Huldigung der Offizierskorps ausländischer Regimenter, deren Inhaber Kaiser Franz Joseph (zum 60. Regierungsjubiläum).
Das Offizierskorps des königlich sächsischen Ulanen-Regiments Nr. 17 Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn".
Fotoabbildung im Originaldruck von 1908.
Journalausschnitt in der Größe 247 x 165 mm.
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Königlich Sächsisches) Nr. 17 war ein Ulanenregiment in der 1. Königlich Sächsischen Division. Geschichte Am 1. April 1867 wurde Oschatz Garnisonsstadt. In Privatquartieren bezogen die Eskadronen des 1. Kgl.Sächs.Ulanenregiments No. 17 Quartier. Das Regiment bestand aus 8 Eskadronen (eine Eskadron = 60 Mann). Die 1. Eskadron beherbergte den Kommandeur und seinen Stab. Die restlichen Eskadronen wechselten sich mit der Ausbildung der Rekruten ab. Die 6., 7. und 8. Eskadron waren nur nominell aufgestellt und dienten im Kriegsfall der Personalverstärkung. Die Stärke des Ul.Reg. 17 betrug im Frieden 350, im Kriegsfall war eine Stärke von 500 Reitern vorgesehen. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg (1870 bis 1871) bezog das Regiment in der neuerbauten Kaserne Quartier. Aufgrund des königlichen Erlasses vom 30. Mai 1891 wurde der Zusatz: „Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn“ mit Wirkung zum 21. November 1891 der Truppenbezeichnung hinzugefügt. Die Umbenennung in „Kaiser Franz-Joseph Kaserne“ fand am 26. November 1891 statt. Die 1. und 3. Eskadron bezog in dieser Kaserne Quartier. Ein weiterer Kasernenbau folgte in den Jahren 1901 bis 1902 und wurde finanziert durch Herrn Gadegast, Besitzer des Stadtgutes, auch Thalgut Oschatz genannt. In diesem war die 5. Eskadron untergebracht. Die Gadegastsche Kaserne, auch als „Rote Kaserne“ bezeichnet, erhielt den Namen König-Georg-Kaserne. Die Oschatzer Waagenfabrik „Kopp & Haberland“ finanzierte 2 weitere Bauten unmittelbar angrenzend an der König-Georg-Kaserne. Bis zum Mai 1913 wurde der Gebäudekomplex fertig gestellt. In der König-Friedrich-August-Kaserne war die 2. Eskadron und in der Prinz-Albert-Kaserne die 4. Eskadron einquartiert. Am 16. September 1900 verzeichneten die Regimentsannalen den Tod Prinz Alberts von Sachsen (der jüngste Sohn des späteren Königs Georg), Rittmeister und Chef der 4. Eskadron nach einem Wagenunfall bei Nossen. Ein weiterer Unglückstag war der 12. September 1911. Beim Manöverpatrouillenritt durch die Elbe bei Posta ertranken neun Ulanen. Als der österreichische Herrscher Kaiser Franz Joseph am 21. November 1916 verstarb und sein Sohn Karl am gleichen Tag die Nachfolge antrat, wurde das Regiment in 1. Königlich Sächsisches Ulanenregiment No. 17 „Kaiser Karl von Österreich, König von Ungarn“ und seiner Ernennung zum Chef des Regiments mit Wirkung zum 15. Dezember 1916 umbenannt. Am 28. Januar 1919 wurde das Regiment mit den in der Heimatgarnison verbliebenen Truppenteilen (4. Eskadron) in Oschatz formell, am 31. Januar 1919 die Reste des Regiments in Königsbrück bei Dresden, in Vollzug aufgelöst. Ab 1870 durchlief das Regiment zwei Heeresreformen, die zum Teil die Erfahrungen des Amerikanischen Sezessionskrieges (1861–65), aber auch des Deutsch-Französischen Krieges beinhalteten. Zahlreiche Truppenversuche mit neuen Waffen wurden durchgeführt. Die reguläre Bewaffnung des Deutschen Heeres bestand ab 1898 aus dem Karabiner Mauser M98 Kal. 8 X 57 IS. Dieser Karabiner wurde in allen Teilstreitkräften (Heer und Marine) eingeführt. Nach der Ausmusterung des Dreyse-Zündnadelgewehres und dessen Nachfolgemodellen war dieser