Originaler Fotodruck von 1938.
Mit zwei Abbildungen nach Originalaufnahmen von Dr. Eugen Koch (Lehrer), Sarona:
Kundgebung der deutschen Kolonie in Sarona-Jaffa zum Heldengedenktag vor dem Fliegerdenkmal, das zu Ehren der im Weltkrieg in Palästina gefallenen deutschen Flieger (von der Fliegerstaffel 300) errichtet worden ist.
Das 1937 vollendete neue Gebäude der Bank der Deutschen Tempelgemeinschaft in Jaffa, Palästina.
Journalausschnitt in der Größe 128 x 188 mm.
Mit minimalen Alterungs- und Gebrauchsspuren, sonst sehr guter Zustand.
Hervorragende Bildqualität auf Kunstdruckpapier – extrem selten!!!
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Heinrich Soyter war der erste Offizier zur besonderen Verwendung der Abteilung, als sie im April 1916 ihr Tätigkeitsfeld in Palestina erreichte. Er fiel bei einem türkischen Sturmangriff auf britische Stellungen. Der erste Tote der Abteilung. Sarona (hebräisch שָׂרוֹנָה Sarōnah; zwischen 1948 und 2013 umschrieb die Bezeichnung haQiryah [auch haKirya; hebräisch הקריה HaQirjah] räumlich das gleiche Viertel) ist ein Restaurant- und Ausgehviertel in Tel Aviv-Jaffa, Israel, umrahmt von neuen vielgeschossigen Büro- und Wohnbauten. Die aufgelockerte Bebauung und der Baumbestand in Saronas Zentrum gehen auf seine Entstehung als Kolonie von Anhängern der Tempelgesellschaft (so genannte Templer) zurück, die zumeist Auslandsdeutsche waren, aber auch Auslandsschweizer und -dänen. Ab 1940 gesperrter militärischer Sicherheitsbereich wird Sarona seit 2006 sukzessive renoviert und steht wieder der Allgemeinheit offen. Geschichte Sarona war eines der ersten modernen Dörfer in Palästina. Vier Kilometer nordöstlich von Jaffa, am Südende der Ebene S(ch)aron, wurde 1871 Sarona nach Flur- und Straßenplänen Theodor Sandels angelegt. Die Kolonisten kamen aus der 1869 von Templern gekauften, drei Jahre zuvor gegründeten amerikanischen Siedlung namens American Colony (arabisch امليكان, DMG Amelīkān, englisch Adams City, hebräisch המושבה האמריקאית-גרמנית ביפו, transliteriert: haMoschavah haAmeriqa'it-Germanit beJafo, d. h. die amerikanisch-deutsche Kolonie in Jaffa), die am nordöstlichen Rande Jaffas liegt. Da den Templern dort landwirtschaftliche Flächen unerschwinglich waren, gründeten sie weiter nordöstlich ihre dritte Kolonie, Sarona, wohin achtzig der insgesamt 200 Templer aus Jaffa übersiedelten. Mit Gründung Saronas wurde auch ein Templerfriedhof angelegt. Das Gelände des ehemaligen Templerfriedhofs ist seit Umbettung der Toten 1952 eine Freifläche östlich des südlichen Endes des Rechov Saʿadiah Ga'on. Die vor 1870 verstorbenen Templer aus Jaffa wurden anfangs auf dem Friedhof von Mount Hope bestattet, einer 1852 von Clorinda Minor aus Philadelphia und bergischen Siedlern um Friedrich Großsteinbeck (1821–1858) und Johann Großsteinbeck gegründeten sabbatianischen Siedlung. Saronas Böden und Klima erwiesen sich insbesondere günstig für den Weinbau, im „Herbst 1892 wurden im Centralkeller zu Sarona etwa 3000 Hektoliter gekeltert.“ Bekannte Weine waren Sarona rot, Perle von Jericho und Jaffa Gold. Auf seiner Reise durchs Heilige Land erreichte Wilhelm II. mit Entourage am 27. Oktober 1898 Sarona. Der deutsche Vizekonsul in Jaffa Edmund Schmidt (1855–1916) empfing den Kaiser und begrüßte ihn freundlich im Auftrag der gesamten Kolonie. In Sarona sprach der Kaiser seine Hoffnung aus, dass seine freundschaftliche Politik gegenüber dem Osmanischen Reich dazu dienen werde, dass deutsche Siedlungen in der Levante sich gut entwickeln könnten. Von Sarona geleitete Vizekonsul Schmidt das Kaiserpaar weiter in die (Amerikanisch-)Deutsche Kolonie vor Jaffa, wo das Paar in Plato von Ustinovs Hôtel du Parc einlogierte. Am 17. November 1917 nahmen britische Streitkräfte Sarona ein, und die meisten Männer deutscher oder anderer Feindstaatsangehörigkeit wurden in Wilhelma als feindliche Ausländer interniert. 1918 wurden die Internierten in ein Lager südlich von Ghaza gebracht, während die verbliebenen Einwohner Saronas, meist Frauen und Kinder und nur wenige Männer, strenger Polizeiaufsicht unterstellt wurden. Auf dem neuen Soldatenfriedhof Sarona, unweit des Templerfriedhofs, fanden indische Gefallene der alliierten Eroberung 1917 eine Ruhestätte. Das Gelände des ehemaligen Soldatenfriedhofs ist seit Umbettung der Toten 1952 eine Freifläche auf der westlichen Straßenseite im mittleren Abschnitt des Rechov Esriel Carlebach. Im August 1918 wurden die Internierten von Gaza nach Sidi Bishr und Helwan in der Nähe Alexandrias verlegt. Mit dem Frieden von Versailles, der am 10. Januar 1920 in Kraft trat, wurden die ägyptischen Lager aufgelöst, und Eitel-Friedrich von Rabenau wurde Auflösungsbeauftragter der Lagerinsassen. Die meisten Internierten kehrten ins Heilige Land zurück, ausgenommen diejenigen, die laut einer schwarzen Liste der britischen Streitkräfte als unerwünscht galten. Die Besatzungsverwaltung Occupied Enemy Territory Administration South (OETA South) beschlagnahmte alles Eigentum der Einwohner deutscher und anderer feindlicher Nationalität. Mit der Einrichtung eines regulären britischen Amtsapparats im Jahre 1918 übernahm Edward Keith-Roach als Public Custodian of Enemy Property die Verwaltung des beschlagnahmten Eigentums und vermietete es, bis die Gebäude 1925 schließlich an die eigentlichen Eigentümer restituiert wurden. Der Frieden von Versailles, der am 28. Juni 1919 unterzeichnet worden war und nach allseitiger Ratifikation am 10. Januar 1920 in Kraft trat, legalisierte den bestehenden britischen Gewahrsam des Vermögens der Auslandsdeutschen im Heiligen Lande. Auf der Konferenz von Sanremo im April 1920 einigten sich die Alliierten darauf, Palästina in britische Obhut zu geben, woraufhin am 1. Juli 1920 offiziell die britische Zivilverwaltung die OETA ablöste. Von diesem Zeitpunkt an überwies Keith-Roach die erzielten Mieteinnahmen für Immobilien in seiner Verwahrung an die eigentlichen Eigentümer. Der Völkerbund legitimierte das alliierte Übereinkommen von San Remo, indem er Großbritannien 1922 das Mandat für Palästina erteilte. Die Türkei, die Rechtsnachfolgerin des Osmanischen Reiches, legalisierte schließlich das britische Mandat durch den Vertrag von Lausanne, der am 24. Juli 1923 unterzeichnet wurde und nach den Ratifikationen am 5. August 1925 in Kraft trat. Damit endete im gleichen Jahr der Gewahrsam über ehemaliges Feindvermögen, und Keith-Roach restituierte es den Vorbesitzern als rechtlich geschütztes Eigentum. Die in Mount Hope bestatteten Toten der Templergemeinde, sowie einige auf dem Friedhof der von Alfred Isaacs gegründeten Model Farm nahe dem ersten Kraftwerk der Stadt beigesetzte Templer, wurden nach Rückkehr der Einwohner Saronas auf den Templerfriedhof umgebettet. Um 1930 bildeten die deutschsprachigen Einwohner des Heiligen Landes eine Minderheit, innerhalb deren Juden die größte Gruppe ausmachten, gefolgt von ca. 1.300 Templern und 400 anderen Deutschsprachigen – mit Ausnahme weniger Katholiken (meist Geistlicher) und noch weniger Konfessionsloser – überwiegend Protestanten. Das 1909 gegründete Tel Aviv wuchs schnell an Sarona heran, so dass das Dorf schon bald Gegenstand von Plänen zur Stadterweiterung wurde. 1931 eröffnete die neue deutsche Auslandschule in Sarona. 1928 eröffnete Christian Kübler für Ausflügler aus Jaffa oder Tel Aviv einen Biergarten mit Weißbierausschank. 2014 wurde wieder ein Weißbierausschank eröffnet. Sarona hatte zudem einen Tennisplatz und eine Kegelbahn, die ebenfalls rekonstruiert worden sind. Mit dem deutschen Überfall auf das westliche Polen ab 1. September beziehungsweise dem sowjetischen Einfall im östlichen Polen ab 17. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg, woraufhin die britische Mandatsregierung die meisten Männer Saronas, soweit sie deutscher oder anderer feindstaatlicher Nationalität waren, als feindliche Ausländer internierte. Die britischen Mandatsbehörden beschlagnahmten erneut das gesamte Eigentum feindlicher Ausländer und unterstellten es wieder Keith-Roach als Public Custodian of Enemy Property. Im Mai 1940 ließ die Mandatsregierung auch alle verbliebenen feindlichen Ausländer (v. a. nichtjüdische deutsche Frauen und Kinder sowie auch Italiener und Ungarn) aus Jaffa, Bir Salem, Sarona und Tel Aviv in Wilhelma internieren. Mit der Internierung auch der zunächst noch in ihren Häusern in Sarona verbliebenen Einwohner im Jahre 1940 räumte die Mandatsregierung deren Häuser und führte sie anderen Nutzungen zu. Britisches Militär baute ganz Sarona als gesicherten Stützpunkt aus, und richtete sich darin ein. Am 21. Februar 1946 verübte die Haganah einen Anschlag auf den britischen Militärstützpunkt, wobei vier ihrer Männer starben. Von Wilhelma konnten viele nichtjüdische Deutsche 1941 im Rahmen der Familienzusammenführung nach Deutschland ausreisen. Andere siedelten 1943 nach Australien um. Internierte Italiener und Ungarn kamen nach den Pariser Frieden 1947 frei. Die ehemaligen Eigentümer Saronas, seit langem interniert oder in Australien bzw. Deutschland, beschlossen die 1.692.102 metrischen Dunam Saronas zu verkaufen. Dazu traten sie an die angrenzenden Städte heran, die schon lange interessiert waren. Man wurde handelseinig und 1947 schließlich wickelte die britische Mandatsverwaltung zu Gunsten der internierten oder emigrierten ehemaligen dortigen Eigentümer den Verkauf des als Feindvermögen beschlagnahmten Sarona an die Städte Bnei Braq, Givʿatayim, Ramat Gan und Tel Aviv ab. Der Preis wurde in Raten gezahlt. Die Briten übergaben Sarona noch 1947 an die erwerbenden Städte. Sarona blieb militärischer Stützpunkt, nunmehr der Haganah, deren im Februar 1948 gebildete Qiryati Brigade (hebräisch חטיבת קרייתי Chaṭīvat Qirjatī) die Basis übernahm. In den Weinkellern der Großen Kellerei bauten Angehörige der Haganah 15 Militärflugzeuge aus herbeigeschmuggelten Einzelteilen zusammen, „es waren die Anfänge der israelischen Luftwaffe.“ Im seit November 1947 schwelenden palästinensischen Bürgerkrieg übertrugen die Briten die Sicherung der Stadt Tel Aviv vor arabischen Überfällen auf Einheiten der jüdischen Selbstverteidigung. Die verbliebenen nichtjüdischen Deutschen in Palästina blieben interniert (in Wilhelma, Bethlehem in Galiläa und Waldheim) und die Briten evakuierten sie im April 1948 nach Ha-Qiryah nach 1948 Nachdem Sarona Bestandteil des Staates Israel geworden war, übernahm dessen Regierung das beschlagnahmte Vermögen. „1948 machte der neu geschaffene Staat Israel die Kolonie zum Sitz seiner Regierungsbüros.“ Die Militärbasis Sarona wurde Hauptquartier israelischen Armee mit Sitz des Verteidigungsministeriums und fortan ha-Qiryah (hebräisch הקריה HaQirjah „der Campus“, „der Komplex“) genannt. Die Bezeichnung soll auf David Ben-Gurion zurückgehen. Diverse Dienststellen verteilten sich auf die vielen Einzelgebäude. Auch der Premierminister Israels hatte zunächst seinen Amtssitz (hebräisch משרד ראש הממשלה Misrad Roš haMemšalah, deutsch ‚Amt des Hauptes der Regierung‘) in einem der Gebäude der Qiryah, im Hause Wilhelm Aberles; dort trat auch die israelische Regierung zusammen. Von Februar 1949 an verlegten die meisten Regierungsbehörden außer dem Verteidigungsministerium ihren Hauptsitz nach Jerusalem. 1950 enteignete die Regierung das gesamte beschlagnahmte deutsche Vermögen entschädigungslos im Vorgriff auf eine Regelung israelischer Forderungen an Deutschland. So fiel Sarona an den israelischen Staat. Die beiden Friedhöfe, nah beieinander im südwestlichen Gemeindegebiet Saronas gelegen, wurden 1952 aufgehoben und die Toten umgebettet. Die sterblichen Überreste der Toten wurden samt Grabsteinen auf den Templerfriedhof im Jerusalemer Emeq Repha'im 39 umgebettet. Carl Lutz vertrat dabei die Interessen der Angehörigen. Die indischen Gefallenen des Soldatenfriedhofs Sarona wurden auf den Commonwealth-Soldatenfriedhof auf dem Skopusberg in Jerusalem umgebettet. Israelische Forderungen an Deutschland bezogen sich auf die Eingliederung geschätzter 70.000 Flüchtlinge und 430.000 Überlebender der NS-Judenverfolgung in Europa, während die Bundesregierung noch nicht erfüllte Forderungen der ehemaligen Eigentümer Saronas vertrat. Beide Seiten vereinbarten 1952 am Rande des Luxemburger Abkommens ein Verfahren zur Anerkennung und Abgeltung der gegenseitigen Forderungen. Die konkrete Regelung zog sich bis 1962 hin; danach sollten die ehemaligen Eigentümer Saronas aus dessen Verkauf an die Nachbarstädte allein noch 1,763 Millionen £ erhalten, die die britischen Crown Agents for the Colonies bei der Anglo-Palestine Bank (Bank Leumi) zugunsten der ehemaligen Eigentümer Saronas gehalten hatten, welche darüber nicht mehr hatten verfügen können. Britannien hatte dieses Guthaben sowie weitere 346.000 £, ein Guthaben des Public Custodian of Enemy Property aus Vermietungen und Verpachtungen beschlagnahmten Feindvermögens Deutscher, 1950 an Israel gegen Geldzahlung abgetreten. Die unbebauten Randbereiche Saronas wurden in jenen Jahren entwickelt. An der Kaplanstraße entstanden westlich vom Dorfkern das Bnej-Brith-Haus, die Verwaltung der Jewish Agency, das Pressehaus Beith Sokolov sowie das Haus des Schriftstellers, während im nordwestlichen Teil Saronas Tel Avivs Kulturforum mit dem Charles Bronfman Auditorium (Hejchal ha-Tarbut) entstand. Sarona als Viertel für Freizeit und Erholung Als militärischer Sicherheitsbereich war Ha-Qiryah, der Name Sarona war lange Zeit überwiegend außer Gebrauch, nur Mitarbeitern und gebetenen Besuchern zugänglich. Nur der Verkehr durchschnitt auf dem Rechov Eliʿeser Kaplan (hebräisch רחוב אליעזר קפלן Rəẖōv Elīʿeser Kaplan, deutsch ‚Eliʿeser-Kaplan-Straße‘), einer wichtigen Ost-West-Verbindung, haQiryah. Ab 2006 wurde diese Verkehrsader verbreitert, wozu eine niederländische Firma fünf Templerbauten, darunter das ehemalige 1911 erbaute neue Gemeindehaus der Templer, hydraulisch versetzte, um den nötigen Platz zu gewinnen. Der Militärfiskus hat den südlich der Straße gelegenen Teil Saronas an Bauentwickler verkauft, die 37 historische Bauten für 120 Millionen € renovierten, das Umfeld gärtnerisch neu gestalteten und den Ort 2013 der Öffentlichkeit zugänglich machten. Die Bauentwickler errichteten um den historischen Kern herum 17 Hochhäuser mit Wohnungen, Büros und Hotels. Gleichzeitig wurde nördlich der Durchfahrtsstraße durch neue Hochbauten Platz für die Militäreinrichtungen geschaffen, so dass auch dort die Templerbauten langsam freigezogen und einer neuen Nutzung zugeführt werden können. Die Templerbauten stehen unter Denkmalschutz und ihre Fassaden dürfen in der äußeren Erscheinung nicht verändert werden. Die ehemalige Destille und so genannte Kleine Kellerei beherbergt jetzt ein Restaurant des Sternekochs Ran Schmu'eli. Die Tempelgesellschaft ist eine um 1850 in Süddeutschland entstandene protestantische Religionsgemeinschaft. Der Name „Tempel“ hat nichts mit dem viel älteren Templerorden zu tun, sondern soll in Anlehnung an neutestamentliche Textstellen (Eph. 2,21-22; 1. Petr. 2,5) zum Ausdruck bringen, dass die Mitglieder der Gemeinschaft (auch Templer genannt) sich als „lebendige Bausteine“ eines Gotteshauses verstehen, das sie durch ihr Miteinander bilden. Wesentlich ist die Bereitschaft zur Mitarbeit und Pflege christlicher Gemeinschaft. Kirchliche Lehrsätze werden als weniger zentral betrachtet, Glaubenssätze zur Gottessohnschaft, Erbsünde und zum Erlösungstod Jesu zum Teil strikt abgelehnt. Jesus von Nazareth wird vor allem als Lehrmeister, als von Gottes Geist durchdrungener Mensch betrachtet und gilt als nachahmenswertes Vorbild des Gottvertrauens und der Nächstenliebe. Wer „nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit trachtet“ findet Erfüllung im Hier und Jetzt. Die Tempelgesellschaft ist seit 1976 Mitglied im Bund für Freies Christentum. Organisierte Templergemeinden gibt es heute noch in Australien und Deutschland. Das deutsche Zentrum befindet sich in Stuttgart-Degerloch. Verbreitung Nach den eigenen Angaben der Tempelgesellschaft besteht diese heute (Stand: 2006) aus 2000 Mitgliedern, davon 700 Mitglieder in Deutschland und 1300 Mitglieder in Australien. In Deutschland bestehen zwei Gemeinden in Stuttgart und Filderstadt, in Australien sind es fünf Gemeinden in Melbourne-Bayswater, Melbourne-Bentleigh, Sydney, Tanunda und im Country Victoria. Geschichte Die Tempelgesellschaft kann nur auf dem Hintergrund ihrer Entstehungszeit in der Mitte des 19. Jahrhunderts verstanden werden. Zum einen war dies eine Zeit des allgemeinen Umbruchs der Gesellschaft in Deutschland und Europa, zum anderen war es auch eine Zeit der "nationalen Sammlungsbewegungen" und der Expansion der europäischen Großmächte, um neue Märkte oder Rohstoffquellen zu erschließen. Vor allem das Osmanische Reich, dass noch weite Teile Europas besaß, wurde zu einem Brennpunkt europäischer Interessen. Der Krimkrieg (1853-1856) schien die Möglichkeit zu bieten, beim Osmanischen Reich einen besseren Schutz der christlichen Stätten und der Christen in Palästina erreichen zu können. Vor allem Russland und Frankreich entwickelten sich in den folgenden Jahren zu christlichen "Schutzmächten". In diese Zeit fallen auch die Gründungen vieler christlichen Vereine zum Erwerb von Boden im Heiligen Land. Religiöser Hintergrund Die Tempelgesellschaft hat ihren Ursprung in der pietistischen Bewegung in der lutherischen Kirche Württembergs. J. A. Bengel (1687-1752) der als Gründer des württembergischen Pietismus gilt, berechnete das Jahr 1837 als Beginn des Tausendjährigen Königtums Jesu. 1817 wanderten viele Württemberger nach Russland aus, einem Aufruf Schüler Bengels folgend, die den nahen Weltuntergang verkündet hatten. Um eine weitere Abwanderung zu verhindern gestattete der württembergische König u. a. die Errichtung pietistischer Gemeinden innerhalb der lutherischen Kirche. 1819 errichtet Gottlieb Wilhelm Hoffmann die erste pietistische Gemeinde in Korntal bei Stuttgart. Der Vorläufer Am 24. August des Jahres 1854 leitete Christoph Hoffmann, ein Sohn des Gottlieb Wilhelm Hoffmann in Ludwigsburg eine Versammlung, auf der die Gründung der "Gesellschaft für Sammlung des Volkes Gottes in Jerusalem" verkündet wurde. Zuvor hatte Georg David Hardegg schon Kandidaten für eine Auswanderung nach Palästina angeworben. Die Versammelten in Ludwigsburg unterschrieben eine Petition an den Bundestag zu Frankfurt, sich beim Sultan für eine Ansiedlung des "Volkes Gottes" in Palästina einzusetzen. Die darauf folgende Zeit zeigte, dass die Bemühungen des "Volkes Gottes" im Bundestag Unterstützung für ihr Vorhaben zu finden, umsonst waren. Doch nicht nur dies. Die württembergischen Behörden, die kein Interesse an einer neuen Auswanderungswelle ihrer Untertanen haben konnten, wurden auf die Gesellschaft aufmerksam. So ihres Zieles einer raschen Ansiedlung in Palästina beraubt, bemühte man sich einen Zusammenschluss aller an einer Ansiedlung Interessierten zu erreichen. Zudem konzentrierte man sich darauf, die "Siedler" auf ihre Reise nach Palästina weiter vorzubereiten. Um dies besser tun zu können, erwarb man 1856 den Weiler Kirschenhardthof (Gemeinde Burgstetten, Rems-Murr-Kreis). 1857 sollte eine Kommission nach Palästina reisen, um die Möglichkeiten einer Ansiedlung zu überprüfen. Doch gelang es erst 1858 einer Gruppe von drei Mitgliedern des Kirschenhardthofes, zu denen Hoffmann und Hardegg gehörte, nach Palästina zu reisen. Ernüchterung Ungefähr drei Monate bereisten Hoffmann, Hardegg und J. Bubeck, der als Landwirt die Möglichkeiten des Land- und Weinbaues erkunden sollte, durch Palästina. Doch belastete ein Vorfall das Urteilsvermögen der drei „Kundschafter“. Jahre zuvor war schon eine Gruppe von Deutschen und Amerikanern in die Nähe von Jaffa übersiedelt. Gerade diese Gruppe wurde im Jahr 1858 von Arabern überfallen, dabei wurde der deutsche Siedler Steinbeck getötet, seine amerikanische Frau und deren Mutter vergewaltigt, und sein Schwiegervater schwer verletzt. Die amerikanische Regierung drohte mit militärischer Intervention, für den Fall an, dass die Täter nicht bestraft würden. Am 8. September erstattete die Kommission, aus Palästina zurückgekehrt, in Cannstatt vor einer großen Versammlung Interessierter ihren Bericht. Eine landwirtschaftliche Ansiedlung sei möglich, doch sei Aufgrund der Haltung der osmanischen Regierung und der arabischen Bevölkerung zum jetzigen Zeitpunkt davon abzusehen. Als Christoph Hoffmann im darauf folgenden Jahr bei einigen Jugendlichen die Konfirmation vollzog, kam es zum Bruch mit der Landeskirche. Er und die anderen Bewohner des Kirschenhardthofes wurden aus der württembergischen Landeskirche ausgeschlossen. Der Deutsche Tempel Am 19. und 20. Juni 1861 versammelten sich die Vertreter der deutschen Synoden der "Jerusalemfreunde". Es wurde der Beschluss gefasst, geschlossen aus der Kirche auszutreten. Gleichzeitig wurde der "Deutsche Tempel" als eigenständige religiöse Bewegung gegründet, da "keine der bestehenden Kirchen die Herstellung des Menschen zum Tempel Gottes und die Herstellung des Heiligtums für alle Völker zu Jerusalem" (so die Gründungserklärung), anstrebe. Damit waren die Ziele der deutschen Tempelbewegung in dieser Gründungsurkunde klar dargestellt. Durch "Beachtung des Gesetzes, des Evangeliums und der Weissagung" sich selbst zu einem Tempel zu machen, und eine Übersiedlung der Gemeinschaft nach Palästina. Man schien sicher die Endzeit sei nahe. In Württemberg und den anderen deutschen Ländern schlossen sich ungefähr 3000 Menschen an. Hinzu kamen noch Anhänger aus der Schweiz, Russland und Nordamerika. Haifa und Jaffa Christoph Hoffmann und Georg David Hardegg brachen im Jahr 1868 (mittlerweile waren die beiden einstigen Freunde Hoffmann und Hardegg zerstritten) mit ihren Familien nach Palästina auf und kamen am Abend des 30. Oktobers 1868 in Haifa an. Haifa wurde auf Anraten des Konsul Weber und eines Missionares mit Namen Huber, hin ausgewählt. Haifa war damals noch eine unbedeutende Stadt von ca. 4000 Einwohnern. Im Frühjahr 1869 gründeten die beiden offiziell den Tempel zu Haifa als Vorposten und Empfangsstation. Bereits im März desselben Jahres erwarb Hoffmann zudem eine von amerikanischen Kolonisten aufgegebene Siedlung in der Nähe Jaffas. Dem vor vollendete Tatsachen gestellten Vorstand der Gesellschaft wurde klar, dass Hardegg und Hoffmann nicht zusammen arbeiten konnten. Die finanzielle Belastung der aus dieser "Feindschaft" resultierenden "Lösung war für den "Deutschen Tempel" enorm. Haifa Im Januar 1869 gelang es den deutschen Siedlern durch Vermittlung eines Bürgers der Stadt Grundstücke außerhalb der Stadtmauern zu erwerben. In der Zeit von Mai bis Juni 1869 besuchten drei Vertreter des "Tempels" im Auftrag des Vorstands Haifa. Nach ihrer Rückkehr rieten sie, die Vorstellungen Hardeggs für die Haifaer Kolonie anzunehmen. Hardegg plante eine Straße entlang der schon erworbenen Grundstücke (15 Minuten außerhalb der bisherigen Stadt gelegen) zu bauen. Es sollten zunächst auf jeder Seite der Straße fünf Häuser entstehen. Um den Siedlern während des Sommers Schatten spenden zu können, sollte zudem entlang der Straße Bäume gepflanzt werden. 1870 zählte die Kolonie bereits 14 Häuser und 120 Siedler. Anfänglich beschäftigten sich die Siedler hauptsächlich mit Landwirtschaft und Weinbau. Doch recht schnell erkannte man die Notwendigkeit des Ausbaus der Infrastruktur und die Möglichkeiten, die sich daraus boten. So waren es die in Haifa lebenden Templer, die einen Kutschendienst zwischen Haifa und Akko einrichteten und mit Unterstützung des lateinischen Klosters zu Nazaret und einiger arabischer Großgrundbesitzer die "Straße" zwischen Haifa und Nazaret ausbauten und für Kutschen befahrbar machten. 