Der Oberbefehlshaber der österreichisch-ungarischen Armee Erzherzog Friedrich, der Erzherzog Karl Franz Josef und der Generalstabschef Baron Conrad von Hötzendorf bei der Armee des Generalobersten von Mackensen während der großen Durchbruchsschlacht bei Gorlice am 2. Mai 1915.
Großformatige farbige Original-Offsetlithographie von 1915.
Nach dem Originalgemälde von Arthur Heyer.
In der Platte signiert.
Größe 342 x 247 mm.
Mit mittiger, vertikaler Bugfalte.
Mit minimalen Alterungs- und Gebrauchsspuren, sonst sehr guter Zustand.
Hervorragende Bildqualität auf Kunstdruckpapier – extrem selten!!!
100%-Echtheitsgarantie – kein Repro, kein Nachdruck!!!
Besichtigung jederzeit möglich.
100% guarantee of authenticity - not a reproduction, not a reprint!
Visit any time.
Bitte warten, hier kommt gleich ein großes Bild!!!
Aus großem Bildarchiv, weitere Angebote in meinem ebay-shop!
Out of a large archiv, more offers in my ebay shop!
Das Angebot wird als Sammlerstück verkauft - Urheberrechte sind im Kauf ausdrücklich NICHT enthalten!!!
This offer is sold as a collector's item only and no copyrights are being sold here.
Weitere historische Originale finden Sie in meinem ebay-shop!!!
For more original historical prints please take a look in my ebay-shop!!!
Versand ausschließlich per Einschreiben.
Zu Rückgabe und AGB bitte mich-Seite beachten. Die dort hinterlegten Informationen sind verbindlicher Bestandteil dieses Angebots/dieser Artikelbeschreibung!1. Weltkrieg, 1. WK, 1.WK, 1263011, 1916, 1st World War, 20. Jahrhundert, A-1010 Wien, A-1100 Wien, Abzeichenfarben, Adel, adlig, Akademische Kunst, Akademische Malerei, Altmeisterlichkeit, Altösterreich, Alt-Österreich, Aristocracy, Aristocratic, Aristokratie, Armee, Army, Ars gratia artis, art history, Austriaca, Austriaco, Austria-Hungary, Austria-Ungheria, Austro-Hungarian, Austro-Hungarian Army, Austro-Hungarian Empire, Bildnis, Bildniskunst, cultural history, Dekorative Graphik, Der Europäische Krieg, Deutsche Geschichte, deutsche Volkskraft, Deutsches Kaiserreich, Deutsches Reich, deutsches Volk, Deutschland, Deutschtum, Dienst, Dienstzeit, Donaumonarchie, Donau-Monarchie, Doppeladler, Doppelmonarchie, Dynastie, Dynastien, Edelleute, Ehrenzeichen, Eichenlaub, Eisernes Kreuz, EK, Elite, Elitetruppe, Erster Weltkrieg, Europäische Geschichte, Exzellenz, Fahne, Fahnen, Fahnenträger, Fahnentuch, Feldgrau, Feldgraue, Feldgrauer, Feldheer, Feldherr, Feldzeichen, Feldzug, first world war, Flagge, Flaggen, Front, Fronteinsatz, Fronterlebnis, Frontgeschehen, Frontleben, Frontlinien, Frontsoldat, Frontsoldaten, Gebrauchsgraphik, Gemälde, Generalfeldmarschall, Generalkommando, Generalstab, Generalsuniform, Genre, genre painting, Genremalerei, German, German Empire, Germans, Germany, Geschichte, Grafik, graphical, Graphik, Großbürgertum, Große Zeit, Großer Generalstab, Großösterreich, gute alte Zeit, Habsburg, Habsburger, Habsburgerreich, Heer, Heeresdienst, Heeresleitung, Heerführer, Heerwesen, Heimat, Heimatverteidigung, Heimatwehr, Helden, Heldengang, Heldenkampf, Heldenkraft, Heldenleben, Heldenmut, Heldentaten, Heldentum, Herrscher, Herrscherhaus, Herrscherhäuser, High Society, Historically, Historisch, Historische Bilder, historische Persönlichkeiten, History, Hochadel, Hofstaat, hohe Militärs, Honved-Husaren, Imperial and Royal Austrian Empire, Infanterie, Insignien, k.u.k Monarchie, K.u.K., k.u.k. Armee, Kaiserhaus, Kaiserjäger, Kaiserliche Armee, kaiserliche Truppen, Kaiserreich, Kaiserschützen, Kaiserzeit, Kamerad, Kameraden, Kameradschaft, Kampf, Kampftruppe, Kommando, Königlich Preußische Armee, Krieg, Krieger, Kriegführung, Kriegsauszeichnung, Kriegsauszeichnungen, Kriegsbilder, Kriegs-Bilder, Kriegsführung, Kriegsgebiet, Kriegsgeschichte, Kriegsjahr 1916, Kriegskameraden, Kriegsland, Kriegsmaler, Kriegsmalerei, Kriegsschauplatz, Kriegsschauplätze, Kriegswesen, Krone, Kultur, Kulturgeschichte, Kunst, Kunstgeschichte, Landesschützen, Landesverteidigung, Landkarten, Landser, Leibfahne, Leibkompagnie, Majestät, Majestäten, Militär, Militärgeschichte, Militaria, Militärmalerei, Military, Monarchie, Nobels, Nobility, Nostalgia, Nostalgie, Oberste Heeresleitung, Oberster Kriegsherr, Offizier, Offiziere, Opfergang, Orden, Österreich, Österreichische Armee, Österreichische Geschichte, Österreich-Ungarn, Ostfront, Patriotika, Patriotismus, Person, Persönlichkeiten, Pickelhaube, PL-33-100 Tarnów, PL-38-300 Gorlice, Polen, Polska, Pour le Merité, Powiat Gorlice, Preußen, Preußenkorps, Preußisches Heer, Pro Gloria et Patria, Prominente, Regent, Regentschaft, Regiment, Regimentsfarben, Regimentsgeschichte, Regimentszeichen, Royal, Royals, Säbel, Scherenfernrohr, Schütze, Schützen, Schützenschnur, schwarz-weiß-rot, Soldat, Soldaten, Soldier, Staatsoberhaupt, Stahlgewitter, Standarte, Streitkräfte, Tapferkeit, Tatentradition, Thron, Thronfolge, Thronfolger, Thronfolger, Tiroler Kaiserjäger, Tiroler Kaiserjäger-Regiment, Tradition, Truppe, Truppenformationen, Truppengattung, Truppenteil, Uniform, Uniformkunde, Uniforms, Vaterland, Verbündete, Verteidigung, Vielvölkerstaat, Waffe, Waffen, Waffenbrüderschaft, Waffendienst, Waffengattung, Wehrfähigkeit, Wehrhaftigkeit, Wehrkraft, Weltkrieg 1914-1918, Wilhelminische Ära, wilhelminische Epoche, Wilhelminisches Kaiserreich, Wilhelminisches Zeitalter, Woiwodschaft Kleinpolen, World War I, WWI, Zeitalter, zeitgenössische Kunst, Zeitgeschehen, Zeitgeschichte, Zweites Kaiserreich, Zweites Reich Arthur Heyer (* 28. Februar 1872 in Haarhausen; † 1931 in Budapest) war ein deutsch-ungarischer Maler, vorrangig von Tiermotiven. Leben Arthur Heyer wurde 1872 in Haarhausen in Thüringen als zweiter Sohn des dortigen Dorfschullehrers Georg Hermann Heyer und dessen Frau Friederice geboren. 1875 zog die Familie nach Gotha, wo Heyer auch seine Schulzeit verbrachte. Auf Grund seiner künstlerischen Begabungen besuchte er von 1890 bis 1895 die Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin. Sein Lehrer war Max Koch. In dieser Zeit veröffentlichte Heyer auch erste Zeichnungen in verschiedenen Zeitungen, insbesondere in der zu der damaligen Zeit als Beilage zur unter Leitung von Eugen Richter herausgegebenen Freisinnigen Zeitung satirischen Wochenblatt Die Wespen. 1892 und 1895 führte er Studienreisen nach Siebenbürgen durch, wo er mit der dortigen ungarischen Kultur in Kontakt kam. 1896 zog er nach Budapest und verdiente seinen Lebensunterhalt mit Buchillustrationen. Im Jahr 1900 nahm er die ungarische Staatsangehörigkeit an, damals noch Teil der Österreichisch-Ungarische Monarchie. 1906 hatte er seine erste Ausstellung in Budapest, der zahlreiche weitere folgten. Im Jahr 1909 hatte er auch zwei Ausstellungen in seiner Thüringer Heimat, im Großherzoglichen Museum in Weimar und im Kunstverein Gotha. 1911 erhielt er den ungarischen Graf-Andrássy-Preis. Nach mehreren Ausstellungen, u.a. im Künstlerhaus Wien und im Glaspalast München wurde 1915 zum Professor berufen. Im Jahr 1929 erwarb das Ungarische Nationalmuseum in Budapest sein Selbstbildnis. 1931 starb er 59-jährig in Budapest und erhielt ein Staatsbegräbnis auf dem Friedhof von Kerepes (Kerepesi Temető). Werk Neben seinen frühen satirischen Zeichnungen malte Arthur Heyer vor allem Tierbilder, insbesondere Katzen. Es gibt zahlreiche Bilder, die häufig Auftragswerke waren, auf denen die von ihm in vielen Schattierungen gemalten Angorakatzen naturalistisch dargestellt sind. Aus diesem Grund wurde er auch „Katzen-Heyer“ genannt. Daneben gibt es von ihm zahlreiche Bilder von anderen Tieren, so von Rehen, Hasen, Fasanen, Hühner, Hirschen und Hunden (hier vor allem sein Hund Mucki). Diese werden heute gern als Kunstdrucke oder Poster vertrieben. Im Jahr 1919 veröffentlichte er auch zwei Kinderbücher mit um Verse ergänzten Tierzeichnungen: Im Wunderwald, ein Märchen und Niki, eine drollige Hundegeschichte. Erzherzog Friedrich Maria Albrecht Wilhelm Karl von Österreich, Herzog von Teschen (* 4. Juni 1856 in Groß Seelowitz, Mähren; † 30. Dezember 1936 in Ungarisch-Altenburg/Magyaróvár, heute Mosonmagyaróvár, Ungarn) war österreichisch-ungarischer Feldmarschall, Heerführer im Ersten Weltkrieg, Großgrundbesitzer und Unternehmer. Vorkriegszeit Seine Eltern waren Karl Ferdinand von Habsburg und Elisabeth Franziska Maria von Österreich (1831–1903), Tochter von Joseph Anton Johann von Österreich. Friedrich war Erbe seines Onkels und Adoptivvaters, Erzherzog Albrecht von Österreich-Teschen, dem neben einem riesigen Vermögen auch das Palais Erzherzog Albrecht samt Sammlung in Wien, gehörte. Sowohl sein Vater als auch seine Mutter waren Enkel von Kaiser Leopold II., der damit gleich zweifacher Ur-Großvater Friedrichs ist bzw. war. 1874 begann Friedrich seine militärische Laufbahn. Seit 8. Oktober 1878 war er mit Prinzessin Isabella von Croy-Dülmen (1856–1931) verheiratet; das Paar hatte neun Kinder. Als dem Paar nach acht Töchtern 1897 ein Sohn geboren wurde, stiftete Friedrich in Albertkázmérpuszta (Albrecht-Kasimir), auf seinen ungarischen Gütern in Sichtweite der heutigen Ostgrenze Österreichs gelegen, eine neugotische Votivkirche. Am 10. Dezember des Jahres berief er Anatol Graf von Bigot de Saint-Quentin zu seinem Obersthofmeister. Friedrich war ein eifriger Förderer des k.k. Heeresmuseums (heute Heeresgeschichtliches Museum) in Wien. Nach dem Freitod des Kronprinzen Rudolf 1889 übernahm Friedrich dessen Vorsitz und Protektorat des 1885 konstituierten Komitees, dem die Bildung und Ausgestaltung des Museums oblag. Unter seiner Patronanz wurde das Museum am 25. Mai 1891 durch Kaiser Franz Joseph eröffnet und seiner Bestimmung zugeführt. Thronfolger Franz Ferdinands unebenbürtige Gattin Sophie (Heirat 1900) war zuvor Hofdame bei Friedrichs Gattin Isabella. Deren Entdeckung, dass Franz Ferdinand nicht einer Tochter Friedrichs, sondern Gräfin Choteks wegen häufig bei Friedrich in Pressburg im Palais Grassalkovich zu Gast war, löste einen Skandal aus. 1905 übersiedelte Friedrich mit seiner Familie von Pressburg nach Wien und wohnte im Palais Erzherzog Albrecht, das er großzügig ausbaute. Er wurde Generaltruppeninspektor und 1907 Chef der k.k. Landwehr. Erster Weltkrieg[ Friedrich sollte 1914 wegen seiner Disharmonie mit Franz Ferdinand sein Kommando zurücklegen. Nach der Ermordung des Thronfolgers beim Attentat von Sarajevo bestimmte der 84-jährige Kaiser Franz Joseph am 5. Juli 1914 Friedrich für den Kriegsfall als Oberbefehlshaber. Mit der Mobilmachung trat er diese Stellung (Armeeoberkommandant) am 31. Juli 1914 schließlich an. Nominell stand er damit an der Spitze der Armee und der k.u.k. Kriegsmarine, doch die Führung der Operationen lag tatsächlich beim Chef des Generalstabes Franz Conrad von Hötzendorf. Beide hatten sich bereits 1871 als Leutnants im 11. Feldjägerbataillon kennengelernt. Der Kaiser ernannte Friedrich per 8. Dezember 1914 zum Feldmarschall.[5] Das genaue Datum seiner Ernennung zum Armeeoberkommandanten ist aus der amtlichen Wiener Zeitung, die ansonsten alle Beförderungen von Offizieren enthielt, nicht ermittelbar. Sie publizierte am 14. Juli 1914 ein Schreiben des Kaisers an Friedrich vom 12. Juli, in dem er des Landwehr-Oberkommandos enthoben und als rangshöchster Armee-Inspektor zur Disposition des Allerhöchsten Oberbefehls gestellt wurde. Sie druckte am 21. August 1914, mittlerweile hatte der Erste Weltkrieg begonnen, ein Schreiben Friedrichs vom 18. August ab, in dem der Erzherzog als Armee-Oberkommandant, dem die gesamten Land- und Seestreitkräfte der Monarchie unterstehen, namens aller Soldaten dem Kaiser zum 84. Geburtstag gratuliert. Die Ernennung muss somit zwischen 13. Juli und 17. August 1914 erfolgt sein. Die tatsächliche Leitung der Operationen oblag jedoch, wie der Kaiser mit Friedrich vereinbart hatte, dem Chef der Generalstabs, General Franz Conrad von Hötzendorf; die deutschen Verbündeten schätzten Friedrich als Galionsfigur ein, da er von seinem Generalstabschef nicht immer vollständig informiert wurde. Zu Beginn des Krieges wurde unter der Patronanz des Armeeoberkommandos (AOK) das Kriegsüberwachungsamt (KÜA) gegründet, das die Streitkräfte gegen äußere und innere Feinde schützen sollte. Das Amt hegte enormes Misstrauen speziell gegenüber den slawischen Nationalitäten. Das AOK mit Erzherzog Friedrich an der Spitze trachtete, die beiden Ministerpräsidenten Karl Stürgkh und Stephan Tisza zu überreden, dass die Zivilverwaltung in den slawischen Ländern beider Reichshälften abgeschafft werden müsse. Nach seiner Thronbesteigung übernahm Kaiser Karl I. selbst das Armeeoberkommando, was einer Entlassung Erzherzog Friedrichs gleichkam. Am 2. Dezember 1916 proklamierte der neue Souverän in einem kurzen Tagesbefehl, er übernehme „in Ausübung seiner Herrscherrechte“ den unmittelbaren Befehl über alle Land- und Seestreitkräfte der Monarchie. Die Gerüchte, wonach Erzherzog Friedrich dem Kaiser seine Entlassung übel genommen habe, stimmten nicht. Er selbst hatte das Thema der Kommandoübergabe in den letzten Wochen der Regierung Franz Joseph mit Karl abgesprochen. Am 11. Februar 1917 enthob der Kaiser Friedrich von seiner nunmehrigen Funktion als stellvertretender Armeekommandant und stellte ihn zur Disposition meines Oberbefehls. Friedrich lebte hierauf in Pressburg und Halbturn, (damals) beide in Altungarn. Am 13. November 1918, einen Tag nach der Ausrufung der Republik in Deutschösterreich, berichtet die Wiener Polizei über die Stimmung in der Hauptstadt: Insbesondere werden gegen Erzherzog Friedrich heftige Anwürfe wegen der ihm zugeschriebenen Unfähigkeit als Armeekommandant, wegen seines angeblichen Geizes und wegen der ungemein großen Kriegsgewinne laut, die ihm durch die in seinem Besitz befindlichen Latifundien und Industriebetriebe zugeflossen sein sollen. Vor allem ihm gelten der beißende Spott und die scharfe Kritik, mit denen der Satiriker Karl Kraus in seinem Drama Die letzten Tage der Menschheit die intellektuellen und moralischen Qualitäten der österreichischen Führungselite im Ersten Weltkrieg illustriert. Andererseits beschrieb Ludwig Ganghofer, der im Krieg patriotische Stimmung verbreitete, Friedrich als liebenswürdigen und wohlwollenden Fürsten von ruhiger Schlichtheit und gütigem Menschentum. Feldmarschall Conrad erinnert sich anders: […] bezeichnend, dass ich […] nicht das kleinste Andenken erhielt. […] Von Erzherzog Friedrich außer ein paar Amateurfotografien nichts, selbst kein geringfügiges Andenken. […] Während meiner langen schweren Krankheit […] habe ich von keinem Mitglied des Kaiserhauses eine Frage des Befindens, des Bedauerns, einen Wunsch zur Genesung erhalten. Auch von Erzherzog Friedrich nicht, dessen Chef des Generalstabes ich zweieinhalb Jahre lang im Weltkrieg war […]. Im Vertrag von Saint-Germain war 1919 in Art. 173–176 festgelegt worden, dass Österreich an die Siegermächte Personen auszuliefern habe, die sich gegen die Gesetze und Gebräuche des Krieges vergangen hätten. Diese Personen sollten vor Militärgerichte gestellt werden. Auf den von der Tschechoslowakei, dem Staat der Serben, Kroaten und Slowenen und Italien an Österreich gerichteten Kriegsverbrecherlisten befand sich auch Erzherzog Friedrich. Dem Auslieferungsbegehren wurde in keinem Fall entsprochen. Enteignung in Österreich, Alterssitz in Ungarn Erzherzog Friedrich hatte seinen Besitz zum beträchtlichen Teil in eine Stiftung, den Erzherzog-Friedrich-Fideikommiss, eingebracht. Dieser wurde, soweit er sich auf dem Gebiet der Republik Österreich (ohne das Burgenland) befand, mit dem Habsburgergesetz 1919 zu Gunsten des Staates enteignet. Friedrich verlor somit seinen Wiener Wohnsitz, die Albertina, mit ihrer riesigen grafischen Sammlung an den Staat. Einrichtungsgegenstände, die sich in seinem persönlichen Eigentum befanden (Tische, Sessel, Luster, Teppiche, Uhren, Kästen usw.), konnte er jedoch behalten und mitnehmen. Da er es vermied, sich dem Habsburgergesetz entsprechend als „getreuer Bürger der Republik“ zu bekennen, musste er aus Österreich ausreisen. Friedrichs Herrschaften in der nunmehrigen Tschechoslowakei – Teschen im ehemaligen Österreichisch-Schlesien und Seelowitz in Mähren – sowie im Staat der Serben, Kroaten und Slowenen – Béllye an der Mündung der Drau in die Donau – wurden von diesen Staaten enteignet. Friedrich Habsburg-Lothringen übersiedelte auf seine Herrschaft Ungarisch-Altenburg, unweit von Pressburg am südlichen Donauufer gelegen. In dieser Kleinstadt, von der aus er seine restlichen Güter verwaltete (er zählte auch im kleiner gewordenen Ungarn zu den Großgrundbesitzern), hielt Habsburg-Lothringen das Patronat der römisch-katholischen Pfarrkirche und war als erster Bürger der Stadt angesehen. Als die in den Friedensverträgen mit Österreich 1919 und Ungarn 1920 vorgesehene Angliederung Deutsch-Westungarns an Österreich eine neue Grenzziehung zwischen den beiden Staaten erforderte, soll Habsburg-Lothringen bzw. seine Gattin, was den Seewinkel östlich des Neusiedler Sees betrifft, im Interesse seines Grundbesitzes in diesem Gebiet die ungarischen Vorschläge bzw. Forderungen an Österreich beeinflusst haben. 1926 klagte er die polnische Regierung auf Rückgabe seiner Besitzungen in Polnisch-Schlesien im Ausmaß von etwa vierzigtausend Hektar. Habsburg-Lothringen wurde 1936 in Ungarisch-Altenburg (Westungarn) in der Pfarrkirche „St. Gotthard“ neben seiner 1931 verstorbenen Ehefrau bestattet. An seinem Begräbnis nahm u. a. der ungarische Reichsverweser Admiral Miklós Horthy teil. Nachkommen Maria Christina (1879–1962) 1902 Prinz Emanuel Alfred zu Salm-Salm (1871–1916) Maria Anna (1882–1940) 1903 Herzog Elias von Bourbon-Parma (1880–1959) Maria Henriette (1883–1956) 1908 Prinz Gottfried zu Hohenlohe-Schillingsfürst (1867–1932) Natalie (1884–1898) Stephanie (1886–1890) Gabriele (1887–1954) Isabella (1888–1973) 1912–1913: Prinz Georg Franz Josef von Bayern (1880–1943) Maria Alice (1893–1962) 1920 Friedrich Heinrich Freiherr Waldbott von Bassenheim (1889–1959) Albrecht II. (1897–1955) 1930–1937: Irene Dora Lelbach (1897–1985) 1938–1951: Katalin Bocskay de Felsö-Bánya (1909–2000) 1951–1955: Lydia Strauss-Dörner (1930–1998). Karl I. Franz Joseph Ludwig Hubert Georg Maria (* 17. August 1887 in Persenbeug; † 1. April 1922 in Funchal auf Madeira) war von 1916 bis 1918 der letzte Kaiser von Österreich bzw. als Karl IV. König von Ungarn und Kroatien (Königreich Ungarn) und als Karl III. König von Böhmen. 2004 wurde er durch Papst Johannes Paul II. selig gesprochen. Leben Abstammung und Familiäres Karl war der älteste Sohn von Erzherzog Otto (1865–1906) und Maria Josepha Luise von Sachsen (1867–1944). Sein Großvater Erzherzog Karl Ludwig (1833–1896) war ein Bruder von Kaiser Franz Joseph I.; damit war Karl dessen Großneffe. Ottos älterer Bruder und damit Karls Onkel war der 1914 in Sarajevo ermordete Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand. Leben bis 1916 Karl wurde zunächst von Hauslehrern erzogen, zu denen auch Godfried Marschall gehörte. Später besuchte er bis Juni 1901 das Schottengymnasium in Wien. 1903 ernannte ihn der Kaiser zum Leutnant des Ulanenregiments „Erzherzog Otto“ Nr. 1. Am 1. Oktober 1905 begann seine militärische Ausbildung beim 7. Dragoner-Regiment. Die Garnison war zuerst in Kutterschitz bei Bilin in Böhmen, 1906 in Brandeis an der Elbe stationiert. Am 1. November wurde er zum Oberleutnant befördert. In diesem Jahr unterbrach er den Militärdienst für ein zweijähriges Studium an der Universität Prag. Ab Sommer 1908 war er wieder bei seiner Garnison. Als sein Vater 1906 starb, wurde Onkel Franz Ferdinand sein Vormund, der seit 1900 in einer morganatischen Ehe („zur linken Hand“, also nicht standesgemäß) verheiratet war. Da Franz Ferdinands Kinder von der Thronfolge ausgeschlossen waren, wurde Karl nunmehr der nächste Thronanwärter. Erst 1911 erhielt Karl Einsicht in außenpolitisch wichtige Akten und ab 1913 dürfte ihn Franz Ferdinand näher über seine Reformpläne informiert haben. Er wurde aber bis zu seinem Regierungsantritt nicht in die politischen Entscheidungen der Monarchie eingebunden. Am 13. Juni 1911 verlobte sich Karl in der Villa delle Pianore bei Lucca (Italien) mit Zita von Bourbon-Parma, die er am 21. Oktober des gleichen Jahres in Schloss Schwarzau am Steinfelde (Niederösterreich) heiratete. Die beiden hatten zusammen acht Kinder: Otto (* 1912) Adelheid (1914-1971) Robert Karl Ludwig (1915-1996) Felix Friedrich (* 1916) Karl Ludwig (* 1918) Rudolf Syringus (* 1919) Charlotte (1921-1989) Elisabeth Charlotte (1922-1993) Nach der Ermordung Franz Ferdinands am 28. Juni 1914 wurde er Erzherzog-Thronfolger. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs war er auch Teil des obersten Armeekommandos, aus dem er bald von Generalstabschef Conrad von Hötzendorf hinausgedrängt wurde. Er besuchte danach im Auftrag des Kaisers die Truppen an vorderster Front. 1916 war er Kommandant des 20. Armeekorps (Edelweiß) in Italien und befehligte danach Truppen in Rumänien. Herrschaft (1916–1918) Nach dem Tod von Kaiser Franz Joseph am 21. November 1916 bestieg er den Thron, wollte sich aber erst nach dem Krieg zum Kaiser der österreichischen Reichshälfte krönen lassen. Den Plan von Franz Ferdinand, vor der Krönung zum König von Ungarn dringend erforderliche Änderungen in der ungarischen Verfassung, bis hin zu einer Autonomie für die unterdrückten nationalen Minderheiten, durchzusetzen, konnte er nicht verwirklichen. Weil ihn der ungarische Ministerpräsident István Tisza dazu überredete, ließ er sich bereits am 30. Dezember als „Karl IV.“ bzw. ungar. „IV. Károly“ zum ungarischen König krönen. Ab damals waren ihm die Hände in der ungarischen Reichshälfte weitgehend gebunden. Sein voller Titel lautete: „Karl I. Von Gottes Gnaden Kaiser von Österreich, apostolischer König von Ungarn, König von Böhmen, von Dalmatien, Kroatien, Slawonien, Galizien, Lodomerien und Illyrien; König von Jerusalem; Erzherzog von Österreich; Großherzog von Toscana und Krakau; Herzog von Lothringen, Salzburg, Steyer, Kärnten, Krain und der Bukowina; Großfürst von Siebenbürgen, Markgraf von Mähren; Herzog von Ober- und Niederschlesien, von Modena, Parma, Piacenza und Guastella, von Auschwitz und Zator, von Teschen, Friaul, Ragusa und Zara; gefürsteter Graf von Habsburg und Tirol, von Kyburg, Görz und Gradiska; Fürst von Trient und Brixen; Markgraf von Ober- und Nieder-Lausitz und in Istrien; Graf von Hohenems, Feldkirch, Bregenz, Sonnenberg; Herr von Triest, von Cattaro; Großwojwode der Wojwodschaft von Serbien ...“ Den legendär gewordenen Regierungsstil Kaiser Franz Josephs I., der alle Angelegenheiten allein von seinem Arbeitszimmer in der Wiener Hofburg aus geregelt hatte, ahmte Karl I. nicht nach. Karl führte regelmäßig den Vorsitz bei den Sitzungen des Gemeinsamen Ministerrates, der über die Außen- und Kriegspolitik entschied. Am 22. Dezember 1916 ernannte er Ottokar von Czernin zum Außenminister. Ungewöhnlich war auch, dass Karl alle wichtigen Entscheidungen mit seiner Frau Zita besprach und sich von ihr auch beraten ließ. Bei vielen Besprechungen war Zita auch als Zuhörerin anwesend. Seine sozialpolitischen Maßnahmen im Jahr 1917 wie Mieterschutz (28. Januar), Schaffung eines Ministeriums für soziale Fürsorge (1. Juni) und Ministerium für Volksgesundheit (30. August) haben die Monarchie überdauert. Viktor Mataja wurde der weltweit erste Sozialminister. Anders als alle anderen Kriegsherren nahm er durch häufige Frontbesuche größten Anteil an der Kriegführung. Bereits am 2. Dezember 1916 übernahm er den Oberbefehl über die Streitkräfte und verlegte das Armeehauptquartier von Teschen nach Baden bei Wien. Am 1. März 1917 setzte er Generalstabschef Conrad von Hötzendorf ab. Er konnte dadurch eine Entwicklung ähnlich jener im Deutschen Reich verhindern, wo die Politik hauptsächlich durch die Generäle Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff bestimmt wurde und Kaiser Wilhelm II. kaum noch Einfluss hatte. Aber auch Österreich-Ungarn war bereits vor Karls Regierungsantritt bei den militärischen Entscheidungen abhängig von der Obersten Heeresleitung des Deutschen Reiches. Durch seinen vertieften Einblick erkannte er die Aussichtslosigkeit der Lage der Mittelmächte immer deutlicher. Nach dem Friedensangebot vom 12. Dezember 1916, das an der Weigerung des Deutschen Reiches scheitertete, konkrete Friedensziele zu nennen, versuchte Karl erfolglos im Frühjahr 1917 über seinen Schwager Sixtus von Bourbon-Parma mit der Entente zu Verhandlungen über einen Separatfrieden zu gelangen (siehe: Sixtus-Affäre). Weitere Friedensgespräche gab es im Sommer 1917 in der Schweiz. Diese Vorhaben scheiterten an der französischen Hoffnung auf einen Sieg im Felde (die USA war am 6. April in den Krieg eingetreten), an den exorbitanten Forderungen Italiens, aber auch an der Unnachgiebigkeit des Deutschen Reiches, wo sich immer mehr jene Kräfte durchsetzten, die an einen militärischen Sieg glaubten. Die Friedensbemühungen, die Vorbehalte gegen den uneingeschränkten U-Boot-Krieg, das Verbot der Bombardierung ziviler Ziele und die positive Antwort auf die Friedensapelle Papst Benedikt XV., der als Verbündeter Italiens angesehen wurde, führten zu immer größeren Differenzen Karls mit dem Deutschen Reich, aber auch mit deutschnationalen Kreisen im eigenen Land. Karl verbot zwar explizit jeden Einsatz von Giftgas innerhalb des Befehlsbereichs der k.u.k.