Kaiser Wilhelm am Sarge Friedrichs des Großen (in der Garnisonkirche in Potsdam).
Originale, großformatige Farb-Offsetlithographie von 1913.
Nach dem Originalgemälde von William Pape.
In der Platte signiert.
Größe 333 x 235 mm.
Auf der Rückseite mit vier Abbildungen von drei Briefen:
Ein Brief des Kronprinzen Friedrich Wilhelm, des nachmaligen Kaisers Friedrich III., an seinen Vetter Alexander, Prinz von Preußen.
Gratulationsbrief des elfjährigen Prinzen Wilhelm (des jetzigen Kaisers) zum 73. Geburtstage seines Großvaters, Kaiser Wilhelm I.
Aus einem Briefe Kaiser Wilhelms I. an seinen Sohn Friedrich Wilhelm, dem nachmaligen Kaiser Friedrich III.
Darunter:
Lied der kaiserlichen Jacht „Hohenzollern“ von Börries, Freiherrn von Münchhausen.
Mit minimalen Alterungs- und Gebrauchsspuren, sonst sehr guter Zustand.
Hervorragende Bildqualität auf Kunstdruckpapier – extrem selten!!!
100%-Echtheitsgarantie – kein Repro, kein Nachdruck!!!
Besichtigung jederzeit möglich.
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Geboren am 3. September 1859 in Karlshütte bei Rendsburg; gestorben am 13. Dezember 1920 in Stockholm. Leben Wilhelm Pape studierte zunächst Philosophie und Naturwissenschaften an der Universität Berlin. Anschließend besuchte er dort die Kunstakademie in Berlin. Weiteren Unterricht erhielt er bei Hermann Prell und an der Académie Julian in Paris bei Jules-Joseph Lefebvre and Jean-Joseph Benjamin-Constant. Studienreisen führten ihn nach Italien, Dänemark und Russland. Er malte in Berlin Veduten, spezialisierte sich aber vor allem auf Historienmalerei. Das Bild „Ein Reich, Ein Volk, Ein Gott“, das die Feier am 18. Januar 1896 anlässlich des 25. Jahrestages der Deutschen Reichsgründung darstellte, erzielte die Aufmerksamkeit des Kaiserlichen Hofes, der das Bild auch ankaufte. Das genannte Bild und die Enthüllung des Denkmals Kaiser Wilhelm I. in Berlin dienten ab 1900 als Vorlage der hohen Dauerwerte von 5 und 3 Reichsmark der Briefmarken-Serie Repräsentative Darstellungen des Deutschen Kaiserreichs des Deutschen Reichs. Diese Serie war die Ergänzung der bekannten Germania-Briefmarken für Werte ab einer Mark und wurden daher millionenfach gedruckt. Das Bild der Reichsgründung sowie Die Konfirmation des Kronprinzen und des Prinzen Eitel Friedrich von 1898 befanden sich im persönlichen Besitz Kaiser Wilhelms II. Pape konnte sowohl den Kaiser als auch seine Familie mehrmals persönlich porträtieren. Er benutzte auch das Monogramm WP. Pape starb 1920 in Stockholm durch einen Unfall. Weitere Werke: Aufbahrung Kaiser Wilhelms I. im Dom (1888). König Wilhelm I. am Abend der Schlacht bei Sedan (1901). Kaiser Wilhelm II. beim Neujahrsempfang in der Knobelsdorff-Oper (1901), heute Museum Abtei Liesborn. Gottesdienst zur 200-Jahr-Feier des preußischen Königshauses in der Königsberger Schlosskirche am 8. September 1901, Kriegsverlust. Der Empfang des Kaisers auf der Sparrenburg (Wandgemälde für das neue Rathaus in Bielefeld, 1903). Arbeitszimmer von Kaiser Wilhelm II (hing im Evangelischen Krankenhaus Herne, 1903). Die letzte Festsitzung der königlichen Akademie der Wissenschaften im alten Hause. Luthers letztes Bekenntnis (für Martin Luthers Sterbehaus in Eisleben 1905). Die Langen Kerls waren eine militärische Einheit der preußischen Armee. Der Name entstammt dem Volksmund, da die Soldaten alle über sechs Fuß (etwas mehr als 188 cm) groß sein mußten, was zur damaligen Zeit eine Seltenheit war. Der offizielle Name der Einheit wechselte im Laufe der Geschichte. Folgende Bezeichnungen führte die Einheit: Regiment Kurprinz, Rothe Grenadiere, Großes Leibbataillon Grenadier, Lange Potsdamer Königsregiment Nr. 6, Grenadier Garde Bataillon Nr. 6, 1. Bataillon des 1. Garderegiments zu Fuß, Infanterieregiment No. 6, Potsdamer Riesengarde. Geschichte Das Regiment wurde im Jahr 1675 unter dem Namen „Regiment Kurprinz“ aufgestellt. Stationiert war die Einheit damals in Wusterhausen, dem späteren Königs Wusterhausen. Ab 1710 formierte der Kronprinz Friedrich Wilhelm das Regiment um und warb hochgewachsene junge Männer an. Nach der Krönung Friedrich Wilhelm I. zum König in Preußen im Jahr 1713 erhielt das Regiment den Ehrentitel Garde und wurde in Potsdam stationiert. Um ausreichend große Rekruten für die Riesengarde zu erhalten, waren viele Werber in Preußen und im europäischen Ausland unterwegs. Mit Versprechungen, Handgeldzahlungen, üblen Tricks, Zwangsmaßnahmen und Entführungen wurde der Nachschub dem König zugeführt. Aber auch die europäischen Fürsten schacherten. So kaufte Friedrich Wilhelm Männer vom niederländischen König und verschenkte dafür seine wenigen Kolonien. Peter I. von Rußland erhielt für einige Riesen das berühmte Bernsteinzimmer. Der Unterhalt der Truppe war aber auch ohne diese Ankäufe sehr kostspielig. Neben den normalen Kosten für Verpflegung, Ausrüstung und den höheren Sold versorgte der König seine Riesen auch noch mit Häusern, Grundstücken und anderen Privilegien. Als Friedrich II. im Jahr 1740 den Thron bestieg, löste er das etwa 3.800 Mann starke Regiment auf. Die Unterhaltskosten standen für den praktisch denkenden König in keinem Verhältnis zum militärischen Nutzen. Bis auf ein Bataillon, der Königs Grenadier-Garde Nr. 6, wurden alle Soldaten auf andere Regimenter verteilt. Das Bataillon nahm an mehreren Schlachten (u. a. während des Siebenjährigen Krieges) teil. Bei der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt gegen Napoleon Bonaparte wurde das Königsbataillon geschlagen und kapitulierte bei Erfurt und Prenzlau. Anschließend wurde es endgültig aufgelöst. Das nach dieser Niederlage aus den Resten der verschiedensten Garden neugegründete 1. Garde-Regiment zu Fuß übernahm die Tradition der ehemaligen Riesengarde, allen voran das Vorrecht eine Königsgarde zu sein. Traditionspflege Im Jahr 1990 gründete sich der Vereinigung zur Förderung und Pflege der Tradition der Potsdamer Riesengarde 'Lange Kerls' e.V. in Potsdam. Der Verein möchte die Bevölkerung mit der ehemaligen Elitetruppe des Soldatenkönigs bekanntmachen. Dazu ließ der Verein originalgetreue Uniformen schneidern und die Gewehrimitationen nachbauten. Mit ihren Auftritten im In- und Ausland sorgen sie für große Aufmerksamkeit. Während sich der Verein als Bewahrer und Pfleger eines regionalen Erbes sieht, sprechen andere von einem Aufleben des traditionellen Militarismus. Die Garnisonkirche (offiziell: Hof- und Garnisonkirche) war eine evangelische Kirche in der historischen Mitte von Potsdam, deren Turm seit 2017 wiederaufgebaut wird. Erbaut im Auftrag des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. nach Plänen des Architekten Philipp Gerlach in den Jahren 1730–1735, galt sie als ein Hauptwerk des norddeutschen Barocks. Mit einer Turmhöhe von fast 90 Metern war sie das höchste Bauwerk Potsdams und prägte im Dreikirchenblick zusammen mit der Nikolaikirche und der Heiliggeistkirche das Stadtbild. Nachdem sie beim britischen Luftangriff in der Nacht von Potsdam 1945 ausgebrannt war, ließ das SED-Regime die gesicherte Ruine 1968 sprengen, um auf einem Teil des Grundstücks das Rechenzentrum Potsdam zu errichten. Anhänger eines Wiederaufbaus des Gotteshauses traten 2004 mit dem Ruf aus Potsdam an die Öffentlichkeit. In der Folge ihres Engagements wird seit 2017 die kontrovers debattierte Rekonstruktion als offene Stadtkirche und internationales Versöhnungszentrum betrieben. In der wechselvollen Geschichte Deutschlands war die Garnisonkirche ein bedeutender Ort. Unter anderem besuchten Johann Sebastian Bach, Alexander I. und Napoleon das Bauwerk, in dem neben Friedrich Wilhelm I. auch dessen Sohn Friedrich II. bestattet war. Die ersten frei gewählten Stadtverordneten Potsdams tagten in der Garnisonkirche, Lutheraner und Reformierte vereinigten sich in ihr zur Union, und der Organist Otto Becker (1870–1951) entwickelte sie zu einer wichtigen Stätte der Kirchenmusik. Mit dem Tag von Potsdam 1933 wurde das Gotteshaus von den Nationalsozialisten zu Propagandazwecken vereinnahmt; zugleich gehörten Henning von Tresckow, Helmuth James von Moltke und viele weitere Widerstandskämpfer der Kirchengemeinde an. Außenarchitektur Kirchturm Der Turm der Garnisonkirche mit einer Gesamthöhe von 88,43 Metern ragte in die Breite Straße hinein. Die Seitenwände des Turmes wurden an jeder Seite von schmalen Längsfenstern durchbrochen, zusätzlich trugen die Ecken Figurenschmuck. Über dem Hauptportal zur Breiten Straße befand sich eine Inschrifttafel mit goldenen Buchstaben. Darauf war zu lesen: „Friderich Wilhelm, König in Preußen, hat diesen Thurm nebst der Guarnison-Kirche zur Ehre Gottes erbauen lassen. Anno 1735.“ Ein Teil der Buchstaben ist heute noch vorhanden. Das Turmbauwerk wurde im Untergeschoss wuchtig aufgeführt und verjüngte sich in den oberen Etagen. Die Turmlaterne bildete ein aus Eiche konstruiertes, mit Kupferblech verkleidetes Geschoss, auf dem eine Wetterfahne angebracht war. Sie enthielt das aus der 1722 geweihten ersten Garnisonkirche stammende Glockenspiel, ergänzt durch fünf neue, von Paul Meurer geschaffene Bassglocken. Kirchenschiff Das Kirchenschiff, ein rechteckiger, in Querachse ausgerichteter Bau, schloss in nördlicher Richtung an den Turm des Kirchengebäudes an. Auf dem 17 Meter hohen, steilen Walmdach waren auf West-, Nord- und Ostseite jeweils zwei Dachgauben aufgesetzt. Die großen Rundbogenfenster des Kirchenschiffes dominierten das Fassadenbild, das durch Mittelrisalite an allen drei Fassaden belebt wurde. Weiterhin befanden sich zu beiden Seiten am Übergang zum Kirchturm Attika-Balustraden, die in einer Rundung an das Dach anschlossen. Sie wurden zur Breiten Straße mit Säulenpilastern ausgeführt und bildeten so mit dem Turm die repräsentative Eingangsfront. Durch eingespannte umlaufende Doppelemporen fasste die Kirche ursprünglich bis zu 3000 Personen, später reduzierte sich diese Zahl durch Emporenumbauten. Innenarchitektur Der Innenraum der Garnisonkirche war klar gegliedert. Massive Pfeiler waren durch Korbbögen miteinander verbunden, die wiederum eine flache Decke und zweigeschossige Emporen trugen. Der Innenraum war anfangs schmucklos und mit einfacher Holzausstattung versehen. Die Angehörigen der Zivilgemeinde saßen auf den Bänken im Erdgeschoss, die der Militärgemeinde auf den Emporen. In den Jahren 1897 bis 1899 wurde der Innenraum grundlegend im Stil des Neobarocks umgestaltet. Aus Anlass des Militärdienstjubiläums des deutschen Kaisers Wilhelm II. stiftete dieser einen neuen Altar sowie weitere Taufgeräte. Statt des Holzaltars wurde ein prunkvoller Steinaltar aufgestellt; die bisher schlicht gehaltenen Pfeiler, Decken und Emporen erhielten zeittypische Stuckelemente und Vergoldungen. Weitere Taufgeräte fertigte der Bildhauer und Ziseleur Otto Rohloff im Jahr 1902. Ausstattung Altar, Kanzel, Taufe Der aus der Vorgängerkirche stammende Feldaltar war einfach in Holz gehalten und diente dem Abendmahl. Eine hölzerne Kanzel wurde auf der Südseite aufgestellt. Das Taufbecken und eine Taufkanne nach Entwürfen von Schinkel bildeten zunächst die Zeremoniengeräte. Königliches Monument Friedrich Wilhelm I. ließ die Kanzel 1735 nach eigenen Vorgaben durch das raumbeherrschende Königliche Monument ersetzen. Dabei handelte es sich um einen Kanzelaltar mit dahinterliegender, ebenerdiger Gruft, in der er und seine Frau begraben werden sollten. Hinterlegt mit einer Schauwand aus schwarzem, rotbuntem und weißem Marmor, die Anklänge an Giovanni Lorenzo Berninis Ziborium über dem Hochaltar des Petersdoms aufwies, ragte das Werk in den Kirchenraum hinein. Die Entwürfe stammten von Christian Friedrich Feldmann, Ausführende waren Johann Christian Angermann, Johann Konrad Koch und der Bildhauer Johann Georg Glume, der auch die Marmorfiguren Mars und Bellona am Eingang zur Gruft geschaffen hat. Der Altar verfolgte eine barocke durch skulpturale Elemente geprägte Formensprache und bildete den Höhepunkt der inneren Ausstattung. Vier Säulen mit korinthischen Kapitellen sowie dahinter liegenden Pilastern trugen ein konkav geformtes Gebälk. Darauf befand sich ein geschwungener Sprenggiebel. Zwei sitzende Herolde und zwei preußische Adler sowie eine Wappenkartusche mit dem Hoheitszeichen Friedrich Wilhelms I. dienten als Bauschmuck auf dem Giebel. Den obersten Abschluss des Altars bildete das goldene von einem Strahlenkranz umgebene und von einem Dreieck umschlossene Auge der Vorsehung. Das Portal zur Gruft war zentral zwischen den Säulen eingelassen und mit vergoldeten schmiedeeisernen Gittern ausgestattet. Über dem Tor befand sich die reich verzierte helle Kanzel. Gestühl, Fenster Die hölzernen Kirchenbänke im Parterre und auf den Emporen boten Platz für bis zu 3000 Kirchenbesuchern. Die Fenster waren als Rundbogen ausgeführt und mit bleigefassten Glasscheiben ausgestattet. Orgeln Wagner-Orgel Die große Orgel wurde 1731/1732 von dem Orgelbauer Joachim Wagner auf der zweiten Empore über der Kanzel erbaut. Das Instrument war in einem imposanten Orgelgehäuse mit einem reich geschnitzten Prospekt untergebracht. Die Schleierbretter und der figürliche Schmuck des Orgelgehäuses wurden vermutlich vom Künstler Johann Georg Glume (1679–1765) geschaffen. Der Prospekt war in drei Türme gegliedert (im Mittelturm waren aus Platzmangel einige Pedalregister untergebracht) und hatte sechs Prinzipal-Pfeifenfelder. Die größten Prospektpfeifen hatten eine Länge von fünf Metern. Eine Besonderheit der Orgel war – einer Militärkirche entsprechend – ein Spielwerk aus posaunenblasenden und paukenschlagenden Engeln, die Helme trugen, sich drehenden Sonnen (Zimbelsterne), einem Glockenspiel und einem flügelschlagenden Adler. Das Instrument verfügte über 42 klingende Register auf drei Manualen und Pedal. Im Jahre 1862 wurde die Disposition durch die Orgelbauer Gesell & Schultze und 1882 durch Carl Eduard Gesell