1875 war die Straße fertig und die Templer richteten einen für sie lukrativen Kutschendienst ein, der Touristen und Pilger nach Nazaret brachte. Das erste, damaligen Vorstellungen entsprechende moderne Hotel wurde in Haifa errichtet - das Karmelhotel. Doch eine der wichtigsten Entscheidungen der Haifaer Tempelgemeinschaft wurde im Jahre 1872 gefasst. Der Bau einer Mole, als Verlängerung der Straße in der Templerkolonie. Bis zu diesem Zeitpunkt war Jaffa, der einzige "Hafen" Palästinas. Da große Schiffe, wie z.B. Passagierschiffe nicht in den Hafen einfahren konnten, mussten alle Passagiere in kleinen Fischerbooten übergesetzt werden. Für die örtliche Bevölkerung ein einträgliches Geschäft. Dank dieser wirtschaftlichen Entwicklung zählte die Gemeinschaft in Haifa 1873 bereits 38 Wohnhäuser und ca. 250 Siedler. Kaiserlicher Vizekonsul in Haifa war Friedrich Keller von 1878 bis 1908. Sein Hauptverdienst war, nach langem Streit mit den Osmanischen Behörden und den Karmelitermönchen, die Ausdehnung der deutschen Siedlung auf den Berg Karmel. Jaffa Nur drei Monate nach Gründung der Haifaer Tempelgemeinde, bot sich bereits die Gelegenheit auch in Jaffa eine Gemeinde zu gründen. Fünf Gebäude einer ehemaligen amerikanischen Kolonie konnten durch Vermittlung des Kaufmanns Metzler, erworben werden. Da zu den Gebäuden unter anderem ein Hotel mit 19 Zimmern, ein Krankenhaus mit Apotheke, sowie eine Dampfmühle gehörten, konnte die Kolonisten in Jaffa schnell Dienste für die ortsansässige Bevölkerung und Pilger anbieten. Gegen Ende des Jahres 1870 zählte die Templerkolonie zu Jaffa bereits 110 Einwohner. Zu Beginn bildete das Hotel eine wesentliche Einnahmequelle der Templer zu Jaffa. Jaffa war damals der wichtigste Hafen Palästinas und fast alle Pilger ließen sich in Jaffa ausschiffen, um ihre Reise ins Landesinnere fortzusetzen. Weitere Einnahmequelle waren die Kutschfahrten vom Hafen Jaffas u.a. nach Jerusalem und Transporte, vor allem von Obst aus den eigenen Plantagen. Wie rentabel die Personentransporte waren, zeigt die Tatsache, dass man 1875 eine eigene Gesellschaft für die Personenbeförderung gründete. Diese Gesellschaft schloss noch im selben Jahr einen Vertrag mit der Agentur Cook ab. Danach sollten die Templer alle Fahrten für Cook durchführen. Mit der Ausweitung des Transportwesens, erlebte auch der Wagenbau und –Reparatur einen Aufschwung. Auch die Araber erkannten die Verdienstmöglichkeiten durch die Transporte und gründeten eigene Unternehmen, die ihre Kutschen und Wagen, bei den Deutschen kauften. Das Hotel der Templer wurde erweitert und ein Kaufhaus errichtet, in dem u.a. die wohlhabenden Araber einkauften. Sarona Am 18. August 1871 erwarb die Templergesellschaft nahe dem Fluss Yarkon Land. 1872 kamen die ersten Siedlerfamilien nach Sarona. Doch verhinderte die Malaria einen raschen Ausbau der Kolonie. 1873 galt die Malaria in der Umgebung als besiegt. Die Siedler hatten Eukalyptusbäume gepflanzt und die Sümpfe der Umgebung trockengelegt. Doch forderte die Malaria bis zu diesem Zeitpunkt einen hohen Blutzoll. So gab es im Jahre 1875 erst 80 Siedler in Sarona. Haupteinnahmequelle Saronas war die Landwirtschaft. Wenige fanden bei der Personenbeförderungsgesellschaft der Kolonie Jaffa Arbeit. Jerusalem Schon zu Beginn der siebziger Jahre zogen einige Templer nach Jerusalem. Jerusalem war weit davon entfernt eine Templerkolonie zu werden. Daran änderte auch der Erwerb von Grundflächen außerhalb der Altstadt im Jahre 1873 und den darauffolgenden Jahren nichts. Auch die Überlegungen der Tempelführung zu diesem Zeitpunkt, die Leitung der Gesellschaft nach Jerusalem zu verlegen, zeigte keine Wirkung. Zwar gab es 1875 ca. 100 Templer zu Jerusalem, eine Kolonie aber war nicht entstanden. Die Region Palästina (Kanaan (West-Palästina)), Eretz Israel und Terra Sancta/Heiliges Land genannt, arabisch فلسطين Filastīn [filas'tˁiːn] o. Falastīn [falas'tˁiːn], hebräisch: ארץ ישראל Eretz Jisra'el/Land Israel) (in altägyptischen Texten als Retenu bezeichnet) liegt an der südöstlichen Küste des Mittelmeeres und bezeichnet ungefähr die Gebiete Israel mit Ost-Jerusalem, Golan, Gazastreifen, Westjordanland (Palästinensische Autonomiegebiete) und Jordanien. Sowohl für das Judentum als auch für den Islam und das Christentum besitzt die Region eine besondere geschichtliche und religiöse Bedeutung. Herkunft und Gebrauch des Landesnamens Der Name Palästina geht auf das Volk der Philister zurück. Als Herkunftsregion der Philister wird meist die Insel Kreta genannt; ein endgültiger Beweis konnte aber bis heute nicht erbracht werden. Ein Teil der Philister war vermutlich aus der Region Kreta zuerst nach Osten an die Küste des Mittelmeeres gelangt, und zwar mit den Seevölkern, die im 12. Jh. v. Chr. Ägypten angriffen. Vorher hatten sie mit ihren Schiffen verschiedene Länder an der asiatischen Küste attackiert. Ramses III. konnte den Angriff auf Ägypten abwehren. Daher ließen sich die Philister in der Küstenebene bei Gaza nieder. Ein anderer Teil der Philister kam über Land in das spätere Philisterland. Nach ihnen benannten assyrische Texte des 8. Jahrhunderts v. Chr. die Region etwa des heutigen Gazastreifens bis Ashkalon „Palastu“. Der griechische Historiker Herodot (5. Jh. v.) verwendete die Bezeichnung „Syria palaistine“ für den gesamten Küstenstreifen zwischen Phönikien (der Levante d.h. vor allem Libanon), dessen Südgrenze er vermutlich am Karmelgebirge zog und der Gegend von Gaza, in der die Stadt Kadytis lag (s. Herodot III, 5). Das griechische Wort „Palaistine“ wurde im Lateinischen zu „Palaestina“. Als König Alexander der Große 332 v. Chr. das Gebiet des heutigen Gazastreifens eroberte, hörte die Geschichte der Philister auf. Von da an gab es kein philistäisches Reich mehr. Kaiser Augustus übertrug das ehemalige Philisterland an König Herodes, der wiederum gab es seiner legendären Schwester Salome, die daraus eine kleine jüdische Küstenprovinz machte. Nach der Niederschlagung des 3. jüdischen Aufstands (Bar-Kochba-Aufstand, 132 - 135 n. Chr.) benannte der römische Kaiser Hadrian das Land nach dem nicht mehr gebräuchlichen Namen Philistäa für die gesamte Provinz Judäa um, zerstörte deren Hauptstadt Jerusalem und baute auf den Ruinen der Stadt das „Aelia Capitolina“ auf. Sein Wunsch und Befehl war es, dass Jerusalem und Judäa für immer vergessen sein sollten. Darum wollte er auch nicht länger den alten Namen des Landes Judäa beibehalten, um jede Erinnerung daran auszulöschen. Juden wurde das Betreten der Stadt und ihrer Umgebung verboten. Sie wurden aus ihrer Heimat vertrieben (siehe Diaspora) und entlang der Straßen nach Jerusalem zu zehntausenden gekreuzigt, so dass angeblich daher die Wälder um Jerusalem verschwanden. In der Spätantike wurden auch einige Gebiete östlich des Jordan geographisch zur Provinz Palaestina gerechnet, die im 4. Jahrhundert in drei Teile aufgegliedert wurde. Militärisch blieb Palaestina jedoch eine Einheit. Als die Araber im Jahre 636 n. Chr. von der arabischen Halbinsel in diese Region kamen, teilten sie das Land in „Djunds“ auf, die Militärdistrikte darstellten. Das Gebiet, das den wichtigsten Teil der römischen Provinz Judäa ((Palästina Prima) bildete, erhielt den arabischen Namen „Djund Urdun“ (Jordanien) und „Djund Dimashq“ (Damaskus). Unter den Arabern wurde das Land abwechselnd von Damaskus, Bagdad und Kairo aus regiert. Die Kreuzfahrer nannten diese Region Heiliges Land. Danach war es Teil des Osmanischen Reiches. Der Name „Palästina“ taucht erst wieder im Jahr 1922 als ein Name für ein Mandatsgebiet auf, das die Briten im Auftrag des Völkerbundes verwalten sollten. Das Adjektiv palästinisch bezieht sich in der Regel auf das antike Palästina, so zum Beispiel der Begriff „palästinische Juden“. Das Wort palästinensisch hingegen bezeichnet etwa seit den Mitte der 1970er Jahren die heutige arabische Bevölkerung von Ost-Jerusalem, Gaza und der Westbank, die sich aufgrund der politischen Entwicklung nach dem Sechstagekrieg zunehmend als eigenständige Nation zu verstehen begann (z.B. „palästinensischer Aufstand“). Für Araber in Israel wird der Begriff Palästinenser auch von diesen selbst nur teilweise verwendet. Geosphäre Geologie Palästina ist in Nord-Süd-Richtung vom Jordangraben, einem Teil des Großen Afrikanischen Grabenbruchs durchzogen, an dem die Afrikanische Platte und die Arabische Platte auseinanderdriften. In der Erdgeschichte wurde das Land der Region Palästina mehrmals vom Meer überflutet (Transgression) und wieder freigegeben (Regression). Der Boden wurde abwechselnd vom Meer und vom Land beeinflusst. Dies und die Abtrennung des Meeres über dem heutigen Jordangraben durch tektonische Anhebung der Region hinterließ verbreitete Salzeinlagerungen. Im Bereich des Jordangrabens entstanden mehrere Seen, zuletzt existierte nur noch der Lisan-See, dessen Reste der See Genesaret und das Tote Meer darstellen. Zwischen dem Jordangraben und der Ebene am Mittelmeer entstanden von Süden betrachtet das judäische und das samaritische Gebirge, die Ebene Jesreel und das galiläische Gebirge. Neben der Gesteinsbildung und Formung durch verschiedene Arten der Sedimentation und tektonische Beanspruchung wurden auch Schichten vulkanisch gebildet. Hydrologie Niederschlagswasser an der westlichen Seite dieser Gebirge fließen in westlicher Richtung zum Mittelmeer. Aus den nördlichen Gebirgen Hermon, Galilee und Golan stammen der Jordan und seine Zuflüsse nördlich des See Genesareth. Dort ist sein Wasser noch salzarm. Er durchfließt den See Genesareth. Sein wichtigster Nebenfluss, der Jarmuk nimmt jedoch größere Anteile des Wassers aus dem Golan auf und mündet mehrere Kilometer südlich des Sees Genesareth in den Jordan. Große Wassermengen werden aus dem See Genesareth und entnommen um über den National Water Carrier vor allem die Bewässerung der Felder in der Küstenebene zu ermöglichen. Dem Jarmuk wird etwa 10 km oberhalb der Mündung viel Wasser entnommen um über den Ost-Ghor-Kanal das Ostjordanland zu versorgen. Infolge der tektonischen Beanspruchung der Region sind die Gesteinsschichten nicht durchgängig und gegeneinander abgedichtet, sondern durch zahlreiche Störungen stellenweise in vertikaler Richtung durchlässig, insbesondere die Störungszone des Grabenbruchs selbst. Dies ermöglicht ein Austreten von salzhaltigem Wasser aus den durchlässigen Gesteinsschichten. Es gibt vermutlich mehrere Generationen dieser Solen. Die genauen Abläufe der Entstehung und des Transportes der Solen jetzt und in der Erdgeschichte sind nicht vollständig geklärt. Die geologischen Gegebenheiten und die Wege und Zusammensetzungen der Wässer sind an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Jahreszeiten sehr unterschiedlich und komplex und auch von menschlichen Aktivitäten beeinflusst. Hoher Druck presst die Solen, durch undichte Stellen in den sonst wasserundurchlässigen Schichten, nach oben, soweit sie nicht durch einen ausreichenden Gegendruck des darüberliegenden, leichteren, salzärmeren Grundwassers aufgehalten werden können. An der Störungzone des Grabenbruches jedoch, trifft kaltes Grundwasser aus Niederschlägen in tieferen Grundwasserleitern auf heiße Solen, steigt vermischt mit dem Salzwasser durch Konvektion auf und tritt oben aus. Die Wege des Wassers sind unterschiedlich lang, das salzhaltige Wasser tritt zum Teil Jahre später und weit entfernt wieder zu Tage. Salzhaltiges Wasser fließt oft unterhalb der Wasseroberfläche in einen der beiden Seen oder den Jordan. So gibt es mehrere salzhaltige Quellen am Ufer des See Genesareth und unter seiner Wasseroberfläche. Durch den Bau des „Salt Water Carrier“, der das Wasser der bekannten salzigen Quellen am See Genesareth sammelte und direkt in den unteren Jordan einleitete wurde der Salzgehalt des Sees herabgesetzt, der Salzgehalt im Jordan unterhalb des Seeauslasses jedoch dramatisch erhöht. Zwischenzeitlich wurde diese Einleitung in den unteren Jordan wieder stark herabgesetzt. Der erhöhte Salzgehalt im See Genesareth im Vergleich zu seinen bekannten Zuflüssen wird jetzt vor allen durch unbekannte Salzwasserzuflüsse unterhalb der Wasseroberfläche verursacht. Weiterer Zufluss salzhaltigen Wassers in Form von Grundwasser, über Wasserläufe und Zuflüsse auch in den unteren Jordan, und die starke Verdunstung lassen den Salzgehalt des Jordan in seinem Lauf nach Süden immer weiter ansteigen. An der Allenby-Bridge in der Nähe von Jericho, etwa dreizehn Kilometer vor der Mündung in das Tote Meer wurden 1995 Salzgehalte für den Sommer von 2 bis 4 g/l genannt. 2004 wurden bis zu stellenweise 11,1 g/l im Frühjahr und Sommer genannt. Der Jordan mündet in das Tote Meer, das keinen Abfluss besitzt, sondern durch Verdunstung Wasser abgibt und seit seiner Entstehung das Salz ansammelt. Der Salzgehalt im Toten Meer liegt deshalb bei etwa 250 g/l. Topographie und Klima Gemäß den Unterschieden in der Topographie und im Klima unterscheidet man verschiedene Großräume: Die Küstenebene: Direkt am Mittelmeer befindet sich eine sandige Zone mit Wanderdünen und Sumpfgebieten. Weiter östlich ist ein sehr fruchtbarer Landstrich mit sehr dunklem Boden. Das Klima ist mediterran, die vom Meer kommenden Winde bringen ausreichend Feuchtigkeit mit. Die Wasserläufe, die das Gebiet durchziehen, führen im Norden ganzjährig Wasser, im Süden jedoch nur in der Regenzeit. Das Bergland: Westlich des Jordan gehen die Niederschlagsmengen von Norden nach Süden stark zurück, denn die hohen Berge in Judäa halten die vom Meer kommenden Wolken zurück. Galiläa ist deshalb der fruchtbarste Teil des Berglandes. Im mittleren Bergland wurde schon zu biblischer Zeit Terassenlandwirtschaft betrieben. Der nördliche Teil des Berglandes war zu biblischer Zeit noch von Wäldern bedeckt, die inzwischen durch landwirtschaftliche Bewirtschaftung stark zurückgegangen sind. Im Süden geht das Bergland in die Negev-Wüste über. Der Jordangraben: Der nördliche Teil ist auch hier der fruchtbarste. Nördlich des Sees Genesareth befanden sich in biblischer Zeit eine ausgedehnte Sumpflandschaft und große Waldgebiete. Im unteren Jordantal reichen die Niederschläge für diese Landschaftsformen nicht mehr aus. Da der Salzgehalt des Jordan nach Süden ansteigt, wachsen im südlichen Jordantal auch salztolerante Bäume wie die Euphrat-Pappel und die Tamariske. Diese sind auch an Nebenflüssen verbreitet. Am Toten Meer selbst wachsen nur noch salztolerante Pflanzen. Die höhere Pflanzenarten versorgen sich aus dem Grundwasser und Niederschlagswasser, denn bereits bei deutlich geringeren Salzgehalten als im Toten Meer ist selbst den salztolerantesten höheren Pflanzen kein Bestehen möglich. Die Hochebene: Östlich des Jordan ist das Klima semi-arid bis arid, die dem Jordan zuströmenden Flüsse trocknen im Sommer größtenteils aus. Die Hochebene ist von Sandstein geprägt, der das darunterliegende Vulkangestein überzieht und durch Erosion zur Entstehung der Sandwüsten geführt hat. In den Oasen am Toten Meer und am unteren Jordan findet man hingegen gelegentlich eine tropische Flora. Geschichte Anfänge In der Region sind seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. Stadtstaaten nachweisbar. Hier im fruchtbaren Halbmond trafen die Verkehrswege von drei Kontinenten aufeinander. Dadurch entwickelte sie sich zum Brennpunkt für religiöse und kulturelle Einflüsse aus Ägypten, Syrien, Mesopotamien und Kleinasien. Ägyptische Vormacht Durch die Einwanderung von Amoritern, Hethitern und Hurritern im 2. Jahrtausend v. Chr. sahen sich die Ägypter in ihrer Vormachtstellung bedroht und drängten diese Stämme zurück. Diese gingen schließlich im Volk der Kanaaniter auf. Ab dem 12. Jahrhundert v. Chr. verlor Ägypten zunehmend an Macht. Neue Einwanderer kamen in die Region, darunter nach Pentateuch die Israeliten (die aber aufgrund neuerer Forschungen auch israelischer Archäologen wie Israel Finkelstein eine autochthone und von den Kanaanitern der Ebene abstammungsmäßig nicht unterscheidbare Bevölkerung des galiläischen Berglandes bildeten), andere semitische Nomadenstämme aus Mesopotamien, dem Sinai und aus den umliegenden Wüstenzonen (s. a. Hebräer/Habiru in ägypt. u. hurritischen Quellen). Dazu kamen mit den Seevölkern die Philister, die hauptsächlich die südliche Küstenzone um Gaza und Askalon besiedelten. Es ist jedoch unklar, ob es sich bei den „Philistern“ um die Ansiedlung einer größeren Bevölkerungsgruppe handelte. Zahlreiche Forscher nehmen inzwischen an, dass sich lediglich einige griechische oder zypriotische Händler niederließen, deren charakteristische Keramik sehr schnell in das einheimische Inventar übernommen wurde. Die meisten Archäologen gehen heute davon aus, dass es auf Grund der Konstanz der materiellen Kultur keine nennenswerte Einwanderung israelitischer Gruppen in dieser Zeit gegeben habe. Dies schließt jedoch frühere Einwanderungen nicht aus. Dies gilt insbesondere für die aramäischen Stämme (zu denen auch die Israeliten gehörten) aus dem Norden und noch früher aus dem Osten die Amoriter. Als früheste sprachlich identifizierbare Bevölkerungsschicht gelten die Hurriter. Das vorstaatliche Israel Die These der Amphiktyonie von Martin Noth Eine der wichtigsten Thesen zum vorstaatlichen Israel ist diejenige der „Amphiktyonie“ von Martin Noth. Er geht in seinem Buch „Das System der zwölf Stämme Israels“ von dem in der Bibel vielfach erwähnten Umstand aus, dass das vorstaatliche Israel als eine aus zwölf Stämmen zusammengesetzte Einheit gesehen wird. Letztlich wird dies darauf zurückgeführt, dass der Erzvater Jakob (Israel) zwölf Söhne gehabt habe, von denen zehn als Stammväter der zwölf Stämme Israel gelten – die Stammväter der zwei letzten Stämme sind aufgrund der Landlosigkeit des Stammes Levi Kindeskinder Jakobs (Gen 46, 1-26; 49,1-27 und Num 26,5-51). Dieses in der Bibel bezeugte Phänomen ist von Noth mit der Erscheinung der Amphiktyonie in der griechischen Welt verglichen worden. Analogien sieht Noth in der Zahl zwölf bzw. sechs. Außerdem nimmt die Stellung eines Zentralheiligtums eine große Bedeutung für ihn ein. Dieses Heiligtum sieht er in der Bundeslade. Ferner weist er auf die Liste in Ri 10,1-5, die einen bestimmten Turnus intendiere. Schließlich sieht er im Bericht vom sog. Landtag zu Sichem das entscheidende Ereignis in der Geschichte der altisraelischen Amphiktyonie. Dazu gehört auch die Erweiterung von sechs auf zwölf Stämme mit Übernahme des JHWH-Glaubens. Kritik an der These Es hat im Laufe der Forschungsgeschichte immer wieder Kritik an dieser These gegeben. Dabei stellen sich folgende Fragen: Kann eine geschichtliche Erscheinung eines bestimmten Lebens- und Kulturbereiches als Analogie überhaupt benutzt werden? Fehlt nicht ein Name für den altisraelischen Stämmeverband? Kann die mobile Lade als zentrales Kultheiligtum verstanden werden? War der Stämmeverband die Bezugsgröße für die Richter, oder waren es eher die Städte und deren Einzugsbereich? Die These von der segmentären Gesellschaft Als Alternative gilt die These der segmentären Gesellschaft. Sie wurde vor allem von dem Ethnosoziologen Christian Sigrist (*1935) in seinem Buch „Regulierte Anarchie“ (1967/1994, dritte Auflage, 2005 vierte Auflage) geprägt, der dabei die Theorien des Soziologen Emile Durkheim zu segmentären Gesellschaften erweitert und einer Revision unterzieht. Er vergleicht die Gesellschaft des vorstaatlichen Israel mit der sozialen Struktur afrikanischer Stämme, die während der englischen Kolonialzeit beobachtet wurde. Entscheidend für diese Gesellschaft ist das Fehlen einer zentralen Spitze. Sie sind organisiert nach Stammesverbänden, die gleichrangig nebeneinander stehen und zusammen die Gesellschaft bilden. Hierbei wirkt das Geschichtsbewusstsein entscheidend und konstitutiv. Vor allem die Bedeutung der Verwandtschaftsbeziehungen verbindet die Gesellschaften Afrikas und die des vorstaatlichen Israels auffallend. Allerdings steht die These in der Gefahr, die schriftlichen Quellen außer Acht zu lassen. Fazit So scheint eine Synthese aus mehreren Theorien, wie sie Schäfer-Lichtenberger vorschlägt, plausibler. Wichtig erscheint hierbei allerdings, dass das für die vorstaatliche Zeit zu postulierende Einheitsbewusstsein Israels eine bedeutende religiöse Komponente anzunehmen ist, zentral verbunden mit einer Verpflichtung auf ein allgemein verbindliches Recht. Ob es ein Einheitsbewusstsein, wie es vor allem der Pentateuch schildert, in so früher Zeit tatsächlich gab, muss stark bezweifelt werden. So bezeugt auch das sicherlich als eines der ältesten Teile der Bibel anzusehende in sehr altertümlichem Hebräisch geschriebene Lied der Deborah im Buch Richter zum Teil andere und nicht die 12 Stämme umfassende Stammesnamen. Daneben werden nicht in den späteren 12 Stämmen aufgegangene Völker wie die Keniter, Edomiter und Midianiter bezüglich Verwandtschaft und Glauben als sehr nah verwandt dargestellt. Die Einheitsideologie vor allem des Pentateuch wird von Historikern daher als eine Schöpfung des 7. Jahrhunderts v. Chr. angesehen. Insbesondere nach der Zerstörung des Königreiches Israel durch die Assyrer war das vorerst vor Eroberung verschonte Königreich Judah bemüht, sich als legitimer Nachfolger aller israelitischer Stämme darzustellen. Entsprechend wurde auch eine vor mehreren Jahrhunderten bestehende feste Ordnung aller Stämme im Rahmen eines vereinten Königreiches unter Führung der Vorfahren des Königreiches Judah (David und Salomon) und des gemeinsamen Herausführens aus Aegypten durch Moses konstruiert. Soweit unumgänglich wurden anderslautende Ueberlieferungen des in der Vergangenheit mächtigeren Königreiches Israel angepasst, erweitert und gekürzt mitaufgenommen und dabei zum Zwecke der eigenen Legitimation neu interpretiert. Klar kommt dies in der Stellung des Zentralheiligtums in Jerusalem zum Ausdruck, die erst unter König Josiah tatsächlich gefestigt war. Vorher wurde selbst nach Zeugnis der Bibel auch im Königreich Judah dezentral vor allem auf den Höhen geopfert. Dass noch früher Bewohner des vor allem unter den Omriden weitaus mächtigeren Königreiches Israel eine zentrale religiöse Autorität in Jerusalem anerkannten, ist überaus unwahrscheinlich. Vielmehr dürften neben den Stammes-Heiligtümern verschiedene Zentral-Heiligtümer über die Stammesgrenzen hinaus Gläubige angezogen haben, wobei neben Jahwe auch andere Götter wie Baal und Ascherah verehrt und ihnen Opfer dargebracht wurden. Der Bericht von den 12 Stämmen wird demnach als ein ätiologischer Mythos betrachtet, wie er auch im alten Griechenland typisch war. Er diente dazu, die Zusammengehörigkeit und Abhängigkeit der Bevölkerung sowie den gemeinsamen Ursprung der Nation zu erklären. Der Zahl Zwölf wird magische Bedeutung zugeschrieben (vgl. z. B. die 12 mal 40 Jahre (=1 Generation)=480 Jahre, wie sich bei anderen Jahresangaben der Bibel auftauchen, hinter der sich sowohl tatsächliche Verwandtschaft wie auch konstruierte und postulierte Zusammengehörigkeit verbirgt. Die "12 Könige der Meerländer" In den Inschriften von Asarhaddon und Assurbanipal wird immer wieder die Bezeichnung "12 Könige der Meerländer" erwähnt. In dieser Sammelbezeichnung werden z. B. die Länder Edom, Moab und Juda genannt. Die "12 Könige der Meerländer" bildeten immer wieder Bündnisse, um unter anderem gegen die Oberherrschaft Assyriens zu kämpfen. Das Israelitische Reich Die schriftliche Hauptquelle für die Geschichte Palästinas ist die hebräische Bibel, die in ihren wesentlichen Teilen wohl während des „Babylonischen Exils“ der hebräischen Oberschicht in Babylonien im 6. Jahrhundert v. Chr. entstand. Eine erste bedeutende Sammlung und Redaktion der Schriften erfolgte wohl bereits im 8. Jahrhundert nach der Eroberung des Königreichs Israel durch die Assyrer. Ihre Angaben sind unter Historikern im Einzelnen umstritten. Abgesehen von den internen Widersprüchen (z. B. unterschiedlicher Eroberungsgeschichte im Buch Josua und im Buch Richter) stimmen viele der heutigen umfangreichen archäologischen Erkenntnisse nicht mit den Berichten der Bibel überein. Dies bedeutet nicht, dass die Geschichten um Adam, Noah, Abraham, Moses, David und Salomon vollkommen frei erfunden wurden. Sie stellen vielmehr Interpretationen vorgefundener Verhältnisse zum Zeitpunkt der Aufstellung und Abfassung der Geschichten dar, die sich nach damaliger Ansicht so am plausibelsten ordnen und erklären ließen (und damit auch sinnstiftend wurden). So stellen insbesondere die Stammestafeln nicht wörtlich die tatsächliche Abstammung dar, sondern sie sind Ausdruck, wie stark sich die Israeliten mit anderen Völkern verwandt fühlten und warum sich zwischen einzelnen Völkern so starke Animositäten finden lassen. Dabei wurden auch nicht mehr völlig verstandene archaische lokale Gebräuche, imposante Ruinen untergegangener Städte (z. B. Jericho, Ai, Hazor), Naturphänomene (Geschichte im Sodom und Gomorrah) und andere ursprünglich nicht verbundene Einzelgeschichten miteinander zu einem sinnstiftenden Gesamtwerk verwoben. Entsprechende Mythenbildungen sind auch aus anderen Regionen der Welt (z. B. bei den Griechen und in der römischen Frühgeschichte) bekannt, wo die Historizität von Herakles und Romulus heute von kompetenten Historikern klar bezweifelt wird. Trotzdem sind diese Geschichten wichtig für das Kennenlernen des Selbstverständnisses dieser Völker. Zunehmend sind neben der Bibel aber auch außerbiblische Zeugnisse (wie die moabitische Mesha-Stele) verfügbar, die neben rein archäologischen Funden und naturwissenschaftlich-technischen Erkenntnissen Licht auf die tatsächlich abgelaufenen Geschehnisse werfen. Die Israelitenstämme wanderten demnach in das Gebiet teilweise wahrscheinlich schon etwa 1800-1700 v. Chr. (vgl. Geschichte von Abraham, Versklavung in Ägypten und der Befreiung daraus