-Armee, konnte aber nicht verhindern, dass die Oberste Heeresleitung des Deutschen Reichs in der 12. Isonzoschlacht, der Schlacht von Karfreit (italienisch Caporetto, heute Kobarid in Slowenien), im Oktober 1917 Giftgas einsetze. Diesen Angriff der deutschen 14. Armee leitete Otto von Below. Karl hatte kaum Ratgeber, die seinen Kurs unterstützten und denen er voll vertrauen konnte. Außenminister Ottokar von Czernin befürwortete zwar am Anfang die Friedenspläne, später war er für eine stärkere Bindung an Deutschland. Czernin warf Frankreich in einer Rede am 2. April 1918 vor, geheime Friedensverhandlungen geführt zu haben. Da dies nicht stimmte, veröffentlichte der französische Ministerpräsident Georges Clemenceau am 14. April den Inhalt der geheimen Sixtus-Briefe. Dadurch erlitt das Ansehen des Kaisers enormen Schaden. Man diffamierte Karl als „Pantoffelhelden“ und Zita als „italienische Verräterin“. Czernin wurde am 24. April zum Rücktritt gezwungen. Karl musste einen Canossagang zu Kaiser Wilhelm nach Spa antreten und sich noch stärker an das Deutsche Reich binden. Auch Karls Versuche im Oktober 1918, wenigstens die österreichische Reichshälfte zu retten und in einen Bundesstaat mit weitgehender Autonomie für die einzelnen Völkerschaften umzuwandeln, kamen zu spät und beschleunigten sogar den Zerfall der Monarchie. Angesichts des völligen militärischen Zusammenbruchs und der inneren Auflösung der Donaumonarchie verzichtete Karl am 11. November 1918 in der österreichischen Reichshälfte „auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften“. Am folgenden Tag wurde die Gründung der Republik Deutschösterreich verkündet. Mit einer ähnlichen Erklärung verzichtete er am 13. November auf seine Herrscherrechte in Ungarn. Anders als Wilhelm II. dankte er also bewusst nicht formell ab und entband auch die Soldaten nicht ihres Treueeids. Das hatte später die von der Republik Österreich beschlossenen Habsburgergesetze mit einem Einreiseverbot für das Kaiserhaus und diejenigen direkten Nachkommen Karls I., die nicht auf ihre Ansprüche gegenüber der Republik verzichtet hatten, zur Folge. Im Exil (1918–1921) Karl musste sich mit seiner Familie auf Schloss Eckartsau im Marchfeld begeben. Der englische König Georg V. wollte ihm das Schicksal des russischen Zaren Nikolaus II. ersparen und ließ ihn dort vom englischen Oberstleutnant Edward Lisle Strutt beschützen. Obwohl die Konfiskation des habsburgischen Vermögens drohte, ließ sich Karl nicht zu einer Abdankung überreden, weil für ihn die Krone nicht durch Geld käuflich war. Am 23. März 1919 musste er aus Deutschösterreich in die Schweiz ausreisen. Noch vor dem Grenzübertritt gab er eine Erklärung ab, in der er gegen seine Absetzung als Herrscher und gegen seine Enteignung protestierte. Am 3. April beschloss die Nationalversammlung von Deutsch-Österreich die Ausweisung und auch die Beschlagnahme des habsburgischen Vermögens mit Ausnahme des nachweisbaren Privatvermögens. Im Schweizer Exil wohnte er zunächst auf Schloss Wartegg bei Rorschach am Bodensee und ab 20. Mai 1919 in Prangins am Genfersee. Er lehnte das Angebot hochgestellter Exponenten der Freimaurer ab, die ihm versprachen, sich für seine Rückkehr auf den Thron einzusetzen, wenn er die Freimaurerei in Österreich gestatte. Karl hielt eifrig Kontakt zu legitimistischen Kreisen, vor allem in Ungarn, wo schon 1919 nach einem kurzen republikanischen Intermezzo die Monarchie wiederhergestellt und am 1. März 1920 der vermeintlich habsburgtreue Miklós Horthy zum Reichsverweser gewählt worden war. Zwar hatte Karl diesem versprochen, ihn über seine Pläne zu informieren und erst nach einer Beruhigung der politischen Lage zurückzukehren; dennoch vertraute er eher dem Urteil seiner Berater, insbesondere dem Obersten Anton Lehár (dem Bruder des Komponisten Franz Lehár), die Zeit für eine Restauration der Habsburger sei reif. Auch der französische Premierminister Aristide Briand deutete eine Unterstützung an, die er dann nach dem Scheitern der Restauration dementierte. So kehrte Karl, ohne dies Horthy wissen zu lassen, inkognito zu Ostern 1921 nach Budapest zurück und verlangte vom Reichsverweser ultimativ den Rücktritt. Dabei pochte er nur auf Horthys Treueeid, ohne dessen Einwände hinsichtlich innenpolitischer Schwierigkeiten und vor allem einer drohenden Intervention der Entente bzw. einer Kriegserklärung der Nachfolgestaaten Tschechoslowakei, Rumänien und Jugoslawien ernst zu nehmen. Erst nach einem Aufenthalt von einer Woche in Szombathely (Steinamanger) in Westungarn konnte er von der Aussichtslosigkeit seiner Bemühungen überzeugt werden und reiste zurück in die Schweiz, wo er sich mit seiner Familie im Schloss Hertenstein bei Luzern einquartierte. Schon am 20. Oktober 1921 startete Karl, wiederum ohne den ihm mittlerweile ohnehin suspekt gewordenen Horthy zu informieren, einen zweiten Versuch und flog mit seiner Frau Zita mit einer Junkers F 13 nach Sopron (dt. Ödenburg). Dort hatten Legitimisten unterdessen damit begonnen, die Freischärler, die sich gegen die Abtretung des Burgenlandes an Österreich wandten (siehe dazu Volksabstimmung 1921 im Burgenland), und andere kleine Truppenkontingente zu einem Heer zusammenfassen. Da das Telegramm mit der Meldung von Karls Ankunft allerdings einen Tag zu spät eintraf, verzögerte sich der Abmarsch entscheidend. In der Folge entwickelte sich der Marsch nach Budapest zu einem Triumphzug, der Rückkehr Napoleons aus Elba nach Paris 1814 nicht unähnlich. Das langsame Tempo des Vorrückens gab jedoch dem zunächst schwankenden Horthy Zeit, auf die Drohungen der Ententemächte hin seinerseits Truppen zusammenzuziehen. In Budaörs (dt. Wudersch), einem Vorort von Budapest, kam es am 23. Oktober 1921 zu einem kleinen Scharmützel, bei dem 19 Soldaten ums Leben kamen. Da damit klar geworden war, dass der Restaurationsversuch in einen Bürgerkrieg enden würde, kapitulierte Karl, allerdings gegen die Meinung seiner militärischen Ratgeber. Nach einer kurzen Internierung in der Abtei Tihany am Plattensee wurde Karl am 1. November mit seiner Frau Zita an Bord des britischen Donauschiffes Glowworm bis zum Schwarzen Meer und dann auf dem englischen Kreuzer Cardiff über Gibraltar auf die portugiesischen Insel Madeira gebracht, wo er am 19. November eintraf. Die Kinder kamen erst am 2. Februar 1922 bei ihren Eltern an. Im ungarischen Parlament wurde am 6. November ein Gesetz angenommen, das die Habsburger endgültig für abgesetzt erklärte. Als erster Habsburger gehörte Kaiser Karl I. einer Studentenverbindung an. Am 22. Dezember 1921 wurde er Ehrenmitglied der „Deutsch-christlich-akademischen Verbindung Wasgonia“ Wien mit Sitz und Stimme auf allen Conventen und Kommersen. Karl wohnte mit seiner Familie zunächst im Hotel Victoria in Funchal. Nach dem Diebstahl der als letzte Mittel verbliebenen persönlichen Juwelen übersiedelte er in eine Quinta (Herrenhaus) in Monte, die ihm von einer Bankiersfamilie kostenlos zur Verfügung gestellt wurde. Am 9. März zog er sich eine Erkältung zu. Um Geld zu sparen, wurde erst am 21. März ein Arzt gerufen, der eine schwere Lungenentzündung feststellte. Am 1. April 1922 starb Karl knapp fünfunddreißigjährig. An seiner Beisetzung am 5. April nahmen etwa 30.000 Personen teil. Sein Grab befindet sich in der Kirche Nossa Senhora do Monte in Funchal, und sein Herz wird im Kloster Muri in der Schweiz aufbewahrt. Seit der Beisetzung von Zita 1989 in der Wiener Kapuzinergruft wartet dort ein Grab auf den letzten Habsburger-Kaiser. Seine Familie, vor allem sein Sohn Otto von Habsburg, stimmte einer Überführung nach Wien aber nicht zu, da er dieses Vorhaben als Affront gegenüber der Bevölkerung von Madeira ansieht, die seinem Vater in den letzten Lebensmonaten sehr geholfen hatte. Seit der Seligsprechung Karls I. hat seine Begräbnisstätte in Funchal für die dortige Bevölkerung an Bedeutung gewonnen. Würdigung Nach ungenügender Vorbereitung, zu spät und mitten im Ersten Weltkrieg zur Herrschaft gelangt, konnte er die Fehler seines Vorgängers Franz Joseph I. nicht mehr kompensieren und den Zusammenbruch seines Vielvölkerreiches nicht verhindern. Sein Zögern und seine Selbstzweifel wurden von seiner Frau Zita ausgeglichen, die entscheidungsstärker und phantasiereicher war und ihn in schwierigen Entscheidungen zum Durchhalten ermunterte. Obwohl politisch unerfahren, schätzte er die politischen Situationen und die Folgen während seiner Regierungszeit meist richtig ein. Diese Fähigkeit konnte man ihm im Exil nicht mehr nachsagen, weil er in der Idee des Gottesgnadentums des Monarchen befangen war und den Menschen zu schnell vertraute. Entscheidungen, die er als richtig erkannt hatte, setzte er auch durch, wenn sie ihm Feindschaften und Verleumdungen einbrachten, wie etwa das Verbot des Duells, die Amnestie für Verurteilungen durch Militärgerichte oder die Absetzung des Freimaurers Dr. Sieghart als Bankdirektor. Da der Kommunismus die Religion bekämpfte, lehnte er es als Katholik auch ab, dass Kommunisten beim Kriegsgegner Italien eingeschleust würden, um ähnlich wie in Russland, wo das Deutsche Reich Lenin unterstützt hatte, eine Revolution herbeizuführen. Georges Clemenceau meinte daher nicht zu Unrecht: „Der Kaiser Karl ist wie ein Papst in Mitteleuropa.“ Eine objektive Beurteilung Karls I. wird auch dadurch erschwert, dass in der neu gegründeten Republik Deutschösterreich die Sozialdemokraten entschiedene Gegner der Habsburger waren. Später versuchten die N., Karl als Verräter und Mitverursacher der Niederlage beim Ersten Weltkrieg hinzustellen. Er bemühte sich ehrlich um einen Frieden und versuchte die Folgen des Krieges zu mildern, soweit dies möglich war. Der französische Schriftsteller Anatole France meinte über ihn: „Kaiser Karl war der einzig anständige Mensch, der in diesem Krieg auf einem führenden Posten aufgetaucht ist. Er wünschte ehrlich den Frieden, und deshalb wurde er von der ganzen Welt verachtet. So wurde eine einmalige Gelegenheit verscherzt.“ Seligsprechung Die ersten Bestrebungen zur Seligsprechung wurden bereits von Kardinal Innitzer initiiert. 1954 wurde der Seligsprechungsprozess für Karl begonnen, durch die „Kaiser-Karl-Gebetsliga für den Weltfrieden“ unter dem Vorsitz von Bischof Kurt Krenn wesentlich gefördert und am 20. Dezember 2003 zum Abschluss gebracht. Die Heiligsprechungskongregation veröffentlichte in Anwesenheit von Papst Johannes Paul II. ein Dekret, das eine auf Anrufung des Verstorbenen geschehene wunderbare Heilung – die notwendige Voraussetzung für die Seligsprechung – anerkennt: Maria Zita Gradowska, eine in Brasilien wirkende Nonne aus Polen, litt jahrzehntelang an einem sehr schmerzhaften Venenleiden, das als unheilbar galt. Sie hatte offene Geschwüre und war bettlägrig. 1960 rief sie Kaiser Karl um Fürsprache an. Am nächsten Tag war sie schmerzfrei und ihre Geschwüre verheilten. Die Heilung ging als das "Krampfadernwunder" in die Geschichte ein. Die Seligsprechung des früheren Monarchen fand am 3. Oktober 2004 statt. Sein Gedenktag ist der 21. Oktober, der Tag seiner Hochzeit. Die Umstände der Seligsprechung, die umstrittene Persönlichkeit des Fürsprechers Kurt Krenn, der wenig später von seinem Amt als Diözesanbischof zurücktreten musste, und die Anwesenheit hoher politischer Würdenträger der Republik Österreich bei der Zeremonie – die offizielle Delegation wurde von Nationalratspräsident Andreas Khol angeführt – sorgten in Österreich für einige Diskussionen. Franz (zuletzt Graf) Conrad von Hötzendorf (* 11. November 1852 in Penzing bei Wien; † 25. August 1925 in Mergentheim, Württemberg), war bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs, 1914, Chef des Generalstabes für die gesamte bewaffnete Macht Österreich-Ungarns, seit 1916 Feldmarschall. Conrad, der zuvor mehrmals vergeblich Präventivkriege der Monarchie gegen Italien und Serbien vorgeschlagen hatte, spielte eine wichtige Rolle in der Julikrise, die zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges führte. Name Der Feldmarschall, mit vollem Namen Franz Xaver Josef (seit 1910 Freiherr, 1918/19 bis zur Adelsaufhebung Graf) Conrad von Hötzendorf, wurde schon zu Lebzeiten als „Conrad von Hötzendorf“ oder meist nur als „Conrad“ erwähnt, was den Eindruck erweckte, dies sei sein Vorname. Daher erschien 1914 folgende Pressenotiz: Wir werden von geschätzter Seite ersucht, darauf aufmerksam zu machen, daß der Familienname des Chefs unseres Generalstabes „Conrad“ ist, daß sich G. d. I. Freiherr v. Conrad immer nur „Conrad“ unterfertigt und sich nie mit seinem Adelsprädikat nennt. Im Wiener Adressbuch 1921 / 1922 war er als Franz Conrad verzeichnet. Leben Herkunft und Ausbildung Conrad stammte aus einer österreichischen Offiziers- und Beamtenfamilie. Sein Urgroßvater wurde 1815 in den erblichen Adelsstand erhoben. Der Name von Hötzendorf geht auf großmütterliche Vorfahren aus Bayern zurück. Sein Vater Franz Xaver Conrad von Hötzendorf (1793–1878) nahm schon an der Völkerschlacht bei Leipzig teil und bekämpfte die Wiener Revolutionäre in der Revolution von 1848. Dabei wurde er schwer verletzt, was eine Verbitterung gegen 1848er-Revolutionäre und ihre Ideen nach sich zog, die auch seinen Sohn Franz später beeinflusste. Dieser wurde erst 1852 von einer um 32 Jahre jüngeren Frau, einer Tochter des Malers Josef Kügler, geboren, als sein Vater schon im Rang eines Obersten der Husaren pensioniert worden war. Franz entwickelte als Schüler reges Interesse für Naturwissenschaften. Naturgesetze waren ihm wichtiger als religiöse Überzeugungen. Später entwickelte sich Conrad zu einem vehementen Verfechter des Sozialdarwinismus. Conrad besuchte ab Herbst 1863 die Hainburger Kadettenschule, ab Herbst 1867 die Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt, wo er Ende August 1871 als Leutnant zum Feldjäger-Bataillon 11 ausgemustert wurde. Im Herbst 1874 bestand Conrad die Aufnahmsprüfung für die Kriegsschule und beendete seine Generalstabsausbildung im Herbst 1876. Am 1. Mai 1877 wurde er Oberleutnant und diente als Stabsoffizier bei der 6. Kavalleriebrigade in Kaschau. Am 16. August 1878 wurde er dem Generalstab der 4. Infanterie-Truppendivision zugeteilt und nahm im Verband des 3. Korps am Okkupationsfeldzug in Bosnien und Herzegowina und im September 1879 beim Einmarsch in Sandschak Novi Pazar teil.[5] Am 1. Mai 1879 wurde er zum Hauptmann im Generalstabskorps befördert. 1882 war Conrad an der Bekämpfung einer Insurrektion in Süddalmatien beteiligt. Am 10. April 1886 heiratete er in Lemberg seine Verlobte Vilma (1860–1905), Tochter des Geniedirektors August von Le Beau, wobei er nur mit Mühe die für Offiziere vorgeschriebene Heiratskaution aufbringen konnte. Vilma schenkte ihm vier Söhne, 1887 Konrad, 1888 Erwin, 1891 Herbert Conrad und 1896 Egon - alle ergriffen später den Offiziersberuf. Am 29. Oktober 1883 wurde er Stabschef der 11. Infanterie-Truppendivision in Lemberg und begründete seinen Ruf als großer Innovator, indem er beispielsweise Manöver im Gelände statt Übungen nur am Paradeplatz durchsetzte. 1887 kehrte er mit Familie nach Wien zurück, vorerst ins Büro für operative und besondere Generalstabsarbeiten. Am 1. November 1887 wurde er zum Major ernannt und übernahm bis zum September des folgenden Jahres ein Büro für operative Generalstabsarbeiten in Wien. Vom 10. September 1888 bis zum Herbst 1892 war Conrad als Major Taktiklehrer an der k.u.k. Kriegsschule in Wien und wurde dabei am 1. Mai 1890 zum Oberstleutnant befördert. Conrad war ein beliebter Lehrer und viele seiner damaligen Schüler waren ein Vierteljahrhundert später im Weltkrieg hohe, ihm oft ergebene Offiziere. Im Oktober 1892 ließ er sich als Bataillonskommandant des 93. Infanterieregiments nach Olmütz versetzen und wurde am 1. Mai 1893 zum Oberst befördert. Vom 16. Oktober 1895 bis zum 8. April 1899 war Conrad Kommandant des Infanterieregiments „Kaiser“ Nr. 1 in Krakau. Am 9. April 1899 wurde Conrad zum Kommandanten der 55. Infanteriebrigade in Triest ernannt und am 1. Mai des gleichen Jahres zum Generalmajor befördert. Dort schlug er einen Aufstand italienischer Hafenarbeiter mit Waffengewalt nieder und gewann dabei die Überzeugung, dass die italienischen Ansprüche auf das Trentino und Triest eine Austragung der Gegensätze unausweichlich machten. Am 8. September 1903 übernahm Conrad die Führung der 8. Infanterie-Truppendivision in Innsbruck und wurde am 1. November zum Feldmarschalleutnant befördert. Chef des Generalstabes In der Armee als operativer Denker und auch wegen seiner modernen, kriegsnahen Ausbildungsmethoden bekannt, wurde er am 18. November 1906 auf Vorschlag von Erzherzog Franz Ferdinand zum Chef des Generalstabs der „Bewaffneten Macht“ ernannt, er wurde dadurch Nachfolger des aus Altersgründen verabschiedeten Feldzeugmeister Friedrich Freiherr von Beck-Rzikowsky. Der an die Macht drängende Thronfolger wollte eigene Vertrauensleute an Schlüsselpositionen platzieren. Er war damit der operativ Verantwortliche für den allfälligen Kriegseinsatz der k.u.k. Armee, der k.k. Landwehr und des k.u. Honved und ausschließlich dem Kaiser und König als Oberbefehlshaber (und dem von ihm aus Altersgründen bestellten Vertreter, bis 1914 Franz Ferdinand, danach der Armeeoberkommandant) unterstellt. 1910 wurde Conrad in den Freiherrenstand erhoben, doch führte seine Auseinandersetzung mit Außenminister Graf Aehrenthal, der die von Conrad propagierten Präventivkriege ablehnte, am 3. Dezember 1911 zu seiner Entlassung durch den Kaiser. Noch bei einer Audienz am 15. November 1911 hatte der Kaiser Conrad Vorhaltungen gemacht: „Diese fortwährenden Angriffe, besonders die Vorwürfe wegen Italien und des Balkan, die sich immer wiederholen, die richten sich gegen mich, die Politik mache ich, das ist meine Politik! Meine Politik ist eine Politik des Friedens. Dieser Meiner Politik müssen sich alle anbequemen.“ Ein Skandal wegen seiner Affäre mit der verheirateten Gina Reininghaus, seiner späteren zweiten Ehefrau, spielte dabei ebenfalls eine Rolle. Am 12. Dezember 1912 (inzwischen war Aehrenthal verstorben) erreichte der Thronfolger während der Balkankriege seine erneute Betrauung. Im Mai 1913 versuchte Conrad vergeblich, die Affäre um den Geheimnisverrat von Oberst d. G. Alfred Redl zu verheimlichen. Obwohl sich der Thronfolger für seine Wiederbestellung eingesetzt hatte, verschlechterte sich ihr Verhältnis zusehends und führte im Sommer 1913 fast zur neuerlichen Absetzung Conrads. Vorkriegspolitik Conrads Lebensauffassung wurde der „Aktivismus“, worunter er angriffsfreudige Entschlusskraft, zielbewussten Tatendrang und unbeugsamen Willen verstand. Schon im April 1907 schlug Conrad vor, Italien in einem Präventivkrieg „niederzuwerfen“, ein Vorschlag, den er immer wieder vorbringen sollte. Lange vor dem Krieg sprach Conrad von der Umgestaltung der Monarchie zu einem modernen Imperium und wollte sich an der Aufteilung des europäischen Teils des Osmanischen Reiches noch aktiver, durch dessen Zerschlagung und Einverleibung, beteiligen, um die Monarchie gegen russische und italienische Konkurrenz sowie slawischen Nationalismus zu stärken. Conrad, der am 15. November 1908 zum General der Infanterie ernannt wurde, wünschte wie Franz Ferdinand, eine Beseitigung der ungarischen Machtstellung in der Doppelmonarchie. Der Thronfolger distanzierte sich von Conrad zunehmend wegen dessen aggressiven Annexionismus. Conrad sah als einziges Heilmittel für die schwierige innenpolitische Lage weniger eine zwischen den Nationalitäten der Monarchie ausgleichende, sondern eine auf den Balkan ausgreifende Politik an. Er wollte durch Eingliederung Serbiens in ein südslawisches habsburgisches Königreich den Dualismus durch einen Trialismus ersetzten. Das drückte er schon Ende 1907, noch etwas verklausuliert, in einer Denkschrift aus: „In der Schaffung dieses südslawischen Komplexes im Rahmen der Monarchie wäre ein sehr vorteilhafter Kräfte-Ausgleich der Nationalitäten gelegen, welcher es ermöglichen würde, im Inneren Ordnung zu schaffen, das Gleichgewicht herzustellen. Im Frühjahr 1909 wurden Conrads abenteuerliche Pläne zur Einverleibung Serbiens mit vorheriger Niederwerfung des Dreibund-Partners Italien vor allem vom k.u.k. Außen- und vom k.u.k. Kriegsminister abermals abgelehnt. Im Oktober 1912, kurz nach Ausbruch des Ersten Balkankrieges und noch in der Zeit als er nur Armeeinspektor war, entwickelte Conrad den Plan, der neue Balkanbund sollte unter österreichischer Führung das Osmanische Reich in Europa liquidieren und sich danach der Monarchie unterordnen, wie Bayern dem Deutschen Reich. In den Jahren 1913 und 1914 forderte Conrad nicht weniger als fünfundzwanzigmal vergeblich den Krieg gegen Serbien, bevor dieser dann tatsächlich zu Stande kam. Als Generalstabschef entwickelte Conrad detaillierte Operationspläne gegen die potentiellen Gegner Russland, Serbien und Italien, die sich zu Kriegsbeginn 1914 allesamt als Makulatur herausstellten. Er gehörte mit den wichtigsten Exponenten der Gesamtmonarchie, dem k.u.k. Außenminister Leopold Berchtold, dem österreichischen Ministerpräsidenten Karl Stürgkh, dem gemeinsamen Finanzminister Leon Biliński und dem k.u.k. Kriegsminister Alexander von Krobatin zur so genannten Kriegspartei, den Befürwortern einer kriegerischen Auseinandersetzung mit Serbien. Der Historiker Wolfram Dornik hat ihn deshalb auch als Falken des Kaisers bezeichnet. Erster Weltkrieg: Vom Sommer 1914 bis zum Tod Kaiser Franz Josephs Conrad war im Sommer 1914 einer der Hauptunterstützer eines sofortigen Krieges gegen das Königreich Serbien als Reaktion auf die Ermordung des Thronfolgers in Sarajewo. Er wollte auf die Nachricht vom Attentat sofort mit dem Angriff beginnen, aber Berchtold und Kaiser Franz Joseph hielten eine Untersuchung und diplomatische Vorbereitung für notwendig. Zu einem „Überraschungsschlag“ gegen Serbien, wie ihn Deutschland nach dem „Blankoscheck“ vom 5./6. Juli erwartete, fehlten der Monarchie die politischen und militärischen Voraussetzungen. Conrad wollte damit nur den Kriegszustand erreichen, der von den Politikern gegen seinen Willen oft verhindert worden war, und jegliche Friedensmöglichkeit ausschließen. Nach dem Ultimatum an Serbien drängte Conrad Kaiser und Außenminister: Die Rückkehr zum Friedenszustand sei bei der Stimmung in der Armee nicht möglich. Nach der Entscheidung des Kaisers und Königs für die Kriegserklärung brachte er den Schwerpunkt der österreichisch-ungarischen Armee gegen Serbien in Stellung, musste jedoch nach dem Eintritt Russlands in den Krieg große Teile der Truppen nach Galizien verlegen, wo der russische Angriff erwartet wurde. Die daraus resultierende Verspätung und die Unterschätzung insbesondere des russischen Gegners führte beinahe zum frühzeitigen Ausscheiden Österreich-Ungarns aus dem Krieg. Conrad gelang es allerdings, mit massiver deutscher Unterstützung die von Russland besetzten Teile Galiziens und der Bukovina zurückzuerobern, Serbien und Montenegro sowie Rumänien zu erobern und eine stabile Front gegen Italien zu organisieren. Nach der Rückeroberung Lembergs wurde Conrad am 23. Juni 1915 zum Generaloberst befördert. Die Zusammenarbeit mit der deutschen Obersten Heeresleitung (OHL) war schon bald getrübt. Für Conrad sah der Leiter der zweiten OHL Erich von Falkenhayn im Verbündeten nur den schwächeren Bruder, dem er die Anerkennung versagte, um alle Erfolge auf seine Rechnung zu buchen, und der danach strebte, für die erhoffte Zukunft Deutschlands Hegemonie über Österreich anzubahnen. Conrad rechnete sich selbst auf die Seite von Tirpitz, auf die andere Seite Falkenhayn und Bethmann Hollweg. Conrad redete immer der Offensive das Wort, Falkenhayn huldigte der Ermattungsstrategie. Die persönliche Kommunikation zwischen den beiden Befehlshabern riss im Frühjahr 1916 schließlich völlig ab. Conrad war ein entschiedener Verfechter weitreichender Kriegsziele der Monarchie. Seit November 1915 bestürmte Conrad Außenminister Burián mündlich, aber auch in endlosen Denkschriften, die auf dem Balkan eroberten Gebiete zu annektieren. Schon vor Abschluss des entscheidenden Feldzuges gegen Serbien und Montenegro Anfang November 1915 meinte er, „dass nur die völlige Einverleibung Serbiens und Montenegros in die Monarchie (mindestens als untrennbarer Bundesstaat) der Gefahr vorzubeugen vermag, welche mit einem selbständigen Serbien und Montenegro, seien diese auch noch so klein, verbunden wäre. Sie blieben (unabhängig) nach wie vor die Agitationsherde für unsere Gegner, vornehmlich Rußland und Italien, und würden bei jedem Krieg der Monarchie deren militärische Lage empfindlichst erschweren.“ Doch insbesondere Ungarn wehrte sich gegen eine annexionistische Politik, da ein Ungleichgewicht innerhalb der Monarchie, und verschlechterte Friedensbedingungen nach dem Krieg befürchtet wurden. Als Conrad im Februar 1916 beim Kaiser auch die Annexion Montenegros und Nordalbaniens durchsetzen wollte, antwortete dieser: Was, das auch noch? Das ist zuviel! Conrad entgegnete: Ja, aber es ist notwendig. (Ein) Selbständiges Albanien ist unmöglich. Der ungarische Ministerpräsident István Tisza erschien Conrad als großer Gegenspieler, als Schreckensbild, obwohl die beiden eine gute Gesprächsbasis aufrechterhielten; den k.u.k. Außenminister Burián sah er in dessen Schlepptau als das Horn Tiszas. Der politisch überwältigenden Durchschlagskraft Ungarns und Tiszas stünde herüben (gemeint ist Österreich) ein Trottel, nämlich Stürgkh, gegenüber. Daher versuchte Conrad, Anfang 1916 den Sturz von Ministerpräsident Stürgkh herbeizuführen, und trat für den damaligen k.k. Innenminister Konrad zu Hohenlohe-Schillingsfürst als Nachfolger und Gegengewicht zu Tiszas Ungarn ein.