Karabiner fast revolutionär zu nennen. Lediglich bei den berittenen Verbänden musste die Waffe beim Reiten über den Rücken gehängt werden und war damit schwer zu handhaben. Die Oschatzer Ulanen machten Truppenversuche mit einem leichten Karabiner, der in den USA produziert wurde. Hierbei handelte es sich um das Winchester-Repetiergewehr Modell 1895 im leichteren Kaliber .30-06 Winchester. Dieser Karabiner besaß einen Unterhebel (Lever Action), die Waffe war fast einhändig zu handhaben, wesentlich leichter und in einem Sattelschuh zu führen. Neben der traditionellen Blankwaffe der Reiterei, dem sächsischen Kavalleriesäbel Modell M 92, der mit dem preußischen Modell identisch war und sich nur durch das kgl. sächs. Wappen mit Raute an der Parierstange bzw. dem Handschutz unterschied, besaß jeder Reiter des Regiments die Armeepistole Luger 08 (eingeführt 1909) im Kal. 9 X 19 (9-mm-Parabellum). Diese Pistole löste den Reichsrevolver Mod. M 79 Kal. 10,6 mm ab, dessen Abzugs- und Hahnspannsystem dem des amerikanischen Smith-and-Wesson-Revolvers „Russian“ entliehen war. Die 1. und 3. Eskadron wurden ab 1912 mit dem Winchester-Repetiergewehr M 1895 im Kal. .30-06 Winchester ausgerüstet. Hierbei handelte es sich um die Ausführung Muskete mit Einrichtung zur Aufpflanzung von Bajonetten. Die Waffe verfügte über ein Visier mit Einstellungen bis 800 m (ca. 900 Yards). Die restlichen Eskadronen des Ulanenregiment 17 waren weiterhin mit Karabiner K 98 ausgestattet. Ausgebildet wurde an allen Waffen. Auch die klassische Waffe der Ulanen, die Lanze, blieb weiter auf dem Ausbildungsplan. Sie wurde aber ab 1910 nur noch zu Paraden und öffentlichen Anlässen von den Kavalleristen geführt. Gelehrt wurde auch noch der klassische Angriff der Reiterei mit gezogenem Säbel, franz. „CHOC“ genannt. Aus den Erfahrungen des Amerikanischen Sezessionskrieges und des Krieges 1870/71 war allerdings klar, dass die Kavallerie gegen die modernen Waffen des Infanteristen bei einem Frontalangriff keine Chance haben würde. So wurden die Kavallerieregimenter des Kaiserlichen Deutschen Heeres vermehrt als schnelle operative Infanterie auf dem Gefechtsfeld eingesetzt und darin ausgebildet. Die 3. Eskadron des 1. Kgl.Sächs. Ul.Reg. 17 stellte auch die Mehrheit der Reiter für die deutsche Schutztruppe des Generals Lothar von Trotha in der Kolonie Deutsch-Südwestafrika ab. Die Errichtung des Oschatzer Ulanen-Regiments Der Berliner Friedensvertrag vom 21. Oktober 1866 brachte den Eintritt Sachsens in den Norddeutschen Bund. Damit war die Eingliederung der sächsischen Truppen in seine Landmacht verbunden. Die sächsische Armee wurde umgestellt und aufgestockt. Unter den neuen Truppen waren zwei Kavallerieregimenter. Sie wurden – anknüpfend an die Tradition der alten sächsisch-polnischen Ulanen – Ulanenregimenter und bekamen im Anschluss an die preußischen Ulanen die Nr. 17 und 18. Zur Aufstellung hatte jedes der vier alten Reiterregimenter in sich eine 6. Schwadron gebildet und dann je 2 durch das Los bestimmte Schwadronen an die neuen Regimenter abgegeben. Das aus braunen Pferden bestehende Gardereiterregiment loste nur eine Schwadron aus und gab die 4. Schwadron wegen ihrer vielen bunten Pferde ohne weiteres ab. Das Pferdeallerlei bekamen die 17er Ulanen, dazu noch die 1. Schwadron. Aus dem Reiterregiment „Kronprinz“ wurden die 1. und 3. Schwadron ausgelost. Das 2. Ulanenregiment bekam je zwei Schwadronen des 2. und 3. Reiterregiments. Als Stiftungstag hatte der 1. April 1867 zu gelten. Das Ulanenregiment Nr. 17 wurde in folgende