Schiedmayer Flügel, Pianinos, Harmonium.
Pianofortefabrik von J. u. P. Schiedmayer, Kaiserliche und Köngliche Hoflieferanten.
Stammhaus: Stuttgart, Neckarstr. 12; Filialfabrik: Altbach; Filialen: Berlin und Frankfurt am Main.
Originaler Reklamedruck von 1913.
Mit Illustration Friedrich der Große flötespielend, mit Klavierbegleitung eines Schiedmayer-Flügels
Journalausschnitt in der Größe 251 x 185 mm.
Mit minimalen Alterungs- und Gebrauchsspuren, sonst sehr guter Zustand.
Hervorragende Bildqualität auf Kunstdruckpapier – extrem selten!!!
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Geschichte Anfänge Der erste Instrumentenbauer der Familie war der Orgel- und Klavierbauer Balthasar Schiedmayer (1711–1781) in Erlangen, der 1735 sein erstes Instrument fertigstellte. Drei seiner Söhne erlernten ebenfalls das Klavierbauerhandwerk: Johann Georg Christoph Schiedmayer (1740–1820) siedelte sich in Neustadt an der Aisch an. Auch sein Sohn Johann Erhard Schiedmayer war Klavierbauer. Die Neustädter Klavierfabrik Schiedmayer bestand nur bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts. 1833 versuchte der Schreinermeister und Instrumentenmacher Freimann die von Johann Scheidmayer begründete Klavierherstellung fortzusetzen. Adam Achatius Schiedmayer (1745–1817) war Klavierbauer in Erlangen. Ein Hammerflügel aus seiner Hand ist erhalten. Johann David Schiedmayer (1753–1805) war ebenfalls in Erlangen tätig, ab 1797 in Nürnberg. Er war einer der bekanntesten Klavierbauer seiner Zeit. Ein Clavichord, fünf Hammerklaviere und ein Tafelklavier aus seiner Werkstatt sind erhalten. Schiedmayer & Söhne Dessen Sohn Johann Lorenz Schiedmayer (1786–1860) gründete 1809 zusammen mit Carl Dieudonné in Stuttgart die Firma Dieudonné & Schiedmayer. Das Unternehmen wurde bald über die Grenzen der Region bekannt. Als der Komponist Friedrich Silcher nach Stuttgart zog, wohnte er zwei Jahre lang bei Schiedmayer. Nach dem Tod Dieudonnés firmierte die Werkstatt unter Pianofortefabrik von Schiedmayer, ab 1845 nach dem Eintritt von Johann Lorenz Schiedmayers älteren Söhnen Adolf und Hermann Schiedmayer unter Schiedmayer & Söhne, Pianofortefabrik. Die Klavierfabrik war von 1821 bis 1969 in der damaligen Neckarstraße 14–16, auf dem heutigen Gelände der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst und dem Haus der Geschichte (heute Konrad-Adenauer-Straße) in Stuttgart beheimatet. 1909 fand in der Königlichen Zentrale für Gewerbe und Handel in Stuttgart, heute Haus der Wirtschaft, eine große Ausstellung zum hundertjährigen Firmenjubiläum statt. Zu den Besuchern zählten unter anderem König Wilhelm II. von Württemberg und seine Gemahlin Charlotte. Am 10. September 1883 wurde Schiedmayer zum Königlich Württembergischen Hoflieferanten ernannt. J & P Schiedmayer Johann Lorenz Schiedmayer schickte seine beiden jüngeren Söhne Julius und Paul Schiedmayer nach Paris, wo sie den Harmoniumbau erlernten und auch Victor Mustel, den späteren Erfinder der Celesta, kennenlernten. Nach ihrer Rückkehr nach Stuttgart gründeten sie 1853 die Firma J & P Schiedmayer, die bald auch Klaviere und Celesten baute. Auch ausgefallene Kombinationsinstrumente wie die Schiedmayer-Scheola (eine Mischung von Orgel, Harmonium und Celesta) und selbstspielende mechanische Instrumente gehörten zum Programm. Das Betriebsgebäude befand sich in direkter Nachbarschaft von Schiedmayer & Soehne in der Neckarstraße 12 (heute Konrad-Adenauer-Straße). Das Unternehmen firmierte später unter Schiedmayer, Pianofortefabrik. Der Inhaber von Schiedmayer & Soehne, Georg Schiedmayer, übernahm 1969 die Schiedmayer Pianofortefabrik, vormals J & P Schiedmayer von den damaligen Besitzern Max und Hans Schiedmayer. Die Klavierproduktion wurde 1980 eingestellt und man spezialisierte sich auf die Produktion von Celesten und Tastenglockenspielen. Mit dem Tod von Georg Schiedmayer erbte 1992 dessen Witwe Elianne Schiedmayer die Schiedmayer & Soehne GmbH & Co. KG sowie die Schiedmayer Pianofortefabrik, vormals J & P Schiedmayer. 2008 wurde die Schiedmayer Pianofortefabrik, vormals J & P Schiedmayer von Elianne Schiedmayer beim Handelsregister Stuttgart gelöscht. Schiedmayer Celesta GmbH Elianne Schiedmayer gründete 1995 die Schiedmayer Celesta GmbH (vormals Schiedmayer Celestabau GmbH). Diese ist seit 2000 in Wendlingen am Neckar nahe Stuttgart ansässig. Schiedmayer-Celesten und -Tastaturglockenspiele werden unter anderem in Opern- und Konzerthäusern weltweit eingesetzt. Auf einer Celesta von Schiedmayer wurde in den Abbey-Road-Studios die Harry-Potter-Melodie eingespielt. Müller-Schiedmayer Die Fabrik Müller-Schiedmayer wurde 1874 in Würzburg von dem Sohn einer Tochter Johann Lorenz Schiedmayers gegründet, der bei J & P Schiedmayer, Schiedmayer & Soehne sowie bei Steinway & Sons in New York sein Handwerk erlernt hatte. 1968 wurde der Geschäftsbetrieb eingestellt. Letzter Träger des Namens war Erwin Müller-Schiedmayer. Instrumente Aktuelle Produkte Celesta 5½ Oktaven – Modell Studio Celesta 5½ Oktaven – Modell Compact Celesta 5 Oktaven Einbau-Celesta für Kirchenorgeln Historische Instrumente Eine große Sammlung von Schiedmayer-Instrumenten findet sich in der Musikinstrumentensammlung des Landesmuseums Württemberg in Stuttgart. Einige Schiedmayer-Instrumente befinden sich in der Musikhistorischen Sammlung Jehle im Stauffenberg-Schloss in Albstadt-Lautlingen. 1914 baute Schiedmayer nach den Plänen von Arthur von Oettingen ein enharmonisches Orthotonophonium mit 72 Tonstufen pro Oktave, mit dem in allen Tonarten reine Intervalle gespielt werden können. Pianofortefabrik Schiedmayer In Stuttgart arbeiteten im 19. Jahrhundert einige Klavierbauer. Die Firmen des Familienunternehmens Schiedmayer zählten im 19. und 20. Jahrhunderts zu den Topadressen auf diesem Gebiet. Außerdem ist es ein seltenes Phänomen, dass sich Mitglieder derselben Familie seit 1735 bis heute dem Musikinstrumentenbau widmen. Zwei junge Klavierbauer, die sich in der Klavierwerkstatt von Nannette Streicher, geb. Stein in Wien fortgebildet und angefreundet hatten, verließen Ende Mai 1809 die Musikmetropole Europas und gingen nach Stuttgart. Es waren dies der Stuttgarter Carl Wilhelm Friedrich Dieudonné (1782-1825) und Johann Lorenz Schiedmayer (1786-1860), aus Erlangen gebürtig und Enkel des ersten Klavierbauers in der Familie Schiedmayer: Balthasar Schiedmayer (1711-1781). Die beiden eröffneten im August 1809 in der Charlottenstraße 160, spätere Hausnummer 4, in einem kleinen Gartenhaus die Klavierbauwerkstatt „Dieudonné & Schiedmayer“. Die gefertigten Instrumente waren so begehrt, dass die Werkstatt und Wohnungen in der Charlottenstraße bald zu eng wurden. Man fand für einen Neubau ein passendes Grundstück in der Neckarstraße 14-16 (heute Konrad-Adenauer-Straße) und im Oktober 1819 begannen die Bauarbeiten unter der Oberaufsicht des renommierten Hofbaumeisters Nikolaus Friedrich von Thouret (1767-1845). 1821 wurde die neue Fabrik bezogen. Es ist bemerkenswert, dass die beiden höchst erfolgreichen Klavierbauer auch mit der Weitergabe ihres Wissens nicht sparten: Im Jahr 1824 erschien das Büchlein „Kurze Anleitung zu einer richtigen Kenntniß und Behandlung der Forte-Pianos in Beziehung auf das Spielen, Stimmen und Erhalten derselben, besonders derer, welche in der Werkstätte von Dieudonné und Schiedmayer in Stuttgart verfertigt werden“. 1825 gab es einen großen Einschnitt für die junge Firma: Carl Dieudonné starb. Nun machte Johann Lorenz allein weiter. Ihm lag immer daran, bei seinen Instrumenten wesentliche Verbesserungen anzubringen und sie weiterzuentwickeln, da er die Ansprüche der Komponisten und Pianisten kannte. So war er auch der erste in Deutschland, der die englische Flügelmechanik auf Tafelpianinos einführte. Die erste Ehrung für den handwerklichen und wirtschaftlichen Erfolg des Klaviergewerbes wurde 1842 ausgesprochen: Der „Pianofortefabrik von Schiedmayer“ wurde von König Wilhelm I. die „Württembergische Gewerbemedaille“ in Gold verliehen. Im Jahre 1845 nahm Johann Lorenz seine beiden ältesten Söhne Adolf sen. (1819-1890) und Hermann sen. (1820-1861) in die Geschäftsleitung auf. Sie hatten beim Vater das Handwerk des Klavierbaus erlernt und in London, Paris und Sankt Petersburg ihr Wissen und Können erweitert. Die Firma nannte sich fortan folgerichtig „Schiedmayer & Soehne“. Bis zu diesem Zeitpunkt waren in der Fabrik schon annähernd 3.600 Instrumente gefertigt worden, und man hatte sich auf dem Weltmarkt einen fundierten Ruf erworben: So gab es Lieferungen in alle Kontinente, beispielsweise ab 1844 nach Indien. Infolge der Expansion bezog man 1864 erneut einen Firmenneubau. Auch Innovationen spielten für die Erfolge eine wichtige Rolle. So wurden „Schiedmayer & Soehne“ mehrere Patente erteilt, beispielweise 1851 das erste Patent „auf eine neue Construction der Doppel-Mechanik für Klaviere“. Auch der Produktionsablauf wurde optimiert: In den 1850er Jahren gingen zwei Dampfkessel in Betrieb und Holzbearbeitungsmaschinen wurden angeschafft. Johann Lorenz und seine Frau Louise Catherine, geb. Rieß (1793-1832), hatten vier Söhne und eine Tochter. Als die beiden jüngeren Söhne Julius (1822-1878) und Paul (1828-1890) 1853 aus Paris zurückkamen, wo sie bei Alexandre-François Debain (1809-1877) das Harmoniumshandwerk erlernt hatten, baute der Vater für sie ein Extragebäude in der Neckarstraße 12: die erste Harmonien-Fabrik Deutschlands. Beide Fabriken existierten selbständig nebeneinander: „Schiedmayer & Soehne“ mit Klavieren und „J. & P. Schiedmayer“ mit Harmonien. Der Tod von Johann Lorenz Schiedmayer im Jahr 1860 war nicht nur für die Familie einschneidend, auch das gewerbetreibende Stuttgart und darüber hinaus die aufblühende Industrie im Königreich Württemberg verlor einen bedeutenden Fabrikanten. Seine Mitarbeiter trauerten um einen guten Chef, der sich besonders durch Gründung einer Kranken- und Sterbekasse für seine Mitarbeiter hervorgetan hatte. Die Verdienste von Johann Lorenz Schiedmayer wurden 1896 gewürdigt: Sein Reliefbildnis wurde am Bau des Württembergischen Landesgewerbemuseum in Stuttgart (heute Haus der Wirtschaft) angebracht, da er wie kein anderer Klavierbauer Württembergs die Entwicklung des Klaviers begleitet und beeinflusst hatte. Als im Jahr 1861 Hermann Schiedmayer sen. starb, führte bei „Schiedmayer & Soehne“ Adolf sen. das Geschäft allein weiter, bis im Jahre 1871 Adolf Schiedmayer jun. (1847-1921) und sein Cousin Hermann Schiedmayer jun. (1849-1891) in die Firma eintraten; 1876 wurden sie Teilhaber. Die Firma erhielt für die herausragende Qualität ihrer Instrumente vielfache Auszeichnungen, u.a. bei Weltausstellungen in London 1862 die „Große Preismedaille“ und in Paris 1867 eine „Erste Silberne Medaille“. Zudem durfte sich die Firma ab 1877 mit dem Titel „Königlich Württembergische Hoflieferantin“ schmücken. In der Harmoniumfabrik von Julius und Paul Schiedmayer wurden einige Jahre nach dem Tod von Johann Lorenz, entgegen der Absprachen, auch Klaviere hergestellt. Das führte zu einem Prozess zwischen den beiden Schiedmayer-Firmen. Zudem entstand aus der Familie heraus eine weitere Firma, die Klaviere herstellte: Erwin Müller (1848-1927) gründete im Jahr 1874 die Klavierfabrik „Müller-Schiedmayer“ in Würzburg. Erwin Müller war der Sohn von Marie Louise Schiedmayer (1824-1888), die 1844 den Buchhändler Carl Müller (1819-1889) geheiratet hatte. Nun gab es also drei Schiedmayer-Klavierfabriken, wobei alle Familienmitglieder, die diesen Firmen vorstanden, bei „Schiedmayer & Soehne“ und/oder bei „J. + P. Schiedmayer“ gelernt hatten. Das Jahr 1909 brachte die 100-Jahr-Feier der Firma „Schiedmayer und Soehne“ in Stuttgart. In dieser Zeit wurden von über 200 Mitarbeitern auf 5.300 m2 Arbeitsfläche mehr als 1.000 Instrumente pro Jahr gefertigt. Zum Firmenjubiläum wurde Adolf Schiedmayer jun. von König Wilhelm II., zum „Geheimen Kommerzienrat“ ernannt. Auch aus dem Ausland bekam er eine Ehrung: Ihm wurde der Titel „k. und k. österreichisch-ungarischer Hoflieferant“ verliehen. Er selbst aber feierte das Großereignis mit der Gründung der „Adolf Schiedmayer-Stiftung“, die ganz in der Familientradition zur Versorgung invalider und alter Betriebsangehöriger bestimmt war. Und weit über die Firma hinaus engagierte sich Adolf Schiedmayer jun. vielfältig: Unter anderem war er Vorsitzender der Berufsgenossenschaft der Musikinstrumentenindustrie und des Vereins deutscher Pianofortefabriken, zudem Mitbegründer der Berufsschule für Musikinstrumente (heute der Zweig Musikinstrumentenbau der Berufsschule in der Oscar-Walcker-Schule) in Ludwigsburg. Für die außerordentliche Qualität der Schiedmayer-Instrumente spricht, dass zahlreiche Klaviervirtuosen und Komponisten die Firmen besuchten und auf Schiedmayer-Instrumenten konzertierten, so Clara Schumann, Franz Liszt, Fryderyk Chopin und Richard Wagner. Als 1912 im neuen Opernhaus in Stuttgart „Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauss zur Uraufführung kam, hieß es in der Partitur: „Celesta aus dem Hause Schiedmayer, Harmonium aus dem Hause Schiedmayer“. Der Erste Weltkrieg mit der Sperrung der Grenzen brachte große Einschnitte: Material wurde knapp und der Arbeitermangel beschränkte die Produktion der Firma Schiedmayer spürbar. Doch 1919 gelang es Adolf Schiedmayer jun. (1843-1927) zusammen mit seinem Neffen Gustav (1883-1957) den Betrieb wieder in ertragreiche Bahnen zu lenken. Im Zweiten Weltkrieg kam es wieder zu gravierenden Einschränkungen. Erneut fehlten Material, Arbeitskräfte und die Verbindung zu den ausländischen Kunden. Die Gebäude in der Neckarstraße überstanden einige Bombenattacken, aber am 26./27. Juli 1944 wurde bei einem der schlimmsten Luftangriffe auf Stuttgart auch die Fabriken der Schiedmayers vernichtet. 