer an den Verleger und königlichen Hofdrucker
(imprimeur ordinaire du Roy ) André-François Le Breton, der ein
königliches Druckprivileg beantragte, welches am 25. Februar 1745
bewilligt wurde. Im Mai 1745 gab Le Breton einen Prospekt heraus, in dem
er das Erscheinen eines fünfbändigen Werks bis Ende 1748 in Aussicht stellte. Nachdem Le Breton sich mit Mills – dessen Geeignetheit als
Übersetzer zweifelhaft bleibt[ – überworfen und sich die Rechte
an dem Projekt angeeignet hatte, wurde Jean-Paul de Gua de Malves mit
der organisatorischen Leitung beauftragt. Dieser regte sogleich eine
grundlegende Überarbeitung an, gab aber die Leitung des Projekts bald, ermüdet
von Auseinandersetzungen, auf. Im Jahre 1747 übernahm Diderot die Leitung
der Arbeit an der Encyclopédie als Herausgeber, zunächst
gemeinsam mit D’Alembert, ab 1760 mit Louis de Jaucourt. Den
Gesamtplan zu entwerfen, Autoren zu gewinnen und deren Zusammenarbeit zu
organisieren, um das Druckprivileg und gegen die Zensur zu kämpfen und außerdem
noch mehr als 3000 Artikel selbst zu schreiben, war genug Arbeit auf Jahre
hinaus. Wo nötig, erweiterte Diderot hierfür seinen Wissensbereich. So besuchte
er von 1754 bis 1757 regelmäßig die Chemievorlesungen Guillaume-François
Rouelles. Bei den unausweichlichen Kämpfen wurde Diderot auch durch die Freimaurer unterstützt;
dass er selbst Freimaurer war, ist jedoch nicht nachgewiesen. Diderot schrieb in dieser Zeit außerdem Romane und Erzählungen,
Stücke für das Theater, er arbeitete an einer Theatertheorie und zur
Erkenntnistheorie. Vieles hiervon wurde zunächst nicht publiziert, manches kam
jedoch durch Abschriften bereits an die Öffentlichkeit. Ein wichtiger
Mitarbeiter wurde ihm hierbei Jacques-André Naigeon, auch als Sekretär
d’Holbachs tätig, der Texte redigierte und bearbeitete und auch für die
Encyclopédie schrieb. Er gab später, 1798, eine erste, wenn auch
unvollständige, Werkausgabe heraus. Trotz all dieser Arbeit nahm Diderot am regen gesellschaftlichen
Leben der philosophes teil – der kritisch eingestellten
Pariser Intellektuellen, wie Condillac, Turgot, Helvétius und
d’Holbach –, ebenso besuchte er adlige Salons. Seit dem Winter 1752/53
hatte er auch Briefkontakt zu Madame de Pompadour, die dem Journal von Marc-Pierre
d’Argenson zufolge 1752 Verbindung zu den Enzyklopädisten aufgenommen
hatte. Später empfing sie einige von ihnen, auch Diderot, zu informellen Diners und
Gesprächen. Spannungen gab es jedoch. So beklagte Diderot sich 1757 bei Grimm
über eine Einladung durch d’Holbach auf das Château du Grand Val :
er zweifle, ob er ihr folgen solle, sei der Baron doch ein „despotischer und
launischer Mensch“. Später hielt er sich allerdings mehrfach dort auf, ebenso
auf dem Château de la Chevrette in Deuil-la-Barre, dem
Besitz von Louise d’Épinay. In Briefen an Sophie Volland schilderte
Diderot seinen Tagesablauf im Grand-Val: Neben Lesen, Nachdenken und Schreiben,
Spaziergang und Gesprächen mit d’Holbach, allgemeiner Konversation und den
Mahlzeiten gehörten auch Tric Trac und Piquet dazu. Im Juli 1765 beendete Diderot die Arbeit an der Encyclopédie .
Fast 20 Jahre hatten er und seine Familie von den Zahlungen der Verleger
bzw. Buchhändler gelebt, Rechte auf Tantiemen besaß er nicht. So
kamen nun lediglich Einnahmen aus dem väterlichen Erbe aus Langres. Dmitri
Alexejewitsch Golizyn und Grimm retteten die Situation. Sie vermittelten
den Verkauf von Diderots Bibliothek an Katharina II. von
Russland – sie wurde nach dessen Tod (bei Transportkosten von
16.000 Livre) nach Sankt Petersburg verschickt. Katharina
II. besoldete ihn zudem zeitlebens als Bibliothekar seiner eigenen
Bibliothek mit 1000 Livre pro Jahr und stattete ihn mit Geld für
Neuanschaffungen aus. 1773 fuhr Diderot für einige Monate an den Hof von
Sankt Petersburg. Das Geld ermöglichte es seiner Tochter Marie-Angélique, ab 1765 Cembalounterricht zu
nehmen, zunächst bis 1769 bei der Pianistin Marie-Emmanuelle Bayon Louis,
dann bei dem Musiktheoretiker und Komponisten Anton Bemetzrieder. Dieser
machte sie 1771 zu einer Hauptperson seines musikalischen Lehrwerks, den Leçons
de Clavecin, et Principes d’Harmonie . Diderots Bibliothek ging (wie auch die Voltaires) in die 1795
gegründete Russische Nationalbibliothek ein. Wie deren übrige
Bestände wurde sie jedoch später zerstreut, eine begleitende Aufstellung ging
verloren. Sie konnte nur lückenhaft über die Register der Diderot mit
Büchern versorgenden Verleger rekonstruiert werden. Reise an den Hof
Katharinas II. in St. Petersburg (1773 bis 1774) Die Zarin Katharina II. hatte Denis Diderot schon im Jahr
1762 nach Russland eingeladen, dort sollte er die Enzyklopädie vollenden.
Diderot sagte ab, blieb aber mit dem General und Schulreformer Iwan
Iwanowitsch Bezkoi in Verbindung, um eventuell später eine zweite
redigierte Ausgabe der Enzyklopädie in Russland zu veröffentlichen. Als Diderot
1773 nach Russland aufbrach, war die Enzyklopädie fertiggestellt, seine Tochter
verheiratet und er seiner Mäzenin zu Dank verpflichtet. Am 11. Juni 1773 verließ Diderot Paris zu seiner einzigen längeren
Reise mit dem Ziel Sankt Petersburg. Die Reise – mit vielen
Begegnungen unterwegs – ging zunächst über Den Haag in das Herzogtum
Kleve, wo er seinen späteren Reisebegleiter Alexei Wassiljewitsch
Naryschkin traf. In Den Haag wohnte er bis zum 20. August 1773 bei
dem russischen Botschafter Dmitri Alexejewitsch Fürst von Gallitzin (1738–1803)
und seiner Ehefrau Amalie von Gallitzin (siehe auch Münsterscher
Kreis). Nach krankheitsbedingter Pause fuhr Diderot weiter ins Kurfürstentum
Sachsen. Über Leipzig, das er am 2. September 1773 erreichte, um
u. a. den Theologen und Kirchenliederdichter Georg Joachim
Zollikofer zu treffen, und Dresden, wo er dem Kunsttheoretiker Christian
Ludwig von Hagedorn begegnete, ging es – unter Vermeidung der
preußischen Residenzen Potsdam und Berlin – weiter nach Königsberg, Memel, Mitau, Riga und Narva.
Am 8. Oktober 1773 erreichte Diderot den Zarensitz an der Newabucht. In Sankt Petersburg kam Diderot, von einer Krankheit geschwächt,
zunächst bei Naryschkin und dessen älteren Bruder Semjon (1731–1807) unter. Dort
hütete er zunächst noch das Bett.Vom 15. Oktober 1773 an wurde Diderot von der
Zarin – mitunter dreimal pro Woche – zu regelmäßigen Audienzen empfangen.