Orte gelegt: Stab und 1. Schwadron nach Oschatz 2. und 3. Schwadron nach Rosswein – vom 1. Juni 1867 nach Oschatz 4. Schwadron nach Wilsdruff – vom 1. Juni 1867 Oschatz Nach dem Krieg 1870/71 zogen auch die Riesaer Reiter in Oschatz ein, so dass das Regiment mit Recht „die Oschatzer Ulanen“ hieß. Schon am 1. Oktober 1867 wurde die 5. Schwadron gebildet. Das Regiment bestand 1867 aus 29 Offizieren, 722 Unteroffizieren und Mannschaften und 708 Pferden. Als Uniform erhielt das Regiment die blaue Ulanka mit rotem Kragen und Aufschlägen, gelben Knöpfen und weißem Vorstoß. Die langen blauen Hosen der Mannschaften waren mit einem, die der Offiziere mit zwei roten Streifen besetzt. Als Kopfbedeckung diente eine polnische „Tschapka“ und eine weiße Mütze mit blauen Streifen. Das bedeutete ein Gemisch polnisch-preußisch-sächsischer Überlieferungen. Das Regiment hatte 900 Lanzen mit weiß-grüner Flagge, 960 Säbel und 700 glatte Pistolen. Die Offiziere waren aus den bestehenden Reiterregimentern und aus der ehemals Hannoverschen Armee übergetreten. Aus österreichischen Diensten war der Kommandeur, Oberstleutnant v. Miltitz, gekommen. Aus den zusammengewürfelten Schwadronen war ein einheitliches Ganzes zu schaffen, das eine neue Bewaffnung erhalten und das nach anderen Bestimmungen ausgebildet werden musste. Dies gelang, und schon am 28. Mai 1865 hatte das Regiment seine erste Besichtigung, bei der König Johann die vom Gefreiten Hosemann gereichte Lanze mit einem Schildchen (Aufschrift I.R. 28. Mai 1867) und einer seidenen Flagge versah. Diese Lanze hieß von nun an „Königslanze“. 1868 wurden die sächsischen Bezeichnungen: Kommandant, Oberleutnant und Schwadron, durch die eingedeutschten ehem. französischen Namen: Kommandeur, Premierleutnant und Eskadron ersetzt. Diese wurden erst mit der 1. Heeresreform ab 1871 geändert. Nun führten die Offiziere wieder die deutschen Bezeichnungen, lediglich Eskadron und Kommandeur blieb. Ausbildung und Dienst in Friedenszeiten Die Grundausbildung eines Kavalleristen der 17er Ulanen dauerte ein Jahr. Neben der infanteristischen Grundausbildung, die sechs Monate dauerte und Scharfschießen sowie infanteristischen Nahkampf umfasste, bildeten die nächsten sechs Monate die reiterische Grundausbildung. Veterinärwesen stand genauso auf dem Dienstplan wie Geländereiten unter schweren gefechtsmäßigen Bedingungen. Die 17er Ulanen waren dafür bekannt, dass sie über schussfeste Pferde verfügten. Diese Pferde waren der Stolz des Regiments. Ihre Ausbildung war langwierig. Rittmeister Noack, damals Fähnrich beschreibt die Ausbildung der Remontepferde und der Einsatzpferde folgendermaßen: „Wir kauften unseren Beritt immer von privaten Züchtern. Bevorzugt waren sächsische Warmblutpferde, schließlich war man ja in Sachsen. 3- bis 4-jährig kamen sie zu uns. In der Dresdner Straße gab es einen Bauern, der uns Futter lieferte. Wir setzten bei den Pferden die Fluchttriebe, also die Reizschwelle höher. Dies geschah durch Gewöhnung an Schüsse, Geräuschquellen, flatternde Tücher und ähnliches. In der Regel dauerte es bis zu acht Monaten bis die Ausbildung abgeschlossen war. Dann kamen die Pferde in die Remonte oder in den täglichen Beritt. Da jeder Reiter sein eigenes Pferd besaß, für das er allein verantwortlich war, entstand schnell eine Beziehung zwischen Mensch und Tier. Das hat sich in jeder Beziehung, vor allem aber im Fronteinsatz später ausgezahlt. Zu meiner Zeit in Oschatz ist es nie zu Unfällen mit Pferden gekommen.