verändert. Neubau durch Wilhelm Sauer Im Zuge einer Umgestaltung des Innenraumes in den Jahren 1897 bis 1899 errichtete der Orgelbauer Wilhelm Sauer hinter dem barocken Prospekt ein neues Innenwerk, wobei er etwa die Hälfte des historischen Pfeifenmaterials wiederverwendete. Das neue, im spätromantischen Stil disponierte Instrument hatte nun 46 Register auf pneumatischen Kegelladen. Die Orgel wurde 1945 mit der Kirche zerstört. Eine zunächst geplante Rekonstruktion der Wagner-Orgel, zu der die finanziellen Mittel von dem Versandhausgründer Werner Otto gestiftet wurden, wird aufgrund des geänderten Konzepts einer Turmkapelle nicht realisiert. Stattdessen soll die Firma Alexander Schuke Potsdam Orgelbau in den beiden westlichen Nischen zwei Orgeln mit unterschiedlicher Stilrichtung, mit einer barocken und einer romantischen Disposition, bauen, die von einem gemeinsamen Spieltisch anspielbar sind. Glockenspiel Nachdem das Glockenspiel bis zum Ende des 18. Jahrhunderts zur vollen Stunde verschiedene Choräle und zur halben Stunde weltliche Lieder abgespielt hatte, ertönte ab 1797 bis 1945 der Stundenchoral Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren im Wechsel mit dem Halbstunden-Lied Üb’ immer Treu und Redlichkeit von Ludwig Hölty, (mit der etwas vereinfachten Melodie der Arie Ein Mädchen oder Weibchen aus Mozarts Oper Die Zauberflöte) und jeweils eine Variation als zweite Strophe. Dazwischen waren Vorschläge und kurze Melodien zu hören, so dass das Glockenspiel alle 7½ Minuten über der Stadt erscholl. Seit der Aufstellung des nachgebildeten Glockenspiels auf dem Plantage genannten Platz nördlich des Kirchenstandorts 1991 spielt dieses wieder die genannten Lieder zur vollen und zur halben Stunde. Friedrich Wilhelm III., Königin Luise und Alexander I. am Sarg Friedrichs des Großen, 1805 Geschichte Erstes Bauwerk 1720 bis 1722 wurde die erste Potsdamer Garnisonkirche als quadratischer Fachwerkbau an der Breiten Straße und dem Stadtkanal errichtet. Ein auf das steile Zeltdach aufgesetzter eingeschossiger Turm erhielt ein 35-stimmiges Glockenspiel des niederländischen Glockengießers Jan Albert de Grave. Nach der Fertigstellung der Kirche zogen die evangelische Militärgemeinde, hauptsächlich Angehörige des Leibregiments der Langen Kerle und die deutsch-reformierte Zivilgemeinde ein. Die Kirche hatte dabei von Beginn an eine Sonderstellung inne, da sie dem direkten Patronat des Königs von Preußen unterstand. Dadurch unterlagen sowohl Militär- wie auch Zivilgemeinde dessen alleiniger Verfügung. Die katholischen Soldaten wurden von der in den 1730er-Jahren entstandenen Peter-und-Paul-Gemeinde seelsorglich betreut. Das sumpfige Bauland in Potsdam und die ungenügende Gründung des Bauwerkes ließen bereits wenige Jahre später Setzungsrisse entstehen, und das Gebäude begann abzusacken. Nach dem Auslagern des Glockenspiels begann 1730 der Abbau und Abriss von Turm und Kirchenschiff. König Friedrich Wilhelm I. beauftragte den Architekten Philipp Gerlach mit dem Bau einer neuen Kirche. Zweites Bauwerk Von 1731 bis 1800 Die Bauarbeiten für das zweite Bauwerk begannen 1731 an gleicher Stelle. Bereits am 17. August 1732 konnte die Kirchweihe durch den Hofprediger Christian Johann Cochius und Garnisonprediger Johann Gottfried Hornejus stattfinden. Wie bei fast allen seinen Kirchenbauten in Berlin und Potsdam wünschte sich Friedrich Wilhelm I., der häufig die Niederlande bereist hatte und die dortigen Glockentürme bewunderte, nach dem Vorbild unter anderem der (ebenfalls von Philipp Gerlach entworfenen) Berliner Parochialkirche auch für die Garnisonkirche in Potsdam einen hohen und imposanten Turm als besonderes gottgefälliges Zeichen seines festen Glaubens. Mit der Fertigstellung des Turms endeten am 2. August 1735 die Bauarbeiten an der Garnisonkirche. Am selben Tag erklomm der König nach überstandener schwerer Krankheit die 365 Stufen des Turms, am 3. August folgte Kronprinz Friedrich. Der Soldatenkönig verlieh den Fahnen seiner Regimenter ein Fahnenbild, das bis zum Ende der Monarchie Fortbestand haben sollte. Es befand sich auch an vielen in seiner Regierungszeit errichteten Gebäude, wie der Garnisonkirche in Potsdam, und zeigte einen Adler, der mit gespreizten Flügeln zur Sonne fliegt. Dieser trug die Umschrift: „Non soli cedit“ (Er weicht nicht der Sonne). Zu jener Zeit regierte in Frankreich der Sonnenkönig. Dessen Truppen trugen auf ihren Feldzeichen ihrem König zu Ehre eine oder mehrere Sonnen. Dass die junge aufstrebende Macht der brandenburgischen Kurfürsten nicht zu weichen gewillt war, sollte der Adler, der mit dem Schwert und den zuckenden Blitzen in den bewehrten Fängen die Sonne anging, zum Ausdruck bringen. Im Jahr 1880 erfolgte eine umfangreiche Restaurierung der Turmspitze. Zeit der Monarchie Am 1. Juni 1740 wurde Friedrich Wilhelm I. in der Gruft der Garnisonkirche beigesetzt, die er drei Jahre vor seinem Tod unter der Kanzel hatte anlegen lassen. Auf Einladung seines Nachfolgers Friedrich II. besuchte Johann Sebastian Bach 1747 Potsdam und die Garnisonkirche. Er spielte auf der Orgel und war sehr angetan. Seiner Meinung nach sei sie ein „gar prächtig Werck“. Die am 28. Juni 1757 verstorbene Frau Friedrich Wilhelms I., Sophie Dorothea, wählte in ihrem Testament den traditionell als Grablege der reformierten Hohenzollern dienenden Berliner Dom als Begräbnisort. Ihr Platz in der Gruft der Garnisonkirche blieb somit frei. Auch ihr Sohn Friedrich II. hatte in seinem Testament nicht die Garnisonkirche, sondern die Terrasse von Schloss Sanssouci zum Begräbnisort bestimmt. Er wurde jedoch bereits am Abend des Todestags, am 18. August 1786, in der Garnisonkirche neben seinem Vater beigesetzt. Im November 1805 besuchte das Königspaar Friedrich Wilhelm III. und Luise gemeinsam mit dem russischen Zar Alexander I. die Königsgruft zur Festigung ihres Bündnisses gegen Napoleon Bonaparte. Als dieser im Folgejahr nach seinem Sieg über die preußische Armee bei Jena und Auerstedt auf seinem Marsch nach Berlin am 25. Oktober 1806 durch Potsdam kam, besuchte er die Königsgruft in der Garnisonkirche. Napoleons Worte, man würde nicht bis hierher gekommen sein, wenn Friedrich noch lebte, fielen wahrscheinlich nicht in der Garnisonkirche, sondern bei der Besichtigung von Friedrichs Wohnung im Stadtschloss. Aus Respekt vor Friedrich dem Großen stellte Napoleon die Garnisonkirche unter seinen persönlichen Schutz, während die Französische Kirche und die Heiligengeistkirche der französischen Kavallerie als Fouragemagazine dienen mussten. Infolge der Preußischen Reformen tagten die ersten frei gewählten Potsdamer Stadtverordneten am 3. August 1809 in der Garnisonkirche. Am 25. Dezember 1816 wurden in der Garnisonkirche 24 Adler und 2 Fahnen der französischen Armee ausgestellt, die in den Befreiungskriegen gegen Napoleon erbeutet worden waren. Dazu wurden die bisher links und rechts neben dem Altar stehenden Figuren Mars und Bellona des Bildhauers Johann Georg Glume in das Treppenhaus des Stadtschlosses gebracht. Bei den Feierlichkeiten zum 300-jährigen Jubiläum der Reformation fand am 31. Oktober 1817 erstmals ein gemeinsamer Gottesdienst von Reformierten (Calvinisten) und Lutheranern statt, die sich am 3. August 1809 auf Anordnung Friedrich Wilhelm III. zur Kirche der Altpreußischen Union vereinigt hatten. Sein Nachfolger Friedrich Wilhelm IV. hatte schon in seiner Kronprinzenzeit Entwürfe zur Umgestaltung der Garnisonkirche erarbeitet. Vorschläge wie ein Neubau in Form einer fünfschiffigen Basilika, deren Ausmaße rund das Zehnfache der bisherigen Kirche eingenommen hätten, wurden jedoch nie realisiert. Einzige größere Veränderung in seiner Amtszeit war der Einbau einer zehneckigen Taufkapelle in den südwestlichen Vorraum (1856). Es folgten Renovierungsarbeiten im Kirchenschiff (ebenfalls 1856) sowie die Instandsetzung des Turmes (1880). Die folgende Zeit wurde durch das wilhelminische Bedürfnis nach Repräsentation geprägt. Die einst karg ausgestattete Garnisonkirche erfuhr nun eine völlig neue Innenausstattung nach Entwürfen von Fritz Laske (1854–1918). Neben einem neuen Gestühl aus Zypressenholz, das jetzt auch angeordnet wurde, gestaltete man die Logen wesentlich reicher aus. Die Emporenbrüstungen erhielten Schmuck mit feinprofilierten Verzierungen, Kartuschen und eine Vergoldung. Gustav Kuntzsch aus Wernigerode führte die Holzbildhauerarbeiten aus. Neben den gestalterischen Aufgaben musste Fritz Laske auch allen neuzeitlichen Anforderungen (Brandschutz, Heizung, Beleuchtung, Verbesserung der Sichtverhältnisse auf den Emporen usw.) gerecht werden. In den Einigungskriegen war die Zahl der im Kirchenschiff ausgestellten Trophäen auf 117 französische, 25 dänische Fahnen und 7 österreichische Feldzeichen angewachsen. Die Wagnersche Orgel wurde von 42 auf 46 Register vergrößert, in ihrem Prospekt jedoch nicht verändert. Das Turmportal erhielt 1907 ein schmiedeeisernes Portalgitter. Damit waren die baulichen Veränderungen abgeschlossen. Die direkten baulichen Zuwendungen Wilhelms II. unterstrichen die herausgehobene Stellung, die das Gebäude als Hofkirche genoss. Im Zentrum der Offiziers- und Adelsstadt Potsdam, „deren Identität sehr stark deutschnational, monarchistisch und militaristisch geprägt war“, blieb „die Garnisonkirche […] bis zu ihrem Untergang das, was sie seit ihrer Errichtung war: Ausdruck eines kriegerisch verstandenen Bündnisses von Thron und Altar […].“ Über ihre Bestimmung als Gotteshaus hinaus musste sie seit dem späten 19. Jahrhundert auch als eine Art preußische Walhalla gelten. Wilhelm II., mit vollem Namen Friedrich Wilhelm Albert Victor von Preußen, (* 27. Januar 1859 in Berlin, Preußen; † 4. Juni 1941 in Doorn, Niederlande) entstammte der Dynastie der Hohenzollern und war von 1888 bis 1918 Deutscher Kaiser und König von Preußen. Einleitung Die dreißigjährige Regentschaft Wilhelms II. im Deutschen Reich (von 1888 bis 1918) wird als die wilhelminische Epoche bezeichnet. Herausragende Merkmale waren das Streben des Kaisers nach nationalem Prestige und die Versuche, das Reich in den Rang einer Weltmacht zu erheben. Eng verbunden mit diesem Anspruch war die militärische Aufrüstung des Kaiserreichs und die Forcierung der Kolonialpolitik in Afrika und der Südsee. Dies und die Verwicklung des Deutschen Reichs in verschiedene internationale Krisen (zum Beispiel Krügerdepesche 1896, Marokko-Krisen 1905/06 und 1911, Daily-Telegraph-Affäre 1908) führte zu einer Destabilisierung der Außenpolitik. Die Vorliebe Wilhelms für militärischen Prunk, die sich beispielsweise in zahlreichen Paraden zu den unterschiedlichsten Anlässen ausdrückte, führte auch gesellschaftlich zu einer Überbetonung des Militärs und militärischer Hierarchien bis hinein ins zivile Leben der deutschen Gesellschaft, in der für eine berufliche Laufbahn – nicht nur im Verwaltungsapparat – die Ableistung des Militärdienstes und der militärische Rang eines Menschen von entscheidender Bedeutung war (Militarismus). Der wirtschaftliche Aufschwung Deutschlands während Wilhelms Regentschaft, verbunden mit technologischem, naturwissenschaftlichem und industriellem Fortschritt, begünstigte eine auch vom Kaiser mit getragene allgemein verbreitete Technik- und Fortschrittsgläubigkeit. Innenpolitisch setzte er die für ihre Zeit als modern und fortschrittlich geltende Sozialpolitik Bismarcks fort und erweiterte sie. Er setzte sich für die Abschaffung des Sozialistengesetzes ein und suchte, teilweise erfolglos, den Ausgleich zwischen ethnischen und politischen Minderheiten. Wilhelm II. wollte sowohl die Innen- als auch Außenpolitik des Reiches wesentlich stärker als sein Großvater Wilhelm I. beeinflussen. Das „persönliche Regiment“ des Kaisers war aber in Wirklichkeit eine von häufig wechselnden Beratern gesteuerte Politik, die die Entscheidungen Wilhelms im Urteil der meisten Historiker oft widersprüchlich und letztlich unberechenbar erscheinen ließen. Wilhelm II. nutzte durch seinen sprunghaften Charakter die Macht, die ihm die Reichsverfassung zugestand, nie konsequent, musste aber immer wieder erleben, dass diejenigen, die ihn zu schwerwiegenden Entscheidungen drängten, sich hinter seinem Rücken versteckten, als sich deren Misserfolg abzeichnete. Die Marokkokrisen oder die Erklärung des unbeschränkten U-Boot-Krieges sind nur zwei Beispiele für Entscheidungen anderer Personen, die den Ruf des Kaisers heute nachhaltig belasten. Auch war seine Amtszeit von politischen Machtkämpfen zwischen den einzelnen Parteien geprägt, die es den amtierenden Kanzlern nur schwer möglich machten, längerfristig im Amt zu bleiben. So wurden im Kampf zwischen dem sog. Nationalliberal-Konservativen Kartell, Bülow-Block und Sozialdemokraten fünf von sieben Kanzlern unter kritischem Mitwirken des Parlaments entlassen. Während des Ersten Weltkriegs von 1914 bis 1918 wurde Wilhelms strategische und taktische Unfähigkeit offenbar. Ab 1916 enthielt er sich zunehmend relevanter politischer Entscheidungen und gab die Führung des Reiches faktisch in die Hände der Obersten Heeresleitung, namentlich in die der Generäle von Hindenburg und Ludendorff, die die Monarchie während der letzten Kriegsjahre mit starken Zügen einer Militärdiktatur versahen. Als Wilhelm II. sich nach Ende des „großen Kriegs” in Folge der Novemberrevolution, die zum Ende der Monarchie und zur Ausrufung der Republik führte, zur Abdankung und zur Flucht ins Exil nach Holland entschloss, hatte das deutsche Kaiserreich den Krieg verloren. Etwa 10 Millionen Menschen waren auf den Schlachtfeldern gefallen. Kindheit und Jugend Wilhelm II. wurde am 27. Januar 1859 in Berlin als ältester Sohn des Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen (1831–1888) (vom 9. März bis 15. Juni 1888 Deutscher Kaiser Friedrich III.) und dessen Frau Victoria (1840–1901) geboren und war somit Enkel Kaiser Wilhelms I. (1797–1888) und der englischen Königin Victoria (1819–1901). Die Geburt Wilhelm des Zweiten war ausgesprochen schwierig, der Prinz kam als Steißgeburt zur Welt und überlebte nur durch das couragierte Eingreifen einer Hebamme, die das leblose Baby ganz gegen das Protokoll mit einem nassen Handtuch schlug. Der linke Arm des Kindes war so verletzt, dass er zeitlebens gelähmt und deutlich kürzer blieb. 