[33] Conrad hatte mit diesen Intrigen allerdings keinen Erfolg. Mangels großer militärischer Erfolge hatten Conrad und die Leute vom k.u.k. Armeeoberkommando nicht das politische Gewicht, das es ihnen, wie im Fall der dritten OHL in Deutschland, ermöglicht hätte, die zivilen Instanzen zu dominieren. Erster Weltkrieg: Enthebung durch den neuen Kaiser Armeeoberkommandant war an Stelle des zu dieser Zeit 86-jährigen Kaisers bis 2. Dezember 1916 Erzherzog Friedrich. Dieser ließ Conrad, dem ihm unterstellten Chef des Generalstabes, weitestgehend freie Hand. Nach dem Tod Franz Joseph I. übernahm am 2. Dezember 1916 der junge Kaiser Karl I. persönlich den Oberbefehl. Erzherzog Friedrich fungierte bis zu seiner Enthebung am 11. Februar 1917 als sein Stellvertreter. Conrad war am 23. November 1916 noch zum k.u.k. Feldmarschall ernannt worden, doch sein Einfluss nahm stark ab. Er wurde von Karl I. gegen seinen Willen am 1. März 1917 als Chef des Generalstabes durch Arthur Arz von Straußenburg ersetzt, übernahm aber auf Druck des Kaisers später das Kommando an der Südwestfront gegen Italien in Tirol, um die Italiener glauben zu machen, an dieser Front werde der nächste Hauptangriff der k.u.k. Streitkräfte erfolgen. Nach der gescheiterten Junioffensive (von Asiago bis zur unteren Piave) und der gescheiterten Offensive am Monte Grappa wurde Conrad am 14. Juli 1918 von Karl I. auch seiner Position als Befehlshaber der Heeresgruppe in Tirol enthoben. Um diese Entscheidung nicht zu harsch wirken zu lassen, erhob ihn der Kaiser gleichzeitig in den Grafenstand und ernannte ihn ehrenhalber zum Obersten aller kaiserlichen Garden in Wien. Das Auseinanderbrechen der Monarchie wenige Monate später hielt Conrad für die Folge des mangelnden Gehörs, das seine Warnungen und Vorhersagen gefunden hätten. Krankheit und Tod Die Jahre nach dem Krieg verbrachte Conrad in Wien und Innsbruck. Er arbeitete an Veröffentlichungen über sein Leben und versuchte sein Wirken zu rechtfertigen. Nach einem schweren Gallenleiden auf Kur in Bad Mergentheim, beklagte er in seinen Memoiren, die Familie Habsburg, insbesondere Erzherzog Friedrich, dem er über zwei Jahre lang erfolgreich gedient habe, habe sich nicht einmal zu Genesungswünschen an ihn aufraffen können. Conrad starb am 25. August 1925 in Bad Mergentheim an einem Rückfall. Er wurde auf dem Hietzinger Friedhof in Wien begraben. Den pompösen Begräbnisfeierlichkeiten am 2. September wohnten mehr als 100.000 Trauergäste bei. Das Ehrengrab wurde 2012 im Zuge der Diskussion um das Ehrengrab von Engelbert Dollfuß von der Gemeinde Wien wie dieses in ein „Historisches Grab“ umgewandelt. Einschätzung in der Forschung In der Republik Österreich gehörte die Pflege des Prestiges der k.u.k. Armee zur Selbstdarstellung des ehemaligen Offizierskorps und bis in die 1960er-Jahre zum patriotischen Bekenntnis zu Österreich: „Identifikationsfigur und Heros dieser Geschichtsbetrachtung war Feldmarschall Franz Conrad von Hötzendorf. Um seinen Ruhm und den Ruf der Armeeführung zu schützen, waren seine früheren Mitarbeiter bereit, jede Kritik an Conrads Feldherrngenie rigoros zurückzuweisen.“ Während ihn seine zeitgenössischen Bewunderer als größten österreichischen Feldherrn seit Prinz Eugen von Savoyen bezeichneten, wurde durch die Ereignisse schon bald die Problematik seiner Politik und seiner militärischen Planungen klar. Conrad ignorierte konsequent kritische Faktoren wie Terrain, Wetter, Jahreszeiten oder Wege für Versorgung und Truppenbewegungen. Die Kritik an seiner Führung im Weltkrieg bemängelt in taktischer Hinsicht, dass er die Bedeutung der modernen Schnellfeuerwaffen und der schweren Artillerie zu wenig berücksichtigt habe, wodurch bei seinem stets bevorzugten Angriffsverhalten katastrophale Verluste schon zu Kriegsbeginn eingetreten seien. Auch schwere strategische Versäumnisse seien ihm anzulasten, etwa die politisch motivierte Truppenkonzentration an der serbischen Grenze, während die russischen Armeen schon Richtung Galizien marschierten. „Der schon in den Denkschriften ausgebreitete Bellizismus mit sozialdarwinistischer Fundierung entsprach auch oder gerade nach der Niederlage Conrads Weltsicht, und so präsentierte er sich in seinem Erinnerungswerk als der verhinderte Retter des Habsburgerreiches. Da er die Schuld am Weltkrieg der Entente und die Verantwortung für Österreich-Ungarns prekäre Lage im Frühsommer 1914 der politischen Führung der Monarchie zuwies, konnte die hagiographische Militärgeschichtsschreibung Conrads Selbstdarstellung übernehmen.“ Fritz Fellner beurteilt Conrads Verhalten in der Julikrise äußerst kritisch: „Wenn der erwünschte Krieg tatsächlich ohne ausländische Einmischung geführt werden sollte, so mußte er ohne Aufschub begonnen werden, doch Conrad von Hötzendorf, der seit Jahren den Präventivkrieg gegen Serbien gepredigt, ihn vom Zaun zu brechen sich bemüht hatte, begann, kaum daß der Entschluß gefaßt war, schon um Zeitaufschub zu betteln. Dilettantischer ist noch nie ein Krieg vom Zaun gebrochen worden, als der Krieg gegen Serbien im Juli 1914 ... Man wußte schon seit dem 7. Juli, daß man Krieg führen wollte, ... der Generalstabschef jedoch erklärt sich außerstande, den seit drei Wochen geplanten Krieg vor einer weiteren Frist von 14 Tagen tatsächlich beginnen zu können.“ Der Historiker Samuel R. Williamson beurteilt Conrad sogar als den wahrscheinlich intrigantesten aller militärischen Führer in Europa vor 1914. Conrad übernahm niemals seinen Teil an der Verantwortung für den Ausbruch des Krieges und die Niederlage seines Landes. Er verteidigte sich damit, immer „nur der militärische Fachmann“ gewesen zu sein, der keine politische Entscheidung getroffen habe. Nach der Annexion von Serbien, Montenegro und Polen wollte Conrad in national geschlossenen Territorien den Völkern die Verwirklichung ihrer nationalen Bestrebungen im Rahmen der Monarchie gestatten. Die hochfliegenden Pläne des Strategen Conrad standen jedoch nicht im Einklang mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln. Die tatsächliche militärische Kraft der Monarchie hätte für seine Balkanpläne nie ausgereicht. Conrads Imperialismus bewegte sich immer noch auf dem Felde, das Metternich 100 Jahre zuvor abgesteckt hatte, denn auch für Conrad war nur die „Räson“ des überkommenen Staates maßgebend, nicht aber der Wille seiner Nationen. Es ging Conrad, wie Metternich, nicht um gesellschaftliche, wirtschaftliche oder koloniale Probleme, sondern um die Stärkung des Staates durch Expansion. Conrad sah die Rettung der wirtschaftlich wenig entwickelten und national stark gemischten Habsburgermonarchie in der Konstruktion eines Interessenstaates. Dieser sollte seine politische Kraft und historische Rechtfertigung durch die Vertretung der wirtschaftlichen Belange der kleinen Balkanvölker erlangen, um ihnen dadurch ihre Existenz überhaupt erst zu sichern. Conrads Interessenstaat sollte aus den drei Königreichen Österreich-Böhmen, Ungarn und Südslawien bestehen, deren „gegeneinander Ausspielen“ den Zentralismus stärken sollte. Sein Imperialismus entwuchs also nicht der Lebenskraft seines Staates, sondern seiner Schwäche, sein „Imperialismus der Defensive“ nimmt sich wie eine Flucht nach vorn aus. Dass Einverleibungen gegen den Willen der betroffenen Bevölkerung einen Staat schwächen, statt ihn zu stärken, ganz besonders in Zeiten der Selbstbestimmung der Völker, begriff er wie so viele andere nicht. Sein Denken war austrozentrisch geprägt, sodass er den Widersinn seiner Expansionsbestrebungen gegenüber den extrem nationalistischen und um Selbständigkeit kämpfenden Balkanvölkern gar nicht erfasste. „Wenn Conrad die Notwendigkeit der Expansion unter anderem auch wirtschaftlich begründet hat, so zielte dieses Argument bei ihm höchstens auf eine vorbeugende Sicherung eines großen Absatzgebietes hin, doch kennzeichnet es nicht den eigentlichen Zweck der Expansion ... Die innenpolitische Voraussetzung für seine Expansionsforderungen war nicht die Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft, sondern der drohende Zerfall des Staates in seine nationalen Bestandteile. ... Mit der Vorstellung, dass der österreichische Staat nur mehr durch Eroberung Serbiens erneuert werden könne, wurzelt also der Wille zur imperialistischen Expansion zutiefst in einem konservativen Moment. ... Die Sorge um die inneren Verhältnisse war wohl der tiefere Grund für Conrads aggressive Expansionspläne. Er selbst verwahrte sich gegen den Vorwurf, Imperialist zu sein, denn er verstand unter Imperialismus nur Expansion um ihrer selbst willen.“ Conrad war in seinem Handeln vom Sozialdarwinismus geprägt. Der Kampf ums Überleben ist alles, Individuen zählen nicht, Nationen kämpfen um ihre Existenz und existieren, um zu kämpfen. Seine darwinistische Grundeinstellung führte zu einem imperialistischen politischen Programm, das mit dem Glauben an die naturgesetzliche Unterwerfung der Schwachen und Kleinen eine ausgeprägt kriegerische Note enthielt. Rezeption Im Wiener Heeresgeschichtlichen Museum befindet sich im Saal V („Franz-Joseph-Saal“) eine Vitrine, in welcher persönliche Gegenstände Conrads ausgestellt sind, so seine Feldbinde, Kartentasche, Brieftasche und Feldflasche sowie sein Säbelportepee, Stulphut für Generale, Helm zu seiner Uniform als Chef des königlich-preußischen 5. Garde-Regiments zu Fuß, sein Lorgnon und militärwissenschaftliche Arbeiten Conrads. Über der Vitrine befindet sich ein Porträt, das Conrad als General der Infanterie zeigt und von der Hand des Malers Hermann Torggler (1878–1939) stammt. Das DDR-Comic Mosaik schickte 1978/79 als Gegenspieler der Abrafaxe den österreichischen Major Hötzendorfer ins Rennen, eine deutliche Anspielung auf Feldmarschall von Hötzendorf. Während nach dem Ersten Weltkrieg in anderen Nationen der Generalstab und seine Tätigkeit, auch in Erwartung eines weiteren Krieges, einer allgemeinen Geheimhaltung unterlag, war Conrads Werk Aus meiner Dienstzeit 1906–1918, dessen Quellenwert vorsichtig zu beurteilen ist, unter anderem eine der ersten zusammenhängenden Darstellungen der Arbeit eines Generalstabschefs. Neben einigen Rezensenten ist auch Boris Michailowitsch Schaposchnikow in seinem Werk Der Generalstab – Das Hirn der Armee umfangreich auf Conrad von Hötzendorfs Werk eingegangen. Die Schlacht (auch: Durchbruchsschlacht) von Gorlice-Tarnów fand im Ersten Weltkrieg Anfang Mai 1915 im damaligen österreichisch-ungarischen Kronland Galizien statt. Sie markiert einen Wendepunkt an der Ostfront. Den Streitkräften der Mittelmächte, d. h. dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn gelang ein entscheidender Durchbruch durch die russischen Stellungen, der zu einer schweren Niederlage der russischen Armee führte. Dadurch wurde die Donaumonarchie vom Druck der russischen Armeen entlastet. In der folgenden Offensive konnte am 22. Juni 1915 Lemberg, die Hauptstadt Galiziens zurückerobert werden und in der weiteren Folge des Durchbruchs wurde bis zum Ende des Sommers 1915 ganz Russisch-Polen von den Armeen der Mittelmächte besetzt. Hintergrund Im Jahr 1914 hatten die Mittelmächte an der Ostfront zwar die strategische Offensive Russlands – die russische Dampfwalze – zum Stehen gebracht, doch war die Lage noch keineswegs bereinigt. Die Deutschen hatten zwar bei Tannenberg und an den Masurischen Seen ein Eindringen der russischen Armee nach Ostpreußen verhindern können, doch war die Eroberung Polens im Herbst desselben Jahres am russischen Widerstand gescheitert. Die Donaumonarchie, schwer angeschlagen durch die Schlacht von Lemberg, hatte zwar durch die Schlacht bei Limanowa-Lapanow die direkte Bedrohung ihres Kernlands durch die russische Armee abgewendet, doch standen immer noch russische Truppen auf ihrem Territorium und die folgende Winteroffensive in den Karpaten hatte keine Erfolge gezeitigt, sondern die eigene Armee derart geschwächt, dass diese zu größeren Angriffen nicht mehr in der Lage war. Damit war die Bedrohung des eigenen Kernlandes eher aufgeschoben als aufgehoben und ein Durchbruch an der Karpatenfront in die ungarische Tiefebene auf Budapest hätte den Zusammenbruch Österreich-Ungarns herbeiführen können. Durch die sich abzeichnende Kriegserklärung Italiens wurde der Habsburger-Staat noch stärker unter Druck gesetzt, denn ein Zweifrontenkrieg an den eigenen Grenzen wäre militärisch untragbar für das fragile Reich gewesen. Die Deutschen, die sich mit einer solchen strategischen Situation seit dem Scheitern des Schlieffen-Plans schon konfrontiert sahen, standen ebenso unter Zugzwang, gegen Russland einen Puffer zu schaffen, um an der Westfront wieder die Initiative zu ergreifen. Planungen der Stäbe Am 1. April 1915 signalisierte der deutsche Militärbevollmächtigte beim k.u.k. Oberkommando daher die Bereitschaft, deutsche Truppenverbände zu einer Entlastungsoffensive des österreich-ungarischen Verbündeten an der Ostfront bereitzustellen. Dieser Idee stimmte die Oberste Heeresleitung (OHL) am 13. April zu. Über die Methode, mit der ein solcher Befreiungsschlag geführt werden sollte, herrschte allerdings keineswegs Einigkeit in den höchsten militärischen Stellen der Mittelmächte. Die eine Fraktion bildeten die Sieger der Schlacht von Tannenberg, Ludendorff und Hindenburg. Sie setzten sich für eine breitangelegte, strategische Umfassungsoperation ein. Zwei Hauptstöße, einerseits von Ostpreußen und andererseits von Galizien sollten die russische Front an ihren Flanken aufrollen und die russischen Truppen sollten in einem ganz Polen umfassenden Kessel abgeschnitten werden. Die Oberkommandierenden beider verbündeter Staaten setzten allerdings auf konventionellere Strategien. Der österreichische Generalstabschef Conrad von Hötzendorf hatte bereits nach der Schlacht in den Karpaten einen Plan für eine konventionelle Durchbruchsschlacht im Zentrum der Front am russischen Frontvorsprung zwischen Tarnów und der Region Gorlice aufgestellt. Natürlich wollte er keinesfalls seinen Plan gegenüber den unkonventionellen Ideen der beiden Preußen zurückstehen lassen. Den Ausschlag gab allerdings der höchste Offizier der deutschen Armee. Als Chef der OHL befürwortete Erich von Falkenhayn die österreichische Alternative, die Hötzendorf ihm bereits im Januar 1915 skizziert hatte. Er fürchtete, dass die große Umfassung der beiden ihm untergebenen Offiziere zu viele deutsche Truppen benötigt hätte und somit die Westfront zu sehr ausdünnen würde. Eine eigenständige Rolle beim geplanten Vorstoß wollte der deutsche Oberkommandeur den österreichischen Truppen und ihrer Führung allerdings nicht zugestehen. Somit fiel die Entscheidung auf eine eng begrenzte Operation unter deutscher Leitung. Die Oberste Heeresleitung entsandte Generaloberst August von Mackensen, der sich in den Kämpfen in Ostpreußen und bei Lodz ausgezeichnet hatte, und beauftragte ihn mit der Führung der deutschen 11. Armee, welche sich ab 21. April in Westgalizien versammelte, bestehend aus zehn Divisionen, darunter ein österreichisch-ungarisches Armeekorps. Operationziel und Aufmarsch Operatives Ziel der 11. Armee war es, zwischen dem 9. und 10. Korps der russischen 3. Armee unter General Radko Dimitriew einen Keil zu treiben, den nördlichen Flügel dieser Armee auf Jaroslau zurückzuwerfen und den südlichen Flügel auf die Karpathenfront der k.u.k. 3. und 2. Armee abzudrängen und dort einzukreisen. Im weiteren Verlauf sollte in der Hauptstoßrichtung der Fluß San erreicht werden und durch Bedrohung der rückwärtigen Linien der russischen 8. Armee unter Alexej Brussilow sollte die russische Südwestfront zur Aufgabe ihrer Stellungen im Raum Lupkow- und Uzsoker-Pass gezwungen werden. Die Geländebedingungen begünstigten die Operation: Die Flanken der Angriffsverbände waren im Norden durch die Weichsel, im Süden durch die Beskiden gedeckt, und das vorhandene Eisenbahnnetz erleichterte Anmarsch und Versorgung. Das nach Norden absinkende Gelände bot gute Beobachtungs- und Übersichtverhältnisse über das Gefechtsfeld mit Einsicht in die russischen Stellungen, während der eigene Anmarsch weitgehend verborgen erfolgen konnte. Problematisch war jedoch, dass die zahlreichen, quer zur Angriffsachse in Süd-Nord-Richtung verlaufenden Weichselzuflüsse zu überwinden waren und das Wegenetz im Operationsgebiet nur aus wenigen Hauptstraßen bestand. Der Armeegruppe Mackensen war für ihren Angriff neben der deutschen 11. Armee im Zentrum, auch die k.u.k. 4. Armee am nördlichen Flügel und die k.u.k. 3. Armee am südlichen Flügel unterstellt. Südlich der Weichsel entlang des Dunajec stehend unterstützte den Angriff die k.u.k. 4. Armee unter Erzherzog Joseph Ferdinand mit acht Infanteriedivisionen, einer Kavalleriedivision und 253 Geschützen in Richtung auf Tarnow. Die Kombinierte 62. I.D. (Gmj. Rudolf Stöger-Steiner) und Landwehrtruppen deckten die Nordflanke an der Weichsel. Das k.u.k. XIV. Korps (FML Josef Roth) mit der 3. I.D. (FML Ernst Horsetzky) und der 8. I.D. (FML Ludwig von Fabini) sowie die deutsche 47. Reserve-Division (Generalleutnant Alfred von Besser) hatte den Durchbruch bei Tarnow zu führen. Das k.u.k. IX. Korps (FML. Rudolf Kralicek) mit der 10. I.D. (Gmj. Artur von Mecenseffy) und der 106. I.D. (Gmj. Ernst Kletter) operierte bei Gromnik in Richtung auf Brzostek. Den Hauptangriff im Zentrum führte die deutsche 11. Armee (August von Mackensen) an der Biala zwischen Tuschow und Grybow mit zehn Infanteriedivisionen - 216.000 Mann und 634 Geschütze in Richtung auf Gorlice. Am linken Flügel stand das Gardekorps unter General Karl von Plettenberg mit der 1. und 2. Garde-Division und das k.u.k. VI. Korps (FML Arthur Arz von Straußenburg) mit der 12. I.D (FML Paul Kestranek) und 39. Honved-Division (FML Emmerich von Hadfy). In der Mitte stand das XXXXI. Reserve-Korps unter General der Infanterie Hermann von Francois mit der 81. und der 82. Reserve-Division (Generalleutnant Siegfried Fabarius). Am rechten Flügel stand das Kombinierte Korps unter Generalmajor Paul von Kneußl mit der 11. bayerischen Infanterie-Division und der 119. Division sowie in zweiter Staffel das X. Armee-Korps unter General von Emmich - 19. und 20. Division. Die k.u.k. 3. Armee (Svetozar Boroevic) beteiligte sich nach dem Durchbruch am südlichen Flügel in den Beskiden zwischen Duklapass und Sztropko mit 10. Divisionen und 2. Kavalleriedivisionen. Das k.u.k. X. Korps unter FML Hugo Martiny operierte mit der 21. I.D. (Generalmajor Alois Podhajski), der 2. I.D. (Generalmajor Anton Lipošćak) und der 24. I.D. (FML Josef Schneider-Manns-Au) im Raum Tylicz. das k.u.k. III. Korps unter FML Josef Krautwald von Annau mit der 22., 28. I.D. und 26. I.D., das k.u.k. XVII. Korps unter FML Karl Kritek sowie das k.u.k. VII. Korps (FML Erzherzog Josef August) verblieben gegenüber dem rechten Flügel der russischen 8. Armee zwischen dem Duklapass bis zum Labrorczatal defensiv. Im Laborczatal vor Mezölaborcz stand das deutsche Beskidenkorps unter General von der Marwitz, anschließend die k.u.k. 2. Armee (Eduard von Böhm-Ermolli) mit weiteren 12. Divisionen bis zum Uzsoker-Pass, wo schließlich das k.u.k. Korps Szurmay die Verbindung zur deutschen Südarmee (Alexander von Linsingen) herstellte. Verlauf Deutscher Durchbruch Die Operation startete mit massiver Artillerievorbereitung, beginnend mit dem Einschießen und folgendem Störfeuer am 1. Mai 1915. Während die Infanteriekräfte beider Seiten in etwa gleich stark waren, zeigte sich in der Artillerie eine erhebliche Überlegenheit der Angreifer: Artillerie Mittelmächte Russland Schwere Geschütze 334 4 Feldgeschütze 1.272 675 Minenwerfer 52 0 Am 2. Mai 1915 um 6 Uhr morgens, es herrschte klares Frühlingswetter und beste Sicht für die Artilleriebeobachter und die vor Erstaunen nach und nach aus ihren Gräben auf die Brustwehren steigenden Infanteristen, eröffnete ein gewaltiger Feuerschlag aller Rohre das Vernichtungsfeuer auf die russischen Stellungen: Etwa alle 130 Meter feuerte ein schweres, alle 40 Meter ein Feldgeschütz, dazu die tiefe Krater reißenden Minenwerfer – die bisher massivste Konzentration von Artillerie des Krieges. Deutsche Patrouillen, zur Tarnung des deutschen Anmarsches mit österreichischen Uniformen bekleidet, hatten bereits seit Tagen das Niemandsland beherrscht und erkundet. Mackensen und seinem Stabschef Oberst i.G. Hans von Seeckt, an der rechten Flanke verstärkt durch die 4. k.u.k. Armee, gelang es daher, von den Russen unbemerkt im Angriffsabschnitt vier deutsche Infanteriedivisionen nahe an die russischen Linien heranzuführen. Wie viele andere Verbände rückten auch die zwei Bataillone des durch Minenwerfer verstärkten Garderegiments unter Hauptmann von Loebell gegen 7 Uhr unbemerkt über einen gedeckten Kolonnenweg in ihre Sturmausgangsstellung. Nachdem gegen 10 Uhr das einem präzise ausgearbeiteten Feuerplan folgende deutsche Artilleriefeuer weiter nach hinten verlegt wurde, stieß von Loebell aus seiner Bereitstellung unmittelbar auf die russischen Stellungen vor, deren Verteidiger völlig überrascht wurden, überwand das mit nur drei hintereinander liegenden Gräben und dürftigem Stacheldrahtverhau schwach ausgebaute Verteidigungssystem und erzielte mit nur wenigen Mann Verlust einen Einbruch von 6 km Tiefe. So wie an dieser Stelle brachen um 10 Uhr insgesamt ca. 40.000 Infanteristen, begleitet von MG-Trupps und geführt durch Hornsignale zum Sturm auf, überwanden das ca. 3 km breite Niemandsland, versuchten das teils heftige Feindfeuer zu unterlaufen und sich dann zum Nahkampf in die russischen Stellungen zu werfen, in denen sich nach Augenzeugenberichten die Leichenberge türmten. In den Artilleriekampf griffen auch die Flieger ein, denn die OHL hatte das unter dem Decknamen Brieftaubenabteilung Ostende operierende 20 Flugzeuge starke Bombengeschwader ebenfalls bereitgestellt. Die brennende Stadt Gorlice mit ihrem Petroleumwerk und ihren explodierenden Munitionsdepots bot ein Bild der Zerstörung. Unter der Wucht dieses Angriffs brach die Front binnen eines Tages zusammen; den Deutschen gelang es, 14 Kilometer weit vorzustoßen, 17.000 Russen gaben sich gefangen. Nach zwei Tagen war die russische Front auf einer Breite von 35 km eingebrochen. In Ermangelung nachgelagerter Stellungen mussten sich die russischen Truppen über freies Feld zurückziehen, was sie zu einer leichten Beute deutscher Artillerie, Flieger und nachrückender Truppen machte. Infolgedessen verlor das 10. Korps in den ersten beiden Tagen 30.000 und das 9. Korps 10.000 Mann. Beide hatten vor Beginn der Operation jeweils ca. 40.000 Soldaten gezählt. Russische Gegenstöße Das russische Heereskommando Stawka verbot aus politischen Gründen den Rückzug. Italien und Rumänien waren nahe am Kriegseintritt und man wollte diese Nationen nicht durch eine russische Niederlage davon abschrecken, gegen die Mittelmächte ins Feld zu ziehen. Ebenso bereitete man eine weitere Karpatenoffensive vor und wollte dieses Unternehmen nicht gefährden. Somit sandte General Dimitriew eine Infanteriedivision und eine Kavalleriedivision im Eilmarsch in den Bereich des Durchbruchs. Die Truppen wurden mangels Vorbereitung von den Deutschen vernichtend geschlagen. Sie konnten nicht einmal mehr Nachricht zurück an den Armeestab geben. Aus der Sicht des russischen Befehlshabers „verschwanden“ sie einfach von der Bildfläche. Zwar gelang es am nächsten Tag dem 3. (kaukasischen) Korps, dem einzig noch intakten Verband im Angriffsabschnitt, die Deutschen bis zum 6. Mai aufzuhalten und sich geordnet auf den Fluss Wisloka zurückzuziehen, doch die Truppen von General Otto von Emmich hatten – durch die Lücke der völlig durcheinander geratenen X. und IX. russischen Korps vorstoßend – bereits Dukla erreicht, bedrohten damit die rückwärtigen Gebiete der russischen Front und schlossen dort am 7. Mai die gesamte 48. russische Division unter General Lawr Georgijewitsch Kornilow ein, die die Waffen streckte. Halten der Linie Das russische Heereshauptquartier verbot noch immer jedweden Rückzug und befahl das Halten der Front am Fluss Wisloka. Dies stellte allerdings nicht in Rechnung, dass es dort keinerlei vorbereitete Stellungen zur Verteidigung gab und die Hälfte der 3. Armee nur noch auf dem Papier der Generalstabskarten bestand. General Dimitriew forderte natürlich Verstärkungen an, um seine Truppen zu konsolidieren. Ihm wurde vom Hauptquartier nur eine Division versprochen. Bis zum Ende der Gefechte erhielt er gerade zwei Regimenter. Trotzdem führte er am 7. Mai erneut einen Gegenangriff mit dem 3. (kaukasischen) und dem 24. Korps durch. Der russische Armeebefehlshaber setzte in dieses Manöver große Hoffnungen, doch es erwies sich als ein Debakel. Das 24. Korps wurde komplett vernichtet und jede Möglichkeit für eine weitere Operation dieser Art war dahin. Am 8. Mai gelang es den deutschen Truppen, sich gegen die Reste des 9. und 10. Korps durchzusetzen; sie trieben diese in einen ungeordneten Rückzug. Somit war die improvisierte Front schon nach 48 Stunden zerbrochen. Die russischen Verluste betrugen bereits 210.000 Mann, davon 140.000 Gefangene. Zahlreiches Material, darunter 160 Geschütze und 400 Maschinengewehre, waren in die Hände der Angreifer gefallen. Am 9. Mai meldete Dimitriew, seine Armee habe „ihr ganzes Blut verloren“. Der russische Frontkommandeur General Nikolai Iwanow hatte schon seit einigen Tagen um Rückzug gebeten. Seine Anfrage wurde am 10. Mai, nach dem totalen Zusammenbruch, vom Oberkommando (Stawka) erfüllt, gleichzeitig wurde er seines Postens enthoben. Die russische Armee zogen sich auf den Fluss San zurück und wandten dabei die Taktik der „verbrannten Erde“ an, evakuierte die Bevölkerung, zündete Dörfer an, tötete das Vieh und zerstörte die Verkehrswege. Gründe des Durchbruchs Taktische Vorteile der deutschen Truppen Die 11. Armee war der erste Verband der deutschen Truppen, der an der Ostfront von den Erfahrungen der Kämpfe des Westens profitieren konnte. Ihre Truppen wurden ab Ende 1914 aus der Westfront selbst herausgelöst und der Stabschef Hans von Seeckt hatte die Einheiten seit dem Sommer 1914 kommandiert. Die Zusammenarbeit von Artillerie und Infanterie lief, anders als bei den russischen Truppen, koordiniert. Ebenso hatten die Soldaten die Erfahrung verinnerlicht, dass der Bau von Stellungen feindlichen Geschützbeschuss fast unwirksam machen konnte. Infolgedessen wurden auf deutscher Seite in jeder freien Minute die Verteidigungsmöglichkeiten verbessert, sogar wenn man sich selbst auf dem Vormarsch befand. Die Tarnung der eigenen Kräfte wurde streng beachtet. Zudem benutzte man im Vormarsch Feldtelefone, so