durch Moses (bis 1270 v. Chr.)) ein. Josua eroberte nach dem gleichnamigen Buch der Bibel etwa um 1200 v. Chr. Teile des damals Kanaan genannten Gebietes. Es lag damals chronologisch klar im Einflussgebiet Ägyptens - im Sinai und im Süden befand man sich auf ägyptischem Gebiet. Eine Auswanderung aus Ägypten in ägyptisch dominiertes Land ergibt zwar keinen Sinn. Das Ägyptische Joch könnte sich aber auf eine späte bereits unklare Erinnerung an eine vormalige Herrschaft der Ägypter beziehen. Daneben ist es denkbar, dass kleine Gruppen von Israeliten früher am Nil tätig waren (Josefslegende), zumal in der Hyksoszeit. Ein Großteil der modernen Forschung geht heute davon aus, dass es eine Wieder-Einwanderung der Israeliten in Kanaan mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht gegeben hat. Der biblische Bericht von Exodus und Landnahme ist nach Ansicht einiger Wissenschaftler eine literarische Fiktion. Viele der Städte, deren Einnahme die Erzählungen der Tora schildern, lagen zur fraglichen Zeit längst in Ruinen (z. B Jericho) oder existierten noch gar nicht. Der archäologische Befund belegt eher, dass die Israeliten einheimische Beduinenstämme waren, die die Schwächeperiode der in der Bronzezeit starken kananitischen Städte in der Ebene und Ägyptens um 1200 ausnutzen und nacheinander die bestehenden Siedlungen übernehmen, soweit diese nicht vorher schon verlassen wurden. Die Historizität der biblischen Angaben wird heute von einem großen Teil der Gelehrten bezweifelt. Kaum bezweifelt wird jedoch, dass die biblischen Schriften tatsächlich archaisches Material enthalten oder auf solchem basieren. Deshalb sind sie nach wie vor für Historiker interessant. Fraglich ist allerdings, wie stark die Erzählungen nach Jahrhunderten, in denen die Berichte nur mündlich überliefert wurden, noch zuverlässiges Material enthielten, als man sie niederschrieb - dies umso mehr, als viele Teile des Alten Testaments später von Priestern bewusst bearbeitet wurden und daher wohl mehr über ihre Entstehungszeit aussagen als über die Ereignisse, über die sie berichten wollen. Die Israeliten organisierten sich nach diesen - späten - Berichten als ein lockerer 12-Stämmebund um ein Stammesheiligtum. In Zeiten der Gefahr waren die Stämme unter Führung eines Richters zu gegenseitiger Hilfe verpflichtet (Buch der Richter). Diese Richter waren sporadisch berufene charismatische Führergestalten. Man glaubte, dass Gott in Zeiten der Gefahr einen Menschen mit besonderen Fähigkeiten ausstattet (salbt), um dem Volk zu helfen. Ihre Macht war nicht, wie bei Stammesoberhäuptern, durch ihre Herkunft begründet, und auch nicht erblich, sondern beruhte auf ihrer persönlichen Überzeugungskraft. Das hebräische Wort schofet, welches traditionell mit Richter wiedergegeben wird, bedeutet eigentlich „der zum Recht verhilft“. Eine juristische Tätigkeit ist damit nicht unbedingt gemeint. Der Kampf gegen die Philister erwies sich allerdings als besonders schwierig. Diese hatten an der südlichen Mittelmeerküste einen aus fünf Stadtstaaten bestehenden Bund gegründet und fielen von dort ins Landesinnere ein. Sie waren militärisch besser organisiert und setzten bereits Eisenwaffen ein, so dass die Israeliten um 1050 v. Chr. eine schwere Niederlage erlitten. Die Bedrohung durch die Philister veranlasste nach der Bibel die Israelitischen Stämme dazu, sich zu vereinigen unter einer charismatischen Führergestalt als König. Der erste namentlich in der Bibel erwähnte König des mythologisierten Vereinten Königreiches war Saul. Er konnte sich zeitweise gegen die Philister behaupten; letztlich aber wurde er von ihnen geschlagen. Sein Nachfolger David besiegte die Philister um 1000 v. Chr. und eroberte den Thron Sauls. Die Erstarkung Israels und die Schwäche der angrenzenden Reiche ermöglichten es David laut Angaben der Bibel, einen großen, unabhängigen Staat zu schaffen, dessen Hauptstadt er nach Jerusalem verlegte. Bei der Eroberung durch die Israeliten war Jerusalem ein altes (bereits in den Amarna-Briefen zur Zeit des Pharao Echnaton erwähntes), aber unbedeutendes Dorf mit wenigen hundert jebusitischen Einwohnern und etwa zwei Hektar Ausdehnung auf einer Kuppe südlich des heutigen Tempelberges an der Nahtstelle zwischen Juda und Israel. Zur Zeit Davids wird Jerusalem nach Aussage der Bibel kultisches Zentrum der Juden und Aufbewahrungsort der Bundeslade. Wie sehr die Größe und Macht dieses Reiches in der späteren Überlieferung übertrieben wurde, ist Gegenstand wissenschaftlicher Diskussion: Das Reich Davids hatte – glaubt man der Bibel – etwa die vierfache Größe des heutigen Israel. Nach den archäologischen Befunden dürfte es sich stattdessen eher um ein kleines Stammesgebiet mit Zentrum um Jerusalem gehandelt haben. Die wesentlich bedeutenderen Städte und Stadtstaaten des Nordens und an der Küste sind in Wahrheit vermutlich niemals unter die Vorherrschaft Jerusalems gekommen. Unter der Herrschaft von Davids Sohn und Nachfolger König Salomo genoss das Land wohl eine Zeit des Friedens und des Wohlstandes, wobei ein erster Tempel Jahwes am Standort eines früheren jebusitischen Heiligtums errichtet wurde. Nach Salomos Tod im Jahr 922 v. Chr. weigerten sich die nördlichen Stämme, den Sohn Salomos als neuen König anzuerkennen. So soll das Reich wieder zerfallen sein. Das Königreich Israel im Norden mit dem Hauptheiligtum Sichem, das eine wesentlich glaubwürdigere Stellung als Zentralheiligtum der Israeliten als Jerusalem einnahm, nahm in der Folge auf Grund der politischen Schwäche der Großreiche Ägyptens und Assyriens unter der Omridendynastie einen starken Aufschwung. Juda im Süden blieb hingegen so unbedeutend, dass Assyrien es später nicht einmal in der Siegesstele erwähnte und vorderhand unbehelligt ließ. Die umliegenden Reiche erstarkten und fingen an, sich erneut auszudehnen. Vor allem Assyrien begann im ausgehenden 8. Jahrhundert, die wohlhabenden Städte des Nordens anzugreifen, und besiegte das Nordreich Israel nach 200 Jahre Blüte zwischen 722 und 721 v. Chr. Große Teile der Bevölkerung wurden an den Euphrat deportiert und stattdessen Assyrer angesiedelt, wie dies von Assyrien auch in anderen eroberten Gebieten praktiziert wurde. Die Bevölkerung nannte man von nun an nach der Hauptstadt Samaria Samariter . Jerusalem im Königreich Judah konnte so in der Folgezeit erstmals stark wachsen. Als die Macht der Assyrer schwand, war die Chance gekommen, von Jerusalem aus unter der ideologischen Führung der Jahwepriesterschaft und dem König Josia das Land wieder zu einigen. Es gab starke Bemühungen, die heterogenen Bevölkerungsgruppen und Stämme über die alten Traditionen zu einen und auf die israelitische Vergangenheit einzuschwören, was aber nur teilweise gelang. In dieser Zeit erfuhr die Biblische Schrift ihre erste umfassende Redaktion. Die alten Geschichten und Bücher wurden zusammengetragen und unter einer nationalen Ideologie redaktionell bearbeitet mit dem Ziel, ein einiges Königreich Israel zu schaffen. Das gelang nur zum Teil. Nach über 100 Jahren erstarkte Babylon zur Großmacht und versuchte, die Macht Jerusalems zu brechen. Das Südreich Juda wurde 586 v. Chr. durch die Babylonier unter Nebukadnezar II. besiegt und die Bevölkerung nach Babylon umgesiedelt. Jerusalem wurde zerstört und viele der dort lebenden Juden (insbesondere aus der Oberschicht) verbannt. Die Juden im babylonischen Exil konnten allerdings ihre nationale und religiöse Identität bewahren. Hier liegen die Wurzeln des Judentums mit der anstelle des verlorengegangenen Tempels neu geschaffenen Synagoge des pharisäischen Judentums im Gegensatz zum nun an den Tempel gebundenen sadduzäischen Amt des Hohen Priesters der Oberschicht. Als Kyros der Große von Persien Babylon 539 v. Chr. erobert hatte, erlaubte er den Juden, nach Judäa zurückkehren, und gab ihnen eine relative Selbständigkeit. Die Juden als Nachfahren des Königreiches Judah bauten die Stadtmauern von Jerusalem, der Stadt Davids, wieder auf. Dabei distanzierten sie sich scharf gegen die als vermischt mit Neuankömmlingen im Lande geltenden Samaritaner im Gebiet des früheren Nordreiches. Diese können sich allerdings am ehesten als Nachfahren der Israeliten bezeichnen - wenn auch in heute sehr geringer überlebender Anzahl, aber mit ihrer eigenen Überlieferung der Bibel, dem Samaritanischen Pentateuch. Die anderen kanonischen Schriften der jüdischen Bibel mit ihrer zum Teil stark jerusalemzentrierten heftigen Polemik gegen das Nordreich Israel (wie etwa die Chronik) und zum Teil auch gegen die Samaritaner selbst (insbesondere Bücher Esra und Nehemia) werden dagegen nicht als göttlich inspiriert anerkannt. Hellenistische Herrschaft Im Jahr 332 v. Chr. nahm Alexander der Große die Region in Besitz, ohne auf nennenswerten Widerstand zu stoßen. Er ließ die Eroberung von Generälen zu Ende bringen, die auch die Grundlage für die hellenistische Herrschaft schufen. Nach dem Tode Alexanders (323 v. Chr.) wurde das Land von Kriegen um das Erbe überzogen und wechselte mehrfach den Besitzer. 301 fiel es Ptolemaios I. von Ägypten zu und blieb bis 200 v. Chr. unter ptolemäischer Herrschaft, allerdings nicht unangefochten. Die Seleukiden, eine andere mazedonische Dynastie, erhob ebenfalls Ansprüche. Eine Auswirkung der hellenistischen Herrschaft war die Veränderung der ethnischen Zusammensetzung der Bevölkerung. Bis zur Eroberung des Landes lebten in der Region Judäer, Phönizier, Samariter, Edomiter und Nabatäer in ihren angestammten Gebieten. Das Landesinnere war vorwiegend von den Judäern und Samaritanern bewohnt, die nördliche Küstenebene von Phöniziern, der Süden von Nabatäern, die die Edomiter etwas nach Norden abgedrängt hatten. Dazu kamen die griechischen (mazedonischen) Besatzer, die sich hier ansiedelten. Die hellenistische Kultur beeinflusste besonders das Leben in den Städten, die sich die sozialen Verhaltensweisen der Polis zueigen machten. Am stärksten passten sich die Phönizier an. Die Orte im Landesinneren behielten dagegen weitestgehend ihren semitischen Charakter. Obwohl die ptolemäische Besatzungsmacht hohe Steuern erhob, erlaubte es eine zügellose Ausbeutung und Versklavung der Einheimischen nicht. Die Region profitierte in dieser Zeit von der wirtschaftlichen Blüte, die das Ptolemäerreich gerade erlebte. Die Handelsbeziehungen dehnten sich aus und in die Landwirtschaft wurden neue Methoden eingeführt. Im 2. Jahrhundert v. Chr. revoltierten die Juden jedoch unter Führung der Makkabäer gegen die Seleukiden. Sie errichteten zwischen 141 v. Chr. und 63 v. Chr. einen unabhängigen jüdischen Staat, bis das Land von Pompeius für Rom erobert wurde und zu einer römischen Provinz wurde, die von jüdischen Königen regiert wurde. Römische Herrschaft Zwei große jüdische Aufstände wurden in den Jahren 66 bis 73 und 132 bis 135 n. Chr. trotz aller Entschlossenheit niedergeschlagen. Nach dem zweiten Aufstand wurden viele Juden getötet oder als Sklaven verkauft. Der Tempel in Jerusalem wurde bereits 70 von den Römern zerstört, und für den Großteil der Juden begann die Diaspora. Zehntausende Juden wurden entlang der Straßen von Jerusalem gekreuzigt und die Wälder der Stadtumgebung abgeholzt. Judäa wurde von den Römern in Syria Palaestina umbenannt, um die Verbundenheit der Juden mit der Region und die Erinnerung an das jüdische Königreich abzubrechen. Palästina erlangte neue Bedeutung, als der römische Kaiser Konstantin I. das Christentum 313 zur religio relicita (= gleichberechtigten Religion) erklärte. Seine Mutter Helena besuchte Jerusalem, und Palästina, das Heilige Land der Christen, wurde gefördert, je stärker die Christianisierung des Römischen Reiches voranschritt. Die Spätantike war für Palästina insgesamt eine Art „Goldenes Zeitalter“, geprägt durch Wohlstand, Sicherheit und eine kulturelle Blüte. Allerdings kam es 529 zu einem großen Aufstand in Samaria, den Kaiser Justinian I. blutig niederschlagen ließ. Der größte Teil der Bevölkerung war um diese Zeit bereits christianisiert. Die (ost)römische Herrschaft wurde durch eine persische Besetzung (614-629) unterbrochen und endete endgültig, als muslimische Araber in Palästina einfielen und 638 Jerusalem eroberten. Islamisierung Im Jahr 638 wird Jerusalem von der Armee des zweiten Kalifen Umar ibn al-Chattab erobert. 691 errichten die Muslime auf dem Tempelberg den Felsendom. Von diesem Zeitpunkt an gab es neben einer jüdischen und einer christlichen auch eine muslimische Präsenz in Palästina. Die muslimische Religion wurde der Bevölkerung jedoch nicht aufgezwungen. Es dauerte mehr als 100 Jahre, bis die Mehrheit der Bevölkerung zum Islam konvertiert war. Die Region profitierte nun vom Handel des Reiches und von seiner religiösen Bedeutung während der ersten Kalifendynastie der Umayyaden von Damaskus, unter denen die arabischen Eroberungen ihren Höhepunkt erreichten. Nachdem die Abbasiden im Jahr 762 Bagdad zum politischen Zentrum gewählt hatten, nahm die Bedeutung Palästinas ab. Das Gebiet war wiederholt Schauplatz von Kämpfen und wurde von Seldschuken, Fatimiden (siehe Kalifat) und europäischen Kreuzfahrern beherrscht. Palästina profitierte jedoch auch von den Errungenschaften der muslimischen Welt, als diese ihr goldenes Zeitalter der Wissenschaft, Kunst, Philosophie und Literatur erlebte. Erst unter den Mamelucken brach die Weiterentwicklung Palästinas ab. Mit dem Beginn der Kreuzzüge und der Errichtung der Kreuzfahrerstaaten im Jahr 1099 wurde der Konflikt zwischen Islam und den Nachfolgestaaten des Weströmischen Reiches nach Palästina getragen. Osmanische Herrschaft Die osmanischen Türken besiegten die Mamelucken 1516 und beherrschten Palästina mit kurzen Unterbrechungen 400 Jahre lang. Das Land war in verschiedene Bezirke unterteilt. Den christlichen und jüdischen Gemeinden wurde ein großes Maß an Autonomie zugebilligt. Während des 16. Jahrhunderts erlebte Palästina eine erneute Blüte bis zum Abstieg des Osmanischen Reiches im 17. Jahrhundert. Während dieser Zeit der osmanischen Herrschaft war Palästina nur dünn bevölkert und stagnierte wirtschaftlich. Ein frühes Projekt Joseph Nasis, Berater des osmanischen Sultan Suleiman des Prächtigen, ab 1561 die Gegend um Tiberias mit europäischen Juden neu zu besiedeln, gestaltete sich aus ökonomischen Gründen schwierig und scheiterte im Zuge des Krieges zwischen Venedig und den Osmanen vollständig. Am Anfang des 19. Jahrhunderts lebten zwischen 275.000 und 300.000 Menschen im Land. 90% von ihnen waren muslimische Araber, 7.000 bis 10.000 Juden und 20.000 bis 30.000 christliche Araber. Zwischen 1831 und 1840 dehnte Muhammad Ali Pascha (türkisch Mehmed Ali), Vizekönig und Begründer des modernen Ägypten, seine Herrschaft über Syrien aus. 1881, zu Beginn der jüdischen Einwanderung lebten 457.000 Menschen in Palästina. 400.000 waren Muslime, 13.000-20.000 Juden und 42.000 - meist griechisch-orthodoxe - Christen. Hinzu kamen einige tausend Juden, die zwar dauerhaft in Palästina lebten, aber keine osmanischen Bürger waren. Die im Lande wohnenden Juden (der alte Jischuw), sowohl Sepharden als auch Aschkenasi, waren meist orthodox und recht arm; sie wurden von Glaubensgenossen aus dem Ausland unterstützt. Siedlungszentren waren die vier heiligen Städte Jerusalem, Hebron, Safad und Tiberias. Etwa ein Drittel der Bevölkerung lebte um diese Zeit in Städten. Jerusalem zählte 30.000 Seelen (davon waren die Hälfte Juden), Gaza 19.000, Jaffa 10.000 und Haifa 6.000. Von der Ankunft der ersten jüdischen Einwanderer in den Achtzigerjahren des 19. Jahrhunderts gingen Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes aus. In den folgenden Jahrzehnten wanderten – auch deshalb – viele weitere Menschen, Juden wie Araber, in Palästina ein. Ein anderer Grund waren religiöse Motive. Bei den jüdischen Einwanderern handelte es sich nicht unbedingt um Zionisten. Sie kamen nicht überwiegend aus Europa, sondern aus orientalischen Ländern. Hier ist auch zu erwähnen, dass es damals auch viele arabische Juden gab. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts suchten zahlreiche Juden aufgrund des zunehmenden Antisemitismus und Pogromen in Europa eine neue Heimat. Die erste Masseneinwanderung (Alija) von Juden nach Palästina erfolgte um 1882. Diese Einwanderer waren geprägt von Armut, Ausgrenzung, Verfolgung, sowie von politischer und religiöser Unterdrückung in ihren Herkunftsländern. Die größte Einwanderung zu dieser Zeit fand in die Neue Welt statt (1880-1929 rund 2.885.000). Im Jahre 1897 berief Theodor Herzl den ersten Zionistenkongress in Basel ein und legte damit einen wichtigen Grundstein für die spätere Gründung eines jüdischen Staates. Erst bei der zweiten Einwanderungswelle spielte der Gedanke des Zionismus eine Rolle. Im religiösen und historischen Bewusstsein der Juden (und abgeschwächter Weise im Bewusstsein des Okzidents) war Israel immer das „Heilige Land“ geblieben, das mit der Bibel und der Geschichte des jüdischen Volkes verbunden ist. Die Bedürfnisse der arabischen Bevölkerung spielten in dieser Tradition kaum eine Rolle. Führende Zionisten waren sich der Problematik allerdings bewusst und strebten neben einer internationalen Legitimation auch eine Einigung mit den Arabern an. Die Region stand schon zu dieser Zeit, in der noch kolonialistische Denkweisen herrschten, im geopolitischen und strategischen Interesse der Großmächte. Im 19. Jahrhundert engagierten sich europäische Staaten auf der Suche nach Rohstoffen und neuen Absatzmärkten im Nahen Osten. Nach Angaben der „Jewish Colonization Association“ für das Jahr 1903 lebten im Jahre 1898 5200 Juden in Palästina in landwirtschaftlichen Mustersiedlungen (Siehe auch „Altneuland“, 1904 Heft 11, Seite 339). Zu Beginn des 20. Jahrhunderts besaßen viele Landbewohner nicht mehr ihren eigenen Grund, sondern bestellten ihn als Pächter. Beinahe alle Großgrundbesitzer (Effendis) waren Stadtpatrizier, einige lebten außerhalb des Landes, viele in Beirut, Damaskus und Paris. Zwischen 1904 und 1914 erfolgte die zweite Alijah. Bereits im Jahre 1909 wird mit Tel Aviv die erste moderne jüdische Stadt gegründet. Erster Weltkrieg und die Balfour-Deklaration Aufgrund des Eintrittes des Osmanischen Reichs in den Ersten Weltkrieg auf Seiten der Mittelmächte ging Großbritannien von der Politik ab, das Osmanische Reich als Bollwerk gegen die Ausbreitung Russlands zu erhalten. In einer Korrespondenz zwischen Hussein ibn Ali (Hedschas) und dem britischen Hochkommissars in Ägypten Henry McMahon,wurde 1915/1916) den Arabern die Selbstständigkeit versprochen, sollten sie Großbritannien im Kampf gegen die Osmanen unterstützen. 1916 wurde im geheimen Sykes-Picot-Abkommen mit Frankreich und dem zaristischen Russland eine Vereinbarung über die Aufteilung des Osmanischen Reichs getroffen, welche 1918 von den siegreichen Bolschewiki publiziert wurden. In der Balfour-Deklaration 1917 wurde das Wohlwollen der britischen Regierung für eine jüdische Heimstatt in Palästina erklärt. Durch den Sieg der Briten im Ersten Weltkrieg wurde 1917 die osmanische Herrschaft beendet. Von Ägypten her eroberte General Allenby Südpalästina. Nach der Kapitulation des Osmanischen Reichs besetzten Großbritannien und Frankreich die von ihnen im Sykes-Picot-Abkommen ausgehandelten Gebiete: Frankreich den Libanon und Syrien; Großbritannien Palästina und den Irak. Der Amerikanische Präsident Thomas Woodrow Wilson vertrat die Auffassung, Gebietsgewinne durch den Weltkrieg sollten möglichst verhindert werden. Allerdings war man der Ansicht, die vorher von den unterlegenen Mächten kontrollierten Länder nicht sich selbst überlassen zu können. Die Lösung, die von dem damaligen südafrikanischen Premier Jan Christiaan Smuts vorgeschlagen wurde, war die Einrichtung eines Mandats in diesen Gebieten. Palästina gehörte wie Syrien in die Kategorie A, das heißt die Unabhängigkeit war ein mittleres Ziel, die Staaten wurden als relativ entwickelt angesehen aber noch nicht reif für diesen Schritt. Auf der Völkerbundkonferenz von San Remo 1920 wurde Palästina von den Siegermächten Großbritannien als Mandatsgebiet übertragen. Im Jahre 1922 übertrug der Völkerbund auf der Friedenskonferenz von Paris das Mandat für Palästina für das Gebiet, das heute gemeinsam von Israel und Jordanien eingenommen wird, an Großbritannien. Zu den Mandatsbedingungen gehörte, dass die Briten die Verwirklichung der Balfour-Deklaration ermöglichen sollen, in der sie am 2. November 1917 die „Gründung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk“ versprochen hatten, deren Grenzen jedoch nicht bestimmt waren. Hierzu wurde die Mandatsmacht aufgefordert, die jüdische Einwanderung zu ermöglichen, die jüdischen Einwanderer geschlossen anzusiedeln und hierfür auch das ehemalige osmanische Staatsland zu verwenden. Es sollte dabei ausdrücklich dafür Sorge getragen werden, dass „nichts getan werden soll, was die bürgerlichen und die religiösen Rechte bestehender nichtjüdischer Gemeinschaften in Palästina oder die Rechte und die politische Stellung, deren sich die Juden in irgendeinem anderen Lande erfreuen, präjudizieren könnte“. Britisches Mandat 1920 wurde Großbritannien durch die Konferenz von San Remo ein Palästina-Mandat zuerkannt, das auch das Transjordanien genannte Gebiet östlich des Jordan mit einschloss. Das Mandat diente dazu, auf seinem Territorium das Projekt einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk gemäß der Balfour-Deklaration umzusetzen. Im Juni 1922, noch vor Inkrafttreten des Mandats, teilte Winston Churchill das Mandatsgebiet in Palästina westlich des Jordan, wo die jüdische Heimstätte errichtet werden sollte, und Transjordanien östlich des Jordan, auf dessen Gebiet ein autonomes arabisches Emirat eingerichtet wurde. Die offizielle Verabschiedung des Mandats durch den Völkerbund geschah am 24. Juli 1922. Die genaue Ausgestaltung der Grenzen wurde dabei der Mandatsmacht Großbritannien überlassen. Im April 1923 erkannte Großbritannien den Emir Abdallah ibn al-Hussain offiziell als legitimen Herrscher des autonomen Emirats Transjordanien an. Damit war die Region Palästina, in der die jüdische Heimstätte errichtet werden sollte, endgültig auf das Gebiet westlich des Jordan beschränkt. Bis zur vollständigen Selbständigkeit Jordaniens im Jahre 1946 gab es allerdings in den Gebieten von Palästina und Transjordanien noch einheitliche Mandatsgesetze, Währung und Pässe. Das zionistische Lager, das ursprünglich auch Teile des Ostjordanlands für seine Heimstätte vorgesehen hatte, war gespalten über die Abtrennung Transjordaniens vom Mandatsgebiet. Der zionistische Weltkongress war bereit, sich auf das Gebiet westlich des Jordans zu beschränken, falls dafür im Gegenzug Emir Abdallah die Gründung des jüdischen Staates auf diesem Gebiet anerkannte. Eine andere Gruppe, die von Wladimir Jabotinsky repräsentiert wurde, lehnte diese Einschränkung ab und forderte weiterhin die verstärkte Besiedlung auch der Gebiete östlich des Jordan. Das nicht eingehaltene Versprechen der arabischen Unabhängigkeit richtet den bisher anti-osmanischen arabischen Nationalismus gegen die Mandatsmächte. Die im Zusammenhang mit der Balfour-Deklaration zunehmende Anzahl jüdischer Einwanderer werden von den Arabern als Helfer der neuen Kolonisatoren aufgefasst. Unruhen im April 1920 Am 1. Mai 1919 verkündete Generalleutnant Sir Louis Bols in Nablus die Übergabe der Militärverwaltung an eine Zivile Administration. Dies klang nicht nach der den Arabern versprochenen Unabhängigkeit. Auch Gerüchte einer internationalen Konferenz, bei der über eine Aufteilung der von den Alliierten besetzten Gebiete geredet werden sollte, schürten bei den Arabern die Angst, getäuscht zu werden. Am 27. Februar und am 8. März 1920 kam es zu anti-britischen und anti-jüdischen Demonstrationen. Einige Polizisten warnten vor einem arabischen Aufstand. Während des Nebi-Musa-Festes im April des Jahres 1920 demonstrierten jüdische Immigranten in Jerusalem, aufgrund der angespannten Situation, für die Erlaubnis, die jüdischen Siedlungen selbst verteidigen zu dürfen. Unter Führung des später als „Großmufti von Jerusalem“ bekannten Haddsch Muhammad Amīn al-Husainī rotteten sich Mengen der Pilger des Nebi-Musa-Festes zusammen. Es kam zu antijüdischen Unruhen, in deren Verlauf neun Juden getötet und 22 schwer verletzt wurden. Haddsch Muhammad Amīn al-Husainī wurde in diesem Zusammenhang zu zehn Jahren Haft verurteilt . Ein Jahr später jedoch wurde er durch den britischen Hohen Kommissar, Lord Herbert Louis Samuel, 1. Viscount Samuel freigelassen und mit Billigung der neu eingerichteten britischen Zivilregierung zum „Großmufti“ von Palästina ernannt. Al-Husainī wurde nicht offiziell ernannt, der britische Gouverneur bedeutete ihm lediglich, dass die Briten nichts dagegen unternähmen, wenn er sich an den Schreibtisch seines kürzlich verstorbenen Halbbruders setzen würde; jener war der einzige, der jemals den Titel des Großmufti erhalten hatte. Das Ziel der arabischen Bevölkerungsmehrheit war ein arabischer Staat im gesamten Gebiet mit eingeschränkter (oder unterbundener) jüdischer Einwanderung. In diesem Staat sollten Juden allenfalls eingeschränkte Rechte (siehe Dhimmi) genießen. Der Landkauf durch Juden sollte unterbunden werden. Diese Position wird im Wesentlichen noch heute von der palästinensischen, islamistischen Hamas vertreten, die PLO gab sie 1993 auf. Die Ziele der jüdischen Bevölkerungsminderheit waren eine Forcierung der Einwanderung, ein möglichst großer jüdischer Staat und – zu diesem frühen Zeitpunkt – eine Beibehaltung des britischen Mandats. Diese positive Einstellung zur britischen Mandatsmacht änderte sich in den 1930er- und 1940er-Jahren. Zwischen 1924 und 1932 kam es zur vierten Immigrationswelle, von 1933 bis 1939 kam die fünfte, wodurch die jüdische Bevölkerung in Palästina stark wuchs. Arabischer Aufstand In den folgenden Jahren kam es immer wieder zu Unruhen, die die britische Mandatsmacht stellenweise unter großen Druck setzte und zu Zugeständnissen an die Araber zwang. Als es 1921 zu ersten Aufständen kam, wurde die jüdische Einwanderung erstmals minimal eingeschränkt und als in den Jahren 1936-1939 der große arabische Aufstand die Briten herausforderte, wurde die jüdische Einwanderung komplett verboten. Die Problematik der eingeschränkten Einwanderung kritisierte Chaim Weizmann, Präsident des Zionistenkongresses, vor der Peel-Kommission folgendermaßen: „In diesem Teil der Welt (Europa) gibt es 6.000.000 Menschen (...) für die die Welt geteilt ist in Orte, an denen sie nicht leben können, und Orte, die sie nicht betreten können.