Als Vertreterin des aufgeklärten Absolutismus versprach sie sich
davon Anregungen für ihre Reformpolitik. Sie hatte bereits mit Voltaire
korrespondiert und sich gerade den französischen Aufklärern geneigt gezeigt,
seit sie 1767 ihre umfangreiche Große Instruktion (russisch Наказ ) über Rechtsgrundsätze für die russische
Gesetzbuch-Kommission veröffentlicht hatte, in der sie sich insbesondere an die
Schriften Montesquieus sehr stark angelehnt hatte. Aufgabe der neu
gebildeten Kommission war, ein System einheitlicher Rechtsprechung für
das gesamte Russische Reich zu schaffen. Diderot hatte während seines Aufenthaltes kaum Gelegenheit, die
Verhältnisse im Zarenreich genau und direkt kennenzulernen, so dass seine
Empfehlungen gemeinhin abstrakt bleiben mussten. Den Inhalt seiner
Gespräche mit der Zarin legte er in den Entretiens avec
Catherine II nieder. Er unterstützte etwa das Bemühen um eine
einheitliche Rechtsprechung, kritisierte aber nachdrücklich die autokratische absolute
Monarchie. Die Gespräche und Erfahrungen in Sankt Petersburg ließen Diderot
später, besonders in seiner Auseinandersetzung mit der Großen
Instruktion (Nakas) der Zarin unter dem Titel Observations sur
l’instruction de l’impératrice de Russie , deutlich abrücken von der in
Gesetze gegossenen „monarchie pure“, wie sie Katharina II. vorschwebte. Er
propagierte Glück und Freiheit als Ziele aller
Gesellschaften und als Aufgabe, der sich Herrscher wegbereitend zu stellen
hätten. Er forderte die vollständige Beseitigung der Leibeigenschaft und
ein Ende des kirchlichen politischen Machteinflusses. Im Nachgang
erwartete Diderot, am Leitbild der Volkssouveränität orientiert, von
der Kaiserin eine deutliche Selbstbeschränkung ihrer absoluten Macht Dies erfuhr die Zarin erst nach Diderots Tod. Vor seiner Abreise
beauftragte sie ihn, einen Plan zur Reform des russischen Erziehungssystems zu entwickeln,
um die Ideen der französischen Aufklärung im Zarenreich zu verbreiten. Diderot
schrieb den Plan d’une université pour le gouvernement de Russie ou
d’une éducation publique dans toutes les sciences („Plan des gesamten
Schulwesens für die russische Regierung oder einer öffentlichen Erziehung in
allen Wissenschaften“, 1775). Darin forderte er etwa, die akademische
Ausbildung dürfe sich nicht einzig an der unmittelbaren Verwendbarkeit durch
die Krone oder an der Staatsräson orientieren. Grimm brachte die
Abhandlung nach Russland. Gegenüber Louis-Philippe de Ségur, dem französischen
Gesandten in Sankt Petersburg von 1783 bis 1789, äußerte die Zarin: Hätte sie
alle Ideen und Vorstellungen Diderots in das politische Handeln einfließen
lassen, wäre das gesamte Zarenreich auf den Kopf gestellt worden. Und sie sagte
Diderot zum Ende seines Aufenthaltes in Russland, dass sie seinen brillanten
Ausführungen mit größtem Vergnügen zuhörte, dass sie aber im Unterschied zu ihm
nicht mit Papier, sondern mit Menschen arbeite. Am 1. November 1773 wurde Diderot zusammen mit Grimm auf Order der
Zarin hin als membre étranger in die Russische Akademie
der Wissenschaften aufgenommen. Die anwesenden Akademiker zeigten hierüber
„eine sehr gedämpfte Begeisterung“. Diderot legte der Akademie einen Katalog
mit 24 Fragen zur Naturgeschichte Sibiriens vor. Erik
Gustawowitsch Laxmann war beauftragt, sie zu beantworten. Während
seines Aufenthaltes in Sankt Petersburg bemühte Diderot sich, die russische
Sprache zu erlernen. Häufig wurde er in die Paläste der russischen
Aristokraten eingeladen. Am 5. März 1774 begann die Rückreise mit der Postkutsche.
Über Hamburg, Osnabrück ging es wieder nach Den Haag, wo er
am 5. April eintraf und dann einige Zeit verweilte. Erst am
21. Oktober 1774 war er wieder in Paris. In seiner Abhandlung Essai
sur la vie de Sénèque le philosophe, sur ses écrits, et sur les règnes de
Claude et de Néron 1778 verteidigte Diderot die Zarin gegen den
Vorwurf, sie sei ähnlich der Iulia Agrippina, welche ihren Ehemann, den
römischen Kaiser Claudius, ermordete, eine Gattenmörderin an Peter
III. von Russland gewesen. Die Zeit nach der
Russlandreise bis zu seinem Tode Diderots gesundheitlicher Zustand verschlechterte sich seit der
Rückkehr aus Russland zusehends. Herz- und Kreislaufprobleme machten
ihm zu schaffen, er litt unter geschwollenen Beinen und Kurzatmigkeit.
1774 schrieb er an Sophie Volland, er erwarte in zehn Jahren sein Ende.
Häufiger als früher zog es ihn in sein Ausweichquartier in Sèvres oder
auf das Landgut Château de Grand-Val seines Freundes d’Holbach Ein letztes Mal sollte Diderot nur knapp einer erneuten Inhaftierung entgehen.
Im Jahr 1782 erschien im damals unabhängigen Fürstentum Bouillon eine
zweite Ausgabe seines Versuchs über Seneca und seine Zeit unter dem
vereinfachten Titel Essai sur les règnes de Claude et de Néron . Der
Pariser Polizeileutnant Jean-Charles-Pierre Lenoir erlaubte Diderot,
einige Exemplare davon zum Eigenbedarf an der Pariser Buchhändlerzunft vorbei
zu erwerben. Diderot bezog nun sechshundert Exemplare. Die Pariser Buchhändler
sahen sich dadurch in ihrem Verdienst geschmälert und zeigten Diderot an. In
den Vorgang wurde auch der Siegelbewahrer Armand Thomas Hue de
Miromesnil (1723–1796) einbezogen. Laut Lenoir verlangte König Ludwig
XVI. Diderots Bestrafung. Diderot wurde vorgeladen, konnte aber
die Vorwürfe entkräften, zumal man ihm seitens der Administration eine gewisse
Sympathie entgegenbrachte. Er vollzog einen rhetorischen Kniefall und
beschwichtigte seine „Ankläger“ noch durch einen Widerruf. Diderot traf
sich in der Folgezeit regelmäßig mit dem Polizeileutnant Lenoir zum
Gedankenaustausch, war dieser doch ein liberaler Geist und Logenmitglied. Im Februar 1784, in einem von extremer Kälte geprägten
Winter, starb Diderots langjährige Freundin Sophie Volland mit 67 Jahren.
Im April folgte ihr seine Enkelin Marie Anne Caroillon de Vandeul, ‚Minette‘ (*
1773), im Alter von zehn Jahren. Am 19. Februar 1784 erlitt Diderot einen
plötzlichen Zusammenbruch, möglicherweise einen Herzinfarkt, begleitet von
einer (akuten oder exazerbierten) Herzinsuffizienz. Er starb am
Samstag, dem 31. Juli 1784, beim Mittagessen. Bei der Obduktion am
Folgetag wurden eine vergrößerte Leber, ein vergrößertes
Herz und ein linksseitiger Pleuraerguss gefunden, außerdem
ausgeprägte Ödeme. Die Autopsie führte u. a. der Chirurg François
Dominique Lesné durch, der Befund ist Teil des Fonds Vandeul.
Anne-Antoinette Diderot, die Ehefrau, und der Schwiegersohn Abel François
Nicolas Caroillon de Vandeul (1746–1813) organisierten die Bestattung in der Pfarrkirche St-Roch in
Paris. Hierzu wurde dem Priester diskret ein Betrag von 1800 Livre als
Spende zugesichert. Bei der Zeremonie sollen 50 Priester
anwesend gewesen sein. Denis Diderot wurde im Ossuarium unterhalb des Hauptaltars beigesetzt.