101 Salutschüsse verkündeten das freudige Ereignis, eine jubelnde Menschenmenge versammelte sich vor dem Kronprinzenpalais, die Thronfolge im Hause Hohenzollern war gesichert. Keinen gesunden Thronfolger geboren zu haben, empfand Prinzessin Victoria als persönliches Versagen und war nur schwer bereit, die Behinderung des Sohnes zu akzeptieren. Kronprinz Wilhelm erlebte eine Kindheit voll Torturen, nichts blieb unversucht, seine Behinderung zu beheben. Legendär sind Kuren wie das Einnähen des kranken Armes in ein frisch geschlachtetes Kaninchen oder Metallgerüste, die Wilhelm umgeschnallt wurden, um seine Haltung zu verbessern. Wilhelm, von Geburt an durch diesen verkümmerten Arm behindert, verbrachte laut eigenen Aussagen „eine recht unglückliche Kindheit“. Wie im Hochadel üblich, traten seine Eltern als unmittelbare Erzieher ganz hinter seinem calvinistischen Lehrer Georg Ernst Hinzpeter zurück. Als Siebenjähriger erlebte er den Sieg über Österreich-Ungarn 1866 mit der daraus resultierenden Vorherrschaft Preußens in Deutschland. Mit zehn Jahren, im damals üblichen Kadettenalter, trat er beim 1. Garde-Regiment zu Fuß formell als Leutnant in die preußische Armee ein. Als Zwölfjähriger wurde er mit der Gründung des Deutschen Kaiserreiches nach dem Sieg über Frankreich 1871 auch übernächster Anwärter auf den deutschen Kaiserthron. Nach dem Abitur am Friedrichsgymnasium in Kassel trat er am 9. Februar 1877 seinen realen Militärdienst bei seinem Regiment (6.Kompagnie, Hauptmann v. Petersdorff) an. 1880 wurde er am 22. März, dem Geburtstag seines Großvaters Kaiser Wilhelm I., zum Hauptmann befördert. Bereits in diesen Jahren bildete sich bei ihm ein Verständnis seiner monarchischen Rolle, das den liberal-konstitutionellen Vorstellungen seiner Eltern zuwiderlief. Seine folgenden Lebensstationen sind unter dem Aspekt einer Erziehung zum Monarchen zu sehen: Er sollte möglichst vielerlei Erfahrungen sammeln, erhielt aber in keinem Feld, nicht einmal im militärischen, die Chance, sich beruflich solide einzuarbeiten. Zum Studium begab er sich an die von seinem Urgroßvater gegründete Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, wo er nichtschlagendes Mitglied des Corps Borussia wurde. 1881 heiratete er Prinzessin Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg (22. Oktober 1858–11. April 1921). Bis 1888 war er dann wechselnden Regimentern zugeordnet, dem 1. Garde-Regiment zu Fuß, dann dem Garde-Husaren-Regiment und dem 1. Garde-Feldartillerie-Regiment, wurde schnell bis zum untersten Generalsrang (Generalmajor) befördert und zuletzt Kommandeur der 2. Garde-Infanterie-Brigade. Der Militärdienst wurde immer wieder durch Beurlaubungen unterbrochen, damit er sich auch soweit möglich mit der zivilen Verwaltung vertraut machen konnte. Sehr gründlich konnte dies nicht geschehen, denn immer mehr Eile war geboten: Sein Großvater stand im höchsten Alter, und sein Vater war mittlerweile todkrank. Für die Regierungsgeschäfte war dies weniger problematisch, als man vermuten konnte, da bereits seit 1862 Otto von Bismarck, zunächst als preußischer Ministerpräsident, ab 1871 als Reichskanzler die politische Macht fest in seiner Hand konzentriert hatte. Bismarck war nach drei siegreichen Kriegen (1864, 1866, 1870/71) und als Einiger Deutschlands zur stärksten kontinentaleuropäischen Macht ein weltweit respektierter Staatsmann. Wilhelm I. und Friedrich III. hatten ihm gelegentlich opponiert und am Ende stets vertraut. Von diesem Vertrauen hing allerdings nach der Reichsverfassung der Reichskanzler ab, nicht vom Vertrauen des Reichstags. Bismarck baute selbstbewusst darauf, auch den dritten Kaiser lenken zu können. Das Jahr 1888 ging als Dreikaiserjahr in die Geschichte ein. Nach dem Tode Wilhelms I. am 9. März 1888 regierte Friedrich III. aufgrund seiner bereits fortgeschrittenen Krankheit (Kehlkopfkrebs) nur für 99 Tage (der „99-Tage-Kaiser“). Friedrich III. starb am 15. Juni in Potsdam. An diese Konstellation hatte der 29-jährige Wilhelm II. bei seinem Amtsantritt anzuknüpfen. Er wünschte, ein Kaiser aller Deutschen zu sein. Regentschaft und Politik Soziale Reformen „[...], weil die Arbeiter meine Untertanen sind, für die ich zu sorgen habe! Und wenn die Millionäre nicht nachgeben, werde ich meine Truppen zurückziehen und wenn ihre Villen erst in Flammen stehen, werden sie schon klein beigeben!“ (Wilhelm II. zu Otto von Bismarck, als er sich weigerte, Soldaten zur Niederschlagung eines Streiks im Ruhrgebiet zu schicken.) Dieses Zitat und andere Äußerungen Wilhelms in den ersten Jahren seiner Regentschaft weckten in der Arbeiterschaft zunächst Hoffnungen auf einen sozialen Wandel im Reich. Die Sozialpolitik lag Wilhelm II. durchaus am Herzen. Allerdings folgten seinen sozialen Reformen keine strukturellen Veränderungen im Reich. Im Gegenteil, er baute seinen politischen Einfluss noch aus und lehnte eine Demokratisierung der Verfassung ab. Preußen behielt das seit Anfang der 1850-er Jahre bestehende undemokratische Dreiklassenwahlrecht, das eine repräsentative Landtagsvertretung verhinderte. Nach wie vor wurde die Regierung nicht vom Reichstag gewählt, sondern vom Kaiser ohne Berücksichtigung der parlamentarischen Verhältnisse bestimmt oder entlassen. Es war dem Kanzler aber auch nicht möglich ohne Mehrheit im Parlament Gesetze zu erlassen oder den Haushalt zu beschließen. Das Parlament war in seiner Macht, als echte Legislative, nicht zu unterschätzen. Bei alledem forderte Kaiser Wilhelm II. noch während Bismarcks Kanzlerschaft am 178. Geburtstag Friedrichs des Großen in einer Proklamation an sein Volk, mit der Devise: „Je veux être un roi des gueux“ (frz.; zu dt.: „Ich will ein König der armen Leute sein“) das Verbot der Sonntagsarbeit, der Nachtarbeit für Frauen und Kinder, der Frauenarbeit während der letzten Schwangerschaftsmonate sowie die Einschränkung der Arbeit von Kindern unter vierzehn Jahren. Außerdem forderte er bei dem zur Erneuerung anstehenden „Gesetz wider die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“ („Sozialistengesetz“) die Streichung des Ausweisungsparagraphen, der die Polizei zur Ausweisung „gefährlicher Sozialisten“ aus ihrem Heimatort berechtigte. Reichskanzler Bismarck kommentierte dies als „Humanitätsduselei“ und verweigerte sich dem in seinen Forderungen durch den Reichstag unterstützten Kaiser. Seine Forderungen konnte der junge Kaiser erst mit dem Nachfolger Bismarcks durchführen, Leo von Caprivi. Allerdings war Wilhelm II. bei allen sozialen Ambitionen so wenig ein Freund der Sozialdemokratie, wie Bismarck es gewesen war. Im Gegenteil hoffte er, durch seine Reformen die Sympathien für die trotz der Sozialistengesetze erstarkte Sozialdemokratie zu schwächen und durch die Aufhebung des repressiven Sozialistengesetzes der 1890 von SAP in SPD umbenannten Partei ihren Märtyrerbonus zu nehmen. Die Sozialdemokraten ihrerseits ließen sich nicht von dem Reformen Wilhelms II. beeindrucken und setzten unter August Bebel aus ihrem antimonarchistischen Selbstverständnis heraus weiter auf Fundamentalopposition. Obwohl sie den Fortschritt der im Arbeitsschutzgesetz zusammengefassten Reformen sahen, stimmten sie im Reichstag dagegen. Sie forderten grundlegende strukturelle Veränderungen wie zum Beispiel eine Verfassungsänderung, Demokratisierung, ein ausgeweitetes Wahlrecht, Vorrang des Parlaments bei politischen Entscheidungen, eine Umstrukturierung des Haushalts, deutliche Senkung der Rüstungsausgaben, Freiheit für die Kolonien und anderes mehr, für den Kaiser unerfüllbare Anliegen, die seinen Hass auf die Sozialdemokratie noch steigerten. Der Wohlstand der deutschen Arbeiterschaft stieg von Jahr zu Jahr, doch gelang es Wilhelm II. nicht, den Arbeitern in den Städten das Gefühl zu geben, anerkannte Mitglieder der Gesellschaft zu sein, was zu starken Stimmenzuwächsen der Sozialdemokraten im Reichstag und den Landtagen der Länder führte. Diese Vorgänge ließen in Wilhelm II., der immer noch „ein König der Armen“ sein wollte, das Urteil reifen, dass eine Versöhnung mit den Sozialdemokraten nicht möglich sei. Er rief schließlich in Königsberg „zum Kampf für Religion, Sitte und Ordnung, gegen die Parteien des Umsturzes!“ auf. Überblick der unter der Herrschaft Wilhelms II. erlassenen sozialen Reformen 1889: Gesetz betreffend die Invaliditäts- und Altersversicherung vom 22. Juni (für Arbeiter) 1890: Aufhebung des Sozialistengesetzes 1890: Gründung von 31 Versicherungsanstalten – Vorläufer der Landesversicherungsanstalten (LVA) 1891: Auszahlung der ersten Renten an dauernd Erwerbsunfähige und an Arbeiter über 70 Jahre 1891: Arbeiterschutzgesetz vom 1. Juni (23. Novelle zur Reichsgewerbeordnung) mit Frauenschutz, eingeschränkter Nachtarbeit, Sonntagsruhe und Kinderschutz 1891: Einführung der staatlichen Gewerbeaufsicht 1891: Zulassung freiwilliger Arbeiterausschüsse in Betrieben 1891: Verbot der Sonntagsarbeit in Industrie und Handwerk 1892: Novellierung des Krankenversicherungsgesetzes mit Erweiterungen der Versicherungspflicht (Ausweitung auf Familienangehörige) 1895: Verbot der Sonntagsarbeit für das Handelsgewerbe. 1899: Invalidenversicherungsgesetz 1901: Förderung des Arbeiterwohnungsbaus 1905: Arbeiterausschüsse werden in Bergbaubetrieben zur Pflicht 1908: Höchstarbeitszeit, keine Nachtarbeit für Frauen und Jugendliche 1911: Reichsversicherungsordnung (RVO) 1911: Einführung der Hinterbliebenenrente 1911: Versicherungsgesetz für Angestellte 1911: Hausarbeitsgesetz (Regelung der Heimarbeit) 1916: Herabsetzung des Rentenalters für Arbeiter von 70 auf 65 Jahre 1916: Herabsetzung des Rentenalters für Frauen auf 60 Jahre Entlassung Bismarcks und Antritt Caprivis [Bearbeiten] In der letzten Periode der Regierungszeit Bismarcks hatte das Deutsche Reich einer „Kanzlerdiktatur“ geglichen, dessen politische Ziele nicht die des jungen Kaisers waren. Bismarck wollte Russland als einen starken Verbündeten, Wilhelm II. vertraute auf Österreich-Ungarn. Bismarck wollte den „Kulturkampf“ gegen den politischen Katholizismus fortsetzen, der Kaiser war strikt dagegen. Bismarck wollte das Sozialistengesetz verschärfen, Wilhelm II. wollte es abschaffen: „Ich will meine ersten Regierungsjahre nicht mit dem Blut meiner Untertanen färben!“ Als der Reichskanzler hartnäckig blieb, schickte der Kaiser am Morgen des 17. März 1890 den Chef seines Militärkabinetts, General v. Hahnke, in die Reichskanzlei: Der Kanzler solle am Nachmittag ins Schloss kommen und sein Abschiedsgesuch mitbringen. Dieses wurde ihm am nächsten Morgen aber nur durch einen Boten gebracht. Am 20. März 1890 entließ Wilhelm II. den Reichskanzler Otto von Bismarck. Bismarck überwand dies nie und sorgte indirekt durch vielfach lancierte Kritik an den „Hintermännern“ der wilhelminischen Politik und durch sein Memoirenwerk Gedanken und Erinnerungen für nachhaltige Kritik an Wilhelm II . (Der dritte Teil der Memoiren, in welchem Bismarck seine Entlassung darstellte, wurde in der Tat wegen extremer politischer Brisanz erst 1919 veröffentlicht, als Deutschland Republik geworden war.) Aus der Bismarckschen Darstellung geht explizit hervor, wie isoliert er zum Zeitpunkt der Entlassung schon war, dass er nicht einmal bei den Angehörigen seines eigenen Kabinetts Unterstützung fand und dass sein Stellverteter, Karl Heinrich von Boetticher, in seiner Abwesenheit und ohne seine Billigung mit dem Kaiser in dessen Sinne verhandelt hatte. Bismarck wollte das unterbinden und berief sich auf eine (38 Jahre alte) Kabinettsorder, die es den preußischen Ministern untersagte, ohne Billigung des Kanzlers mit dem Souverän zu sprechen. Damit war für den Kaiser das Maß voll und Bismarck musste „aus Gesundheitsgründen“ sofort zurücktreten. Der Rücktritt Bismarcks war somit zwar primär innenpolitisch begründet, aber langfristig gesehen vor allem außenpolitisch fatal. Bezeichnenderweise erinnerte man nur in Wien, nicht dagegen in St. Petersburg, sofort und explizit an Bismarcks Verdienste (Brief vom Kaiser Franz Joseph I.). Als Bismarcks Nachfolger ernannte Wilhelm II. den General Leo von Caprivi (1831–1899). Caprivi wurde vom Kaiser als „Mann der rettenden Tat“ gefeiert und ob seiner Leistungen in den Grafenstand erhoben. Mit Caprivi glaubte Wilhelm II. eine anerkannte Persönlichkeit gefunden zu haben, mit der er seine geplante Politik der inneren Versöhnung sowie das Arbeitsschutzgesetz durchzusetzen hoffte. Ein wichtiges außenpolitisches Ereignis fiel (quasi „genau passend“) in dieses Jahr des Kanzlerwechsels: Der Rückversicherungsvertrag mit Russland widersprach teilweise den Bedingungen des Dreibundpaktes mit Italien und Österreich-Ungarn. Der Kaiser war gegen ein Verletzen des letztgenannten Paktes, während Bismarck den Rückversicherungsvertrag seinerzeit für unbedingt notwendig gehalten hatte. Jetzt, 1890, ging es um seine Verlängerung. Von der Öffentlichkeit unbemerkt (es handelte sich ohnehin um einen Geheimvertrag), und von Caprivi hingenommen, wurde der auslaufende Rückversicherungsvertrag vom Deutschen Reich bewusst nicht erneuert. In Russland nahm man realistischerweise einen deutschen Kurswechsel an und begann, sich Frankreich anzunähern. Caprivis Kanzlerzeit war durch entschiedene Englandfreundlichkeit geprägt. Er war in der Innenpolitik einer der Hauptverantwortlichen für den Wandel des Deutschen Reiches von der Agrarwirtschaft zur industriellen Exportwirtschaft. Die in diesem Zeitraum gemachten Reformen