“ Siedlungspolitik Wie im Mandatstext vorgegeben, wollte London die jüdische Einwanderung fördern, ohne die Rechte der arabischen Bewohner zu schmälern. In erster Linie sollte dieses Ziel durch die Errichtung gut geordneter Siedlungen erreicht werden. Jüdische Siedlungen und Städte wie Tel Aviv entstanden neben den historischen Siedlungen der Araber. Hierbei war auch von Bedeutung, dass der Direktor des britischen Programmes zur landwirtschaftlichen Entwicklung unabhängig von der Mandatsverwaltung arbeitete und nur dem britischen Hochkommissar unterstand. Durch das fortdauernde Misstrauen zwischen den jüdischen Einwanderern und der arabischen Bevölkerung sowie dem mangelnden Einvernehmen blieb die Siedlungsfrage problematisch. Der wehrhafte Charakter der jüdischen Siedlungsbewegung, der Kibbuzim und Moshavim zu Wehrdörfern machte, fand hierin seinen Ursprung. Peel- und Woodhead-Kommissionen Im Jahre 1937 legte die britische Peel-Kommission erstmals einen Teilungsplan vor, der, gemäß der prozentualen Bevölkerungsverteilung, Galiläa und einen Küstenstreifen als jüdischen und den größeren, auch die Wüstenregionen umfassenden Rest als arabischen Teil vorsah. Dieser Vorschlag wurde von den Arabern abgelehnt. Die jüdische Seite war gespalten. Die Mehrheit, zu der auch Golda Meir gehörte, lehnte den Vorschlag ab, aber eine starke Minderheit um David Ben Gurion sah in diesem Kleinststaat die Basis für eine spätere Expansion. Zitat: „...nachdem wir eine große Macht aufgebaut haben, werden wir die Teilung des Landes beseitigen und über ganz Erez Israel expandieren“ (Brief an seinen Sohn); „das Ja zur Teilung verpflichtet uns nicht zum Verzicht auf Transjordanien“ (Ben Gurion, Memoiren Bd. 4, S. 151). Die Teilung des Landes wurde von der Woodhead-Kommission, die 1939 das MacDonald-Weißbuch veröffentlichte, wieder verworfen. Mit dieser Wendung versuchte das Vereinigte Königreich die Araber als Bündnispartner gegen die „Achsenmächte“ zu gewinnen. Das Weißbuch wurde von den im Lande lebenden Juden abgelehnt, da es die Auflösung der Kampfeinheiten, wie etwa der Hagana, verlangte. Zweiter Weltkrieg Im Zweiten Weltkrieg kämpften schließlich 27.500 jüdische Soldaten aus Palästina in der britischen Armee. Diese bildeten später einen wichtigen Teil der israelischen Armee. Männer wie Mosche Dajan oder Jitzchak Rabin kämpften z. B. gegen das vom Vichy-Regime verwaltete Syrien. Zu Kampfeinsätzen in Deutschland kam es jedoch kaum. Ben Gurion vertrat das Konzept des Palästina-Zentrismus, das davon ausging, in Europa nicht handlungsfähig zu sein. Gleichzeitig versuchten die Juden deshalb, die illegale Einwanderung zu verstärken und somit den europäischen Juden einen Fluchtort zu geben, denn zwischen 1939 und 1944 konnten nur 15.000 legal einwandern. Die Araber hofften während des Krieges zu großen Teilen auf einen Sieg Deutschlands. Bekanntestes Beispiel ist der Großmufti von Jerusalem Hadsch Mohammed Amin al-Husseini, der enge Kontakte zum Deutschen Reich pflegte, und nach seiner Flucht aus Palästina (1937) im Jahre 1941 an einem pro-deutschen Putschversuch im Irak beteiligt war. Ab 1941 lebte er als persönlicher Gast H.´s in Deutschland und war als XX-Mann am Aufbau von moslemischen Hilfstruppen der W. und der WS in Bosnien beteiligt. Auch in Ägypten gab es pro-deutsche Bestrebungen, die etwa von Anwar as-Sadat unterstützt wurden. In den letzten Kriegsjahren versuchte Ben Gurion, die Kontakte in die USA zu verbessern, die er als neue Macht im Nahen Osten aufsteigen sah, während bei Chaim Weizmann der Fokus weiterhin auf dem Vereinigten Königreich lag. Nach dem Zweiten Weltkrieg Nach Ende des Zweiten Weltkrieges stellte sich die Frage nach dem zukünftigen Status Palästinas und der jüdischen Einwanderung erneut. Earl G. Harrison sollte im Auftrag Harry S. Trumans Großbritannien davon überzeugen, die Lage der Juden zu verbessern. Die Briten lehnten jedoch ab und wollten den USA das Mandat übertragen. In der Folge wurde das Anglo-American Committee of Inquiry gegründet, das vorschlug, zumindest 100.000 Juden die Einreise zu ermöglichen, das Mandat 10 weitere Jahre fortzusetzen und Verhandlungen zwischen Arabern und Juden zu beginnen. Das Komitee tagte an mehreren Orten und hörte viele Zeugen, zu denen auch Albert Einstein gehörte. Abermals machten die Briten die Entwaffnung der jüdischen Milizen, unter ihnen der Hagana zur Voraussetzung, was abermals abgelehnt wurde. Die Folge dieser Politik war ein bewaffneter Aufstand der drei größten Gruppen Hagana, Irgun und Lechi gegen militärische Ziele der Briten. Zwischen September 1945 und Juli 1946 wurden Landebahnen, Kasernen und Eisenbahnlinien angegriffen. Die Leitung der Operationsabteilung unterstand Golda Meir. Die Hagana versuchte mit allen Mitteln die illegale Einwanderung zu verstärken, attackierte britische Radaranlagen, die den Schiffsverkehr überwachten und befreite Flüchtlinge aus den Internierungslagern. Die Briten internierten zeitweise mehrere 10.000 Holocaust-Flüchtlinge auf Zypern. Leon Uris verarbeitete dies in seinem Roman Exodus dessen Hauptperson Ari Ben Canaan zumindest teilweise auf Jitzchak Rabin basiert. In den Jahren 1945 und 1946 häuften sich die Terroranschläge jüdischer Untergrundbewegungen auf britische Einrichtungen in Palästina. Polizeistationen und Militärcamps waren bevorzugte Objekte dieser Angriffe. Aber auch die Dörfer der Templer in Palästina waren immer wieder Ziele für Übergriffe. Die britische Verwaltung konnte diesen Zustand nicht länger dulden. Die Palestine Police plante darum zusammen mit dem britischen Militär eine Operation, die die jüdischen Gruppen schwächen sollte. Darum begann die britische Armee mit massiven Schlägen gegen die jüdischen Untergrundbewegungen. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich 100.000 Mann der britischen Armee in Palästina. Es gab Ausgangssperren in den größeren Städten; das Gebäude der Jewish Agency wurde durchsucht und Akten beschlagnahmt. 4.000 Juden, unter ihnen etwa Mosche Scharet und Jitzchak Rabin, wurden verhaftet. Golda Meir wurde als Frau verschont. Ben Gurion hielt sich gerade in Frankreich auf. Als Antwort darauf planten die drei großen Untergrundorganisationen einen Terror-Anschlag auf den Südflügel des King David Hotel in Jerusalem, in dem sich das Hauptquartier des Vereinigten Königreichs befand, auch um die beschlagnahmten Akten zu vernichten. Im letzten Moment zog die Hagana zurück und der Irgun unter Führung des späteren Premierministers Menachem Begin führte den Anschlag alleine aus. Es kamen bei dem Anschlag 91 Menschen ums Leben. Seit Mai 1946 verfolgte Ben Gurion eine neue Strategie, um Druck auf die USA auszuüben. Er förderte nach Pogromen etwa in Polen die Einwanderung von osteuropäischen Juden nach Deutschland, Österreich und Italien, damit diese in den Einflussbereich der Amerikaner kämen und diese damit zum Handeln zwängen. Dies wurde als die Bricha-Bewegung bekannt. Die Hagana begann, osteuropäische Juden schon in Deutschland im Hebräischen zu unterrichten. Im Lande wurden jüdische Siedlungen an strategisch wichtigen Orten eingerichtet. Beispielsweise wurden an Jom Kippur 1946 zehn Siedlungen im Nördlichen Negev gegründet. Gleichzeitig begannen die Vorbereitungen für den Krieg. Man begann militärisch nicht mehr in kleinen Einheiten wie im Widerstand gegen die Mandatsmacht zu denken. Wichtige Organisatoren der Hagana zu dieser Zeit waren Mosche Sneh, Jisrael Galili und Jaakow Dori; Chef der Operationsabteilung der Hagana war Jigael Jadin. Es ist unter Historikern immer noch umstritten, wer oder was den Rückzug der Briten letztlich bewirkte. Es gab unbestreitbar wichtige britische Interessen in der Region. Die Interessen der Briten in diesem Gebiet lagen insbesondere in der Mittellage zu Indien begründet. Und tatsächlich, als Indien 1947 geteilt und unabhängig wurde, versuchte das Vereinigte Königreich das Mandat erst an die USA dann an den Völkerbund zurückzugeben. Ein wichtiger Punkt waren die Ölreserven der Region - eine Pipeline ging etwa von dem Irak in den wichtigen Hafen Haifas. Die Lage des Landes am Mittelmeer und in relativer Nähe zum Suez-Kanal war ebenfalls von strategischer Bedeutung. Der britische Generalstab sah die Region deshalb für den Fall eines Dritten Weltkrieges als unverzichtbar an. Allerdings waren sich die Briten der Tatsache bewusst, dass sie weder von Juden noch von Arabern im Land gewünscht waren. Sie erkannten, dass zumindest die Juden im Land bereits ein halbstaatliches Gebilde, mit regem kulturellem Leben aufgebaut hatten. Das militärische Engagement war zudem sehr kostspielig, auch kam es zu nicht unerheblichen Verlusten an Menschenleben. Die öffentliche Meinung im Königreich stand dem Mandat, besonders aufgrund der Meldungen über den jüdischen Widerstand, zunehmend ablehnend gegenüber. Hinzu kam der Druck der USA. Die Abhängigkeit des Königreiches von amerikanischer Wiederaufbauhilfe in Milliardenhöhe gerade nach dem harten Winter wird deshalb sicherlich eine Rolle gespielt haben. UNSCOP Die UNSCOP (United Nations Special Committee on Palestine) unter dem schwedischen Juristen Emil Sandstrom verfolgte die Ereignisse des Exodus-Zwischenfalls und sprach sich in überwältigender Mehrheit für eine Teilung des Landes aus. Nur Jugoslawien, Indien und der Iran sprachen sich für einen föderalistischen Staat aus. Im April 1947 schließlich schlugen die UNO in einem Teilungsplan die Gründung eines jüdischen und eines arabischen Staats vor. Dem gingen intensivste diplomatische Bemühungen der jüdischen Palästinenser, angeführt von Abba Eban voraus. Während Westeuropa und der Sowjetische Block der Teilung zustimmten, musste die dritte Welt und der südamerikanische Block überzeugt werden. Die südamerikanischen Staaten, unter Einfluss des Vatikans, wollten schließlich nur einem Plan zustimmen, der Jerusalem unter internationale Verwaltung stellte. Dies wurde von den Juden schweren Herzens akzeptiert. Die Zustimmung Trumans war wegen intensiven Drucks aus dem amerikanischen Außen- und Verteidigungsministerium nicht sicher, obwohl er die amerikanische Bevölkerung hinter sich wusste. Truman setzte sich nach Lobbyarbeit Weizmanns jedoch immerhin dafür ein, die Negev-Wüste dem jüdischen Staat zuzuschlagen. Das britische Commonwealth enthielt sich der Stimme. UN-Teilungsplan Die Palästinafrage wurde von dem damaligen Generalsekretär Trygve Lie als bedeutender Testfall für die Zukunft der Organisation angesehen. Am 29. November 1947 stimmte die Generalversammlung der Vereinten Nationen mit Zweidrittelmehrheit (31 pro, 13 contra, 10 Enthaltungen, 1 abwesend) für den Teilungsplan, der Palästina in einen jüdischen und arabischen Staat teilen sollte. Jerusalem sollte unter internationale Verwaltung kommen und die beiden Staaten sollten in einer Wirtschaftsunion zusammengefasst werden. Mit dem Ziel, tatsächlich einen unabhängigen jüdischen Staat zu gründen und den Überlebenden der Shoa eine Heimat zu schaffen, akzeptiert die jüdische Bevölkerung den Plan. Die Araber lehnten den Plan dagegen ab und es kam zu ersten kriegerischen Auseinandersetzungen, die als die erste Phase des Palästinakrieges interpretiert werden können. Wichtige Ziele für die Juden waren dabei, die Straßen, besonders jene zwischen Jerusalem und Tel Aviv, offen zu halten, sowie für den Schutz jeder einzelnen Gemeinde zu sorgen, damit diese nicht aufgegeben werden mussten. Die Hagana musste allerdings immer noch illegal operieren und die Amerikaner und Briten verhängten ein Waffenembargo. Die Briten zeigten sich auch sonst wenig kooperationsbereit, indem sie sich weigerten Urkunden und andere legale Papiere zu übergeben und die UN nicht ins Land ließen. Die Strategie der Hagana war zu dieser Zeit nur defensiv, Vergeltungsschläge sollten, aus Angst die internationale Unterstützung kurz vor der Staatsgründung nicht zu verlieren, nach Willen der Führer um Ben Gurion nur mit Begrenzung ausgeführt werden. Am 9. April 1948 kam es allerdings zu einem Massaker in dem palästinensischen Dorf Deir Jassin. Der Ort wurde von Truppen des Irgun Menachem Begins angegriffen, also nicht der Hagana, die der politischen Mitte zuzurechnen war. Zwischen 107 und 120 Palästinenser, darunter Kinder, Frauen und Greise, wurden getötet bzw. ermordet. Die Aktion erfüllte ihren Zweck - Panik unter der arabischen Bevölkerung auszulösen. Bis zum Beginn des Palästinakrieges flohen bereits zwischen 250.000 und 300.000 Palästinenser oder wurden vertrieben. Waffen konnten nur von der Tschechoslowakei bezogen werden. Der Verkauf begann noch zu vorkommunistischen Zeiten und in der Folge wurden auch von der Tschechoslowakei produzierte deutsche Waffen geliefert, unter anderem auch Messerschmitt-Flugzeuge. Die finanziellen Mittel hierfür wurden nach Spendenkampagnen der Jewish Agency (besonders Golda Meir tat sich hier hervor) vornehmlich von amerikanischen Juden bereitgestellt. Kurz vor dem Ende des Mandats erlitt die jüdische Diplomatie eine herbe Niederlage, als das Außenministerium der USA eine Sondersitzung der UNO einberief, um den Teilungsbeschluss zurückzunehmen bzw. die Teilung zu verschieben. Zuvor gab es bereits massiven Druck auf den Präsidenten. George F. Kennan etwa bezeichnete die Teilung als Katastrophe und auch der republikanische Präsidentschaftskandidat Thomas Dewey lehnte sie ab. Unabhängigkeitskrieg Der so genannte Unabhängigkeitskrieg wurde durch den Angriff der arabischen Staaten auf den neu gegründeten Staat Israel ausgelöst, in dessen Verlauf die israelische Armee die Oberhand über die militärisch schlecht vorbereiteten und unkoordiniert agierenden arabischen Truppen gewann. Bis zum Ende des Krieges verloren bis zu 750.000 Palästinenser ihre Heimat - das war zu diesem Zeitpunkt ein Drittel des gesamten Volkes. Der israelische Historiker Benny Morris hat 1987 nachgewiesen, dass es sich zum Teil um direkte, fast immer um indirekte Vertreibung gehandelt hat. Die verlassenen Städte und fast 400 Dörfer wurden sofort von jüdischen Einwanderern besiedelt. Dörfer, die man nicht benötigte, wurden zerstört, um eine Rückkehr der Araber unmöglich zu machen. Die Waffenstillstandslinie deckte sich ziemlich genau mit den Grenzen, welche die Jewish Agency 1946 der UNO vorgeschlagen hatte. Staat Israel Am 14. Mai 1948 kam es zur Staatsgründung des heutigen Israel, weil der 15. ein Schabbath war und die Fahrt zum Versammlungsort die Ruhe verletzt hätte. Von vielen Palästinensern wird dies auch als (unerfüllter) Unabhängigkeitstag Palästinas angesehen. Der umgehende Angriff mehrerer arabischer Staaten auf Israel führte zum Palästinakrieg, in dem Israel sein Territorium über die Grenzen des UNO-Teilungsplans hinaus ausdehnen konnte. Jordanien besetzte, in Absprache mit der israelischen Regierung (Golda Meïr), das Westjordanland, Ägypten den Gazastreifen. Bis 1967 wurde von der arabischen Seite keine Anstrengung unternommen, in diesen Gebieten einen unabhängigen arabischen Staat zu gründen. 1964 wurde die PLO gegründet mit dem Ziel, den Traum der Palästinenser von einem eigenen Staat zu verwirklichen und den jüdischen Staat Israel zu zerstören. Im Sechstagekrieg 1967 eroberte Israel die von Jordanien und Ägypten besetzten Teile Palästinas. Von nun an war es das Ziel der PLO, die 1967 den Arabern verloren gegangenen Gebiete zurückzuerhalten und in diesen einen unabhängigen Staat „Palästina“ zu gründen. In mehreren Erklärungen ab 1988 hat die PLO ihr ursprüngliches Ziel, die Zerstörung des Staates Israel und die Errichtung eines Staates „Palästina“ auf dem gesamten Territorium des historischen Palästina aufgegeben. Der Verwirklichung eines lebensfähigen Staates im Westjordanland und Gaza, das wären noch 22 % des ursprünglichen Palästina, steht nach Ansicht der Palästinenser die Siedlungspolitik entgegen, die Israel ohne Rücksicht auf vielfachen Protest der UNO und anderer Organisationen durchführt. Im Jahre 1974 wurde die PLO von der UNO als einzig legitime Vertreterin des palästinensischen Volkes anerkannt. Im Oslo-Abkommen von 1994 wurde den Palästinensern ein Autonomiestatus gewährt. Die international ausgearbeitete Roadmap for Peace sieht als wichtigstes Ziel die Errichtung eines lebensfähigen Palästinenserstaates im Westjordanland sowie im Gazastreifen vor. Das Asien-Korps oder Levante-Korps war ein Verband der Streitkräfte des Deutschen Reiches, der im Ersten Weltkrieg zur Unterstützung des Osmanischen Reiches im Vorderen Orient eingesetzt wurde. Aufbau und Kommando Zu dem Korps, das in zwei Abschnitten (März 1916 und August 1917) zusammengestellt und 1918 nochmals verstärkt wurde, gehörten neben den Stäben des Asien-Korps und (1918) der 201. Infanterie-Brigade: Infanterie-Bataillon 701, ab 1918 auch das 1. Masurische Infanterie-Regiment Nr. 146 aus Allenstein Feldbatterien: Infanterie-Geschütz-Züge 701, 702 und 703 Maschinengewehr-Kompanie 701 Kavallerie-Eskadron Asienkorps Pionierabteilung 701, aus dem Kurhessischen Pionier-Bataillon Nr. 11 (Hannoversch Münden), Pionier-Kompanie 205 Kurhessisches-Reserve-Jäger-Bataillon Nr. 11 aus Marburg (ab 1918) Fliegerabteilungen 300 „Pascha“, 301 und 302 (aufgestellt bei Flieger-Ersatz-Abteilung Breslau-Brieg), 303 (FEA Altenburg), 304 b (FEA 1 b Oberschleißheim) und 305 (FEA Breslau), ab 1918 Jagdstaffel 55 (später umbenannt in Jagdstaffel 1 F) Gebirgs-Blinker-Züge 27 (ab 1918) und 28, Nachrichtenabteilung Pascha II (seit 1918) Vermessungsabteilung 27 Sanitätsformationen. Darüber hinaus waren 1917/18 die Festungs-Eisenbahn-Baukompanie 11 und die Eisenbahnbetriebs-Kompanie 44/48 auf der Hedschasbahn eingesetzt. Oberbefehlshaber des Asien-Korps war zunächst der General der Artillerie Friedrich Freiherr Kreß von Kressenstein (1870-1948) als Kommandeur des 1. Türkischen Expeditionskorps und späterer Stabschef der 4., 7. und 8. Türkischen Armee (Heeresgruppe F). Von Juli 1917 bis Februar 1918 folgten ihm in dieser Funktion der General der Infanterie und zugleich Kaiserlich Osmanische Marschall Erich von Falkenhayn (1861-1922) und von Februar 1918 bis November 1918 der General der Kavallerie Otto Liman von Sanders (1855-1929). Exkurs: Österreichisch-ungarische Truppen in Palästina Als österreichisch-ungarische Kontingente kämpften 1916 in der türkischen Suez-Offensive die k.u.k. 24cm Motor-Mörser-Batterie No. 9 und die k.u.k. 15cm Haubitzbatterie No. 36. Vom Sommer 1916 bis zum Kriegsende 1918 nahmen das k.u.k. Gebirgsartillerieregiment No. 4 aus Budapest, das k.u.k. Gebirgsartillerieregiment No. 6 aus Kassa sowie Transport-Einheiten, Sanitäts-Einheiten u. a. unter Major Adolf Wilhelm Marno von Eichenhorst (1877-) als „k.u.k. Gebirgshaubitzdivision von Marno“ und Hauptmann Wladislaw Ritter von Truszkowski († 1917 in Gaza) als „k.u.k. Gebirgshaubitzabteilung in der Türkei (idT)“ (später „k.u.k. Feldhaubitzabteilung idT“) an den Kämpfen in Palästina teil. Zivile österreichische Missionen wurden von dem Orientalisten und Theologen Alois Musil (1868-1944; Kontakte zu arabischen Fürsten) und dem Biologen Victor Pietschmann (1881-1956; Lehrer einer Ski-Truppe) geleitet. Als sich Kaiser Franz Joseph am 26. Januar 1916 zur Entsendung von zwei Batterien Gebirgshaubitzen entschloss, war er von seiner eigenen Entscheidung offenbar nicht wirklich überzeugt, denn er soll später angemerkt haben: „Na ich glaub doch, die sehn wir nimmer!“ Zur 1917/1918 geplanten Entsendung eines k.u.k. Orient-Korps kam es nicht mehr, jedoch wurden die Truppen 1918 noch einmal verstärkt (k.u.k. 10 cm Kanonenbatterie Nr.20, k.u.k. Telegraphen-Kompanie Nr. 266, k.u.k. Telegraphen-Baukompanie Nr.49 u. a.). Insgesamt waren etwa 1.000 - überwiegend ungarisch-slowakische - Soldaten im Palästina eingesetzt. Österreichischer Militärbevollmächtigter in der Türkei war Feldmarschall-Leutnant Joseph Ritter von Pomiankowski (1866-1929). Geschichte Nach dem Bündnis zwischen der Türkei und Deutschland am 2. November 1914 erklärten England, Frankreich und Russland der Türkei den Krieg. Die türkischen Truppen konnten in Armenien, Mesopotamien und Südpalästina zunächst Erfolge erzielen. Pascha I Bereits 1914/15 waren deutsche Pionier-Truppen am Bau der Feld-Eisenbahn im Sinai zum Suezkanal beteiligt, die von der 4. Türkischen Armee unter der technischen Leitung von Heinrich August Meißner Pascha (1862-1940) errichtet wurde. Auch eine Marine-Hygieneexpedition wurde im Dezember 1914 unter Leitung des Hamburger Tropenmediziners Prof. Dr. Peter Mühlens (1873-1943) zusammengestellt. Sie arbeitete zusammen mit den türkischen Sanitätsstellen daran, die beim Wasser- und Wegebau in der Wüste auftretenden Infektionskrankheiten wie Rückfallfieber, Flecktyphus, Typhus, Abdominaltyphus, Paratyphus, Amöbenruhr, Bakterienruhr und Cholera einzudämmen. Schutzimpfungsstoffe gegen Typhus und Cholera wurden in Jerusalem aus landestypischen Erregerstämmen selbst hergestellt. Bei der Pflege in den Lazaretten halfen deutsche Borromäerinnen und Kaiserswerther Diakonissen aus Jerusalem. Um die türkischen Streitkräfte effektiver durch Kriegsmaterial, deutsche Offiziere zur Truppenführung, Militärflieger und Truppenkontingente zu unterstützen, wurde 1916 ein deutsches „Asien-Korps“ zusammengestellt. Mitte Januar 1916 unternahm Oberst Kreß von Kressenstein mit einigen Offizieren des Generalkommandos einen Inspektionsritt durch die Wüste bis nahe an den Suezkanal. Im März 1916 traf das Expeditionskorps Pascha I über die Etappenstrecke Balkan-Konstantinopel-Taurus-Aleppo-Damaskus-Jerusalem-Wüste auf der Sinai-Halbinsel ein. Am 1. April 1916 wurde die Fliegerabteilung 300 „Pascha“ unter Führung von Hauptmann Hellmuth Felmy (1885–1965) mit 14 Flugzeugen vom Typ Rumpler C.I in Beerscheba stationiert. Im April bezogen auch die ersten deutschen und österreichischen Truppen Quartier in Beerscheba. Die Fliegerabteilung wurde in den Nordsinai verlegt: im Juni in das Wadi al-Arisch und im Juli nach Bir el-'Abd. Da sich das Eintreffen der deutschen Truppen verzögerte, fand die geplante Großoffensive gegen den Suezkanal erst in der Juli-Hitze 1916 statt und misslang. Die türkisch-deutschen Truppen wurden im nach der Schlacht von Bir Romani (3.