Während der Französischen Revolution wurden am 4. Februar 1796
das Beinhaus, das Grab Diderots und seine sterblichen Überreste von den dort
stationierten Soldaten demoliert.
Darstellung
einiger persönlicher Beziehungen Diderots zu seinen Zeitgenossen
Diderot führte eine Vielzahl von mehr oder weniger intensiven
Beziehungen zu den verschiedensten Persönlichkeiten seiner Zeit. Diese Beziehungen waren
durch ein hohes Maß an individueller Spezifität und Dynamik zu seinem Gegenüber
charakterisiert, somit aber auch von unterschiedlicher Dauer und Konfliktualität in
ihren direkten persönlichen oder postalischen Ausformungen. Nur die Zusammenarbeit Vieler ermöglichte die Encyclopédie, was
intensive Beziehungen Diderots zu anderen Denkern erforderte. Diese – speziell
die zu Rousseau und Voltaire, Grimm und d’Holbach – befruchteten auch sein
übriges Werk. Diderots Rede- und Diskussionsstil sei, so die Beurteilung der
anderen, von häufig schneller Sprechweise gekennzeichnet gewesen,
seine Ausführungen waren ausnehmend lebhaft und ergreifend mit der Neigung zum Abschweifen.
Von Jean-François Marmontel wird ihm eine mitreißende Eloquenz bezeugt,
die alle Gemüter erhellte, und ein weiterer Enzyklopädist André
Morellet bescheinigte ihm, dass er überfließend von Ideen sei und den
Gesprächspartnern seinen Sprachwitz schenke. Le Rond d’Alembert Zu den dreien, die sich regelmäßig im Hôtel du Panier
Fleuri unweit des Palais Royals zum Essen trafen, zählte neben
Rousseau und de Condillac auch Jean-Baptiste le Rond d’Alembert. Als
Mitherausgeber und Verfasser vieler, vor allem naturwissenschaftlicher und
mathematischer Einträge in der Encyclopédie schrieb er – im
November 1757 im siebten Band des Werkes – ein Lemma über „Genève“. Im
Mai 1741 war Le Rond d’Alembert als Mitglied der Académie française aufgenommen
worden. Le Rond d’Alembert stand fortwährend in postalischem Kontakt zu
Voltaire, der ihn anregte, eben das besagte Lemma über „Genf“ zu verfassen.
Letzterer dabei möglicherweise nicht ganz frei von intrigantem Bemühen. Dabei
ließ sich le Rond d’Alembert inhaltlich zu manchem Seitenhieb auf die Kultur
der Stadt verleiten, was einen kleinen Aufruhr verursachte und Voltaire aus
Genf zu einem dichten Briefwechsel mit vielen Beteiligten anspornte. Mit der
Folge, dass le Rond d’Alembert sich am 7. Januar 1758 aus dem enzyklopädischen
Projekt zurückzog. Zwischen den beiden Männern bestand eine distanziert
höfliche Beziehung. Nachdem Diderot 1769 Le rêve de D’Alembert geschrieben
hatte, war der Protagonist des Werkes erbost und verlangte, laut Jacques-André
Naigeon, dass die Manuskriptseiten in seiner persönlichen Gegenwart verbrannt
werden sollten. Diderot versuchte sich an einer neuen Fassung der Trilogie und
sah von einer Veröffentlichung der Dialoge ab, durch kursierende Abschriften
des ursprünglichen Originaltextes konnte er später dennoch publiziert werden. Und noch ein Unterschied machte sich zwischen den beiden philosophes bemerkbar.
Während Diderot und die russische Zarin nach ihrer Inthronisation im
Jahr 1762 in Kontakt traten, nahm D’Alembert seit dem Jahre 1746
stetig intensiveren Kontakt zum preußischen König Friedrich II. auf.
Für beide philosophes blieben diese Monarchen, wenn auch nicht
widerspruchlos, „Bezugspersonen“. Beide unterstützen die philosophes finanziell.
So erhielt D’Alembert ab dem Jahre 1751 eine Pension über 1200 Livre von
Friedrich II. Rousseau [ Als Jean-Jacques Rousseau im Sommer 1742 nach Paris kam,
lernte er den späteren Bankier Daniël Roguin und über ihn bald
Diderot kennen, beide wurden enge Freunde. Diderot wiederum wurde mit Étienne
Bonnot de Condillac über Rousseau bekannt, der diesen bereits kannte.
Diese drei trafen sich nun regelmäßig. Dabei vereinbarten sie, eine
literaturkritische Zeitschrift herauszugeben, Le Persifleur . Rousseau
edierte die erste Ausgabe, eine zweite erschien nicht mehr. Während seiner Haft in Vincennes wurde Diderot durch Rousseau
unterstützt. Dieser bat mit einer schriftlichen Eingabe an Mme de
Pompadour um Diderots Freilassung. Um 1750 lernte Rousseau Melchior
Grimm kennen, er machte Grimm auch mit Diderot bekannt. Mitte der 1750er Jahre beendete Rousseau jedoch die enge Beziehung
zu Diderot. Ursächlich waren seine schwierige Persönlichkeit und paranoide Vorstellungen,
die allerdings nicht ganz unbegründet waren. Diderot jedoch blieb ihm
zeitlebens freundlich gesinnt. Auch die Beziehung Rousseaus zu Grimm brach
zwischen 1756 und 1757 durch Verstrickungen und die Rivalität um Mme Louise
d’Épinay entzwei. Voltaire Diderot war lange ein Bewunderer Voltaires, so lobte er
dessen Verhalten in der Affäre Jean Calas. Das Verhältnis wurde später
distanzierter. Im Februar 1778 weilte Voltaire zur Uraufführung seines
Stücks Irène in Paris. Ob er dabei auch Diderot traf, ist
umstritten. Auch Voltaire wählte Friedrich II. als seinen
„Bezugsmonarchen“. Melchior Grimm Auch die Freundschaft zu Grimm war in ihrem Verlauf von
wechselvoller Intensität. Auf einer Festivität des Geheimdiplomaten und Oberhofmeister Baron
Ulrich von Thun (1707–1788) lernte Grimm im Sommer, genauer August 1749 in
einem Landhaus in Fontenay-sous-Bois, dessen Besitzer der Friedrich
Ludwig von Sachsen-Gotha-Altenburg war, Jean-Jacques Rousseau kennen. Durch
letzteren machte er dann die Bekanntschaft zu Diderot. Zu Beginn ihrer
Begegnung war sie getragen von außerordentlicher Sympathie zueinander sowie der
beiden zu Louise d’Épinay. Grimm und Diderot arbeiteten an gemeinsamen
Projekten, wie der Correspondance littéraire, philosophique et critique oder
der Encyclopédie . Später arrangierte Grimm den Verkauf der
Bibliothek Diderots an die russische Zarin, er konnte ihn hierdurch aus einem
finanziellen Engpass befreien. Spät aber endete die Freundschaft: Die 1772–1781
unter Mitarbeit Diderots entstandene kolonialkritische Analyse Geschichte
beider Indien von Guillaume Thomas François Raynal lehnte
Grimm ab. Diderot schrieb ihm dazu am 25. März 1781 einen Brief, Lettre
apologétique de l’abbé Raynal à monsieur Grimm , der Grimm jedoch nie
erreichte. Diderot war enttäuscht über dessen subalterne und
egoistische Einstellung, über seine zunehmend monarchistische, absolutistische
Positionierung. D’Holbach Wie sich Diderot und d’Holbach kennenlernten ist nicht
bekannt. Ihre Korrespondenz ging großenteils verloren. Vermutlich verband sie
zunächst ihr Interesse an der Musik.[Beide verfolgten
naturgeschichtliche Themen, so etwa die Chemie, mit großem Interesse. Diderot
redigierte d’Holbachs wichtigstes Werk, das System der Natur. Ihre
Freundschaft hatte lebenslang Bestand. D’Holbach hielt sich von Verpflichtungen
zu europäischen Monarchen fern.