dass dem deutschen Stab ganz andere Möglichkeiten der Truppenführung offen standen, als einer Armee, die noch nach alten Regeln kämpfte. Taktische Fehler der russischen Armee Das russische Stellungssystem, das den Deutschen entgegenstand, besaß zwar eine Tiefe von 6 km, war aber den Anforderungen des Grabenkriegs keineswegs gewachsen. Die russischen Truppen hatten es versäumt, eine ausreichende Anzahl von vorgeschobenen Posten anzulegen und konnten deshalb das breite Niemandsland nicht überwachen. Dies erwies sich als entscheidend für das Überraschungsmoment des Angriffs, denn die Russen bemerkten den massiven Aufmarsch der deutschen Truppen in ihren Bereitstellungsräumen nicht. Generell muss man sagen, dass die Aufklärungsarbeit der russischen Truppen mangelhaft war. Bis zum Tag der Offensive hatte man die massive Konzentration der vier deutschen Angriffsdivisionen weder durch konventionelle noch durch Luftaufklärung feststellen können. Dies führte dazu, dass Mackensen ganz nach der Art clausewitzscher Strategie eine starke Truppenkonzentration gegen eine Schwachstelle einsetzen konnte, ohne dass die russische Armee im Vorfeld Gegenmaßnahmen (zum Beispiel das Heranbringen von Reserven) getroffen hätte. Das Grabensystem der russischen Streitkräfte stellte zudem einen Hauptfaktor für ihre Niederlage dar. Da sämtliche militärischen Stäbe nicht mit einer deutschen Offensive rechneten, obwohl Agentenmeldungen vor einer Offensive der Mittelmächte gewarnt hatten, wurden die Truppen nicht aufgefordert, notwendige Schanzarbeiten zu treffen, sie wurden sogar daran gehindert: Das 10. Korps, welches der deutsche Hauptstoß traf, versuchte zwar Stellungen für seinen rückwärtigen Raum auszuheben. Als jedoch der Armeekommandeur Dimitriew darüber informiert wurde, verbot er die Aktion und entzog dem Verband noch zusätzlich Truppen. General Radko Dimitriew war der Ansicht, dass ein Korps, das Stellungen für seine Reserven ausheben konnte, personell überbesetzt war. Er schickte die herausgelösten Truppenteile zu seiner Karpatenfront. So sollte die für das Frühjahr geplante russische Offensive verstärkt werden. Daher bezeichnete General Bontsch-Brujewitsch, der im Auftrag des Großen Hauptquartiers die russische Front im Frühjahr inspizierte, die Verteidigungsvorkehrungen der 3. Armee als nicht ernst gemeint. Strategische Fehler der russischen Führung Die russische Armeeführung plante nach den Misserfolgen in Ostpreußen entlang der Südwestfront eine Offensive in den Karpaten. Somit wurde die russische 3. Armee unter General Radko Dimitriew ausgedünnt. Des Weiteren sollte sie selbst an dieser Offensive beteiligt sein. Dies veranlasste den Befehlshaber der Armee, seinen westlichen Frontabschnitt nur mangelhaft zu decken. Die russischen Truppen litten insbesondere daran, dass keine einzige Division der ersten Linie, sondern ausschließlich Reserveformationen zum Abfangen des feindlichen Angriffs zur Verfügung standen. So kam es, dass bei Gorlice-Tarnów fünfeinhalb russische Divisionen, bestehend aus Reservisten, gegen zehn deutsche und acht k.u.k. Divisionen antraten. Damit wurde ein Durchbruch der Mittelmächte beinahe unvermeidlich. Eine Durchstoßung der Frontlinie wäre zwar eine taktische Niederlage für die Russen gewesen, die Niederlage bei Gorlice erreichte aber eine strategische Dimension. Der entscheidende Faktor hierbei war die Ausnutzung des Durchbruchs, das heißt das rasche Vorantreiben der Offensive von deutscher Seite. Dies hätte durch ein rasches Heranbringen von Reserven auf russischer Seite verhindert werden können. Aus zwei Gründen fand dies allerdings nicht statt. Zentraler Punkt war hierbei die Mangelhaftigkeit des Eisenbahnsystems und der Logistik der Stäbe des russischen Heeres. Das Schienennetz in Galizien war nur ungenügend ausgebaut. Dieses Problem wurde allerdings noch dadurch verschärft, dass die Mobilität der russischen Armee zu wünschen übrig ließ. Zum Beispiel gelang es Ludendorff nach der Schlacht bei Tannenberg, mittels Zugverbindungen seine ganze 8. Armee binnen zwei Wochen gegen die noch ungeschlagene 1. russische Armee im Osten Ostpreußens zu drehen. Zum Vergleich hierzu benötigte die russische Heeresführung einige Monate später – ohne dabei durch Feindeinwirkung beeinträchtigt zu sein – mehr als vier Wochen, um ihre 9. Armee in der Bukowina zu mobilisieren. Diese logistischen Probleme gaben aber nicht allein den Ausschlag. Der russische Armeechef hatte die Wahl zwischen zwei Optionen. Einerseits konnte er die Frontlinie verstärken und möglichst viele Truppen in Feindnähe konzentrieren. Andererseits stand ihm die Möglichkeit offen, seine Front auszudünnen und die Verteidigung in der Tiefe zu staffeln, um so das Heranführen von Reserven garantieren zu können. General Dimitriew wählte die erste Option und lieferte somit seine Truppen der Wucht des feindlichen Angriffs aus. Mangelnde Versorgung und Ausrüstung der russischen Armee Die russische Autokratie galt zwar im damaligen Europa als Musterbeispiel einer diktatorischen Monarchie. Allerdings hatte sie zunehmend mit einer liberalen und auch marxistischen Opposition zu kämpfen. Die Regierung, die obendrein an mangelnder personeller Kontinuität litt, konnte eine Militarisierung der Industrie gegen die oppositionellen Kräfte nicht durchsetzen. Zwar machte im Laufe des Jahres 1915 allen Armeen der kriegführenden Staaten der Nachschubmangel zu schaffen. Doch in Russland waren die Versorgungsschwierigkeiten besonders gravierend. Monatlich wurden 50.000 Gewehre weniger gefertigt als Rekruten eingezogen wurden; die russische Artillerie konnte wegen Munitionsmangel stellenweise und zeitweise nicht oder nur begrenzt eingesetzt werden. Ein weiterer Nachteil ergab sich aus Fehlern des russischen Generalstabs der Vorkriegszeit. Man hatte der leichten gegenüber der schweren Artillerie den Vorzug gegeben, weil man mit einem Bewegungskrieg rechnete. Während bei leichten Geschützen im Angriffsbereich die Mittelmächte nur eine Überlegenheit von zwei zu eins verbuchen konnten, standen über 300 deutschen schweren Geschützen nur vier russische gegenüber. Dies hatte zur Folge, dass die Deutschen die feindliche Artillerie wirksam bekämpfen konnten, während ein Gegenfeuer auf die feindlichen Batterien aufgrund der geringeren Reichweite der leichten russischen Geschütze erschwert war. Verluste Die Angaben darüber, wie viele Soldaten getötet und verwundet wurden oder in Gefangenschaft gerieten, sind – wie bei allen Schlachten des Ersten Weltkrieges – auch für die Schlacht von Gorlice-Tarnów ungenau, lückenhaft und widersprüchlich. Sicher ist nur, dass die russischen Verluste weit höher waren als die auf deutscher und österreichischer Seite insgesamt. Wolfgang Mommsens Aussage, es habe auf russischer Seite 820.000 Mann Verluste sowie 895.000 Gefangene gegeben, bezieht sich offenbar nicht nur auf die im vorangegangenen Halbsatz erwähnte Schlacht von Gorlice-Tarnów, sondern auf die russische Front von Mai bis Juli 1915 insgesamt. Der deutsche Heeresbericht vom 13. Mai 1915 spricht von 143.000 russischen Gefangenen. Der österreichische Heeresbericht vom 12. Mai 1915 schätzt die russischen Verluste auf mindestens 150.000 Mann, davon 100.000 Gefangene. Hermann Stegemann beziffert die russischen Verluste auf „annähernd 250.000 Mann“, ohne zwischen Toten, Verwundeten und Gefangenen zu unterscheiden. Dieselbe Zahl nennt auch Ernst Müller-Meiningen. Richard DiNardo, der die bisher detaillierteste Studie zur Schlacht von Gorlice-Tarnów erarbeitet hat, schätzt, dass bis zu 250.000 Soldaten der russischen Armee in Gefangenschaft gerieten und mehr als 100.000 fielen oder verwundert wurden. Was die deutsche 11. Armee betrifft, so macht der „Sanitätsbericht über das deutsche Heer“ aufgrund der 10-Tages-Meldungen der einzelnen Einheiten im Zeitraum vom 1. bis zum 10. Mai 1915 folgende Angaben über die eigenen Verluste: verwundet: 11.470 Soldaten gefallen: 2.634 Soldaten erkrankt: 1.353 Soldaten vermisst: 1.067 Soldaten Dies ist eine Momentaufnahme; häufig zeigte sich nachträglich, dass die vorläufigen Zahlen der 10-Tages-Meldungen nicht alle Verluste erfasst hatten bzw. überhaupt hätten erfassen können. Viele Indizien lassen vermuten, dass die Zahlen des „Sanitätsberichtes“ zu niedrig sind. So verlor allein das Bayerische 3. Infanterie-Regiment der 11. bayerischen Infanterie-Division an einem einzigen Tag 20 Offiziere und 700 Mann an Gefallenen und Verwundeten. Kaum geringer waren die Verluste des 3. Posenschen Infanterie-Regimentes Nr. 58 der 119. Division im Häuserkampf zur Einnahme der Stadt Gorlice. Von den etwa 20.000 Soldaten des XXXXI. Reserve-Korps der 11. Armee fielen 2.000 Mann allein am 2. Mai 1915; am Ende der Schlacht hatten einige Regimenter des XXXXI. Reserve-Korps jeden zweiten Mann verloren. Richard DiNardo schätzt die Verluste der 11. Armee (Gefallene und Verwundete) in der Schlacht von Gorlice-Tarnów auf etwa 20.000 Mann. Das österreichische VI. Korps verlor 10.300 Mann, ein Drittel seiner Stärke am Vorabend der Schlacht. Kaum geringer waren die Verluste der anderen österreichischen Einheiten. Folgen Gorlice-Tarnów stellte für die Mittelmächte einen entscheidenden Befreiungsschlag dar. Die gesamte Karpatenfront war aus den Angeln gehoben worden, am 3./4. Juni wurde die wichtige österreichisch-ungarischen Festungsstadt Przemyśl, die erst am 22. März vor den Russen kapituliert hatte, zurückgewonnen. Die auf einer Breite von 160 km eingedrückte russische Südwestfront musste auf eine nicht vorbereitete Linie am San um ca. 100 km zurückgenommen werden. Stawka versuchte diese mit den zusammengewürfelten Resten der 3. Armee zu verteidigen, kaum ausgebildete Truppen, wie Großfürst Nikolaj Nikolajewitsch sagte: … kaum ausgebildete Bauerntölpel; sie haben mangels Waffen nicht einmal richtig schießen gelernt. Mackensen meldete, er kämpfe nur noch gegen vollkommen heruntergekommene Truppen. Diese verachteten Tölpel leisteten zunächst tapferen Widerstand, der jedoch bald zusammenbrach. Allein am 14. Juni ergaben sich weitere 15.000 Mann. Am 19. traf Mackensen mit seinen erschöpften Truppen vor Grodek auf eine gut ausgebaute Verteidigungslinie, die er trotz der Kräfteunterlegenheit sofort stürmen ließ. Erneut wurde die Front durchbrochen und am 22. Juni die Großstadt Lemberg zurückerobert. In diesen Gefechten verlor das russische Heer noch einmal so viele Soldaten, wie es in der Schlacht bei Gorlice-Tarnow verloren hatte. Im Angesicht der totalen Niederlage ordnete die russische Führung unter Großfürst Nikolai am 17. Juni die Räumung Polens an. Somit hatte das Russische Kaiserreich die ersten großen Verluste an Territorium hinzunehmen, ganz abgesehen von den Verlusten an Menschen und Material. Generell wurden die zuversichtlichen Kriegsziele der russischen Führung nach Gorlice-Tarnów ad absurdum geführt. Die von den westlichen Verbündeten oft angemahnte Absicht, den Krieg auf deutsches Gebiet zu tragen, wurde illusorisch. Für die Mittelmächte bedeutete die Operation hingegen einen vollen Erfolg. Der mehrere hundert Kilometer tiefe Puffer gegen die russische Armee, der im Laufe des Jahres erobert wurde, ermöglichte der OHL die Vorbereitung zur Offensive von Verdun und bannte jede territoriale Gefahr für das Reich. Auch für Österreich-Ungarn hatte sich die Lage entspannt. Die Doppelmonarchie konnte sich nun der Gefahr, die Italien im Süden als neues Mitglied der Entente darstellte, fast voll und ganz zuwenden. Die Österreichisch-Ungarische Monarchie, auch bekannt als Donaumonarchie und Doppelmonarchie, war ein Vielvölkerstaat in Mittel- und Südosteuropa, der nach dem Umbau des Kaisertums Österreich zu einer Doppelmonarchie auf der Grundlage des österreichisch-ungarischen Ausgleiches vom 8. Juni 1867 bis zum 31. Oktober 1918 (Austritt Ungarns aus der Realunion) bestand. Sie setzte sich aus zwei Staaten zusammen: aus den „im Reichsrat vertretenen Königreichen und Ländern“, offiziös Cisleithanien (erst ab 1915 amtlich Österreich genannt), und den „Ländern der heiligen ungarischen Stephanskrone“. Hinzu kam 1878 das gemeinsam verwaltete Bosnien-Herzegowina. Die verfassungsrechtlichen Ausgleichsvereinbarungen sicherten im Sinne einer Realunion die Gleichberechtigung der beiden (Teil-)Staaten im Verhältnis zueinander. Gemeinsames Staatsoberhaupt war der Kaiser von Österreich und Apostolische König von Ungarn aus dem Haus Habsburg-Lothringen. Von 1867 bis 1916 regierte Franz Joseph I., danach bis 1918 Karl I./IV. Mit einer Fläche von 676.615 km² und 52,8 Mio. Menschen (1914) war Österreich-Ungarn, flächenmäßig nach Russland, der zweitgrößte und von seiner Bevölkerungszahl, nach Russland und dem Deutschen Reich, der drittgrößte Staat Europas. Sein damaliges Staatsgebiet umfasst die heutigen Staaten Österreich, Ungarn, Tschechien, Slowakei, Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Teile des heutigen Rumäniens, Montenegros, Polens, der Ukraine, Italiens, und Serbiens. Namen 1868 legte der Kaiser und König den Staatsnamen Österreichisch-Ungarische Monarchie förmlich fest. Alternativ wird Österreich-Ungarn auch als k. u. k. Monarchie bezeichnet (kaiserliche und königliche Monarchie). Da die Donau den Doppelstaat auf einer Länge von etwa 1.300 km durchfloss und seinen Hauptstrom bildete, spricht man auch von der Donaumonarchie. Wegen der staatsrechtlichen Konstruktion der beiden Reichsteile ist ebenso die Bezeichnung Doppelmonarchie gebräuchlich; mit dem kaiserlichen Doppeladler, den die Ungarn nicht führten, hat dies nichts zu tun. Das kaiserliche Österreich wurde offiziell bis 1915 meist die im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder genannt, inoffiziell in der Politiker- und Juristensprache auch Cisleithanien. Das königliche Ungarn firmierte amtlich als die Länder der heiligen ungarischen Stephanskrone, inoffiziell auch als Transleithanien. In der Literatur wurde das kaiserliche Österreich auch als „Kakanien“ bezeichnet – ein Ausdruck, der aus dem Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“ von Robert Musil stammt und sich aus dem für die cisleithanische Reichshälfte verwendeten Kürzel k. k. ableitete. Geschichte Der Weg zum österreichisch-ungarischen Ausgleich (1848–1867) Die Wurzeln der Österreichisch-Ungarischen Monarchie liegen in der Auseinandersetzung des Kaisertums Österreich mit dem Königreich Preußen um die Vorherrschaft im Deutschen Bund, der am 8. Juni 1815 mit Österreich als Präsidialmacht gegründet worden war. Österreich war für Preußen das Haupthindernis in der vom überregionalen Deutschen Nationalverein gestützten Kleindeutschen Lösung, die einen Zusammenschluss der Länder des Deutschen Bundes unter der Führung Preußens unter gleichzeitigem Ausschluss Österreichs vorsah. Diese Auseinandersetzung wurde am 3. Juli 1866 in der Schlacht bei Königgrätz („Deutscher Krieg“) zu Gunsten Preußens entschieden. Die für das Kaisertum Österreich gravierendste Folge dieses Krieges war die Isolierung durch die erzwungene Trennung von den deutschen Staaten. Dieser Schwächung der Deutschen in Österreich stand eine Stärkung der Stellung der demographisch dominierenden nichtdeutschen Nationalitäten gegenüber, die das Zerbrechen des schon 1848 schwer erschütterten Vielvölkerstaates befürchten ließ. Um diese Gefahr zu verringern, musste das Kaiserhaus vor allem das Verhältnis zu den herrschenden Schichten Ungarns entspannen. Die aus der Sicht der Habsburger aufständischen Ungarn konnten im Jahr 1849 nur mit Unterstützung Russlands besiegt werden. Mit der Hinrichtung des gemäßigten ehemaligen Ministerpräsidenten Lajos Batthyány und mehrerer seiner Mitstreiter hatte der 20-jährige Kaiser Franz Joseph I. 1850 allerdings eine Kluft aufgerissen, die durch die Abtrennung der Wojwodina, Kroatiens, Slawoniens und Siebenbürgens sowie die Unterstellung Restungarns unter die Militärverwaltung Erzherzog Albrechts nur vertieft wurde. Mit der Befreiung der Bauern hatte das Haus Habsburg den ungarischen Adel als eigentlichen Entscheidungsträger des Landes endgültig gegen sich aufgebracht. Er reagierte mit passiver Resistenz in Form von Ämter- und Steuerverweigerung, was eine permanente Truppenpräsenz erforderlich machte. Als Positivum dieser Adelsvorrechte reduzierenden und Segregationswünsche unterdrückenden Phase sind, neben der Bauernbefreiung die Modernisierung des Schulwesens, das Ende der Patrimonialgerichtsbarkeit und die Einführung des österreichischen Strafgesetzbuches zu nennen. Die Konfrontation wurde schließlich auch durch den wirtschaftlichen Aufschwung gedämpft, eine substantielle Annäherung war jedoch erst 1865 mit der Wiedereinberufung des ungarischen Landtages und der Zusage der weitgehenden Restitution der ungarischen Verfassung von 1848 durch die kaiserliche Regierung erfolgt. Weitere Schritte waren dringend nötig. Die Ausgleichsverhandlungen mit den Ungarn standen unter dem Zeichen widerstrebender magyarischer Meinungen. Der im Exil lebende geistige Führer der ungarischen Revolution Lajos Kossuth und seine beträchtliche Anhängerschaft im Lande votierten für die Loslösung von Österreich, ein Ausgleich wäre (gemäß Kossuth) der „Tod der Nation“ und würde dem Land das „Zugseil fremder Interessen auferlegen“. Letztendlich setzte sich jedoch die Meinung des Führers der Liberalen Ferenc Deák durch. Er führte ins Treffen, dass ein freies Ungarn mit seinen starken slawischen und deutschen Minderheiten Gefahr liefe, in die Isolation zu geraten und letztendlich zwischen Russland und Deutschland zerrieben zu werden. Ein Bündnis mit dem durch das interne Nationalitätenproblem geschwächten Österreich unter der Führung eines Monarchen, der sich im Krönungseid der ungarischen Nation verpflichtet, wäre deshalb vorzuziehen. Den Adel überzeugte er überdies mit dem Hinweis, dass der Ausgleich die Möglichkeit bieten würde, die territoriale und politische Integrität des Großgrundbesitzes zu wahren und die Herrschaft über die nichtmagyarischen Nationen Ungarns fortzusetzen. Die Verhandlungen über den Österreichisch-Ungarischen Ausgleich wurden Anfang 1867 abgeschlossen. Am 17. Februar 1867 ernannte Franz Joseph I. die neue ungarische Regierung unter Graf Andrássy. Die Wiener Verhandlungen wurden einen Tag später abgeschlossen. Am 27. Februar 1867 wurde der ungarische Reichstag wiederhergestellt. Am 15. März leistete Graf Andrássy mit seiner Regierung in Ofen Kaiser Franz Joseph I. den Treueeid. Zugleich traten die Regelungen des österreichisch-ungarischen Ausgleichs in Kraft. Das gilt als Geburtstag der Doppelmonarchie, wenn auch die Ausgleichsgesetze erst im Dezember 1867 von den Parlamenten beider Staaten beschlossen waren. Franz Joseph I. selbst wurde am 8. Juni 1867 in Buda zum König von Ungarn gekrönt. Die Doppelmonarchie 1867–1914 Franz Joseph I. war nun formal das gemeinsame konstitutionelle Staatsoberhaupt (Personalunion), unter dessen Leitung sowohl die Außenpolitik, die gemeinsame Armee und Kriegsmarine sowie die dazu nötigen Finanzen in den entsprechenden „k.u.k. Reichsministerien“ mit Sitz in Wien gemeinsam verwaltet wurden (Realunion). Alle anderen Angelegenheiten konnten Österreich und Ungarn von nun an getrennt regeln (es kam jedoch freiwillig zu einem gemeinsamen Währungs-, Wirtschafts- und Zollgebiet). Mit dem Abschluss des Ausgleichsvertrages waren jedoch keinesfalls alle Streitpunkte ausgeräumt. So hatte sich Ungarn eine Adaptierung alle zehn Jahre ausbedungen. Die Verhandlungen dazu wurden von den Ungarn vor allem mit dem Ziel der Schwächung der noch vorhandenen Bande und der Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Position gegenüber Cisleithanien geführt. Die sich jeweils über viele Monate, ja Jahre, hinziehenden Verhandlungen der entsprechenden Kommissionen schufen ein Klima der permanenten Konfrontation und belasteten das Verhältnis zwischen den beiden Reichshälften bis zur Planung eines Militäreinsatzes. Es zeigte sich, dass der Einfluss Franz Josephs I. als ungarischer König auf die ungarische Innenpolitik weit geringer war als jener auf die Regierungen in Cisleithanien als österreichischer Kaiser. Eines seiner letzten Druckmittel gegenüber den Ungarn blieb die Androhung der Einführung allgemeiner und freier Wahlen. Der Ausgleich mit Ungarn, der den Ungarn eine weitreichende staatliche Autonomie gebracht hatte, führte allerdings zum Protest anderer Nationalitäten, insbesondere der Slawen. Konkrete Forderungen nach einem ähnlichen Ausgleich wurden vor allem von den Tschechen für die Länder der böhmischen Krone (Böhmen, Mähren, Österreichisch-Schlesien) erhoben. Die unberücksichtigten Interessen anderer Nationalitäten und die ungarischen Assimilierungsversuche (z. B. die Magyarisierungspolitik in der heutigen Slowakei) führten zu ethnischen Spannungen und zu Begriffen wie „Völkerkerker“. Andererseits prosperierte die Doppelmonarchie als gemeinsamer Wirtschaftsraum mit gemeinsamer Währung. Die nichtdeutschen Nationalitäten hatten in Österreich wesentlich mehr Rechte als in Ungarn. Dies betraf vor allem den Unterricht in der Muttersprache (obwohl höhere nichtdeutsche Schulen oft erkämpft werden mussten), die Verwendung der Muttersprache bei Ämtern und Behörden (Antworten in der Sprache des Antragstellers mussten allerdings erst gesetzlich vorgeschrieben werden) und die Vertretung im Reichsrat, dem Parlament Österreichs. Diese Vertretung wurde allerdings sehr unterschiedlich genützt. Die Polen Galiziens arbeiteten – durch Steuergeschenke und Investitionen geködert – oft konstruktiv mit und stellten zeitweise k.k. Minister (Agenor Goluchowski, Alfred Józef Potocki, Kasimir Felix Badeni). Viele tschechische Politiker bestritten die Zuständigkeit des Reichsrates für die Länder der böhmischen Krone grundsätzlich, sodass dort schon früher als in anderen Kronländern die Direktwahl der Abgeordneten vorgeschrieben werden musste. Tschechische Reichsratsabgeordnete machten die Beratungen des Abgeordnetenhauses immer wieder durch Lärmorgien unmöglich (Obstruktionspolitik), worauf die Regierung dem Kaiser die Vertagung des Reichsrates vorschlug und mit provisorischen Verordnungen weiterregierte. In Ungarn waren die nichtmagyarischen Nationalitäten, die fast die Hälfte der Bevölkerung ausmachten, durch Schulgesetze und Wahlrecht diskriminiert. Im Unterschied zu Österreich, wo dies 1907 gelungen war, wurde in Ungarn bis zum Ende der Doppelmonarchie kein allgemeines Männerwahlrecht eingeführt. Vorrechte von Stand und Besitz waren in Ungarn wesentlich stärker maßgebend als in Österreich. Die herrschende Schicht Ungarns arbeitete im Rahmen ihrer politischen Möglichkeiten daran, Ungarn möglichst vollständig von Österreich unabhängig zu machen. Als der Berliner Kongress 1878 Österreich-Ungarn die Okkupation Bosniens und der Herzegowina, beide formal weiterhin Bestandteile des Osmanischen Reiches, gestattete, wollten Österreich und Ungarn das neue Verwaltungsgebiet in ihren Staat eingliedern. Die salomonische Lösung war dann, dass Bosnien und Herzegowina weder zu Cis- noch zu Transleithanien geschlagen, sondern vom gemeinsamen k.u.k. Finanzministerium verwaltet wurde. Kaiser und König Franz Joseph I. war nach dem Ausgleich penibel darauf bedacht, seine beiden Reichshälften gleich zu behandeln. Dies erstreckte sich bis zur Frage der Namensgebung für neue Schiffe der k.u.k. Kriegsmarine; Franz Joseph I. lehnte Namensvorschläge ab, die Ungarn benachteiligt hätten. Der nach dem Selbstmord von Kronprinz Rudolf 1889 designierte Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand hingegen verbarg seine Abneigung gegen die herrschende Klasse Ungarns und ihre Magyarisierungs- und Erpressungspolitik gegenüber der Krone nicht und plante in seiner Militärkanzlei (er war Generalinspektor der gesamten k.u.k. bewaffneten Macht) im Schloss Belvedere einen auf die Armee gestützten Umbau der Doppelmonarchie nach dem Tod Franz Josephs I. Sein Vorhaben, aus der Doppelmonarchie durch gleichberechtigte Beteiligung der Südslawen als drittes Staatselement (Trialismus) eine „Tripelmonarchie“ zu machen, wäre wohl nur im Bürgerkrieg mit den Ungarn zu realisieren gewesen. Außerdem hätten die dann nach wie vor benachteiligten Tschechen wohl nicht unbeteiligt zugesehen. Auf Initiative Franz Ferdinands wurden außerdem Modelle zur Umwandlung der Monarchie in einen ethnisch-föderativen Staat entworfen (Modell der „Vereinigten Staaten von Groß-Österreich“ nach Aurel Popovici), die jedoch nicht zur Realisierung kamen. 1908 brach in der Türkei die so genannte jungtürkische Revolution aus. Österreich-Ungarn wurde dadurch daran erinnert, dass Bosnien und die Herzegowina zwar von der k.u.k. Monarchie seit dreißig Jahren okkupiert und verwaltet wurden, jedoch formal Teile des Osmanischen Reiches geblieben waren. Franz Joseph I. sah nun die Chance, „Mehrer des Reiches“ zu sein, und stimmte dem Annexionsplan des k.u.k. Reichsfinanzministers zu. Der einseitige, von keiner internationalen Konferenz unterstützte Rechtsakt, das Hoheitsgebiet der k.u.k. Monarchie auf Bosnien und Herzegowina zu erstrecken, verursachte in Europa größere Unruhe („Bosnienkrise“). Dabei wurde klar, wie wenige Verbündete Österreich-Ungarn im Kriegsfall haben würde. 