“ – Rittmeister Noack Die Ausbildung der Kavallerieeinsatzpferde Anders als heutige Sportpferde des Englischreitens wurden an Kavallerieeinsatzpferde andere, wesentlich höhere Ansprüche gestellt. Sie mussten nicht nur schnell, wendig und ausdauernd sein, sondern auch nervenstark und für ihren Reiter sprichwörtlich durchs „Feuer“ gehen. Die Ausbildung war langwierig und wurde nur von erfahrenen, altgedienten Soldaten vollzogen. Das werdende Einsatzpferd begann seine Ausbildung im Alter von dreieinhalb bis vier Jahren. Am Anfang stand die Bodenarbeit. Hier wurde das Tier mit allen ungewohnten Situationen vertraut gemacht. Dies waren Schüsse aus Pistole und Karabiner, Feuer, flatternde Tücher, schlagende Türen und ab 1910 auch die Gewöhnung an Kraftfahrzeugmotoren. Gleichzeitig lernte das Pferd sich auf Kommando abzulegen und es zu tolerieren, dass ein Reiter mit auf seinem auf den Bauch des liegenden Pferdes aufgelegten Karabiner und damit in der Deckung liegend, Schüsse (zuerst mit Platzpatronen, später mit scharfer Munition) abgab. Hatte das Pferd dieses gelernt, kam es in die Berittausbildung. Im Gegensatz zur heutigen Sportreiterei und dem Englischreiten waren brachiale Gewalt und Schläge z. B. „Barren“ (Schläge auf den Kronrand der Vorderhufe, um ein Höherspringen zu veranlassen) nicht nur unüblich, sondern auch verboten. Ein einmal geschlagenes Pferd galt bei den Ulanen des Oschatzer Regiments als versaut. Die Pferdeausbildung war nicht nur langwierig, sondern auch nur gewissen Personen vorbehalten, die das nötige Fachwissen mitbrachten. Wachtmeister Friedrich Schmitz (als Leutnant 1915 in Russland gefallen), der die Ausbildung in der US-Kavallerie absolviert und es bis zum Lieutenant gebracht hatte, war ein solcher Mann. Nach der Bodenarbeit ging es an das Bereiten. Anders als bei anderen Kavallerieregimentern ritten die Oschatzer Ulanen mit den in den USA üblichen „Neck Reining“, d. h. die Kommandos zur Richtungsänderung wurden nicht mit dem innenliegenden Zügel, sondern mit dem äußeren gegeben. Dadurch wurde das einhändige Reiten wesentlich vereinfacht. Denn es galt die Devise: “One hand for horse, one hand for man” (deutsch: „Eine Hand fürs Pferd, eine für die Waffe“). „Ebenso wurden unsere Pferde gründlich durchgymnastiziert. Ich kann die vielen Volten, die ich geritten habe, nicht zählen. Es waren sicherlich tausende. Scharfe Gebisse hatten wir nicht im Gebrauch. Denn wir waren geradezu darauf erpicht, die Hilfen abzubauen. Auch wurde bei uns mit durchhängendem Zügel in allen Gangarten geritten. In der Ausbildung ritten wir mit unseren Pferden durch Gebäude und über schiefe Ebenen. Auch das Springen mit Pferd aus einem langsam rollenden Güterzug wurde geübt. Bei der Mobilmachung stellten wir 1914 in Metz einen ‚Weltrekord‘ auf. 400 Reiter in ca. 10 Minuten auf die Eisenbahn verladen!! Wir vollführten Wendungen mit Pferd auf der Stelle. Wer einmal einen ‚Grossen Zapfenstreich‘ auf dem Marktplatz in Oschatz erlebt hat, dem ist mit Sicherheit ein ‚Kalter Schauer‘ über den Rücken gelaufen, als nach dem Lied ‚Ich bete an die Macht der Liebe‘ und dem Kommando: ‚Grosser Zapfenstreich stillgesessen! Eskadronen kehrt, Marsch!‘ 200 Reiter ihre Pferde auf der Stelle um 90 Grad wendeten, die Pferde dabei mit den Vorderhufen in der Luft, auf der Hinterhand drehend, wie auf einen Schlag einheitlich aufsetzten. 600 Hufeisen knallten gleichzeitig auf den gepflasterten Boden. Funken schlugen und es krachte wie ein Artillerieeinschlag. Das nachfolgende Kommando der Offiziere war durch den frenetischen Beifall tausender Zuschauer nicht mehr zu vernehmen.