-5. August) nach Palästina zurückgeworfen. Die Fliegerabteilung 300 wurde ab Oktober wieder nach Beerscheba und im Januar 1917 nach Ramla verlegt. Im Frühjahr 1917 siedelte das deutsche Hauptquartier nach Tell esch-Scheria (Gerar) über; am 26. März und 17. April wurden von den Türken im Gebiet von Gaza zwei Schlachten gegen die Briten unter General Edmund Allenby gewonnen. Pascha II Als Bagdad am 11. März 1917 von den Briten eingenommen war, stand das Osmanische Reich vor der Niederlage. Deutschland verstärkte nun die Militärunterstützung. Um die türkische Armee zu stabilisieren, wurde die Heeresgruppe F mit einem fast ausschließlich deutschen Generalstab aufgebaut (sogenanntes Unternehmen Blitz, türkisch Yılderım Orduları Grubu). Im August 1917 wurde von der Obersten Heeresleitung über den Balkan und Konstantinopel ein deutsches Expeditionskorps Pascha II unter Generalmajor Werner von Frankenberg zu Proschlitz (1868-1933) in den Nahen Osten geschickt, um ein weiteres Vordringen der Briten aufzuhalten. Eigentlich sollen die deutschen Truppen helfen, Bagdad von den Briten zurückzuerobern, doch im Oktober 1917 wurde dieses Ziel aufgegeben. Die Soldaten wurden zur Frontsicherung nach Palästina verlegt, um dort den englischen Vormarsch zu stoppen. Die türkisch-deutschen Truppen wurden von den Briten und arabischen Milizen unter Führung von Thomas Edward Lawrence („Lawrence von Arabien“) attackiert. Zur weiteren Luftunterstützung wurden der Heeresgruppe F im September 1917 die Fliegerabteilungen 301-305 und die Jagdstaffel 55 mit insgesamt 55 Flugzeugen zugeteilt. Es waren zweisitzige Flugzeugtypen wie die Aufklärer AEG C.IV oder Albatros C.III, die Jagdflugzeuge Pfalz E.I, Pfalz E.II oder Albatros D.III und der Aufklärer oder Bomber Rumpler C.I in Gebrauch. Im September 1917 brach die Sinai-Front zusammen. Ende Oktober 1917 waren die Fliegerabteilungen in es-Sawafir, Ramla, et-Tina (in der Nähe des heutigen Kiryat Malachi) und Iraq el-Manschiye (ebenfalls in derselben Gegend) stationiert. Allenby schlug die Osmanen am 31. Oktober - mit dem letzten erfolgreichen Kavallerieangriff der Geschichte - in Beerscheba und am 7. November in Gaza. Die deutschen Fliegerabteilungen wurden damals in den Norden Palästinas zurückgezogen: nach Bethlehem-Waldheim (heute Allone Abba zwischen Haifa und Nazareth), Dschenin, Samach am See Genezareth (heute Wüstung in der Nähe des Kibbuz Ma'agan), Merhavya (el-Fule) bei Afula in der Nähe von Nazaret. Auch in Dar'a (Südsyrien) waren 10 Flugzeuge zusammen mit der türkischen Flugabteilung 14 im Einsatz gegen die arabischen Milizen. Nach den Niederlagen der Türken wurde Jerusalem am 9. Dezember 1917 und den folgenden Tagen von den türkischen Truppen geräumt, auch das deutsche Oberkommando verließ sein Hauptquartier auf dem Ölberg im Auguste-Viktoria-Hospital und zog sich nach Nazaret zurück. Dort war das Hauptquartier von Dezember 1917 bis September 1918. Das k.u.k. Etappengruppenkommando und das k.u.k. Feldpostamt Nr. 452 befanden sich 1917-1918 in Aleppo. Zwischen Dezember 1917 und April 1918 gab es Stellungskämpfe in Mittelpalästina, von April bis September 1918 auch Kämpfe im Ostjordanland. Die deutschen Truppen in Palästina wurden noch einmal verstärkt; es befanden sich insgesamt etwa 16.000 deutsche Soldaten in Palästina. Im April und Mai 1918 kamen dabei auch das 1. Masurische Infanterie-Regiment Nr. 146 unter Generalmajor Frithjof Freiherr von Hammerstein-Gesmold (1870-1944) und von Mai bis Juli das Kurhessische-Reserve-Jäger-Bataillon Nr. 11 („Marburger Jäger“) unter Major von Menges zum Einsatz. Die deutschen Fliegerabteilungen wurden in dieser Zeit zum Teil nach Amman, Rayak, Aleppo, Hama und Homs verlegt. Niederlage und Rückzug Die Niederlage der türkisch-deutschen Armee in Palästina und Mesopotamien war nicht aufzuhalten. Nach der Palästinaschlacht, die am 19. September 1918 begann (Schlacht von Megiddo am 20. September) und der Einnahme von Damaskus zogen sich die Truppen immer weiter zurück. Zahlreiche kleinere deutsche Verbände des Asienkorps mussten sich während des militärischen Zusammenbruchs des Osmanischen Reichs auf eigene Faust durchschlagen, um das nackte Leben zu retten. Ihr Gegner Thomas E. Lawrence setzte den deutschen Abteilungen folgendes Denkmal: „Sie waren zweitausend Meilen von ihrer Heimat entfernt, ohne Hoffnung in fremdem unbekannten Land, in einer Lage, verzweifelt genug, um auch die stärksten Nerven zu brechen. Dennoch hielten ihre Trupps fest zusammen, geordnet in Reih und Glied, und steuerten durch das wild wogende Meer von Türken und Arabern wie Panzerschiffe, schweigsam und erhobenen Hauptes. Wurden sie angegriffen, so machten sie halt, gingen in Gefechtsstellung und gaben wohlgezieltes Feuer. Da war keine Hast, kein Geschrei, keine Unsicherheit. Prachtvoll waren sie“. Die Fliegerabteilungen wurden Anfang Oktober auf dem Rückzug bis auf eine, die in Hama verblieb, nach Muslimiya bei Aleppo und schließlich nach Adana verlegt. Hier starb der letzte, posthum mit dem Orden Pour le Mérite ausgezeichnete Kommandeur des Asien-Korps, Oberst Gustav von Oppen, an der Cholera. Am 30. Oktober 1918 kapitulierte die Türkei und schloss zum 31. Oktober 1918 den Waffenstillstand von Mudros (auf Limnos), der den deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen freies Geleit zusicherte. Das deutsche Asien-Korps wurde nach der Kapitulation mit der anatolischen Eisenbahn nach Konstantinopel transportiert und dort mit den anderen deutschen Soldaten interniert. Die deutschen Soldaten kehrten teils über das Schwarze Meer und die Ukraine und teils ab Januar 1919 über das Mittelmeer nach Deutschland zurück. Die österreichischen Rückkehrer trafen über Triest am 24. Januar 1919 in Wien ein. Kriegsgräber der gefallenen Soldaten befinden sich insbesondere in Bagdad, Jerusalem, Nazareth, Aleppo, Damaskus und auf englischen Soldatenfriedhöfen. Fliegerdenkmale für gefallene deutsche Piloten im Ersten Weltkrieg stehen in Dschenin (Palästina) an der Straße nach Nazareth sowie auf dem Templer-Friedhof in Haifa. Bedeutung für Archäologie, Kunstgeschichte und Kartografie Von den Städte- und Landschaftsaufnahmen der Fliegerabteilung 304 des Asien-Korps sind noch 2.872 Glasplatten im Bayerischen Hauptstaatsarchiv, Abt. IV Bayerisches Kriegsarchiv, in München erhalten. Ihre wissenschaftliche Auswertung ist heute wichtig für die Luftbildarchäologie. Auch die 1916 durch Mayor a. D. Hans von Ramsay in 4 Blättern aufgenommene Karte von Südpalästina und dem Sinai (1:250.000) sowie die 1917/18 von der Vermessungsabteilung 27 gefertigten topografischen Karten (39 Blätter 1:50.000, 7 Blätter 1:25.000, 1 Karte 1:100.000) werden zur Klärung wissenschaftlicher Fragen herangezogen. Der Archäologe Theodor Wiegand (1864-1936) war als Hauptmann der Landwehrartillerie in Damaskus stationiert und leitete ein Deutsch-Türkisches Denkmalschutzkommando, das während des Palästina-Feldzuges 1916-1918 u. a. in Damaskus, Petra und im Sinai zahlreiche wissenschaftliche Vermessungen und Bauaufnahmen antiker Denkmäler durchführte. In der Zusammenarbeit mit Wiegand empfing auch der österreichische Kunsthistoriker Hans Sedlmayr (1896-1984), der als Artilleriebeobachter zur Österreichischen Orientarmee abkommandiert worden war, viele Anregungen. Fliegertruppen (Kaiserreich) Die deutschen Fliegertruppen im Kaiserreich umfassten die Luftstreitkräfte der preußischen Armee einschließlich der länderspezifischen Einheiten (Bayern, Sachsen, Württemberg) mit Ausnahme der Luftschiffertruppe und den Seefliegern der kaiserlichen Marine. Sie unterstanden dem Inspekteur der Flieger (IdFlieg). Im ersten Weltkrieg kämpfte sie an nahezu allen Fronten (West-, Ostfront, Balkan, Italien, Dardanellen, Palästina, Kaukasus, Mesopotamien) und zum Teil sogar in den Kolonien (Tsingtao, Deutsch-Ostafrika, Deutsch-Südwestafrika). Mit der militärischen Niederlage 1918 und der Auflösung des deutschen Kaiserreichs wurde die Fliegertruppe demobilisiert und entsprechend den Bestimmungen des Versailler Vertrags 1919 ersatzlos aufgelöst. Von den Anfängen bis zum Ersten Weltkrieg Bereits 1884 stellte die preußische Armee ein erstes Ballondétachement auf, 1887 entstand daraus eine Luftschifferabteilung, 1901 erweitert zum Luftschifferbataillon. 1910 hielt das Flugzeug Einzug in die Militärluftfahrt, als unter Hauptmann Le Roi die erste Militärfliegerschule entstand. 1911 wurde die Inspektion der Luft- und Kraftfahrtruppen gebildet, dem die Luftstreitkräfte zugeordnet wurden. 1912 entstanden die Königlich-Preußische Fliegertruppe mit unterstelltem sächsischen und württembergischen Détachement innerhalb der Preußischen Armee, dazu die Fliegertruppe der Bayerischen Armee (vgl. 1. Königlich Bayerisches Fliegerbataillon) und schließlich die Seeflieger der Kaiserlichen Marine. Letztere wurden ebenfalls im Jahr 1913 aufgestellt und bestanden aus Marineflieger- und Marineluftschifferabteilungen. Am 1. Oktober 1913 erfolgte die Gründung der Inspektion der Fliegertruppen (Idflieg), die den Verkehrstruppen unterstellt war. Im Rahmen der Heeresverstärkung waren die Fliegerkräfte zu diesem Zeitpunkt auf 4 Fliegerbataillone mit 12 Kompanien, verteilt auf 11 Stationen angewachsen. Entwicklung der deutschen Fliegertruppe 1914-18 Mobilmachung Bei Ausbruch des Krieges wurden aus den vier Fliegerbataillonen 33 Feldfliegerabteilungen und 7 1/2 Festungsfliegerabteilungen mit je sechs bzw. vier Flugzeugen aufgestellt, dazu fünf Fliegerersatzabteilungen und acht Etappenflugzeugparks, die für den Nachschub an Personal und Flugzeugen zu sorgen hatten. Sämtliche privaten und Werksflugzeuge der Industrie wurden beschlagnahmt. Zu Kriegsbeginn standen dem Heer 254 Piloten und 271 Beobachter zur Verfügung, dazu etwa 270 Doppeldecker und 180 Eindecker, von denen aber nur 295 kriegsbrauchbar waren. Die Marine verfügte über eine Marinefliegerabteilung in Stärke von 217 Mann mit 32 Flugzeugen und vier Flugbooten einschließlich der Schulmaschinen; feldverwendungsfähig waren nur 12 Wasser- und ein Landflugzeug. Im Zuge der Mobilmachung führten Fliegertruppe und Luftschiffertruppe folgenden Aufmarschplan durch: Kommandoebene Standort Einheit Führer Standort OHL Berlin Luftschiff Z6 Hptm. Kleinschmidt Köln Luftschiff Z7 Hptm. Jacobi Baden-Oos Luftschiff Z8 Hptm. Andrée Trier Luftschiff Z9 Hptm Horn Düsseldorf Luftschiff Viktoria Luise Lt. Lampertz Frankfurt am Main Gouvernement Köln Köln Festungsflieger-Abteilung 3 Hptm. Volkmann Köln Gouvernement Germersheim Germersheim Festungsflieger-Abteilung (b) Germersheim Germersheim Feldluftschiffer-Trupp 1(b) Germersheim I. Armee (von Kluck) Grevenbroich Feldflieger-Abteilung 12 Hptm. von Detten Grevenbroich Grevenbroich Luftschiffer-Abteilung 1 Hptm. von Zychlinski Jülich-Grevenbroich II. Armeekorps Erkelenz Feldflieger-Abteilung 30 Hptm. Wagenführ Rheydt III. Armeekorps Bergheim Feldflieger-Abteilung 7 Hptm. Grade Elsdorf IV. Armeekorps Jülich Feldflieger-Abteilung 9 Hptm Musset Aachen-Forst Etappen-Inspektion 1 Aachen EtFlzPk 1 Maj. Gundel, Olt. Vogel Düsseldorf II. Armee (von Bülow) Montjoie Feldflieger-Abteilung 23 Hptm. von Falkenstein Höfen Montjoie Luftschiffer-Abteilung 2 Hptm. Spangenberg Aachen Garde-Korps Malmédy Feldflieger-Abteilung 30 Hptm. von Oertzen Thrimont VII. Armeekorps Eupen Feldflieger-Abteilung 1 Hptm. von Gersdorf Eupen IX. Armeekorps Aachen Feldflieger-Abteilung 18 Hptm. Wilberg Aachen-Brand X. Armeekorps Schleiden Feldflieger-Abteilung 11 Hptm. Geerdtz Aachen-Call Etappen-Inspektion 2 Bonn EtFlzPk 2 Maj. Holl Hangelar III. Armee (von Hausen) Prüm Feldflieger-Abteilung 22 Hptm. von Blomberg St. Vith Prüm Luftschiffer-Abteilung 7 Hptm. Menzel Niederprüm XI. Armeekorps St. Vith Feldflieger-Abteilung 28 Hptm. Freytag Wallerode XII. Armeekorps Waxweiler Feldflieger-Abteilung 29 Hptm. von Jena Ober-Beslingen XIX. Armeekorps Neuerburg Feldflieger-Abteilung 24 Hptm. von Minkwitz Neuerburg Etappen-Inspektion 3 Mayen EtFlzPk 3 Maj. Mardersteig Niedermendig IV. Armee (Herzog Albrecht) Trier Feldflieger-Abteilung 6 Hptm. von Dewall Trier-Euren Trier Luftschiffer-Abteilung 3 Hptm. Schoof Trier VI. Armeekorps Nennig Feldflieger-Abteilung 13 Hptm. Streccius Dillingen VIII. Armeekorps Luxemburg Feldflieger-Abteilung 10 Hptm. Hantelmann Trier-Euren XVIII. Armeekorps Luxemburg Feldflieger-Abteilung 27 Hptm. Keller Conz Etappen-Inspektion 4 Kirn EtFlzPk 4 Maj. Goebel Trier V. Armee (Kronprinz Wilhelm) Saarbrücken Feldflieger-Abteilung 25 Hptm. Blum Dillingen Saarbrücken Luftschiffer-Abteilung 4 Hptm. Stottmeister Saarbrücken V. Armeekorps Wallerfangen Feldflieger-Abteilung 19 Hptm. von Poser Beaumarais XIII. Armeekorps Diedenhofen Feldflieger-Abteilung 4 Hptm. Haehnelt Nieder-Jeutz XVI. Armeekorps Metz Feldflieger-Abteilung 2 Hptm. Kirch Metz Etappen-Inspektion 5 Homburg (Pfalz) EtFlzPk 5 Olt. Pohl Homburg (Pfalz) Gouvernement Metz Metz Festungsflieger-Abteilung 1 Hptm. von Kleist Metz-Frescaty Metz Feldluftschiffer-Trupp 18 Olt. Rudersdorf Metz-Frescaty Metz Feldluftschiffer-Trupp 19 Olt. Neidhardt Metz-Frescaty Metz Feldluftschiffer-Trupp 20 Olt. Wolfenstetter Metz-Frescaty Metz Feldluftschiffer-Trupp 21 Olt. Schmitt Metz-Frescaty Gouvernement Diedenhofen Diedenhofen Feldluftschiffer-Trupp 22 Olt. Moller Diedenhofen VI. Armee (Kronprinz Rupprecht) St. Avold Feldflieger-Abteilung 5 Hptm. Kerksieck St. Avold St. Avold bayr. Luftschiffer-Abteilung Hptm. Lochmüller St. Avold XXI. Armeekorps Dieuze Feldflieger-Abteilung 8 Olt. Jermann Bühl I. bayr. Armeekorps Saarburg Feldflieger-Abteilung 1b Hptm. Erhardt Bühl II. bayr. Armeekorps Falkenberg Feldflieger-Abteilung 2b Rittm. Graf Wolfskehl Falkenberg III. bayr. Armeekorps Kurzel Feldflieger-Abteilung 3b Hptm. Pohl Urville/Metz Etappen-Inspektion 6b Homburg (Saar) EtFlzPk 6b Olt. Hiller Zweibrücken VII. Armee (von Heeringen) Straßburg Feldflieger-Abteilung 26 Hptm. Walter Straßburg Straßburg Luftschiffer-Abteilung 6 Hptm. Kalsow Straßburg XIV. Armeekorps Müllheim Feldflieger-Abteilung 20 Hptm. Barends Freiburg i. Br. XV. Armeekorps Straßburg Feldflieger-Abteilung 3 Hptm. Genée Straßburg Etappen-Inspektion 7 Appenweiler EtFlzPk 7 Maj. Siegert Baden/Oos Gouvernement Straßburg Straßburg Festungsflieger-Abteilung 2 Hptm. von Falkenhayn Straßburg Straßburg Feldluftschiffer-Trupp 14 Hptm. Batzer Straßburg Straßburg Feldluftschiffer-Trupp 15 Rittm. Bartmann Straßburg Gouvernement Neu-Breisach Neu-Breisach Feldluftschiffer-Trupp 13 Olt. Pachmayr Neu-Breisach VIII. Armee (von Prittwitz und Gaffron) Marienburg Feldflieger-Abteilung 16 Hptm. Schmoeger Graudenz Marienburg Luftschiffer-Abteilung 3 Hptm. Schellbach Königsberg Marienburg Luftschiff Z4 Hptm. Von Quast Königsberg I. Armeekorps Gumbinnen Feldflieger-Abteilung 14 Hptm. Heinrich Insterburg XVII. Armeekoprs Deutsch-Eylau Feldflieger-Abteilung 17 Hptm. Dincklage Deutsch-Eylau XX. Armeekorps Allenstein Feldflieger-Abteilung 15 Hptm. Donat Allenstein 3. Reserve-Division Hohensalza Festungsflieger-Abteilung 7 Hptm. von der Goltz Lötzen Gouvernement Königsberg Königsberg Festungsflieger-Abteilung 5 Hptm. Lölhöffl Königsberg Königsberg Feldluftschiffer-Trupp 1 Olt. von Kyckbusch Königsberg Gouvernement Graudenz Graudenz Festungsflieger-Abteilung 6 Olt. Donnevert Graudenz Graudenz Feldluftschiffer-Trupp 26 Hptm. von Gellhorn Graudenz Gouvernement Posen Posen Festungsflieger-Abteilung 4 Rittm. von Hantelmann Posen Posen Feldluftschiffer-Trupp 5 Hptm. Meyer Posen Gouvernement Thorn Thorn Feldluftschiffer-Trupp 23 Hptm. Granier Thorn Thorn Feldluftschiffer-Trupp 24 Olt. Link Thorn Die Fliegerabteilungen des Heeres blieben logistisch und fachlich der Idflieg und damit der Heimatorganisation zugeordnet, wurden im Feld nun den General- oder Armeeoberkommandos bzw. den Festungskommandanten unterstellt, von dort geführt und eingesetzt. Bereits 1912 hatte daher eine Denkschrift eine einheitliche Führung der Fliegertruppe unter eigenem Kommando gefordert. Stattdessen zeigte sich rasch, dass das Zusammenwirken zwischen Fliegern und Bodentruppen im operativen Einsatz völlig andere Anforderungen als das Verkehrs- und Nachschubwesen stellte, woraus sich zahllose organisatorische Konflikte ergeben mussten: Der Leiter der Idflieg Oberst von Eberhardt, organisatorisch noch immer der Generalinspektion des Militärverkehrswesens (GI), und dort wieder der nachgeordneten Inspektion des Militär-, Luft- und Kraftfahrwesens (ILUK) unterstellt, bemühte sich mit seinem Adjutanten aus Berlin heraus erfolglos, das Durcheinander von Front-, Etappen- und Heimatorganisation zu steuern, trug dem Chef des Generalstabes die Probleme vor und beantragte, zur effektiveren Führung einen "Chef des Feldfliegerwesens" bei der Obersten Heeresleistung (OHL) sowie "Kommandeure der Flieger" auf Armeeebene zu etablieren, stieß aber beim Chef des Generalstabes auf kein Verständnis, der am 27. August 1914 Eberhards Antrag ablehnte. Damit verzögerte sich die notwendige Reorganisation der Luftstreitkräfte um fast zwei Jahre. Maj. Roethe, der dem glücklosen Oberst Eberhardt im Amt nachfolgte, konnte dieses Dilemma nicht lösen. Vorn vornherein absehbar war, dass die Ersatzabteilungen den Bedarf nach qualifiziertem Personal wie Flugzeugführern, Beobachtern und Monteuren nicht decken konnten. Ein Freiwilligenaufruf vom 12. August 1914 zugunsten der Fliegertruppe erbrachte 15.000 Meldungen; hier hieß es: "...Die Meldungen von Kriegsfreiwilligen überschreiten zwar, wie bei allen Waffen, so auch bei der Fliegertruppe, den augenblicklichen Bedarf weitaus. Indessen muss hier eine besonders sorgfältige Auswahl getroffen werden und auch von den Ausgewählten werden im Laufe der Ausbildung noch viele zurücktreten müssen. Es kommt deshalb darauf an von vornherein die Geeigneten als Kriegsfreiwillige einzustellen, d. h. Solche, die neben der erforderlichen Intelligenz und tüchtigen Charaktereigenschaften im Besonderen auch schon Vorkenntnisse in der Bedienung und Pflege von Flugmotoren besitzen. Solche Persönlichkeiten werden sich namentlich unter den Studierenden der Techn. Hochschulen und anderer technischer Lehranstalten finden, die sich diesem Sonderfach zugewendet haben. Außerdem werden geübte Mechaniker und Monteure gebraucht. Kriegsfreiwillige melden sich zur Ausbildung als Flugzeugführer oder zur Einstellung als Hilfsmonteure bei der Königlichen Inspektion der Fliegertruppen in Berlin-Schöneberg, Alte Kaserne (Fiskalische Straße), Auswärtige schriftlich.“ Auf Vorschlag des Inspekteurs erging am 18. August 1914 ein Erlass des Ministeriums an alle Generalkommandos, geeignete Bewerber aus den aktiven, Reserve- und Landwehroffizieren, vornehmlich den Ballonführern an die Inspektion zu melden. In Anlehnung an die Flugzeugfabriken entstanden Flugschulen, eine 5. Ersatzfliegerabteilung wurde in Hannover aufgestellt. Die verfügbare Lieferkapazität von wöchentlich etwa 50 Flugzeugzellen, 18 Reihen- und 6 Umlaufmotoren im Monat war absolut unzureichend, der Nachschubweg nicht organisiert. Lieferungen an das Heer, die Marine und den österreichisch-ungarischen Verbündeten konkurrierten miteinander, Leitstellen auf Kommandoebene, die den Materialbedarf feststellen und in Anforderungen umsetzen konnten, existierten nicht. Infolgedessen organisierten die Fliegerabteilungen eigenmächtig "Kraftwagenexpeditionen" zu den Flugzeugfabriken und besorgten sich neue Maschinen ab Werk. Die Übersicht und damit die lagegerechte und effiziente Disposition über Nachschubbedarf, Materialzufluss und -vorrat ging verloren. Schließlich behinderten zudem Länderinteressen die Effizienz: Bayern verfügte über eigene Fliegerabteilungen und baute eigene Etappenorganisation unter Führung einer eigenen Inspektion aus, Württemberg verfügte aufgrund seiner Motorenindustrie über besonders viel technisch geschultes Personal, das in anderen Einheiten fehlte, und auch Sachsen beharrte auf eigenen Einheiten. Lediglich die Marineflieger blieben ohne landsmannschaftliche Zugehörigkeit zentral dem Reichsmarineamt zugeordnet. Eine parlamentarische Kommission, der der bekannte SPD-Politiker Matthias Erzberger sowie die Abgeordneten Dr. Hermann Paasche, Freiherr Karl von Gamp-Massaunen, Graf von Oppersdorf, Schulz-Bromberg, Graf von Westarp und Dr. Otto Wiemer angehörten, kümmerte sich um Verbesserungen in Zusammenarbeit mit Heeres-, Marineverwaltung und Industrie. Etwa 6.000 Arbeiter und Spezialisten wurden vom Kriegsdienst freigestellt, Lizenzverträge zur Produktion fremder Fabrikate angepasst, erbeutetes Material bereitgestellt, Rohstoffe zugewiesen und Fliegeroffiziere zur technischen Abnahme der Flugzeuge abkommandiert. Eine Koordinationszentrale sollte Problemen zwischen militärischer und industrieller Planung vorbeugen. Kriegsverlauf 1914 Bereits in der ersten Kriegstagen zeichnete sich die Bedeutung der Flieger bei der Luftaufklärung ab. Während Kavalleriepatrouillen oft schon im gegnerischen MG- und Artilleriefeuer scheiterten, das Fernmeldewesen noch in den Kinderschuhen steckte und die Überbringung von Meldungen überwiegend durch Meldeläufer und Brieftauben erfolgte, brachten bei klarem Wetter Flugzeuge zuverlässige Beobachtungsergebnisse und lieferten diese auch schnell und zuverlässig ab. Die Skepsis der Truppenführer und Befehlshaber war in aufrichtige Anerkennung umgeschlagen, überall wurde nach dem Einsatz von Fliegern gerufen und die Aufstellung weiterer Einheiten gefordert. Enge Zusammenarbeit zwischen kämpfender Truppe, Kommandostellen und Fliegern war erforderlich; auf Ebene Armeeoberkommando (AOK)) wurden daher ab Oktober 1914, zunächst uneinheitlich und improvisiert, Stabsoffiziere der Flieger (Stofl) zur Beratung der Armeebefehlshaber eingesetzt. Taktisch trat neben die reine Augen- und die behelfsmäßigen Fotoaufklärung auch die Feuerleitung der Artillerie aus der Luft, zumal die Überlegenheit insbesondere der Franzosen hierbei rasch zu Tage trat. Der Chef des Generalstabes forderte daher von der Idflieg die rasche Bereitstellung entsprechender Kräfte und Flugzeuge. Die Festungsfliegerabteilungen wurden ab Oktober 1914 auf 6 Flugzeuge verstärkt und in Feldfliegerabteilungen umgebildet, am 28. September wurde die erste „überplanmäßige“ Fliegerabteilung (FlAbt 31) aufgestellt und von Berlin-Johannisthal an die Ostfront verlegt. Bis Ende November konnten 462 neue Flugzeuge an die Fliegertruppe geliefert werden. Die Auslieferung erfolgte inzwischen über Zwischendepots in Köln, Trier, Saarburg, Graudenz (Grudziądz) und Posen (Poznań). Noch am 17. September 1914 hatte die Frankfurter Zeitung geschrieben: „Der Luftkrieg an sich kann nach den bisherigen Erfahrungen als eine Utopie bezeichnet werden. Die Aufgabe des Fliegers ist zu sehen, aber nicht zu kämpfen, und auch die französischen Flieger folgen diesem Grundsatze.“ Mit dem erbitterten Gefecht in der Luft hatten die Militärbehörden nicht gerechnet, obwohl der Flugpionier und Konstrukteur August Euler bei der ILA bereits 1911 ein Flugzeug mit eingebautem MG ausgestellt hatte. Die französische Aviation Militaire hatte dagegen bereits im Herbst 1914 konsequent damit begonnen, ihre Farman- und Voisin-Bomber mit MGs und leichten Geschützen auszurüsten; diese eher langsamen und als Jagdflugzeuge untauglichen Maschinen wurden von den deutschen Besatzungen als „Bauernschreck“ verlacht. Nachdem jedoch am 15. Oktober 1914 eine deutsche Aviatik dem Angriff einer französischen Voisin zum Opfer gefallen war, änderte sich das Bild; immer häufiger kehrten deutsche Aufklärungsflugzeuge nicht vom Einsatz zurück. Die französische Kampfflieger Garros, Védrines, Pégoud und andere Piloten schossen mit ihren schnellen und wendigen Maschinen die wehrlosen und schwerfälligen deutschen Zweisitzer ungefährdet vom Himmel. Damit erblindete die deutsche Luftaufklärung; die Befehlshaber und ihre Stäbe tappten im Dunkeln, während die Vorbereitung der großen französischen Offensive in der Champagne anlief. Das alarmierte schließlich auch die höchsten militärischen Stellen. Die Forderung nach einem "Kampfflugzeug" wurde in das Pflichtenheft „Typ III“ umgesetzt, ein schweres dreisitziges und zweimotoriges K-Flugzeug, das sich jedoch als viel zu langsam und schwerfällig für den Luftkampf erweisen sollte, dafür aber zur erfolgreichen Entwicklung der Großflugzeuge führte. 