erleichterten es, dass Deutschland wenig später Großbritannien überholte und zur Weltwirtschaftsmacht Nr. 1 aufstieg. Das „Made in Germany“ errang zu dieser Zeit den Status einer Garantie für höchste Qualität. Integrationspolitik Die turbulente Vereinigung des alten „Deutschen Bundes“ zu einem „Deutschen Reich“ ohne die deutschen Österreicher - die Kleindeutsche Lösung - brachte einige Probleme mit sich. Die rheinländische, süddeutsche und polnische Opposition gegen die preußische Vorherrschaft stützte sich auf ein sich politisierendes katholisches Bürger-, Arbeiter- und Bauerntum. Als Partei des politischen Katholizismus formierte sich das „Zentrum“. Die Versuche Bismarcks, die katholischen Parteien in ihrer Arbeit zu behindern, führte zu Eingriffen in das Leben der Katholiken. Auch die Judenintegration, die es vorher außer in Preußen nur in wenigen anderen Staaten gab, war jung, und der merkliche soziale Aufstieg der jüdischen Bevölkerung nährte Neid und Antisemitismus in der Bevölkerung. In den östlichen Gebieten Preußens, vor allem in der Provinz Posen, gab es eine starke Unterdrückung der polnischen Minderheit, die zu Unruhen und Gefühlen der Ungerechtigkeit führte. Der Kaiser erkannte die Ernsthaftigkeit dieser Probleme und bezeichnete sie als eine seiner Hauptaufgaben. Am besten gelang die Integrationspolitik mit den Katholiken. Sie waren durch den bismarckschen Kulturkampf benachteiligt und an der Teilnahme am politischen Leben, sowie bei der freien Ausübung ihrer Religion gehindert worden. Schon zu seiner Prinzenzeit war Wilhelm gegen diese Praktiken und befürwortete die Beendigung des Kulturkampfes. Um die Einigkeit zwischen Protestanten und Katholiken im Reich zu verbessern, zahlte das Reich die den Opfern vorenthaltenen Gelder zurück, hob allerdings nicht alle gefassten Beschlüsse und Gesetze dieser Zeit wieder auf. Die östlichen Provinzen Preußens (Ostpreußen, Westpreußen, Pommern und Schlesien) waren bis zur Vertreibung nach 1945 mehrheitlich von Deutschen bewohnt, minderheitlich von Polen, dazu regional von Kaschuben und Masuren. In der Provinz Posen (Poznan) stellten die Polen die Mehrheit. Seit der Bismarckzeit versuchte der Staat, die hier lebenden Polen zu germanisieren, was allerdings scheiterte und in offenen Protest mündete. Kaiser Wilhelm II. hob viele dieser Repressionen, die vor allem die Sprache des Unterrichts und später auch des Gottesdienstes regelten, auf und erkannte die Polen als eigenes Volk und Minderheit im Deutschen Reich an. Eine der umstrittensten Bereiche in der Einordnung der politischen Meinung des Kaisers ist seine Beziehung zum Judentum bzw. zum Antisemitismus. Die Historiker gehen hier in den Meinungen weit auseinander, je nachdem welche Quellen sie benutzen. Bei den Reichstagswahlen 1880 zogen zum ersten Mal mehrere antisemitische Parteien in den Reichstag ein. Mit fünf Abgeordneten bildeten sie die „Fraktion der Antisemiten“. Grund für den gestärkten Antisemitismus waren wohl die „Gründerkrise“ und die als relativ stark empfundenen wirtschaftlichen Erfolge jüdischer Unternehmer. Die Juden waren im 1871 gegründeten Deutschen Reich zum ersten Mal freie und gleiche Bürger: Die Einschränkungen, die sie, von Land zu Land unterschiedlich, teilweise zu Schutzbefohlenen eines Herrschers machten und ihnen wirtschaftliche Beschränkungen auferlegten oder ihnen bestimmte Berufsverbote erteilten, waren aufgehoben. Auch der Dienst beim Militär, in Schulen oder der Justiz stand ihnen jetzt offen. Als Reaktion auf den Antisemitismus entstanden gesellschaftliche Gruppen, die letzterem entgegenzuwirken versuchten. So bildeten besorgte Christen den Verein zur Abwehr des Antisemitismus, dem neben Heinrich Mann auch der Historiker Theodor Mommsen beitrat. Im Judentum entwickelten sich neben dem orthodoxen Glauben mehrere Strömungen, teilweise auch mit politischem Hintergrund. So gab es erstens die assimilierten Juden, die sich taufen ließen und das Christentum als Erfüllung des jüdischen Messias-Glaubens akzeptierten. Der jüdische so genannte Reform-Glaube (Reformjudentum) lehnte diese Art ab, passte sich aber in seiner Wesensart fast völlig den deutsch-christlichen Traditionen an. Er hielt Gottesdienst am Sonntag, nicht am Sabbat (Samstag), mit deutscher, nicht hebräischer Liturgie, hielt kürzere Gebete mit Orgeluntermalung und verzichtete auf traditionelle Gebetsbekleidung. Kaiser Wilhelm unterstützte diese Art der Religionsausübung sehr und finanzierte den Bau der Reform-Synagoge in der Berliner Fasanenstraße mit, an deren Einweihung er demonstrativ teilnahm. Eine dritte aufstrebende Richtung war der Zionismus, der die Gründung eines eigenen Judenstaates vorsah. Aus Angst, den Antisemitismus zu bestärken, lehnten die Reformgläubigen auch diese, sehr radikale, ursprüngliche Form des Glaubens ab und strich jegliche Passagen über das gelobte Land aus dem Gottesdienst. Der Kaiser unternahm eine Palästinareise mit Theodor Herzl, dem Begründer des modernen Zionismus in Europa. Auf dieser Reise stiftete er in Jerusalem die Erlöserkirche auf dem Muristangelände. Als Erinnerung an diese Expedition wurde dem Kaiser in Haifa 1982 ein Denkmal gesetzt. Bei seiner Integrationspolitik kam Kaiser Wilhelm II. der Parlamentarismus im Reich entgegen. Anders als heute gab es keine Fünf-Prozent-Hürde, welche das Entsenden von Abgeordneten aus kleineren Parteien verhinderte. So hatten Dänen (1-2 Abgeordnete), Elsass-Lothringer (8-15 Abgeordnete) und Polen (13-20 Abgeordnete) von 1871 bis zur letzten Wahl 1912 stets ihre Fraktion im Reichstag. Juden organisierten sich nicht in einer eigenen Partei. Dies widersprach ihrem Selbstverständnis, deutsche Staatsbürger zu sein, welches durch lange Tradition besonders in Preußen sehr stark ausgeprägt war. Das Wahlsystem grenzte aber auch politische Minderheiten nicht aus. Dies sorgte dafür, dass sich auch die reichsfeindlichen Welfen, aber vor allem die Antisemiten aus der Christlichsozialen Partei und der Deutschen Reformpartei organisieren konnten. Die Zahl ihrer Abgeordneten überschritt aber nie die Zahl der Abgeordneten aus den Parteien der ethnischen Minderheiten. Trotz dieser Unterstützung gibt es von Wilhelm II. mehrere Zitate, die einen antisemitischen Klang haben, so: „Ich denke gar nicht daran wegen der paar hundert Juden und der tausend Arbeiter den Thron zu verlassen!“ Ob er allerdings auf die Juden als Kollektiv schimpfte oder einzelne meinte, z.B. die ihn oft kritisch betrachtenden jüdisch geleiteten Zeitungskonzerne, ist unklar. Die Verurteilung der Juden als Volk ist aber unwahrscheinlich, da er in seinem Freundeskreis nie Unterschiede zwischen Deutschen jüdischer oder christlicher Abstammung machte. Der von Antisemiten geprägte und heute noch verwendete Begriff „Kaiserjuden“ verriet allerdings große Missbilligung von Teilen der Bevölkerung an diesen Kontakten. Wirtschaftspolitik und rüstungspolitische Prioritäten Caprivi setzte einen weiteren von Bismarck verwehrten Wunsch Wilhelms II. durch, die progressive Einkommenssteuer, die höhere Einkommen stärker belastete: die Miquelsche Einkommensteuerreform von 1891. Durch die industriefreundliche und exportorientierte Eindämmung des Protektionismus zog sich Caprivi die Feindschaft der im Bund der Landwirte organisierten Grundbesitzer („Ostelbier“, „Junker“) zu, der sehr eng mit der Konservativen Partei verwoben war. Die nach Abschaffung der Schutzzölle wachsenden Agrarexporte der USA bewirkten für sie einen Preisverfall. Durch die Förderung des Einsatzes von Agrarmaschinen konnte man die Verluste zwar teilweise auffangen, erhöhte aber die agrarprotektionistischen Ansprüche der ohnehin unterkapitalisierten und zu Investitionen genötigten Großgrundbesitzer. 1893 löste Wilhelm II. den 1890er Reichstag auf, jetzt, weil der die auch von ihm gewollte Aufrüstung des Heeres abgelehnt hatte. Im darauf folgenden Wahlkampf siegten die Befürworter der wilhelminischen Politik aus der Konservativen und Nationalliberalen Partei. Auch die von Alfred von Tirpitz propagierte Aufrüstung der Kaiserlichen Marine, im Volk populär (vgl. Matrosenanzug), wurde in der Folgezeit von Wilhelm gefördert (1895 Vollendung des heutigen Nord-Ostseekanals, Ausbau der Marinehäfen Kiel und Wilhelmshaven). In diesem Zusammenhang besetzte und pachtete das Deutsche Reich die chinesische Hafenstadt Tsingtao auf 99 Jahre. Wilhelm erkannte trotz seiner Englandfreundlichkeit nicht, dass damit die weltweite Hegemonialmacht Großbritannien aufs Äußerste beunruhigt wurde. Der anhaltende deutsche Kolonialismus – gegen den Bismarck sich noch gewehrt hatte – wurde von ihm nicht als riskant gegenüber den Großmächten England, Frankreich und Japan erkannt und eher gebilligt: 1899 erwarb das Reich die Karolinen, Marianen, Palau und Westsamoa. Wende in den Reichskanzlerberufungen und außenpolitische Dauerprobleme 1894 wurde Caprivi entlassen. Wilhelm berief erstmals einen Nichtpreußen, den Bayern Fürst Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst, der weder Führungsehrgeiz entwickeln sollte noch entwickelte: 1896 versäumte er, Wilhelm von der Krüger-Depesche abzuhalten, einem Glückwunschtelegramm an die Buren zur Abwehr des britisch inspirierten Jameson Raid, die in Großbritannien mit Empörung aufgenommen und nachhaltig als Abkehr von der englandfreundlichen Politik Caprivis gedeutet wurde. 1900 ersetzte er Hohenlohe durch Graf Bernhard von Bülow, der als Reichskanzler weder die anstehenden innenpolitischen Reformen betrieb noch die sich umgruppierenden außenpolitischen Konstellationen (in Deutschland als Einkreisungspolitik verstanden) zu meistern vermochte. Das Verhältnis zu Frankreich wurde nicht verbessert, England nun auch durch die Flottenpolitik herausgefordert und Russland auf dem Balkan nicht gegen Österreich-Ungarn unterstützt (vgl. dagegen den Rückversicherungsvertrag der Bismarck-Epoche). Wilhelm hatte allerdings bis zur Daily-Telegraph-Affäre und den Eulenburg-Prozessen Vertrauen in Bülow, der sich ihm zudem durch Schmeichelei unentbehrlich machte. Friedenspolitisch ergriff Wilhelm II. erst 1905 eine Initiative: Zwecks Wiederannäherung an Russland, das gerade seinen Krieg gegen Japan zu verlieren drohte, schloss er mit Nikolaus II. den Freundschaftsvertrag von Björkö. Frankreich sollte einbezogen werden. Leider wurde aber der deutsch-russische Freundschaftsvertrag schon 1907 von Russland für gegenstandslos erklärt, weil er mit der französisch-russischen Annäherung, die inzwischen stattgefunden hatte, nicht verträglich sei. Diese Annäherung hatte sich ergeben, nachdem Wilhelm II. 1906 in der Ersten Marokkokrise durch seinen Besuch in Tanger Frankreich stark provoziert hatte. Resultat war überdies eine Verschlechterung der Beziehungen zu Japan, das bisher Preußen/Deutschland als wissenschaftlichen und militärischen Lehrmeister angesehen hatte. 1908 wurde Wilhelms Hilflosigkeit durch die Daily-Telegraph-Affäre deutlich: Er beschwerte sich in einem Interview der Zeitung über seine eigene Regierung: sie sei nicht englandfreundlich genug. Bismarck war ein Meister darin gewesen, seine Politik medial zu flankieren (vgl. die Emser Depesche 1870). Bei Wilhelm II. dagegen sollte das Interview und markige Reden die Politik ersetzen. Ein besonders eklatantes Beispiel gab der Kaiser mit der bereits am 27. Juli 1900 in Bremerhaven gehaltenen Hunnenrede. Mit dem Daily Telegraph-Interview fiel er nunmehr der Reichspolitik in den Rücken, knickte angesichts des deutschen Pressesturms ein und versprach, sich künftig zurückzuhalten. Inzwischen begann die Öffentliche Meinung überhaupt, den Kaiser kritisch zu sehen, und eine Kampagne schadete ihm konkret: Schon 1906 hatte der Journalist Maximilian Harden in seiner Zeitschrift Die Zukunft die Kamarilla um den Kaiser und damit das persönliche Regiment des Kaisers angegriffen. Zu besonders harten Auseinandersetzungen führte seine Enthüllung, dass Philipp von Eulenburg und Hertefeld, ein enger Freund und Berater des Kaisers, homosexuell sei und einen Meineid geleistet habe. Es folgten drei Sensationsprozesse gegen Eulenburg, die trotz „freisprechenden“ Urteils das Ansehen des Kaisers beschädigten. 