1946 improvisierte Gustav Schiedmayer beim Wiederaufbau in der Neckarstraße 12-16. Im September beschaffte er neue Spezialmaschinen, stellte den Stamm der Facharbeiter, der durch den Krieg dezimiert war oder sich zerstreut hatte, wieder zusammen und beschaffte Kapital. Er warb Kunden im In- und Ausland an, was nicht schwerfiel, da die Qualität der Schiedmayer-Instrumente weiterhin überzeugte. 1953, vier Jahre vor seinem Tod, nahm Gustav Schiedmayer seinen Sohn Georg (1931-1992) als Teilhaber auf. – Mitte der 1960er Jahre gab es eine gravierende Veränderung. Da in der Neckarstraße ein „Kulturmeile“ entstehen sollte, musste die Firma Schiedmayer ihr Gelände unter Androhung der Enteignung verlassen. Als Kompensation erhielt man ein Grundstück in der Heilbronner Straße 157-163, die ehemalige Gärtnerei Gaucher. Dort wurde 1966 der Grundstein des neuen Büro- und Fabrikationsgebäudes gelegt. Als es Ende 1968 bezugsfertig war, zog die Fabrikation dort aber nicht ein, denn parallel zu den Verhandlungen mit der Stadt Stuttgart und dem Land Baden-Württemberg gab es auch Gespräche zwischen den beiden Stuttgarter Schiedmayer-Fabriken. Im Ergebnis übernahm Georg Schiedmayer 1969 die Firma „Schiedmayer Pianofortefabrik“ vormals „J. & P. Schiedmayer“, und es erfolgte ein Umzug nach Altbach, wo „J. & P. Schiedmayer“ bereits ab 1911 eine Klavier- und Celesta-Fabrik betrieben hatte. Die globalen Veränderungen im Klavierbau machten es nötig, dass 1980 die Klavierproduktion im Hause Schiedmayer vorläufig eingestellt wurde. Man spezialisierte sich nun auf die Herstellung von Celesten und Tastenglockenspielen (auch für den Einbau in Orgeln). 1985 wurde die Produktion nach Wernau (bei Plochingen) verlegt. Nach dem Tod von Georg Schiedmayer 1992 übernahm seine Witwe Elianne Schiedmayer, geb. Villard, die Geschäftsführung. Die Firma „Schiedmayer Celestabau GmbH“ wurde 1995 gegründet. 2000 wurde eine neue Produktionsstätte in Wendlingen bezogen, und seit 2003 heißt die Firma „Schiedmayer Celesta GmbH“. In alter Schiedmayer-Tradition gründete Elianne Schiedmayer 2016 die „Schiedmayer Stiftung“ mit Sitz in Wendlingen. Mit Stuttgart aber blieben die Schiedmayers immer verbunden, nach wie vor ist die Firma hier im Handelsregister eingetragen. Friedrich II., auch Friedrich der Große oder der Alte Fritz genannt, (* 24. Januar 1712 in Berlin; † 17. August 1786 in Potsdam) war seit 1740 König in Preußen und seit 1772 König von Preußen. Er war das vierte Kind König Friedrich Wilhelms I. in Preußen und dessen Gattin Sophie Dorothea von Hannover. Seine beiden älteren Brüder starben bereits als Kleinkinder. In seiner Eigenschaft als Kurfürst und Markgraf von Brandenburg wird er als Friedrich IV. gezählt. Leben Jugend Friedrich wurde von seinem Vater Friedrich Wilhelm I., dem „Soldatenkönig“, autoritär, hart und militärisch erzogen und dieser machte nie einen Hehl daraus, dass er die schöngeistigen Ambitionen seines Sohnes, die er „weibisch“ nannte, verachtete. Es wird mittlerweile kaum noch bezweifelt, dass Friedrich homosexuell war (dagegen Kunisch). Vor allem aus Briefen mit seiner Schwester Wilhelmine sowie Aufzeichnungen dieser ist bekannt, dass Friedrich schon im Alter von 16 Jahren mit dem 17jährigen Pagen seines Vaters, Peter Christopher Keith, mehr als nur befreundet war. Zwar entließ Wilhelm den Pagen, als er dieser Beziehung gewahr wurde, aber auch in den Leutenant Borcke, den ihm sein Vater nun als Freund zuwies, verliebte sich Friedrich, was von diesem jedoch nicht erwidert wurde. Mit seinem ebenfalls homosexuellen Bruder Heinrich geriet er in den 1740er Jahren sogar aus Eifersucht um einen Pagen in heftigen Streit und Voltaire schmähte Friedrich ab 1753 wegen dessen Homosexualität, nachdem sich die beiden überworfen hatten. Friedrichs Arzt Johann Georg Zimmermann behauptete jedoch nach Friedrichs Tod, der König habe die Berichte um seine Homosexualität bewusst selbst in Umlauf gebracht, um von einer organisch bedingten Impotenz abzulenken, für die bei der Obduktion jedoch keine Anzeichen gefunden wurden und die Friedrich selbst in keinem seiner Briefe je erwähnt hat. Kurz nach der unerfüllten Liebe zu Brocke entwickelte sich eine Beziehung zum acht Jahre älteren Leutnant Hans Hermann von Katte. 1730 unternahm er gemeinsam mit diesem einen möglicherweise bewusst dilettantisch geplanten Fluchtversuch nach England, der jedoch bereits in seinen Ansätzen vereitelt wurde. Beide wurden in der Festung Küstrin inhaftiert, wo Katte hingerichtet wurde. Ob der Richtplatz von Friedrichs Zelle aus einsehbar war (ob die Hinrichtung also vor Friedrichs Augen hätte stattfinden sollen) ist umstritten, aber Friedrich soll ohnehin vor der Hinrichtung ohnmächtig geworden sein. Zunächst war Katte von einem preußischen Kriegsgericht wegen Desertion zu lebenslanger Festungshaft verurteilt worden, Friedrichs Vater aber ließ dem Gericht mitteilen, es möge sich nochmals zusammensetzen und ein neues Urteil fällen, womit er die Richter unmissverständlich aufforderte, ein Todesurteil gegen Katte zu verhängen. Sogar seinen Erbfolger Friedrich verschonte Wilhelm hauptsächlich nur aus außenpolitischen Überlegungen. Enge Freundschaften verbanden den Kronprinz ebenfalls wiederum mit Mitgliedern des Hofes wie Friedrich Wilhelm von Grumbkow und Jacob Paul von Gundling, die in österreichischem Sold standen. Unter ihrem Einfluss heiratete er 1733 im Schloss Salzdahlum Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern (1715-1797), eine entfernte Verwandte des Hauses Habsburg. Die Ehe blieb kinderlos, was, wenn auch in der Vergangenheit die erzwungene Ehe und Impotenz infolge einer Krankheit in der Jugend als Grund hierfür favorisiert wurden, vor allem in Friedrichs Homosexualität begründet gewesen sein dürfte. Obwohl Friedrich die aufgezwungenen Ehe nie akzeptierte und sich anfänglich lieber das Leben nehmen als in diese einwilligen wollte, blieb seine Frau ihm zeitlebens ergeben. Friedrich lebte von Februar bis kurz vor Weihnachten in Potsdam, während die Königin im Berliner Stadtschloss oder in Schönhausen logierte und auf die Befehle des Monarchen wartete. Nach 1740 sah man das Königspaar lediglich zu Galafesten gemeinsam auftreten. Seine Frau nicht zu verstoßen, hatte er seinem Vater noch kurz vor dessen Tod versprechen müssen. Lediglich während der Rheinsberger Jahre (1736–40) sah man das junge Paar ehetypisch zusammen leben. Inwieweit Friedrich seiner Gemahlin in dieser Zeit zugetan war, ist schwer nachzuvollziehen. Möglicherweise galt die "traute Zweisamkeit" des Kronprinzenpaares vor allem der Beruhigung des misstrauischen Königs. König Sechs Monate nach seiner Thronbesteigung im Jahre 1740 begann Friedrich den Ersten Schlesischen Krieg, in dem er für das stark zergliederte und an Naturgütern arme Preußen eine wirtschaftlich starke Region erobern und eine Grenze schaffen wollte, die leichter zu verteidigen war. Auslöser für den Überfall auf Schlesien war der Tod des habsburgischen österreichischen Erzherzogs und deutschen Kaisers Karl VI., der keine männlichen Erben hinterließ. Karl hatte sich zwar durch die Pragmatische Sanktion die weibliche Erbfolge Maria Theresias von den meisten deutschen Fürsten und europäischen Monarchen zusichern lassen, doch erhoben nach dessen Tod mehrere Fürsten, darunter v.a. Karl I. Albrecht von Bayern, Erbansprüche auf Österreich bzw. dessen Territorien. Unter diesen hatte Preußen mit seinen veralteten und im Reich schon lange als abgegolten angesehenen Ansprüchen auf Teile Schlesiens die schwächste Position, weswegen Friedrichs Besetzung des unverteidigten Landes (und der erst danach angebotenen Hilfe, Österreich bei der Sicherung der Pragmatischen Sanktion zu unterstützen) im Reich und in Europa als ungeheurer Rechtsbruch wahrgenommen wurde. Mit den aus preußischer Sicht als Ersten Schlesischen Krieg bezeichneten Kampfhandlungen wurde der bis 1748 währende Österreichische Erbfolgekrieg ausgelöst, aus dem Preußen mit dem damals verbündeten Sachsen 1742 in einem Separatfrieden mit Österreich (Friede von Berlin) und unter der Garantie der eroberten schlesischen Gebiete ausschied. Die mit diesem Separatfrieden öffentlich im Stich gelassenen preußischen Alliierten Frankreich und Bayern zeigten deutliche Enttäuschung und die nun Österreich zugesicherte Hilfe Preußens für dessen fortdauernden Krieg wurde kaum umgesetzt. Nach diesem Ersten Schlesischen Krieg und dem enormen Achtungs- und Gebietsgewinn für Preußen sind die ersten Bezeichnungen Friedrichs als „Friedrich der Große“ belegt. Der sogenannte Zweite Schlesische Krieg hatte zunächst nichts mit Schlesien zu tun. Das von vielen Seiten bedrängte Österreich war durch eine Allianz mit England und der Eroberung Bayerns soweit erstarkt, dass Friedrich II. auf der Seite der Gegner Österreichs erneut in den Krieg eingriff. Unter der Begründung, dem besetzten Bayern zur Hilfe zu kommen, marschierte er 1744 in Böhmen ein, womit er erneut vertragsbrüchig wurde. Dies festigte endgültig den Ruf Friedrichs als höchst unzuverlässiger Bündnispartner. Der Angriff auf Böhmen wurde zu einem militärischen Desaster, so dass sich Friedrich wieder nach Schlesien zurückziehen musste. In der Zwischenzeit starb der wittelsbachische Kaiser und Bayern erreichte mit der Unterstützung eines habsburgischen Kaiserkandidaten einen Frieden mit Österreich. Dies gab den österreichischen Truppen die Möglichkeit, Friedrich nach Schlesien zu folgen, wo sie jedoch seinen gewagten "Alles-oder-Nichts"-Schlachtmanövern unterlagen. Damit erreichte der preußische König 1745 zumindest die erneute Garantie seiner schlesischen Eroberungen im Frieden von Dresden. Die Behauptung, er habe den „Zweiten Schlesische Krieg" zur Verteidigung Schlesien begonnen, wurde erst im Nachhinein von Preußen propagiert und diente der Rechtfertigung des offenen Bruchs des Friedens von Berlin von 1742.. Im Ersten Schlesischen Krieg eroberte er mit seinem Generalfeldmarschall Kurt Christoph Graf von Schwerin Schlesien. Im Zweiten Schlesischen Krieg verteidigte der Monarch diese Eroberung erfolgreich. Im Siebenjährigen Krieg marschierten seine Truppen in Kursachsen ein. Damit kam er einem koordinierten Angriff einer Allianz praktisch aller direkten Nachbarn Preußens einschließlich der Großmächte Österreich, Frankreich, Russland um wenige Monate zuvor, die vom österreichischen Kanzler Graf Kaunitz initiiert worden war. Das Zahlenverhältnis der Armee Preußens gegenüber dieser Allianz betrug etwa 1:3, das der reinen Bevölkerungszahl der Staaten etwa 1:20. Seines strategischen Geschicks wegen, das einige schwerwiegende taktische Fehlentscheidungen, die sich beispielsweise in den Niederlagen bei Kolin, Hochkirch und Kunersdorf zeigten, wieder relativierte, bürgerte sich für ihn der Beiname „der Große“ ein. Allein der Siebenjährige Krieg kostete eine Million Menschen das Leben, weite Landstriche wurden verwüstet. Thomas Mann nannte Friedrich II. in diesem Zusammenhang ein „Ungeheuer“. Bei der Eroberung Schlesiens im Ersten Schlesischen Krieg (1740–42) nutzte Friedrich die Schwäche Österreichs, die durch die Pragmatische Sanktion und den erst im Jahre 1739 beendeten Türkenkrieg entstanden war. Die mehrfach gefährdete Sicherung der neuen evangelischen – Niederschlesien war zu 95 % deutschsprachig und überwiegend evangelisch (68 %) – und reichen Provinz Schlesien im darauf folgenden Zweiten (1744–45) und Dritten Schlesischen Krieg, dem so genannten Siebenjährigen Krieg (1756–63), ließen das