1915 Noch weit von einer einheitlichen taktisch-technisch-logistisch integrierten Führung der Luftstreitkräfte entfernt, berief die Oberste Heeresleitung Major Siegert als Sachverständigen Leiter in die OHL, der die vormals abgelehnten Vorschläge des Idflieg aufgriff. Am 11. März 1915 wurde durch allerhöchste Kabinettsorder schließlich ein Feldflugchef ernannt, der ohne weitere bürokratische Bindung an das Verkehrswesen an den Generalquartiermeister direkt berichtete und, wenn auch ohne taktisch-operativen Befugnisse, die Führung von Feldluftschiffern und Feldfliegern übernahm und Organisation und Ausbildung der Flieger vereinheitlichen und verbessern sollte. Auch die bisher provisorisch tätigen Stofl wurden nun bestätigt und einheitlich in allen AOK tätig. Sie erhielten zudem mit dem Kommando über die aus der Etappen-Organisation herausgelösten neu unterstellten Armeeflugparks auch die Möglichkeit, die Fliegerabteilungen in ihrem Verantwortungsbereich logistisch zu steuern. Neben einem Stamm erhielten diese Flugparks dafür entsprechend der zu versorgenden Fliegerabteilungen eigenständige Züge, um die logistische Zusammenarbeit weiter zu optimieren: Wartung, Instandsetzung oder Abschub beschädigter Flugzeuge und Motoren, Bevorratung und Umschlag von Ersatzteilen und Munition, Übernahme von Ersatzmaschinen, deren Ausrüstung und Eingefliegen. In den Einsatzverbänden tätige Technische Offiziere beaufsichtigten die Motorenwarte, überwachten den technischen Zustand der Flugzeuge und organisierten den Ab- und Nachschub zu bzw. von den Parks in die Einheiten. Der neue Feldflugchef Oberstlt. i. G. Hermann von der Lieth-Thomsen, sein Stabsoffizier für Fliegertruppen Major Siegert und der insgesamt 10köpfige Stab kümmerten sich um effiziente Ausbildung des Personals und die technische Verbesserung - insbesondere stärkere Bewaffnung - der deutschen Maschinen. Bis zum 1. Mai 1915 gelangten Mauser-Selbstladegewehre und allmählich auch neue, leichtere Maschinengewehre an die Feldfliegerabteilungen und wurden als Defensivwaffe in die Beobachterkanzel montiert. Nachdem ein MG-Schütze am 19. Mai 1915 den erfolgreichen französische Kampfflieger Roland Garros von der Escadrille MS. 23 bei Ingelmünster mit seinem Morane-Schirmeindecker gezwungen hatte, inspirierte die Beutemaschine mit starr nach vorn schießendem MG auch die Produktion eines deutschen Jagdeinsitzers. Flugzeugkonstrukteur Anton Fokker wurde von der Idflieg mit der Untersuchung des Beuteflugzeugs beauftragt und griff zusammen mit seinem Chefingenieur Platz und dem Waffenspezialisten Heinrich Lübbe das Konzept auf und verbesserte es. Die Verwendung von Ablenkblechen als Geschossabweiser wie bei der französischen Maschine verbot sich, denn Ablenkbleche wurden von den deutschen Stahlmantelgeschossen glatt durchschlagen. Fokker nützte stattdessen das bereits vor dem Krieg des LVG-Konstrukteurs Franz Schneider patentierte Verfahren eines Synchronisationsmechanismus, der mit der Nockenwelle des Motors den MG-Abzug blockierte, sobald sich das Propellerblatt vor dem MG-Lauf befand. Der Mechanismus wurde in einen Fokker M5K-Eindecker eingebaut, der als Fokker E.I in Produktion ging. Im Oktober 1915 verfügte die Fliegertruppe über 80 Fliegerabteilungen zu je 6 Flugzeugen, 8 Artillerie-Fliegerabteilungen mit je 4 Flugzeugen und 2 FT-Empfangs-Geräten, 18 Armeeflugzeugparks, 12 Fliegerersatzabteilungen, die beiden Brieftaubenabteilungen Ostende und Metz zu je 6 Abteilungen, einen Versuchs- und Übungsflugpark der OHL und 2 Kampfstaffeln zum Heimatschutz. 1916 Im Juni 1916 operierten die Feldfliegerabteilungen 1-61 zu 6 Flugzeugen, die Artilleriefliegerabteilungen 201-227 zu 6 Flugzeugen, die Kagohl 1-5 zu 36 Flugzeugen, dazu die Kampfstaffeln 31-36, die beiden Riesenflugabteilungen 500 und 501 mit je 3-4 Flugzeugen, Fliegerabteilung "Pascha" mit 12 Flugzeugen, das Fliegerkommando Sofia in Bulgarien mit 6 Flugzeugen, Fliegergruppen in der Türkei mit 20 Flugzeugen, die Sonderstaffel S1 mit 6 Flugzeugen. Zwei Kampfeinsitzerstaffeln mit Jagdeindeckern schützen Mannheim und Trier mit je ca. 10 Flugzeugen gegen einfliegende Bombengeschwader. 17 Armeeflugzeugparks sorgten für die Zuführung von Material. Ende 1916 war die Gesamtzahl der an West- und Ostfront verfügbaren Maschinen auf 910 C-Flugzeuge, 210 D-Flugzeuge und 24 G-Flugzeuge angestiegen; in den Parks waren 423 einsatzbereite Ersatzflugzeuge verfügbar. Der Großteil der Zeppeline befand sich bei der Marine im Einsatz, dazu verfügten die Heeresluftschiffer über die Luftschiffe LZ 77, 79, 81, 85, 86, 88, 90, 95 Z XII und SL VII. die Feldluftschiffertruppe über 45 Feldluftschifferabteilungen mit je zwei Fesselballons, die unter fachlicher Beratung von Stabsoffizieren der Luftschiffertruppe (StoLuft) auf Heeresgruppenebene geführt wurden. Den Fliegerabteilungen an der Westfront waren inzwischen je 4 Kampfeinsitzer angegliedert worden, der Aufbau der Jagdstaffeln ging voran, die Artillerieflieger waren vollständig mit FT-Geräten ausgestattet, 7 Kampfgeschwader standen als Bomberformationen zur Verfügung. Mit 1.144 Maschinen war die Stärke der Fliegertruppe zwar deutlich gestiegen, stand aber dennoch vor großen Problemen, zahlenmäßig und qualitativ mit den Alliierten angesichts deren erheblicher Ressourcenüberlegenheit Schritt zu halten. Alle verfügbaren Kräfte, Personal, Material, Maschinen, Industriekapazität, Rohstoffe mussten extrem effizient eingesetzt und genutzt werden; das galt von den Führungs- und Einsatzgrundsätzen an der Front über die Ausbildung des Personals in Etappe und Heimat bis zur Forschung, Konstruktion und Produktion in der Industrie. Feldflugchef Thomsen forderte „die einheitliche Leitung unserer gesamten Rüstung zur Luft, die planmäßige Entwicklung, Ausbildung, Bereitstellung und Verwendung aller Luftstreitkräfte und Luftabwehrmittel und die organisatorische Zusammenfassung des gesamten Flugwesens des Heeres und der Marine.“ Die neue OHL erwirkte daher am 8. Oktober 1916 die kaiserliche Kabinettsorder: „Die wachsende Bedeutung des Luftkrieges erfordert es, die gesamten Luftkampf- und Luftabwehrkräfte des Heeres im Felde und in der Heimat in einer Dienststelle zu vereinigen. Hierzu bestimme ich: der einheitliche Aufbau, die Bereitstellung und der Einsatz dieser Kriegsmittel wird einem „Kommandieren General der Luftstreitkräfte“ (Kogenluft) übertragen, der dem Chef des Generalstabes unmittelbar unterstellt wird. Der Chef des Feldflugwesens tritt, unter Aufhebung seiner Dienststelle, als Chef des Generalstabes zum Kommandierenden General der Luftstreitkräfte.“ Die Seeflieger blieben jedoch weiterhin der Marine zugeordnet. Um sich verschärfenden Konflikte mit dem Reichsmarineamt über die Versorgung mit Flugzeugen, Motoren und Personal zu lösen, war dem Stab des Feldflugchefs jedoch ein Marineoffizier hinzugefügt worden. Die Marine verfügte über folgende Fliegerkräfte: Bezeichnung Standort Seeflugstation (Nordsee) Helgoland Seeflugstation (Nordsee) Borkum Seeflugstation (Nordsee) Norderney Seeflugstation (Nordsee) List (Sylt) Seeflugstation (Nordsee) Tondern Seeflugstation (Ostsee) Holtenau Seeflugstation (Ostsee) Putzig Seeflugstation (Marine Korps) Zeebrügge 1. Marine-Feldflieger-Abteilung Ghistelle 2. Marine-Feldflieger-Abteilung Mele Küstenfliegerstaffel I Küstenfliegerstaffel II Der neue „Kogenluft“ Generalleutnant von Hoeppner galt, obwohl als Kavallerist ohne bisherige Erfahrung in der Fliegerei, als “ausgezeichneter Truppenführer mit liebenswürdigem Wesen, aber von energischer Willens- und Durchsetzungskraft.“ Hoeppners rechte Hand als Chef des Stabes blieb Oberst Thomson, Maj. Siegert war für die Heimatorganisation zuständig. Am 20. November 1916 wurde der Begriff „Luftstreitkräfte“ als selbständiger Bestandteil des Feldheeres offiziell eingeführt. Eine Woche später wurden die Stabsoffiziere der Flieger bei den AOK zu Kommandeuren der Flieger (Kofl) ernannt und erhielten damit das Kommando über alle Fliegerverbände der Armee. Militärisch fragwürdig zeigte sich jedoch die Herauslösung aller bayerischen, württembergischen, badischen und sächsischen Flieger aus den bisherigen Verbänden und deren Eingliederung in landsmannschaftliche Truppenteile. 1917 Inzwischen spezialisierten sich auch Kampfflieger auf die Nachtjagd und die Bombengeschwader auf Nachteinsätze. Besonders zu erwähnen sind die Lt. Peters und Frowein der FA 12, die mit ihrer DFW C.V am 11. Februar 1917 über dem französischen Bomberflugplatz Malzéville zwei landende Bomber abschossen, sowie der Kommandeur des Bogohl 1 Hptm. Alfred Keller, der sich bei Kriegsbeginn bereits als Führer der Feldfliegerabteilung 27 ausgezeichnet hatte. Die Fliegerabteilungen der Westfront waren mit mindestens 160 PS, teilweise sogar mit den seit August zulaufenden 200 bzw. 260 PS starken C-Flugzeugen und zweitem starren MG für den Piloten ausgerüstet. Nach allen Umstrukturierungen hatten die deutschen Luftstreitkräfte am 1. April 1917 schließlich folgende Stärke erreicht: 37 Jagdstaffeln und 3 Kampfeinsitzerstaffeln zu 14 Flugzeugen, 30 Schutzstaffeln zu 6 Flugzeugen, 81 Fliegerabteilungen (39 zu 4 Flugzeugen, 42 zu 6 Flugzeugen), dazu 4 Fliegerabteilungen in der Türkei und eine in Bulgarien, 15 Artilleriefliegerabteilungen zu 6 Flugzeugen, 3 Bombengeschwader der Obersten Heeresleitung zu 36 Flugzeugen in 6 Staffeln sowie 9 weitere Bombenstaffeln zu 6 Flugzeugen, die beiden Riesenflugzeugabteilungen und 17 Armeeflugzeugparks. Daneben existierten 13 Fliegerersatzabteilungen, 13 Schulen für Artilleriebeobachter, Fliegerschützen, Beobachter, Waffenmeister, Jagdflieger und Flugzeugführer, die Geschwaderschule in Freiburg i. Br. Und Lehrabteilungen/-kommandos für FT-Personal und Infanterieflieger. Auch die Versuchs- und Übungsflugparks Ost und West wurden zu Beobachterschulen umgestaltet. Weitere drei Jagdstaffeln, drei Artilleriefliegerabteilungen und sechs Reihenbildzüge mit je drei Flugzeugen für schnelle und systematische Aufklärungsaufgaben sollten aufgestellt werden. Im Zuge des „Amerika-Programms“, einer Aufrüstungsoffensive, die aufgrund des amerikanischen Kriegseintritts am 4. April 1917 am 3. Juli 1917 beschlossen wurde, sollten die Fliegerkräfte materiell weiter verstärkt werden. Inzwischen kämpften 46.000 Mann mit 2.360 Flugzeugen an der Front, in der Heimatorganisation dienten weitere 42.000 Mann, sowie 750 Mann mit 100 Flugzeugen für den Heimatschutz. Vorgesehen war die Aufstellung weiterer 40 Jagdstaffeln, 16 Artilleriefliegerabteilungen, Ausbau der Schulorganisation, Aufbau einer Jagdstaffelschule, einer weiteren Ersatzabteilung, die Zuweisung von 1.500 MG monatlich ab Oktober 1917, eine Personalverstärkung um 28.643 Mann bis Ende des Jahres, die Verdoppelung der Produktionskapazität auf 2.000 Flugzeuge und 2.500 Motoren im Monat, was unter dem Druck von Rohstoffknappheit allerdings nur teilweise realisiert werden konnte. Kampf- und Jagdgeschwader wurden nun per Bahntransport an bedrohte oder wichtige Frontabschnitte geworfen. Drohende Frontdurchbrüche und vor allem die Gefährdung der wichtigen U-Boot-Basen am Kanal wurde verhindert, wobei Hptm. Wilbert sich als Kommandeur der Flieger bei der IV. Armee besonders bewährte. Die Fliegertruppe war Ende 1917 angewachsen auf auf 20 Kommandeure der Flieger bei den AOK (Kofl), 12 Gruppenführer der Flieger (Grufl), 48 Fliegerabteilungen zu 6 Flugzeugen, 105 Fliegerabteilungen (A) (68 zu 6 Flugzeugen, 37 zu 9 Flugzeugen), 6 Fliegerabteilungen (F) in der Türkei zu 6 Flugzeugen, ein Jagdgeschwader zu 4 Staffeln und 51 weitere Jagdstaffeln mit je 14 Flugzeugen, 30 Schlachtstaffeln, 3 Bombenstaffel der Obersten Heeresleitung zu je 4 Staffeln, 2 Riesenflugzeugabteilungen, 6 Reihenbildzüge zu 3 Flugzeugen, 2 Jagdstaffelschulen zu je 12 Flugzeugen und 8 Kampfeinsitzerstaffeln zu je 12 Flugzeugen. Die Marineflieger verfügten Ende 1917 über: ’’’Kommandeur der Flieger der Hochseestreitkräfte mit Stab’’’ Seeflugstation Helgoland, Borkum, Norderney, Sylt]] ’’’Kommandeur der Flieger beim Festungsgouvernement Wilhelmshaven’’’ Landflugstation Tondern, Nordholz, Barge, Wangerooge, Hage ’’’ Kommandeur der Flieger der Ostseestreitkräfte’’’ Landflugstation Kiel, Seeflugstationen Apenrade, Flensburg, Holtenau, [[Warnemünde}}, Putzig ’’’ Kommandeur der Flieger beim Befehlshaber der Baltischen Gewässer’’’ Seeflugstationen Libau, Windau, Glyndwr ’’’ Kommandeur der Flieger beim Marine-Corps Flandern’’’ Seeflugstationen Zeebrügge, Ostende Marine-Feldflieger-Abteilungen Mariakerke, Maele Marine-Jagdstaffeln Mariakerke, Maele Küstenfliegerstaffeln 1 und 2, Küstenschutzstaffel Seeflugstation Chanak (Dardanellen) Seeflugstation Kawak (Bosporus) Seeflugstation Xanthi (Schwarzes Meer) Seeflugstation Warna Schwarzes Meer Seeflugstation Zupuldak Schwarzes Meer Seeflugstation Constanza Schwarzes Meer Seeflugstation Diungi (Schwarzes Meer) 1918 Nach dem Zusammenbruch Russlands und dem Ende des Zwei-Frontenkrieges, manifestiert durch den am 3. März 1918 abgeschlossenen Friedensvertrag von Brest-Litowsk wurden noch einmal erhebliche Verstärkungen für die große, als kriegsentscheidend geplante deutsche Frühjahrsoffensive („Unternehmen Michael“) vor dem absehbaren Eingreifen der Amerikaner frei. Eine letzte, gewaltige Kraftanstrengung setzte für alles auf eine Karte für die große Entscheidungsschlacht im Westen. Die Gliederung der Luftstreitkräfte umfasste bei Beginn der Offensive am 21. März 1918 folgende Kräfte: Bezeichnung Abkürzung Anzahl Bemerkung Kommandeure der Flieger Kofl 20 I-XX Gruppenführer der Flieger Grufl 20 1-16 Flieger-Abteilungen FA 48 1-48 zu 6 Flugzeugen davon Luftbildabteilungen FA 10 FA 3, 5, 12, 18, 23, 39, 40, 44-46 Flieger-Abteilungen (Artillerie) FA(A) 100 68 zu 6 und 30, zu 9 Flugzeugen davon Luftbildabteilungen FA(A) 4 FA(A) 260, 261, 276, 289 Reihenbildzüge 1-6 zu je 3 Flugzeugen Flieger-Abteilungen, Heeresgruppe F (Türkei) FA 5 300-305 Schlachtstaffeln Schlasta 30 1-30 zu 6 Flugzeugen Riesenflugzeug-Abteilungen RFlAbt 2 501, 502 Bombengeschwader der obersten Heeresleitung Bogohl 7 1-7 Armee-Flugparks AFlPk I-XX Jagdgruppenführer 1-5 z.B. Jagdgruppe 6 mit Jasta 7, 20, 40, 50; Jagdgruppe 9 mit Jasta 3, 37, 54, 56 Jagdgeschwader JG 1 JG 1 (Jastas 4, 6, 10, 11) Jagdstaffeln Jasta 1-77 (ohne 55) 76 Kampfeinsitzerstaffeln KEST 1-10 10 Jagstaffelschulen 2 Valenciennes, Nivelles Fliegerübungsabteilung 1 Sedan (für Übungen und Vorführungen bei der Stabsoffizierausbildung) Fliegerausbildungskommando 1 Sofia In der Heimat bestanden folgende Einrichtungen: Bezeichnung Anzahl Flieger-Ersatz-Abteilungen 16 Flieger-Beobachter-Schulen 7 Militär-Fliegerschulen 11 Zivile Fliegerschulen 14 Geschwaderschulen 1 Flieger-Schießschule 1 (Asch/Belgien) Flieger-Waffenmeisterschule 1 Artillerie-Fliegerschulen 2 (Alt-Auz, Doblen) Bombenlehranstalt 1 (Frankfurt/Oder) Funkerlehranstalt 1 (Neuruppin) Riesenflugzeug-Ersatzabteilung 1 (Köln) Motorschulen 6 Artillerie-Fliegerkommandos 2 (Thorn, Wahn) Fliegerkommando Nord 1 (Flensburg) Flugzeughallen-Bauwerke 4 Flugzeughallen-Baukompanien 2 Nach dem Scheitern der Großoffensive, dem Eintreffen amerikanischer Truppen, dem Masseneinsatz alliierter Tanks und der steigenden Kräftüberlegenheit in der Luft waren die deutschen Truppen am Rande der Erschöpfung. Am 8. August 1918 kam mit dem 30 km breiten und 11 km tiefen und Frontdurchbruch zwischen Albert und Montdidier mit dem „schwarzen Tag des deutschen Heeres“ die unvermeidliche militärische Wende. Tapferkeit und Opfermut der Kampfflieger konnten die sich abzeichnende Niederlage nicht mehr verhindern. Zu diesem Zeitpunkt umfassten die deutschen Luftstreitkräfte an der Front folgende Verbände: Bezeichnung Abkürzung Anzahl Bemerkung Kommandeure der Flieger Kofl 20 I-XX Gruppenführer der Flieger Grufl 20 1-20 Flieger-Abteilungen FA 48 1-48 Flieger-Abteilungen (Artillerie) FA (A) 100 199-298 Reihenbildzüge 1-6 zu je 3 Flugzeugen Flieger-Abteilungen, Heeresgruppe F (Türkei) FA 5 300-305 Schlachtstaffeln Schlasta 43 1-38, 45, 47, 49, 52, 52 Riesenflugzeug-Abteilungen RFlAbt 2 501 (Morville), 502 (Scheldewindeke) Bombengeschwader der obersten Heeresleitung Bogohl 8 1-8 Armee-Flugparks AFlPk 14 I-IX, XVII-XIX, A, B, C Jagdgeschwader JG 3 JG 1 (Jastas 4, 6, 10, 11): Monthussart-Ferme JG 2 (12, 13 15, 19): V. Armee JG 3 (2, 26, 27, 36): Sissonne Jagdstaffeln Jasta 1-80 (ohne 55) 79 Kampfeinsitzerstaffeln KEST 1-10 10 Die Kräfte der Marine sowie in der Heimat blieben weitgehend unverändert. Kriegsende Bei Kriegsende war die deutsche Fliegertruppe von etwa 4.200 Mann mit 300 Flugzeugen, mit denen sie ins Feld gerückt war, auf 80.000 Mann mit 5.000 Flugzeugen angewachsen. Deutsche Flieger blieben 7.425 Mal im Westen und 358 Mal im Osten Sieger im Luftkampf gegen feindliche Flugzeuge, dazu schossen sie 614 gegnerische Fesselballons ab. 3.128 deutsche Flugzeuge kehrten vom Einsatz nicht mehr zurück. Die Gesamtverluste der Fliegertruppe betrugen 12.533 Mann an Toten und Verwundeten, davon waren 4.578 Flieger und 299 Mann Bodenpersonal gefallen und weitere 1.962 Mann in der Heimat bei Flugunfällen tödlich verunglückt. 47.637 Flugzeuge waren in Dienst gestellt, etwa 26.000 davon zerstört, verschrottet oder ausgesondert worden. Nach der Niederlage Deutschlands verbot Artikel 198 des Versailler Vertrags "Deutschland (...) Luftstreitkräfte weder zu Lande, noch zu Wasser als Teil seines Heerwesens [zu] unterhalten". Die etwa noch 14.000 verbliebenen Flugzeuge und 27.520 Motoren der aufgelösten Fliegertruppe wurden 1919 abgeliefert, bzw. verschrottet. Gliederung und Einsatzkräfte der deutschen Heeres-Luftstreitkräfte Übersicht August 1914 bis November 1918 [Bearbeiten] Formation: Bezeichnung Auftrag Aug. 14 Feb. 15 Okt. 15 Apr. 16 Juni 17 März 18 Juli 18 Nov. 18 Jagdflieger Jasta: Jagdstaffel Jagd- und Begleitschutz 37 80 80 81 Kesta: Kampfeinsitzerstaffel Abfangjagd (Heimatschutz) 10 10 11 Aufklärungsflieger FA: Feldfliegerabteilung Aufklärung 33 61 80 81 48 47 53 39 FFA: Festungsfliegerabteilung Aufklärung 7,5 4 AFlA, später FA (A): Feldfliegerabteilung (Artillerie) Artilleriebeobachtung 8 27 96 98 98 93 Schlachtflieger Schusta: Schutzstaffel Luftnahunterstützung, Begleitschutz 30 Schlasta: Schlachtstaffel Schlachteinsätze (Luftnahunterstützung) 38 43 43 Bombenflieger BA: „Brieftaubenabteilung“ (Tarnbezeichnung!) strat. Langstreckenbomber 1 2 Kasta: Kampfstaffel taktische Bomber 6 Kagohl: Kampfgeschwader der Obersten Heeresleitung strat. Langstreckenbomber 5 4 Bogohl: Bombengeschwader der Obersten Heeresleitung strat. Langstreckenbomber 7 8 8 RFA: Riesenflugzeugabteilung strat. Langstreckenbomber 2 2 2 2 1 Daneben bestanden bei Waffenstillstand 1918 7 Reihenbildzüge (RBZ) 21 Armeeflugparks (AFP) 2 Jagdstaffelschulen (JastaSch) 1 Schlachtstaffelschule Fliegerschießschule Asch Artillerie-Fliegerschule Ost I und II Und zahlreiche Ausbildungseinrichtungen und Spezialverbände. Im Zuge des Aufbaus der Fliegertruppe kam es zu immer größer werdender Spezialisierung. Dabei prägten sich allmählich die folgenden Fliegergattungen heraus: Jagdflieger Im Juni traf das erste E-Flugzeug bei der Fliegerabteilung 6b (b=bayrisch) in Bühl-Saarburg ein, die zwar an einem eher ruhigeren Frontabschnitt operierte, aber in der Einflugschneise der französischen Bomberformationen nach Süddeutschland lag. Diese Maschine mit der Bezeichnung Fok. E.I 2/15 wurde von Lt. Kurt Wintgens, der persönlich bei Fokker in Schwerin-Görries auf der Maschine geschult worden war, nach Mannheim geflogen, wo sie durch Olt. von Buttlar von der IdFlieg abgenommen wurde. Wintgens erzielte bereits am 1. Juli 1915 gegen 18 Uhr knapp ostwärts Lunéville in 2.500 m Höhe seinen ersten Luftsieg gegen einen französische Morane-Saulnier-Parasol. Heftige Bodenabwehr hinderte Wintgens jedoch daran, den Absturz zu verfolgen und den Aufschlag auf französischem Gebiet zu beobachten. Am 4. Juli 1915 konnte Lt. Wintgens bei Schlucht in Lothringen ein weiteres französisches Flugzeug zur Landung zwingen, während der Pilot Oswald Boelcke mit seiner Albatros C.I ein Feindflugzeug so auszumanövrierte, dass sein Beobachter es mit MG-Feuer zum Absturz brachte. Anton Fokker war inzwischen mit dem weiteren Eindecker-Piloten Lt. Parchau und den werksneuen Maschinen E.I 3/15 und 1/15 zum Hauptquartier des Deutschen Kronprinzen in Stenay geflogen, um die Maschinen dort persönlich vorzuführen. Der einsitzige Eindecker überzeugte als Kampfflugzeug nicht zuletzt dadurch, dass er bei gleichen Flugleistungen mehr Gewicht an Waffen und Munition zuladen konnte. Gezielt wurde nicht durch umständliches Hantieren des Beobachters (im Fliegerjargon “Franz“) an der Waffe unter gleichzeitiger Verständigung mit dem Flugzeugführer („Emil“), sondern durch Anvisieren des Feindes mit der ganzen Maschine durch den Piloten. Das ermöglichte auch den Angriff auf Feindflugzeuge, anstatt deren Bekämpfung ’’„auf der Flucht“’’. Hinzu kam das Überraschungsmoment, denn der Frontalangriff durch ein gegnerisches Kampfflugzeuges war alliierten Fliegern bisher noch ein unbekanntes Schreckensbild. Am 16. Juli 1915 waren bereits elf Eindecker an der Front; sie operierten zunächst als Begleitschutz für die schwerfälligen B- und C-Flugzeuge der Feldfliegerabteilungen, die nun wieder ungehindert ihren Auftrag ausführen konnten. Obwohl den Fokkerpiloten aus Geheimhaltungsgründen das Überfliegen der Front verboten war hatten diese bis zum 1. August hatten bereits fünf Abschüsse erzielt, darunter war auch der erste Luftsieg des Lt. Max Immelmann von der FA 62. Am 9.8. hatte Wintgens bereits seinen dritten Gegner bei Gondrexange besiegt, am 19.8. schoss Oswald Boelcke seinen ersten Gegner ab. Immelmann und Boelcke erzielten bei der Schlacht in der Champagne weitere Abschüsse, während ihr Kamerad Wintgens in Lothringen aufgrund der schlechten Wetterbedingungen nicht zum Zuge kam. Hptm. Stenzel, Stofl bei der VI. Armee, zog einige Eindeckerpiloten zu einem "Kampf-Einsitzer-Kommando" (KEK) zusammengezogen. Im Verband und offensiv eingesetzt errangen die deutschen Kampfeindecker - von alliierter Seite als „Fokker-Plage“ bezeichnet - an ihrem Frontabschnitt bald die Luftüberlegenheit. Als Ende 1915 immer öfter feindliche Geschwader in das Reichsgebiet einflogen und Bombardierungen durchführten, wurden die ersten Kampfstaffeln für den Heimatschutz aufgestellt. Da es den Alliierten bisher noch nicht gelungen war den Synchronisationsmechanismus nachzubauen, montierten sie MGs an den Flugzeugen so, dass sie über den Propeller hinweg oder seitlich an ihm vorbei schossen, oder verwendeten Druckpropellerflugzeuge mit freiem Schussfeld nach vorn. Angesichts dieser schwierigen Situation griff Feldflugchef Thomsen eine Denkschrift von Oswald Boelcke auf, der die Aufstellung selbständig operierender Jägerstaffeln forderte, die über reine Begleitschutz- und Sicherungsaufträge hinausgehend systematisch Feindflugzeuge angreifen und abschießen sollten. Hptm. Haehnelt, Stofl der V. Armee bei Verdun, griff diesen Vorschlag auf, fasste alle verfügbaren Jagdflugzeuge in seinem Bereich zusammen und bildete daraus in Stärke von je 10-12 Eindeckern drei "Jagdgruppen", die eine in Sivry unter Leitung Boelckes, die beiden anderen in Avillers und Bantheville. Nach diesem Vorbild entstanden bei der Fliegerabteilung 32 in Berthincourt und der Fliegerabteilung 23 in Roupy weitere Jagdgruppen. Die Eindecker hatten mit der Fokker E.IV mit 2 MG die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit erreicht, deren Produktion durch Engpässe bei Umlaufmotoren nicht weiter gesteigert werden. Lt. Immelmann, der das KEK 3 bei der Feldfliegerabteilung 9 führte, hatte sich versuchsweise gar ein drittes MG in seine E.IV montieren lassen, stürzte jedoch bei Sallaumines mit seiner Maschine am 16. Juni 1916 tödlich ab, vermutlich nachdem im Kampf durch Versagen den Synchronisationsgetriebes das eigene MG-Feuer seinen Propeller zersägt hatte. In der Entwicklung befanden jedoch sich neuartige Kampfdoppeldecker mit großer Feuerkraft durch ein zweites synchronisiertes MG und stärkeren Reihenmotoren von 160 bis 200 PS. Boelcke erhielt die Erlaubnis, sich fronterfahrene Piloten aus verschiedenen Einheiten auszusuchen und stellte die Jagdstaffel (Jasta) 2 auf, der aus der Türkei zurückgekehrte Olt. Buddecke bildete aus dem Kampfeinsitzerkommando Vaux die Jasta 4. Zwischen dem 25. und 28. August 1916 starteten weitere fünf Jagdstaffeln, jeweils mit Kampfdoppeldeckern der Typen Albatros, Halberstadt und Fokker ausgerüstet. Nachdem die Kampfflieger zunächst noch einzeln aufstiegen und im „Pirschflug“ auf die Jagd nach feindlichen Maschinen gegangen waren, übte Boelcke mit seinen Piloten systematisch den Einsatz in geschlossener Formation, in Rotte, Kette, Schwarm und dem Staffelkeil, der sich bald als klassische Kampfformation für Jagdfliegerverbände herausbildete. Als er am 18. September 1916 die Staffel erstmals über Achiet-le-petit über dem Schlachtfeld der Somme in den Einsatz führte, meldete der Heeresbericht 10 Abschüsse. Der Heeresbericht vom 24. September 1916 meldete bereits 24 Abschüsse unter besonderer Nennung der Jagdflieger Buddecke, Höhndorf und auch Kurt Wintgens, der bereits am nächsten Tag nach 18 Luftsiegen fiel. Die Jastas brachten weitere, noch erfolgreichere Jagdflieger hervor, darunter Freiherr Manfred von Richthofen mit 80, Ernst Udet mit 62 Luftsiegen, Erich Löwenhardt mit 53, Werner Voss mit 48, Fritz Rumey mit 45 sowie Bruno Loerzer und Rudolf Berthold mit 44, Paul Bäumer mit 43, Josef Jacobs mit 41 sowie Oswald Boelcke, Lothar von Richthofen und Franz Buchner mit 40 Luftsiegen. 