Ansichten
und Werk
Die Encyclopédie (1747
bis 1766) In gewisser Weise verfolgte die „Encyclopédie“ dabei das Ziel alltägliche
Sachzusammenhänge – „also das Können als solches, ohne dabei
sagen zu können, wie“ – seiner Zeit sprachlich einzufangen und mit
ausführlichen Abbildungen sowie Ergänzungen durch den Text in einem „wie“
erklärbar werden zu lassen; vergleichbar einer Unterscheidung zwischen implizitem und explizitem
Wissen, als Ausdruck eines sich versprachlichenden Prozesses der Explikation des
Impliziten. Beispiel: Ein Kleinkind erlernt die Grammatik der Muttersprache
implizit, d. h. über Mustererkennung. Ein Kind in der Schule erlernt
i. A. die Grammatik einer Sprache explizit, das heißt über Regeln. Phase des Entstehens Der Pariser Verleger und Hofdrucker André Le
Breton plante 1745, eine französische Ausgabe des ursprünglich
zweibändigen englischen Werks Cyclopaedia, or Universal Dictionary of
the Arts and Sciences von Ephraim Chambers aus dem Jahr 1728
zu verlegen, welches geschichtliche, biographische und geographische Texte
enthielt. Zunächst tat sich Le Breton mit dem aus England stammenden
Verfasser landwirtschaftlicher Lehrbücher John Mills und dem Danziger Juristen
und Naturforscher Gottfried Sellius zusammen. Während er die
Finanzierung ermöglichen wollte, sollten die beiden das zweibändige Werk von
Chambers ins Französische übersetzen. Der Vertrag zwischen Le Breton, Sellius
und Mills wurde am 5. März 1745 unterzeichnet und im August desselben
Jahres gebrochen. Le Breton, unzufrieden über den Fortschritt der Übersetzungen,
warf John Mills vor, das Französische nicht gut genug zu beherrschen und sich
zudem nicht an die vereinbarten Termine zu halten. Am 7. August 1745 kam
es zu einem offenen, handgreiflichen Streit zwischen beiden. Le Breton wurde
von Mills wegen Körperverletzung und tätlichen Angriffs verklagt,
aber freigesprochen. Die Leitung des Enzyklopädieprojekts als Herausgeber übertrug
Le Breton zunächst dem Geistlichen und Mathematiker Jean Paul de Gua de
Malves. Dieser plante eine Umgestaltung der Chambers’schen Cyclopaedia und
wollte sie an die aktuellen Verhältnisse anpassen. Da Le Breton
allein die nötigen finanziellen Mittel für das Projekt nicht aufbringen konnte,
tat er sich mit drei weiteren Verlegern zusammen: Antoine-Claude Briasson, Michel-Antoine
David, Laurent Durand. Im Jahr 1747 gab jedoch de Malves seine
Teilnahme an dem Projekt auf. Jetzt wurde Diderot Leiter des Projekts, hatte er doch schon eine
Geschichte der alten Griechen, ein medizinisches Lexikon und ein
philosophisches Traktat von Shaftesbury aus dem Englischen
übertragen. Die Encyclopédie war von Anfang an als ein
ausschließliches Gemeinschaftsprojekt konzipiert, hierin unterschied sie
sich zum Teil von anderen Lexika und Enzyklopädien. Eine weitere
Neuerung war das Einführen von Querverweisen. Der französische Frühaufklärer Pierre Bayle wandte
in seinem Dictionnaire historique et critique (1697) einen
aufwändigen Satzspiegel an, in Gestalt eines ein- und zweispaltigen
Satzes kombiniert mit Fußnoten und Marginalien die rechts
wiedergegeben wurden. Diese „Bayle’sche Methode“ fand, wenn auch in
abgewandelter Weise, in der Diderot’schen Encyclopédie Eingang
(siehe auch Enzyklopädik). Einige der Autoren plagiierten Texte oder Textpassagen
aus anderen Lexika, Johann Heinrich Zedlers Grosses vollständiges
Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste (1732–1754) etwa
war Quelle für viele philosophische Artikel von Jean Henri Samuel Formey.
Zedlers Werk hatte seinerseits manches dem Philosophischen Lexicon (1726)
von Johann Georg Walch entnommen. Unter der Ägide von
Denis Diderot Doch es vergingen noch fast drei Monate, bis am 16. Oktober
1747 Diderot und Jean-Baptiste le Rond d’Alembert als Herausgeber der Encyclopédie benannt
wurden. Diderot, nunmehr mit der Leitung des Projekts beauftragt, änderte das
ursprüngliche Vorhaben einer reinen Übertragung und Adaptation des Texts in das
Französische und beschloss, das zweibändige Werk beträchtlich zu erweitern, um
daraus eine Summa des gesamten Wissens seiner Zeit zu machen. Hierzu
gewann er als Mitarbeiter zuerst seinen Freund D’Alembert, einen Mathematiker
und Naturwissenschaftler sowie nach und nach andere Autoren, die sogenannten
Enzyklopädisten, die teils sonst wenig bekannte Spezialisten, teils aber auch
berühmte Persönlichkeiten waren, z. B. Montesquieu oder Voltaire.
Am 30. April 1748 wurde das königliche Druckprivileg, Approbation
et Privilège du Roy , erteilt. Wegen seiner Inhaftierung in der Festung Vincennes von Juli bis
November 1749 musste er seine Arbeit an der Encyclopédie für
einige Monate aussetzen und kam durch eine schriftlich hinterlegte
Verpflichtung, keine blasphemischen Schriften mehr zu veröffentlichen, frei. In
Zukunft war er deshalb vorsichtiger und ließ, um den Fortgang der Encyclopédie nicht
zu gefährden, viele andere Schriften unpubliziert. Im Oktober 1750 gab Diderot in seinem prospectus bekannt,
dass eine Ausgabe der Encyclopédie mit acht Bänden und
sechshundert Tafeln erscheinen werde. Obgleich Denis Diderot und D’Alembert das
menschliche Wissen in ein System verwoben sahen, wählten sie eine alphabetische
Ordnung für die Darstellung ihrer fast 61.000 Artikel, so in der ersten
endgültigen Version der Encyclopédie . Sie sahen zunächst in
der Encyclopédie auch eine Übersicht über den Wissensstand
ihrer Zeit. Diderot schrieb selbst eine Reihe von Artikeln, so zur Geschichte
der Philosophie aber auch Artikel zur Ästhetik, Grammatik, Rhetorik,
sogar zur Pädagogik und zur Politik wurden von ihm verfasst. Gerade
mit den Letzteren begab er sich in eine gefährliche Situation. Einen wichtigen
Beitrag mit über tausend Eintragungen wurden von ihm über die mechanischen
Künste (Handwerk) verfertigt. Hinzu kamen die aus den unterschiedlichsten
Gründen notwendig gewordenen Ergänzungsartikel aus den unterschiedlichsten
Gebieten, so wurden Eintragungen zur Landwirtschaft und dem Lemma Tier
durch Diderot bearbeitet. Einen wichtigen Beitrag zur Fertigstellung der Encyclopédie leistete Louis
de Jaucourt, der um das Jahr 1751 nach D’Alemberts Rückzug zum Projekt
hinzutrat. Obgleich das Verhältnis zwischen Diderot und de Jaucourt eher als
kühl zu charakterisieren wäre, schätzte jener dessen schriftstellerische Arbeit
und seinen Fleiß, der ihm darüber hinaus noch Zeit für das Schreiben anderer
Werke ließ. Inhaltliche Ziele Drei Bereiche sind bedeutsam: die Wissenschaften, gefolgt von den freien
Künsten und den mechanischen Künsten. Hierzu war es notwendig, Worte
und Begriffe einer Sache oder einem Sachzusammenhang eindeutig zuzuordnen. So
wurden etwa im Bereich der mechanischen Künste, also der Fertigkeiten und
Techniken von Kunsthandwerkern und Handwerkern, viele Gespräche
mit den Tätigen geführt, um Ordnung in die Sachverhalte zu bringen. Dennoch gab
es für die Enzyklopädisten keine vornehmen Beschäftigungen, die den
alltäglichen gegenüberstanden. Für Diderot und seine Mitarbeiter war es darüber hinaus überaus
wichtig, die Funktionsweisen der Technologien ihrer Zeit nicht nur sprachlich
einzufangen, sondern durch die Ergänzung des Texts mit ausführlichen Abbildungen
durch Stiche dem Leser oder Betrachter zu veranschaulichen: Im
Abschnitt über die Landwirtschaft werden demgemäß neben einer pastoralen
Landschaftsszene mit Hügeln und den in diesen Bereichen tätigen Menschen
diejenigen Maschinen und Werkzeuge abgebildet, die für die Arbeit eingesetzt
wurden. Diese alphabetische Gliederung ermöglichte Diderot aber auch, die
Zensur zeitweise zu hintergehen. Im Wissen, dass die Vertreter der Obrigkeit
besonders Begriffe und Artikel mit politischer und religiöser Brisanz im Fokus
hatten, brachte er häufig seine aufklärerischen Ideen und Kritiken bei
„belanglosen“ Themen unter. An diesem normativen Programm der Encyclopédie orientierten sich
implizit die Protagonisten der Technikwissenschaften im 19. Jahrhundert im Sinne
der Aufhebung des Enzyklopädischen in Gestalt des Systems der klassischen
Technikwissenschaften. 1750 verfasste er einen in ganz Europa verschickten Prospekt,
in dem er Interessenten zur Subskription der Encyclopédie aufrief.