protestantische Preußen zum gleichberechtigten Partner in der europäischen „Pentarchie“ (Leopold von Ranke) werden. Die wenig angesehene preußische „Streusandbüchse des Heiligen Römischen Reiches“ hatte sich gegen den Widerstand von schließlich fünf europäischen Großmächten (Frankreich, Österreich, Russland, Schweden, Sachsen-Polen) behauptet. Dadurch verschaffte er dem – gemäß dem Urteil vieler Geistesgrößen von Voltaire und Mirabeau bis Walther Rathenau und Sebastian Haffner – modernsten der damaligen Staaten eine sichere existenzielle Basis im politischen Konzert der damaligen Mächte. Neben Russland, Österreich, Frankreich und England hatte sich Preußen endgültig als fünfte europäische Großmacht etabliert. Die Erste Teilung Polens (1772) ging auf eine Initiative des Diplomaten Graf Lynar zurück und stand vor dem Hintergrund kriegerischer Unruhen in Polen und des sich daraus ergebenen russisch-türkischen Krieges. Nach dem Tod des sächsischen Kurfürsten und polnischen Königs August III. 1763 konnte Katharina II. mit der Unterstützung Friedrichs einen russischen Nachfolger (und ehemaligen Geliebten Katharinas) auf dem polnischen Thron durchsetzen, König Stanislaus. Der darauf folgende russische Einfluss in Polen hatte massive Widerstände weiter Teile des polnischen Adels zur Folge, dem Stanislaus trotz des Einmarschs russischer Truppen 1768 in Polen machtlos gegenüberstand. In dieser Situation erklärten die Türken 1768 Katharina II. den Krieg und österreichische Truppen besetzten (jedoch wohl unter Einverständnis Stanislaus') 1769 südliche Gebiete Polens. In einem Brief an seinen Gesandten von Solms in Petersburg schrieb Friedrich II. 1769 von einer „seltsamen Idee" und einem „interessanten" und „verführerischen" Plan Lynars, sich für die Schwierigkeiten in Polen und die Hilfe in Russlands Krieg gegen die Türken an einigen Landesteilen Polens schadlos zu halten. Dies wurde in Russland ebenso mit Interesse aufgenommen. Österreich nahm auf Drängen Kaunitz' und gegen anfänglichen Widerstand Maria Theresias an den Verhandlungen teil, die 1772 zur Annektierung polnischer Gebiete durch Russland, Preußen und Österreich führten. Preußen annektierte das sogenannte Polnisch-Preußen bzw. Westpreußen. Seitdem nannte sich der Monarch Friedrich II., König von Preußen und nicht mehr, wie seine beiden Vorgänger, König in Preußen. Als junger König erregte er Aufsehen in Europa, weil er zumindest inoffiziell die Folter abschaffte (Befehl vom 3. Juni 1740 an den Justizminister Cocceji, zunächst noch mit dem Vorbehalt, dass Folter bei „großen Mordtaten, wo viele Menschen ums Leben gebracht“, noch angewendet werden könne; ohne jeden Vorbehalt abgeschafft 1754; im selben Jahr Verbot der Veröffentlichung des Folterverbotes), die Religionsfreiheit verkündete und das bis dahin österreichische Schlesien einverleibte. Sein Wahlspruch lautete: „Ich bin der erste Diener meines Staates“. Sehr verdient machte er sich um die Entwicklung des Rechts, insbesondere des Allgemeinen Landrechts. Als Anekdote zum Umgang des Königs mit dem Recht wird gern die Legende des Müllers von Sanssouci bemüht. Weitere, seine Regierungszeit kennzeichnenden, innenpolitischen Taten waren in der Landwirtschaft die Einführung der Kartoffel als Nahrungsmittel, die Trockenlegung des Drömlings und des Oderbruches, Reformen im Militär- und Erziehungswesen sowie die Schaffung eines starken Beamtenstandes, der angehalten war, jeden Bürger gleich zu behandeln. Die für Preußen in wirtschaftlicher Hinsicht nicht ganz uneigennützige Toleranz und Offenheit gegenüber Einwanderern und religiösen Minderheiten wie Hugenotten und Katholiken ist eine feste Größe seiner Amtszeit: „Alle Religionen seindt gleich und guht, wan nuhr die Leute, so sie profesieren [(öffentlich) bekennen], erliche Leute seindt, und wen Türken und Heiden kähmen und wolten das Land pöbplieren [bevölkern], so wollen wier sie Mosqueen und Kirchen bauen“ (aus einem Brief, 1740). Am 22. Juni 1740 schreibt er „Jeder soll nach seiner Façon selig werden“. In der diskriminierenden Behandlung der Juden knüpfte Friedrich II. jedoch nahtlos an die Politik seiner Vorgänger an (Revidiertes General-Privileg 1750). Preußen war die erste absolute Monarchie Europas, in der eine zumindest eingeschränkte Pressefreiheit eingeführt wurde. Außerdem war es im Preußen Friedrichs II. für alle Bürger möglich, sich brieflich oder sogar persönlich an den König zu wenden. Gemäß seiner berühmten Maxime „Der König ist der erste Diener des Staates“ versuchte er, zu große Auswüchse des Feudalsystems zu unterbinden. Dabei war er insbesondere misstrauisch gegenüber seinen eigenen Beamten, denen er im Zweifelsfall einen ausgeprägten Standesdünkel zum Nachteil der ärmeren Schichten unterstellte. „Es mißfällt mir sehr, daß mit den armen Leuten, die in Prozeßsachen in Berlin zu tun haben, so hart umgegangen wird und daß man sie mit Arrest bedroht, wie das beispielsweise mit dem Jacob Dreher aus Ostpreußen geschehen ist, der sich eines Prozesses wegen in Berlin aufhält und den die Polizei hat arrestieren wollen. Ich habe das bereits untersagt und möchte Euch hiermit zu erkennen geben, daß in meinen Augen ein armer Bauer ebenso viel gilt wie der vornehmste Graf und der reichste Edelmann. Das Recht gilt ebenso für vornehme wie für geringe Leute!“ (Brief Friedrichs an seinen Justizminister, 1777) Die von ihm gewünschte und angeregte allgemeine Abschaffung bzw. Milderung der Leibeigenschaft scheiterte am massiven Widerstand des preußischen Landadels, wurde aber auf den königlichen Krondomänen schrittweise durchgesetzt. In den neu erschlossenen Gebieten wurden Dörfer errichtet und freie Bauern angesiedelt. Es war bei anstehender Verlängerung eines Pachtvertrags für staatlichen Grund üblich, dass Angestellte, Mägde, Knechte über ihre Behandlung befragt wurden und bei Missständen der Pächter, auch bei erfolgreichem Wirtschaften, ausgetauscht wurde. Während der Regentschaft Friedrich II. wurden ebenfalls Hunderte von Schulen gebaut. Das Landschulsystem krankte allerdings an der ungeregelten Lehrerausbildung. Häufig wurden ehemalige Unteroffiziere herangezogen, die des Lesens, Schreibens und Rechnens oft nur lückenhaft mächtig waren. Friedrich starb am 17. August 1786 in Schloss Sanssouci in seinem Sessel. Obwohl er in einer Gruft auf der Terrasse von Schloss Sanssouci neben seinen Hunden beerdigt werden wollte, ließ ihn sein Neffe und Nachfolger Friedrich Wilhelm II. in der Potsdamer Garnisonkirche in einer hinter dem Altar befindlichen Gruft an der Seite seines Vaters, Friedrich Wilhelm I., beisetzen. 1944 wurde der Sarg in die Elisabethkirche nach Marburg verbracht und kam 1952 – auf Initiative von Louis Ferdinand von Preußen – in die Kapelle der Burg Hohenzollern. Erst nach der Wiedervereinigung der deutschen Staaten 1990, am 17. August 1991, wurde der letzte Wille des großen Königs erfüllt und der Sarg Friedrichs II. wieder nach Potsdam überführt, um dort in der bereits zu Lebzeiten Friedrichs vollendeten Gruft beerdigt zu werden. Somit wurde Friedrichs altes Bonmot, in Französisch, „Quand je suis là, je suis sans souci“ (Wenn ich da bin, bin ich ohne Sorgen) endlich zur Wahrheit. Dennoch wurde der testamentarische Wunsch des Königs bei der Überführung seines Leichnams nach Sanssouci wiederum missachtet. Der König verlangte, nachts, nur in kleinstem Gefolge und beim Schein einer Laterne beigesetzt zu werden. Das entsprach seinem philosophischen Anspruch. Stattdessen gestaltete sich die Beisetzung auf dem Weinberg von Sanssouci zu einer Art Staatsbegräbnis. Feldherr In Ergänzung seiner Leistungen auf nichtmilitärischen Gebieten ist Friedrich II. auch als bedeutender Feldherr ins Geschichtsbewusstsein der Mit- und Nachwelt eingegangen. Er schlug in elf Kriegsjahren 15 Schlachten, siegte zwölfmal (Mollwitz 1741; Chotusitz 1742; Hohenfriedberg 1745, Soor 1745; Lobositz 1756; Prag 1757; Roßbach 1757, Leuthen 1757; Zorndorf 1758; Liegnitz 1760; Torgau 1760; Burkersdorf 1762), unterlag dreimal (Kolin 1757, Hochkirch 1758, Kunersdorf 1759). Im Belagerungskrieg war er weit weniger glücklich; einer erfolgreichen Belagerung (Schweidnitz 1762) stehen drei Fehlschläge gegenüber (Prag 1757; Olmütz 1758; Dresden 1760). Seine Generäle schlugen sieben Schlachten, unterlagen fünfmal (Groß-Jägersdorf 1757; Breslau 1757; Kay 1759; Maxen 1759; Landshut 1760), siegten zweimal (Kesselsdorf 1745 unter Generalfeldmarschall Leopold von Anhalt-Dessau, Freiberg 1762 unter General Prinz Heinrich von Preußen). Zwar verlor Friedrich durch die Niederlage von Kolin den Nimbus der Unbesiegbarkeit, aber er galt bei seinen Gegnern weiterhin als sehr schnell, unberechenbar und kaum zu bezwingen. Seit 1760 konnte er sich auf seinen vierzehn Jahre jüngeren Bruder Prinz Heinrich stützen, dem er das Kommando auf dem jeweils untergeordneten Kriegsschauplatz übertrug. Über die Strapazen und persönlichen Verluste der Feldzüge war Friedrich II. früh gealtert. Die intellektuelle Weltoffenheit des jungen Königs wich der Verbitterung und dem Zynismus. Im Bayerischen Erbfolgekrieg (1778/79), auch als „Kartoffelkrieg“ bekannt, vereitelte Friedrich II. die Bestrebungen des Habsburgers und Kaisers Joseph II., Belgien gegen große Teile Bayerns zu tauschen. Ohne das Eingreifen Preußens wäre Bayern heute mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit Teil Österreichs. Das österreichische Festhalten am bayerisch-belgischen Tauschprojekt beantwortete Preußen mit der Gründung des protestantisch dominierten Fürstenbundes (1785). Persönlichkeit Friedrich korrespondierte mit Voltaire und empfing ihn über längere Zeit in Potsdam. Als dieser sich jedoch aus einer misslichen Lage wenden wollte, indem er das Land verließ, ohne um Erlaubnis zu fragen, ließ ihn Friedrich für längere Zeit in Frankfurt am Main inhaftieren. Voltaire schrieb ihm 1760: „Der Schatz Ihrer Weisheit ist verdorben durch die unselige Freude, die es Ihnen immer gemacht hat, alle anderen Menschen demütigen zu wollen...“ Friedrich schrieb zahlreiche Werke in französischer Sprache. Europaweit berühmt wurde sein „Anti-Machiavell“ (1740), in dem er staatspolitische Grundsätze des Machiavelli einer kritischen, aufgeklärten Analyse unterwarf. Er war an Kunst in jeder Form interessiert, skizzierte beispielsweise selbst sein Potsdamer Schloss Sanssouci und ließ es von Knobelsdorff ausführen, legte eine bedeutende Bildersammlung an, spielte sehr gut Querflöte (Flötenlehrer Johann Joachim Quantz) und komponierte auf gehobenem Niveau. Sein Kunstgeschmack war sehr gefestigt, aber statisch, so dass er europäische Entwicklungen in vielen Bereichen kaum beachtete. Weithin bekannt ist sein – von Friedrichs Hofmusiker Carl Philipp Emanuel Bach arrangiertes – Treffen mit Johann Sebastian Bach 1747 in Sanssouci. Im Zuge dieser Begegnung schrieb Bach sein berühmtes „Musikalisches Opfer“ über das von Friedrich vorgegebene „Königliche Thema“. Ein aus der Sicht des deutschen Bildungsbürgertums großes Ärgernis war seine Schrift De la Littérature Allemande (Über die deutsche Literatur, 1780), in der er durchaus kenntnisreich, aber aus einer an der Hofkultur und am europäischen Zentrum Paris orientierten Sicht den Aufschwung der deutschsprachigen Literatur verurteilte. Als einer von wenigen traute sich Erich Kästner 1925, eine Dissertation darüber zu verfassen. Friedrich schonte sich wenig, so dass insbesondere die zahlreichen Kriegszüge, an denen er persönlich teilnahm – was bei Regenten der damaligen Zeit durchaus nicht selbstverständlich war – sehr an ihm zehrten. Doch nicht zuletzt trug diese eiserne Konsequenz des „roi charmant“ aus Sanssouci in den schweren Zeiten des Siebenjährigen Krieges, die zudem vom Tod enger Freunde, wie des Generals von Winterfeldt, seiner geliebten Schwester Wilhelmine von Bayreuth oder des Feldmarschalls Keith überschattet wurden, zu seinem bis heute nicht verblassten Ruhm bei. Der zu dieser Zeit oft von Selbstmordgedanken geplagte Monarch hielt bis zum mühsam errungenen Sieg durch und bewahrte Preußen vor Besetzung, Teilung und einer französisch-österreichischen Hegemonie. Nicht nur seine Schlachtensiege, sondern auch seine Charakterstärke und Durchhaltefähigkeit und der dabei nie geschwundene, wenn auch eigenwillige Sinn für Gerechtigkeit und Mitleid machten ihn zum „Großen König“. Bekannt ist, dass er ein sehr distanziertes Verhältnis zu Frauen hatte, wofür von einigen Historikern Homosexualität als Ursache angenommen wird (siehe Jugend). Einige der wenigen Frauen, denen er Respekt zollte, waren die so genannte „große Landgräfin“ Henriette Karoline von Pfalz-Zweibrücken und Katharina die Große, der er mehrere Gedichte widmete und mit der er in einem regen Briefverkehr stand. Er erwartete von Frauen den gleichen schöngeistigen Esprit, für den seine Tafelrunden gerühmt wurden. Historische Bedeutung Die Bemühungen des aufgeklärt-absolutistischen Königs zur Entwicklung des Rechtssystems gehörten zu seiner Zeit zu den umwälzendsten auf dem europäischen Kontinent und fanden Nachahmer wie Joseph II.. Dabei ging er durchaus rücksichtslos vor, wenn es ihm notwendig schien. Das gilt auch für seine europäische Großmachtpolitik, zu deren Durchsetzung er die bereits unter seinem Vater, dem so genannten Soldatenkönig, aufgebaute Armee einsetzte und für die er mehr Kriege vom Zaun brach, als jeder seiner Vorgänger und Nachfolger. Die kurz vor seinem Lebensende von ihm angestoßenen Rechtsreformen führten schließlich unter den Preußischen Reformern zur Befreiung der Bauern aus der Leibeigenschaft, nicht nur auf den Staatsdomänen, sondern auch auf den großen Gütern des dagegen frondierenden preußischen Adels (siehe Friedrich August Ludwig von der Marwitz). Grundlage für eine auch real wirksame Humanisierung wurden 1779/80 in der großen Justizreform und der damit einhergehenden Befreiung der niederen Stände von der Willkür des Adels eingeleitet. „Sie müssen nur wissen, dass der geringste Bauer, ja was noch mehr ist, der Bettler ebenso wohl ein Mensch ist wie seine Majestät sind, und dem alle Justiz widerfahren muss; indem vor der Justiz alle Leute gleich sind, es mag sein ein Prinz, der gegen einen Bauern klagt oder umgekehrt, so ist der Prinz vor der Justiz dem Bauern gleich, und bei solchen Gelegenheiten muss nach der Gerechtigkeit widerfahren werden, ohne Ansehen der Person.