1909 zerbrach der so genannte Bülowblock, in dem sich die regierungsunterstützenden linksliberalen Parteien, sowie die Nationalliberale und die Konservative Partei zusammengeschlossen hatten. Auslöser war der Versuch Bülows, das preußische Wahlrecht zu reformieren, worauf ihm die im Preußischen Landtag dominierenden Konservativen die Gefolgschaft verweigerten. Sozialdemokraten und Zentrum, die diesen Versuch in seinen Grundsätzen unterstützen, verweigerten trotzdem die Zusammenarbeit mit Bülow. Sie warfen ihm Prinzipienlosigkeit vor, da er erst kurz zuvor in Zusammenarbeit mit den Konservativen neue Repressalien gegen die Polen durchgesetzt hatte. Die Germanisierungspolitik wurde auf Betreiben Kaiser Wilhelms II. beendet. Dass Bülow nun aber, um sich die Loyalität der Konservativen Partei zusichern, die Enteignung von polnischen Gütern erleichterte, ignorierte der Kaiser zunächst, um die stabile Parlamentsmehrheit nicht zu gefährden. Daraufhin entließ er ihn jedoch und ernannte Theobald von Bethmann Hollweg zum Reichskanzler. Er überließ ihm die Außenpolitik, die aber ihre Ziele - Wiederannäherung an England und Distanzierung von der antirussischen Balkanpolitik Österreich-Ungarns - nicht erreichte. Die antifranzösische Politik wurde 1911 in der zweiten Marokkokrise durch deutschen Interventionismus verschärft (der „Panthersprung nach Agadir“), Heer und Flotte wurden weiter verstärkt. Markante Eingriffe Wilhelms unterblieben. Der Kaiser war zwar Militarist, aber kein Bellizist, er wollte trotz seiner kriegerischen Reden im Grunde keinen Krieg. Er tat aber auch zu wenig, um dies deutlich zu machen. Insgesamt ist Wilhelms II. Anteil an der deutschen Außenpolitik umstritten. Während John C. G. Röhl in ihm eine wirkungsmächtige Instanz hervorhebt, die in die Politik des Reiches eigenständig eingriff, sieht die Mehrzahl der Historiker wie Wolfgang Mommsen die zivile Reichsleitung im Zentrum der Verantwortung. Unbestreitbar ist, dass der Kaiser nicht als Koordinator zwischen Außen-, Heeres- und Flottenpolitik wirkte. So kam es, dass Reichskanzler, Heeres- und Marineleitung je unterschiedliche Ziele verfolgten, die miteinander nicht verträglich waren: Vor allem der Aufbau der Flotte schuf ein außenpolitisches Problem. Erster Weltkrieg 1914 in der Julikrise spielte Wilhelm II. eine ambivalente Rolle. Er wollte den Frieden retten und auf der Monarchenebene versuchte er sein Bestes, einen fieberhaften Briefwechsel mit dem russischen Kaiser (Lieber Nicky! – Lieber Willy!), der bei der nunmehr objektiven Kriegsentschlossenheit sämtlicher Kontinental-Großmächte gar nichts bewirkte. Objektiv jedoch steigerte der Kaiser die Kriegsgefahr: Denn er ermächtigte Bethmann Hollweg nach dem Attentat von Sarajewo am 28. Juni 1914, Österreich-Ungarn eine Blankovollmacht für dessen aggressive Politik gegen Serbien zu erteilen. Faktisch wurde nach der österreichisch-ungarischen Kriegserklärung an Serbien die Außenpolitik von Kaiser und Kanzler dem deutschen Generalstab überlassen: Die Mobilmachung im Russischen Reich erlaubte es nach dessen Urteil dem Deutschen Reich nicht, mit der Kriegserklärung an Russland und Frankreich länger zu warten, da sonst der deutsche Schlieffenplan, bei einem Zweifrontenkrieg erst schnell Frankreich, dann Russland zu schlagen, undurchführbar zu werden drohte. Wilhelm mischte sich in der Folge nicht in militärische Zielsetzungen ein, überließ diese aber nicht verfassungsgemäß dem Reichskabinett, sondern der Obersten Heeresleitung. Im Verlauf des Ersten Weltkrieges 1914–1918 wurde die Bedeutung des Kaisers immer geringer. Besonders mit der 3. Obersten Heeresleitung unter Hindenburg und dem dominierenden Ludendorff wurde er 1916–1918 zunehmend von den politisch-militärischen Entscheidungen ausgeschlossen. Jedoch schob die Heeresleitung ihm 1917 die auch im Reich umstrittene Entscheidung über den „uneingeschränkten“ U-Boot-Krieg zu. Er schloss sich – gegen den Rat seines Reichskanzlers – der Meinung der Militärs an und willigte ein, was dann zur Kriegserklärung der USA führte. Diese machten später die Abdankung des Kaisers zur Bedingung für die Eröffnung von Friedensverhandlungen. Ab 1917 hatte Ludendorff eine faktisch diktatorische Position. Auf weitere Reichskanzlerwechsel nahm Wilhelm II. keinen Einfluss, die 1918er Reform der Reichverfassung in Richtung auf eine parlamentarische Monarchie wurde ohne ihn versucht. Durch den Hungerwinter 1917/18 und das völlige Desaster der Kriegsführung, spätestens nach der gescheiterten Frühjahrsoffensive im Westen 1918, war Wilhelm II. im Reich unhaltbar geworden. Dazu kam die Tatsache, dass der Bevölkerung längst bewusst war, dass ein Friedensschluss unter leidlichen Bedingungen („Selbstbestimmungsrecht der Völker") nur noch von der Abdankung ihres Kaisers abhing, da die USA sich weigerten, Friedensverhandlungen vorher zu beginnen. Am 9. November 1918 gab Reichskanzler Prinz Max von Baden (1867–1929) eigenmächtig und ohne Wilhelms II. Einwilligung dessen (!) Abdankung bekannt. Damit war in Deutschland die Monarchie überall am Ende. Der noch im selben Monat vom Kaiser selbst ausgesprochene Rücktritt (s.u.) war angesichts der Situation zwangsläufig (s. Novemberrevolution). Die Folgen konnte man zu diesem Zeitpunkt noch nicht erahnen: Der Sturz der Monarchie ebnete nach Ansicht des späteren britischen Premierministers Sir Winston Churchill den Weg in die Diktatur H., A.. Am 10. November 1918 fuhr der Kaiser aus seinem Hauptquartier in Spa in die Niederlande und erbat (und erhielt) dort Asyl. Besonders enttäuscht war er von Hindenburg, der ihn fallen ließ, des Weiteren wetterte er gegen „das Judengesindel“ (O-Ton Wilhelm). Er dankte offiziell am 28. November 1918 ab, 19 Tage nach Ausrufung der Republik, gab aber nie den Wunsch auf, wieder auf den Thron zurückzukehren. Text der Abdankungsurkunde: Ich verzichte hierdurch für alle Zukunft auf die Rechte an der Krone Preussen und die damit verbundenen Rechte an der deutschen Kaiserkrone. Zugleich entbinde ich alle Beamten des Deutschen Reiches und Preussens sowie alle Offiziere, Unteroffiziere und Mann- schaften der Marine, des Preussischen Heeres und der Truppen der Bundeskontingente des Treueides, den sie Mir als ihrem Kaiser, König und Obersten Befehlshaber geleistet haben. Ich erwarte von ihnen, dass sie bis zur Neuordnung des Deutschen Reichs den Inhabern der tatsächlichen Gewalt in Deutschland helfen, das Deutsche Volk gegen die drohenden Gefahren der Anarchie, der Hungersnot und der Fremdherrschaft zu schützen. Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unter- schrift und beigedrucktem Kaiserlichen Insiegel. Gegeben Amerongen, den 28. November 1918 Wilhelm Zeit nach der Abdankung Exil Bis 1920 lebte Wilhelm II. in Amerongen, danach bis zu seinem Tod in dem von ihm erworbenen Haus Doorn in den Niederlanden im Exil. 1921 starb seine Frau. 1922 heiratete er die verwitwete Prinzessin Hermine von Schönaich-Carolath, geborene Prinzessin Reuß ä.L. (1887-1947) („Kaiserin“ in seiner Titulatur, amtlich „Prinzessin von Preußen“). Er versammelte Gelehrte zu kulturhistorischen Studien um sich (Doorner Arbeitskreis), verfasste seine Memoiren und weitere Bücher und hielt sich für die Wiederherstellung der Monarchie bereit. Unter anderem durch den H.putsch 1923 sah er sich darin bestätigt, dass nur ein Monarch Ruhe und Ordnung garantieren könne. Immer wieder äußerte er sich antisemitisch, „Presse, Juden und Mücken“ solle man den Garaus machen, „am besten mit Gas“. 1933 näherte er sich – auch bestärkt durch seine Frau, die im Reich umherreiste – den N. an, von denen er sich die Restauration des Kaiserreichs versprach, was sich trotz zweimaligen Besuchs G.s in Doorn bald als unrealistisch erwies. H. hielt ihn hin. Als er im November 1938 von dem antijüdischen Pogrom, der „K.nacht“, erfuhr, äußerte er sich entsetzt und hielt es für eine Schande. Bei Besetzung der Niederlande 1940 ließ H. das Anwesen durch die Geheime Feldpolizei abriegeln. Zum deutschen Sieg über Frankreich im Mai erhielt H., A. ein angeblich von Wilhelm II. abgesandtes Glückwunschtelegramm. Darin wurde zwar nicht dem „F.“ H., aber dem Reichskanzler, und vor allem zum „Sieg der deutschen Waffen“ gratuliert. Ob es von Wilhelm II. stammte, wird stark bestritten, sein damaliger Hausminister Wilhelm von Dommes dürfte der Urheber dieses Telegramms gewesen sein. Tod Wilhelm II. starb am Morgen des 4. Juni 1941 im Haus Doorn. Seine letzten Worte sind zweifelhaft überliefert: „Ich versinke, ich versinke...“. Trauerfeiern im Reich wurden verboten. Die NS-Machthaber erlaubten nur einer kleinen Zahl von Personen (dem engeren Familienkreis, einigen ehemaligen Offizieren) die Fahrt in die besetzten Niederlande zur Teilnahme an der Beisetzung. Der Kaiser wurde zunächst in einer Kapelle nahe dem Doorner Torhaus beigesetzt. Sodann wurde sein Sarg in das nach seinen Zeichnungen posthum erbaute Mausoleum im Park von Haus Doorn überführt. Sein selbst gewählter Grabspruch lautet: „Lobet mich nicht, denn ich bedarf keines Lobes; rühmet mich nicht, denn ich bedarf keines Ruhmes; richtet mich nicht, denn ich werde gerichtet.“ Beide Gattinnen ruhen im Antikentempel am Neuen Palais in Potsdam. Wilhelm II. als Persönlichkeit Auf Grund von Komplikationen bei seiner Geburt war Wilhelms II. linker Arm um 15 cm kürzer als der rechte und teilweise gelähmt, mit daraus resultierenden Gleichgewichtsstörungen und Haltungsschäden sowie häufigen Schmerzen im linken Ohr. Eine besondere elterliche Zuwendung erfuhr er nicht und dankte es mit einem bleibenden Ressentiment besonders gegen seine Mutter, die ihn selbst wiederum, wie in ihren Briefen deutlich zu lesen, hasste. Schmerzvoll waren die Versuche der Familie, seiner Behinderung entgegen zu wirken. Denn der zukünftige König von Preußen sollte ein „ganzer Mann“ und kein Krüppel sein. So musste er sich als Kleinkind z.B. schmerzhaften Elektroschocktherapien unterziehen. Auch wurde erfolglos versucht, seinen verkümmerten Arm zu strecken. Das beruflich oft erforderliche Reiten fiel ihm daher schwer. Diese unbehebbare Behinderung prägte ihn sehr. Er war gehalten, sie stets als einen Makel zu verbergen. Das Tragen von Uniformen und das Abstützen der linken Hand auf der Waffe war ein Ausweg. Die Behinderung machte ihn vermutlich zu einem Menschen mit Selbstzweifeln und geringem Selbstbewusstsein und einer darauf beruhenden Ichverfangenheit, leichten Kränkbarkeit und ihr zufolge Sprunghaftigkeit. Später dürfte diese auch seine sprichwörtliche Reiselust begünstigt haben. Ob mögliche Neurosen eine ernsthafte seelische Erkrankung unterstellen lassen müssten, ist durchaus strittig. Ob auch eine Anlage zu einer Geisteskrankheit vorlag, noch mehr. Ein schwermütiger Zug wird ihm mitunter attestiert. Der noch heute berühmte Psychiater Emil Kraepelin bezeichnete sogar – auf Grund ferndiagnostisch zugänglicher öffentlicher Quellen – Wilhelms Gemüt als einen „typischen Fall periodischen Gestörtseins“, ein freilich bestrittenes Urteil in Richtung auf eine manisch-depressive Disposition. Anhaltende Schwierigkeiten waren Wilhelm II. verhasst, deswegen ließ er auch bewährte Freunde und Parteigänger schnell im Stich, so dass eher diplomatisierende Charaktere, wie Bülow und viele Höflinge, seinen Umgang ausmachten und seine Personalauswahl bestimmten. Offiziere, unter denen er sich wohlfühlte, erweiterten sein Urteil wenig, denn sie hatten im Zweifel die politischen Vorurteile ihrer kastenartig abgeschlossenen Berufsgruppe, und auch ihr Stil des Schwadronierens färbte auf ihn ab. Von seiner Persönlichkeit her gesehen behinderten narzisstische Züge seine Einfühlungsgabe und sein Urteil über Andere, wie z.B. über Nikolaus II. von Russland. Seine Taktlosigkeiten waren bekannt. Sie fielen seiner Mitwelt besonders bei seinem Regierungsantritt und bei Bismarcks Entlassung ins Auge, die dieser in seinen Gedanken und Erinnerungen rachsüchtig ausbreitete. Eine diese Handikaps ausbalancierende Welt- und Menschenkenntnis zu erwerben, hatte sein Werdegang ihm nicht erlaubt. Trotz der Wesensunterschiede zu seinem altpreußisch-schlichten und im Persönlichen bemerkenswert loyalen Großvater Wilhelm I. versuchte Wilhelm II. immer, dessen Regierungsmuster zu folgen. Man kann sein anfängliches Verhältnis zu Caprivi dergestalt deuten, dass er hier ‚seinen eigenen Bismarck‘ gefunden zu haben hoffte. Zum militärischen Oberbefehlshaber ernannte er den Neffen des berühmten Generalfeldmarschalls Helmuth von Moltke („Ich will auch einen Moltke.“), der dann aber aus dem Schatten Alfred von Schlieffens nicht heraus zu treten vermochte. Allerdings wurde die Zurückhaltung seines Großvaters bei direkten politischen Eingriffen keineswegs bleibendes Merkmal des Enkels; wiederholt griff Wilhelm II. durch Personalentscheidungen und Befehle für Gesetzesvorlagen direkt in die Politik ein. Gar nicht folgte er der öffentlichen Zurückhaltung des alten Kaisers: Selbstdarstellungseifer drängte Wilhelm II. oft repräsentativ in die Öffentlichkeit, wobei eine nicht unbeachtliche Rednergabe ihm Echo einbrachte, aber auch zu politisch bedenklichen Formulierungen verlockte. Auch begünstigte dieser Übereifer sein Verhältnis zu den Massenmedien. Man kann ihn als ersten Medienmonarchen des 20. Jahrhunderts ansehen. Seine Schaustellungen von Uniformen und Orden stimmten im Übrigen zum Protzstil des später nach ihm benannten Wilhelminismus. Die Künste standen ihm fern, die Literatur lag ihm nicht am Herzen. Eigene Interessen entwickelte er für die Archäologie, seine Korfu-Aufenthalte sind auch davon bestimmt. Außerdem oblag er, wie in Adelskreisen nicht unüblich, begeistert der Jagd, seine Trophäenzahl erfreute ihn (er erlegte rd. 46.000 Tiere); im Exil fällte er gerne Bäume. Bei der Jagd lernte Wilhelm auch seinen später engen Freund Philipp Graf zu Eulenburg kennen, der besonders in den Jahren 1890 bis 1898 zu seinen wichtigsten Beratern zählte. Desengagement, wenn die Dinge anders liefen, als er wollte, blieb sein Wesenszug. Noch 1918, angesichts der revolutionären Verhältnisse im Reich, emigrierte er sang- und klanglos ins neutrale Ausland. Seine in Holland verfasste Autobiografie mit ihren Rechtfertigungen oder Themenvermeidungen ist ein gutes Zeugnis seiner Urteilsschwächen. Das Bild Wilhelms II. in der Öffentlichkeit Wilhelm II. war zunächst sehr populär. Die weniger geschätzten Züge einer Reichseinigung „von oben“ mit Bewahrung alter Machtstrukturen fand in der Kaiserverehrung einen willkommenen Ausgleich. Die weithin monarchistisch gesonnene Presse nahm dies auf, man fand für ihn die Bezeichnungen „Arbeiterkaiser“ und „Friedenskaiser“ (dies geht u. a. auf den Vorschlag von Emanuel Nobel von 1912 zurück, Kaiser Wilhelm II. den von Alfred Nobel gestifteten Friedensnobelpreis zuzusprechen, damals hatte das Deutsche Reich unter seinem Kaisertum 24 Jahre Frieden gehalten). Doch wurde er auch als bedrohlich empfunden (vgl. Ludwig Quiddes als Kritik an Wilhelm II. aufgefasste und vielrezipierte 1894er Studie Caligula zum "Cäsarenwahnsinn“). Zunehmend mischte sich dann Spott hinein: „Der erste war der greise Kaiser, der zweite war der weise Kaiser, der dritte ist der Reisekaiser.“ Auch in der Bezeichnung „Redekaiser“ steckte Kritik. Seine vielerlei Uniformen wurden bewitzelt: „Majestät, im Badezimmer ist ein Rohr geplatzt.“ – „Bringen Sie die Admiralsunifom.