61 deutsche Jagdflieger erhielten die höchste Kriegsauszeichnung "Pour-le-Mérite", 25 davon sollten noch während des Krieges fallen. Auch Oswald Boelcke, der als Lehrmeister in Theorie und Praxis die Einsatzgrundsätze der Jagdfliegerei herausgebildet hatte, fiel während eines Einsatzfluges am 28. Oktober 1916 dem tragischen Zusammenstoß mit der Maschine von Lt. Erwin Böhme, einem Staffelkameraden, zum Opfer. Diese Fliegerhelden dienten als Leitbilder in der Propaganda, die auf diese Weise auch noch im Zeitalter der Massen- und Materialschlachten den Mythos des Kriegshelden nutzen konnte. Skeptisch beschrieb Richthofen in seinem 1917 erschienen Buch „Der rote Kampfflieger“ den publizistischen Aufwand um seine Person und wehrte sich dagegen, „als Pensionär meines Ruhmes“ vom Fronteinsatz freigestellt zu werden, während „der arme Kerl im Schützengraben weiter seine Pflicht tun muss“. Der „Rote Kampfflieger“ Manfred von Richthofen, mit 80 Luftsiegen der erfolgreichste Jagdflieger des ersten Weltkrieges, fiel im April 1918 und wurde von den Alliierten mit allen militärischen Ehren beigesetzt. Dessen Bruder Lothar von Richthofen erzielte 40 Abschüsse und überlebte den Krieg, kam aber 1922 bei einem Flugzeugunfall ums Leben. Oswald Boelcke, gefallen Oktober 1916, gilt noch heute als Lehrmeister der deutschen Jagdflieger. Max Immelmann, als "Adler von Lille" einer der ersten deutschen Jagdflieger, gefallen im Sommer 1916. Ernst Udet, mit 62 Luftsiegen erfolgreichster Jagdflieger nach Manfred von Richthofen, nahm sich im 2. Weltkrieg als Generalluftzeugmeister das Leben. Erich Löwenhardt, 54. Luftsiege, stürzte im August 1918 zu Tode, als sich nach dem Absprung aus seinem abstürzenden Flugzeug sein Fallschirm nicht öffnete. Auch Fritz Rumey, 45. Luftsiege, stürzte am 24.9.1918 tödlich ab, weil auch sein Fallschirm nicht öffnete. Der Mainzer Julius Buckler, 36 Luftsiege, erhielt das Verwundetenabzeichen in Gold, überlebte trotz schwerer Verwundungen beide Kriege und starb 1960 in Bonn. Die deutschen Jagdflieger blieben lange Zeit den alliierten Fliegern technisch und taktisch überlegen; insbesondere die Briten mit ihren Druckpropeller-Flugzeugen wie der Royal Aircraft Factory F.E.8 oder der Airco D.H.2 - von deutschen Kampffliegern summarisch als "Vickers-Gitterrümpfe" bezeichnet -, und die veralteten B.E.2, fielen den deutschen Jagdfliegern reihenweise zum Opfer: Allein am 9. März 1917 brachte Richthofens Jasta 11 einen ganzen Verband von F.E.8 „Gitterrümpfen" zum Absturz, am 23. April 1917 wurden 20 gegnerische Flugzeuge, am 24. April 19 Feindmaschinen abgeschossen; die Verluste erreichten im "Bloody April" 1917 ihren Höhepunkt. Die deutsche Luftüberlegenheit wirkte sich nun schlachtentscheidend aus: Der Rückzug in die Siegfriedlinie im Rahmen einer geplanten Frontverkürzung zwischen Arras und Soissons kam teilweise einer französisch-britischen Offensive zuvor. Diese lief sich sich unter schweren Verlusten im Niemandsland tot und musste im Mai 1917 eingestellt werden musste, unter anderem weil die alliierte Seite aufgrund der Bedrohung durch deutsche Jagdflieger keine hinreichende Luftaufklärung durchführen, Verbindung zu den eigenen Angriffsverbänden halten und diesen keine ausreichende Luftnahunterstützung geben konnte. Um durch massiven Jägereinsatz kurzfristig die Luftüberlegenheit zu erringen wurde 1917 aus den vier Jastas 4, 6, 10 und 11 das erste Jagdgeschwader (JG) "Richthofen" gebildet und an die Schwerpunkte der Westfront geworfen. Im geschlossenen Verband erkämpften deren rot bemalte Albatrosjäger über den Schützengräben die Herrschaft in der Luft. Je nach Lage wurden daraufhin lagebedingt weitere Jastas zu „Jagdgruppen“ zusammengefasst, bei denen erfahrene „Jagdgruppenführer“ zeitlich und räumlich begrenzt an einem bestimmten Frontabschnitt kommandierten, allerdings ohne selbst die Verbände in der Luft zu führen. Ende 1917 war es zwar gelungen, die Stärke der Jagdfliegerverbände deutlich zu erhöhen, trotzdem zeichnete sich die alliierte Kräfteüberlegenheit immer mehr ab. In besonderen Schwerpunkten wurde die Zahl der Maschinen pro Jasta von 14 auf 18 erhöht. Zu diesem Zeitpunkt waren im Einsatz: Jasta Führer Jasta Führer Jasta Führer Westfront 1 Olt. Kummetz 2 Boelcke Lt. von Bülow-Bothkamp 3 Olt. Kohze 4 (JG 1) Olt. von Döring 5 Hptm. Flashaar 6 Olt. Reinhard 7 Lt. Jacobs 8 9 Olt. Kurt Student 10 (JG 1) Lt. Klein 11 (JG 1) Lt. Lothar v. Richthofen 12 Olt. Blumenbach 13 Lt. Güttler 14 Lt. Werner 15 Lt. Raben 16b Lt. Geigl 17 Hptm. Frhr. v. Esebeck 18 Hptm. Buddecke 19 Lt. Göttsch 20 Lt. Raven von Barnekow 21s Olt. Oscar v. Boenigk 22 Lt. Lenz 23b Lt. Kissenberth 24 Lt. Kroll 26 Lt. Loerzer 27 Lt. Göring 28w Lt. Thuy 29 Olt. Schmidt 30 Lt. Bethge 31 Olt. Viehweger 32b Olt. v. Schleich 33 Lt. von Schoenebeck 34b Olt. Greim 35b Olt. Justinus 36 Lt. Bongartz 37 Lt. Udet 39 Olt. Loeser 40 Lt. King 41 Lt. Höhn 42 Olt. Odebrett 43 Lt. Flecken 44 Lt. Lotz 45 Lt. Rolfes 46 Lt. Matthaei 47w 48 Lt. Küppers 49 Lt. Ray 50 Lt. Arntzen 51 Olt. Graudert Mazedonien 25 Hptm. Burckhardt 38 Olt. Grasshoff Palästina (Asien-Korps) 55 (1F) Hptm. Walz 1918 wurden weitere Jagdgeschwader gebildet: Das JG 2 mit den Jastas 12, 13, 15 und 19, das JG 3 mit den Jastas 26, 27, 36 und schließlich das JG 4. Mit ihren stets weiter perfektionierten Jagdflugzeuge erreichten die deutschen Jagdflieger immer höhere Abschusszahlen, doch die alliierte Kräfteüberlegenheit und die Verluste auch an unersetzlichen erfahrenen Piloten stiegen. Am 15. März 1918 traf die Fliegertruppe der Tod des Geschwaderkommandeurs Hptm. Ritter von Tutschek, dessen Nachfolger wurde der kriegsversehrte, einarmige Hptm. Rudolf Berthold wurde. Danach traf der Tod Manfred von Richthofens am 21. April 1918 Heer und Heimat als Schock. Richthofens Leichnam wurde von den kanadischen Truppen mit militärischen Ehren bestattet: Ein Beweis für das ritterliche Verhalten, das man gegenüber dem Gegner im Luftkampf an den Tag legte. Infanterie- und Schlachtflieger Auch alle Zweisitzer waren inzwischen mit 2 MGs bestückt - nach vorn einem starren, synchronisierten MG für den Piloten und nach hinten einem beweglichen MG für den Beobachter. Stärkere Motoren erlaubten auch hier größere Zuladung an Bomben oder Ausrüstung und größere Reichweite. Mit diesen Maschinen wurden über Verdun erstmals massiv Kampfstaffeln und -geschwader für taktische Bombenflüge eingesetzt und verschafften damit der Infanterie wesentliche Feuerunterstützung. So griff am 24. April 1917 die Schutzstaffel 7 unter Hptm. Zohrer, deren Kernauftrag eigentlich in Begleitschutz für Aufklärer und Bomber lag, mit den Bordwaffen seiner Maschinen in die Gefechte der Bodentruppen ein und verhalf dem deutschen Gegenangriff bei Gravelle durch Niederhalten gegnerischer Artillerie zum Erfolg. Derartige Erfahrungen führten dazu, dass der Ruf nach direkter Luftnahunterstützung immer größer wurde, bildete man nach dem Vorbild der Jagdstaffeln auch Schutz-, später Schlachtstaffeln, die mit leichten, später auch gepanzerten, zweisitzigen Kampfflugzeugen direkt in die Bodenkämpfe eingriffen. Da die Infanterie anstatt frontaler Massenangriffe und breiter Schützengräben immer mehr zur Stoßtrupp- und Stützpunkt-Taktik bei beweglicher Gefechtsführung überging, kam der Verbindung und Zusammenarbeit zwischen Infanterie und Schlachtflieger immer größere Bedeutung zu. Fliegerschützen griffen mit MG und Handgranate in die die Bodenkämpfe ein, warfen Meldungen ab und versorgten ab Sommer 1918 einzelne Stoßtrupps sogar mit Trinkwasser-, später auch mit Proviantbomben. Artillerie- und Aufklärungsflieger Bereits im August 1914 gewannen Meldungen deutscher Aufklärungsflieger beim Wettlauf an die Marne und besonders Aufsehen erregend bei der Schlacht bei Tannenberg große Bedeutung bei der Operationsführung. Hier hatte eine deutsche Flugzeugbesatzung den überraschenden Anmarsch feindlicher Reservekräfte festgestellt, war daraufhin unmittelbar neben dem Armeegefechtsstand gelandet, um diese Eilnachricht zu überbringen und hatte damit entscheidend zum Sieg über die russische 2. Armee beigetragen. Neben der Gefechtsfeldaufklärung orteten Luftbeobachter Feindziele und leiteten das Einschießen über Signalzeichen, was jedoch klare und unmissverständliche Zeichengebung und direkte Sichtverbindung zwischen Bodenstation und Flugzeug bzw. Fesselballon erforderte. Man verständigte sich durch Auslegen farbiger Tüchern am Boden und Abfeuern farbiger Leuchtpatronen in der Luft, die oft aber nur schwer auszumachen waren. Ab 1915 wurde durch Funk-Telegrafie die Feuerleitung aus Flugzeug oder Fesselballonen Luftschiffertruppe wesentlich vereinfacht. Frontversuche hatten gezeigt, dass die Funkreichweise aus dem Flugzeug zwischen 30 und 42 km betrug; im Februar 1915 begann das Funkerlehrkommando in Döberitz daher, einsatztechnisch die Funk-Telegrafie zwischen Flugzeug und Bodenstation mit neuen FT-Geräten von Huth und Telefunken zu erproben. Im März erprobten bereits drei Fliegerabteilungen die neuen Einschießverfahren aus der Luft, funkten deren Koordinaten an die Batteriestellungen und korrigierten die Trefferlage per FT-Sendegerät, zunächst noch ohne Empfangsteil. Die Verfahren wurden weiter verbessert und die Entwicklung leichterer Geräte ermöglichte nun auch den Einbau von FT-Sende- und Empfangsstationen in das Flugzeug. bereits Juni 1915 gelang ein Feindflug, bei dem zwei Flugzeuge miteinander und mit der Bodenstation Verbindung hielten, 1916 wurde FT erstmals bei einer Lehrvorführung in Geschwaderflug durchgeführt. Neu aufgestellte Artillerie-Fliegerabteilungen (AFlA) wurden den Korpsartillerieführern unterstellt und von diesen oft aber bis auf Divisionsebene verteilt. Diese AFlA waren mit zunächst nur über vier B- oder C-Flugzeugen mit eingebauten FT-Geräten ausgestattet, jede Abteilung erhielt zudem 2 FT-Geräte als Boden-Empfangsstation. Als Artilleriebeobachter wurden bevorzugt ausgebildete Artillerieoffiziere verwendet, die als Beobachter aus der Luft das eigene Artilleriefeuer leiteten, aber auch allgemeine Aufklärungseinsätze flogen. Da als Flugzeugführer auch Unteroffiziere und Mannschaften werden konnten, wurden weitere Piloten für den Aufbau anderer Einheiten oder die Jagdfliegerei gewonnen Die Aufklärungsflugzeuge, 1916 wegen der immer stärkeren Flugabwehr bereits in Höhen von über 4.000 m operierend, lieferten mit hoch auflösenden Kameras und später auch Reihenbildnern wichtige Erkenntnisse bis tief aus dem Hinterland des Feindes. Ganze Frontabschnitte wurden systematisch zu fotografiert; bei den Armeeoberkommandos entstanden Stabsbild-Abteilungen mit Labor-, Instandsetzungs- und Archiveinrichtungen, die ihnen zugeordneten Fliegerabteilungen erhielten Flugzeuge mit Reihenbildkameras zur systematischen strategischen Aufklärung und Kartierung des gegnerischen Stellungs- und Etappenraumes und Funkgeräte meist für vier ihrer sechs Flugzeuge. Von den Firmen Zeiss, Görz, Ernemann und Mester entwickelte spezielle Reihenbildkameras mit großer Brennweite wurden senkrecht aufgehängt in die Maschinen eingebaut. Durch stereoskopische Aufnahmetechniken entstanden räumlich dimensionierte Bildaufnahmen, die Vermessungstechniker und Kartographen in entsprechend gefertigte Frontkarten für die Stäbe umsetzten. Bombenflieger Für strategische, vor allem weitreichende Bombenflüge stützten sich Heeres- und Marineleitung zunächst auf Zeppeline, eigenständige Bomberformationen oder Bombenflugzeuge wie in der russischen oder französischen Fliegertruppe existierten nicht. Es kam lediglich zu spektakulären Einzelaktionen, als z.B. Lt. von Hiddessen von Bord seiner "Taube" am 13. August 1914 einige Bomben auf Paris oder Günter von Plüschow im fernen Tsingtau umgebaute Granaten auf die japanischen Belagerungskräfte schleuderten. Ende des Jahres 1914 jedoch warfen deutsche Seeflieger erstmals Bomben auf Dover, die ersten Zeppelinangriffe auf England wurden vorbereitet und unter der Tarnbezeichnung "Brieftaubenabteilung Ostende" (BAO) entstand eine erste Formation mit "Kampfflugzeugen", d.h. zwei- bis dreisitzigen, zum Teil zweimotorischen Maschinen mit MG oder Bordkanone und Bombenzuladung. Nach derem ersten nächtlichen Geschwaderangriff im Januar 1915 auf Dünkirchen wurde die BAO auf sechs Abteilungen verstärkt und an die Ostfront verlegt, wo sie bei der Durchbruchsschlacht von Tarnow-Gorlice operierte. Als zweites Geschwadfer wurde die "Brieftaubenabteilung Metz" (BAM) geschaffen. Als Eliteverbände geplant für Aufklärungs-, Bomber- und Luftkampfeinsätze übten diese Formationen erstmals systematisch Aufstieg, Sammeln, Flug und Einsatz im taktischen Verbund bis zur Geschwadergröße, dazu Nachteinsätze, gezielten Bombenwurf und Luftkampf. BAO und BAM verfügten über eigene Bahnwaggons um schnell an verschiedene, bereits vorbereitete und mit Anschlussgleisen versehene Einsatzflugplätze verlegen zu können. Aus BAO und BAM wurden im Dezember 1915 in die neuen Kampfgeschwader der OHL (Kagohl) 1 und 2 zu je sechs Staffeln mit je sechs Flugzeugen aufgestellt. Die Kampfflieger hatten als Jagdflieger ’’„die feindlichen Kampfgeschwader aufzusuchen und zu schlagen“ und als Bomber durch „Massenangriffe mit Bombenwurf verheerend zu wirken.“’’ Bald zeigte sich, dass die schweren, langsamen Kampfflugzeuge zum Luftkampf ungeeignet oder sogar dem Gegner unterlegen waren. Die zunächst geplante Aufstellung der schweren Fliegerabteilungen 101-103 wurde aufgegeben, stattdessen sollten die Kagohl 3 - 5 bis April 1916 einsatzbereit werden. Diese Verbände waren zur raschen Eisenbahnverlegung vorbereitet und konnten für Bombeneinsätze an Frontschwerpunkten eingesetzt werden. Angesichts der gegnerischen Luftüberlegenheit im Frühjahr 1916 waren die Kampfgeschwader immer mehr gezwungen, „Sperre“ zu fliegen. Den Staffeln wurden dazu bestimmte Sektoren zugewiesen, in denen sie das Eindringen gegnerischer Flieger in den eigenen Luftraum zu verhindern hatten. Da die Alarmierung aufgrund der unzureichenden Nachrichtenverbindungen viel zu lange dauerte, um vom Boden aus startend ein bereits in kriegsmäßiger Höhe operierendes Geschwader angreifen zu können, hatten die Einheiten „nach Dienstplan“ in zugewiesene Frontabschnitten mit Kampfflugzeugen zu patrouillieren. Diese wenig erfolgreiche und praxisfremde Maßnahme führte zur entsprechender Verzettelung und sinnloser Kräftevergeudung: Die viel zu langsamen, zu wenig steigfähigen und zu wenig wendigen C-Flugzeuge der Kampfstaffeln waren als Jagdflugzeuge kaum zu verwenden. Hinzu kam, dass aufgrund der alliierten Luftüberlegenheit vor allem im Verlauf der Somme-Schlacht ab Sommer 1916 die Kampfflieger als Begleitschutz für Aufklärungs- und Artillerieflieger eingesetzt wurden und daraufhin die Kampfgeschwader (Kagohl) 3, 5, 6 und 7 und drei selbständige Kampfstaffeln aufgelöst und in 27 Schutzstaffeln für Begleitschutzaufgaben umgegliedert wurden. Lediglich der Umbildung noch der verbliebenen Kampfgeschwader zu Schutzstaffeln konnte sich der Kogenluft erfolgreich widersetzen. Angesichts der Tatsache, dass die bisher als strategische Bomberflotte operierenden Zeppeline immer höhere Verluste auf ihren Raids verzeichneten, wurden die verbliebenen Schutzstaffeln im Frühjahr 1917 zu Bombengeschwadern der obersten Heeresleitung (Bogohl) umgebildet, darunter das in der Sommeschlacht dezimierte Bogohl 1 unter Hptm. Kastner, das sich danach an der Ostfront und schließlich in Mazedonien hervorragend bewährte, das Bogohl 2 unter Hptm. Kastner-Kirdorf, das an der Ostfront kämpfte, und das mit 6 Staffeln doppelt so starke Bogohl 3, das unter Hptm Brandenburg von Gontrode bei Gent, das als „England-Geschwader“ Langstreckeneinsätze gegen die britische Insel fliegen sollte. Der erste Bombereinsatz gegen England fand Ende Mai 1917 mit 22 Flugzeugen gegen Folkestone statt und tötete 95 Menschen. Vorerst noch aufgrund widriger Wetterbedingungen am Boden gehalten, startete Bogohl 3 erst am 13. Juni 1917 seinen ersten Einsatz gegen London; der 15minütige Bombardement forderte 162 Tote unter der Bevölkerung. Alle 18 Bombenflugzeuge kehrten wohlbehalten vom Einsatz zurück, von den über 90 aufgestiegenen Abfangjägern wurde einer abgeschossen. Erst als am 7. Juli 1917 über 100 Abfangjäger gegen die 22 anfliegenden Gothas aufstiegen, wurde eines der Großflugzeuge zum Absturz gebracht und drei beschädigt, während deren Bordschützen zwei Jagdflugzeuge abschossen, und als moderne Sopwith Camels die Abfangstaffeln verstärkten, musste das Englandgeschwader auf Nachtangriffe umstellen. Die Kagohl 3, 5 und 6 wurden wieder aufgestellt, dazu kam das Kagohl 7 unter Führung von Hptm. Hermann Köhl. Die Riesenflugzeugabteilungen 500 und 501 waren bereits 1916 in Alt-Auz/Kurland in die Fronterprobung gegangen. Diese verstärkten ab Mitte September die Großflugzeuge mit ihren gewaltigen viermotorigen Zeppelin-Staaken Riesenflugzeugen. Ende 1917 hatten die Briten den Schutz ihrer Hauptstadt mit Flak und Abwehrflugzeugen wesentlich verstärkt und 1918 einen 80 km breiten Sperrballongürtel um London gezogen. Nachdem beim Nachtangriff vom 28. auf den 29. Januar 1918 ein Großflugzeug abgestürzt und vier weitere durch Bruchlandungen in Belgien beschädigt worden waren, wurden die England-Angriffe eingestellt und die Flugzeuge zur taktischen Luftunterstützung an der Front herangezogen. Die Riesenflugzeuge flogen nun allein gegen London: Am 16. February warf eines der vier Riesenflugzeuge erstmals eine 1.000 kg-Bombe ab, wobei ein Flügel des Krankenhauses in Chelsea zerstört wurde. Eines der Riesenflugzeuge kollidierte mit einer Ballonsperre und stürzte 1.000 m in die Tiefe, befor der Pilot die Maschine doch noch abfangen konnte. In der nächsten Nacht traf ein Volltreffer eines Riesenflugzeugs den St. Pancras Bahnhof. Der letzte Angriff der Riesen fand in der Nacht vom 19. auf den 20. Oktober 1918 statt, noch einmal begleitet von 38 Großflugzeugen, von denen sechs von Abfangjägern und Flak abgeschossen wurden. Die Raids der Zeppeline, der Groß- und Riesenflugzeuge von Armee und Marine gegen Ziele im tiefen Hinterland wie London und Paris banden erhebliche Abwehrkräfte und versetzten die Bevölkerung in Angst und Schrecken. Gegen Paris wurden 2 Luftschiffangriffe und 44 Fliegerangriffe dokumentiert; nach französischen Angaben kamen dabei 278 Menschen ums Leben, 636 wurden verletzt. Auf englische Ziele wurden bis Kriegsende 27 Geschwaderangriffe geführt und 111.935 kg Bomben abgeworfen. 836 Menschen kamen dabei ums Leben, 1.965 wurden verletzt. Häufige Fliegeralarme führten zudem zu spürbaren Produktionsausfällen in der Rüstungsindustrie, außerdem wurde der Gegner gezwungen, wesentliche Kräfte zum Heimatschutz von der Front abzuziehen: 1916 waren in England bereits 11 Squadrons und 1 Reserve-Squadron eingesetzt, im Herbst 1918 war deren Zahl auf 6 Geschwader mit 16 Squadrons angestiegen, 576 Offizieren und 3.548 Unteroffizieren und Mannschaften waren zur Abwehr deutscher Bomberangriffe eingesetzt. Dazu kamen 480 Ballonabwehrkanonen, 706 Scheinwerfer und 245 Horchapparate. Flugschulen, Ausbildungseinrichtungen und Spezialeinheiten Der ständige Bedarf an neuen Flugzeugbesatzungen erforderte den Aufbau umfangreicher Schul- und Ausbildungseinrichtungen. Neben den den Flugzeugfabriken angegliederten Flugschulen wurde nun bei jeder Fliegerersatzabteilung eine Militärfliegerschule aufgebaut; die Kapazität im Oktober 1915 betrug bereits 2.100 Ausbildungsplätze für Flugschüler. Eine Geschwaderschule bildete von Piloten und Fliegerschützen aus, die Artillerieschule Jüterbog richtete Beobachterlehrgänge in Zielortung und Feuerleitung ein, in Döberitz erfolgte die Ausbildung von Fliegerfunkpersonal. Bei den Firmen Daimler-Benz und Oberursel lernten die Monteure, Schweißer- und Spleisskurse fanden in Großenhain, weitere Spezialistenlehrgänge bei Bosch statt. Ein „Bauausschuss der Fliegertruppen“ kümmerte sich mit Hilfe fronterfahrener Offiziere um Erkundung, Auf- und Ausbau der Frontflugplätze. Der Armeeflugpark 1 in Tergnier betrieb als Versuchs- und Übungsflugpark West der OHL neben der Ausbildung von Flugzeugführern und Beobachtern Truppenerprobungen und -versuche im Vorfeld der Fronterprobung, gefolgt vom „Versuchs- und Übungspark Ost der OHL“ in Polen. Ausbildungs- und Ausrüstungshilfe für die Verbündeten Zum Ausbau der Fliegertruppe kam Ausbildungs- und Ausrüstungshilfe für die Verbündeten, insbesondere der Türkei. Bereits 1915 war Lt. Buddecke von der FA 23 mit seinem Fokker in die Türkei in Marsch gesetzt, worden um an der Gallipoli-Front Jagdeinsätze zu fliegen. Hauptmann Serno wurde Anfang 1916 nach Konstantinopel abkommandiert, um als Feldflugchef den Aufbau der osmanischen Fliegertruppe nach deutschem Vorbild zu organisieren. Im Rahmen der „Operation Pascha“ übernahm eine in Czernahevic stationierte Transportfliegerabteilung übernahm den Transport von technischem Material und Ersatzteilen nach Adrianopel, während die verstärkte Fliegerabteilung 300 das deutsch-türkische Expeditionskorps in Palästina unterstützte. Die dort kämpfende deutsch-türkische Heeresgruppe F wurde im Laufe des Krieges durch mehrere deutsche Feldfliegerabteilungen (300-305) und eine Jagdstaffel (Jasta F) verstärkt. Nach gleichem Vorbild unterstützte ab Mai 1916 das Fliegerausbildungskommando in Sofia die bulgarischen Streitkräfte beim Aufbau ihrer Fliegertruppe nach deutschem Muster unterstützte. Material und Bewaffnung Eingesetzte Flugzeugtypen Zu Beginn des Krieges verfügte die Fliegertruppe vor allem über die wegen ihrer vogelähnlichen Tragflächen als „Tauben“ bezeichnete Eindecker sowie über Rumpfdoppeldecker der Firmen Albatros, Aviatik, DFW), LVG und Otto. Nachdem sich bald die Überlegenheit insbesondere französischer Baumuster gegenüber den deutschen "Tauben" erwies, kopierten u. a. die Firmen Fokker und Pfalz kopierten u. a. die französischen Typen Morane-Saulnier LA und N, die als Fokker Fokker- oder Pfalz A.-Typen in den Einsatz gelangten. Im Verlaufe des Krieges kam es zu einer Vielfalt von Flugzeugfabrikaten und -typen sowie nach Verwendungszweck unterschiedlichen Flugzeuggattungen. So verwendete die deutsche Fliegertruppe Jagdflugzeuge (u. a. von Albatros, Fokker, Siemens-Schuckert und Pfalz), Mehrzweckflugzeuge (z.B. von Albatros, Aviatik, Rumpler, AEG, LFG Roland, LVG und DFW), Infanterie- und Schlachtflugzeuge (u.a. Hannoversche Waggonfabrik, Junkers, Halberstadt), schwere Bombenflugzeuge (u. a. Gotha, Friedrichshafen) und Riesenflugzeuge (Zeppelin-Staaken, Siemens-Schuckert). Das Idflieg-Klassifizierungssystem Zur Klassifizierung dieser verschiedenen Flugzeuggattungen verwendete die Idflieg ein einheitliches System. Von den Gattungen wurden bis zum Jahr 1918 geliefert: Kenngröße Gattung 1911 1912 1913 1914 1915 1916 1917 1918 Summe A: zweisitzige, unbewaffnete Eindecker (Schul- und Mehrzweckflugzeuge) 11 60 168 294 13 22 568 B: zweisitzige, bewaffnete Doppeldecker (Schul- und Mehrzweckflugzeuge) 13 76 278 1.054 1.312 440 2.993 25 6.191 C: zweisitzige, bewaffnete Doppeldecker (Aufklärungs- und Mehrzweckflugzeuge) 2.674 4.726 10337 7.319 25.056 CL: leichte zweisitzige, bewaffnete Doppeldecker (Begleitjäger) bis 750 kg Leergewicht k.A. k.A. k.A. CLS: Sonderfall: Nur Halberstadt CLS I, 1918 1 1 D: einsitzige, bewaffnete Doppeldecker (Jagdflugzeuge) 1 2.129 4.945 5.132 12.207 Dr: einsitzige, bewaffnete Dreidecker (Jagdflugzeuge) 335 1 336 E: einsitzige, bewaffnete Eindecker (Jagdflugzeuge) 347 300 381 1.028 F: (die ersten drei Flugzeuge des Dreideckers Fokker Dr.I) 3 3 G: dreisitzige, bewaffnete Doppeldecke mit drei Motoren (Großflugzeuge) 185 465 589 89 2.028 GL: dreisitzige, bewaffnete Doppeldecker mit zwei bis drei Motoren (leichte Großflugzeuge) k.A. k.A. k.A. J: zweisitzige, bewaffnete und gepanzerte Infanterieflugzeuge 450 463 913 DJ: Sonderfall: Nur AEG DJ I, 1918 PE: Sonderfall: Vorläufer von AEG DJ I 1 1 K: (s. G.