“ Nichtsdestotrotz galt es wegen des brutalen Drills als Unglück, als einfacher Soldat in Friedrichs Armee dienen zu müssen. („Die Soldaten müssen durch härteste Gewalt an die Fahne gebunden werden“, Friedrich II.). Zehntausende von Deserteuren flohen aus Preußen. Mirabeau bemerkte: „Andere Staaten besitzen eine Armee, Preußen ist eine Armee, die einen Staat besitzt“. Bereits bei seinem Regierungsantritt gab er dem Professor Formey den Auftrag, in Berlin eine französische Zeitung für Politik und Literatur zu gründen. An den Minister Heinrich von Podewils erging der Befehl, die Zensur für den nichtpolitischen Teil der Zeitungen aufzuheben. „Gazetten, wenn sie interessant sein sollen, dürfen nicht genieret werden!“, so Friedrich in seiner Order. Politische Äußerungen unterlagen freilich nach wie vor der Zensur. „Jeder Untertan in diesem Land wird als geborener Sklave betrachtet“, schrieb Graf Ernst Christof von Manteuffel an den verbannten Philosophen Christian Wolff. Folgende Denker wurden auf Befehl Friedrichs II. verbannt oder verhaftet: Herder, Lessing, Winckelmann, Klopstock, Wieland, Knobelsdorff, Carl Philipp Emanuel Bach, Nahl, Boumann (der Ältere), Büring, Legeay, Gontard und viele andere. Friedrich ist ein typischer Repräsentant des sogenannten aufgeklärten Absolutismus. Er selbst bezeichnete sich als erster Diener des Staates, dem das Wohl seiner Untertanen vor das eigene zu gehen habe. Ihm zu Ehren wurde seine Büste in der Walhalla aufgestellt. Nach seinem Tod wurden zahlreiche weitere Denkmale errichtet; das bedeutendste ist das große Reiterstandbild Friedrichs des Großen Unter den Linden in Berlin. Diese Statue wurde im Krieg gerettet und noch zu Zeiten der DDR wieder aufgestellt. Dies geschah im Jahre 1980, als in der DDR ein Umdenkprozess über die historische Rolle Friedrich II. stattfand. Jedoch war und ist die Aufgeklärtheit Friedrichs nicht unumstritten. Freiherr vom Stein stellte 1807 bezüglich der preußischen Staatsform fest:„... keine ständische Verfassung, kein als Vereinigungspunkt dienender, tätiger Staatsrat, keine Einrichtungen, wo sich Gemeingeist, Übersicht des Ganzen bilden, gewisse feste Verwaltungsmaximen sich entwickeln konnten“. Ein weiterer bedeutender Zeitgenosse – Johann Joachim Winckelmann – schrieb über Friedrich II.: „Es schaudert mich die Haut – vom Haupte bis zu den Zehen – wenn ich an preußischen Despotismus und an den Schinder der Völker denke“. Franz Mehring urteilte über die Herrschaft Friedrichs II.: „Es hieße Wasser in die Spree tragen, wenn wir noch nachweisen wollten, daß dieser aufgeklärte Despotismus mit dem Zeitalter der deutschen Humanität, dem Lessing die erste Bahn brach, schlechterdings gar nichts zu tun hat“. Verklärung In den letzten zwei Jahrhunderten war der Mythos rund um Friedrich II. einem stetigen Wandel unterworfen. Galt der „Alte Fritz“ bis 1870 noch als Begründer des deutschen Dualismus, so nutzten ihn spätere Generationen schamlos für ihre propagandistischen Zwecke aus. Viele Politiker und Aristokraten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts versuchten, ihm nachzueifern und stilisierten ihn zum Wegbereiter des protestantischen Deutschland. Ein Beispiel für solcherlei Verklärung sind die Fridericus-Rex-Filme der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts. Friedrich war einer der ersten Prominenten, deren Biographie für das zu jener Zeit gerade im Kommen begriffene Medium Kino aufbereitet wurde. Ihren Höhepunkt erreichte die Glorifizierung Friedrichs im Dritten Reich unter der Federführung des Propagandaministers Joseph Goebbels. Das Regime bezeichnete ihn nicht nur als „ersten Nationalsozialisten“ – Friedrich und dessen Gefolgsleute wurden auch zum Inbegriff deutscher Disziplin, Standhaftigkeit und Vaterlandstreue hochstilisiert. So rechtfertigten die Nazis in den letzten Kriegsmonaten beispielsweise die Einberufung der „Hitlerjungen“ zum sogenannten „Volkssturm“ mit der Begründung, Friedrich habe auch 15-jährige Adelssöhne zu Leutnants erhoben. So wurde die Legende des charismatischen Preußenkönigs jahrhundertelang von politischen Machthabern missbraucht; ob er als „undeutsch“ oder „deutschnational“ bezeichnet wurde, unterlag dabei dem jeweiligen Zeitgeist. Sanssouci (von französisch sans souci ‚ohne Sorge‘) ist ein Ensemble von Schlössern und Gärten in der ehemaligen Residenzstadt Potsdam. Es diente von 1747 bis 1918 als Sommersitz der preußischen Könige und deutschen Kaiser. Ab 1745 wurden im Auftrag und nach Ideen Friedrichs II. von Knobelsdorff, Unger und Gontard das Schloss Sanssouci, die Bildergalerie, die Neuen Kammern und das Neue Palais im Stil des Friderizianischen Rokoko erbaut. Ab 1825 folgten im Auftrag und nach Ideen Friedrich Wilhelms IV. von Schinkel, Stüler und Persius das Schloss Charlottenhof, die Römischen Bäder, die Friedenskirche und das Orangerieschloss im Stil des Klassizismus. Den rund 300 Hektar großen Park Sanssouci mit der historischen Mühle, dem Chinesischen Haus, dem Drachenhaus und dem Belvedere gestaltete Lenné vom französischen Architekturgarten zum englischen Landschaftsgarten um. Das von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg verwaltete Ensemble gehört seit 1990 zum UNESCO-Welterbe. Wegen seiner kunsthistorischen Bedeutung wird Sanssouci auch preußisches Versailles genannt. Vorgeschichte Die berühmte Gartenansicht von Sanssouci entstand nach der Entscheidung Friedrichs des Großen, am Südhang des Bornstedter Höhenzugs einen terrassierten Weinberg anzulegen. Vormals standen auf der Anhöhe Eichen. Zu Zeiten des „Soldatenkönigs“ Friedrich Wilhelm I. wurden die Bäume gefällt und beim Ausbau der Stadt Potsdam für die Befestigung des sumpfigen Bodens verwendet. Nachdem Friedrich Wilhelm I. 1714 den bisherigen Lustgarten am Potsdamer Stadtschloss zu einem Exerzierplatz hatte umbauen lassen, ließ er als Ersatz 1715 nordwestlich des Brandenburger Tors, auf einem Gelände, das bisher von Potsdamer Bürgern als Gartenfläche genutzt worden war, den Marlygarten als Lust- und Küchengarten anlegen und mit einem Lusthaus aus Fachwerk versehen. In diesem Zusammenhang wurden am Abhang des ansonsten kahlen Bornstedter Mühlenbergs bereits erste Weinpflanzungen gesetzt. In diesem Zustand kannte Friedrich II. aus seiner Kronprinzenzeit das Areal. Am 10. August 1744 gab Friedrich II. Order, den „Wüsten Berg“ durch die Anlage von Weinterrassen zu kultivieren. Unter Leitung des Architekten Friedrich Wilhelm Diterichs wurde der Südhang in sechs breite Terrassen gegliedert mit zur Mitte hin bogenförmig nach innen schwingenden Mauern, um eine größtmögliche Ausnutzung der Sonnenstrahlung zu erreichen. An den Wänden der Stützmauern wechseln gerade Flächen, an denen Spaliere mit heimischen Obst- und Weinsorten empor rankten, mit 168 verglasten Nischen, in denen ausländische Sorten wuchsen. Die einzelnen Terrassenpartien waren oberhalb der Mauern durch Rasenstreifen begrenzt und mit Spalierobst bepflanzt. Zwischen 96 Taxus¬pyramiden standen im Sommerhalbjahr 84 Orangenbäume in Kübeln. Mit den gärtnerischen Arbeiten war Philipp Friedrich Krutisch betraut. In der Mittelachse führten 120 (heute 132) Stufen den Hang hinauf, entsprechend den Terrassen sechsmal unterteilt und zu beiden Seiten des Hanges je eine Auffahrtrampe. Die Arbeiten an den Weinbergterrassen waren 1746 weitgehend fertiggestellt. Unterhalb der Terrassen, im Parterre, entstand ab 1745 ein Ziergarten im barocken Stil mit Rasenflächen, Blumenbroderien und flankierenden Bosketten. Die Mitte des Parterres zierte 1748 ein vierpassförmiges Brunnenbecken, die „Große Fontäne“. Die Mitte des Vierpassbeckens schmückten vergoldete Bleiplastiken mit Darstellungen aus der griechischen Mythologie, die nicht erhalten sind. Seit 1750 umsäumen zwölf marmorne Statuen, acht Götterfiguren und allegorische Darstellungen der vier Elemente das Wasserbassin: Merkur, das Wasser La pêche dans la mer, Apollon mit dem getöteten Python, Diana beim Bade, das Feuer Venus betrachtet den von Vulkan für Aeneas geschmiedeten Schild, Juno mit dem Pfau, Jupiter mit Jo, die Erde Ceres lehrt Triptolemos das Pflügen, Mars, Minerva, die Luft Le retour de la chasse sowie Venus. Venus und Merkur, Arbeiten des Bildhauers Jean-Baptiste Pigalle, und zwei Jagdgruppen, Allegorien der Elemente Luft und Wasser von Lambert-Sigisbert Adam, waren Geschenke des französischen Königs Ludwig XV. Die übrigen Figuren stammen aus der Werkstatt von François Gaspard Adam, dem Leiter des von Friedrich II. in Berlin gegründeten französischen Bildhauerateliers. Die Vervollständigung des sogenannten Französischen Rondells dauerte bis 1764. Das Parterre begrenzte im Süden ein Wassergraben. Ein südöstlich liegender Nutzgarten, der Marlygarten, blieb bestehen. Den 1715 unter Friedrich Wilhelm I. angelegten Küchengarten nannte der Soldatenkönig spöttisch „mein Marly“, in Anlehnung an die aufwendige Gartenanlage Marly-le-Roi des französischen Königs Ludwig XIV. Auf die Verbindung von Zier- und Nutzgarten, Kunst und Natur, legte Friedrich II. auch bei der späteren Parkerweiterung großen Wert. Schloss Sanssouci Das Schloss Sanssouci liegt im östlichen Teil des Parks Sanssouci und ist eines der bekanntesten Hohenzollern¬schlösser der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam. Nach eigenen Skizzen ließ der preußische König Friedrich II. in den Jahren 1745 bis 1747 ein kleines Sommerschloss im Stil des Friderizianischen Rokoko errichten. Mit der Planung beauftragte er den Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff. Unter Friedrich Wilhelm IV. wurde das Schloss 1841/42 durch Umbau und Verlängerung der zwei Seitenflügel erweitert. Nach Skizzen des Königs erstellte Ludwig Persius die Entwurfszeichnungen. Die Harmonie zwischen Kunst und Natur spiegelt sich ebenfalls in der Lage und Gestaltung des Schlosses Sanssouci auf der Höhe des Weinbergs wider. Der seit dem 13. Jahrhundert in der Mark Brandenburg durchaus übliche Weinanbau nahm in dieser Gegend nie eine zentrale Stellung in der künstlerischen Gestaltung der fürstlichen Lustgärten ein. In Sanssouci sollte er durch die Anlage der Weinbergterrassen mit dem bekrönenden Schloss und dem Parterre zum Mittelpunkt des Parks werden. Mit einem weiten Blick in die Landschaft, inmitten der Natur, wollte der preußische König in den Sommermonaten leben und seinen persönlichen Neigungen und künstlerischen Interessen, aber auch den Staatsgeschäften nachgehen. Eine Bockwindmühle, die bereits seit 1739 auf der Anhöhe stand, unterstrich die ländliche Idylle des Ortes. Friedrich II. war der Meinung, dass „die Mühle dem Schloss eine Zierde sey“. Residenz Friedrichs II. In der Kabinettsorder vom 13. Januar 1745 verfügte Friedrich II. den Bau eines „Lust-Hauses zu Potsdam“. Nach Skizzen des Königs hatte Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff Entwurfszeichnungen angefertigt. Den Vorschlägen Knobelsdorffs, das Gebäude