“ – Rttm. Willy Noack Ein weiteres Ausbildungsziel war die Gewöhnung der jungen Einsatzpferde an das Artilleriefeuer. Hierzu verlegte das Regiment in die Rominter Heide nach Goldap/Ostpreußen. Hier wurde sehr viel Zeit für das spezielle Training aufgewendet. „Diese Ausbildung wurde erst mit dem Dienstantritt des Wmstr. Schmitz eingeführt. Ich bin heute noch der Auffassung, dass der Tod des Prinzen Albert durch den Wagenunfall bei Nossen am 16. September 1900 mit diesem gezielten Training hätte verhindert werden können. Nach der Fehlzündung eines Kraftfahrzeugmotors waren die Pferde des Kutschengespanns des Kronprinzen durchgegangen und der Wagen eine Böschung hinabgestürzt.“ – Rttm. Willy Noack Die Pferde des Oschatzer Ulanenregimentes waren aufgrund ihrer Ausbildung sehr begehrt. Sogar der König von Sachsen ritt ein Pferd der Oschatzer Ulanen, das von Wmstr. Schmitz ausgebildet war. Es war bei den Ulanen üblich, dass jeder Reiter sein „eigenes“ Pferd besaß, für das nur er allein verantwortlich war. So entstand schnell eine tiefe Beziehung zwischen Pferd und Reiter. Da kam es 1911 fast zu einem Eklat. Oberstleutnant von Arnim, Regimentskommandeur, schwebte in Anlehnung an die 7. US-Kavallerie vor, dass jede Eskadron Pferde in gleicher Farbe zu reiten hatte. Die Folge wäre gewesen, dass Pferde und Reiter wechseln mussten. Dadurch wäre aber auch jene zackige Paradevorführung möglich gewesen, wie sie seinerzeits Oberst George Armstrong Custer, Kommandeur des 7. US-Kavallerieregimentes behagte. Die Männer kochten vor Wut über diese überflüssige und rücksichtslose Anordnung. Schließlich ließ von Arnim von seinem Vorhaben ab. Kurze Zeit später wurde er versetzt. „Remondis“ – Das Pferd des August III. König von Sachsen Zu der Tradition in deutschen Fürstenhäusern gehörte es, dass ein Herrscher die Kunst des Reitens erlernen musste. Das ging allerdings nicht immer so glatt, wie es an den Beispielen Wilhelm II., Kaiser des Deutschen Reiches, und August III., König von Sachsen, zu ersehen war. Trotz verwandtschaftlicher Verhältnisse bestand eine natürliche Konkurrenz der Fürstenhäuser zueinander. Wilhelm II. litt an einer Verkrüppelung seines linken Armes, dem Amplexus-Syndrom, das ihm zeitlebens Probleme machen sollte. Gerade deswegen verlegte er sich akribisch auf die Reiterei, denn hoch im Sattel sitzend sah man ihm das Handicap nicht mehr an. Im späteren Alter jedoch, besonders in seinem holländischen Exil, wurde der Stock sein ständiger Begleiter. Aber auch als Reiter sah man ihn nur in Standposen, höchstens sein Pferd im Schritt reitend. Auf seinen Vetter, August III. König von Sachsen sah er lächelnd und hochmütig herab. Dieser von Natur aus eher unsportlich, war seinem Naturell entsprechend eine ruhige Person. Jegliche sportliche Betätigung war ihm abhold. Während Kaiser Wilhelm II. also jede Gelegenheit nutzte, um über seinen sächsischen Verwandten zu triumphieren, blieb dieser gelassen. Er sollte seine Stunde noch bekommen. Bilddokumente zeigen bei Kaisermanövern Wilhelm II. hoch zu Ross. Zeitzeugen, insbesondere Kavallerieoffiziere, bescheinigen ihm eher mäßige bis mangelhafte reiterische Fähigkeiten. Wilhelm II. ließ jedoch keine Gelegenheit aus, um sich seinem sächsischen Vetter gegenüber hervorzuheben. 