-Flugzeug) N: zweisitzige, bewaffnete Doppeldecker (Nachtflugzeuge) 100 94 10 204 R: bewaffnete Doppeldecker mit drei bis vier Motoren (Riesenflugzeug) Rs: bewaffnetes Flugboot mit drei bis vier Motoren (nur Marine) S: Sonderfall: Nur Ago S I [Schlachtflugzeug] 2 2 W: Wasserflugzeug (Marine) Gesamt: 24 136 446 1.348 4.532 8.182 19.746 14.123 48.537 Auch die Marine hatte ihre Baumuster nach Typen ausdifferenziert: B: Bombenflugzeug ohne Bordwaffen B FT: Bombenflugzeug mit Sende-Funktelegraph H FT: Flugzeug mit Sende- und Empfangs-Funktelegraph C: bewaffneter Zweisitzer mit MG C 2MG: bewaffneter Zweisitzer mit 2 MG C 3MG: bewaffneter Zweisitzer mit 3 MG C HFT; Flugzeug mit Sende- und Empfangs-Funktelegraph und MG E; Einsitzer mit 1 bis 2 MG ED; Einsitzer-Wasserflugzeug mit 1 bis 2 MG T: zweimotoriges Torpedoflugzeug G: zweimotoriges Bombenflugzeug R: mehrmotoriges Riesenflugzeug Rs: mehrmotoriges Riesenflugboot Anforderungskriterien Zu Beginn des Krieges setzte die deutsche Fliegertruppe zunächst vor allem auf die verschiedenen "Tauben"-Modelle unterschiedlicher Fabrikate; formschöne, "Apparate" mit vogelähnlichen Schwingen und stabilen Flugeigenschaften, aber wenig wendig, langsam und mit geringer Gipfelhöhe. Daneben standen in der Hauptsache Rumpfdoppeldecker der Firmen Albatros, LVG, Aviatik, DFW und Otto zur Verfügung. Alle zivilen Maschinen wurden requiriert und voreilig weitere 500 Tauben bei der Industrie bestellt. Die zu Beginn des Krieges geltenden "kriegsmäßigen" Leistungsanforderungen Einsatzhöhe 800 m, zu erreichen in 15 Minuten Gipfelhöhe von 1.200 m Geschwindigkeit von 90 bis 100 km Flugdauer von 4 Stunden erwiesen sich als völlig unzureichend, die langsamen „Tauben“ kaum noch verwendbar, Entwicklungsvorgaben für einen „leichten Typ Nr. II“ wurden vorgelegt, einen Zweisitzer, der 1.000 m Höhe in 5 Minuten steigen sollte. Die Geschwindigkeitsanforderung von 90 – 100 km/h blieb unverändert, da schneller fliegende Maschinen für nicht sicher steuerbar gehalten wurden. Wie sehr die Anforderungskriterien an Flugzeuge hinsichtlich Einsatzhöhe, Geschwindigkeit und Nutzlast im Verlauf des Krieges gesteigert wurden veranschaulicht folgendes Bild: Baujahr Motorleistung Flugzeugtyp Nutzlast Steiggeschwindigkeit Max. Geschwindigkeit 1914: 100 PS B 365 kg 1.000 m in 15 Min 90 - 100 km/h 1918: 260 PS C 435 kg 1.000 m in 2:18 Min 160 - 180 km/h " 2.000 m in 4:18 Min " 3.000 m in 8 Min " 5.000 m in 21:30 Min " 7.000 m in 50 Min 1918: 160 PS D 230 kg 1.000 m in 1:36 Min 220 km/h " 2.000 m in 3:24 Min " 3.000 m in 5:42 Min " 5.000 m in 15:18 Min " 7.000 m in 21:18 Min Jagdflugzeuge (E-, D-, Dr.-Typen) Einen Durchbruch in der Jagdfliegerei erzielte Deutschland 1915 mit den Kampfeindeckern mit synchronisiertem MG. Nachdem Anfang 1915 ein LVG E.I-Eindecker mit synchronisiertem MG auf dem Weg zur Fronterprobung zu Bruch gegangen war, griff die Firma Fokker die Idee auf und lieferte Jagdeindecker, die an der Front dringend benötigt wurden. Kampfeinsitzer im Einsatz 1915/16 Fokker E.I 56 Fokker E.II 23 Fokker E.III 258 Pfalz E.I 74 Pfalz E.II 80 Pfalz E.III 20 Pfalz E.IV 24 Pfalz E.V 20 Pfalz E.VI 20 Siemens-Schuckert E.I 20 Siemens-Schuckert E.III 6 Gesamt 641 Behaupteten bis Anfang 1916 vor allem Fokker-Eindecker im Luftkampf den Himmel, so tauchte mit den ersten französischen Nieuport 17 jedoch ein neuartiger gefährlicher Gegner auf, der den deutschen Eindeckern klar überlegen war. Eilig wurden Firmen wie Euler, Albatros, Fokker und Siemens-Schuckert Beutemaschinen zur Verfügung gestellt, um der neuen Bedrohung entsprechend begegnen zu können. Während die Euler D.I und die Siemens-Schuckert D.I fast reine "Nieuport-Kopien" waren, gingen Albatros und Fokker neue Wege. Bis Ende 1917 dominierten daraufhin Albatros-Jägern in den deutschen Jagdstaffeln, nur wenige "Haifischen", Halberstadt- und Fokker-Doppeldecker kamen an die Front. Nachdem bereits Anfang 1917 mit der französischen SPAD S.VII und den britischen Sopwith Pups und Triplanes ebenbürtige und Mitte des Jahres mit der SPAD S.XIII, der Sopwith Camel sowie der S.E.5 überlegene alliierte Jäger auftauchten, gerieten die deutschen Flieger erneut in die Defensive; zwar brachte die Idflieg eine leistungsgesteigerte Albatros des Typs D.V an die Front, aber die in gewaltigen Stückzahlen georderte Maschine war der stärkeren Motorisierung nicht mehr gewachsen, neigte bei voller Kampfbelastung zu Unterflügelbrüchen - ein Risiko, dass schon bei der Albatros D.III aufgetaucht war - und musste nach mehreren tödlichen Unfällen sicherheitstechnisch überarbeitet werden. Einzige Alternative war neben der von bayerischen Staffeln verwendeten Pfalz D.III nun der bekannte Dreidecker, den Fokker ab Herbst 1917 in begrenzter Stückzahl lieferte. Anton Fokker hatte bei einem Besuch bei der Jasta 11 Ende April 1917 einen Luftkampf mit mit britischen Sopwith Triplanes beobachtet und eine Beutemaschine begutachtet. Daraufhin gab er seinem Chefkonstrukteur Platz sofort den Auftrag, einen Dreidecker mit Rotationsmotor zu entwickeln. Der Ingenieur musste angesichts des revolutionären Dreideckerkonzepts zunächst zahlreiche technische Probleme lösen, doch im August 1917 stand die erste Maschine zur Erprobung bereit, zwei weitere gingen an die Kampfflieger von Richthofen und Werner Voss, danach wurde das JG 1 mit Dreideckern ausgestattet; diese mussten jedoch nach zwei tragischen Unfällen durch Flügelbruch gesperrt und statisch verstärkt werden. Im Dezember 1917 tauchten nach technischer Überarbeitung die Dreidecker wieder an der Front auf, ihre militärische Bedeutung blieb jedoch hinter ihrem spektakulärem Ruf zurück. Lt. Krefft, Technischer Offizier im Geschwader Richthofens, hatte indessen einen Wettbewerb gefordert, bei dem die Prototypen der verschiedenen Flugzeugfirmen kriegsmäßig durch erfahrene Frontflieger getestet werden sollten. Ende Januar 1918 kam es zu einem Testwettbewerb in Adlershof, wobei erneut eine Fokker, der Doppeldecker Fokker D.VII, von den Piloten als bestes Kampfflugzeug ausgewählt wurde. Ende April, die deutsche Frühjahrsoffensive hatte ihren Höhepunkt erreicht, kam die D.VII an die Front und erwies bereits bei ihrer Feuertaufe im Mai über der Aisne ihre enormen Gefechtseigenschaften. Diese Maschine galt als besonders stabil und belastbar; ihre feste Bauweise mit den breiteren selbst tragenden Flügeln ermöglichte sogar den Verzicht auf die übliche komplizierte Verspannung durch Kabel und Stahlbänder zwischen den Tragflächen. Die D.VII wurde nun zum deutschen Standardjäger für den letzten Kriegsmonate, ab Sommer 1918 begleitet vom Eindecker D.VIII sowie einigen Siemens-Schuckert D.III/IV, Pfalz D.XII und LFG Roland D.VI. Bemerkenswert ist die kurz vor Kriegsende erschienene Junkers D.I, der als Tiefdecker aus Ganzmetall richtungsweisend für den späteren Flugzeugbau werden sollte. Aufklärungs- und Mehrzweckflugzeuge (C-Typen) Auch die C-Flugzeuge wurden anforderungsgerecht weiterentwickelt. Eine fast unübersehbare Typenvielfalt zahlreicher Hersteller gelangte in den Einsatz, vor allem der Firmen AEG, Aviatik, DFW, LVG und Albatros. Die Rumpler C-Flugzeuge, darunter vor allem die C.VII, bewährten sich als Höhenaufklärer. Als Infanterieflieger zeichnete sich 1915/16 die vor allem der den Albatros-Jägern nicht unähnliche Roland "Walfisch" aus: Robust, wendig, schnell und, wie der britische Kampfflieger Albert Ball schrieb, "das beste deutsche Flugzeug, es feuert nach vorn und hinten und kann nur von unten erfolgreich bekämpft werden." Zudem ging man 1916 dazu über, den bunten Flugzeugpark der Flugzeugparks mit den an die angeschlossenen Fliegerabteilungen stärker zu vereinheitlichen und damit technisch auf einen Stand zu bringen. Die letzten A-Flugzeuge der Artilleriefliegerabteilungen und ausgesonderte nicht mehr fronttaugliche C-Flugzeuge zu Schulungszwecken abzuschieben. Schutz- und Schlachtflugzeuge (CL-, CLS, J-, DJ-Typen) Als im November 1917 die Schlacht bei Cambrai tobte griffen mit großem Erfolg neue, leichter gebaute Infanterieflugzeuge in die Bodenkämpfe ein: Die CL-Typen. Ursprünglich als leichtere Zweisitzer für Aufklärung und Luftkampf konzipiert erwiesen sie ihren Gefechtswert bei der unmittelbaren Unterstützung der Infanterie als "Schlachtflugzeuge", darunter die Typen Hannover CL.III, Halberstadt CL.II und die gepanzerten Albatros und AEG J.I. Besonders bemerkenswert waren die "Blechesel" Junkers J.I und die gegen Kriegsende auftauchende CL.I, beide ganz aus Metall und daher besonders beschussfest. DFW arbeitete am Entwurf eines neuen Großbombers, während Gotha das Konzept eines leichteren Bombers (GL-Flugzeug) verfolgte. Sablatnik, Albatros und AEG entwickelten dagegen aus den C-Flugzeugen einsatzreife Nachtbomber (N-Flugzeuge). Groß- und Riesenflugzeuge (G- und R-Typen) Inzwischen waren auch die Groß- und Riesenflugzeuge zur Frontreife gelangt. Seit Anfang 1915 unternahm man mit AEG- und Gotha-Großflugzeugen erste Langstreckeneinsätze. Am 1. Oktober 1915 waren 25, bis zum 1. Februar 1916 36 Großflugzeuge geliefert worden, die von zwei zwischen den Tragflächen angebrachten Motoren mit einer Stärke von 150, später bis zu 260 PS-Stärke angetrieben wurden und bei einer Geschwindigkeit von 140 bis 160 km/h bei einer Flugzeit von 4 bis 8 Stunden bis zu 2.000 kg Bomben ins Ziel tragen konnten. Die Bewaffnung bestand darüber hinaus aus bis zu 4 MG; neben Flugzeugführer und Beobachter waren 1-2 Fliegerschützen mit an Bord. Der Bau von viermotorigen Riesen- oder R-Flugzeugen folgte einer Idee, die bereits vor dem Krieg von dem Flieger Helmuth Hirth mit den Zeppelinwerken am Bodensee und der Firma Bosch in Stuttgart konzipiert worden war und deren Konstruktion im Jahre 1915 durch die Firmen Versuchsanstalt Gotha Ost, Siemens-Schuckert und Linke-Hofmann aufgenommen wurde. 1917 kamen die viermotorigen Zeppelin-Riesenflugzeuge hinzu. Wie bei den G-Flugzeugen waren bei einigen Typen die Triebwerke dezentral in zwei Motorgondeln zwischen den Tragflächen angebracht, bei denen allerdings zwei Motoren in Tandemform eingebaut waren. Dazu wurde ein zusätzlicher Stand für den Motorwart in der Gondel eingerichtet. Zum Teil brachte man sie aber auch im Rumpf unter, von wo die Kraftübertragung auf die außerhalb eingesetzten Propeller erfolgte, um während des Fluges eine bessere Wartung durch die Besatzung zu ermöglichen. Seit Anfang 1916 wurden die ersten Riesenflugzeuge zur Fronterprobung an die beiden in Alt-Auz an der Ostfront operierenden Riesenflugzeugabteilungen geliefert. Ab 1917 flogen Riesenflugzeuge als gewaltige Giganten mit über 40 m Spannweite und bis zu 2.000 kg Bombenlast in den Geschwadern der Großflugzeuge bei deren nächtlichen Missionen mit. Die Marine trieb die Entwicklung von Riesenflugbooten voran und konnte erstmals Torpedoflugzeuge in den Einsatz bringen. Im Herbst 1917 fiel das russische Kriegsschiff „Slawa“ dem Angriff eines Torpedoflugzeugs bei Oesel zum Opfer. Seeflugzeuge In den Seeflugzeugstationen der Marine wurden Wasserflugzeuge der Firmen Flugzeugbau Friedrichshafen, Gotha, Rumpler, Albatros, Hansa-Brandenburg und Sablatnig eingesetzt, auf den Landflugstationen dienten im wesentlichen die gleichen Baumuster wie im Heer. Flugzeugmotoren An Motoren wurde während des Krieges geliefert Zeit Standmotoren Umlaufmotoren Summe August bis Dezember 1914: 748 100 848 Januar bis Dezember 1915: 4.544 493 5.037 Januar bis Dezember 1916: 6.930 892 7.822 Januar bis Dezember 1917: 10.364 836 11.200 Januar bis Dezember 1918: 13.757 1.785 15.542 Gesamt: 36.343 4.106 40.449 Waffen und Munition Da sich die wassergekühlten Infanteriemaschinengewehre als zu schwer und unhandlich für den Einsatz im Flugzeug erwiesen - die Entwicklung leichterer Maschinenwaffen war versäumt worden - dienten zunächst Handwaffen und Selbstladegewehre als Selbstverteidigung gegen Flugzeuge. Erst ab 1915 wurden MGs in die Frontflugzeuge eingebaut. Standard-Defensivwaffe neben dem anfangs ebenfalls gelieferten Bergmann-Maschinengewehre-MG (lMG 15) später das luftgekühlte Parabellum-MG, das im Luftkampf mit seinem 500 Schuss-Trommelmagazin und einer Feuerrate von 600 Schuss pro Minute dem alliierten Lewis-MG mit einer 40-Schuss-Munitionstrommel taktisch überlegen war. Als Frontal-MG kam das von den Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken (DWM)in Spandau produzierte und von den Alliierten daher bald als "Spandau-MG" bezeichnete lMG 08/15 mit verkleideter Patronenzufuhr zum Einsatz. Daneben gelangte vereinzelt bei Großflugzeugen die 20 mm Becker-Kanone zum Einsatz. Es ist zu beachten, dass in den B-Flugzeugen der Beobachter vorn - also vor dem Piloten - saß und somit zwischen Tragflächen, Streben und Spanndrähten kaum über ein Schussfeld verfügte. Ausnahme waren hier lediglich die wenigen Otto- und Ago-Druckpropellerflugzeuge, die aufgrund der hinter der Flugzeugzelle angebrachten Propellerschraube dem Beobachter freie Sicht und Schussfeld nach vorn boten. Erst als Frühjahr 1915 mit dem Erscheinen der C-Flugzeuge der Beobachter eine Kanzel hinter dem Pilotensitz erhielt, konnte er wirksam mit dem auf einer Ringlafette beweglich montierten MG gegen Feindflugzeuge und Bodenziele feuern. Revolutionär jedoch wirkte das mit dem Motor synchronisierte und daher starr nach vorne durch den Propellerkreis schießende MG, das es dem Piloten erlaubte, mit der ganzen Maschine zielend das Feuer im Frontalangriff gegen ein feindliches Flugzeug eröffnen zu können. Diese Erfindung, durch den schweizerischen Ingenieur der LVG Franz Schneider bereits am 15. Juli 1913 patentiert, war zusammen mit einem zweiten Beobachter-MG auf Ringlafette bereits Ende 1914 in einem LVG Eindecker eingebaut worden, der allerdings bei der Überführung an die Front verloren gegangen worden war. Im Frühjahr 1915 griff Anton Fokker auf und baute sie in einen seiner Eindecker, den er im Mai 1915 persönlich in Gegenwart des Deutschen Kronprinzen bei der Feldfliegerabteilung 62 vorführte. Ab Mitte 1915 tauchten nun die ersten Kampfeinsitzer an der Front auf, später erhielten jedoch sukzessive auch alle Zweisitzer mindestens ein synchronisiertes MG für den Piloten, während die Jagdflugzeuge ab 1916 zunehmend auf zwei starre MG aufgerüstet wurden. Bis zum 1. Dezember 1915 waren 1.138 MG an die Truppe ausgeliefert worden: lMG 08 beweglich lMG 08 starr lMG 14 lMG 15 179 260 450 249 Ab April wurden monatlich 1915 300-400 weitere MG 08 und 130 lMG 14 geliefert. Für die MG wurde zunächst konventionelle Infanteriemunition (S. bzw S.M.K.)-Munition verschossen, die allerdings im Luftkampf nur bedingt geeignet war. Kompetenzstreitigkeiten mit der Gewehrprüfungskommission (GPK), die sich vor allem nach den Anforderungen an Infanteriewaffen richtete, verstellten den Blick auf die Gefechtsanforderungen im Luftkampf. Die Waffenwirkung wurde nachhaltig verbessert durch die Entwicklung von Leuchtspurgeschossen, die das Zielen im Luftkampf vereinfachten. Mit spezieller Phosphor-Brandmunition wurden gegnerische Fesselballone bekämpft. Erst April 1917 nahm endlich eine Versuchsabteilung für Fliegerwaffen die Arbeit auf, die der Idflieg unterstellt war. Hatte man zu Beginn des Krieges nur auf eine behelfsmäßige Bewaffnung der Flugzeuge - mit Fliegerpfeilen und umgebauten Granaten zum Abwurf gegen Bodenziele verwendet - die in der Vorkriegszeit entwickelte kugelförmige APK-Bombe mit 5 bis 10 kg erwies sich als nicht feldverwendungsfähig - kamen bald darauf die nach ihrem Hersteller Carbonit AG benannten Carbonit-Bomben mit 4,5, 10 und 20 kg Gewicht zum Abwurf, wenn auch deren birnenförmige und damit aerodynamisch ungünstige Form zu großer Zielungenauigkeit führte. Erst die auf genaue Spezifikation durch die Prüfanstalt und Werft der Fliegertruppe (P.u.W.-Anstalt) von der Firma Goertz in Friedenau konstruierte P.u.W.-Bombe in den Gewichten 12, 50 und 100 kg mit Sprengwirkung ermöglichte dank ihrer Torpedoform mit zur Rotation leicht gedrehten Stabilisierungsflächen bessere Zielgenauigkeit und verursachte zudem mit ihrem Rotationszünder weniger Blindgänger. Als Luftminen mit 300 und sogar 1.000 kg Gewicht konnten sie ganze Häuserblocks zum Einsturz bringen. Neben den gegen Personenziele eingesetzten Sprengbomben kamen später auch Brandbomben zum Einsatz. Dagegen nutzten Infanterie- und Schlachtflieger Handgranaten, ab 1918 auch kleinere „Ifl-Bomben“ oder „Ifl-Mäuse“ zur Bekämpfung von Bodentruppen. Daneben wurden mit Fallschirm versehene Wasser- oder Proviantbomben über eigenen Stützpunkten abgeworfen. Foto- und flugtechnische Ausrüstung Hinzu kamen weitere Neuerungen. Insbesondere die Fotoaufklärung erzwang die Entwicklung von hoch auflösenden Kameras und Reihenbildgeräten, mit denen im Überflug ganze Frontabschnitte aufgenommen und später z.T. stereoskopisch ausgewertet wurden. Die Arbeit in Einsatzhöhen von 6.000 m und mehr erforderte Sauerstoffgeräte und beheizbare Kleidung und Handschuhe. Besonders bekannt wurde der erfolgreichen Höhenaufklärer Rumpler "Rubild" mit entsprechender Spezialausrüstung und Funkeinrichtung; die "Rubild" konnte sogar auf ein Defensiv-MG verzichten, da sie auf in größer Flughöhe den alliierten Jagdflugzeugen durch ihre überlegene Geschwindigkeit entkommen konnte. Bei der Fernaufklärung besonders aber der Artilleriebeobachtung kam es vor allem auf klare Kommunikation an: Zunächst erfolgte die Verständigung umständlich über Sichtzeichen wie Fliegersichttücher und Leuchtsignale, doch ab 1915 gelangten die ersten FT-Geräte (FT=Funk-Telegrafie, d.h. Tastfunk) zum Einbau. Besserer Verständigung zwischen schießender Batterie und Luftbeobachter wuchs die Effizienz der Artillerieflieger, aber auch deren notwendige technische und taktische Spezialisierung. Flugzeugmarkierungen und -anstriche Die Flugzeuge hatten bei Kriegsbeginn meist keinerlei Tarnanstrich, sondern waren mit beigem oder später feldgrauem Leinen bespannt. Außerdem experimentierte man 1915 mit transparente Verkleidung, um das Flugzeug am Himmel schwerer erkennbar zu machen. Werksseitig erhielten die Flugzeuge 1915/16 braun-grüne, ab 1916 auch violett-grüne Tarnanstriche. Im Laufe des Jahres 1917 setzte sich allerdings später die Rauten- oder „Lozenge-Tarnung“ durch, ein regel- oder unregelmäßiges Muster aus verschiedenfarbenen Sechsecken von oben in dunklen oder an der Flugzeugunterseite in hellen Farbtönen. Daneben führte das Bedürfnis, mit seiner Maschine für die Kameraden auch im Einsatz erkennbar zu sein, zu einer oft bunten Vielfalt an individuellen und zum Teil sehr kunstvollen Markierungen und Kennzeichen; am bekanntesten sind die des Jagdfliegers Manfred von Richthofen, der von den Alliierten wegen seiner stets rot bemalten Maschinen als „Roter Baron“ oder „Le Diable Rouge“ („Roter Teufel“) gefürchtet und dessen rotbunte Jagdstaffel als „Richthofen’s Flying Circus“ bekannt wurde. Ganze Staffeln gingen nach dem Vorbild der roten Kampfflieger der Jasta 11 dazu über, ihre Maschinen mit einheitlichen Farben und individuell nach Pilot unterschiedlichen Symbolen zu bemalen. So bemalte das JG 1 die Rümpfe seiner Maschinen rot, das JG 2 blau. Das erleichterte die Führung geschlossener Verbände in der Luft und steigerte den Einsatzmut der Piloten, denn Freund und mitunter auch Feind wussten nun genau, wer im Luftgefecht wagemutig angriff oder „feige ausbüxte“. Außerdem konnte eine abgestürzte Maschine rasch aus der Luft erkannt werden, was die Suche vermisster Kameraden erleichterte. An den Rumpfseiten oder dem Seitensteuer wurden eindeutige Markierungen angebracht, die aus Herstellernamen, Verwendungszweck, Seriennummer und Baujahr bestanden. So bedeutete die Markierung Fok Dr. I 425/17 einen Fokker Dreidecker mit der Nummer 425 aus dem Jahr 1917 handelte, bei einer Fok D.VII (Alb) 5147/18 handelte es sich um eine in Lizenz von Albatros hergestellte Maschine aus dem Jahr 1918. Hoheitsabzeichen Das Hoheitsabzeichen für Flugzeuge der deutschen Flugzeuge, der k.u.k. Luftfahrtruppen und der bulgarischen Flieger war bis 1917 das Eiserne Kreuz, ein schwarzes Tatzenkreuz auf weißem Quadrat, später auch nur mit weißen Randstreifen. Ab Ende 1917 wurde das Balkenkreuz aufgebracht, ähnlich dem der Wehrmacht im zweiten Weltkrieg. Die osmanischen Flugzeuge waren dagegen mit einem schwarzen Quadrat markiert. Luftkrieg Die wenig robusten Flugzeuge bei Kriegsbeginn wurden hauptsächlich zur Fernaufklärung eingesetzt. Doch bereits in diesem Zeitraum erfüllten sie eine wichtige, von den Generälen anfangs unterschätzte Aufgabe. Als die Briten in Frankreich ankamen, brachten sie gerade einmal 48 Aufklärungsmaschinen mit. Sie beobachteten ständig die Front und meldeten die Feindbewegungen an das Oberkommando. Ihnen war es besonders zu verdanken, dass General Joffre die Offensive an der Marne einleitete. Das deutsche Heer hatte bei seinem Vormarsch beabsichtigt, Paris westlich zu umgehen. Als es plötzlich nach Südosten abdrehte und dabei eine große Lücke zwischen den einzelnen Armeen hinterließ, wurde dies zuerst von den Fliegern der Royal Flying Corps (RFC) bemerkt. Sie gaben die Nachricht an die französische Kommandokette weiter, die daraufhin den Gegenangriff an der Marne einleiten konnte. Auf diesem Wege gewann die Luftaufklärung zunehmend an Bedeutung. Als der Stellungskrieg einsetzte, wurden die Flieger auch zu Artilleriekoordinierung eingesetzt, weswegen erste Methoden zu ihrer Bekämpfung entwickelt wurden. Der französische Luftfahrtpionier Roland Garros war der erste, der ein echtes Jagdflugzeug entwickelte. Er montierte ein Maschinengewehr an die Spitze seines Flugzeugs. Um den Propeller nicht zu beschädigen, verstärkte er ihn mit Stahlplatten. Im Frühjahr 1915 machte er mit seiner neuen Waffe 18 Tage lang über Flandern Jagd auf die Deutschen, bis er bei einer seiner Missionen abgeschossen wurde. Wenig später baute der Niederländer Anton Herman Gerard Fokker ein Unterbrechergetriebe in seine Fokker E.III ein. Durch die Synchronisation setzte das MG immer dann sein Feuer aus, wenn es den Propeller getroffen hätte. Die ersten erfolgreichen Piloten dieser Maschinen waren Max Immelmann und Oswald Boelcke, die den Ruf der Fokkergeißel begründeten. Bis Anfang 1916 dominierten die Deutschen den Himmel über der Westfront. Angriffe durch Bombenabwürfe kamen zuerst eher selten vor, wurden aber im Laufe des Krieges verstärkt. Die ersten Bomben wurden von einem deutschen Zeppelin am 24. August 1914 über Antwerpen abgeworfen. Im Dezember desselben Jahres griff man auch die britische Insel an. Die Engländer wiederum konzentrieren sich bei ihren Angriffen auf die Industrie Westdeutschlands und die Zeppelinwerke am Bodensee. Der Erste Weltkrieg war die erste militärische Auseinandersetzung, in der Bomber eingesetzt wurden. Bei diesen handelte es sich um besonders große und stabile Doppeldecker, die Fliegerbomben mit einem Gewicht von teilweise über einer halben Tonne mit sich führten. Bis 1918 starben durch deutsche Bomben, die von Zeppelinen abgeworfen wurden, 1400 britische Zivilisten und fast 5000 wurden verwundet. Im Zuge der Militarisierung der Luftfahrt wurde auch über den Meeren aufgerüstet. Bisher nur zur Aufklärung eingesetzte Wasserflugzeuge bzw. Marineflieger, die auf dem Wasser landeten, wurden bewaffnet und gegen Häfen, Küstenbefestigungen und militärische Einheiten zu Luft und zu Wasser eingesetzt. Der Erste Weltkrieg war zudem der erste Krieg, in dem frühe Flugzeugträger zum Einsatz kamen. Dazu bauten US-Amerikaner und Briten mehrere ihrer Kriegsschiffe um. Diese frühen Modelle waren nur für den Einsatz von Wasserflugzeugen geeignet, die vom Deck starteten und in der Nähe des Flugzeugträgers landeten, um mit einem Kran an Bord befördert zu werden. Die vor dem Hintergrund des Ersten Weltkrieges beschleunigte Entwicklung von Flugzeugträgern sollte sich während des Zweiten Weltkrieges bei den Kämpfen im Pazifik als entscheidend herausstellen. Bis 1917 wurden immer wieder schwere Angriffe auf London geflogen, worauf einige Industrien den Betrieb sogar stilllegen mussten. Danach wurden die Luftschiffe, welche eine zu große Angriffsfläche boten und zu unbeweglich waren, zunehmend durch Großflugzeuge abgelöst. Ab 1916 verloren die Deutschen ihre Lufthoheit wieder. Die Alliierten hatten sich neu organisiert und flogen nun mit einigen robusten Flugzeugen (zum Beispiel Nieuport 11) sehr erfolgreiche Angriffe. Die Deutschen reagierten. Oswald Boelcke bildete einige der besten Flieger aus und vermittelte ihnen sein Kampfwissen, welches er in der Dicta Boelcke niederschrieb. Die deutschen Jagdstaffeln (kurz Jasta), insbesondere die Jasta 11, brachten den Alliierten schwere Verluste bei. Nach dem Tod Boelckes wurde Anfang 1917 die Jasta 11 von Manfred von Richthofen geleitet. Er sorgte mit seinen Piloten für den blutigen April, in dem die Alliierten 443 Flieger verloren. Richthofen selber schoss in dieser Zeit 20 Flugzeuge ab, sein Bruder Lothar brachte es auf 15 Abschüsse. Ein anderer Pilot, Kurt Wolf, errang in diesem April 22 Luftsiege. Als 1918 die US-Amerikaner eintrafen, wendete sich das Blatt. Die US-Amerikaner waren zwar unerfahren. Ihre zahlenmäßige Überlegenheit an Flugzeugen konnten die Deutschen jedoch nicht ausgleichen. Ab Sommer 1918 mussten die kaiserlichen Piloten ihr Glück mit Sturzangriffen versuchen, da sie sonst keine Chance gegen die alliierten Geschwader hatten. Daraufhin ließen die Alliierten mehrere Staffeln übereinander fliegen, wodurch die Deutschen weiterhin bedrängt wurden. Am 21. April 1918 wurde Manfred von Richthofen durch einen australischen MG-Schützen abgeschossen, während er von Arthur Roy Brown verfolgt wurde. Er war mit 80 bestätigten Luftsiegen der erfolgreichste Jagdflieger des Ersten Weltkrieges. Durch den Verlust ihres Idols und durch zunehmende Nachschubschwierigkeiten verstärkte sich der Druck auf die kaiserlichen Jagdstaffeln. Zum Kriegsausgang konnten die Luftstreitkräfte wenig beitragen. Der Krieg wurde am Boden entschieden. Zahlreiche gefallene Flieger, u. a. Richthofen, wurden in Berlin auf dem Invalidenfriedhof beigesetzt.