durch ein Sockelgeschoss zu erhöhen, zu unterkellern und bis nahe an den Rand der obersten Terrasse zu stellen, um dem Gebäude vom Parterre aus gesehen eine bessere Wirkung zu verleihen, widersprach Friedrich. Er wünschte kein repräsentatives Gebäude, sondern ein intimes Wohnschloss im Stil des Rokoko, das nur seinen privaten Bedürfnissen entsprach. Einen ebenerdigen Bau, dessen Sockel der Berg war, ein „maison de plaisance“, ohne eine Vielzahl von Stufen, um vom Innenraum direkt auf eine breite Terrasse und von dort in den Garten zu gelangen. Eine enge Verbindung zwischen Wohnkultur und freier Natur. Bei allen im Auftrag Friedrichs II. geschaffenen Bauwerken in Potsdam und Berlin griff dieser administrativ und künstlerisch in das Baugeschehen ein. Nach seinen Vorgaben wurden Entwürfe angefertigt und vor jedem Baubeginn Kostenvoranschläge gemacht. Erst nach der Genehmigung durch den König durften die Arbeiten beginnen. Er mischte sich in alles ein und wollte in allen Einzelheiten unterrichtet werden, was oft zu Missstimmigkeiten zwischen den Architekten und dem König führte und auch Rückbauten auslöste. Die autokratische Wesensart Friedrichs II. schränkte somit auch die baukünstlerischen Vorstellungen Knobelsdorffs ein, der die eigenwilligen Wünsche seines Auftraggebers architektonisch umzusetzen hatte. Diterichs übertrug die Risse Knobelsdorffs ins Detail, wählte die Materialien aus, schloss die Verträge mit Bildhauern und Steinmetzen und beauftragte Johann Gottfried Büring und Carl Ludwig Hildebrandt, mit denen er bereits den Weinberg terrassiert hatte, als „Conducteure“ mit der Ausführung. Am 14. April 1745 wurde der Grundstein gelegt. Am 2. Mai wurde Diterichs durch Kabinettsbefehl als Bauleiter durch Jan Bouman ersetzt und kehrte mit Büring nach Berlin zurück. Nach nur zwei Jahren Bauzeit fand am 1. Mai 1747 die Einweihung des Weinbergschlosses statt, obwohl noch nicht alle Räume fertiggestellt waren. Außer in Kriegszeiten lebte Friedrich II. dort von Ende April bis Anfang Oktober. Das Gebäude war nur für den König und von ihm ausgewählte Gäste konzipiert. Von seiner Gemahlin Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern, mit der er seit 1733 verheiratet war, trennte er sich räumlich nach seiner Thronbesteigung 1740. Sie nahm im Berliner Schloss stellvertretend für ihn Repräsentationsaufgaben wahr; als Sommersitz wies er ihr das Schloss Schönhausen unweit nördlich von Berlin zu; in Sanssouci hatte sie keinen Zutritt, sie sah die Anlage nur ein einziges Mal, auf der Flucht von Berlin nach Magdeburg während des Siebenjährigen Krieges im Oktober 1757. Im Rokoko kam es zu einer Trennung von privatem und öffentlichem Bereich. Für die repräsentativen Verpflichtungen war das Potsdamer Stadtschloss vorgesehen, dessen Umbau zur selben Zeit stattfand und das von Friedrich II. in den Wintermonaten bewohnt wurde. Potsdam entwickelte sich zur eigentlichen Residenz, während das Berliner Schloss, in dem die Königin Repräsentationsaufgaben wahrnahm und Schloss Charlottenburg, wo Friedrich II. zu Beginn seiner Regierungszeit den „Neuen Flügel“ an der östlichen Seite anbauen ließ, an die zweite Stelle traten und das Königsberger Schloss sowie das Breslauer Stadtschloss nur gelegentlich besucht wurden. In Sanssouci komponierte, musizierte und philosophierte der preußische Monarch. Er regierte diszipliniert sein Land und lebte bescheiden ohne Prunk. Seine Bescheidenheit steigerte sich im Alter bis zum Geiz. Zu seinen Lebzeiten ließ Friedrich II. an der Außenfassade keine und in den Innenräumen nur mit Widerwillen Reparaturen vornehmen, da es, wie er bei anderer Gelegenheit sagte, „nur bey meinem Leben dauern“ soll. Die Gleichgültigkeit des an Rheuma und Gicht leidenden Königs gegenüber nötigen Renovierungen kritisierte Oberhofbaurat Heinrich Ludwig Manger später in seiner Baugeschichte von Potsdam: „Leider hat der große Mann an vielen seiner Baue Schadhaftigkeiten erlebt, deren Reparaturkosten ihm außerordentlich empfindlich waren.“ So stellte sich auch die fehlende Unterkellerung, auf die der König gegen Knobelsdorffs Rat bestanden hatte, als Baufehler heraus, da sie zur Beschädigung der Parketts durch aufsteigende Feuchtigkeit und zu ständiger Fußkälte führte. Zwischenzeit Nach dem Tod Friedrichs II. begann in Preußen eine neue Epoche, die auch durch den Formenwandel in der Architektur sichtbar wurde. Mit dem Regierungsantritt des Nachfolgers Friedrich Wilhelm II. im August 1786 hielt der in Europa schon länger favorisierte klassizistische Baustil auch in Potsdam und Berlin Einzug. Der neue König ließ nach seinem Regierungsantritt den Neuen Garten und das Marmorpalais errichten. Noch im Todesjahr seines Vorgängers ließ er in Sanssouci Friedrichs Sterbezimmer, das verwohnte Arbeits- und Schlafzimmer, von dem Architekten Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff abgesehen vom Kamin verändern. Der Dessauer Architekt hatte während Friedrich II. von 1763 bis 1769 das Neue Palais in den Formen des Barock errichten ließ, mit Schloss Wörlitz im Wörlitzer Park den frühesten klassizistischen Bau in Deutschland geschaffen. Nach seinen Plänen entstand nun in Sanssouci der erste konsequent im Stil des Klassizismus gestaltete Innenraum der Potsdamer und Berliner Schlösser. Friedrich Wilhelm bewohnte ihn in den Sommern der Jahre 1787–1790, als er das Marmorpalais bezog. Der ab 1797 regierende Friedrich Wilhelm III. nutzte Sanssouci lediglich für gelegentliche Aufenthalte, ohne etwas am Inventar zu verändern. Nur seine Gemahlin Luise wohnte 1794 mit ihrer Schwester Friederike für einige Monate im Schloss, während Friedrich Wilhelm in Polen war. Die Familie verbrachte die Sommermonate vorzugsweise im Schloss Paretz oder auf der Pfaueninsel. Schloss und Inventar überstanden auch die französische Besetzung Potsdams 1806 unbeschadet, da es Napoléon unter seinen persönlichen Schutz stellte und so vor Plünderungen bewahrte. Residenz Friedrich Wilhelms IV. Fast einhundert Jahre nach dem Bau des Schlosses Sanssouci kam ein König auf den preußischen Thron, der ein Bewunderer Friedrichs des Großen und seiner Welt war. Friedrich Wilhelm IV., der „Romantiker auf dem Thron“, empfand eine Gemeinsamkeit der vielschichtigen Interessen, besonders auf dem Gebiet der Architektur und der künstlerischen Mitgestaltung. Schon in der Kronprinzenzeit bezog er im Jahr 1815 die ehemaligen Räume Friedrichs II. im Berliner Stadtschloss. 1835 erhielt er die Erlaubnis, auch im Schloss Sanssouci wohnen zu dürfen, obwohl ihm und seiner Gemahlin Elisabeth Ludovika von Bayern das erst wenige Jahre zuvor erbaute, südwestlich gelegene Sommerschloss Charlottenhof zur Verfügung stand. Das Kronprinzenpaar bezog die ehemaligen Gästezimmer auf der Westseite. Die Räume Friedrichs II. auf der Ostseite dienten zunächst als Staats- und Gesellschaftsräume und wurden erst Jahre später in die private Nutzung einbezogen. Nach der Thronbesteigung 1840 machte die größere Hofhaltung einen Um- und Ausbau der Seitenflügel nötig. Nach Skizzen Friedrich Wilhelms IV. fertigte Ludwig Persius die Entwürfe. Die alten Seitenflügel wurden abgerissen und 1841/42 unter Leitung des Architekten Ferdinand von Arnim verlängert und aufgestockt. Das vorhandene Mobiliar blieb erhalten, fehlende Stücke wurden nach Möglichkeit durch Möbel aus friderizianischer Zeit ersetzt. Das unter Friedrich Wilhelm II. umgestaltete Sterbezimmer Friedrichs II. sollte wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt werden. Eine Realisierung dieses Plans erfolgte jedoch nicht, weil Friedrich Wilhelm IV. die Unterlagen und Entwürfe nicht authentisch genug erschienen. Die in friderizianischer Zeit fast kahle, nur mit Laubengängen, Gitterpavillons und Bildwerken ausgestattete oberste Weinbergterrasse wurde 1845 mit Vasen und von Persius und Ludwig Ferdinand Hesse entworfenen Wasserspielen geschmückt, durch eine Marmorbalustrade begrenzt und auf den fünf unteren Ebenen Schöpfbrunnen angelegt. Hofgärtner Hermann Sello bepflanzte die Terrassen mit Gehölzen. Im Parterre erweiterte Persius 1840/1841 das Fontänenbecken zu einem Kreis, wodurch sich auch der Skulpturenkreis des „Französischen Rondells“ um rund drei Meter vergrößerte. 1848 kamen zehn (heute acht) halbrunde, von Hesse entworfene Marmorbänke zwischen die Figuren. Aus demselben Jahr stammen auch vier in den Außenkompartimenten westlich und östlich der „Großen Fontäne“ aufgestellte Marmorsäulen mit Figurenkopien nach antiken Vorbildern sowie je zwei marmorne Brunnenwände mit Bagnerolen (Marmorwannen) und Statuen der Musen Klio, Polyhymnia, Euterpe und Urania. Am südlichen Ende des Parterres, in der Mittelachse, wurde 1866 eine verkleinerte Nachbildung des Reiterstandbilds Friedrichs des Großen aufgestellt, das heute im „Neuen Stück“ unterhalb des Orangerieschlosses steht. Friedrich Wilhelm IV. starb am 2. Januar 1861 im Schloss Sanssouci und wurde in der Gruft der naheliegenden Friedenskirche beigesetzt. Die letzte Bewohnerin des Schlosses war seine Witwe Elisabeth Ludovika. Sie lebte noch dreizehn Jahre in Sanssouci, bis sie am 14. Dezember 1873 starb und neben Friedrich Wilhelm IV. in einer Zeremonie bestattet wurde. Seit Ende des 19. Jahrhunderts Nach 1873 stellte Wilhelm I. das Schloss mit Inventar musealen Zwecken zur Verfügung, wodurch es mit zu den ältesten Schlossmuseen in Deutschland gehört. Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Ende der Monarchie verblieb es zunächst im Besitz der Hohenzollern und kam 1927 in die Obhut der am 1. April desselben Jahres gegründeten preußischen „Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten“. Unter Leitung des Direktors Ernst Gall versuchte die Schlösserverwaltung mit Unterstützung der Staatlichen Museen zu Berlin die Innenraumgestaltung zur Zeit Friedrichs II. wiederherzustellen. Unter anderem kam der Schreibtisch Friedrichs des Großen in das Arbeits- und Schlafzimmer zurück. Das denkmalpflegerische Konzept betraf auch den gesamten friderizianischen Parkteil, mit dessen Rekonstruktion Gartenoberinspektor Georg Potente, seit Juni 1927 Gartendirektor des Parkreviers Sanssouci, betraut wurde. Im Zuge dieser Wiederherstellungsarbeiten ließ er ab 1927 die stark bewachsenen Weinbergterrassen freilegen und neu bepflanzen, zwei Halbrundbänke im „Französischen Rondell“ aus der Mittelachse nehmen sowie die Wasserspiele und Bildwerke aus der Zeit Friedrich Wilhelms IV. von der obersten Terrasse entfernen. Als im Zweiten Weltkrieg die Luftangriffe der Alliierten auf Berlin begannen, wurden ab April 1941 die Fenster vermauert und zahlreiche Kunstgegenstände nach Rheinsberg und Bernterode ausgelagert. Aus Schloss Sanssouci kamen Gemälde französischer Maler des 18. Jahrhunderts, Konsolvasen aus Meißener Porzellan, fast alle Möbel aus der „Kleinen Galerie“ und die Bibliothek Friedrichs II. Die restlichen Möbel, fast alle Skulpturen und Bilderrahmen blieben im Schloss. Die Kämpfe um Potsdam im April 1945 überstand das Gebäude unbeschadet, obwohl auf der Nordseite, zwischen der Auffahrt zum Schloss und der Historischen Mühle, Kampfhandlungen stattfanden, in deren Verlauf die Galeriewindmühle abbrannte. Nach dem Einmarsch der Roten Armee in Potsdam am 27. April 1945 wurde der Park Sanssouci unter die Kontrolle des Oberstleutnants der Garde Jewgeni Fjodorowitsch Lutschuweit gestellt und bis zum 4. Juni 1946 für die Öffentlichkeit geschlossen. Die meisten der nach Rheinsberg ausgelagerten und der in Sanssouci gebliebenen Kunstgegenstände gelangten als Beutegut in die damalige Sowjetunion und kamen 1958 nur zu einem geringen Teil zurück. Die von amerikanischen Soldaten gefundenen Kunstgegenstände aus Bernterode wurden zunächst zum Central Art Collecting Point im Museum Wiesbaden gebracht und 1957 in das Schloss Charlottenburg in West-Berlin. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands kehrte die Büchersammlung Friedrichs II. 1992 von Charlottenburg nach Sanssouci zurück. Zwischen 1993 und 1995 folgten sechsunddreißig Ölgemälde und zwei Marmorbüsten der Amphitrite und des Neptun von Lambert-Sigisbert Adam. Mit Hilfe der Kulturstiftung der Länder und der Stiftung Deutsche Klassenlotterie konnten bereits 1990 die nach Rheinsberg ausgelagerten Gemälde „Sultan im Garten“ und „Wahrsagerin“ von Jean-Baptiste Pater aus dem Kunsthandel zurückerworben werden. 