1908 beging Franz Joseph I. auch sein Jubiläum, 60 Jahre Kaiser von Österreich zu sein. Kaiser Wilhelm II. und fast alle Oberhäupter der deutschen Teilstaaten gratulierten aus diesem Anlass persönlich in Wien. Ungarn sah sich „nicht zu Kundgebungen veranlasst“, war Franz Joseph I. doch bis zu seiner Krönung in Ungarn 1867 als Fremdherrscher empfunden worden. In Prag und Laibach kam es 1908 zu Ausschreitungen gegen die Deutschen als herrschendes Volk des Kaisertums Österreich. Der Weg in den Krieg: Julikrise 1914 Am 28. Juni 1914 besuchten Franz Ferdinand und seine Frau Sophie Herzogin von Hohenberg Sarajevo, die Hauptstadt des 1908 annektierten Bosnien. An jenem Tag beging Serbien zum ersten Mal den Veitstag als offiziellen Staatsfeiertag, den Jahrestag der Schlacht auf dem Amselfeld, an dem 1389 die Serben vernichtend von den Türken geschlagen worden waren. Nationalisten, die ein vereintes Serbien (und somit Gebiete der Monarchie, in denen Serben lebten) forderten, empfanden den Besuch des Paares als Provokation. Während einer Autofahrt durch Sarajevo wurde das Paar von dem serbischen Attentäter Gavrilo Princip erschossen, was zu einer schwerwiegenden Staatskrise, der so genannten Julikrise, führte. Daraufhin erhielt Kaiser und König Franz Joseph ein Treuebekenntnis des deutschen Kaisers Wilhelm II., der ihm versicherte, „im Einklang mit seinen Bündnisverpflichtungen und seiner alten Freundschaft treu an der Seite Österreich-Ungarns [zu] stehen“. Dieses Treuebekenntnis, das nicht voraussetzte, dass weitreichende Entscheidungen Österreich-Ungarns vorher mit dem Deutschen Reich abgesprochen wurden, empfanden politische Beobachter als Blankoscheck. Wie weit zu diesem Zeitpunkt der europäische Krieg bereits im Kalkül der deutschen Führung lag, ist in der historischen Forschung bis heute umstritten (siehe Fischer-Kontroverse). Am 23. Juli stellte Österreich-Ungarn ein Ultimatum an Serbien, da man davon ausging, dass Serbien entscheidenden Anteil an dem Attentat hatte. Die Antwort aus Belgrad war nachgiebig und kooperativ.[1] Die Serben hatten allerdings nicht alle Bedingungen der k.u.k. Monarchie hundertprozentig akzeptiert. Österreichisch-ungarische Spitzenpolitiker und Militärs nahmen daher gern die Gelegenheit wahr, die serbische Antwort als unzureichend abzulehnen. In völliger Verkennung der Weltlage und der Schwäche der Monarchie motivierten sie den 84-jährigen Kaiser und König, der seit 48 Jahren keinen Krieg mehr zu führen gehabt hatte, zur Kriegserklärung an das südöstliche Nachbarland, die am 28. Juli erfolgte. Dies bewog Russland zur Generalmobilmachung, da sich das Zarenreich aufgrund des Panslawismus als Behüter der slawischen Völker sah und den Balkan als eigenes Einflussgebiet betrachtete. Russland erklärte Österreich-Ungarn den Krieg. Hierauf trat für das Deutsche Reich der Bündnisfall ein; das Reich trat an der Seite Österreich-Ungarns in den Krieg ein. Da Russland mit Frankreich und Großbritannien verbündet war (Entente), kamen diese beiden Russland zu Hilfe, womit der „Große Krieg“ – später Erster Weltkrieg genannt – nicht mehr aufzuhalten war. Österreich-Ungarn im Ersten Weltkrieg Italien blieb zunächst neutral. Es sah sich trotz des Bündnisses (Dreibund) mit Österreich-Ungarn und dem Deutschen Reich nicht in der Pflicht, da es ein Defensivbündnis gewesen sei und Italien die „Mittelmächte“ (womit nicht die Größe der Macht, sondern die Lage in Mitteleuropa gemeint war) für die Verantwortlichen des Kriegsausbruches hielt. Italien stellte an Österreich-Ungarn die Forderung, italienischsprachige Gebiete der k.u.k. Monarchie (Trentino, Triest, Istrien usw.) an Italien abzutreten. Österreich-Ungarn wollte allenfalls das Trentino (Welschtirol) abtreten. Deutschland erkannte die Gefahr, dass die Entente Italien in ihr Lager ziehen könnte und mahnte Österreich-Ungarn, die Forderungen Italiens anzunehmen. Die Entente versprach Italien mehr: 1915 wechselte der gewesene Bündnispartner Österreich-Ungarns die Seiten und begann in der Hoffnung, das Risorgimento abschließen und beide Küsten der Adria („mare nostro“ = „unser Meer“) beherrschen zu können, seinen Krieg gegen Österreich-Ungarn. Der Fragilität des Vielvölkerstaates zum Trotz kämpfte die österreichisch-ungarischen Armee mutig und standhaft. In Galizien war es schwer, der russischen Übermacht standzuhalten. (Vorübergehend gab es die Furcht, die Russen könnten bis Wien vordringen.) Serbien, von der Wiener „Kriegspartei“ als leichte Beute betrachtet, leistete erbitterten Widerstand und konnte erst 1915 mit deutscher Hilfe niedergerungen werden. Italien gelang es auch in zwölf (!) Isonzoschlachten (Isonzo = slowenisch Soca, Fluss nahe der heutigen Grenze zwischen Italien und Slowenien) nicht, in den angeblich „weichen Unterleib“ der k.u.k. Monarchie einzudringen; im Gegenteil, nach der 12. Schlacht rückten die österreich-ungarischen Truppen mit Unterstützung der deutschen 14. Armee bis an den Piave, weit in Italien, vor. (Ernest Hemingway, für Italien als Sanitäter im Einsatz, schrieb darüber in seinem Roman „In einem andern Land“ [„Farewell to Arms“]). Auch im Gebirgskrieg in den Dolomiten (Südtirol) blieb Italien erfolglos. Die Adria wurde eher von der k.u.k. Kriegsmarine beherrscht als von Italien. Kriegsgefangene wurden unter anderem in den im heutigen Österreich gelegenen, großen Lagern Sigmundsherberg und Feldbach fest gehalten. Große Internierungslager befanden sich in Drosendorf, Karlstein an der Thaya und Grossau. Die 1917 gehegte Hoffnung, dass der Waffenstillstand mit Russland, dem dort im gleichen Jahr die Oktoberrevolution folgte, die Wende zu einem Sieg der Mittelmächte einleiten würde, erfüllte sich aufgrund der mittlerweile eingetroffenen US-amerikanischen Armee nicht. Die Überlegenheit des Deutschen Reiches, das wesentlich mehr Menschen, Rohstoffe, Waffen usw. in den Krieg investieren konnte, ließ die k.u.k. Monarchie im Lauf des Krieges immer mehr unter den Einfluss des deutschen Generalstabes gelangen. Dieser wollte auch nach dem Kriegseintritt der USA 1917 auf Seiten der Entente lang nicht einsehen, dass der Krieg nicht mehr zu gewinnen war. Die deshalb geheim erfolgten Friedensbemühungen Kaiser Karls I. blieben vergeblich, die USA hatten die tschechischen Exilanten bereits als Vertreter der zu gründenden Tschechoslowakei anerkannt und verhandelten lieber mit den präsumtiven Nachfolgestaaten der Monarchie als mit dem k.u.k.-Außenministerium. Im Hinterland gab es 1918 große Versorgungskrisen und Streiks, in der Bocche di Cattaro (Bucht von Kotor) in Dalmatien meuterten Matrosen. Das Ende der Doppelmonarchie Als der Reichsrat, das Parlament der österreichischen Reichshälfte, im Mai 1917 nach mehr als drei Jahren parlamentsloser Regierung wieder einberufen wurde, legten Abgeordnete aus den Kronländern Bekenntnisse zu Nationalstaaten ab: Die Polen Galiziens wollten sich einem neu entstehenden polnischen Staat anschließen, die Ukrainer Galiziens keinesfalls unter polnische Herrschaft gelangen. Die Tschechen strebten einen tschechoslowakischen Staat an, die Slowenen und Kroaten wollten mit den Serben einen südslawischen Staat bilden. Die Deutschen Böhmens und Mährens wollten das von den Tschechen beschworene frühere böhmische Staatsrecht nicht anerkennen, da sie befürchteten, in den Ländern der böhmischen Krone als Minderheit unter tschechische Herrschaft zu geraten. In Ungarn konnten sich die nichtmagyarischen Nationalitäten kaum artikulieren, da sie im Budapester Reichstag auf Grund des minderheitenfeindlichen ungarischen Wahlrechts kaum vertreten waren und alle anderen Äußerungen der Kriegszensur unterlagen. Slowaken, Rumänen und Kroaten sahen aber wenig Anlass, weiterhin unter magyarischer Oberhoheit zu leben. Ein Ausweg aus dieser rechtlich und politisch verfahrenen Situation ließ sich im Krieg ebenso wenig finden wie vor 1914. Am 16. Oktober 1918 erließ Karl I./IV. letztlich das Völkermanifest. Dieses Manifest sollte den Anstoß dazu geben, die österreichische Reichshälfte unter der Schirmherrschaft des Kaisers in eine Konföderation freier Völker umzuwandeln. Die Nationalitäten Österreichs wurden dazu aufgerufen, eigene Nationalräte (Volksvertretungen) zu bilden. Die ungarische Regierung, die die Lage gründlich verkannte, machte dem König keinen ähnlichen Vorschlag; Karl IV. war politisch zu schwach, ein solches Manifest über die Köpfe der ungarischen Regierung hinweg zu publizieren. Die Nationalitätenfragen Österreichs ließen sich jedoch nicht von denen Ungarns trennen: Die Kroaten im österreichischen Dalmatien wollten den südslawischen Staat mit den Kroaten des ungarischen Kroatien gründen, die österreichischen Tschechen die Tschechoslowakei mit den ungarischen Slowaken. Der mit dem Manifest unternommene Versuch, die Neuordnung der k.u.k. Monarchie unter wenigstens nomineller Führung durch das Haus Habsburg zu ermöglichen, musste somit fehlschlagen. Nationale Wünsche waren weitaus stärker als verbliebene Reste dynastischer Loyalität. Am 21. Oktober 1918 bildeten die deutschen Abgeordneten des Reichsrates die Provisorische Nationalversammlung für Deutschösterreich. Am 30. Oktober setzte die Nationalversammlung unter Vorsitz von Karl Seitz den deutschösterreichischen Staatsrat (Vorsitz: ebenfalls Seitz, Staatskanzler: Karl Renner) als Vollzugsausschuss ihrer Beschlüsse ein, der die Staatsregierung berief. Am 28. Oktober 1918 übernahmen die Tschechen in Prag von den k.k. Behörden unblutig die Macht und riefen die Tschechoslowakische Republik aus. Galizien schloss sich dem neu entstehenden Polen an. Slowenen und Kroaten wurden am 30. Oktober Mitgründer des neuen südslawischen Staates. Die ungarische Regierung kündigte am 31. Oktober 1918 die Realunion mit Österreich auf, womit Österreich-Ungarn aufgelöst war. (Die drei gemeinsamen Ministerien konnten nur noch die Trennung administrieren.) In Siebenbürgen übernahmen die Rumänen die Macht. Am 11. November wurde Kaiser Karl I. von den republikanisch gesinnten deutschösterreichischen Spitzenpolitikern dazu bewogen, auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften zu verzichten; eine förmliche Abdankung hatte er abgelehnt. Am gleichen Tag entließ der Kaiser die funktionslos gewordene k.k. Regierung von Ministerpräsident Heinrich Lammasch. Am 12. November 1918 fand in Wien die letzte Reichsratssitzung statt, am gleichen Tag rief der Staat Deutschösterreich die Republik aus. Am 13. November leistete der letzte Habsburger-Monarch als König Karl IV. von Ungarn den gleichen Verzicht (Ungarn blieb Königreich ohne König). In den Pariser Vorortverträgen (Vertrag von Saint-Germain mit Österreich und Vertrag von Trianon mit Ungarn) wurden Gebietsabtretungen und Grenzen der Nachfolgestaaten der Monarchie offiziell festgelegt. Die Verträge bestätigten die völkerrechtliche Anerkennung der Nachfolgestaaten Ungarn, Polen, Tschechoslowakei, Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (ab 1929 Jugoslawien) sowie Gebietsabtretungen an Italien und Rumänien. Deutschösterreich wurde der Anschluss an Deutschland verboten, ebenso die Verwendung des Begriffs „Deutsch“ im Staatsnamen; der Vertrag wurde daher mit der „Republik Österreich“ geschlossen, der bis dahin geführte Staatsname schien nicht mehr auf. Ungarn musste zugunsten der Tschechoslowakei, Rumäniens, des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen sowie Österreichs auf zwei Drittel des bisherigen Staatsgebietes verzichten und die Habsburger entthronen. Verfassung Eine gemeinsame Verfassung des Doppelstaates gab es nicht. Die legistische Grundlage der Donaumonarchie bildeten die drei folgenden Gesetze, die – gleichlautend – in Österreich und Ungarn Gültigkeit hatten: die Pragmatische Sanktion Kaiser Karls VI. vom 19. April 1713, das Verfassungsgesetz (damals inoffiziell Delegationsgesetz genannte), für Cisleithanien (Österreich) als Teil der Dezemberverfassung vom 21. Dezember 1867, in Ungarn (Transleithanien) zuvor bereits mit Gesetz XII/1867 kundgemacht, und das Zoll- und Handelsbündnis vom 27. Juni 1878. Die Pragmatische Sanktion hatte – da Karl VI. keinen männlichen Nachkommen besaß – die Herrscherrechte seiner Tochter Maria Theresia und ihrer Nachkommen festgeschrieben. Die Delegationsgesetze Österreichs und Ungarns legten fest, welche Angelegenheiten die beiden Staaten gemeinsam zu führen hatten. Das Zoll- und Handelsbündnis mit gemeinsamer Währung, gegenseitiger Niederlassungsfreiheit und gegenseitiger formloser Anerkennung von Unternehmens- und Patentregistrierungen war eine freiwillige Vereinbarung der beiden Staaten. Der Kaiser von Österreich war in Personalunion auch König von Ungarn und somit zugleich König von Kroatien und Slawonien. Dies geschah nunmehr im eigenen Recht Ungarns und nicht mehr in Ableitung aus der österreichischen Kaiserwürde. Die den Delegationsgesetzen zufolge gemeinsamen Angelegenheiten, Außenpolitik und Armee, wurden durch gemeinsame Ministerien verwaltet: Außen-, Kriegs- und Finanzministerium; dieses nicht für die gesamten Finanzen der Doppelmonarchie, sondern nur zur Finanzierung der gemeinsamen Angelegenheiten. Diese Konstruktion wurde als Realunion bezeichnet. Institutionen, die beide Reichshälften betrafen, wurden als „k. u. k.“ (kaiserlich und königlich) bezeichnet. Die Regierung von Cisleithanien wurde als „k. k.“ („kaiserlich-königlich“) bezeichnet, wobei sich königlich auf die böhmische Königswürde bezog, die der österreichische Kaiser ebenfalls innehatte. Regierung und Institutionen der ungarischen Reichshälfte wurden mit „kgl. ung.“ („königlich ungarisch“) bzw. „m. kir.“ (magyar királyi) bezeichnet. Der nach dem Ausgleich des Jahres 1867 am 14. November 1868 vom Kaiser und König festgelegte Herrschertitel und Staatsname: Bei im Namen des Kaisers abgeschlossenen Verträgen: Kaiser von Österreich und Apostolischer König von Ungarn Persönliche Bezeichnung: Seine K. u. K. Apostolische Majestät Staatsname: Österreichisch-Ungarische Monarchie (schon in einem am 2. Juni 1868 kundgemachten Staatsvertrag mit Schweden und Norwegen verwendet) Die Verwendung des Namens Österreich erfolgte in der inländischen Staatspraxis sparsam, wohl aus Rücksicht auf die nichtdeutsche Mehrheit im Kaisertum Österreich. Einerseits regelte im Staatsgrundgesetz vom 21. Dezember 1867 (RGBl. 142/1867) Artikel 1, es bestehe „für alle Angehörigen der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder […] ein allgemeines österreichisches Staatsbürgerrecht“. Andererseits wurde das Staatsgebiet häufig mit dem Begriff „die im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder“ umschrieben, ein Begriff, der außerhalb amtlicher Texte stets durch Österreich ersetzt wurde, bis dies 1915 (!) auch offiziell so bestimmt wurde. Herrscher und Ministerpräsidenten Franz Joseph I. 1867–1916 8. Juni 1867 Krönung zum König von Ungarn (I. Ferenc József) 21. November 1916 gestorben Karl I./IV. 1916–1918 21. November 1916 Mit dem Tod seines Vorgängers automatisch Kaiser und König; die Krönung in der österreichischen Reichshälfte sollte nach dem Krieg stattfinden. 30. Dezember 1916 Krönung zum König von Ungarn als Karl IV. (IV. Károly) 11. November 1918 Regierungsverzicht in der österreichischen Reichshälfte (keine Abdankung) 13. November 1918 Regierungsverzicht in der ungarischen Reichshälfte (keine Abdankung) Nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleich von 1867 hatte jede der beiden Reichshälften ihren eigenen Ministerpräsidenten, der mit Zustimmung des Monarchen sein eigenes Kabinett berief. Aufgrund der Verfassungs- und der realpolitischen Entwicklung der Habsburgermonarchie blieb der österreichische Ministerpräsident ausschließlich vom Willen des Kaisers abhängig (ein Misstrauensvotum, das zum Rücktritt verpflichtete, gab es im Reichsrat nicht), der ungarische Ministerpräsident vom Willen des Königs und der ungarischen Aristokratie. Insbesondere in der österreichischen Reichshälfte wechselten die Amtsträger ab den frühen 1890er Jahren häufig; nur wenige Politiker konnten prägenden Einfluss gewinnen. Direkt vom Kaiser ohne Vorschlag eines Ministerpräsidenten besetzt wurden die für den österreich-ungarischen Gesamtstaat verantwortlichen Ämter des k.u.k. Außenministers, des k.u.k. Kriegsministers (jede Reichshälfte hatte zusätzlich noch eigene Landesverteidigungsministerien, die für die jeweilige nationale Landwehr zuständig waren) und des k.u.k. Finanzministers (zuständig für das Budget der k.u.k. Armee und des Außenministeriums, jede Reichshälfte hatte zusätzlich noch eigene Finanzministerien). Österreich-Ungarn hatte als Ganzes keinen Regierungschef; im Ministerrat für gemeinsame Angelegenheiten führte der Außenminister den Vorsitz, dieser trug aber zumindest zur Zeit des Außenministers Friedrich Ferdinand von Beust (1867-1871) den zusätzlichen Titel Reichskanzler. Reichsteile und Länder Der Fluss Leitha bildete streckenweise die Grenze zwischen den beiden Reichshälften Österreich und Ungarn (entspricht der heutigen burgenländischen Westgrenze). Daraus leiteten sich die Bezeichnungen Cisleithanien („Land diesseits der Leitha“ für die westliche Reichshälfte) und Transleithanien („Land jenseits der Leitha“ für die östliche Reichshälfte) ab. Cisleithanien hieß offiziell Die im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder (vorher inoffiziell, seit 1915 offiziell Österreich genannt), die einzelnen Länder wurden als Kronländer bezeichnet. Die Länder Transleithaniens wurden offiziell als Die Länder der heiligen ungarischen Stephanskrone bezeichnet. Von beiden Reichshälften gemeinsam verwaltet wurde das zuvor zum Osmanischen Reich gehörige Land Bosnien und Herzegowina, das 1878 besetzt und 1908 unter Inkaufnahme der Bosnischen Annexionskrise in den Reichsverband eingegliedert wurde. Die folgenden Tabellen zeigen die Ergebnisse des Zensus vom 31. Dezember 1910. Cisleithanien: 1. Böhmen 2. Bukowina 3. Kärnten 4. Krain 5. Dalmatien 6. Galizien und Lodomerien 7. Küstenland 8. Österreich unter der Enns 9. Mähren 10. Salzburg 11. Österreichisch Schlesien 12. Steiermark 13. Tirol 14. Österreich ob der Enns 15. Vorarlberg Transleithanien: 16. Ungarn mit Vojvodina und Siebenbürgen 17. Kroatien und Slawonien 18. Bosnien und Herzegowina Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Groß- und Mittelmächten hatte Österreich-Ungarn keine kolonialen Ambitionen. Die einzige außereuropäische koloniale Besitzung der Doppelmonarchie bestand zwischen 1901 und 1917 in einer kleinen Konzession in der chinesischen Stadt Tianjin (Tientsin). Die Konzession lag am Kaiserkanal beziehungsweise am Hai He (Peiho) und umfasste ungefähr eine Fläche von 2,5 km². Bevölkerung und Nationalitäten Für die folgenden Aufstellungen wird die Volkszählung vom 31. Dezember 1910 zu Grunde gelegt. Die Umgangssprachen Österreich-Ungarns 1910 In den Volkszählungen wurde in Österreich-Ungarn jeweils die Umgangssprache ermittelt. Juden gaben in Altösterreich meist Deutsch als Umgangssprache an, ebenfalls Beamte, die zwar Deutsch nicht als Muttersprache hatten, aber durch den Einsatz im Verwaltungsapparat vorwiegend deutsch sprachen. Exakte Zahlen über die nationale Zuordnung existieren nicht. Umgangssprachen in den Kronländern der österreichischen Reichshälfte Magyarisierungspolitik in Ungarn Nach dem Ausgleich mit Österreich kam es 1868 innerhalb der ungarischen Reichshälfte zu einem ungarisch-kroatischen Ausgleich. Dieser Ausgleich sicherte Kroatien und Slawonien eine beschränkte Autonomie zu. In den anderen Teilen Ungarns nahmen die Spannungen unter den Volksgruppen jedoch zu. Gründe für diese Spannungen waren sowohl die Magyarisierungspolitik der ungarischen Regierung als auch die Zunahme der Intoleranz der Nationalitäten untereinander. Im Gegensatz zu den im Königreich Ungarn lebenden Minderheiten wie Slowaken oder Rumänen hatte der Nationalismus der Magyaren die Staatsmacht auf seiner Seite und war somit in der stärkeren Position, obwohl die ethnischen Ungarn nur etwa die Hälfte der Bevölkerung stellten. Die Umsetzung der an sich liberalen Minderheitengesetzgebung hatte in einer solchen Atmosphäre kaum Erfolg. Das Nationalitätengesetz von 1868 bestimmte zwar Ungarisch als Staatssprache, ließ jedoch Minderheitensprachen auf regionaler, lokaler und kirchlicher Ebene zu. Doch diese Regelung wurde oft nicht in die Tat umgesetzt, und die Minderheiten sahen sich Assimilierungsversuchen ausgesetzt. Ab 1875 wurde unter Ministerpräsident Kálmán Tisza (1875–1890) eine konsequente Magyarisierungspolitik betrieben, um alle Nichtmagyaren in 40 Jahren zu Ungarn zu machen. Bereits im Revolutionsjahr 1848 ergriffen slowakische Angehörige des ungarischen Parlaments die Initiative, um sich beim Kaiser Unterstützung gegen die Magyarisierungspolitik zu holen. Es wurde eine Erklärung mit „Forderungen der slowakischen Nation“ abgegeben, welche man dem Kaiser und der ungarischen Nationalregierung übergab. Gefordert wurde die Föderalisierung Ungarns, die Konstituierung einer ethnopolitischen Einheit, die Festlegung der slowakischen Grenzen, ein eigener Landtag, eine slowakische Nationalgarde, nationale Symbole, das Recht auf Gebrauch der slowakischen Sprache, allgemeines Wahlrecht und eine gleichberechtigte Vertretung im ungarischen Parlament. Die Magyaren jedoch sahen dadurch ihre Machtstellung in Oberungarn, wie sie die heutige Slowakei nannten, in Gefahr und reagierten mit Kriegsrecht und Haftbefehlen gegen die slowakischen Nationalführer. In Wien und Böhmen wurden slowakische Exilregierungen errichtet, die Hoffnungen der Slowaken wurden aber enttäuscht. Nach der Revolution ließ man die Ungarn mit ihrer zentralistischen Verwaltung gewähren. Der Ausgleich von 1867 lieferte die Minderheiten nun völlig der Magyarisierungspolitik Budapests aus. Zwischen 1881 und 1901 hatten die Slowaken keine eigenen Abgeordneten im ungarischen Parlament, auch danach waren es im Verhältnis weniger, als ihr Bevölkerungsanteil ausmachte. Versuche Budapests vor und während des Ersten Weltkriegs, dem serbischen und rumänischen, auf Expansion bedachten Nationalismus mit Zugeständnissen entgegen zu wirken, kamen zu spät. Auswanderung aus Österreich-Ungarn Zwischen 1876 und 1910 wanderten rund 3,5 Millionen (andere Zahlen geben bis zu 4 Millionen an) Einwohner der Doppelmonarchie aus. Sie waren arm und arbeitslos und erhofften sich in einem anderen Land bessere Lebensbedingungen. Etwa 1,8 Millionen Menschen kamen davon aus der cisleithanischen Reichshälfte und etwa 1,7 Millionen aus der transleithanischen Hälfte. Fast drei Millionen von ihnen hatten als Reiseziel die Vereinigten Staaten von Amerika, 358.000 Personen wählten Argentinien als neue Heimat, 158.000 gingen nach Kanada, 64.000 nach Brasilien und 4.000 wanderten nach Australien aus. Der Rest verteilte sich auf andere Länder. Allein im Jahre 1907 verließen rund eine halbe Million Menschen ihre Heimat. Die Regierungen Österreichs und Ungarns waren besorgt, da sich unter den Auswanderern viele junge arbeitsfähige Männer befanden. 1901–1905 wurden allein in Österreich 65.603 Liegenschaften, davon 45.530 kleinere Parzellen, von Auswanderern öffentlich versteigert. Ausgewanderte schrieben an ihre daheimgebliebenen Bekannten und Familienangehörige oft begeistert von „drüben“ – manchmal waren gleich bezahlte Schiffsfahrkarten beigelegt. Die wichtigsten Ausgangshäfen für die Auswanderer waren Hamburg und Bremen, wo die Schiffe der großen Reedereien, die Norddeutsche Lloyd und die Hamburg-Amerika-Linie, anlegten. Dauerte eine Schifffahrt nach New York zur Mitte des 19. Jahrhunderts mit den ersten Dampfschiffen noch rund ein Monat, so betrug die Fahrtzeit um 1900 bei gutem Wetter nur noch eine Woche. Von Triest aus mit der Austro-Americana dauerte eine Reise nur noch 15 Tage. Jährlich führten 32 bis 38 Fahrten in die USA. Die Reisebedingungen waren für die zumeist armen Auswanderer oft miserabel. Für die Reedereien, die am Komfort für die weniger wohlhabenden Passagiere sparten, war das Auswanderergeschäft äußerst lukrativ und daher sehr hart umkämpft. Die meisten Auswanderer kamen aus Galizien im heutigen Polen und in der Ukraine. 1907-1912 waren es 350.000, wie aus einer Interpellation von polnischen Reichsratsabgeordneten an verschiedene österreichische Minister am 12. März 1912 hervorging. Wirtschaft Bergbau Der Bergbau erwirtschaftete per 1889 78,81 Millionen Gulden. Die wichtigsten abgebauten Rohstoffe waren Braun- und Steinkohle sowie Salz. Weiters von Bedeutung waren auch Graphit, Blei und Zink. An Edelmetallen konnten 35.435 Meterzentner Silber abgebaut werden. Der Goldbergbau spielte schon damals praktisch keine Rolle mehr – 1889 wurden lediglich rund 13 Kilogramm Gold abgebaut. Industrialisierung Die österreichisch-ungarische Wirtschaft veränderte sich während der Existenz der Doppelmonarchie erheblich. Die technischen Veränderungen beschleunigten sowohl die Industrialisierung als auch die Urbanisierung. Während die alten Institutionen des Feudalsystems immer mehr verschwanden, breitete sich der Kapitalismus auf dem Staatsgebiet der Donaumonarchie aus. Zunächst bildeten sich vor allem um die Hauptstadt Wien, in der Obersteiermark, in Vorarlberg und in Böhmen wirtschaftliche Zentren heraus, ehe im weiteren Verlauf des neunzehnten Jahrhunderts die Industrialisierung auch in Zentralungarn und den Karpaten Einzug hielt. Resultat dieser Struktur waren enorme Ungleichheiten in der Entwicklung innerhalb des Reiches, denn generell erwirtschafteten die westlich gelegenen Wirtschaftsregionen weit mehr als die östlichen. Zwar war bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts im annähernd gesamten Staatsgebiet die Wirtschaft rapide gewachsen und das gesamte Wirtschaftswachstum konnte sich durchaus mit dem anderer europäischer Großmächte messen, doch aufgrund des späten Einsetzens dieser Entwicklung blieb Österreich-Ungarn weiterhin im internationalen Vergleich rückständig. Haupthandelspartner war vor dem ersten Weltkrieg mit weitem Abstand an erster Stelle das Deutsche Reich (1910: 48 % aller Exporte, 39 % aller Importe), gefolgt von Großbritannien (1910: knapp 10 % aller Exporte, 8 % aller Importe). Der Handel mit dem geografisch benachbarten Russland hatte dagegen nur ein relativ geringes Gewicht (1910: 3 % aller Exporte, 7 % aller Importe). Haupthandelsgüter waren landwirtschaftliche Produkte. Verkehr Eisenbahn Der Eisenbahntransport expandierte in Österreich-Ungarn rapide. Schon im Vorgängerstaat, dem Kaisertum Österreich, war 1841 von Wien ausgehend ein bedeutender Anteil an Schienenverbindungen entstanden. Grund dafür war, dass die Regierung das große Potenzial des Eisenbahnverkehrs für militärische Zwecke erkannt hatte und somit viel in deren Ausbau investierte. Wichtige Zentren wie Pressburg, Budapest, Prag, Krakau, Graz, Laibach und Venedig wurden in das Netz integriert. 