“ („Simplicissimus“) Von den ihn kritisierenden Demokraten, Sozialisten, Katholiken, auch den kritischen Minderheiten (von 1864 her die Dänen, seit 1866 die Hannoveraner, seit 1871 die Elsass-Lothringer, dauerhaft die Polen) wurde ihm zunächst das die öffentliche Meinung beherrschende Bürgertum am gefährlichsten. Bei den Schriftstellern war er nicht angesehen, der ironische Thomas Mann war in seinem Roman Königliche Hoheit noch am mildesten mit einem behinderten und etwas einfältigen Dynasten umgegangen. Direkte Kritik verbot der Paragraph zur „Majestätsbeleidigung“ im Strafgesetzbuch, aber die Witze über ihn wurden immer beißender. Man vergleiche nur das viel positivere Kaiserbild von Franz Joseph in Österreich-Ungarn, der doch viel stärkere innen- und außenpolitische Probleme hatte. Nach 1918 und seiner Flucht ins Exil überwog die Verachtung, man warf ihm Feigheit vor: Warum ist er nicht an der Spitze seines Heeres kämpfend gefallen? Monarchisten erhofften 1933 mit H.s Machtantritt seine Rückkehr. Da H. nichts dergleichen im Sinne hatte, wurde Wilhelm II. in seinen letzten zehn Lebensjahren immer stärker vergessen, sein Tod blieb überwiegend unbetrauert. Sein öffentliches Ansehen hat sich seither kaum erholt. Außerhalb Deutschlands war sein Ansehen eher schlechter als in Deutschland. Während des Ersten Weltkrieges war Wilhelm II. oft die symbolische Zielfigur der feindlichen Propaganda. Familie Stammbaum Söhne und Töchter Friedrich Wilhelm Victor August Ernst (1882-1951) ∞ 1905 Herzogin Cecilie zu Mecklenburg-Schwerin (1886-1954) Wilhelm Eitel Friedrich Christian Karl (1883–1942) ∞ 1906-1926 Herzogin Sophie Charlotte von Oldenburg (1879-1964) Adalbert Ferdinand Berengar (1884–1948) ∞ 1914 Prinzessin Adelheid von Sachsen-Meiningen (1891-1971) August Wilhelm (1887–1949) ∞ 1908-1920 Prinzessin Alexandra von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg (1887-1957) Oskar Karl Gustav Adolf (1888–1958) ∞ 1914 Gräfin Ina Maria von Bassewitz (1888-1973) Joachim Franz Humbert (1890–1920, Selbstmord) ∞ 1916 Prinzessin Marie Auguste von Anhalt (1898-1983) Victoria Luise Adelheid Mathilde Charlotte (1892–1980) ∞ 1913 Herzog Ernst August von Braunschweig-Lüneburg (1887-1953) Titel und Ränge Titular Akademische Titel (alphabetisch nach Hochschulen) Dr. iur. utr. h.c. der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin Dr.-Ing. E.h. der Polytechnischen Hochschule in Berlin Ehrendoktor der Wissenschaften der Universität Klausenburg Dr. of Civil Law der Universität Oxford Ehrendoktor der Rechte der Universität von Pennsylvania Ehrendoktor der Medizin der Karls-Universität Prag Militärische Laufbahn 27. Januar 1869: Leutnant im 1. Garderegiment zu Fuß und à la suite des 1. Batl. (Berlin) des 2. Garde-Landwehr-Regiments. 22. März 1876: Oberleutnant 22. März 1880: Hauptmann 16. Oktober 1881: Major 16. September 1885: Oberst und Kommandeur des Garde-Husaren-Regiments 27. Januar 1888: Generalmajor und Kommandeur der 2. Garde-Infanterie-Brigade 15. Juni 1888: Oberster Kriegsherr des deutschen Heeres und Chef der Marine, Chef des 1. Garde-Regiments zu Fuß, des Regiments der Garde du Corps, des Leib-Garde-Husaren-Regiments 13. September 1889: Chef des Königs-Ulanen-Regiment (1. hannoversches) Nr. 13 Chefstellen und andere Ehrenränge Hier geht es um den Rang des Chefs (in Bayern: Inhaber) von Truppenteilen, dessen Namen diese dann auch oftmals trugen (das militärische Kommando liegt nicht beim „Chef“, sondern bei dem jeweiligen „Kommandeur“). Die Generals- und Admirals-Titel sind ebenfalls als Ehrenränge zu verstehen. Deutschland Chef des 1.Garde-Regiments zu Fuß Regiments der Gardes du Corps Leib-Garde-Husaren-Regiments Königs-Ulanen-Regiments (1. Hannoversches) Nr. 13 Königs-Infanterie-Regiments (6. Lothringisches) Nr. 145 Grenadier-Regiments König Friedrich Wilhelm I. (2. Ostpreußisches) Nr. 3 Regiments Königs-Jäger zu Pferde Nr. 1 Leib-Kürassier-Regiments Großer Kurfürst (Schlesisches) Nr. 1 1. Leib-Husaren-Regiments Nr. 1 2. Leib-Husaren-Regiments Königin Viktoria von Preußen Nr. 2 Leib-Grenadier-Regiments Friedrich Wilhelm III. (1. Brandenburgisches) Nr. 8 2. Badischen Grenadier-Regiments Kaiser Wilhelm I. Nr. 110 Infanterie-Regiments Kaiser Wilhelm (2. Großherzoglich Hessisches) Nr. 116 Königlich Sächsischen 2. Grenadier-Regiments Kaiser Wilhelm Nr. 101 Königlich Württembergischen Infanterie-Regiments Nr. 120 Königlich Württembergischen Dragoner-Regiments Königin Olga (1. Württembergisches) Nr. 25 Inhaber des 1. Königlich Bayerisches Ulanen-Regiment „Kaiser Wilhelm II., König von Preußen“ Königlich Bayerischen 6. Infanterie-Regiments Kaiser Wilhelm, König von Preußen Ausland Inhaber des K.u.k. Infanterie-Regiments Nr. 34 (Österreich-Ungarn) K.u.k. Husaren-Regiments Nr. 7 (Österreich-Ungarn) Chef des Kaiserlich Russischen St. Petersburger Leib-Garde-Grenadier-Regiments 'König Friedrich Wilhelm III.' 85. Infanterie-Regiments „Wyborg“, (Russland) 13. Husaren-Regiments „Narva“ (Russland) Königlich Großbritannischen 1. Dragoner-Regiments Ehrenoberst des Königlich Portugiesischen 4. Reiter-Regiments Königlich Spanischen Dragoner-Regiments „Numancia“ Kaiserlich Osmanischer Feldmarschall Feldmarschall der Kaiserlich-Königlichen Armee Österreich-Ungarns Königlich Großbritannischer Feldmarschall Königlich Großbritannischer Ehrenadmiral der Flotte Königlich schwedischer Flaggenadmiral Königlich norwegischer Ehrenadmiral Königlich dänischer Ehrenadmiral Admiral der Kaiserlich russischen Flotte Ehrenadmiral der Kgl. griechischen Flotte Sonstige (nichtmilitärische) Ränge und Orden Auswahl Neuntes Oberhaupt und neunter Souverän und Meister des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler Protektor des Johanniterordens Ritter des Hosenbandordens (Vereinigtes Königreich) Ritter des St.Andreasordens (Russland) Ritter des Annunciaten-Ordens (Italien) Ritter des Elefanten-Ordens (Dänemark) Ritter des St.-Hubertus-Ordens Ritter des Seraphinenordens (Schweden) Ritter des Löwen-Ordens (Norwegen) Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies (Spanien) Ehrenbailli und Großkreuz des Souveränen Malteserordens Friedrich II., auch Friedrich der Große oder der Alte Fritz genannt, (* 24. Januar 1712 in Berlin; † 17. August 1786 in Potsdam) war seit 1740 König in Preußen und seit 1772 König von Preußen. Er war das vierte Kind König Friedrich Wilhelms I. in Preußen und dessen Gattin Sophie Dorothea von Hannover. Seine beiden älteren Brüder starben bereits als Kleinkinder. In seiner Eigenschaft als Kurfürst und Markgraf von Brandenburg wird er als Friedrich IV. gezählt. Leben Jugend Friedrich wurde von seinem Vater Friedrich Wilhelm I., dem „Soldatenkönig“, autoritär, hart und militärisch erzogen und dieser machte nie einen Hehl daraus, dass er die schöngeistigen Ambitionen seines Sohnes, die er „weibisch“ nannte, verachtete. Es wird mittlerweile kaum noch bezweifelt, dass Friedrich homosexuell war (dagegen Kunisch). Vor allem aus Briefen mit seiner Schwester Wilhelmine sowie Aufzeichnungen dieser ist bekannt, dass Friedrich schon im Alter von 16 Jahren mit dem 17jährigen Pagen seines Vaters, Peter Christopher Keith, mehr als nur befreundet war. Zwar entließ Wilhelm den Pagen, als er dieser Beziehung gewahr wurde, aber auch in den Leutenant Borcke, den ihm sein Vater nun als Freund zuwies, verliebte sich Friedrich, was von diesem jedoch nicht erwidert wurde. Mit seinem ebenfalls homosexuellen Bruder Heinrich geriet er in den 1740er Jahren sogar aus Eifersucht um einen Pagen in heftigen Streit und Voltaire schmähte Friedrich ab 1753 wegen dessen Homosexualität, nachdem sich die beiden überworfen hatten. Friedrichs Arzt Johann Georg Zimmermann behauptete jedoch nach Friedrichs Tod, der König habe die Berichte um seine Homosexualität bewusst selbst in Umlauf gebracht, um von einer organisch bedingten Impotenz abzulenken, für die bei der Obduktion jedoch keine Anzeichen gefunden wurden und die Friedrich selbst in keinem seiner Briefe je erwähnt hat. Kurz nach der unerfüllten Liebe zu Brocke entwickelte sich eine Beziehung zum acht Jahre älteren Leutnant Hans Hermann von Katte. 1730 unternahm er gemeinsam mit diesem einen möglicherweise bewusst dilettantisch geplanten Fluchtversuch nach England, der jedoch bereits in seinen Ansätzen vereitelt wurde. Beide wurden in der Festung Küstrin inhaftiert, wo Katte hingerichtet wurde. Ob der Richtplatz von Friedrichs Zelle aus einsehbar war (ob die Hinrichtung also vor Friedrichs Augen hätte stattfinden sollen) ist umstritten, aber Friedrich soll ohnehin vor der Hinrichtung ohnmächtig geworden sein. Zunächst war Katte von einem preußischen Kriegsgericht wegen Desertion zu lebenslanger Festungshaft verurteilt worden, Friedrichs Vater aber ließ dem Gericht mitteilen, es möge sich nochmals zusammensetzen und ein neues Urteil fällen, womit er die Richter unmissverständlich aufforderte, ein Todesurteil gegen Katte zu verhängen. Sogar seinen Erbfolger Friedrich verschonte Wilhelm hauptsächlich nur aus außenpolitischen Überlegungen. Enge Freundschaften verbanden den Kronprinz ebenfalls wiederum mit Mitgliedern des Hofes wie Friedrich Wilhelm von Grumbkow und Jacob Paul von Gundling, die in österreichischem Sold standen. Unter ihrem Einfluss heiratete er 1733 im Schloss Salzdahlum Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern (1715-1797), eine entfernte Verwandte des Hauses Habsburg. Die Ehe blieb kinderlos, was, wenn auch in der Vergangenheit die erzwungene Ehe und Impotenz infolge einer Krankheit in der Jugend als Grund hierfür favorisiert wurden, vor allem in Friedrichs Homosexualität begründet gewesen sein dürfte. Obwohl Friedrich die aufgezwungenen Ehe nie akzeptierte und sich anfänglich lieber das Leben nehmen als in diese einwilligen wollte, blieb seine Frau ihm zeitlebens ergeben. Friedrich lebte von Februar bis kurz vor Weihnachten in Potsdam, während die Königin im Berliner Stadtschloss oder in Schönhausen logierte und auf die Befehle des Monarchen wartete. Nach 1740 sah man das Königspaar lediglich zu Galafesten gemeinsam auftreten. Seine Frau nicht zu verstoßen, hatte er seinem Vater noch kurz vor dessen Tod versprechen müssen. Lediglich während der Rheinsberger Jahre (1736–40) sah man das junge Paar ehetypisch zusammen leben. Inwieweit Friedrich seiner Gemahlin in dieser Zeit zugetan war, ist schwer nachzuvollziehen. Möglicherweise galt die "traute Zweisamkeit" des Kronprinzenpaares vor allem der Beruhigung des misstrauischen Königs. König Sechs Monate nach seiner Thronbesteigung im Jahre 1740 begann Friedrich den Ersten Schlesischen Krieg, in dem er für das stark zergliederte und an Naturgütern arme Preußen eine wirtschaftlich starke Region erobern und eine Grenze schaffen wollte, die leichter zu verteidigen war. Auslöser für den Überfall auf Schlesien war der Tod des habsburgischen österreichischen Erzherzogs und deutschen Kaisers Karl VI., der keine männlichen Erben hinterließ. Karl hatte sich zwar durch die Pragmatische Sanktion die weibliche Erbfolge Maria Theresias von den meisten deutschen Fürsten und europäischen Monarchen zusichern lassen, doch erhoben nach dessen Tod mehrere Fürsten, darunter v.a. Karl I. Albrecht von Bayern, Erbansprüche auf Österreich bzw. dessen Territorien. Unter diesen hatte Preußen mit seinen veralteten und im Reich schon lange als abgegolten angesehenen Ansprüchen auf Teile Schlesiens die schwächste Position, weswegen Friedrichs Besetzung des unverteidigten Landes (und der erst danach angebotenen Hilfe, Österreich bei der Sicherung der Pragmatischen Sanktion zu unterstützen) im Reich und in Europa als ungeheurer Rechtsbruch wahrgenommen wurde. Mit den aus preußischer Sicht als Ersten Schlesischen Krieg bezeichneten Kampfhandlungen wurde der bis 1748 währende Österreichische Erbfolgekrieg ausgelöst, aus dem Preußen mit dem damals verbündeten Sachsen 1742 in einem Separatfrieden mit Österreich (Friede von Berlin) und unter der Garantie der eroberten schlesischen Gebiete ausschied. Die mit diesem Separatfrieden öffentlich im Stich gelassenen preußischen Alliierten Frankreich und Bayern zeigten deutliche Enttäuschung und die nun Österreich zugesicherte Hilfe Preußens für dessen fortdauernden Krieg wurde kaum umgesetzt. Nach diesem Ersten Schlesischen Krieg und dem enormen Achtungs- und Gebietsgewinn für Preußen sind die ersten Bezeichnungen Friedrichs als „Friedrich der Große“ belegt. Der sogenannte Zweite Schlesische Krieg hatte zunächst nichts mit Schlesien zu tun. Das von vielen Seiten bedrängte Österreich war durch eine Allianz mit England und der Eroberung Bayerns soweit erstarkt, dass Friedrich II. auf der Seite der Gegner Österreichs erneut in den Krieg eingriff. Unter der Begründung, dem besetzten Bayern zur Hilfe zu kommen, marschierte er 1744 in Böhmen ein, womit er erneut vertragsbrüchig wurde. Dies festigte endgültig den Ruf Friedrichs als höchst unzuverlässiger Bündnispartner. Der Angriff auf Böhmen wurde zu einem militärischen Desaster, so dass sich Friedrich wieder nach Schlesien zurückziehen musste. In der Zwischenzeit starb der wittelsbachische Kaiser und Bayern erreichte mit der Unterstützung eines habsburgischen Kaiserkandidaten einen Frieden mit Österreich. Dies gab den österreichischen Truppen die Möglichkeit, Friedrich nach Schlesien zu folgen, wo sie jedoch seinen gewagten "Alles-oder-Nichts"-Schlachtmanövern unterlagen. Damit erreichte der preußische König 1745 zumindest die erneute Garantie seiner schlesischen Eroberungen im Frieden von Dresden. Die Behauptung, er habe den „Zweiten Schlesische Krieg" zur Verteidigung Schlesien begonnen, wurde erst im Nachhinein von Preußen propagiert und diente der Rechtfertigung des offenen Bruchs des Friedens von Berlin von 1742.. Im Ersten Schlesischen Krieg eroberte er mit seinem Generalfeldmarschall Kurt Christoph Graf von Schwerin Schlesien. Im Zweiten Schlesischen Krieg verteidigte der Monarch diese Eroberung erfolgreich. Im Siebenjährigen Krieg marschierten seine Truppen in Kursachsen ein. Damit