1966 begann eine umfassende Gebäuderestaurierung. Seit 1981 ist der westliche Seitenflügel, der sogenannte „Damenflügel“, und seit 1993 die Küche im östlichen Seitenflügel für die Öffentlichkeit zugänglich. Mit etwa 330.000 Besuchern war Schloss Sanssouci im Jahr 2018 die beliebteste Sehenswürdigkeit Potsdams. Gruft Friedrichs II. Friedrich II. und der Marquis d’Argens beim Bau der Gruft 1744 (von Johann Christoph Frisch, um 1802) Der „Alte Fritz“, wie er im Volksmund genannt wurde, starb am 17. August 1786 im Sessel seines Arbeits- und Schlafzimmers im Schloss Sanssouci. Er wollte laut eigener Verfügung in einer Gruft neben seinen Lieblingshunden beigesetzt werden. Die unterirdische, gemauerte und mit Marmorplatten bedeckte Grabkammer hatte er bereits 1744, noch vor Beginn des eigentlichen Schlossbaues, seitlich auf der obersten Terrasse des gerade angelegten Weinbergs errichten lassen. In seiner 46-jährigen Regierungszeit beschäftigte sich Friedrich immer wieder mit dem Tod. Neben seinem Politischen Testament von 1752 verfasste er vor fast jeder Schlacht, vor jedem Krieg neue Verfügungen, in denen er bis ins kleinste Detail alles Familiäre und Finanzielle regelte. Ebenso oft wiederholte er die Anweisungen für sein Begräbnis: „Ich habe als Philosoph gelebt und will als solcher begraben werden, ohne Gepränge, ohne feierlichen Pomp, ohne Prunk. Ich will weder geöffnet, noch einbalsamiert werden. Man bestatte mich in Sanssouci auf der Höhe der Terrassen in einer Gruft, die ich mir habe herrichten lassen […]. Sterbe ich in Kriegszeiten oder auf der Reise, soll man mich am ersten besten Ort beisetzen und im Winter nach Sanssouci an die bezeichnete Stätte bringen.“ Sein Neffe und Nachfolger Friedrich Wilhelm II. befolgte diese Anweisungen nicht. Er ließ Friedrichs II. Sarg stattdessen in der Gruft der Potsdamer Garnisonkirche unmittelbar neben dem Sarg seines Vaters, des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I., bestatten. Besuchern zeigte er die Grabstelle auf der Terrasse mit den Worten: „Hier wollte mein Vorgänger begraben sein, er wollte lieber neben seinen Hunden als zwischen seinen Vorfahren liegen.“ Die Zeitgenossen hielten eine solche Grabstätte für eines Königs unwürdig und einen Ausdruck von Friedrichs Menschenverachtung, obwohl die Gruft vor den Hundegräbern entstanden war. Auch Friedrichs Vorbild Moritz von Nassau war 1680 aus seinem Waldgrab in eine Fürstengruft umgebettet worden. Der Brauch der Garten- und Parkbegräbnisse setzte erst mit der von der Romantik geprägten nachfolgenden Generation ein, so ließ sich Friedrichs Bruder Heinrich 1802 im Park von Schloss Rheinsberg in einem selbstentworfenen Mausoleum bestatten. Im Zweiten Weltkrieg brachten Soldaten der Wehrmacht die Särge aus der Garnisonkirche in Sicherheit. Im März 1943 kamen sie in das „Objekt Kurfürst“, einen unterirdischen Bunker auf dem Gelände des heutigen Einsatzführungskommandos der Bundeswehr im Ortsteil Geltow (Wildpark-West) der Gemeinde Schwielowsee und im März 1945 in das Salzbergwerk Bernterode im Eichsfeld. Die Garnisonkirche samt der Grabstätte Friedrichs und seines Vaters brannte im April 1945 beim verheerenden Luftangriff auf Potsdam aus. Nach Kriegsende verbrachten Soldaten der amerikanischen Armee die Särge im Mai 1945 in das Marburger Landgrafenschloss, im Februar 1946 in das Hessische Staatsarchiv Marburg und im August 1946 in die Elisabethkirche. Dort blieben sie bis zur Umbettung auf die Burg Hohenzollern bei Hechingen im August 1952. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde die testamentarische Verfügung Friedrichs II. erfüllt. Die Initiative ging von Louis Ferdinand Prinz von Preußen aus, dem Chef des Hauses Hohenzollern und Hausherrn der Burg Hohenzollern, der die Särge 1953 in die Christuskapelle der Burg hatte umbetten lassen. Die unterirdische Grabkammer erwies sich auch nach fast 250 Jahren als weitgehend intakt, das Mauerwerk wurde saniert und eine wasserdichte Bedachung eingesetzt. Am 17. August 1991, dem 205. Todestag Friedrichs II., wurde der Sarkophag mit den sterblichen Überresten des Königs im Ehrenhof des Schlosses Sanssouci aufgebahrt, eskortiert von einer Ehrenwache der Bundeswehr. Da der König angeordnet hatte: „Im übrigen will ich, was meine Person betrifft, in Sanssouci beigesetzt werden, ohne Prunk, ohne Pomp und bei Nacht“ fand die Beisetzung um Mitternacht statt, in Anwesenheit des Bundeskanzlers Helmut Kohl, von Mitgliedern des Hauses Preußen und übertragen vom Fernsehen. Laut Nicolai soll Friedrich II. bei einem Spaziergang über die Schlossbaustelle einst zum Marquis d’Argens gesagt haben: « Quand je serai là, je serai sans souci. » (deutsch: „Wenn ich dort bin, werde ich ohne Sorge sein“). Die Grabstelle zieren die 1749 von François Gaspard Adam geschaffene Marmorgruppe Flora mit Zephyr und sechs im Halbrund aufgestellte Porträtbüsten römischer Kaiser. Franz Theodor Kugler fasst die Bedeutung der Grabstätte im Zusammenhang mit der Gesamtanlage 1840 wie folgt zusammen: „Friedrich verknüpfte mit dem Namen Sanssouci eine geheime, tiefere Bedeutung. Er hatte sich zur Seite des Schlosses, noch ehe dessen Grund gelegt war, eine Gruft bauen lassen, die dereinst seine irdischen Reste aufnehmen sollte. Sie ward mit Marmor überkleidet und ihr Zweck durch die Bildsäule einer Flora, welche darauf lagerte, spielend verhüllt. Diese Gruft, deren Dasein niemand ahnen konnte, war eigentlich mit jenem Namen gemeint. Einem Freunde sprach er einst davon und sagte, auf die Gruft deutend: „Quand se serai là, je serai sans souci“ (Wenn ich dort bin, werde ich ohne Sorge sein!) Aus dem Fenster seines Studierzimmers hatte er täglich das Bild der Blumengöttin, der Hüterin seines Grabes, vor Augen.“ Besucher legen auf dem schlichten Grabstein mit der Aufschrift „Friedrich der Große“ Blumen und Kartoffeln nieder, in Erinnerung an den Kartoffelbefehl. Weil zu DDR-Zeiten 1968 die bereits im Wiederaufbau befindliche Garnisonkirche abgerissen worden war, wurde Friedrichs Vater, der Soldatenkönig, in das Kaiser-Friedrich-Mausoleum an der Friedenskirche im Park Sanssouci umgebettet. Architektur von Schloss Sanssouci Das für einen Regenten in seinen Ausmaßen eher bescheidene Schloss mit zwölf Räumen, von denen Friedrich II. nur fünf selbst bewohnte, entsprach der Veränderung in der höfischen Baukunst um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Die barocken Residenzschlösser, die nach dem Vorbild von Versailles ab der Mitte des 17. Jahrhunderts errichtet wurden, dienten den fürstlichen Bauherren vor allem zur Repräsentation ihrer politischen und wirtschaftlichen Macht. Sie gingen in ihrer Größe oft weit über den eigentlichen Nutzen als Wohnsitz und die Notwendigkeit einer standesgemäßen Hofhaltung hinaus. Dieses Übermaß an Pracht und Größe erweckte die Sehnsucht nach Intimität und Bequemlichkeit. Der Wandel wurde jedoch nicht radikal vollzogen, sondern erfolgte allmählich. Friedrich II., der zeit seines Lebens die Formen des Barock und Rokoko bevorzugte, ließ noch zwei Jahrzehnte nach dem Bau des Schlosses Sanssouci das Neue Palais im westlichen Teil des Parks errichten. Nach dem Siebenjährigen Krieg wollte er mit dem Gästeschloss die Macht und Stärke Preußens demonstrieren. So bezeichnete er es auch als seine „Fanfaronnade“ (Prahlerei, Angeberei). Außenarchitektur Breite der obersten Terrasse ein. Die Länge des Hauptbaus „mit den beiden runden Kabinetten an den Seiten, beträgt 292 Fuß [91,6 m], und die Tiefe 49 Fuß [15,4 m]. […] die ganze Höhe von außen 39 Fuß 2 Zoll [rund 12,3 m]“. Die 15-achsige Südseite betont ein vorspringender, halbovaler Mittelbau mit einer bekrönenden Kuppel. Über dem mittleren Rundbogenfenster ist der Name des Schlosses in vergoldeten Bronzelettern angebracht. Zwischen den fast bodentiefen Rundbogenfenstern stützen sechsunddreißig paarweise angeordnete Atlanten das Gebälk. Die Sandsteinfiguren des Bildhauers Friedrich Christian Glume stellen Bacchanten und Bacchantinnen dar und wurden 1746 aus roh versetzten Steinblöcken vor Ort ausgearbeitet. An der Gestaltung des Skulpturenschmucks auf der umlaufenden Dachbalustrade und der Putten¬gruppen auf den Kuppelfenstern war er ebenso beteiligt wie auch sein Vater Johann Georg Glume und die Werkstätten der Zierratenbildhauer Johann Melchior Kambly und Matthias Müller. Die in friderizianischer Zeit schmucklosen Seitenflügel, „jeder von 98 Fuß [31 m] Länge und 35 Fuß [11 m] Tiefe“, in denen die Küche, Stallungen und Räume für die kleine Dienerschaft untergebracht waren, verdeckte Knobelsdorff mit symmetrisch angeordneten Laubengängen, die in je einem freistehenden, mit vergoldeten Ornamenten verzierten Gitterpavillon ihren Abschluss fanden. Vor den Laubengängen stehen Porträtbüsten römischer Persönlichkeiten und Vasenkopien. Im östlichen Pavillon ließ Friedrich II. die Figur des „Betenden Knaben“ aufstellen, die er 1747 aus dem Besitz des Fürsten Wenzel von Liechtenstein erworben hatte. Seit 1900 steht dort ein Nachguss aus der Berliner Bronce-Waaren-Fabrik L. C. Busch. Die schlichter gehaltene Nordseite des Schlosses steht im auffälligen Gegensatz zur bildhauerisch verspielten Südseite. Anstelle der Atlanten gliedern hier korinthische Pilaster die Front. Das Pendant zum halbovalen Mittelbau auf der Gartenseite bildet ein rechteckiger Risalit mit Blendsäulen und flachem Pultdach. Die Front schließt an beiden Enden mit kurzen, im rechten Winkel angesetzten Flügelbauten. Weiterführende Kolonnaden umschließen im Halbrund den schmucklosen Ehrenhof und öffnen sich zu der nördlich gelegenen steilen Zufahrtsrampe. Die in zwei Reihen angeordneten vierundvierzig Säulenpaare lassen Platz für Wandelgänge. Wie auf der Südseite schmückt auch hier eine Balustrade mit Sandsteinvasen den Dachansatz des Schlossbaus und die Viertelbögen der Kolonnade. Wein- und Blumenranken aus Sandstein zieren die Rundbögen der fast bodentiefen Fenster und Fenstertüren. Nach dem Abriss der eingeschossigen Anbauten aus friderizianischer Zeit entstanden um zwei Achsen verlängerte Seitenflügel, mit je zehn Fensterachsen und dreibogigen Vorhallen an den Stirnseiten. Unter Einhaltung der Traufhöhe des Schlossbaus wurden die Anbauten um ein Geschoss aufgestockt und das flache Satteldach hinter einer Balusterattika verborgen. Die Fenster bekamen einen geraden Abschluss. Für die Fassaden übernahm Persius die Gestaltungselemente der Nordseite. Pilaster, Baluster und Verzierungen wurden aus Zink gegossen und gesandelt, sodass sie den Vorbildern aus Sandstein täuschend ähnlich sehen. Innenarchitektur Das Schloss entspricht den Grundsätzen eines „Maison de plaisance“, dessen Räume in Sanssouci auf einer Ebene liegen, um von ihnen mühelos in den Garten zu gelangen. Auch bei der Raumaufteilung wurde Wert auf Bequemlichkeit gelegt. Nach Ansicht der zeitgenössischen französischen Architekturtheorie entsprach das Appartement double dem höfischen Komfort. Bei dieser Aufteilung liegen zwei Reihen von Zimmern hintereinander: die Haupträume auf der dem Garten zugewandten Seite, in der Regel nach Süden, und die Dienerkammern dahinter auf der Nordseite des Gebäudes. Ein „Appartement double“ besteht somit aus einem Hauptraum und einer anschließenden Dienerkammer. Türen verbinden die Appartements miteinander. Sie sind in einer Achse angeordnet, einer Enfilade, so dass die Ausdehnung des Schlosses im Innern mit einem Blick erfasst werden kann. Ein repräsentativer Eingangsbereich beherrscht den Mittelbau, der den intimen Charakter des Gebäudes nicht sogleich erkennen lässt. Friedrich der Große fertigte nach diesen Regeln höfischer Baukunst Grundrissskizzen an, die aber unter Berücksichtigung seiner persönlichen Wünsche und Vorstellungen von Wohnkomfort in einigen Bereichen von der französischen Bautheorie abwichen. Auch bei der Ausstattung der Innenräume bestimmte er bis ins Detail, wie die Räume auszusehen hatten. Nach oft von ihm vorgefertigten Skizzen schufen Künstler wie Johann August Nahl, die Brüder Johann Michael und Johann Christian Hoppenhaupt, die Brüder Johann Friedrich und Heinrich Wilhelm Spindler und Johann Melchior Kambly Kunstwerke im Stil des Rokoko. Friedrich dem Großen war jede „Luxussucht“, was seine Person anbetraf, fremd. Er kümmerte sich wenig um Etikette und Mode, was ihn mit zunehmendem Alter mit verschmutzter und verschlissener Kleidung herumlaufen ließ, aber es war ihm ein inneres Bedürfnis, sich mit edlen Dingen zu umgeben. Er hatte ein feines Gespür für alles Schöne und gestaltete seine Privatgemächer nach eigenem Geschmack und eigenen Bedürfnissen, wobei er das Gängige oft ignorierte. Diese „Eigenkompositionen“ in der Rokokokunst führten zu dem Begriff friderizianisches Rokoko. Vestibül, Marmorsaal und Königswohnung Im Mittelteil des Schlosses liegen in der Nord-Süd-Achse das Vestibül und der dem Garten zugewandte Marmorsaal. Nach Osten schließt die Königswohnung an, mit