1854 waren etwa sechzig bis siebzig Prozent der 2000 Streckenkilometer unter staatlicher Kontrolle. Allerdings begann die Regierung zu diesem Zeitpunkt große Streckenabschnitte an Privatinvestoren zu verkaufen, um der finanziellen Belastung Herr zu werden, die infolge der Revolution von 1848 und des Krimkriegs entstanden war. Von 1854 bis 1879 wurde beinahe das komplette Schienennetz von privaten Investoren übernommen. In dieser Zeit erweiterte sich die Streckenlänge in Cisleithanien um 7952 Kilometer, in Ungarn um 5839 Kilometer, was zur Folge hatte, dass neue Gebiete vom Bahnnetz erschlossen wurden. Von nun an war es möglich, auch weit entfernte Gebiete zu erreichen und in den wirtschaftlichen Fortschritt zu integrieren, was zu Zeiten, als der Transport noch von Flüssen abhängig war, nicht möglich war. Ab 1879 begannen die Regierungen in Österreich und Ungarn das Bahnnetz wegen der schwerfälligen Entwicklung während der weltweiten Wirtschaftskrise in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts wieder zu verstaatlichen. Zwischen 1879 und 1900 wurden in Cisleithanien und Ungarn mehr als 25.000 Kilometer neue Bahnstrecken angelegt. Während dieser Periode gelang es der Doppelmonarchie, mittels Bahneinsatzes die Transportkosten im Inneren zu reduzieren und neue Märkte außerhalb des Landes zu erschließen. Schifffahrt Aufgrund der Besitzungen im Österreichischen Küstenland sowie am weiteren Balkan verfügte Österreich über mehrere Seehäfen. Der bedeutendste davon war Triest, wo die österreichische Handelsmarine mit ihren beiden bedeutendsten Gesellschaften Österreichischer Lloyd und Austro-Americana sowie einige Werften ihren Sitz hatten, und auch die k. u. k. Kriegsmarine zahlreiche Schiffe anfertigen und ankern ließ. Dem Aufschwung voraus ging jedoch der Niedergang Venedigs, das zudem von 1815 bis 1866 keine Konkurrenz für Österreich-Ungarn darstellen konnte, da es Teil der Monarchie war. Zuvor konnte die Handelsmarine kaum Bedeutung erlangen, angesichts der großen Konkurrenz in Venedig. Auch die Kriegsmarine erlangte erst zur Zeit Österreich-Ungarns große Bedeutung. Die Gründung einer solchen scheiterte lange am Geldmangel des Hauses Habsburg. Der wichtigste Hafen für die ungarische Reichshälfte war Fiume, von wo aus die ungarischen Schifffahrtsgesellschaften, deren bedeutendste die Adria war, operierten. Ein weiterer wichtiger Hafen war Pola – vor allem für die Kriegsmarine. Im Jahr 1889 zählte die österreichische Handelsmarine 10.022 Schiffe, wovon 7.992 Fischereischiffe und -Boote waren. Für den Küsten- und Seehandel bestimmt waren 1.859 Segler mit 6.489 Mann Besatzung und einer Ladekapazität von 140.838 Tonnen sowie 171 Dampfschiffe mit einer Ladekapazität von 96.323 Tonnen und einer Besatzung von 3.199 Mann. In einem Gesetz vom 19. Juni 1890 wurde zur Förderung des Baus von Dampf- und Segelschiffen aus Eisen oder Stahl im Inland für den Schiffsbetrieb zur See die Befreiung von der Erwerb- und Einkommensteuer auf die Dauer von 15 Jahren gewährt. Dies betraf vor allem den Bau und Betrieb von kleinen Dampfern für die Küstenschifffahrt in Dalmatien. Die Erste Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft (DDSG) wiederum war bis Ende der Donaumonarchie die größte Binnenschifffahrtsgesellschaft der Welt, während der Österreichische Lloyd eine der größten Hochsee-Reedereien der damaligen Zeit, mit Reisezielen im Orient, sowie ab Errichtung des Suez-Kanals, auch in Asien, war. Vor Kriegsausbruch zählte er 65 mittlere bis große Dampfschiffe. Die Austro-Americana zählte vor Kriegsausbruch etwa ein Drittel davon, verfügte aber mit der S.S. Kaiser Franz Joseph I. über das größte österreichische Passagierschiff. Im Gegensatz zum Österreichischen Lloyd steuerte die Austro-Americana fast ausschließlich Ziele in Nord- und Südamerika an. Bis zum Kriegsausbruch 1914 beförderte die Gesellschaft unter anderem 101.670 Auswanderer von Österreich-Ungarn in die Vereinigten Staaten. Kultur und Wissenschaft Besonders der wirtschaftliche Aufschwung der Donaumonarchie ist mit Franz Josephs I. Namen verbunden, der nach wie vor auf vielen Wiener Prachtbauten aus dieser Zeit als Inschrift zu lesen ist. Nach der 1857 vom Kaiser angeordneten Schleifung der mittelalterlichen Stadtbefestigungen Wiens war Platz für eine die gesamte Innenstadt umfassende Prachtstraße geworden. Entlang dieser Straße, der Wiener Ringstraße, fertiggestellt 1865, entstanden nicht nur die Palais der reichen Bankiers und Großindustriellen, sondern auch der Erweiterungsbau der kaiserlichen Hofburg, große Museen, die die kaiserlichen Kunst- und Natursammlungen beherbergten, ein Parlamentsgebäude für den Reichsrat, die Neue Universität, das Neue Rathaus, das Hofburgtheater und eine zum Andenken an die Errettung des Kaisers vor einem Attentäter im Jahre 1853 gestiftete Votivkirche. Der Suizid des Architekten Van der Nüll, Miterbauer der Wiener Oper, als Reaktion auf eine Kritik des Kaisers, veranlasste Franz Joseph, zu kulturellen Angelegenheiten nur noch sehr zurückhaltend Stellung zu nehmen. Es heißt, der Kaiser habe sich bei allen möglichen kulturellen Anlässen nur noch mit der stereotypen Phrase: „Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut!“ geäußert. Obwohl Franz Joseph I. oft als schwarzer Reaktionär und grauer Bürokrat beschrieben wurde, blühte besonders in den Jahren um 1900 unter seiner Regierung die Geisteskultur in Österreich-Ungarn wie nie zuvor und nie danach. Allerdings nahm der Monarch – im Gegensatz zu seinem Sohn Kronprinz Rudolf – nie selbst aktiv an den neuen kulturellen und intellektuellen Strömungen Anteil; sie berührten ihn nicht, während sein späterer Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand oft wütend dagegen auftrat. Wien war Anziehungspunkt für viele Wissenschaftler wie Christian Doppler und Ludwig Boltzmann, darunter auch eine Reihe späterer Nobelpreisträger wie Albert Einstein, der von Franz Joseph 1911 kurzzeitig zum Universitätsprofessor in Prag ernannt worden war. Philosophen der Moderne wie Ludwig Wittgenstein, der aus einer österreichisch-ungarischen Großindustriellenfamilie stammte, und Ernst Mach beeinflussten die Arbeit der Mitglieder des Wiener Kreises bis in die 1920er Jahre. Nicht zufällig fallen auch Sigmund Freuds wichtigste Arbeiten an der medizinischen Fakultät der Universität Wien in die Zeit um 1900. Auf dem Gebiet der Bildenden Kunst entwickelte sich Gustav Klimt vom Dekorationsmaler der Ringstraßen-Bauten über die Wiener Secession zum Vorreiter der modernen Malerei. Die Zurückhaltung des Kaisers erlaubte es dem Architekten Adolf Loos, genau gegenüber dem barocken inneren Burgtor der kaiserlichen Hofburg im Jahre 1910 sein umstrittenes erstes schmuck- und ornamentloses Wohnhaus zu bauen. Franz Joseph soll die Hofburg seit damals stets durch andere Tore verlassen haben. Auch die Österreichische Filmgeschichte begann in Österreich-Ungarn. In Wien wurden 1896 die ersten beweglichen Bilder Österreichs von den Gebrüdern Lumière präsentiert, und bis zur Gründung der ersten österreichischen Filmproduktionsgesellschaften Ende der 1910er Jahre waren hauptsächlich französische Filmgesellschaften für die noch sehr bescheidene Filmproduktion verantwortlich. Während des Ersten Weltkriegs entstanden mehrere Kriegswochenschauen, die patriotisch und unter Aufsicht der kaiserlichen Zensurbehörde vom Frontgeschehen berichteten. Auch Propagandafilme wurden in großer Anzahl hergestellt, und 1918, das letzte Jahr der Habsburger-Herrschaft, war mit rund 100 Spielfilmen auch das produktivste Jahr der österreichischen Filmindustrie zur Zeit der Monarchie. Im heutigen Budapest, seit 1777 Universitätsstadt, war schon 1834-41 das Nationalmuseum und 1864 das Palais der Akademie der Wissenschaften errichtet worden. Nach dem Ausgleich 1867 waren die Ungarn bestrebt, ihre Hauptstadt zur Konkurrentin Wiens werden zu lassen. Buda (Deutsch: Ofen) am rechten Donauufer war mit der Königsburg lang die bedeutendste Stadt des Königreiches gewesen, wurde aber im 19. Jahrhundert vom linksufrigen Pest überholt. 1872 wurden die beiden Städte zu Budapest vereinigt. Opernhäuser, Theater, Bibliotheken und Museen wurden errichtet, in Pest erhielt die Stadt auch eine Ringstraße (körút). Am Pester Donauufer entstand das riesige neugotische Parlamentsgebäude. Bei Neubauten um 1900 wurden Jugendstil und ungarischer Nationalstil angewandt, oft auch eine Mischung beider. Bildung Im Bereich der allgemeinen Volkbildung kam es durch die allgemeine Unterrichtspflicht zu einem kontinuierlichen Rückgang des insbesondere in den östlichen und südlichen Reichsteilen noch vielfach vorhandenen Analphabetentums. Dieses blieb jedoch weiterhin ein erhebliches bildungspolitisches Problem und behinderte die Teilnahme von weiten Bevölkerungskreisen am gesellschaftlichen und politischen Leben. Neben dem Grundschulwesen bestand parallel für den Militär-Nachwuchs ein eigenes Schulsystem, welches speziell auf militärische Anforderungen ausgerichtet war. Eine Übersicht über diese Schule findet sich in den folgenden beiden Artikeln: Militärschulwesen (Österreich, 1859) Militärschulwesen (Österreich, 1900) Insignien Flaggen Österreich-Ungarn besaß keine gemeinsame Staatsflagge, jedoch eine gemeinsame rot-weiß-rote Kriegs- und Marineflagge (mit einem gekrönten Bindenschild) und eine gemeinsame, 1869 eingeführte Handelsflagge (eine Kombination aus der Marineflagge und der ungarischen Reichsflagge, die durch das kleine ungarische Wappen ergänzt wurde). Die Farben des Hauses Habsburg waren gleichzeitig die Flagge der österreichischen Reichshälfte. Die ungarische Reichshälfte besaß als Flagge eine rot-weiß-grüne Trikolore, versehen mit dem ungarischen Wappen. Wappen Von 1867 bis 1915 war der Doppeladler der Dynastie Habsburg-Lothringen („Haus Österreich“) das Hoheitszeichen für gemeinsame (k.u.k.) Institutionen Österreich-Ungarns. Im Jahr 1915 wurde ein neues gemeinsames Wappen eingeführt, welches eine Kombination aus den Wappen der beiden Reichshälften und dem des Herrscherhauses ist. Die Devise INDIVISIBILITER AC INSEPARABILITER („unteilbar und untrennbar“), soll die Verbundenheit der beiden in der Monarchie vereinigten Staaten darstellen. Das Wappen der österreichischen Reichshälfte zeigte den von der Kaiserkrone überhöhten Doppeladler mit einem Brustschild, der die Wappen der Kronländer beinhaltete. Als Schildhalter dienten zwei Greife. Das ungarische Wappen wurde von der Stephanskrone überhöht und von zwei schwebenden, weiß gekleideten Engeln flankiert. Der Artikel Österreichisches Militärwesen beschreibt die Entwicklung und den Status der militärischen Einrichtungen Österreichs, sowie der Rüstungsindustrie. Geschichte Die Habsburger-Monarchie Bereits der Beginn der Habsburger-Herrschaft im damaligen Herzogtum Österreich ist mit Krieg verknüpft. Herzog Friedrich der Streitbare aus dem Hause Babenberg war 1246 im Kampf gegen die andrängenden Ungarn gefallen, ohne einen männlichen Erben zu hinterlassen. Ottokar Przemysl, König von Böhmen, hatte sich hierauf Österreich untertan gemacht, ohne die reichsrechtlichen Vorschriften zu beachten. 1276 wurde er vom deutschen König Rudolf I. von Habsburg aus Österreich gewiesen, der nun seine Söhne mit dem Herzogtum belehnte. 1278 wurde der widerspenstige Ottokar in der Schlacht von Dürnkrut und Jedenspeigen im heutigen Niederösterreich besiegt, wobei er in der Schlacht fiel. In Franz Grillparzers Drama König Ottokars Glück und Ende ist diese Schlacht zweier Ritterheere beschrieben. Wie alle anderen Dynastien erreichte auch das Haus Habsburg seinen Machtzuwachs im Wesentlichen durch zwei Faktoren: Kriege und dynastische Heiraten. Stehende Heere, die man sofort einsetzen konnte, waren allerdings im Mittelalter und in der frühen Neuzeit unbekannt. Im Fall des Falles mussten Feldherren und Offiziere bestellt und Soldaten - meist Leibeigene, die sich nicht dagegen wehren konnten, oder Söldner - beschafft werden. 1556 wurde der Hofkriegsrat gegründet. Er war die erste selbstständige Militärverwaltungsbehörde Österreichs. (Er wurde erst 1848 in Kriegsministerium umbenannt.) Bereits um 1500 wurde das erste Kaiserliche Arsenal erbaut. Dieses diente zur Herstellung von Kriegsschiffen für die Donau. 1529 war die erste Türkenbelagerung Wiens abzuwehren. 1562 wurde mit dem Bürgerlichen Zeugshaus ein weiteres großes Waffenlager in Wien errichtet. 1618-1648 fand aus religiösen und machtpolitischen Gründen im und um das Heilige Römische Reich, zu dem Österreich bis 1806 gehörte, der Dreißigjährige Krieg statt. Sein bekanntester kaiserlicher Feldherr war der später im Auftrag des Kaisers ermordete Wallenstein. 1677 errichtete man das Kaiserliche Zeughaus, welches dem Gießen von Kanonen diente. 1683 war neuerlich eine Türkenbelagerung Wiens abzuwehren; es gelang nur mit Hilfe aus Polen und dem Reich. In der Folge reorganisierte Prinz Eugen von Savoyen Österreichs Militär grundlegend und vertrieb die Türken aus Mitteleuropa. Kriege, an denen Österreich beteiligt war, waren u. a.: Spanischer Erbfolgekrieg 1701-14 (nach dem Aussterben der spanischen Habsburger wollten die österreichischen Habsburger den Thron übernehmen), Österreichischer Erbfolgekrieg 1740-48 (nach dem Tod Karls VI. ohne männlichen Erben wurde seine Tochter Maria Theresia als Nachfolgerin von Nachbarn bekämpft), Schlesische Kriege 1740-63, in denen Preußen von Maria Theresia das bis dahin österreichische Schlesien eroberte, Siebenjähriger Krieg 1756-63 der europäischen Großmächte Napoleonische Kriege an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert, die vorübergehend ganz Europa "umkrempelten", Ungarischer Krieg 1848-49 zur Niederschlagung der ungarischen Revolution, Italienische Kriege 1848-1866, in denen Piemont von Österreich die Lombardei und Venetien gewann, Deutsch-Dänischer Krieg 1864 um Schleswig-Holstein und Deutscher Krieg 1866: Preußen gegen Österreich um die Vorherrschaft in Deutschland. 1878 konnte Österreich-Ungarn die ihm zur Verwaltung zugesprochenen Länder Bosnien und Herzegowina nur durch militärische Besetzung "befrieden". Bedeutende österreichische Feldherren, auf die hier noch näher einzugehen sein wird, waren u. a. Wallenstein, Tilly, Starhemberg, Daun, Laudon, Erzherzog Karl, Schwarzenberg und Radetzky, als Admiral wurde Tegetthoff berühmt. Franz Joseph I. (reg. 1848-1916) fungierte fast sein ganzes Monarchenleben lang persönlich als Oberster Befehlshaber seiner bewaffneten Macht und war im Inland ausschließlich in Uniform zu sehen. Eine Ruhmesstätte altösterreichischer Kriegshelden ist der Heldenberg bei Klein-Wetzdorf in Niederösterreich. Dort sind die kaiserlichen Feldmarschälle Radetzky und Wimpffen bestattet und Dutzende führende Militärs als Statuen verewigt. Lange Zeit wichtigste Bezugsquelle für Gewehre war die Gewehrfabrik am Alsergrund in Wien. 1810 eröffnete man die erste Militärschwimmschule in Prag, 1813 folgte auch eine in Wien. Österreich-Ungarn Als die Habsburger-Monarchie 1867 zur Doppelmonarchie wurde, weil Ungarn als eigener Staat anerkannt werden musste, blieben Armee und Kriegsmarine gemeinsame Angelegenheiten beider Reichshälften unter der Leitung des k.u.k. Kriegsministeriums in Wien. Dem entsprechend wurde nun auch das Heer als k.u.k. Armee bezeichnet (zuvor k.k. Armee). Nicht zu den gemeinsamen Angelegenheiten gehörten die Wehrgesetze (die festlegten, wer wie lang wehrpflichtig war), die österreichische Landwehr und ihr ungarisches Pendant, der Honvéd. Diese wurden vom österreichischen Landwehrminister und seinem ungarischen Pendant getrennt verwaltet. Das k.u.k. Kriegsministerium war ledigiglich für Verwaltungsaufgaben des Heeres und der Flotte zuständig, da Kaiser Franz Joseph persönlich den Oberbefehl hatte. Für die k. u. k. Kriegsmarine bestand im Ministerium die Marinesektion. Militärische Führungskräfte wurden an der k. u. k. Kriegsschule, an der Theresianischen Militärakademie, an der k.k. Franz-Joseph-Militärakademie sowie der Technischen Militärakademie ausgebildet. Für die Marineangehörigen bestand die Marineakademie. Reitlehrer wurden im Militär-Reitlehrer-Institut ausgebildet. Als vorbereitende Schule für die Militärakademien existierten die Kadettenschulen. Die größte befand sich im heutigen Kommandogebäude Theodor Körner in Breitensee in Wien. An Medikamenten und Heilmitteln für Soldaten wurde in der Militär-Medikamenten-Direktion in Wien geforscht. Die Verpflegung des Heeres wurde aus dem Militärverpflegungsetablissement gesteuert. Bekannte militärische Einheiten waren die Tiroler Kaiserjäger, die Deutschmeister (Wiens "Hausregiment"), die ungarischen Husaren und die polnischen Ulanen. Bekanntester Militärmarsch wurde der von Johann Strauß 1848 komponierte Radetzkymarsch (später auch Titel eines - zweimal verfilmten - Romans von Joseph Roth über eine Soldatenfamilie in den letzten Jahrzehnten des Monarchie). Prominenter Militärkapellmeister war Josef Lanner. Ein bekannte Auszeichnung war der Leopoldsorden, der zwischen 1808 und 1918 nur vier Mal verliehen wurde. Von 1757 bis 1931 insgesamt 1241 Mal verliehen wurde der Maria Theresia-Orden für „hervorragende Dienste im Kriege“. Mit vielen weiteren Orden und Ehrenzeichen wurde die bekannt schlechte Besoldung der Offiziere zu kompensieren versucht. Bemerkenswerte Offiziere der letzten Jahre Österreich-Ungarns (Auswahl): Franz Graf Conrad von Hötzendorf, Chef des k.u.k. Generalstabes 1906-11 und 1912-17, Anhänger des Präventivkrieges Svetozar Boroevic von Bojna, Feldmarschall an der Isonzofront Theodor Körner, Oberst des Generalstabes der Isonzofront, 1945-51 Bürgermeister von Wien, 1951-1957 Bundespräsident Erster Weltkrieg Die Geschichte Österreichs im Ersten Weltkrieg ist hier noch nicht dargestellt. Zum Einsatz kamen Heer (Armee) und Kriegsmarine (k. u. k. Kriegsmarine), später auch die Kampfflugzeuge der k.u.k. Luftfahrtruppen. Kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs beendete Ungarn am 31. Oktober 1918 die Realunion mit Österreich und zog seine Truppen von der Isonzofront ab. Damit war die k.u.k. Armee zerbrochen. Ihr Ende wurde von Franz Theodor Csokor, selbst Offizier im Krieg, in seinem Theaterstück "3. November 1918" dargestellt (an diesem Tag trat der Waffenstillstand mit Italien in Kraft). Die Schändlichkeiten des Krieges brachte Karl Kraus im Stück "Die letzten Tage der Menschheit" zur Sprache. Die Landstreitkräfte Österreich-Ungarns bestanden aus der kaiserlich und königlichen Armee, der kaiserlich-königlichen Landwehr und der königlich ungarischen Landwehr. Geschichte und Aufgaben Der in diesem Artikel behandelte Themenbereich bezieht sich auf die österreichisch-ungarischen Landstreitkräfte im Zeitraum zwischen 1866 und 1914. Bis zum Jahre 1866 gehörte Österreich-Ungarn zum Deutschen Bund und lag mit Truppen in den Bundesfestungen Ulm, Rastatt, Mainz und Luxemburg in Garnison. Es war dies auch das zweite geschichtsträchtige Jahr für die Armee (nach der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation 1806 und der damit verbundenen Proklamation von Franz I. als Kaiser von Österreich). Geschwächt durch den verlorenen Krieg gegen Preußen, war man in Wien gezwungen, Ungarn mit dem sog. Ausgleich vom 15. März 1867 praktisch die Autonomie zu gewähren. Das führte dazu, dass man in der ungarischen Reichshälfte sofort begann eine eigene Armee aufzustellen, die k.u. Landwehr „Király Honvédség“. Die Gefahr einer Schwächung der gemeinsamen Armee wurde bewusst in Kauf genommen. Konsequenterweise begann auch die cisleithanische Reichshälfte eine Landwehr zu errichten, die k.k. Landwehr. Somit bestanden also in Österreich-Ungarn praktisch drei, zumindest teilweise selbstständige Heere nebeneinander. Nach dem Wehrgesetz von 1889 waren die Aufgaben der Streitkräfte klar geregelt. Die gemeinsame Armee und die Kriegsmarine dienten zur Verteidigung der Monarchie sowohl nach außen als auch im Inneren. Die Landwehr unterstützte im Krieg das Heer innerhalb und außerhalb der Reichsgrenzen, sorgte (allerdings nur in Ausnahmefällen) im Frieden für die innere Sicherheit und Ordnung. Der Landsturm diente im Kriegsfalle der Unterstützung von Land- und Seestreitkräften. Dem Kaiser als Oberbefehlshaber stand eine Militärkanzlei zur Verfügung, deren Aufgabe die Aufrechterhaltung der Verbindung zu den Zentralbehörden war - dem Reichskriegsministerium, dem k.k. Ministerium für Landesverteidigung (k.k. Landwehr) und dem k.u. Landesverteidigungsministerium (k.u. Honvéd) Chef des Reichskriegsministerium war ein höherer General als Reichskriegsminister, der über eine Reihe von Hilfsorganen verfügte: Chef des Generalstabes Generalkavallerieinspektor Generalartillerieinspektor Inspektor der Festungsartillerie Generalgenieinspektor Generaltraininspektor Generalinspektor der Militärerziehungs- und Bildungsanstalten Generalmontierungsinspektor Sanitätstruppenkommandant Chef des militärärztlichen Offizierskorps Generalbauingenieur Militärsanitätskomitee Apostolisches Feldvikariat Technisches Militärkomitee Fachrechnungsabteilung Dem Reichskriegsministerium unmittelbar unterstellt waren die Militärterritorialkommanden mit einem höheren General an der Spitze. Das Personal der Militärterritorialkommanden gliederte sich in die Militärabteilung, die Korpsintendanz, die Militärbauabteilung und die Hilfsorgane. Die Militärabteilung mit dem Generalstabschefs des betreffenden Korps oder Militärkommandos an der Spitze war für die Führung der militärischen Geschäfte zuständig. Die Militärbauabteilung war zuständig für die nichtfortifikatorischen Bauten: Die Korps- bzw. Militärkommando Intendanz für die ökonomisch-administrativen Geschäfte. Die Hilfsorgane der Korps- bzw. Militärkommandos umfassten den Artilleriebrigadier, den Justizreferenten, den Sanitätschef, und die Militärgeistlichen der verschiedenen Konfessionen (soweit vorhanden). Beschreibung Die k.u.k. Armee (offizieller Name: „Bewaffnete Macht“ oder auch „Wehrmacht“) bestand als solche eigentlich nur aus den gemeinsamen Verbänden der beiden Reichshälften. Hierbei ist zu beachten, dass es österreichische (deutsche Kommandosprache) und ungarische (ungarische Kommandosprache) Regimenter gab. Alle Truppenteile, die nicht nach Ungarn bzw. in die von Ungarn beanspruchten Gebiete gehörten, waren „deutsche Regimenter“, egal ob es sich um Polen oder Kroaten handelte. Bereits in der Uniformierung unterschieden sich die „Deutschen“ und die „Ungarn“. Daneben existierte noch die jeweilige Landwehr, die die Bezeichnung k.k. (kaiserlich österreichisch - königlich böhmisch) für die nichtungarischen Landesteile bzw. k.u. (königlich ungarisch - oder auch nur Honvéd) für Ungarn und die bis 1918 zu Ungarn gehörenden Teile von Kroatien, Serbien, der Slowakei (Oberungarn) und Rumänien (Siebenbürgen und Banat) führte und die wiederum eine andere Uniform trug. Die königliche Landwehr Honvéd war geteilt in die ungarische Landwehr und die kroatisch-slawonische Landwehr. Wobei es das im "kleinen Ausgleich" von 1868 verbürgte Recht der Kroaten war kroatisch als Dienst- und Kommandosprache in ihren Honvéd-Einheiten einzuführen. Außerdem unterstanden die kroatisch-slawonischen Honvéd-Einheiten dem Ban in Agram und nicht dem Landesverteidigungsminister in Ofen-Pest. Die Landwehr wurden vom österreichischen Landwehrminister und seinem ungarischen Pendant getrennt verwaltet. Das besondere an den Streitkräften Österreich-Ungarns war die etwas ungewöhnlich Aufteilung in fünf Gliederungen, die sich teilweise organisatorisch, traditionell und Uniformmäßig voneinander unterschieden: die k.u.k. Armee mit den "deutschen" Regimentern den "ungarischen" Regimentern der "deutschen" Landwehr (k.k.) der "ungarischen" Landwehr (k.u.) mit der "kroatisch-slawonischen" Landwehr Aufbau der Landstreitkräfte k.u.k Armee Nach dem Ausgleich von 1867 wurde die bisherige österreichische Armee in die neue k. u. k. Armee umgewandelt (zuvor k.k. Armee) und unter Leitung eines gemeinsamen Kriegsministeriums gestellt. Da die Außenpolitik weiterhin in Wien entschieden wurde (was letztendlich auch die kriegerischen Handlungen einschloss) und der Kaiser unbestritten der militärische Oberbefehlshaber war, endete die wie auch immer geartete Selbstständigkeit mit der allgemeinen Mobilmachung. Das k.u.k. Kriegsministerium war lediglich für Verwaltungsaufgaben des Heeres und der Flotte zuständig. Militärische Führungskräfte wurden an der k. u. k. Kriegsschule, an der Theresianischen Militärakademie, an der k.k. Franz-Joseph-Militärakademie sowie der Technischen Militärakademie ausgebildet. Reitlehrer wurden im Militär-Reitlehrer-Institut ausgebildet. Als vorbereitende Schule für die Militärakademien existierten die Kadettenschulen. Die größte befand sich im heutigen Kommandogebäude Theodor Körner in Breitensee in Wien. An Medikamenten und Heilmitteln für Soldaten wurde in der Militär-Medikamenten-Direktion in Wien geforscht. Die Verpflegung des Heeres wurde aus dem Militärverpflegungsetablissement gesteuert. Da die Armee eine Stütze der Doppelmonarchie bilden sollte, wurde auf nationale und religiöse Besonderheiten bei der Einberufung keine Rücksicht genommen, wiewohl jedoch beim Dienst die religiösen Vorschriften der verschiedenen Glaubensgemeinschaften peinlichst genau beachtet wurden. Auch waren religiöse Zwistigkeiten zwischen z.B. serbischen (orthodoxen) und bosnisch-hercegowinischen (muslimischen) Soldaten im Gegensatz zu heute unbekannt. Für die Soldaten jüdischen Glaubens gab es im Kriegsfalle eigene Feldrabbiner, für die islamischen Glaubens Feldimame. Eine Besonderheit der österreichisch-ungarischen Armee waren die, in früheren Jahren häufigen Wechsel der Standorte. Die Bataillone der einzelnen Regimenter wurden sehr häufig zu anderen Standorten verlegt und möglichst flächendeckend über größere Gebiete verteilt. (1914 waren nur drei Infanterieregimenter der k.u.k. Armee komplett in einer Garnison stationiert - das IR 14 in Linz, das IR 30 in Lemberg und das IR 41 in Czernowitz) So konnte sich einerseits kein traditionelles Verhältnis der Regimenter zu bestimmten Orten und deren Bevölkerung bilden (wie es z. B. in der Preußischen Armee durchaus gefördert wurde - das InfRgt. 