1912 war das Maß voll. Bei einem Truppenbesuch in Königsbrück fielen Hauptmann von Kageneck, dem Adjutanten des sächsischen Königs, die Pferde des Oschatzer Ulanenregimentes auf. Kurzum, Wmstr. Schmitz war im Gespräch und wurde seiner Majestät vorgestellt. In der folgenden Zeit wurde Wmstr. Schmitz eine seltene Erscheinung im täglichen Dienstbetrieb des Ul.Reg 17. Das Resultat der verborgenen, meist nächtlichen Ausbildung hieß „Remondis“, ein Pferd, sächsisches Halbblut, dessen Ausbildung höher war als die reiterischen Fähigkeiten seines neuen Herrn. Auf ihm stahl der sächsische Herrscher dem deutschen Kaiser die Show. „Remondis“ führte alle Kommandos mit minimalen Hilfen aus, und war bei Manövern, Paraden und öffentlichen Militäranlässen immer an der Seite seines Herrn. Er folgte seinem Herrn 1918 in das Exil im schlesischen Sibyllenort. Wmstr. Friedrich Schmitz wurde auf Befehl von August III. mit Wirkung zum 1. Januar 1915 zum Leutnant befördert, um sich endlich gegenüber den Neidern aus Offizierskreisen durchsetzen zu können. Als Fachkundenachweis diente sein US-amerikanisches Leutnantspatent, eine eher unübliche Praxis im Deutschen Reich. „Remondis“ folgte 1932 dem Trauerzug Augusts III., seinem Freund, dem letzten sächsischen Herrscher, als dieser in Dresden beigesetzt wurde. Schießausbildung Schießen mit Pistole 08 vom Pferd Die Pferde waren im Durchschnitt besser ausgebildet als ihre Reiter, die das Handwerk erst noch mühsam lernen mussten. Ein besonderes Problem stellte das Schießen mit der Pistole 08 vom Pferd dar. Die an die deutsche Kavallerie ausgegebenen Dienstpistolen Parabellum 08 hatten einen extra nachgestellten höheren Druckpunkt, also einen extrem harten trockenen Abzug. Dieser lag bei circa 1800 Gramm. Durch einen leichtgängigen Abzug bestand die Gefahr, das eigene Pferd zu treffen. Die Schwergängigkeit des Abzugs war gewünscht, da der Kavallerist zum Schießen einen „Feuerhalt“ einlegte. Das wilde Herumschießen eines im Galopp reitenden Soldaten war eine Beruhigung der eigenen Nerven und wurde von der US-Kavallerie sinnigerweise Loose or Panic Fire genannt, ist aber sinnlose Munitionsverschwendung. Die Pferde waren so gedrillt, dass sie zum Feuerhalt abrupt stehenblieben, der Reiter schoss mit der ausgestreckten Hand angedeutet und instinktiv gezielt, das Pferd ging danach wieder in die gewünschte Gangart über. Es wurde aber niemals über den Kopf des Pferdes hinweg geschossen. Im 1. Kgl. Sächs. Ul.Reg.17 herrschte eine Devise: „Waffe im Holster = gesichert, Waffe in der Hand = feuerbereit. Pistole in der Hand – reitend – gesichert – was soll das?“ Die Handhabung einer Waffe, auch der Sinn und die Wirkung derselben, waren Bestandteil der Ausbildung. Nur eine hervorragende und konsequente Ausbildung ersetzt eine manuelle Sicherung. Eine gesicherte Waffe auf dem Gefechtsfeld bedeutet das Todesurteil für den Träger; denn er signalisiert dem Gegner mit der Waffe in der Hand eine tödliche Absicht, kann sie aber nicht durchführen, da seine Waffe gesichert ist. Diesen gesicherten Zustand erkennt aber sein Gegenüber nicht und nimmt die Drohung ernst. Als an der Pistole ausgebildet galt ein Reiter des Oschatzer Ulanenregimentes, wenn er vom Pferd ein Ziel in Brustgröße auf ca. 30 Meter treffen konnte. Schießen mit Karabiner K98 und Winchester M 95 vom Pferd Die Schießausbildung mit dem Karabiner K98 oder der Winchester M 95 vom Pferd war wesentlich aufwendiger und stellte die Nerven der Ausbilder des Regimentes auf eine harte Probe. Aufgrund der Waffenlänge war die Handhabung umständlicher. Zuerst wurde das Schießen der Waffe rein infanteristisch geübt. Beherrschte der Rekrut seine Waffe aus allen vier Lagen: liegend, kniend, stehend aufgelegt und stehend freihändig, führte man ihn an das Schießen vom Pferd heran. Hierbei war der Einsatz von Platzpatronen obligatorisch. Lakonischer Kommentar des ehemaligen Regimentsausbildungsoffiziers Rttm. a. D. Noack: „Wir waren Kavalleristen, keine Pferdemetzger.