Audienzzimmer, Konzertzimmer, Arbeits- und Schlafzimmer, Bibliothek und einer langgestreckten Galerie auf der Nordseite. Westlich der beiden Mittelsäle liegen fünf Gästezimmer. Im Vestibül, das vom Ehrenhof betreten wird, wiederholt sich die gekuppelte Säulenstellung der Kolonnade. Die Wände des rechteckigen Vorsaals sind durch zehn korinthische Säulenpaare aus weißem Stuckmarmor mit vergoldeten Basen und Kapitellen gegliedert. Sie stehen vor korinthischen Pilastern, die nur leicht aus der Wand heraustreten. Das Deckenbild über der gewölbten Voute zeigt die römische Göttin Flora mit Genien, die Blumen und Früchte vom Himmel streuen. Das Gemälde schuf 1746 der schwedische Maler Johann Harper. Den drei Fenstertüren an der Ehrenhofseite entsprechen auf der gegenüberliegenden Seite drei flache, rundbogige Blendnischen mit Türen. Über der mittleren Flügeltür, dem Eingang zum Marmorsaal, und über zwei Türen in der West- und Ostwand sind vergoldete Supraportenreliefs von Georg Franz Ebenhech angebracht. Sie stellen mit Themen aus dem Bacchusmythos ebenso einen Bezug zum Weinberg her wie die Ornamente an den Türfüllungen mit vergoldeten Weinranken, Hermen und Musikemblemen von Johann Christian Hoppenhaupt. Die 1730 von Lambert-Sigisbert Adam geschaffene Marmorkopie des Ares Ludovisi kam als Geschenk Ludwigs XV. zusammen mit den Figuren aus dem Französischen Rondell 1752 nach Potsdam. Den Ares ließ Friedrich II. als Gegenstück einer Statue des Merkur aufstellen, die aus der Sammlung seiner Schwester Wilhelmine von Bayreuth stammte. Friedrich Wilhelm II. ließ den Merkur im Marmorpalais aufstellen und durch eine Trajan-Statue ersetzen. Beide Figuren gelangten 1830 in die Berliner Antikensammlung. Als Ersatz für den Trajan kam ein Merkur von Jean-Baptiste Pigalle in das Vestibül. An dessen Stelle trat 1846 die von Heinrich Berges geschaffene Sitzstatue der jüngeren Agrippina. Der auf der Gartenseite liegende Marmorsaal diente als Festsaal. Für den ovalen Grundriss und die durch eine Lichtöffnung im Scheitelpunkt geöffnete Kuppel nahm Knobelsdorff das Pantheon in Rom zum Vorbild. Der namengebende Marmor aus Carrara und Schlesien befindet sich an Säulen, Wänden, Fensterlaibungen sowie in den ornamentalen Einlegearbeiten des Fußbodens. Die vergoldeten Stuckarbeiten in der Kuppel führten Carl Joseph Sartori (1709–1770) und Johann Peter Benkert aus. Sie gestalteten die Wölbung mit kassettierten Feldern, militärischen Emblemen und in Medaillons dargestellten Attributen der Künste und Wissenschaften. Vier weibliche Figuren und Puttengruppen von Georg Franz Ebenhech auf dem Gesims symbolisieren die Zivil- und Militärarchitektur, die Astronomie und Geografie, die Malerei und Bildhauerkunst sowie die Musik und Poesie. Die Anordnung der acht korinthischen Säulenpaare wiederholt sich wie im Vestibül. In den dazwischen liegenden Nischen neben der Tür sind die 1748 von François Gaspard Adam geschaffenen Skulpturen der Venus Urania und des Apollon platziert. Der zur Venus gewandte Apollon hält ein geöffnetes Buch in der Hand, das als das Werk De rerum natura des epikureischen Dichters Lukrez zu deuten ist. Ihr gelten die in vergoldeten Lettern eingefügten Worte „Te sociam studeo scribendis versibus esse / Quos ego de rerum natura pangere conor“ (zu deutsch: „Nach dir [Venus] verlange ich als meiner Gefährtin beim Dichten der Verse, die ich mich über der Dinge Wesen zu schreiben erkühne“). Die Bronzebüste des schwedischen Königs Karl XII., von Jacques Philippe Bouchardon (1711–1753), ist seit 1775 im Marmorsaal nachweisbar. Friedrich II. erhielt die Büste 1755 von seiner Schwester, der schwedischen Königin Luise Ulrike, zum Geschenk. Das östlich anschließende Audienzzimmer wurde in friderizianischer Zeit auch als Speisezimmer genutzt. In diesem Raum, der an kühlen Sommertagen beheizt werden konnte, fanden vermutlich die geselligen „Tafelrunden“ Friedrichs II. statt und nicht, wie von Adolf Menzel auf dem Gemälde Tafelrunde von Sanssouci dargestellt, im Marmorsaal, der nur bei besonderen Anlässen als Esssalon diente. Zahlreiche Gemälde französischer Maler des 18. Jahrhunderts dominieren das Erscheinungsbild des Raums. Die mit violettrosafarbenem Seidendamast bespannten Wände schmücken in loser Hängung Werke von Jean-Baptiste Pater, Jean François de Troy, Pierre Jacques Cazes (1676–1754), Louis de Silvestre, Antoine Watteau und anderen. Die Supraportenreliefs mit Putten, die mit Blumen und Büchern spielen, sind Arbeiten von Friedrich Christian Glume. Das Deckengemälde über der mit Blattmotiven geschmückten Voute, Zephir bekränzt Flora von Antoine Pesne, zeigt den Windgott mit der Blumengöttin. Im Konzertzimmer wird die überschwängliche Ornamentform des Rokoko, die Rocaille, an den in Weiß und Gold gehaltenen Wänden und der Decke im Überfluss sichtbar. Die Wandgemälde von Antoine Pesne und Wandspiegel sind in die Dekoration eingepasst und werden durch die Rocaillen mit ihren typischen S-Kurven und C-Schwüngen umrahmt. Die Holzeinfassungen stammen aus der Werkstatt des Bildhauers Johann Michael Hoppenhaupt (d. Ä.). Zwei Supraportenbilder mit Landschaften, antiken Monumenten und Ruinen malte Charles Sylva Dubois, Antoine Pesne ein Landschaftsbild und die Ansicht des Schlosses Sanssouci. Das Hammerklavier von Gottfried Silbermann aus dem Jahr 1746 und das Notenpult Friedrichs II., eine Arbeit des Zierratenbildhauers Johann Melchior Kambly von 1767, weisen auf die Nutzung des Raumes hin. Adolf Menzels Gemälde Das Flötenkonzert von Sanssouci gibt die festliche Atmosphäre bei königlichen Konzerten eindrucksvoll wieder. Das Arbeits- und Schlafzimmer zeigte zur Zeit Friedrichs II. ebenso reiche, vergoldete Stuck- und Holzschnitzarbeiten wie das Konzertzimmer. Nach der Umgestaltung im klassizistischen Stil durch Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff blieb nur noch der Kamin an seinem Platz. Die seladongrüne Seidenbespannung der Wände mit aufliegenden vergoldeten Holzschnitzarbeiten wich einer hellgrünen Bespannung. Die ehemals stuckierte Decke bemalte der Dekorationsmaler Johann Fischer mit einer Art Velarium, um das sich Tierkreiszeichen, Opferszenen und Götterdarstellungen gruppieren und in die Zwickel Allegorien des Geschichtsruhms, des Friedens, der Kriegs- und Dichtkunst. Die ursprünglich reich ornamentierte Putten-Brüstung, die den Arbeits- vom Schlafbereich abgrenzte, wurde durch zwei, auf Postamenten ruhende ionische Säulen und zwei mit Blumen-Fruchtgehängen bemalte Pilaster ersetzt. Unter Friedrich Wilhelm IV. kam Mitte des 19. Jahrhunderts ein Teil der friderizianischen Möbel in den Raum zurück, unter anderem 1843 der Sterbesessel Friedrichs II. Zudem ließ er die Wände mit Gemälden schmücken, die vor allem Friedrich den Großen zeigen. Die Werke schufen Antoine Pesne, Johann Georg Ziesenis, Joachim Martin Falbe, Charles-Antoine Coypel, Edward Francis Cunningham, Christian Bernhard Rode, Johann Christoph Frisch und Anton Graff. Die Bibliothek weicht von der Raumordnung französischer Schlossbaukunst ab. Das kreisrunde Zimmer liegt fast versteckt außerhalb der Enfilade am Ende der Königswohnung und ist durch einen schmalen Gang vom Arbeits- und Schlafzimmer zu erreichen. Die Lage unterstreicht den privaten Charakter des Raums, in den sich der „Philosoph von Sanssouci“ ungestört zurückziehen konnte. Mit Zedernholz getäfelte Wände und in Wandnischen eingelassene Bücherschränke aus gleichem Holz, in die auch die Eingangstür eingebunden ist, zeigen ein geschlossenes Bild in der Wanddekoration. Die harmonische Farbgestaltung in Braun mit der goldfarbenen Ornamentik der Rocaille vermittelt eine ruhige Stimmung. Vier vergoldete Bronzereliefs über den Schränken, mit Allegorien der Künste, schuf Benjamin Giese. Nischen nehmen den Kamin und die Sitzgarnitur auf. Die Bücherschränke sind gefüllt mit circa 2100 Bänden der griechischen und römischen Dichtung und Geschichtsschreibung in französischer Übersetzung sowie französischer Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts, deren Mittelpunkt die Werke von Voltaire bilden. Die deutsche Literatur fand bei Friedrich II. kaum Beachtung. Die Bücher sind in braunes oder rotes Ziegenleder gebunden und reich vergoldet. Der König besaß in seinen Schlossbibliotheken die jeweils gleiche Ausstattung an Werken und ließ sie ab 1771 mit goldenen Buchstaben auf dem Buchdeckel kennzeichnen. Auch bei der im Norden liegenden Galerie wich Friedrich II. von der französischen Raumordnung des „Appartement double“ ab, nach der in diesem Bereich Kammern für die Dienerschaft vorgesehen waren. Die Wand des schmalen, langgestreckten Raums wird durch Nischen gegliedert, in denen Marmorskulpturen griechisch-römischer Gottheiten aus der Sammlung des französischen Kardinals Melchior de Polignac platziert sind. Über fünf Sofas hängen Gemälde von Nicolas Lancret, Jean-Baptiste Pater und Antoine Watteau. An der durch Fenster und Spiegel unterbrochenen Außenwand stehen zehn Marmorbüsten auf Postamenten und auf den Kaminen an den Enden der Galerie die zwei Büsten der Amphitrite und des Neptun von Lambert Sigisbert Adam. Das fünfteilige Deckengemälde über der mit Weinlaubranken dekorierten Voute stammt von Johann Gottlieb Glume und zeigt blumenstreuende Putten. Die Tempelruine auf dem ostseitigen Supraportenbild fertigte Charles Sylva Dubois und die Figurenstaffage auf der westseitigen Supraporte Antoin Pesne. Gästezimmer Die nach Westen an den Marmorsaal anschließenden fünf Gästezimmer haben die Fenster zur Gartenseite und die vier ersten Zimmer einen Alkoven an der gegenüberliegenden Wand. Neben dieser Bettnische führt eine Tür durch einen schmalen Gang in das im Norden angrenzende Dienerzimmer und eine weitere Tür in eine kleine Kammer, die zur Aufbewahrung der Kleidung vorgesehen war. Die Wände des ersten Gästezimmers sind mit weiß gestrichenem Holz getäfelt, in dessen schmale Felder Friedrich Wilhelm Hoeder zartrosafarbene Ornamente und figürliche Darstellungen im chinoisen Stil malte. Der Raum erfuhr bereits 1747 eine Veränderung, als über die Vertäfelung eine blaue Satinade (halbseidener Atlas) gespannt wurde. Vermutlich führte die Verwendung von zu feuchtem Holz zur Rissbildung, die auf diese Weise verdeckt werden sollte. Nach der Entfernung 1953 hätten die bis dahin 14 Gemälde die Bemalung von Hoeder verdeckt, sodass nur noch je zwei Werke von Antoine Pesne und Jean-Baptiste Pater an der Alkovenwand Platz fanden. Die Wände des zweiten und dritten Gästezimmers bekamen schon bei der Einrichtung eine textile Wandbespannung. Neben Supraportenbildern mit Stillleben von Augustin Dubuisson (1700–1771), einem Sohn von Jean Baptiste Gayot Dubuisson, hängen auf der blau-weiß gestreiften Bespannung des zweiten Zimmers Werke von Malern des 18. Jahrhunderts und auf der rot-weiß gestreiften Wandfläche des dritten Zimmers Landschaftsdarstellungen und Veduten von Giovanni Paolo Pannini, Luca Carlevaris, Michele Marieschi und anderen. Es ist nicht genau bekannt, wer im Lauf der Jahrzehnte das Privileg erhielt, in Sanssouci leben zu dürfen. Durch die Namensgebung des vierten Raums, des „Voltairezimmers“, und des fünften, des „Rothenburgzimmers“, werden jedoch zwei Gäste mit Sanssouci in Verbindung gebracht. Es ist nicht sicher, ob Voltaire während seines Aufenthalts in Potsdam von 1750 bis 1753 im Sommerschloss gelebt hat, da er Räume im Potsdamer Stadtschloss bewohnte; auf jeden Fall war er in den drei Jahren häufiger Gast des Königs. Das „Voltairezimmer“ wird in einer Inventarliste von 1782 als „Blumenkammer“ bezeichnet und war wie das erste Gästezimmer vermutlich durch feuchtes Holz so reparaturbedürftig, dass Johann Christian Hoppenhaupt 1752/1753 eine neue Holzvertäfelung fertigte. Die ursprüngliche Bemalung von Hoeder, mit graulila Ornamenten, ist heute nur noch in der Bettnische sichtbar. Hoppenhaupt schuf eine gelblackierte Eichenholzvertäfelung mit bunten, plastischen Holzschnitzereien, die Blumen, Früchte, Sträucher und Tiere darstellen. Die farbenfrohe Blumendekoration aus Stuck und Eisenblech setzt sich an der Decke fort. Eine Büste Voltaires ließ Wilhelm II. nach dem 1774 geschaffenen Modell des Porzellanmodelleurs Friedrich Elias Meyer d. Ä. 1889 kopieren und vor 1905 in den Raum stellen. Das Pendant zur Bibliothek bildet das ebenfalls außerhalb der Enfilade gelegene kreisrunde „Rothenburgzimmer“. Es erhielt seine heute noch gültige Bezeichnung nach einem engen Vertrauten des Königs, dem Grafen Friedrich Rudolf von Rothenburg, der den Raum regelmäßig bis zu seinem Tod 1751 bewohnte. Die zartgrün gestrichene Holzvertäfelung bemalte Hoeder mit chinesischen Motiven, die der Gestaltung