Im November 1750 wurden die ersten achttausend Exemplare des Prospectus ,
der Vorankündigung der Encyclopédie , publiziert, mit der die
Käuferschaft zur Subskription aufgefordert wurde. Man plante zunächst acht
Textbände und zwei Bände mit Kupferstichen. In einer später erschienenen Auflage
aus dem Jahr 1755 spricht Diderot im Artikel zum Begriff Enzyklopädie im
Band V von insgesamt zwölf geplanten Bänden. 1751 erschienen die beiden ersten Bände der Encyclopédie
ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers . Der buchhändlerische Erfolg des Werks war enorm, doch die Jesuiten
und einflussreiche Vertreter aus der Sorbonne diagnostizierten eine
unchristliche Tendenz und erwirkten beim königlichen Kronrat, Conseil
du roi de France , ein Verbot. Da aber Mme de Pompadour,
einige Minister, viele einflussreiche Freimaurer und der Chefzensor Chrétien-Guillaume
de Lamoignon de Malesherbes auf der Seite der Enzyklopädisten standen,
konnten von 1753 bis 1756 trotz des Verbots vier weitere Bände erscheinen.
Hatte doch Malesherbes als Oberzensor, Censure royale , 1751
der Encyclopédie das königliche Druckprivileg verliehen.
Malesherbes sympathisierte in einer doppelten Position mit den Aufklärern. Er
war in verschiedenen Funktionen – unter Ludwig XV. und Ludwig XVI. –
Diener der französischen Monarchie. Doch rettete er 1752 das Erscheinen der
Enzyklopädie und verhinderte eine erneute Verhaftung von Diderot. Zwar wurden
die ersten beiden Bände der Ausgabe verboten, Malesherbes erreichte aber, dass
der königliche Erlass das Druckprivileg nicht explizit aufhob. Dies geschah vor folgendem Hintergrund: Der erste Band der Encyclopédie erschien
im Januar 1752, das gedruckte Datum vom Juni des Jahres 1751 im Titelblatt ist
inkorrekt. Die erste durch staatliche Institutionen durchgeführte
Repression erfuhr die Enzyklopädie also im Jahr 1752. Anlass hierzu gab die
theologische Dissertation von Jean-Martin de Prades. Durchgesehen vom
irischen Professor Reverend Luke Joseph Hooke (1716–1796),
welcher am Ende sein Amt und Würden verlor. Am 18. November 1751 verteidigte de
Prades seine Arbeit an der Sorbonne. Doch bald darauf wurde seine
Dissertation für den doctor theologiae einer zweifelhaften
Dogmentreue – d. h. der Nähe zur Encyclopédie –
verdächtigt, so dass die akademischen Verantwortlichen seine Arbeit einer
genauen Prüfung unterwarfen. In seiner Dissertation hatte de Prades eine Reihe von Thesen
aufgestellt, die zu einer scharfen Auseinandersetzung mit Vertretern der
theologischen Fakultät der Pariser Universität führten. Unter anderem hatte de
Prades Zweifel an der zeitlichen Abfolge der Ereignisse im Pentateuch geäußert
und die Heilwunder Jesu mit denen des griechischen Gottes der
Heilkunst Asklepios verglichen. Ohne seine Vorbilder zu nennen,
bediente sich de Prades über weite Strecken der von D’Alembert verfassten
Vorrede zur Encyclopédie , des Discours préliminaire ,
sowie der Pensées philosophiques von Diderot. Mit Diderot
stand de Prades auch in persönlichem Kontakt und hatte sich mehrmals mit ihm zu
Gesprächen getroffen. Am 15. Dezember stellte die mit dem Fall befasste Kommission
der Pariser theologischen Fakultät fest, dass die in der Dissertation
geäußerten Thesen zu verwerfen seien und die Schrift selbst unter die
Zensurbestimmungen falle. Für den zweiten, im Januar 1752 veröffentlichten Band
der Encyclopédie schrieb de Prades einen rund fünfzehnseitigen
Artikel unter dem Begriff Gewissheit, Certitude . Der Artikel de
Prades’ wurde durch eine Einleitung und ein lobendes Schlusswort von Diderot
eingerahmt. Vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung um seine Dissertation
äußerten sich die Theologen nun empört und beschuldigten de Prades der Häresie.
Gegen de Prades erging ein Haftbefehl, er floh nach Holland und schließlich
nach Berlin. Die beiden schon publizierten ersten Bände der Encyclopédie wurden
am 7. Februar 1752 verboten, ebenso die noch ausstehenden Bände. Chrétien-Guillaume
de Lamoignon de Malesherbes, Oberzensor der Censure royale , griff
schützend ein. Malesherbes lenkte die Krise dergestalt um, dass am
2. Februar 1752 mit einem Ratserlass, arrêts du Conseil ,
lediglich Textstellen in den ersten beiden Bänden identifiziert wurden, welche
„auf die königliche Autorität zerstörerisch wirkten und den Geist der
Unabhängigkeit und Revolte festigten und mit zweideutigen Begriffen die
Grundlagen des Irrtums, der Sittenverderbnis, der Irreligion und des Unglaubens
förderten“. Auswirkungen auf die Verbreitung der Encyclopédie hatte
dies aber nicht, waren doch die ersten beiden Bände schon an die Käufer bzw.
Subskribenten ausgeliefert worden. Vor allem wurde das Druckprivileg nicht
zurückgenommen. Unterstützung erhielt Malesherbes in dieser Angelegenheit auch
von Mme de Pompadour. Danach jedoch wuchs der Druck der Gegner. Im Jahre 1758 wurde das
Verbot erneuert, 1759 setzte Papst Clemens XIII. das Werk auf den Index.