“ Im Gegensatz zum Schießen mit der Pistole wurde der Karabiner beim Feuerhalt über den waagerechten in Augenhöhe gezogenen angewinkelten linken Arm gelegt, und das Pferd nach rechts quer zum Ziel angestellt. Dies wurde drillmäßig geübt. Eine Besonderheit der Oschatzer Ulanen waren ihre Pferde, die sich im Feuerkampf auf Kommando hinlegen konnten, so dass der Reiter hinter ihnen in Deckung gehen konnte. Am Karabiner K98 und am M95 ausgebildet galt, wer ein 60 cm x 60 cm großes Ziel vom Pferd in 100 Meter Entfernung treffen konnte. Zweimal im Jahr verlegte das Regiment nach Ostpreußen in die Garnison Goldap, inmitten der Rominter Heide. Hier wurde mit schwerer Artillerie geschossen und das Zusammenspiel Infanterie, Kavallerie und Artillerie geübt. Zu einem Zwischenfall besonderer Art mit „hohen Tieren“ kam es während des Frühjahrsmanövers 1914. Das geschah im Offizierskasino der Garnison Goldap. „Seine Excellenz Kaiser Wilhelm II. und König August III. von Sachsen standen während des Empfangs zusammen, als der Kaiser den sächsischen König fragte, wie ihm die neuesten Geschütze von Krupp gefallen haben. Antwort des Sachsenkönigs: „Se bumsen laut!““ – Rittmeister Noack Garnisonsdienst Lasch und lustig war der Dienst bei den Ulanen keineswegs. Das belegen unzählige Disziplinarstrafen, die schon wegen der geringsten Vergehen verhängt wurden. Ordnung, Sauberkeit und Drill standen auf dem täglichen Dienstplan. Die Führer der Korporalschaften wachten mit Argusaugen über ihre untergebenen Soldaten. Energisches Durchgreifen im täglichen Dienstbetrieb zeichneten die Unterführer der Eskadronen aus. Für ein nachlässig trockengeriebenes, schlecht geputztes Pferd musste ein Reiter mit beidhändig hoch über den Kopf gehaltenem Karabiner 50 Runden um den kleinen Reitplatz laufen. Das waren ca. fünf Kilometer. Hart wurde aber auch gegenüber Offizieren des Regiments durchgegriffen. „Eines Abends hatten zwei Offiziere, Leutnant Faber, Zugführer der 4. Eskadron und ein weiterer, an dessen Namen ich mich nicht mehr erinnere, ausgiebig dem Alkohol zugesprochen. Aus dem Offizierskasino kommend haben sie dann mit ihren Pistolen auf dem Reitplatz Schießübungen veranstaltet. Eine verirrtes Projektil hat dann einen Anwohner, der hinter der „Kaiser Franz Joseph“-Kaserne wohnte, schwer verletzt. Beide wurden festgenommen, vor ein Militärgericht gestellt, degradiert und nach Dresden gebracht. Sie sind beide zur Infanterie als gemeine Soldaten versetzt worden. Faber ist dann später in Flandern gefallen.“ – Rittmeister Noack Das Regiment war bei den Oschatzer Geschäftsleuten, besonders den Inhabern von Gaststätten und Restaurationen beliebt. Zwischenfälle mit betrunkenen Soldaten waren aber eher die Seltenheit. Zu Auseinandersetzungen mit der Zivilbevölkerungen kam es eher, wenn es um die Gunst der örtlichen weiblichen Schönheiten ging. Der harte Dienst ließ gerade bei den Mannschaften des Regiments keine allzu festen Bindungen zu. Rittmeister Noack hat dazu 60 Jahre später nur den einen trockenen Satz fallen lassen: „Ein Oschatzer Ulan war ein Mann, dem zum Glück die Frau fehlte.