kam er einem koordinierten Angriff einer Allianz praktisch aller direkten Nachbarn Preußens einschließlich der Großmächte Österreich, Frankreich, Russland um wenige Monate zuvor, die vom österreichischen Kanzler Graf Kaunitz initiiert worden war. Das Zahlenverhältnis der Armee Preußens gegenüber dieser Allianz betrug etwa 1:3, das der reinen Bevölkerungszahl der Staaten etwa 1:20. Seines strategischen Geschicks wegen, das einige schwerwiegende taktische Fehlentscheidungen, die sich beispielsweise in den Niederlagen bei Kolin, Hochkirch und Kunersdorf zeigten, wieder relativierte, bürgerte sich für ihn der Beiname „der Große“ ein. Allein der Siebenjährige Krieg kostete eine Million Menschen das Leben, weite Landstriche wurden verwüstet. Thomas Mann nannte Friedrich II. in diesem Zusammenhang ein „Ungeheuer“. Bei der Eroberung Schlesiens im Ersten Schlesischen Krieg (1740–42) nutzte Friedrich die Schwäche Österreichs, die durch die Pragmatische Sanktion und den erst im Jahre 1739 beendeten Türkenkrieg entstanden war. Die mehrfach gefährdete Sicherung der neuen evangelischen – Niederschlesien war zu 95 % deutschsprachig und überwiegend evangelisch (68 %) – und reichen Provinz Schlesien im darauf folgenden Zweiten (1744–45) und Dritten Schlesischen Krieg, dem so genannten Siebenjährigen Krieg (1756–63), ließen das protestantische Preußen zum gleichberechtigten Partner in der europäischen „Pentarchie“ (Leopold von Ranke) werden. Die wenig angesehene preußische „Streusandbüchse des Heiligen Römischen Reiches“ hatte sich gegen den Widerstand von schließlich fünf europäischen Großmächten (Frankreich, Österreich, Russland, Schweden, Sachsen-Polen) behauptet. Dadurch verschaffte er dem – gemäß dem Urteil vieler Geistesgrößen von Voltaire und Mirabeau bis Walther Rathenau und Sebastian Haffner – modernsten der damaligen Staaten eine sichere existenzielle Basis im politischen Konzert der damaligen Mächte. Neben Russland, Österreich, Frankreich und England hatte sich Preußen endgültig als fünfte europäische Großmacht etabliert. Die Erste Teilung Polens (1772) ging auf eine Initiative des Diplomaten Graf Lynar zurück und stand vor dem Hintergrund kriegerischer Unruhen in Polen und des sich daraus ergebenen russisch-türkischen Krieges. Nach dem Tod des sächsischen Kurfürsten und polnischen Königs August III. 1763 konnte Katharina II. mit der Unterstützung Friedrichs einen russischen Nachfolger (und ehemaligen Geliebten Katharinas) auf dem polnischen Thron durchsetzen, König Stanislaus. Der darauf folgende russische Einfluss in Polen hatte massive Widerstände weiter Teile des polnischen Adels zur Folge, dem Stanislaus trotz des Einmarschs russischer Truppen 1768 in Polen machtlos gegenüberstand. In dieser Situation erklärten die Türken 1768 Katharina II. den Krieg und österreichische Truppen besetzten (jedoch wohl unter Einverständnis Stanislaus') 1769 südliche Gebiete Polens. In einem Brief an seinen Gesandten von Solms in Petersburg schrieb Friedrich II. 1769 von einer „seltsamen Idee" und einem „interessanten" und „verführerischen" Plan Lynars, sich für die Schwierigkeiten in Polen und die Hilfe in Russlands Krieg gegen die Türken an einigen Landesteilen Polens schadlos zu halten. Dies wurde in Russland ebenso mit Interesse aufgenommen. Österreich nahm auf Drängen Kaunitz' und gegen anfänglichen Widerstand Maria Theresias an den Verhandlungen teil, die 1772 zur Annektierung polnischer Gebiete durch Russland, Preußen und Österreich führten. Preußen annektierte das sogenannte Polnisch-Preußen bzw. Westpreußen. Seitdem nannte sich der Monarch Friedrich II., König von Preußen und nicht mehr, wie seine beiden Vorgänger, König in Preußen. Als junger König erregte er Aufsehen in Europa, weil er zumindest inoffiziell die Folter abschaffte (Befehl vom 3. Juni 1740 an den Justizminister Cocceji, zunächst noch mit dem Vorbehalt, dass Folter bei „großen Mordtaten, wo viele Menschen ums Leben gebracht“, noch angewendet werden könne; ohne jeden Vorbehalt abgeschafft 1754; im selben Jahr Verbot der Veröffentlichung des Folterverbotes), die Religionsfreiheit verkündete und das bis dahin österreichische Schlesien einverleibte. Sein Wahlspruch lautete: „Ich bin der erste Diener meines Staates“. Sehr verdient machte er sich um die Entwicklung des Rechts, insbesondere des Allgemeinen Landrechts. Als Anekdote zum Umgang des Königs mit dem Recht wird gern die Legende des Müllers von Sanssouci bemüht. Weitere, seine Regierungszeit kennzeichnenden, innenpolitischen Taten waren in der Landwirtschaft die Einführung der Kartoffel als Nahrungsmittel, die Trockenlegung des Drömlings und des Oderbruches, Reformen im Militär- und Erziehungswesen sowie die Schaffung eines starken Beamtenstandes, der angehalten war, jeden Bürger gleich zu behandeln. Die für Preußen in wirtschaftlicher Hinsicht nicht ganz uneigennützige Toleranz und Offenheit gegenüber Einwanderern und religiösen Minderheiten wie Hugenotten und Katholiken ist eine feste Größe seiner Amtszeit: „Alle Religionen seindt gleich und guht, wan nuhr die Leute, so sie profesieren [(öffentlich) bekennen], erliche Leute seindt, und wen Türken und Heiden kähmen und wolten das Land pöbplieren [bevölkern], so wollen wier sie Mosqueen und Kirchen bauen“ (aus einem Brief, 1740). Am 22. Juni 1740 schreibt er „Jeder soll nach seiner Façon selig werden“. In der diskriminierenden Behandlung der Juden knüpfte Friedrich II. jedoch nahtlos an die Politik seiner Vorgänger an (Revidiertes General-Privileg 1750). Preußen war die erste absolute Monarchie Europas, in der eine zumindest eingeschränkte Pressefreiheit eingeführt wurde. Außerdem war es im Preußen Friedrichs II. für alle Bürger möglich, sich brieflich oder sogar persönlich an den König zu wenden. Gemäß seiner berühmten Maxime „Der König ist der erste Diener des Staates“ versuchte er, zu große Auswüchse des Feudalsystems zu unterbinden. Dabei war er insbesondere misstrauisch gegenüber seinen eigenen Beamten, denen er im Zweifelsfall einen ausgeprägten Standesdünkel zum Nachteil der ärmeren Schichten unterstellte. „Es mißfällt mir sehr, daß mit den armen Leuten, die in Prozeßsachen in Berlin zu tun haben, so hart umgegangen wird und daß man sie mit Arrest bedroht, wie das beispielsweise mit dem Jacob Dreher aus Ostpreußen geschehen ist, der sich eines Prozesses wegen in Berlin aufhält und den die Polizei hat arrestieren wollen. Ich habe das bereits untersagt und möchte Euch hiermit zu erkennen geben, daß in meinen Augen ein armer Bauer ebenso viel gilt wie der vornehmste Graf und der reichste Edelmann. Das Recht gilt ebenso für vornehme wie für geringe Leute!“ (Brief Friedrichs an seinen Justizminister, 1777) Die von ihm gewünschte und angeregte allgemeine Abschaffung bzw. Milderung der Leibeigenschaft scheiterte am massiven Widerstand des preußischen Landadels, wurde aber auf den königlichen Krondomänen schrittweise durchgesetzt. In den neu erschlossenen Gebieten wurden Dörfer errichtet und freie Bauern angesiedelt. Es war bei anstehender Verlängerung eines Pachtvertrags für staatlichen Grund üblich, dass Angestellte, Mägde, Knechte über ihre Behandlung befragt wurden und bei Missständen der Pächter, auch bei erfolgreichem Wirtschaften, ausgetauscht wurde. Während der Regentschaft Friedrich II. wurden ebenfalls Hunderte von Schulen gebaut. Das Landschulsystem krankte allerdings an der ungeregelten Lehrerausbildung. Häufig wurden ehemalige Unteroffiziere herangezogen, die des Lesens, Schreibens und Rechnens oft nur lückenhaft mächtig waren. Friedrich starb am 17. August 1786 in Schloss Sanssouci in seinem Sessel. Obwohl er in einer Gruft auf der Terrasse von Schloss Sanssouci neben seinen Hunden beerdigt werden wollte, ließ ihn sein Neffe und Nachfolger Friedrich Wilhelm II. in der Potsdamer Garnisonkirche in einer hinter dem Altar befindlichen Gruft an der Seite seines Vaters, Friedrich Wilhelm I., beisetzen. 1944 wurde der Sarg in die Elisabethkirche nach Marburg verbracht und kam 1952 – auf Initiative von Louis Ferdinand von Preußen – in die Kapelle der Burg Hohenzollern. Erst nach der Wiedervereinigung der deutschen Staaten 1990, am 17. August 1991, wurde der letzte Wille des großen Königs erfüllt und der Sarg Friedrichs II. wieder nach Potsdam überführt, um dort in der bereits zu Lebzeiten Friedrichs vollendeten Gruft beerdigt zu werden. Somit wurde Friedrichs altes Bonmot, in Französisch, „Quand je suis là, je suis sans souci“ (Wenn ich da bin, bin ich ohne Sorgen) endlich zur Wahrheit. Dennoch wurde der testamentarische Wunsch des Königs bei der Überführung seines Leichnams nach Sanssouci wiederum missachtet. Der König verlangte, nachts, nur in kleinstem Gefolge und beim Schein einer Laterne beigesetzt zu werden. Das entsprach seinem philosophischen Anspruch. Stattdessen gestaltete sich die Beisetzung auf dem Weinberg von Sanssouci zu einer Art Staatsbegräbnis. Feldherr In Ergänzung seiner Leistungen auf nichtmilitärischen Gebieten ist Friedrich II. auch als bedeutender Feldherr ins Geschichtsbewusstsein der Mit- und Nachwelt eingegangen. Er schlug in elf Kriegsjahren 15 Schlachten, siegte zwölfmal (Mollwitz 1741; Chotusitz 1742; Hohenfriedberg 1745, Soor 1745; Lobositz 1756; Prag 1757; Roßbach 1757, Leuthen 1757; Zorndorf 1758; Liegnitz 1760; Torgau 1760; Burkersdorf 1762), unterlag dreimal (Kolin 1757, Hochkirch 1758, Kunersdorf 1759). Im Belagerungskrieg war er weit weniger glücklich; einer erfolgreichen Belagerung (Schweidnitz 1762) stehen drei Fehlschläge gegenüber (Prag 1757; Olmütz 1758; Dresden 1760). Seine Generäle schlugen sieben Schlachten, unterlagen fünfmal (Groß-Jägersdorf 1757; Breslau 1757; Kay 1759; Maxen 1759; Landshut 1760), siegten zweimal (Kesselsdorf 1745 unter Generalfeldmarschall Leopold von Anhalt-Dessau, Freiberg 1762 unter General Prinz Heinrich von Preußen). Zwar verlor Friedrich durch die Niederlage von Kolin den Nimbus der Unbesiegbarkeit, aber er galt bei seinen Gegnern weiterhin als sehr schnell, unberechenbar und kaum zu bezwingen. Seit 1760 konnte er sich auf seinen vierzehn Jahre jüngeren Bruder Prinz Heinrich stützen, dem er das Kommando auf dem jeweils untergeordneten Kriegsschauplatz übertrug. Über die Strapazen und persönlichen Verluste der Feldzüge war Friedrich II. früh gealtert. Die intellektuelle Weltoffenheit des jungen Königs wich der Verbitterung und dem Zynismus. Im Bayerischen Erbfolgekrieg (1778/79), auch als „Kartoffelkrieg“ bekannt, vereitelte Friedrich II. die Bestrebungen des Habsburgers und Kaisers Joseph II., Belgien gegen große Teile Bayerns zu tauschen. Ohne das Eingreifen Preußens wäre Bayern heute mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit Teil Österreichs. Das österreichische Festhalten am bayerisch-belgischen Tauschprojekt beantwortete Preußen mit der Gründung des protestantisch dominierten Fürstenbundes (1785). Persönlichkeit Friedrich korrespondierte mit Voltaire und empfing ihn über längere Zeit in Potsdam. Als dieser sich jedoch aus einer misslichen Lage wenden wollte, indem er das Land verließ, ohne um Erlaubnis zu fragen, ließ ihn Friedrich für längere Zeit in Frankfurt am Main inhaftieren. Voltaire schrieb ihm 1760: „Der Schatz Ihrer Weisheit ist verdorben durch die unselige Freude, die es Ihnen immer gemacht hat, alle anderen Menschen demütigen zu wollen...“ Friedrich schrieb zahlreiche Werke in französischer Sprache. Europaweit berühmt wurde sein „Anti-Machiavell“ (1740), in dem er staatspolitische Grundsätze des Machiavelli einer kritischen, aufgeklärten Analyse unterwarf. Er war an Kunst in jeder Form interessiert, skizzierte beispielsweise selbst sein Potsdamer Schloss Sanssouci und ließ es von Knobelsdorff ausführen, legte eine bedeutende Bildersammlung an, spielte sehr gut Querflöte (Flötenlehrer Johann Joachim Quantz) und komponierte auf gehobenem Niveau. Sein Kunstgeschmack war sehr gefestigt, aber statisch, so dass er europäische Entwicklungen in vielen Bereichen kaum beachtete. Weithin bekannt ist sein – von Friedrichs Hofmusiker Carl Philipp Emanuel Bach arrangiertes – Treffen mit Johann Sebastian Bach 1747 in Sanssouci. Im Zuge dieser Begegnung schrieb Bach sein berühmtes „Musikalisches Opfer“ über das von Friedrich vorgegebene „Königliche Thema“. Ein aus der Sicht des deutschen Bildungsbürgertums großes Ärgernis war seine Schrift De la Littérature Allemande (Über die deutsche Literatur, 1780), in der er durchaus kenntnisreich, aber aus einer an der Hofkultur und am europäischen Zentrum Paris orientierten Sicht den Aufschwung der deutschsprachigen Literatur verurteilte. Als einer von wenigen traute sich Erich Kästner 1925, eine Dissertation darüber zu verfassen. Friedrich schonte sich wenig, so dass insbesondere die zahlreichen Kriegszüge, an denen er persönlich teilnahm – was bei Regenten der damaligen Zeit durchaus nicht selbstverständlich war – sehr an ihm zehrten. Doch nicht zuletzt trug diese eiserne Konsequenz des „roi charmant“ aus Sanssouci in den schweren Zeiten des Siebenjährigen Krieges, die zudem vom Tod enger Freunde, wie des Generals von Winterfeldt, seiner geliebten Schwester Wilhelmine von Bayreuth oder des Feldmarschalls Keith überschattet wurden, zu seinem bis heute nicht verblassten Ruhm bei. Der zu dieser Zeit oft von Selbstmordgedanken geplagte Monarch hielt bis zum mühsam errungenen Sieg durch und bewahrte Preußen vor Besetzung, Teilung und einer französisch-österreichischen Hegemonie. Nicht nur seine Schlachtensiege, sondern auch seine Charakterstärke und Durchhaltefähigkeit und der dabei nie geschwundene, wenn auch eigenwillige Sinn für Gerechtigkeit und Mitleid machten ihn zum „Großen König“. Bekannt ist, dass er ein sehr distanziertes Verhältnis zu Frauen hatte, wofür von einigen Historikern Homosexualität als Ursache angenommen wird (siehe Jugend). Einige der wenigen Frauen, denen er Respekt zollte, waren die so genannte „große Landgräfin“ Henriette Karoline von Pfalz-Zweibrücken und Katharina die Große, der er mehrere Gedichte widmete und mit der er in einem regen Briefverkehr stand. Er erwartete von Frauen den gleichen schöngeistigen Esprit, für den seine Tafelrunden gerühmt wurden. Historische Bedeutung Die Bemühungen des aufgeklärt-absolutistischen Königs zur Entwicklung des Rechtssystems gehörten zu seiner Zeit zu den umwälzendsten auf dem europäischen Kontinent und fanden Nachahmer wie Joseph II.. Dabei ging er durchaus rücksichtslos vor, wenn es ihm notwendig schien. Das gilt auch für seine europäische Großmachtpolitik, zu deren Durchsetzung er die bereits unter seinem Vater, dem so genannten Soldatenkönig, aufgebaute Armee einsetzte und für die er mehr Kriege vom Zaun brach, als jeder seiner Vorgänger und Nachfolger. Die kurz vor seinem Lebensende von ihm angestoßenen Rechtsreformen führten schließlich unter den Preußischen Reformern zur Befreiung der Bauern aus der Leibeigenschaft, nicht nur auf den Staatsdomänen, sondern auch auf den großen Gütern des dagegen frondierenden preußischen Adels (siehe Friedrich August Ludwig von der Marwitz). Grundlage für eine auch real wirksame Humanisierung wurden 1779/80 in der großen Justizreform und der damit einhergehenden Befreiung der niederen Stände von der Willkür des Adels eingeleitet. „Sie müssen nur wissen, dass der geringste Bauer, ja was noch mehr ist, der Bettler ebenso wohl ein Mensch ist wie seine Majestät sind, und dem alle Justiz widerfahren muss; indem vor der Justiz alle Leute gleich sind, es mag sein ein Prinz, der gegen einen Bauern klagt oder umgekehrt, so ist der Prinz vor der Justiz dem Bauern gleich, und bei solchen Gelegenheiten muss nach der Gerechtigkeit widerfahren werden, ohne Ansehen der Person.