115 lag seit seiner Gründung 1622 bis zu seiner Auflösung 1919 nur in Darmstadt). Andererseits dienten die verlegten Soldaten oft am anderen Ende des Reiches. Hintergrund dieser Praxis war, dass die Armee durch eine nicht mögliche Fraternisierung der Soldaten mit Teilen der Bevölkerung im Falle innerer Unruhen ein zuverlässiges Instrument der Monarchie sein sollte, um Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten. Diese Praxis wurde jedoch in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg stark eingeschränkt. Landwehr Die Landwehr war wesentlich anders organisiert als in Deutschland. Zu Landwehr gehörten hier nicht nur Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften, die ihre Dienstpflicht im aktiven Heer bereits abgeleistet hatten, sondern ein Teil der Rekruten wurden sofort der Landwehr zugewiesen. Diese Mannschaften dienten in der Landwehr meist zwei Jahre aktiv und gehörten dann zehn Jahre lang zum Beurlaubtenstand der Landwehr. Es handelte sich nicht um eine Miliz, sondern um eine reguläre Kampftruppe, zwar mit verminderter Truppenstärke- nur drei Bataillone pro Regiment, jedoch mit etatmäßigem Sollbestand der einzelnen Einheiten. D.h. die Regimenter waren nicht nur teilmobil oder gekadert. Friedenspräsenz Infanterie Ein Infanterie-Regiment der k.u.k. Armee wies vor Kriegsbeginn 1914 die folgende Stellenbesetzung auf: Stab Ein Oberst als Regimentskommandant / vier Bataillonskommandanten / ein Stabsoffizier und zwei Hauptleute z.b.V. / ein Regimentsadjutant (subaltern) / ein Pionieroffizier (subaltern) / ein Proviantoffizier (subaltern) / vier Bataillonsadjutanten (subaltern) / fünf Regiments- bzw. Oberärzte / ein Rechnungsführer (Oberoffizier) / zwei Rechnungshilfsarbeiter im Korporalsrang / (Regimentsmusik: ein Stabsführer, ein Regimentstambour, ein Feldwebel, vier Korporale, fünf Gefreite, 30 Infanteristen, zwei Eleven) ein Bataillonstambour / vier Bataillonshornisten / ein Büchsenmacher / 21 Offiziersdiener Gesamt: 21 Offiziere / 73 Unteroffiziere und Mannschaften Bei den Kompanien 16 Haupleute / 48 Subalternoffiziere / 16 Kadetten / 16 Feldwebel / 16 Rechnungsunteroffiziere / 32 Zugsführer / 96 Korporale / 96 Gefreite / 1.120 Infanteristen / 16 Kompaniehornisten / 16 Kompanietamboure / 64 Offiziersdiener Sollbestand demnach: 64 Offiziere und 1.488 Unteroffiziere und Mannschaften (Das gleiche galt für die vier Tiroler Jäger-Regimenter (Kaiserjäger), jedoch mit nur 4 Regiments-Oberärzten und bei dem Kompanien statt der 16 Kompanietamboure weitere 16 Kompaniehornisten.) Ersatzbataillonskader Ein Kommandant (Oberstleutnant oder Major) / zwei Ergänzungsbezirksoffiziere / ein Regiments- bzw. Oberarzt / ein Rechnungsführer (Oberoffizier) / 3 Hilfsarbeiter im Korporalsrang / 3 Rechnungshilfsarbeiter im Korporalsrang / ein Stabsführer / ein Büchsenmacher / 5 Offiziersdiener Gesamt: 5 Offiziere, 13 Unteroffiziere und Mannschaften Bei der Unterabteilung: ein Hauptmann / ein Subalternoffizier / 2 Rechnungsunteroffiziere / ein Korporal / 6 Infanteristen / 2 Offiziersdiener Gesamt: 2 Offiziere, 11 Unteroffiziere und Mannschaften. Dem Ersatzbataillonskader oblag die Führung der Evidenz der sich im nichtaktiven Stande befindlichen Personen des Regiments. (Will heißen - Überwachung der Reservisten, der Beurlaubten und der aus sonstigen Gründen abwesenden Militärpersonen.) Jedes Infanterie-Regiment hatte 2 Korporale und 16 Soldaten mit Pionierausbildung (Regimentspioniere) Kavallerie Die Kavallerie bestand aus Ulanen, Husaren und Dragonern. Es gab keinen Unterschied zwischen schwerer (Ulanen) und leichter (Husaren, Dragoner) Kavallerie. Die Namen basierten auf rein traditionellen Gründen. Ein Kavallerieregiment wird 1914 mit folgender Stellenbesetzung geführt: Stab Stab samt zwei Divisionsstäben (mit Division ist ein Verband in Bataillonsstärke gemeint, die Division als solche wird mit Truppen-Division bezeichnet.) Ein Oberst als Regimentskommandant / ein Oberstleutnant und ein Major als Divisionskommandanten / ein Oberleutnant als Regimentsadjutant / ein Oberleutnant als Pionierzugskommandant / ein Oberleutnant als Proviantofffizier / 3 Regiments- bzw. Oberärzte / ein Hauptmann- oder Oberleutnantrechnungsführer / ein tierärztlicher Beamter / 2 Wachtmeister / 2 Zugsführer als Telegraphisten / 2 Sanitätsgehilfen / 2 Rechnungshilfsarbeiter (Korporale) / ein Stabsführer / ein Regimentstrompeter / 2 Divisionstrompeter / ein Büchsenmacher / 10 Offiziersdiener Gesamt: 11 Offiziere (incl. ein Beamter, 23 Unteroffiziere und Mannschaften Bei den Eskadrons 6 Rittmeister 1. Klasse / 4 Rittmeister 2. Klasse / 8 Oberleutnants / 12 Leutnants. Berittene Unteroffiziere und Mannschaften: ein Kadett / 12 Wachtmeister / 24 Zugsführer / 72 Korporale / 6 Eskadronstrompeter / 24 Patrouilleführer / 732 Dragoner (Husaren,Ulanen) Unberittene Mannschaft: 6 Rechnungsunteroffiziere / 78 Dragoner (Husaren,Ulanen) 30 Offiziersdiener / 6 Kurschmiede / 6 Eskadronsriemer Gesamt: 30 Offiziere, 997 Unteroffizier und Mannschaften Sollbestand demnach: 41 Offiziere, 1.020 Unteroffiziere und Mannschaften Ersatzkader Ein Rittmeister 1. Klasse / ein Oberleutnant / zwei Leutnants / ein berittener Wachtmeister / ein berittener Zugsführer. Unberitten: ein Rechnungsunteroffizier / 3 Korporale / 2 Patrouilleführer / 11 Mannschaftsdienstgrade Gesamt: 4 Offiziere, 23 Unteroffiziere und Mannschaften Personalverluste bei Kriegshandlungen wurden durch die Marschbataillone ersetzt. (Das System der Reserve Regimenter wie bei der deutschen Armee gab es nicht.) Sprachprobleme Da die k. u. k. Monarchie ein Vielvölkerstaat war, wurde Deutsch als gemeinsame Kommandosprache festgesetzt. Letzteres bedeutete, dass der Rekrut aus Lemberg oder Riva die etwa 100 wichtigsten Kommandos in Deutsch erlernen musste, um seinen Pflichten innerhalb des Dienstbetriebes nachkommen zu können. Nur ein kleiner Teil der Armeeverbände sprach ausschließlich Deutsch. Allerdings gab es daneben noch die „Dienstsprache“, die zum Verkehr der Dienststellen untereinander benutzt wurde. Sie war beim k.u.k. Heer und der Flotte sowie der k.k. Landwehr Deutsch, bei der k.u. Honvéd jedoch ungarisch, teilweise kroatisch. Zusätzlich existierte noch die „Regimentssprache“. Das war die Sprache, die von der Mannschaft mehrheitlich gesprochen wurde. Sollte, wie bei dem Infanterie Regiment Nr. 100 in Krakau, die Mannschaft sich aus 27% Deutschen, 33% Tschechen und 37% Polen zusammensetzen, so gab es eben 3 Regimentssprachen. Jeder Offizier hatte die Regimentssprache(n) innerhalb von 3 Jahren zu erlernen. Rein deutschsprachige Infanterie Regimenter waren z.B. nur: Infanterie Regiment „Hoch- und Deutschmeister“ Nr. 4 Nationalitäten: 95% Deutsche - 5% Andere (Stab /II./III. Bataillon in Wien / I. Btl. Wöllersdorf / IV. Btl. Konjic) Regimentskommandant: Oberst Rudolf Sterz Edler von Ponteguerra Infanterie Regiment „Ernst Ludwig Großherzog von Hessen und bei Rhein“ Nr. 14 (Linz) Nationalitäten: 98% Deutsche - 2% Andere Regimentskommandant: Oberst Friedrich Edler von Löw Infanterie Regiment „Albert I. König der Belgier“ Nr. 27 Nationalitäten: 94% Deutsche - 6% Andere (Stab / I./II./IV. Bataillon Laibach /III. Btl. Graz) Regimentskommandant: Oberst Carl Weber Infanterie Regiment „Freiherr von Hess“ Nr. 49 Nationalitäten: 98% Deutsche - 2% Andere (Stab /I. /II. Bataillon Brünn / III. Btl. Sarajevo / IV. Btl. St. Pölten) Regimentskommandant: Oberst Eduard Hentke Infanterie Regiment „Erzherzog Rainer“ Nr. 59 Nationalitäten: 97% Deutsch - 3% Sonstige (Stab /I.Bataillon Bregenz /II.Btl. Innsbruck /III. Btl. Schwaz /IV. Btl.Salzburg) Regimentskommandant: Oberst Gustav Fischer Infanterie Regiment „Albrecht Herzog von Württemberg“ Nr. 73 Nationalitäten: 97% Deutsche - 3% Andere (Stab /I. /II. /III.Bataillon Prag / IV. Btl. Eger (Böhmen)) Regimentskommandant: Oberst Adolf Brunswik von Korompa Gliederung zu Kriegsbeginn 1914 Sollbestand der gesamten Streitkräfte im Jahre 1914 etwa: 25 000 Offiziere (Ärzte, Tierärzte und Rechnungsführer nicht eingerechnet.) 410 000 Unteroffiziere und Mannschaften 87 000 Pferde (hier schwanken die Angaben) 1200 Geschütze (nur aktive, feldbewegliche Geschütze - Festungsgeschütze und Reservebestände nicht eingerechnet) Diese wurde unter Miteinbeziehung des Rekrutenjahrganges 1914 (Geburtsjahrgang 1893) auf 3,35 Millionen Mann Mobilmachungsstand gebracht. Dazu kamen erste Marschbataillone und zusätzliche Landsturmformationen. Gemeinsame Armee (k.u.k. - kaiserlich und königlich) [Bearbeiten] 16 Korpskommandos 49 Infanterie Truppendivisionen - 76 Infanteriebrigaden - 14 Gebirgsbrigaden 8 Kavallerie Truppendivisionen - 16 Kavalleriebrigaden 102 Infanterie-Regimenter zu je vier Bataillonen - 4 Bosnisch-Hercegowinische Infanterie-Regimenter zu je vier Bataillonen 4 Tiroler Jäger-Regimenter (Kaiserjäger) zu je vier Bataillonen 32 Feldjäger-Bataillone - 1 Bosnisch-Hercegowinisches Feldjäger Bataillon 42 Feldkanonen-Regimenter - 14 Feldhaubitz-Regimenter 11 Reitende Artillerie Divisionen - 14 schwere Haubitz Divisionen 11 Gebirgsartillerie Regimenter 6 Festungsartillerie Regimenter - 10 selbst. Festungsartillerie Bataillone 15 Dragoner-Regimenter - 16 Husaren-Regimenter - 11 Ulanen-Regimenter 16 Train Divisionen 14 Sappeur Bataillone - 9 Pionier Bataillone - 1 Brücken Bataillon - 1 Eisenbahn-Regiment - 1 Telegraphen-Regiment k.k. Landwehr (kaiserlich österreichisch/königlich böhmisch) 35 Landwehr Infanterie-Regimenter zu je drei Bataillonen 2 Landwehr Gebirgsinfanterie-Regimenter 3 Tiroler Landesschützen Regimenter - 1 Reitende Tiroler Landesschützen Division (Btl.) - 1 Reitende Dalmatiner Landesschützen Division (Btl.) 6 Landwehr Ulanen-Regimenter 8 Landwehr Feldkanonen Divisionen - 8 Landwehr Feldhaubitz Divisionen k.u. Honvéd (königlich ungarische Landwehr) 6 k.u. Honvéd Landwehr Distrikte 2 k.u. Honvéd Infanterie Truppendivisionen 2 k.u. Honvéd Kavallerie Truppendivisionen 4 k.u. Honvéd Infanteriebrigaden - 12 Selbstständige k.u. Honvéd Infanteriebrigaden 4 k.u. Honvéd Kavalleriebrigaden 32 Honvéd Infanterie-Regimenter 10 Honvéd Husaren-Regimenter 8 Honvéd Feldkanonen Regimenter - 1 Honvéd Reitende Artillerie Abteilung Orden und Auszeichnungen Auf dem Bild sind die Orden eines Zugsführers (etwa Stabsunteroffizier) des 2. Regiments der Tiroler Kaiserjäger (später Hochgebirgskompanie Nr. 30) zu sehen. Einsatzorte: Galizien Karpathen Col di Lana Monte Piano bei Lafraun (Lavarone/Hochfläche der sieben Gemeinden) Monte Pasubio Sextner Dolomiten Ortler Hohe Schneid (Ortler-Alpen) Tonalepass (Adamello - Presanella Massiv) Cima Presena (Adamello - Presanella Massiv) Busazza (Adamello - Presanella Massiv) Dafür wurden ihm die folgenden Auszeichnungen verliehen:: die große silberne Tapferkeitsmedaille (Kaiser Karl I. / verliehen nach Jänner 1917) die kleine silberne Tapferkeitsmedaille (Kaiser Karl / verliehen nach Jänner 1917) die bronzene Tapferkeitsmedaille (Kaiser Franz-Josef / verliehen vor Jänner 1917) das Karl-Truppenkreuz (für mind. 12 Wochen Fronteinsatz und Teilnahme an mind. einer Schlacht) die Verwundeten-Medaille (Blessierten-Medaille) für einmalige Verwundung (nach Jänner 1917) die Erinnerungsmedaille des Landes Tirol an seine Verteidiger Distinktionen und Dienstränge Anmerkungen: Die Bezeichnung Kadett (ung. Hadapród) löste seit 1908 die Bezeichnung Kadett-Feldwebel für einen im aktiven Truppendienst stehenden Offiziersanwärter (Tisztjelölt) ab. Davon zu unterscheiden ist der junge, noch in Ausbildung befindliche Kadett an einer Militäranstalt, der „Zögling“ (Novendék) tituliert wurde. Innerhalb des Kadettenkorps konnte ein Zögling den Rang eines Kadett-Unteroffiziers (Novendékaltiszt; kein wirklicher Militärsdienstgrad!) erreichen. Der Dienstgrad Kadett-Offiziersstellvertreter wurde 1908 umbenannt in Fähnrich. Stabsfeldwebel/Stabswachtmeister und Offiziersstellvertreter wurden seit 1915 in der neuen Dienstgradgruppe der Höheren Unteroffiziere zusammengefasst. Die Rangabzeichen befanden sich links und rechts auf dem Kragen. Mannschaften, Unteroffiziere, Offiziersanwärter, Offiziersstellvertreter Infanterist (Honvéd) / Jäger / Dragoner / Ulan / Husar Kanonier / Pionier / Trainsoldat / Sanitätssoldat keine Abzeichen Gefreiter (Őrvezető) / Vormeister / Patrouillenführer je ein weißer Stern Korporal (Tizedes) / Geschütz-Vormeister Gewehr-Vormeister / Unterjäger / Bataillonstambour Waffenmeister 3. Klasse / Bataillonshornist je zwei weiße Sterne Zugsführer (Szakaszvezető) / Stabsführer / Kurschmied Rechnungs-Unteroffizier 2. Klasse / Waffenmeister 2. Klasse je drei weiße Sterne Feldwebel (Őrmester) / Wachtmeister / Feuerwerker Oberjäger / Rechnungs-Unteroffizier I. Klasse Waffenmeister I. Klasse / Regimentstambour Regimentshornist / Einjährig-Freiwilliger-Feldwebel Kadett-Feldwebel je drei weiße Sterne mit zusätzlich einer 1,3 cm breiten Litze mit gezacktem Dessin aus kaisergelber Seide rund um die Kragenkante. Stabsfeldwebel (Törzsörmester) / Stabswachtmeister / Stabsfeuerwerker / Stabsoberjäger bis Juni 1914 eine 13 mm breite Litze aus kaisergelber Seide mit einem 2mm breiten, eingewebten, schwarzen Mittelstreifen, 3 mm darüber eine weitere 6 mm breite Litze mit drei weißen Sternen. Nach Juni 1914 Silberborten mit Seidensternen Kadett-Offiziersstellvertreter (Hadapród-Tiszthelyettes) (aufgehoben 1908) Goldlitze wie Feldwebel mit einem glatten, silberplattierten Stern Kadett (Hadapród) (ab 1908) 3 weiße (ab Juni 1914 aus Seide) Sterne auf 13 mm breiter Goldborte mit ebensolchem Vorstoß Offiziersstellvertreter / (Tiszthelyettes) (ab 1915) Eine 13 mm breite Silberlitze 3 mm darüber eine weitere 6 mm breite Litze mit einem Fähnrichstern aus Messing Fähnrich (Zászlós) 1 silberner Stern auf 13 mm breiter, goldener Borte Offiziere Die Offiziere trugen bei gelben Knöpfen goldfarbig gestickte Sterne und bei weißen Knöpfen silberfarbig gestickte Sterne. Stabsoffiziere hatten bei gelben Knöpfen goldene Kragenborten und bei weißen Knöpfen silberen Kragenborten. Die Sterne waren dann von entgegengesetzter Art. Leutnant / (Hadnagy) / Assistenz-Arzt / Leutnant-Rechnungsführer 1 gold- oder silbergestickter Stern Rangklasse XI Tierärztlicher Assistent / Tierarzt / Apotheker / Offizial / Lehrer 1. Klasse / Fechtmeister 1. Klasse / Wirtschaftsunterverwalter / Kriegswirtschaftskommissär 2 gold- oder silbergestickte Sternrosetten Rangklasse XI Oberleutnant / (Főhadnagy) / Oberarzt / Oberleutnant-Auditor / Oberleutnant-Rechnungsführer 2 gold- oder silbergestickte Sterne Rangklasse X Tierärztliche Adjunkt / Obertierarzt / Oberapotheker / Oberoffizial / Oberlehrer / Oberfechtmeister / Wirtschaftsverwalter / Kriegswirtschafts-Oberkommissär / Forstverwalter 3 gold- oder silbergestickte Sternrosetten Rangklasse IX Hauptmann / (Százados) / Rittmeister / Regimentsarzt / Hauptmann-Auditor / Hauptmann-Rechnungsführer 3 gold- oder silbergestickte Sterne Rangklasse IX Stabstierarzt / Stabsapotheker / Technischer Rat / Rechnungsrat / Zahlmeister / Registrator / Artilleriezeugsverwalter / Verpflegsverwalter / Oberlehrer / Wirtschaftsoberverwalter / Kriegswirtschafts-Rat 1 gold- oder silbergestickte Sternrosette auf einer 33 mm breiten Gold- oder Silberborte Rangklasse VIII Major / (Őrnagy) / Stabsarzt / Major-Auditor 1 gold- oder silbergestickter Stern auf einer 33 mm breiten Gold- oder Silberborte Rangklasse VIII Außerordentlicher Professor / Oberstabstierarzt Oberstabsapotheker 2. Klasse / Technischer Oberrat Artillerie-Oberzeugsverwalter 2. Klasse / Oberrechnungsrat 2. Klasse / Kassendirektor 2. Klasse / Oberverpflegsverwalter / Registratur-Unterdirektor / Wirtschaftsdirektor / Kriegwirtschafts-Oberrat 2. Klasse 2 gold- oder silbergestickte Sternrosetten auf einer 33 mm breiten Gold- oder Silberborte Rangklasse VII Oberstleutnant / (Alezredes) /Oberstabsarzt 2 Klasse / Oberstleutnant-Auditor 2 gold- oder silbergestickter Sterne auf einer 33 mm breiten Gold- oder Silberborte Rangklasse VII Ordentlicher Professor / Oberstabsapotheker 1. Klasse / Technischer Rat 1. Klasse / Technischer Oberrat 1. Klasse Artillerie-Oberzeugsverwalter 1. Klasse / Oberrechnungsrat 1. Klasse Registratur-Direktor / Kassendirektor 1. Klasse / Baurechnungsrat 1. Klasse Kriegswirtschafts-Oberrat 1. Klasse 3 gold- oder silbergestickte Sternrosetten auf einer 33 mm breiten Gold- oder Silberborte Rangklasse VI Oberst / (Ezredes) / Oberstabsarzt 1. Klasse / Oberst-Auditor 3 gold- oder silbergestickter Sterne auf einer 33 mm breiten Gold- oder Silberborte Rangklasse VI Generalmajor / (Vezérőrnagy) / General-Stabsarzt / General-Auditor 1 silbergestickter Stern auf einer 33 mm breiten Goldborte Rangklasse V Feldmarschallleutnant (Altábornagy) / General-Oberstabsarzt General-Chefauditor 2 silbergestickter Sterne einer 33 mm breiten Goldborte Rangklasse IV General der Infanterie (Gyalogsági Tábornok) General der Kavallerie (Lovassági Tábornok) Feldzeugmeister (Táborszernagy) 3 silbergestickter Sterne einer 33 mm breiten Goldborte Rangklasse III Generaloberst (Vezérezredes)(ab 1915) 3 silbergestickte Sterne, unterlegt von einem silbergesticktem Kranz von 40 mm Durchmesser auf einer 33 mm breiten Goldborte Rangklasse II Feldmarschall (Tábornagy) am Kragen eine 33 mm breite Stickerei mit nach unten gerichtetem Eichenlaub Rangklasse I Beamte im Offiziersstand Praktikant 1 Rosette mit 13 mm breitem Goldbörtchen Rangklasse XII Untertierarzt / Akzessist / Assistent / Lehrer 2. Klasse / Fechtmeister 2. Klasse / Wirtschaftsadjunkt 1 gold- oder silbergestickte Sternrosette Rangklasse XI Artillerieingenieur-Assistent / Militär-Bauingenieur-Assistent 2 gold- oder silbergestickter Sterne Rangklasse X Sekretär der Militärkanzlei Sr. Majestät / Unterintendant / Artillerie-Ingenieur / Militär-Bauingenieur 3 gold- oder silbergestickter Sterne Rangklasse IX Sekretär der Militärkanzlei Sr. Majestät / Intendant / Artillerie-Oberingenieur 3. Klasse Militär-Bauoberingenieur 3. Klasse 1 gold- oder silbergestickter Stern auf einer 33 mm breiten Gold- oder Silberborte Rangklasse VIII Hofsekretär der Militärkanzlei Sr. Majestät / Sekretär der Militärkanzlei Sr. Majestät Oberintendant 2. Klasse/ Artillerie-Oberingenieur 2. Klasse Militär-Bauoberingenieur 2. Klasse 2 gold- oder silbergestickter Sterne auf einer 33 mm breiten Gold- oder Silberborte Rangklasse VII Sektionsrat der Militärkanzlei Sr. Majestät / Regierungsrat der Militärkanzlei Sr. Majestät Oberintendant 1. Klasse / Artillerie-Oberingenieur 1. Klasse Militär-Bauoberingenieur 1. Klasse 3 gold- oder silbergestickter Sterne auf einer 33 mm breiten Gold- oder Silberborte Rangklasse VI Hofrat der Militärkanzlei Sr. Majestät / Generalintendant / Artillerie-Generalingenieur General-Bauingenieur / Hofrat der Mil. Tierärztlichen Hochschule / Ministerialrat / Kriegwirtschafts-Generalrat 1 silbergestickter Stern auf einer 33 mm breiten Goldborte Rangklasse V Sektionschef 2 silbergestickte Sterne auf einer 33 mm breiten Goldborte Rangklasse IV Wehrpflicht Seit 1866 bestand die allgemeine Wehrpflicht. Sie umfasste den Dienst im Heere, der Kriegsmarine, der Landwehr und dem Landsturm. Die Dauer der Dienstpflicht im stehenden Heere betrug 12 Jahre und zwar: 3 Jahre in der Linie (aktiv) 7 Jahre in der Reserve 2 Jahre in der Landwehr Ein Teil der wehrfähigen Mannschaften wurde der Ersatzreserve zugewiesen. Diese übten einmalig nur mehrere Wochen und verblieben zehn Jahre in der Ersatzreserve der Landwehr. Einjährig-freiwilliger Dienst war sowohl im Heere (resp. der Kriegsmarine) als auch in der Landwehr gestattet. Die allgemeine Dienstpflicht begann mit dem 21. Lebensjahr. Landsturmpflichtig waren alle Personen vom 19. bis zum 42. Lebensjahr, sofern sie nicht dem Heer, der Landwehr und der Ersatzreserve angehörten. Branchen/Waffengattungen Insgesamt bestanden in den Landstreitkräften die folgenden Branchen: Infanterie Deutsche Infanterie - Ungarische Infanterie - Bosnisch-Hercegowinische Infanterie - Jägertruppe - k.k. Landwehr Infanterie - k.u. Landwehr Infanterie Kavallerie Dragoner - Husaren - Ulanen - Landwehr-Ulanen - Landwehr-Husaren - k.k. Gestütsbranche - k.u. Gestütsbranche Artillerie Feldartillerie - Festungsartillerie - Technische Artillerie - k.k. Landwehr Artillerie - k.u. Landwehr Artillerie Technische Truppe Pioniere - Sappeure - Eisenbahnregiment - Telegraphenregiment - Train- und Pionierzeugswesen Militärbaudienst Sanitätswesen Ärztliches Offizierskorps - Sanitätstruppe - Militärmedikamentenwesen - Tierärztlicher Dienst Ökonomische Verwaltung Militärverpflegungsbranche - Monturverwaltungsbrache - Militärkassen - Truppenrechnungsdienst - Intendanzen Train Militärbildungs- und Erziehungsanstalten Offizierswaiseninstitut - Militärunterrealschulen - Militäroberrealschule - Militärakademien - Kadettenschulen Militärgeographisches Institut Armeestand Militärseelsorge Katholische Militärgeistliche - Griechisch-orientalische (orthodoxe) Militärgeistliche - Evangelische Militärprediger - jüdische Feldrabbiner Militärinvalidenversorgungsstand Generale Stäbe Adjutanten - Generalstab - Artilleriestab - Geniestab Leibgarden-Offiziersgarden k.u. Leibgarde - Erste Arciéren Leibgarde Leibgarden-Mannschaftsgarden Trabantenleibgarde - Leibgardereitereskadron - Leibgardeinfanteriekompanie Militärpolizeiwachkorps Militär - Justizwesen Militärwachkorps für die Zivilgerichte in Wien Technisches Militärkomitee Das als kaiserliches Regiment Teutschmeister zu Fuß 1696 gegründete spätere K.u.k. Infanterie-Regiment Hoch- und Deutschmeister Nr. 4 (offizielle Bezeichnung: Niederösterreichisches Infanterie Regiment „Hoch- und Deutschmeister“ Nr. 4; umgangssprachlich kurz: Hoch- und Deutschmeister) war ein sogenanntes „deutsches“ Infanterie-Regiment der kaiserlich-habsburgischen und später der k.u.k. Armee. Geschichte Das Regiment wurde 1696 durch einen Vertrag Kaiser Leopolds I. mit dem Hochmeister des Deutschen Ordens, Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, aufgestellt und hieß zuerst „Pfalz-Neuburg-Teutschmeister“, wurde aber bald nur noch „Teutschmeister“ genannt. Das Regiment wurde in Franken geworben und sammelte sich in Donauwörth, um am 3. Juni 1696 in den kaiserlichen Dienst übernommen zu werden. Das Regiment nahm am Großen Türkenkrieg teil und war die meiste Zeit in Siebenbürgen eingesetzt. Am 11. September 1697 schlug das Teutschmeister-Regiment bei Zenta seine erste große Schlacht. Das Regiment zeichnete sich dabei so aus, dass der Kaiser auf den Bericht des Prinzen Eugen ein Dank- und Anerkennungsschreiben an den damaligen Kommandeur des Regiments, Damian Hugo Freiherr von Viermund zu Neersen, erließ. Im Siebenjährigen Krieg nahm das Regiment 1757 an der Schlacht bei Kolin teil, worauf sich auch sein Traditionstag, der 18. Juni 1757, zurückführt. Nach diesem Krieg wurden dem Regiment die Gegend des Wienerwaldes und die Wiener Vorstädte zur Werbung zugewiesen, worauf hin es sich zum Wiener Hausregiment entwickelte. Bei Einführung der Stammnummern für Infanterieregimenter 1769 erhielt das Regiment die Nr. 4. Inhaber des Regiments war der jeweilige Ordenshochmeister, dessen Amt von 1530 bis 1929 umgangssprachlich „Hoch- und Deutschmeister“ genannt wurde, so dass 1814 der Regimentsname offiziell in „Hoch- und Deutschmeister“ geändert wurde. Nach Verlust der Souveränität des Ordens 1806 war bis 1918 stets ein Habsburger Erzherzog Inhaber. Situation im August 1914 Zugehörigkeit: II. Armeekorps – 25. Infanterie-Truppendivision Nationalitäten: 95 % Deutsche – 5 % Sonstige Ergänzungsbezirkskommando und Ersatzbataillonskader: Wien Dislozierung: Stab, II., III. Baon: Wien (Wien III. Bez. Rennweg 93 – Rennweger Infanteriekaserne) – IV. Baon: Konjic (Eine Kompanie in Jablanica) – I. Baon: Wöllersdorf Kommandant: Oberst Freiherr Ludwig von Holzhausen Stabsoffiziere: Obstlt. Waniek, Heinrich – Obstlt. Hassenteufel, Franz – Obstlt. Fischer vom See, Hugo – Maj. Nauheimer, Erich – Maj. Freiherr von Waldstätten-Zipperer, Josef – Maj. Friedinger, Maximilian – Maj. Mayer, Oskar Deutsche Uniform – Egalisierungsfarbe: himmelblau – Knöpfe: Gelb Regimentssprache: Deutsch Im Jahre 1915 verloren alle Regimenter ihre Zusatz- und Ehrennamen und wurden nur noch nach ihrer Stammnummer benannt. Von da an hieß das Regiment – zumindest offiziell – nur noch Infanterie-Regiment Nr. 4. Verbandstradition nach 1918 Spätere Truppenteile erhielten aus Traditionsgründen ebenfalls den Ehrennamen „Hoch- und Deutschmeister“. Im Bundesheer der ersten österreichischen Republik erhielt das Infanterieregiment 4 den Traditionsnamen „Hoch- und Deutschmeister“. Während des Zweiten Weltkrieges trug die 44. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister diesen Beinamen, wobei das 3. Bataillon des Grenadier-Regiments Nr. 134 als einer der wenigen Verbände der deutschen Wehrmacht eine gesonderte Fahne führte. Sie war der Truppenfahne der ehemaligen k.u.k. Armee nachgebildet. Die militärischen Traditionsträger im österreichischen Bundesheeres der heutigen Republik waren zunächst das Landwehrstammregiment 21 (dann als Jägerregiment 2 der 2. Jägerbrigade) und anschließend bis zu seiner Auflösung im Sommer 2006 das Jägerregiment WIEN. Derzeit wird die Tradition vom Jägerbataillon Wien 1 fortgesetzt, das auch den Beinamen „Hoch- und Deutschmeister“ trägt. Alle Ehrennamen der Regimenter wurden im Jahre 1915 ersatzlos gestrichen, auch wenn dieser Vorgang intern und im allgemeinen Sprachgebrauch wenig Beachtung fand. Deutschmeisterdenkmal Anlässlich der Feier des 200-jährigen Bestehens des Regiments 1896 wurde ihm in Wien das Deutschmeister-Denkmal gestiftet. Dieses wurde am 29. September 1906 enthüllt. Auf dessen Vorderseite ist im Relief ist die „Feuertaufe bei Zenta 1697“ auf der Rückseite „Graf Soro bei Kolin 1757“ dargestellt. Deutschmeisterbund Ehemalige Angehörige des Regiments und seiner Nachfolge- bzw. Traditionstruppenteile der ersten Republik sowie der in der Regimentstradition stehenden Deutschmeistervereine werden Deutschmeister genannt. Diese Vereine bestehen teilweise seit Ende des 19. Jahrhunderts und sind im Deutschmeisterbund unter dem Protektorat des Hochmeisters des Deutschen Ordens zusammengeschlossen. Dieser Dachverband (Wahlspruch: „Deutschmeister ist und bleibt man“) wurde 1986 gegründet und hat seinen Sitz in Wien. Bereits von 1919 bis 1945 und von 1956 bis 1974 gab es mit gleichem Namen und Sitz eine solche Dachorganisation. Mitgliedsvereine in Österreich sind: Verein Hoch- und Deutschmeister IR 4 Deutschmeister-Schützenkorps Wiener Regimentskapelle Infanterie-Regiment 4 Kameradschaft der Angehörigen der ehem. 2. Division des österr. Bundesheeres sowie der ehem. 44. Infanterie-Division später Reichsgrenadier-Division 'Hoch- u. Deutschmeister' Verein der Freunde des Jägerbataillons WIEN 1 „Hoch- und Deutschmeister“ Deutschmeister 1809 Infanterieregiment No. 4 in Perchtoldsdorf Hoch- und Deutschmeister - Orchester zur Förderung österreichischer Marschmusik In Deutschland gehören dem Bund an: Historische Deutschorden-Compagnie zu Mergentheim e. V. Deutschordens-Kapelle Ellingen e. V. Die Deutschmeister treffen sich alljährlich am St.Georgstag in der alten Residenz ihres Protektors in Bad Mergentheim. Die ihnen bis heute gemeinsame Farbe ist hellblau als alte Egalisierungsfarbe des Regiments. Sie findet sich heute noch im Abzeichen des Deutschmeisterbundes, sowie in seinen Ehrenzeichen und in den Traditionsuniformen. Der Deutschmeisterbund hält Kontakt zum Traditionsträger des Regiments im Bundesheer sowie zum Deutschen Orden und gibt neben dem „Deutschmeisterjournal“ in loser Folge weitere Publikationen heraus. Außerdem vergibt er für besondere Verdienste um die Deutschmeistertradition das vierstufige „Ehrenzeichen des Deutschmeisterbundes“, das (obwohl nichtstaatlich) vom österreichischen Verteidigungsministerium zum Tragen an der Uniform zugelassen ist. Der Freundeskreis Hoch- und Deutschmeister Mannheim / Baden trat zum März 2010 nach 15 Jahren aus dem Deutschmeisterbund Wien aus und führt die Deutschmeistertradition, als auch die des Deutsch-Ordens-Infanterie-Regiments No. 152 als selbständige Vereinigung im 21. Jahr seines Bestehens weiter. Bekannte Angehörige des Regiments Damian Hugo Freiherr von Viermund zu Neersen (1666–1722) Edward Rydz-Śmigły (1886–1941), Marschall von Polen, diente 1910 bis 1911 beim Regiment; Hans Moser (1880–1964), Schauspieler, diente 1910–1912 und von 1914–1918 beim Regiment; Hugo Flink (1879–1947), österreichischer Schauspieler Mediale Rezeption Neben den Filmen Frühjahrsparade (1935) und Die Deutschmeister (1955) hinterließ das Regiment auch in der Musik Spuren: Deutschmeister-Regimentsmarsch von Wilhelm August Jurek (1870–1934) Deutschmeister-Marsch von Josef Bayer (1852–1913) Hoch- und Deutschmeister von Dominik Ertl (1857-1911) Deutschmeistergruß-Polka von Dominik Ertl Deutschmeister-Jubiläumsmarsch, Op. 470 von Johann Strauß Sohn (1825–1899) Die Kaiserjäger waren vier Infanterieregimenter der k.u.k. Armee, die sich während des ersten Weltkrieges besonders durch ihre hohe Kampfkraft an der Ost- und Südwestfront auszeichnete. Ein hoher Prozentsatz (ca 40%) der Kaiserjäger bestanden aus Trientinern (sog. Welschtirolern). Der Rest setzte sich nicht nur aus Tirolern, sondern auch aus Angehörigen der gesamten Monarchie zusammen. Trotz der vielen italienischsprachigen Jäger, kam es bei den Kämpfen gegen das Königreich Italien zu so gut wie keinerlei Desertationen - im Gegenteil, über die Welschtiroler konnte man nichts negatives berichten. Oft werden die Kaiserjäger mit den Tiroler Kaiserschützen verwechselt, die der k.k. Landwehr angehörten, und ebenso Teil der regulären Streitkräfte Österreich-Ungarns waren. Die Verwechslung entsprang dem Dekret vom April 1917, in dem Kaiser Karl I. den Tiroler Landesschützen den Titel Kaiserschützen verlieh, ob in Anerkennung ihrer Taten während der bisherigen Feldzüge oder aus welchens sonstigen Gründen auch immer, ist nicht bekannt. Aufgestellt wurden die vier Regimenter 1895 wie folgt: Das 1. Regiment mit Stab / II. / III. und IV. Bataillon in Innsbruck, das I. Bataillon in Bregenz. Das 2. Regiment mit Stab / I. / II. und IV. Bataillon in Wien, das III. Bataillon in Brixen. Das 3. Regiment mit Stab / III. und IV. Bataillon in Trient, I. Bataillon in Riva und II. Bataillon in Rovereto. Das 4. Regiment mit Stab / II. / III. und IV. Bataillon in Linz, das I. Bataillon in Hall i. Tirol, Bedingt durch das, in Österreich-Ungarn übliche häufige Wechseln der Garnisonen, lagen die Einheiten (offizielles Kürzel: TJR = Tiroler Jäger Regiment) 1914 in den folgenden Städten der drei Tiroler Landesteile (Süd- Nord- Welschtirol/Trentino) in Garnison: 1.Regiment, Kommandeur: Oberst Guido Novak von Arienti, Stab / I. / II. Bataillon in Trient, III. Bataillon in Levico, IV. Bataillon in Innsbruck. 2.Regiment, Kommandeur: Oberst Alexander Brosch von Aarenau, Stab / I. / II. Bataillon in Bozen, III. Bataillon in Meran, IV. Bataillon in Brixen. 3.Regiment, Kommandeur: Oberst Heinrich Vonbank, Stab / II. / III. Bataillon in Rovereto (Rofreit), I. Bataillon in Riva, IV. Bataillon in Trient. 4.Regiment, Kommandeur: Oberst Ernst Dietrich, Stab / III. Bataillon in Trient, I. Bataillon in Mezzolombardo (Welschmetz), II. Bataillon in Mezzocorona (Kronmetz), IV. Bataillon in Hall i. Tirol. Die Kaiserjäger waren reguläre Infanterie, die jedoch ohne alpine Erfahrung im Jahre 1915 an die Hochgebirgsfront verlegt wurde. Auch die Tiroler Standschützen wurden nach der Kriegserklärung Italiens am 23. Mai 1915 an Österreich aufgeboten. Die regulären Truppen waren zu dieser Zeit im Galizien gegen Russland im Einsatz. Die Südgrenze Österreichs war entblösst. Ca. 30.000 Schützen, Mitglieder der örtlichen Schützenkompanien, besetzten als Erste die hohen Grenzberge und verteidigten diese erfolgreich, bis zum Eintreffen der Kaiserjäger und Landesschützen gegen die Italienische Armee. Ohne dem raschen Eingreifen der Tiroler Standschützen hätte die Italienische Armee Tirol im Handstreich eingenommen. Die Gruppierung der Standschützen geht ebenfalls auf das Landlibell von 1511 zurück, das den Tirolern gestattet ihr Land im Kriegsfall selbst zu verteidigen. Die Grundlage dieses Landlibells, die Waffenfreiheit aller Tiroler, konnte Kaiser Maximilian I nur in einem Land wagen, das keine Leibeigenen kannte, wo vom Ritter bis zum Bauernknecht jeder ein freier Mann war. Das Landlibell hatte bis 1918 Gültigkeit. Die „Tiroler Kaiserjäger“ erwarben sich 1916 bis 1918 den Ruf hoher Tapferkeit und Ausdauer im Süden Tirols und den angrenzenden Regionen. Der Abwehrkampf gegen die Entente und Italien musste dort - ähnlich wie 1809 - teilweise lokal geführt werden, weil der Großteil der Armee an anderen Fronten gebunden war. Die Kaiserjäger bildeten meistens kleine Gruppen: hochalpine Detachements, Bergführerkompanien und besonders Streifkompanien (im alpinen Gelände sehr bewegliche Hochalpin-Soldaten). Die Leistungen von Kaiserjäger-Einheiten im schwierigsten alpinen Gelände ist in diesen Fällen als besonders hoch einzuschätzen: handelte es sich doch nicht um eine Hochgebirgstruppe ... Desto größer ist die Bewunderung, die uns ihre Einsätze auf Graten, Gipfeln und Eisstollen abverlangen. Die Kaiserjäger waren vier Infanterieregimenter der k.u.k. Armee, die sich während des ersten Weltkrieges besonders durch ihre hohe Kampfkraft an der Ost- und Südwestfront auszeichnete. Bekannt ist der Name bis heute durch die gleichnamige Musikkapelle und den „Kaiserjägermarsch“. Gliederung Aufgestellt wurden die vier Regimenter 1895 wie folgt: Das 1. Regiment mit Stab / II. / III. und IV. Bataillon in Innsbruck, das I. Bataillon in Bregenz Das 2. Regiment mit Stab / I. / II. und IV. Bataillon in Wien, das III. Bataillon in Brixen Das 3. Regiment mit Stab / III. und IV. Bataillon in Trient, I. Bataillon in Riva und II. Bataillon in Rovereto Das 4. Regiment mit Stab / II. / III. und IV. Bataillon in Linz, das I. Bataillon in Hall i. Tirol Bedingt durch das, in Österreich-Ungarn übliche häufige Wechseln der Garnisonen, lagen die Einheiten (offizielles Kürzel: TJR = Tiroler Jäger Regiment) 1914 in den folgenden Städten der drei Tiroler Landesteile (Süd- Nord- Welschtirol/Trentino) in Garnison: 1.Regiment Kommandeur: Oberst Guido Novak von Arienti Stab / I. / II. Bataillon in Trient III. Bataillon in Levico IV. Bataillon in Innsbruck 2.Regiment Kommandeur: Oberst Alexander Brosch von Aarenau Stab / I. / II. Bataillon in Bozen III. Bataillon in Meran IV. Bataillon in Brixen 3.Regiment Kommandeur: Oberst Heinrich Vonbank Stab / II. / III. Bataillon in Rovereto (Rofreit) I. Bataillon in Riva IV. Bataillon in Trient 4.Regiment Kommandeur: Oberst Ernst Dietrich Stab / III. Bataillon in Trient I. Bataillon in Mezzolombardo (Welschmetz) II. Bataillon in Mezzocorona (Kronmetz) IV. Bataillon in Hall i. Tirol Kampfeinsätze Ein hoher Prozentsatz (ca 40%) der Kaiserjäger bestanden aus Trientinern (sog. Welschtirolern). Der Rest setzte sich nicht nur aus Tirolern, sondern auch aus Angehörigen der gesamten Monarchie zusammen. Trotz der vielen italienischsprachigen Jäger, kam es bei den Kämpfen gegen das Königreich Italien zu so gut wie keinerlei Desertationen - im Gegenteil, über die Welschtiroler konnte man nichts negatives berichten. Wegen möglicher Unruhen in der tschechischen Provinz, verlegte man das 2. TJR im Jahre 1916 mit Garnison (bzw. dem Ersatzbataillonskader) nach Beneschau in Böhmen. Große Verluste erlitten die Kaiserjäger während des Feldzuges in Galizien, als der größte Teil des gut ausgebildeten Friedenspersonals regelrecht aufgeopfert wurde. In der Schlacht von Gorlice-Tarnow verlor das 2. Regiment fast 80 % an Gefallenen, Verwundeten, Vermissten - am 2. und 3. Mai 1915 allein 26 Offiziere, sowie über 600 Unteroffiziere und Mannschaften. Das 4. Regiment verliert an diesen beiden Tagen 1300 Mann. Oft werden die Kaiserjäger mit den Tiroler Kaiserschützen verwechselt, die der k.k. Landwehr angehörten, und ebenso Teil der regulären Streitkräfte Österreich-Ungarns waren. Die Verwechslung entsprang dem Dekret vom April 1917, in dem Kaiser Karl I. den Tiroler Landesschützen den Titel Kaiserschützen verlieh, ob in Anerkennung ihrer Taten während der bisherigen Feldzüge oder aus welchens sonstigen Gründen auch immer, ist nicht bekannt. Die Kaiserjäger waren reguläre Infanterie, die jedoch ohne alpine Erfahrung im Jahre 1915 an die Hochgebirgsfront verlegt wurde. Auch die Tiroler Standschützen wurden nach der Kriegserklärung Italiens am 23. Mai 1915 an Österreich aufgeboten. Die regulären Truppen waren zu dieser Zeit im Galizien gegen Russland im Einsatz. Die Südgrenze Österreichs war entblösst. Ca. 30.000 Schützen, Mitglieder der örtlichen Schützenkompanien, besetzten als Erste die hohen Grenzberge und verteidigten diese erfolgreich, bis zum Eintreffen der Kaiserjäger und Landesschützen gegen die Italienische Armee. Ohne dem raschen Eingreifen der Tiroler Standschützen hätte die Italienische Armee Tirol im Handstreich eingenommen. Die Gruppierung der Standschützen geht ebenfalls auf das Landlibell von 1511 zurück, das den Tirolern gestattet ihr Land im Kriegsfall selbst zu verteidigen. Die Grundlage dieses Landlibells, die Waffenfreiheit aller Tiroler, konnte Kaiser Maximilian I nur in einem Land wagen, das keine Leibeigenen kannte, wo vom Ritter bis zum Bauernknecht jeder ein freier Mann war. Das Landlibell hatte bis 1918 Gültigkeit. Die „Tiroler Kaiserjäger“ erwarben sich 1916 bis 1918 den Ruf hoher Tapferkeit und Ausdauer im Süden Tirols und den angrenzenden Regionen. Der Abwehrkampf gegen die Entente und Italien musste dort - ähnlich wie 1809 - teilweise lokal geführt werden, weil der Großteil der Armee an anderen Fronten gebunden war. Die Kaiserjäger bildeten meistens kleine Gruppen: hochalpine Detachements, Bergführerkompanien und besonders Streifkompanien (im alpinen Gelände sehr bewegliche Hochalpin-Soldaten). Die Leistungen von Kaiserjäger-Einheiten im schwierigsten alpinen Gelände ist in diesen Fällen als besonders hoch einzuschätzen: handelte es sich doch nicht um eine Hochgebirgstruppe ... Desto größer ist die Bewunderung, die uns ihre Einsätze auf Graten, Gipfeln und Eisstollen abverlangen. Geschichte Mit dem 16. Januar 1816 - dieser Tag wird als Geburtstag der Kaiserjäger gefeiert - begann die Aufstellung des Regiments mit den Namen „Tiroler Kaiserjäger“. Die Soldaten dieses Regimentes in der Stärke von 5000 rekrutierten sich durch die Konskription, - bis zur Einführung der allgemeinen Wehrpflicht 1868 wurde die Stellung durch Los bestimmt - weiterhin durch die Übernahme von 1400 Mann aus dem ehemaligen Fennerjägerkorps, dem Vorläufer der Kaiserjäger, und von 600 Tiroler Soldaten, welche nach Ende der napoleonischen Kriege wieder in die Heimat zurückkehrten. Betrug die Dienstzeit anfangs 12 Jahre, verringerte sich diese später von 8 auf 6 Jahre, wobei die Bezahlung der Soldaten angemessen war. Regimentsinhaber war der Kaiser persönlich, Zweitinhaber sowie die Kommandanten wurden durch ihn persönlich ernannt. Das Regiment - ursprünglich aus sechs Bataillonen gebildet - zählte im Jahr 1894 bereits 16 Bataillone. Hauptergänzungsländer blieben Tirol und Vorarlberg. Ein Jahr später - am 1. Mai 1895 - wurde aus den 16 Bataillonen des „Tiroler Jägerregiments Kaiser Franz Joseph“ die Errichtung von 4 Regimenter angeordnet. Die neu aufgestellten Regimenter erhielten die Bezeichnung Kaiserliches und königliches 1, 2, 3, und 4. Regiment der Tiroler Kaiserjäger. Im Ersten Weltkrieg setzte die österreichische Generalität die Kaiserjäger im Schwergewicht ein. Feldmarschall Svetozar Boroëvić von Bojna, Kommandant der Isonzoarmee 1915 sagte über die Kaiserjäger: „In meiner mehr als 40 jährigen Dienstzeit kenne ich die Kaiserjäger nur als Aristokraten der Infanterie. Ich betrachte sie daher als Gardetruppen und werde sie dort verwenden, wo ich einen todsicheren Erfolg haben will.“ Leistungen der Kaiserjäger sind die Erstürmung des Casina Fersada am 23. Februar 1849, der Sturm auf das Dorf Pregasina am 16. Juni 1848, das Nachtgefecht in Volta am 26. Juni 1848, die Eroberung einer französischen Kanone am 4. Juni 1859 in Magenta, die Erstürmung von Oliosi am 24. Juni 1866, der Sturm auf die Insurgentenstellung im Kremenac am 21. Oktober 1878 während der Okkupation von Bosnien und der Herzegowina. Im Sinne der Traditionspflege hat der im Jahr 2000 in die Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie zu Wiener Neustadt eingetretene Jahrgang sich den Namen Kaiserjäger gegeben. Im Jahr 2004 wurden die 82 Berufsoffiziere des Jahrgangs Kaiserjäger in das österreichische Bundesheer übernommen. August von Mackensen (* 6. Dezember 1849 in Haus Leipnitz, Kreis Wittenberg, heute zur Gemeinde Trossin, Sachsen, als Anton Ludwig Friedrich August Mackensen; † 8. November 1945 in Burghorn, heute zu Habighorst, Niedersachsen) war ein Generalfeldmarschall im kaiserlichen deutschen Reich. Aus bürgerlichen Verhältnissen stammend stieg Mackensen als Offizier bis zum Adjutanten des Kaisers Wilhelm II. auf und wurde von diesem 1899 geadelt. Im Ersten Weltkrieg nahm von Mackensen an wichtigen Schlachten in Osteuropa teil und wurde 1915 zum Generalfeldmarschall befördert. Die letzten zwei Jahre des Krieges verbrachte er als Vizegouverneur von Rumänien und bewahrte so trotz der Niederlage seinen Nimbus als unbesiegter Heeresführer. Nach seiner Rückkehr ins nunmehr republikanische Deutsche Reich ging er in Pension und engagierte sich in verschiedenen Organisationen mit meist militärischer Ausrichtung. Während er als treuer Monarchist der N.P und Teilen ihrer Ideologie genauso ablehnend gegenüber stand wie der parlamentarischen Demokratie der Weimarer Republik, gefielen ihm H. als Person und dessen Erfolge bei der Umkehrung der Konsequenzen des Vertrags von Versailles. Die N.-Propaganda baute auf von Mackensens enorme Popularität bei der Bevölkerung und benutzte ihn symbolträchtig, um eine Kontinuität zwischen der Kaiserzeit und dem DR herzustellen. Der Ex-Militär nutzte seinen Einfluss und seine Stellung vereinzelt, um vom Regime verfolgten Personen zu helfen. Anfang 1945 floh der Feldmarschall mit seiner Frau vor der Roten Armee nach Niedersachsen und starb dort im November desselben Jahres kurz vor seinem 96. Geburtstag. Leben Jugend und Ausbildung August Mackensen wurde als Sohn des Gutsverwalters Ludwig Mackensen (1817–1890) und seiner Frau Marie (geborene Rink, 1824–1916) in der damals preußischen Provinz Sachsen geboren. Nach dem Besuch der Dahlberger Dorfschule wechselte er 1859 auf das staatliche Gymnasium in Torgau. Mackensen erhielt dort auch Klavierunterricht und wirkte in Theateraufführungen mit. 1865 wechselte er auf ein Realgymnasium in Halle an der Saale. 1866 wurde er konfirmiert. Als er 1868 nach der Unterprima die Schule verließ, wurde er wegen seiner schwachen Konstitution vom Militärdienst ausgemustert. Er begab sich bei seinem Vater in eine Lehre als Landwirt. 1869 wurde er schließlich doch für tauglich befunden und trat seinen Dienst als Einjährig-Freiwilliger im 2. Leibhusarenregiment in Lissa in der Provinz Posen an. Vor dem Deutsch-Französischen Krieg begann er zunächst ein Studium der Agrarwissenschaft an der Martin-Luther-Universität in Halle an der Saale, unter anderem bei Julius Kühn. Er hörte auch Geschichte bei Gustav Droysen. In Halle schloss er sich auch dem Corps Agronomia an, zu dessen Senior er vor dem Wintersemester 1872/73 gewählt wurde. Nach der Rückkehr aus dem Krieg studierte Mackensen ab Oktober 1871 weiter. Nach den aufregenden Kriegserlebnissen missfiel ihm jedoch die Vorstellung, den als langweilig empfundenen Beruf eines Landwirtes ausüben zu müssen. Gleichzeitig gefielen ihm das Ansehen und die Anerkennung, die er als mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichneter Reserveleutnant erhielt. Es drängte ihn danach, Berufssoldat zu werden. Sein Vater willigte schließlich ein, ihm die nötige finanzielle Unterstützung zu geben, und so brach der Sohn im Frühling 1873 sein Studium ab. Militärkarriere Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 diente Mackensen als Reserveoffiziersanwärter. Für einen wagemutigen Erkundungsritt bei Toury in der Nähe von Orléans erhielt er im Oktober 1870 das Eiserne Kreuz 2. Klasse. Im Dezember wurde er zum Leutnant befördert. 1873 setzte er seine Militärlaufbahn als Berufsoffizier fort. Sein Fleiß und Ehrgeiz schlugen sich in positiven Qualifikationsberichten nieder. Mackensen verstand es, Vorgesetzte für sich zu gewinnen. Als weiteres Mittel für sein berufliches Fortkommen erwiesen sich seine militärhistorischen Schriften. Sein 1877 veröffentlichtes Werk Das 2. Leib-Husaren-Regiment Nr. 2 im Kriege gegen Frankreich wurde positiv aufgenommen. 1877 wurde er zur Garnison nach Königsberg versetzt. Dort lernte er Dorothea von Horn kennen, deren im Krieg verstorbenen Bruder Georg von Horn Mackensen in seinem Buch gewürdigt hatte. Mitte 1878 wurde Mackensen zum Oberleutnant befördert. Am 14. Mai 1879 verlobte er sich mit Dorothea von Horn, am 21. November desselben Jahres wurde das Paar getraut. Das Einheiraten in die einflußreiche, adelige Familie – Dorotheas Vater Carl von Horn war Oberpräsident der Provinz Ostpreußen – half seinem gesellschaftlichen und beruflichen Fortkommen. Ohne jemals die Kriegsakademie besucht zu haben, erfolgte 1880 seine Kommandierung in den Generalstab und 1882 wurde er zum Großen Generalstab versetzt. Im Jahr 1891 wurde er Erster Adjutant des damaligen Chefs des Generalstabs Alfred Graf von Schlieffen. 1898 wird er Flügeladjutant und 1903 Generaladjutant von Kaiser Wilhelm II. 1901 übernahm Mackensen das Kommando der neu gebildeten Leibhusarenbrigade in Danzig-Langfuhr, nachder er zuvor schon das Leibhusaren-Regiment kommandiert hatte. Im Ersten Weltkrieg galt er – gemeinsam mit seinem Stabschef Hans von Seeckt – als Architekt der strategisch wichtigen Siege von Gorlice-Tarnów, Brest-Litowsk, Pinsk, Serbien und Rumänien. Seine militärischen Erfolge brachten ihm den respektvollen Spitznamen (neuer) Marschall Vorwärts ein, in Anlehnung an Blücher, der diesen Namen in den Befreiungskriegen gegen Napoleon erhalten hatte. Im August 1914 war er zunächst als Kommandeur des XVII. Armeekorps, das schwerste Verluste (über 9.000 Tote in nur zwei Stunden) erlitt, an der Schlacht bei Gumbinnen beteiligt. Er selbst sprach in seinen Erinnerungen von „Massenmord“ und „Massenschlächterei“. In der anschließenden Schlacht bei Tannenberg war von Mackensens Korps an entscheidender Stelle an der Umfassung der russischen 2. Armee beteiligt. Ab 1. November 1914 führte er die 9. Armee und erhielt am 16. April 1915 den Oberbefehl über die neu gebildete 11. Armee. In der Durchbruchsschlacht von Gorlice-Tarnów (1. bis 3. Mai 1915) gelang seiner Armee unter Einsatz von Giftgas ein überraschender Durchbruch durch die westgalizische Front der Russen. Anschließend wurde er zum Generalfeldmarschall befördert. 1916 führte er den gemeinsamen Feldzug aus Verbänden der deutschen und österreichisch-ungarischen Armee zur Eroberung Rumäniens und fungierte dort bis zum Ende des Krieges als Militärgouverneur. Bei Kriegsende wurde er in Ungarn und Saloniki interniert und kam im Dezember 1919 nach Deutschland zurück. Weimarer Zeit und N. Als konservativer Vertreter der alten Ordnung stand von Mackensen (wie praktisch das gesamte rechte Spektrum dieser Zeit) der Weimarer Republik ablehnend gegenüber und war zweifellos alles andere als ein Demokrat. Wie fast alle deutschen Heerführer des Weltkriegs gab auch er die Schuld an der Niederlage den politischen Gegnern, anstatt die militärische Unterlegenheit einzuräumen (Dolchstoßlegende). Er empfand Genugtuung angesichts der Ermordung Matthias Erzbergers („Den Schädling sind wir los“), der von der Rechten für den Ausgang der Friedensverhandlungen verantwortlich gemacht wurde, und betrachtete die Überwindung des „Versailler Diktatfriedens“ als wichtigste Aufgabe deutscher Politik. Auf der Basis dieser Anhaltspunkte lässt sich von Mackensens Gesinnung relativ eindeutig dem deutschnationalen Lager zuordnen. Sein Verhältnis zu den N. war zwiespältig. Wie vielen traditionsbewussten Verfechtern der „alten“ preußischen Kultur war ihm das Gebaren und Auftreten der N.-Partei ausgesprochen suspekt. In einem auffälligen Widerspruch dazu steht seine persönliche Bewunderung für H., A., wodurch sich seine Haltung deutlich etwa von der Paul von Hindenburgs unterscheidet. Wie dieser ließ er sich nach der Machtergreifung der N. als Symbol des alten Preußen instrumentalisieren, ohne jedoch ausdrücklich für das neue Regime Partei zu ergreifen. Die Inanspruchnahme durch die n. Propaganda trug ihm den Spottnamen Reichstafelaufsatz ein. Otto von Habsburg bezeichnete ihn als „Edelpreußen des D. R.“. Am 22. Oktober 1935 erhielt von Mackensen die preußische Domäne Brüssow im Kreis Prenzlau per Gesetz von H., A. als Dotation übereignet. Diese hatte einen Umfang von mehr als 1231 Hektar Land. Gegen gewalttätige Übergriffe der .. protestierte er mehrfach und schrieb öffentliche Protestbriefe gegen Kriegsgräuel deutscher Soldaten in Polen. Missstände, z. B. der Kirchenkampf (welcher mit seiner protestantischen Frömmigkeit unvereinbar war), waren in seinen Augen ausschließlich die Schuld von H.s Gefolgsleuten. Die Verantwortung des Diktators bestritt er hingegen. 1941 reiste er zur Beisetzung des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. nach Haus Doorn. Das Attentat auf H. durch Offiziere der W. verurteilte er im Jahre 1944 scharf („fluchwürdiges Attentat“). Noch im November 1944 richtete von Mackensen einen Aufruf an die Jugend, um sie im Tonfall n. Durchhaltepropaganda zu „Opferbereitschaft und Fanatismus“ zu ermahnen. An seiner Verehrung für H. änderte sich bis zu seinem Tode kurz nach Kriegsende augenscheinlich nichts. Zusammenfassend lässt sich von Mackensens Rolle im DR als die eines grundsätzlichen Sympathisanten bewerten, der als Mittler zwischen dem Militarismus früherer Epochen und dem Führerkult des N. für die Kontinuität des Preußentums im DR stand und von dem Regime aufgrund seines Ansehens in der Öffentlichkeit aktiv vereinnahmt wurde, wobei seine persönliche Distanz zur n. Ideologie vor allem dadurch bestimmt war, dass er aus einer anderen Zeit stammte. Familie 1879 heiratete er Dorothea von Horn (1854–1905), mit der er fünf Kinder hatte: Else Mackensen (1881/2–1888) Hans Georg von Mackensen (1883–1947), Staatssekretär Manfred von Mackensen Eberhard von Mackensen (1889–1969), Generaloberst Ruth von Mackensen (1897–1945) Am 40. Geburtstag Wilhelm II. 1899 wurde Mackensen von diesem in den erblichen Adelsstand erhoben und hieß fortan von Mackensen. Nach dem Tod seiner ersten Frau 1905 heiratete er 1908 58-jährig die halb so alte Leonie von der Osten (1878–1963). Diese Ehe blieb kinderlos und dauerte bis zu seinem Tod 1945. Auszeichnungen 1914: Pour le Mérite für seine Leistungen an der russischen Front 1917: Großkreuz des Eisernen Kreuzes 1917: Das Typschiff einer neuen Klasse Großer Kreuzer wurde beim Stapellauf auf den Namen SMS Mackensen getauft. Eine nach von Mackensen benannte Straße im Berliner Bezirk Schöneberg wurde 1998 mit der Begründung, auf Grund von Forschungsergebnissen sei er als „Wegbereiter des N. anzusehen, in Else-Lasker-Schüler-Straße umbenannt.