Inzwischen hatte die Regierung die Deviseneinnahmen schätzen gelernt,
die trotz des Siebenjährigen Kriegs (1756–1763) durch den Verkauf
der Encyclopédie aus ganz Europa hereinkamen, und man
ermutigte Diderot unter der Hand zum Weitermachen. Der Mitherausgeber Jean-Baptiste le Rond d’Alembert zog
sich 1759 aus dem Projekt zurück. An seine Stelle trat ab dem Jahr 1760 der
sehr engagierte Louis de Jaucourt. Am 12. November 1764 entdeckte Diderot zufällig, dass sein
Verleger André Le Breton ohne Rücksprache in den letzten Textbänden
Änderungen durch Auslassung ganzer Textpassagen und gravierende
Textveränderungen vorgenommen hatte. Obgleich Diderot zunächst jede weitere
Zusammenarbeit mit ihm aufgeben wollte, ließ er es nicht so weit kommen. In einem
Brief an André Le Breton schrieb er: „Sie haben mich zwei
Jahre lang feige betrogen. Sie haben die Arbeit von zwanzig rechtschaffenen
Männern zerstört oder durch dummes Vieh zerstören lassen, die Arbeit von
Männern, welche Ihnen ihre Zeit, ihre Talente, ihre Nachtwachen umsonst aus
Liebe zum Guten und Wahren und in der einzigen Hoffnung geopfert haben, einige
wohlverdiente Achtung dafür zu erwerben, deren Ihre Ungerechtigkeit und Ihre
Undankbarkeit sie beraubt haben wird.“ – Denis Diderot : Brief vom 12. November 1764 an
A. Le Breton Anfang des Jahres 1766 kam der 17. Textband heraus,
in der Ausgabe der Encyclopédie aus dem Jahr 1772 war
das Projekt schließlich mit dem elften Band abgeschlossen. Diderot widmete diesem Projekt 20 Jahre seines Lebens. Er schrieb
mehr als 3000 Artikel, bevor er das Projekt im Juli 1765 mangels Anerkennung
voller Bitterkeit beendete. Diderot zog sich zurück und überließ die Herausgabe
der letzten Abbildungsbände seinen Nachfolgern, die, wie schon die ersten, viel
zum Ruhm des Unternehmens beitrugen. Laut Vertrag mit den Verlegern sollte er
25.000 Livre für die fertiggestellte Enzyklopädie erhalten Über
diesen geringen Betrag für eine zwanzigjährige bzw. vermutete zwölfjährige
Arbeit beklagte sich Voltaire in einem Brief vom 14. April 1760 an
Jean-Baptiste le Rond d’Alembert. In der Encyclopédie méthodique – in 166 Bänden,
von 1782 und 1832 von dem Verleger Charles-Joseph Panckoucke und Mme Thérèse-Charlotte
Agasse (1775–1838) herausgegeben – fand die Encyclopédie ou
Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers schließlich
ihre Neubearbeitung, Erweiterung und Neuaufteilung in verschiedene Fachlexika. Verlegerische und
ökonomische Aspekte André François Le Breton und seine drei Geschäftspartner
Antoine-Claude Briasson, Michel-Antoine David und Laurent Durand
unterzeichneten am Montag den 18. Oktober 1745 einen
Gesellschaftervertrag traité de société mit einem Startkapital
von 20.000 Livre und einer Anteilsverteilung entsprechend den
Einlagen. Le Breton hielt einen Anteil von 50 Prozent, die anderen je ein
Sechstel. Viele der im 18. Jahrhundert publizierten Bücher erschienen
in einer durchschnittlichen Auflage von 500 bis 1000 Exemplaren. Der Prospectus
der Encyclopédie , im November 1750 erschienen, war mit 8000 Exemplaren
geplant. Die Käufer sollten zur Subskription aufgefordert werden.
Angekündigt wurden acht Textbände und 2 Bände mit Kupferstichen.
Sie sollten, so der Plan, in Abständen von etwa einem halben Jahr erscheinen.
Somit hätte Band II im Dezember 1775 und Band III im Juni 1776 erscheinen
müssen usw., bis schließlich im Dezember 1779 Band VIII der Öffentlichkeit
zugänglich gemacht werden sollte. Die Subskription sah eine Vorauszahlung von
60 Livre vor und bei Erhalt von Band I weitere 36 Livre, für die
Bände II bis VIII 24 Livre und für die beiden letzten Bände mit den
Kupferstichen 40 Livre. Die Gesamtkosten beliefen sich rechnerisch auf 280
Livre, legt man einen annähernden Umrechnungskurs von 1 Livre gleich 10 bis
12 Euro zugrunde, beliefe sich der Gesamtpreis auf 3000 bis 3400 Euro. Tatsächlich
erschienen dann der Band I im Juni 1751, Band II Januar 1752, Band III November
1753, Band IV Oktober 1754, Band V November 1755, Band VI Oktober 1756, Band
VII November 1757, Band VIII bis XVII von 1765 bis Januar 1766 und im Jahr 1772
der letzte Band mit den Tafeln bzw. Kupferstichen. In dieser ersten
Version umfasste das Werk 60.660 Artikel. Als Diderot im Jahr 1746/47 zu dem ursprünglichen Projektvorhaben
der Übersetzung der englischen Ausgabe Cyclopaedia, or Universal
Dictionary of the Arts and Sciences von Ephraim Chambers hinzutrat,
unter der verlegerischen Ägide um Le Breton, erhielt er für seine
Tätigkeit im Februar 60 Livre, 45 Livre im März, 90 Livre im April und 120
Livre im Juni. Im Oktober 1747 – aus dem ursprünglichen Vorhaben der reinen
Übersetzung war mittlerweile das eigenständige Werk der Encyclopédie geworden
– handelten Diderot und d’Alembert einen neuen Vertrag mit der
Verlegergemeinschaft um André François Le Breton, Antoine-Claude Briasson, Michel-Antoine
David und Laurent Durand aus. Dieser sah vor, dass Diderot 7200 Livre erhalten
sollte, 1200 Livre nach der Publikation von Band I und die weiteren 6000 Livre
in einer Rate von 144 Livre in den folgenden Monaten. Umgerechnet wären dies,
siehe oben, etwa 78.000 bis 90.000 Euro. Als Diderot im November 1754 seine Familie und Bekannte in seiner
Heimatstadt Langres für eine längere Zeit aufsuchte, gab ihm ein dort
ansässiger Notar Dubois den Rat, seinen Vertrag mit den Verlegern neu zu
verhandeln. Die neuen Konditionen sahen vor, dass Diderot für jeden
fertiggestellten Band 2500 Livre und zum Abschluss des Encyclopédie -Projekts
noch einmal 20.000 Livre erhalten solle. Diderot erhielt vermutlich für
seine 25-jährige Arbeit an der Encyclopédie rund 80.000 Livre,
was umgerechnet einem Durchschnittswert von 32.000 bis 38.000 Euro pro
Jahr entspricht. Die Pariser Verlegergemeinschaft unter Le Breton erzielte
einen Gewinn von 2. 5 Millionen Livre, ein Jahrhundertverlagsgeschäft.