“ Nichtsdestotrotz galt es wegen des brutalen Drills als Unglück, als einfacher Soldat in Friedrichs Armee dienen zu müssen. („Die Soldaten müssen durch härteste Gewalt an die Fahne gebunden werden“, Friedrich II.). Zehntausende von Deserteuren flohen aus Preußen. Mirabeau bemerkte: „Andere Staaten besitzen eine Armee, Preußen ist eine Armee, die einen Staat besitzt“. Bereits bei seinem Regierungsantritt gab er dem Professor Formey den Auftrag, in Berlin eine französische Zeitung für Politik und Literatur zu gründen. An den Minister Heinrich von Podewils erging der Befehl, die Zensur für den nichtpolitischen Teil der Zeitungen aufzuheben. „Gazetten, wenn sie interessant sein sollen, dürfen nicht genieret werden!“, so Friedrich in seiner Order. Politische Äußerungen unterlagen freilich nach wie vor der Zensur. „Jeder Untertan in diesem Land wird als geborener Sklave betrachtet“, schrieb Graf Ernst Christof von Manteuffel an den verbannten Philosophen Christian Wolff. Folgende Denker wurden auf Befehl Friedrichs II. verbannt oder verhaftet: Herder, Lessing, Winckelmann, Klopstock, Wieland, Knobelsdorff, Carl Philipp Emanuel Bach, Nahl, Boumann (der Ältere), Büring, Legeay, Gontard und viele andere. Friedrich ist ein typischer Repräsentant des sogenannten aufgeklärten Absolutismus. Er selbst bezeichnete sich als erster Diener des Staates, dem das Wohl seiner Untertanen vor das eigene zu gehen habe. Ihm zu Ehren wurde seine Büste in der Walhalla aufgestellt. Nach seinem Tod wurden zahlreiche weitere Denkmale errichtet; das bedeutendste ist das große Reiterstandbild Friedrichs des Großen Unter den Linden in Berlin. Diese Statue wurde im Krieg gerettet und noch zu Zeiten der DDR wieder aufgestellt. Dies geschah im Jahre 1980, als in der DDR ein Umdenkprozess über die historische Rolle Friedrich II. stattfand. Jedoch war und ist die Aufgeklärtheit Friedrichs nicht unumstritten. Freiherr vom Stein stellte 1807 bezüglich der preußischen Staatsform fest:„... keine ständische Verfassung, kein als Vereinigungspunkt dienender, tätiger Staatsrat, keine Einrichtungen, wo sich Gemeingeist, Übersicht des Ganzen bilden, gewisse feste Verwaltungsmaximen sich entwickeln konnten“. Ein weiterer bedeutender Zeitgenosse – Johann Joachim Winckelmann – schrieb über Friedrich II.: „Es schaudert mich die Haut – vom Haupte bis zu den Zehen – wenn ich an preußischen Despotismus und an den Schinder der Völker denke“. Franz Mehring urteilte über die Herrschaft Friedrichs II.: „Es hieße Wasser in die Spree tragen, wenn wir noch nachweisen wollten, daß dieser aufgeklärte Despotismus mit dem Zeitalter der deutschen Humanität, dem Lessing die erste Bahn brach, schlechterdings gar nichts zu tun hat“. Verklärung In den letzten zwei Jahrhunderten war der Mythos rund um Friedrich II. einem stetigen Wandel unterworfen. Galt der „Alte Fritz“ bis 1870 noch als Begründer des deutschen Dualismus, so nutzten ihn spätere Generationen schamlos für ihre propagandistischen Zwecke aus. Viele Politiker und Aristokraten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts versuchten, ihm nachzueifern und stilisierten ihn zum Wegbereiter des protestantischen Deutschland. Ein Beispiel für solcherlei Verklärung sind die Fridericus-Rex-Filme der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts. Friedrich war einer der ersten Prominenten, deren Biographie für das zu jener Zeit gerade im Kommen begriffene Medium Kino aufbereitet wurde. Ihren Höhepunkt erreichte die Glorifizierung Friedrichs im Dritten Reich unter der Federführung des Propagandaministers Joseph Goebbels. Das Regime bezeichnete ihn nicht nur als „ersten Nationalsozialisten“ – Friedrich und dessen Gefolgsleute wurden auch zum Inbegriff deutscher Disziplin, Standhaftigkeit und Vaterlandstreue hochstilisiert. So rechtfertigten die Nazis in den letzten Kriegsmonaten beispielsweise die Einberufung der „Hitlerjungen“ zum sogenannten „Volkssturm“ mit der Begründung, Friedrich habe auch 15-jährige Adelssöhne zu Leutnants erhoben. So wurde die Legende des charismatischen Preußenkönigs jahrhundertelang von politischen Machthabern missbraucht; ob er als „undeutsch“ oder „deutschnational“ bezeichnet wurde, unterlag dabei dem jeweiligen Zeitgeist. Die Gruft Friedrich’s des Großen. In Potsdam, wo vom hohen Thurm der Garnisonkirche das alte Glockenspiel in kurzen Zwischenpausen seine Choräle und Weisen niederschallen läßt, deren feierliche Klänge gleichmäßig und ohne Unterschied die bescheidene Hütte des Armen, wie das stattliche Schloß des Reichen erfüllen, und in leisen zauberischen Schwingungen über zahlreiche stille Wasserspiegel und durch anmuthige Gärten getragen werden, um endlich fern ab in stolzen Forsten wie Geistergruß zu ersterben, da ruht aus von seinem vielbewegten Erdenleben der große Preußenkönig, der „Philosoph von Sanssouci“! Entsprechend den Neigungen, die ihn einst vor allen andern Fürsten auszeichneten, ruht er in einfacher Gruft im schlichten Sarge, aber Ehrfurcht gebietend noch kommenden Geschlechtern. Das Grabgewölbe, in welches Friedrich der Große beigesetzt wurde, hatte Friedrich Wilhelm I. für sich und seine Gemahlin mit großen Kosten errichten lassen. Dasselbe befindet sich gerade unterhalb der Kanzel, sodaß diese den oberen Theil des prachtvollen Marmorbauwerkes bildet. Durch eine Gitterpforte tritt man in das zu ebener Erde gelegene Gewölbe. Nur sehr spärlich wird der enge abgeschlossene Raum durch das von der Kirche aus eindringende Dämmerlicht erhellt, und längere Zeit gebraucht das Auge, um die sich ihm darbietenden Gegenstände genau unterscheiden zu können. Nachdem man von der Pforte aus zwei Schritte in das Gewölbe hineingethan, befindet man sich am Fußende zwischen zwei Särgen. Links in einem mächtigen Marmorsarkophag, der fast die ganze Länge der Gruft ausfüllt, ruht Friedrich Wilhelm I. Er ruht in einem der historischen Särge, deren er in der Vorahnung eines nahen Todes, der aber in der That erst sechs Jahre später erfolgte, zwei bestellte und endlich auch nach vielfachen eigenhändigen Schreiben erlangte. Er entspricht bis in’s Kleinste den in einem Schreiben an den Residenten Luiscius in Holland vom Könige selbst gestellten Anforderungen: „Ich will gerne zwei große Ausgehauene Särge von schwartzem Marmor haben mit einem gantz Platten Deckel und ohne Zierrathen.“ Rechts, dem Marmorsarkophag gegenüber, schläft im unscheinbaren zinnernen Sarge Friedrich der Große. Was sich im Leben getrennt von einander hielt, das hat hier der Tod vereinigt: hier der unerbittlich strenge Vater, dort der zuerst verkannte, dann so ruhmreiche Sohn. – Angesichts der Vergänglichkeit aller irdischen Größe versinkt man unwillkürlich in tiefe Betrachtungen. – Die schmucklosen Wände, die sich in niedrigen Bogen über Beide wölben, erweitern sich, und vor dem geistigen Auge rollt ein Jahrhundert vorüber. – Die Annahme, daß Friedrich der Große den Wunsch ausgesprochen habe, auf der obersten Terrasse seines Lieblingsschlosses Sanssouci beerdigt zu werden, findet ihre Bestätigung in seinem Testament vom 8. Januar 1769, in welchem es heißt: „Ich habe als Philosoph gelebt und ich will als ein solcher begraben werden, ohne Gepränge, ohne Pomp; ich will weder geöffnet noch einbalsamirt werden. Man bestatte mich zu Sanssouci auf der Höhe der Terrasse in einem Grabe, das ich mir habe bereiten lassen. Auf dieselbe Weise ist der Prinz Moritz von Nassau in einem Walde bei Cleve beerdigt worden. Wenn ich im Kriege oder auf der Reise sterbe, so soll man meinen Leichnam im nächsten Orte beisetzen und ihn im Winter nach Sanssouci und an die Stelle bringen, die ich oben bezeichnet habe.“ Im Volke lebt der Glaube, Friedrich der Große habe die auf der Ostseite des Schlosses befindliche Stelle, wo sein Pferd und seine Hunde begraben liegen, als seine zukünftige Ruhestätte bezeichnet. Doch scheint es erwiesen zu sein, daß in späteren Jahren nie ernstlich eine besondere Stelle ausgewählt und bestimmt wurde.[1] Wer indessen je in den späten Nachmittagstunden eines schönen Sommertages auf der obersten Terrasse vor dem Schloß Sanssouci weilte und seine Blicke schweifen ließ über die Stadt Potsdam und deren im üppigsten Schmuck prangende nähere und weitere Umgebung, die in der eigenthümlichen Beleuchtung der scheidenden Sonne mit einem duftigen, an die nächtliche Ruhe mahnenden Hauch überzogen waren, der vermag sich gewiß zu erklären, daß der alternde König, durch die Ruhe der Natur an den Abend des eigenen Lebens erinnert, den Wunsch aussprach, gerade da sein müdes Haupt niederzulegen, von wo aus er, fern vom Getümmel der Welt, sich so oft der vollen Aussicht auf den friedlichen Theil seiner Schöpfungen erfreute; wo nichts ihn mahnte an die schweren blutigen Aufgaben, die er als Mann und Held während eines langen ruhmreichen Lebens löste; wo statt kaltherziger Höflinge und Schranzen sorgfältig gepflegte Blumen, diese lieblichsten Kinder der Natur, ihm ihre duftenden Häupter entgegen neigten; wo die süßen Lieder der Nachtigallen ihm seine geliebte Flöte ersetzten, und er gewiß gern vergaß den harten, nur zu oft gerechtfertigten Ausspruch: „Ich bin es müde über Sclaven zu herrschen.“ – Die Beisetzung Friedrich's des Großen erfolgte am 18. August 1786 in den Abendstunden, also schon am ersten Tage nach seinem Hinscheiden. Sie geschah mit den gebührenden königlichen Ehren, auf Befehl seines Nachfolgers, Friedrich Wilhelm II., der seine ausdrücklichen Anordnungen über die zu beobachtenden Formen mit folgenden Worten begleitete: „Weniger darf ich nicht thun, als mein seliger Onkel an Friedrich Wilhelm I. gethan, aber ein Mehreres zu thun steht in meiner Gewalt.“ Friedrich’s des Großen Wünsche betreffs seiner letzten Ruhestätte waren nicht bestimmt genug gewesen, daß seinem königlichen Nachfolger dadurch Verpflichtungen erwachsen wären. Das Gewölbe in der Garnisonkirche schien diesem würdiger des Heldenkönigs. [172] Das eigentliche feierliche Leichenbegängniß fand erst am 9. September 1786 unter Entfaltung aller zu damaliger Zeit erdenklichen Pracht statt. Die umfangreichsten und großartigsten Vorbereitungen waren zu diesem Zweck getroffen worden. Eine zweitausend Fuß lange, zwanzig Fuß breite und einen Fuß hohe Brücke verband das Stadtschloß mit der Garnisonkirche, und auf dieser bewegte sich der Leichenzug mit dem Paradesarge nach dem im reichsten Trauerschmuck prangenden Gotteshause. Unter den Decorationen im Innern der Kirche verdienen besonders hervorgehoben zu werden die an den sechs vordersten Pfeilern in großer Medaillonform angebrachten und vom Director der königlichen Kunstakademie Rohde gemalten Sinnbilder, welche sich auf sechs Hauptpunkte im Leben und Charakter Friedrich’s des Großen bezogen: Das erste darstellend die der Erweiterung und Verschönerung der Städte, wie auch dem Ackerbau gewidmete Fürsorge des Königs; das zweite den siebenjähr. Krieg; das dritte die Eroberung Schlesiens; das vierte den Schutz, welchen er den Künsten und den Wissenschaften angedeihen ließ; das fünfte verbildlichend den von ihm gegründeten deutschen Fürstenverein, zur Wahrung der Freiheit und Rechte des deutschen Reichs; und endlich das sechste die Vereinigung Ostpreußens mit Westpreußen. Unter den zahllosen Besuchen, welche der Gruft des großen Preußenkönigs abgestattet wurden, sind es zwei, die eine historische Bedeutung erhalten haben, und die, obgleich schon vielfach beschrieben, hier erwähnt zu werden verdienen, und zwar in der Weise, in welcher der Hofküster Geim als Augenzeuge, namentlich über den Besuch Napoleon’s, an Ostmann berichtete. „In der Nacht vom 4. zum 5. November des Jahres 1805, um 1 Uhr, betraten der Kaiser Alexander I. von Rußland, Friedrich Wilhelm III. und die Königin Louise die mit Wachskerzen erleuchtete Kirche. Am Grabe Friedrich’s II. küßte Alexander, von seinen Empfindungen überwältigt, den Sarg des ruhmreichen Todten, und der Königin die Hand zum Unterpfand unverbrüchlicher Freundschaft, während er die rechte Hand des Königs zum Zeichen unwandelbarer Treue ergriff.“