im ersten Gästezimmer ähneln. Die Bilder eines unbekannten Künstlers in der Bettnische zeigen Grotesken, die auf Ornamentstiche nach Antoine Watteau zurückgehen. Alle Zimmer wurden mit Kaminen ausgestattet und sind heute, bis auf das „Rothenburgzimmer“, mit Möbeln und Kunstgegenständen aus dem 18. Jahrhundert museal eingerichtet. Seitenflügel In friderizianischer Zeit waren im eingeschossigen Seitenflügel auf der Ostseite die Zimmer für Bedienstete und auf der Westseite die Schlossküche sowie Stallboxen für die Pferde. Durch den Neubau unter Friedrich Wilhelm IV. kam die Küche in den östlichen Flügel und die Zimmer für Bedienstete in das aufgestockte Obergeschoss. Der Westflügel nahm die Wohnräume für Hofdamen auf. Im neu unterkellerten Küchenflügel wurden das Weinlager, ein Raum zur Eisbereitung, größere Vorratsräume, die Lampenkammer, Arbeitsräume für Kellerknechte und die Konditorei untergebracht. Die Arbeitsräume zur direkten Versorgung der Schlossbewohner lagen im Erdgeschoss. Neben der 115 m² großen Küche, die die gesamte Breite des Seitenflügels einnimmt, gab es eine Kaffeeküche für die Zubereitung des Frühstücks und kalter Speisen, eine Kaffetier-Stube, eine Backkammer, die Schreibstube des Küchenmeisters (Kaffetier), eine kleine Speisekammer und zwei Räume zur Reinigung des Tafelsilbers. Im aufgestockten Obergeschoss wohnten der Küchenmeister, der Haushofmeister und weitere Bedienstete. Da die Küche nur von 1842 bis 1873 benutzt wurde und danach keine baulichen Veränderungen stattfanden, ist das feststehende Inventar noch bis heute vorhanden. Dazu gehört eine gusseiserne „Kochmaschine“ mit Messingbeschlägen und einer umlaufenden Messingstange. Der zu seiner Zeit hochmoderne Herd ist neben Kochplatten in verschiedenen Größen mit Fächern zum Braten und Backen, einer Wasserblase und einem Wärmeschrank ausgerüstet. Der Westflügel, auch Damenflügel genannt, diente der Unterbringung von Hofdamen und Gästen. Neben kleineren Kaffeeküchen und einer Stube für die Ordonnanzen sind im Erdgeschoss drei Wohnungen für Hofdamen und im Obergeschoss zwei Kavalierswohnungen und eine Damenwohnung eingerichtet worden. Jedes Appartement hat zwei Zimmer. Die Raumfolge entspricht in etwa dem „Appartement double“. Neben der Bettnische führt eine Tür über einen kurzen Gang in das angrenzende Dienerzimmer oder ins Treppenhaus und eine weitere Tür in einen kleinen Toilettenraum. Die bevorzugten Räume im Parterre, mit ihrem direkten Zugang zum Garten, ließ Friedrich Wilhelm IV. mit holzvertäfelten Wänden aufwändiger gestalten als die in der Regel tapezierten Räume im Obergeschoss. Die Kamine stammen fast alle aus friderizianischer Zeit und waren vermutlich in der um 1800 umgestalteten Westwohnung Friedrichs II. im Potsdamer Stadtschloss eingebaut gewesen. Die Zimmer wurden mit Rokokomöbeln aus friderizianischer Zeit und neu angefertigten Stücken im Stil des „zweiten Rokoko“ eingerichtet. In späteren Jahren kamen aber auch zeitgenössische Möbel hinzu. Das „zweite Rokoko“ war ab Mitte der 1820er Jahre und besonders in den 1840er Jahren eine Stilrichtung der vielschichtigen Kunst des 19. Jahrhunderts. Für Friedrich Wilhelm IV. in Verbindung mit Sanssouci jedoch nicht nur eine Modeerscheinung, sondern auch eine Rückbesinnung auf die künstlerischen Werte Friedrichs II. und in dieser Konsequenz nur in Sanssouci zu finden. Bei den zahlreichen anderen Bauten, die während seiner Regierungszeit in Potsdam entstanden, bevorzugte er Stilformen der Antike, der Renaissance und des Klassizismus. Park Sanssouci Der Park Sanssouci ist als Teil der Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin seit 1990 UNESCO-Welterbe und wird von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg verwaltet. Französischer Garten Friedrichs II. Nach der Terrassierung des Weinbergs und der Fertigstellung des Schlosses Sanssouci wurde die Umgebung in die Gestaltung einbezogen. Es entstand ein barocker Ziergarten mit Rasenstücken, Blumenrabatten, Hecken und Bäumen. In den Heckenquartieren pflanzte man 3000 Obstbäume. Orangen, Melonen, Pfirsiche und Bananen gab es in den Treibhäusern der zahlreichen Parkgärtnereien. Auf die Verbindung von Zier- und Nutzgarten weisen die Göttinnen Flora und Pomona hin, die das Obeliskportal am östlichen Parkausgang schmücken. Durch die Ausweitung der Anlage nach dem Bau weiterer Gebäude bildete sich eine schnurgerade, rund zwei Kilometer lange Hauptallee. Diese begann im Osten an dem 1748 errichteten Obelisken und verlängerte sich im Laufe der Jahre bis zum Neuen Palais, das den Abschluss im Westen bildet. In Höhe der 1764 errichteten Bildergalerie und der 1774 errichteten Neuen Kammern, die das Schloss flankieren, öffnet sich die Allee zu Rondellen mit Fontänenbecken, die von Marmorplastiken umsäumt werden. Von diesen Punkten zweigen zwischen hochgewachsenen Hecken Wege sternförmig in weitere Gartenbereiche ab. Bei der Gestaltung der Parkanlage führte Friedrich der Große fort, was er schon in Neuruppin und Rheinsberg begonnen hatte. Schon während seines Aufenthalts in Neuruppin, wo er in seiner Kronprinzenzeit von 1732 bis 1735 Befehlshaber eines Regiments war, ließ er an seinem Wohnsitz einen Zier- und Nutzgarten anlegen. Bereits hier wich er von der klassischen Gestaltung der rein auf Repräsentation bedachten barocken Gartenanlagen nach dem Vorbild von Versailles ab, indem er das Schöne mit dem Nützlichen verband. Diesem Prinzip folgte er auch in Rheinsberg. Bei der Umgestaltung des Schlosses, das Friedrich II. 1734 von seinem Vater, dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., geschenkt bekam, ließ er von Hecken eingefasste Obst- und Gemüsequartiere anlegen. Die Hauptachse und eine größere Querachse waren hier schon nicht mehr auf das Schloss gerichtet, wie es in Parkanlagen französischer Prägung üblich war, sondern verliefen vom Südflügel ausgehend rechtwinklig zum Gebäude. Wasserversorgung des Parks Friedrich der Große investierte viel Geld in das Fontänensystem des Parks, da Wasserspiele ein fester Bestandteil barocker Gärten waren. In Sanssouci scheiterte das Projekt jedoch an der mangelnden Fachkenntnis der Baumeister, sodass es nicht gelang, Wasser aus einem Hochbecken auf dem Ruinenberg hinunter in den Park zu leiten. Die 1757 fertiggestellte Neptungrotte im östlichen Parkteil kam deshalb ebenso wenig zu ihrer vorgesehenen Funktion wie die Fontänenanlagen oder die 1751 bis 1762 nach Plänen von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff errichtete Marmorkolonnade, die sich im westlichen Abschnitt der Hauptallee, innerhalb des Rehgartens, befand. Das durch seinen ehemaligen Standort auch „Rehgartenkolonnade“ genannte Wasserspiel ist heute nicht mehr erhalten, da es schon 1797 wegen Baufälligkeit abgebrochen werden musste. Erst einhundert Jahre später gelang das Vorhaben mit Hilfe der Dampfkraft, und der Zweck des Wasserreservoirs wurde erfüllt. Im Oktober 1842 ging eine von August Borsig erbaute 81,4 PS starke Dampfmaschine in Betrieb und ließ den Wasserstrahl der „Großen Fontäne“ unterhalb der Weinbergterrassen auf 38 Meter steigen. Eigens für diese Maschine wurde an der Havelbucht eine Pumpstation gebaut, die, wie Persius in sein Tagebuch schrieb, „nach Art der türkischen Moscheen mit einem Minarett als Schornst.[ein]“ von Friedrich Wilhelm IV. in Auftrag gegeben und zwischen 1841 und 1843 von Persius errichtet wurde. Englischer Garten Friedrich Wilhelms IV. Bereits Jahre zuvor erwarb Friedrich Wilhelm III. ein Areal, das südlich an den Park Sanssouci grenzte, und schenkte es Weihnachten 1825 seinem Sohn Kronprinz Friedrich Wilhelm (IV.). Auf der Stelle eines ehemaligen Gutshauses errichteten Karl Friedrich Schinkel und Ludwig Persius das Schloss Charlottenhof. Mit der Gestaltung des umgebenden Geländes wurde Peter Joseph Lenné beauftragt. Unter Berücksichtigung des barocken Zier- und Nutzgartens aus friderizianischer Zeit verwandelte der Gartenarchitekt das flache, stellenweise sumpfige Gelände in einen offenen Landschaftspark. Durch weite Wiesenflächen entstanden Sichtachsen zwischen Schloss Charlottenhof, den Römischen Bädern und dem Neuen Palais mit dem Freundschaftstempel aus der Zeit Friedrichs des Großen. Locker gesetzte Strauch- und Baumgruppen beleben die große Parkfläche, an deren südöstlichem Ende ein Wassergraben zu einem Teich erweitert wurde. Den Erdaushub nutzte Lenné für die Gestaltung eines sanft hügeligen Geländes, auf dessen obersten Punkten die Spazierwege sternförmig zusammentreffen. Dieser südliche Teil ist auch als Park Charlottenhof bekannt. Friedrich II. und Friedrich Wilhelm IV. prägten im 18. und 19. Jahrhundert die Anlage im jeweils zeitgenössischen Stil und schufen unter eigener künstlerischer Mitwirkung durch ihre Architekten, Bildhauer, Maler, Dekorateure und Gartengestalter ein Gesamtkunstwerk von Architektur und Gartengestaltung, dessen Herzstück die Weinbergterrassen mit dem bekrönenden Schloss sind. Die historische Parkanlage Sanssouci mit einer Fläche von etwa 290 ha und fast 70 Kilometer Wegelänge ist die größte in der Mark Brandenburg. Im Park und auf dem angrenzenden Klausberg entstanden neben dem Schloss Sanssouci noch weitere Gebäude und Gartenarchitekturen unter Friedrich II., die auch heute noch erhalten sind: Bildergalerie Neue Kammern Neptungrotte Chinesisches Haus Neues Palais mit den Communs und dem Triumphtor Freundschaftstempel Antikentempel Obeliskportal und der Obelisk Ensemble Künstliche Ruinen auf dem Ruinenberg (nördlich vor dem Park) Belvedere auf dem Klausberg (am Nordrand des Parks) Königlicher Weinberg am Klausberg (am Nordrand des Parks) Drachenhaus auf dem Klausberg (am Nordrand des Parks) Winzerberg am Triumphtor (am Ostrand des Parks) Friedrich Wilhelm IV. ließ den Park Sanssouci mit weiteren Gebäuden ergänzen: Schloss Charlottenhof Römische Bäder Friedenskirche mit den angrenzenden Gebäudegruppen Orangerieschloss, auch Neue Orangerie (am Nordrand des Parks) Ein verschüttetes, nicht mehr sichtbares Modell-Fort nordöstlich des Neuen Palais, nahe der Maulbeerallee, stammt aus der Zeit Wilhelms II. Rezeption Der Park stand allen Besuchern offen, ebenso die Bildergalerie, die man unter Führung des Aufsehers besichtigen konnte. Aber auch das Neue Palais und sogar Schloss Sanssouci selbst wurden Besuchern zugänglich gemacht, wenn der König gerade nicht anwesend war. Der französische General Graf Guibert schrieb über Sanssouci zur Zeit Friedrichs: „Dort fand man nie, wie sonst auf den Straßen zu den Höfen, jenen Lärm, jenes Getümmel, jenes ewige Hin und Her der müßigen Größe, des ordentragenden Dünkels und der geschäftigen Ränkesucht. Nicht verletzt wurde das Auge durch den Anblick der Hoffnungen, der Habgier und Ehrsucht, aller jener Leidenschaften, die öfter unglücklich als befriedigt sind. Man konnte glauben, zum Wohnsitz eines einfachen Bürgers zu kommen. Drei oder vier Soldaten ohne Waffen in der Nähe des Schlosses als einzige Wache änderten an diesem Eindruck nicht viel. Kaum, daß ein paar verstreute Bediente sich hier und da zeigten. Alles schien verlassen und war darum desto erhabener, wie in jenen Tempeln, wo die Einsamkeit weit mehr als das Gedränge die Gegenwart der Gottheit verkündet und zur Anbetung ruft. Man durchschritt dies Schloss, und seine menschenleere Weitläufigkeit, die Pracht, die mehr für die Neugier als für den Gebrauch entfaltet schien, die kleine Wohnung, auf die Friedrich sich beschränkte, alles hätte den Glauben erwecken können, daß dort ein König wohnte, der zwar seinen Palast behalten, aber die Krone niedergelegt hätte.“ Marschall Francisco de Miranda schrieb 1785: „Wir nahmen einen Lohndiener und einen Wagen und besuchten das Schloss von Sans-Souci … In der Bücherei am Fenster stand der Armsessel des Königs an einem Lesepult mit der aufgeschlagenen ‚Kriegskunst‘ von Marschall von Pussegur Unser Führer sagte uns, daß seine Majestät vorhin darin gelesen hätten. Bücherei und Wohnräume überaus künstlerisch und kostbar ausgestattet, prächtigstes Mobiliar. Inmitten all dieser Pracht fällt im Speisesaal ein einfacher runder Holztisch auf. Das Bett in einer durch einen Wandschirm abgetrennten Ecke, ein ganz gewöhnliches Holzgestell, wäre zu dürftig für einen Mönch. Sonst sind Gardinen und Möbel kostbar, sehen aber, da der Gebrauch von Taschentüchern anscheinend unbekannt ist, sehr ekelhaft aus.“ Und Goethe schrieb nach einem Besuch 1778: „Und dem alten Fritz bin ich recht nah geworden, da ich hab sein Wesen gesehn, sein Gold, Silber, Marmor, Affen, Papageien und zerrissene Vorhänge, und hab über den großen Menschen seine eigenen Lumpenhunde räsonnieren hören.“