Weltweit wurden von der Encyclopédie bis zum Jahr 1789 rund
25.000 Exemplare in verschiedenen Ausgaben verkauft. Als sich das Encyclopédie -Projekt auf seinem Höhepunkt
befand, waren eine größere Anzahl Handwerker und andere Berufsgruppen direkt
oder indirekt daran beteiligt: Kupferstecher, Zeichner, Schriftsetzer, Drucker und Buchbinder,
um nur einige zu nennen. Die Encyclopédie umfasste von 1751
bis 1765 17 Bände mit Artikeln und von 1762 bis 1772 elf Bände mit Abbildungen,
18.000 Seiten Text, 75.000 Einträge, davon 44.000 Hauptartikel und 28.000
Nebenartikel mit insgesamt 20 Millionen Wörtern. Die Zielgruppe für die kostspielige und
umfangreiche Encyclopédie waren vermutlich begüterte und
wahrscheinlich auch gebildete Menschen aus der Schicht der Bourgeoisie,
des Adels und des Klerus. Ferner kann man vermuten, dass die Zahl der Leser größer
war als die der Eigentümer. Frühe philosophische
Werke Neben der Encyclopédie hatte Diderot immer auch
andere Werke in Arbeit. So war die Übersetzung von Shaftesburys Inquiry mehr
als eine Übertragung in die französische Sprache. Schon an ihrem ausgreifenden
Titel Principes de la Philosophie morale ou essai de M. S***.
sur le mérite et la vertu. Avec Réflexions [ (1745) zeigte
sich der kommentierende Charakter dieser Arbeit, die mit umfangreichen Begleittexten
versehen war, die Diderots eigene Position deutlich machten. Schon 1746 hatte
er im Anschluss an die Shaftesbury-Übersetzung seine Pensées
philosophiques („Philosophische Überlegungen“) publiziert, worin er
erstmals materialistische und atheistische Vorstellungen eines radikalen
Aufklärers entwickelte. 1748 veröffentlichte er zudem den erotischen Roman Les
bijoux indiscrets („Die geschwätzigen Kleinode“), der ein
Skandalerfolg wurde. In den Pensées sur l’interprétation de la nature („Gedanken
zur Deutung der Natur“, 1754) betätigte sich Diderot als theoretischer Naturwissenschaftler.Der
Text war ein Plädoyer für das Prinzip des Experiments und gegen die
rationalen Naturerklärungen der Cartésiens , der rationalistischen Denker
im Gefolge von René Descartes. Diderot sieht den Erkenntnisprozess als
Wechselwirkung zwischen Beobachtung, kombinierender Reflexion und
Experiment. Die Welt scheint ihm grundsätzlich erkennbar, agnostizistische Positionen
lehnt er ebenso wie eine ausschließlich auf der Mathematik beruhende
Naturerkenntnis oder deren Überbetonung ab, letzteres im Widerspruch zu
D’Alembert und dessen Essai sur les éléments de philosophie (1759).
Aber auch die kritische Würdigung der philosophischen Positionen eines Pierre-Louis
Moreau de Maupertuis, dargestellt in seinem Système de la nature ou
Essai sur les corps organisés – zunächst 1751 in lateinischer Sprache
als Dissertatio inauguralis metaphysica de universali naturae systemate und
unter dem Pseudonym „Dr. Baumann aus Erlangen“ publiziert –, in dem
jener sich mit der Leibniz’schen Monadenlehre und deren
Bedeutung für die Naturphilosophie auseinandersetzte, flossen in Diderots Pensées
sur l’interprétation de la nature ein. Dieser gewissermaßen aphoristisch in kurze Artikeln
gegliederte Text legt der Erkenntnis drei Werkzeuge zugrunde: die Naturbeobachtung,
die Reflexion und das wissenschaftliche Experiment. In dieser
Vorgehensweise war er der Philosophie von John Locke und Isaac
Newton verbunden (vgl. Artikel XV ). „Ein Schwerpunkt der von
Diderot in den Pensées sur l’interprétation de la nature entworfenen Methodologie besteht
darin, auf der Basis der Beobachtung der empirischen Realität jeweils
provisorische Hypothesen aufzustellen, die Ausgangspunkt neuer
wissenschaftlicher Fragestellungen und Forschungsobjekte sein sollen, jedoch
immer explizit als approximative, als durch die Forschung wieder zu
überschreitende gesetzt werden. Derselbe relative Gültigkeitsanspruch gilt auch
bei Diderot für die philosophischen Theorien, die einen Gesamtentwurf als
Synthese der Forschungsergebnisse der Naturwissenschaften bieten sollen, jedoch
ebenfalls wieder gemäß dem prinzipiell immer offenen Fortgang der
Wissenschaften nur Haltepunkte des Denkens, niemals Endpunkte sein dürfen. […]
Ein wesentliches Merkmal der von Diderot postulierten Methode für die
Naturforschung besteht darin, den Wert der Hypothesen, der Gesamttheorien,
selbst der Spekulationen gegenüber dem von Newtons Postulat „Hypotheses
non fingo“ [bedeutet sinngemäß: in der Experimentalphilosophie gibt es keine
Unterstellungen] geprägten Denkmodell seiner Zeitgenossen wieder zu
rehabilitieren, die Hypothesen in einen methodischen Kontext mit Beobachtung
und Experiment zu stellen.“ – Ursula Winter : Wissenschaftsmethodologie und Moral. In: D. Harth, M. Raether: Denis Diderot oder die Ambivalenz der Aufklärung, S. 157–184. Im Artikel XXIV. Grundriß der experimentellen Physik beschrieb
Diderot deren Umfang und deren Aufgaben („(…) die experimentelle Physik
beschäftigt sich im allgemeinen mit der Existenz, den Eigenschaften und dem
Gebrauch“) und definiert in der Folge diese und weitere daraus abgeleitete
Begriffe. Im Artikel XXIII differenziert er die Arten von
Philosophie: „Wir haben zwei Arten der Philosophie unterschieden:
experimentelle und rationale Philosophie.“ In den nachfolgenden Artikeln wurde
aus beiden Aphorismen eine synthetische Schlussfolgerung gesucht. Ab Artikel
XXXI werden Beispiele und daraus abgeleitete Vermutungen formuliert. Überhaupt war der Einfluss des Denkens von John Locke auf Denis Diderot
nicht unerheblich; dessen wichtigstes Werk für den erkenntnistheoretischen
Sensualismus An Essay Concerning Humane Understanding („Versuch
über den menschlichen Verstand“, 1690) war von Pierre Coste schon im
Jahr 1690 unter dem Titel Essai sur l’entendement humain ins
Französische übertragen worden. Auch Diderot geht, wie die englischen
Sensualisten, von der sinnlichen Grundlegung der Erkenntnis, somit auch des
Vorrangs der expérience über die raison beim
Erkenntnisvorgang aus. 1749 kam die schon genannte philosophische Schrift Lettre
sur les aveugles à l’usage de ceux qui voient („Brief über die Blinden
zum Gebrauch der Sehenden“) heraus, in der Diderot, ausgehend von der These,
dass ein blind Geborener (siehe hierzu auch Visuelle Wahrnehmung) keine
Möglichkeit habe, die Existenz Gottes zu erdenken, dessen Existenz
überhaupt bezweifelt. Diderot setzt sich in dieser Monographie mit den
philosophischen Überlegungen des blinden Cambridger Mathematikers Nicholas
Saunderson auseinander, dessen Gedanken stark von atheistischen
Überlegungen geprägt waren. Doch war es William Molyneux, der 1688
erstmals dieses sogenannte Molyneux-Problem thematisierte. Diderot
übernimmt die „Perspektive“ des Blinden und fordert von den Sehenden sich in
dessen Einbildungskraft hineinzudenken. In der Lettre sur les aveugles wurde
so auch ein Wandel der Auffassung Diderots deutlich. Die in den Pensées
philosophiques vertretenen deistisch-pantheistischen Anschauungen
wurden zugunsten von stärker materialistisch-atheistischen Vorstellungen
abgelöst. 1751 trug er zu einer Grundlegung der philosophischen
Ästhetik mit der Lettre sur les sourds et muets, à l’usage de ceux qui
entendent et qui parlent („Brief über die Taubstummen zum Gebrauch der
Hörenden und Sprechenden“) bei. Daneben thematisiert Diderot hier das Phänomen
der Sprache und ihrer Verbindung mit der sinnlichen Umwelt. In einer
Art von metaphysischer Anatomie (espèce d’anatomie métaphysique ) stellt
er die sensualistische Überlegung an, wie ein Mensch seine
Umgebung empfände, wenn einzelne Sinnesorgane ausgeschaltet würden,
und fragt, wie er die Umgebung durch nur ein einziges Sinnesorgan wahrnehmen
könne, wie sich mithin die Welt in jedem einzelnen der Sinne darstellte. In
der Lettre sur les sourds et muets entwirft Diderot ein
Szenario, bestehend aus einer Gruppe von fünf Personen, von denen jede über nur
einen einzigen Sinn verfügen würde und jede glaubte, die Welt in ihrer
Gesamtheit zu erkennen. Er folgert, dass diese Personen dank ihres
Bewusstseins, Gedächtnisses und ihrer Abstraktionsfähigkeit durchaus in der
Lage wären, aus ihren unterschiedlichen Wahrnehmungen etwa einen Zahlbegriff zu
generieren und auch in Kommunikation darüber zu treten. Analoge Erfahrungen der
verschiedenen Sinne könnten zu einem abstrakten Zahlenbegriff und so zu einem
sinnvollen Dialog führen. Andererseits müssten sich die kommunizierenden
Personen wechselseitig für verrückt halten; denn eine jede beurteile mit ihrer
einzelnen Sinnesleistung alles. Im selben Jahr wurde Diderot neben D’Alembert in die Königliche
Akademie der Wissenschaften Friedrichs II. aufgenommen. Diderot zeigte sich insbesondere in seinen philosophischen
Schriften von der Idee der Entwicklung geradezu begeistert, einer Idee, die das
gesamte Universum einbeziehe. Aus dem materiellen Substrat entstehe alles
Leben. Materie könne damit auch lebendige Materie sein, die damit Lebendiges
und Empfindsamkeit (sensibilité ) zu entwickeln imstande sei, ohne
dass man in dieser Entwicklung oder Hervorbringung eine finale Kausalität annehmen
müsse. In der letzten Unzugänglichkeit dieser Finalität zeigt sich dann auch
das menschliche Unvermögen, die Natur nach eigener Maßgabe zu verstehen, in der
Annahme, in dieser Unzulänglichkeit liege das Verbot, die Natur unter der
Vernunft und den Willen eines Gottes zu subsumieren. Gott war damit
als ein ins Unendliche hinein gesteigerter Mensch gedacht. Natur sei das
Ganze, der Kreis, in dem alles Leben auseinander hervorgehe. Dieses Ganze
besitze eine zeitliche Abfolge, eine Entwicklung, so dass das Seiende in einen
Zeitfluss gelange. Er sah in der Materie die Substanz des Werdens, die er sich
aber weniger konkret vorstellte als etwa sein Freund Paul Henri Thiry
d’Holbach. Wenn seine Naturinterpretation einerseits wissenschaftlich fundiert
sein sollte, war sie zugleich ein mit Gefühl und Phantasie besetzter Entwurf,
der später in ähnlicher Weise von Goethe eingefordert werden sollte. Autor von Romanen und
Dialogen Der Roman ist eine fiktionale literarische Gattung, die
sich erst im 18. Jahrhundert vom Vorurteil zu befreien begann,
sie sei, so einige zeitgenössische Betrachter, frivol, oberflächlich und
sittenverderblich. Diderot arbeitete an Romanen und Erzählungen, die
rückblickend erstaunlich modern wirken und meist erst postum erschienen sind.
So verfasste er 1760 und 1761 den kirchenkritischen, empfindsamen Roman La
religieuse („Die Nonne“), der den Leidensweg einer unfreiwilligen
Nonne beschreibt und heute sein meistgelesenes (auch verfilmtes) Werk ist
(gedruckt erst 1796). Diderot war ein Bewunderer der Werke von Samuel
Richardson, und vieles aus dessen Romanen Pamela, or Virtue Rewarded (1740)
und Clarissa or, The History of a Young Lady (1748) fand
seinen Weg in La religieuse . Während er an seinem Roman Le
Neveu de Rameau arbeitete, verstarb Richardson am 4. Juli 1761.
In seiner Éloge de Richardson (1760) lobte er ihn dafür, das
Genre des Romans auf ein ernsthaftes Niveau gehoben zu haben. Damit unterschied
er sich von Voltaire, aber auch von Rousseau, die dem Erneuerer des englischen
Romans ablehnend gegenüberstanden. Man zählte sie deshalb auch zu den anciens und
nicht wie Diderot zu den modernes . In seiner Leidenschaft für
Richardson machte Diderot gar seiner Vertrauten, Sophie Volland, Vorhaltungen,
da sie eine ablehnende Haltung gegenüber dem Roman Pamela einnahm. Überhaupt war der Einfluss der englischen Literatur auf Diderot
erheblich. Waren seine ersten Publikationen noch Übersetzungen von englischen
Texten ins Französische, denen sich die von Richardson beeinflusste La
religieuse anschloss, so sind an Jacques le fataliste et son
maître (1776) Parallelen zu Laurence Sternes The Life and
Opinions of Tristram Shandy, Gentleman (1759–1767) festzustellen. Sterne,
der zwischen 1762 und 1765 während seiner Reise durch Frankreich und Italien
mehrfach in Paris weilte und dort auch die Bekanntschaft von Baron d’Holbach,
Diderot und anderen machte, gilt als wichtige Anregung für Jacques le
fataliste . Bekannt ist, dass Sterne seinen Verleger in London
beauftragte, ihm einige der schon fertiggestellten Bände seiner Ausgabe
des Tristram Shandy zu übersenden, um sie Diderot zu schenken.
Später schrieb Diderot an Sophie Volland, dass er mit dem Tristram
Shandy das „närrischste, weiseste, fröhlichste aller Bücher“ las. Von 1760 bis etwa 1774 verfasste Diderot den
experimentellen Roman Le Neveu de Rameau („Rameaus Neffe“,
erstmals gedruckt in Goethes deutscher Übersetzung 1805, in einer
französischen Rückübersetzung 1821, im endlich wiederentdeckten Originaltext
erst 1891). Der im Jahr 1773 begonnene und 1775 beendete Roman Jacques
le fataliste et son maître wurde 1778 bis 1780 in der
handschriftlichen Zeitschrift Correspondance littéraire veröffentlicht
(im Druck erst 1796 erschienen). Als Rahmenhandlung wählte
Diderot die neuntägige Reise des Dieners Jacques mit seinem Herren zu einer
Amme, um dort die Schulden für die Pflege eines ihm unterschobenen Kindes
auszugleichen. Die Reise bietet den Anlass, weitere Geschichten
einzuflechten. Das Verhältnis zwischen dem von der Determiniertheit aller
Ereignisse überzeugten, aber lebenstüchtigen und aktiven Diener Jacques und
seinem an die Willensfreiheit glaubenden, aber lethargischen und
passiven Herrn, inspirierte Hegel zu seiner in der Phänomenologie
des Geistes entfalteten Dialektik von Herrschaft und
Knechtschaft, ebenso wie ihn der zwiespältige Protagonist des Neveu de
Rameau zur Unterscheidung von „Ansichsein“ und „Fürsichsein“ anregte. In Diderots unveröffentlichten Schriften mit satirischer Tendenz
zeigen sich deutliche Zweifel am optimistischen, aufklärerischen Weltbild, das
er mit der Encyclopédie öffentlich vertrat. Sein einstiger
Freund und späterer Widersacher Rousseau warf Diderot vor, er habe ihn vom
Optimismus abgebracht.
Für Diderot war das Schreiben in Dialogform sowohl in
Theaterstücken als auch in Essays sehr wichtig. Er entwickelte seine Gedanken
im Austausch mit einem virtuellen Gegenüber. Diese imaginären Gesprächspartner
hießen bald Zuhörer (auditeur ), bald Leser (lecteur ) oder
Gesprächspartner. Mit der Zeit zeigten sich hier zudem ein Wandel: Während die Dialogpartner
im Entretien entre D’Alembert et Diderot (1769) als Teil der
Trilogie des Le Rêve de D’Alembert und im Le Neveu de
Rameau (1769) noch konkrete Personen waren, wurden sie in der
Erzählung Ceci n’est pas un conte (1773) zum abstrakten
Gesprächspartner (interlocuteur ), womit der Partner nur noch wenige
persönliche Züge aufwies, um die konkrete Personalität schließlich in den Supplément
au voyage de Bougainville (1772) als Gespräch zwischen A und B noch
weiter aufzuheben.
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