“ Das kann man so oder so sehen. Mit Sicherheit aber nicht ironisch. Denn, um heiraten zu können, brauchten Offiziere der kgl.sächs. Armee von ihrem Regimentskommandeur eine Heiratserlaubnis. Dies war allerdings nicht als Schikane zu verstehen, man wollte vielmehr einer sozialen Verelendung vorbeugen, denn viele Offiziere in anderen Armeen des Deutschen Reiches waren hoch verschuldet. Der heiratswillige Offizier musste seine Vermögensverhältnisse offenbaren. Gerade bei der Kavallerie herrschten auf Grund der Spezialisierung der Truppe vermehrt Versetzungen, die eine längere Abwesenheit der Reiter von ihrer Heimatgarnison bedingten. Fest steht, dass Oschatz als Provinzgarnison keine große Auswahl an „amourösen Abenteuern“ bot. Offiziere und Mannschaften verkehrten außerdienstlich in getrennten Lokalen. Die Offiziere des Regimentes frequentierten vornehmlich die Gaststätte „Schweizerhaus“, zu dem Mannschaften keinen Zutritt hatten und die einen vornehmeren Stil präsentierte. Der Tagesablauf eines Reiters des Ulanenregiment 17 begann um 5 Uhr morgens mit dem Wecken und endete erst mit dem Zapfenstreich um 22 Uhr, dessen Signal traditionell auf der Trompete geblasen wurde. Kasernenpflichtig waren alle unverheirateten Soldaten und Offiziere bis 30 Jahre. Ausgang erhielten die Mannschaften bis Sergeant nur auf Ausgangsschein bis zum Wecken, der täglich vom Hauptwachtmeister (Innendienstleiter der Eskadron) ausgestellt wurde. Ab Sergeant aufwärts hatte der Reiter automatisch Ausgang bis zum Wecken, ausgenommen natürlich in den Dienstzeiten. Offiziere ab Leutnant, eingeschlossen Feldwebelleutnant unterlagen keinerlei Dienstaufsicht. Die Eskradronschefs (Rittmeister und Majore) wohnten meistens außerhalb der Kaserne in der Stadt. Auch außerhalb des regulären Dienstes war es den Offizieren ausdrücklich erlaubt und erwünscht mit ihrem Dienstpferd, allerdings in Uniform Ausritte zu machen. Auch außer Dienst trugen die Soldaten und Offiziere in der Öffentlichkeit Waffen. Mannschaften und Unteroffiziere den Kavalleriesäbel M92, Offiziere die Dienstpistole am Koppel, den Säbel M92 beim Ausreiten hingegen am Sattel. Soldaten im Mannschaftsdienstgrad hatten außerdienstlich keine Berechtigung Schusswaffen zu tragen, ausgenommen auf ausdrücklichen Befehl des Regimentskommandeurs. Eine Militärpolizei im heutigen Sinne gab es in der Garnison Oschatz zur Zeit der Stationierung des Ulanenreg.17 nicht. Allerdings gab es berittene Offiziersstreifen, die gerade an dienstfreien Wochenenden die Lokale der Stadt auf sich widerrechtlich aufhaltende Soldaten kontrollierten. Diese waren leicht zu erkennen, denn der Besitz und das Tragen von Zivilkleidern war den Reitern verboten. Lediglich zivile Unterwäsche und persönliche Gegenstände zur Reinhaltung und für die tägliche Hygiene waren erlaubt. Besoldung Der Sold der Reiter richtete sich nach dem jeweiligen Dienstgrad und der Dienststellung. So bekam 1914 ein einfacher Reiter als Rekrut im ersten Jahr 20,- Reichsmark im Monat vom Regimentszahlmeister, ein Leutnant 100,- RM ausgezahlt. Das war für damalige Verhältnisse viel Geld. Ein Fabrikarbeiter verdiente im Durchschnitt gerade 30–40 RM im Monat. Die Besoldung der Offiziere und Mannschaften der kgl. sächs. Armee lag ca. 30 % höher als in anderen Armeen des Deutschen Kaiserreiches. Die geringste Besoldung erhielten die Soldaten des Königreiches Preußen. „Kaiser Franz-Joseph Kaserne“ Ziviles Rahmenpersonal, wie es in heutigen Streitkräften zu finden ist, war bei den 17er Ulanen eher selten. Instandsetzungen an Gebäuden, die einfach zu bewerkstelligen waren, wurden von der Truppe in Eigenregie ausgeführt. Der Beritt wurde von den Reitern selbst versorgt. So befanden sich auf dem weitverzweigten Gelände der „Kaiser Franz Joseph“-Kaserne das Offizierscasino, eine Schmiede, das Gebäude des Regimentsveterinärs mit klinikähnlicher Ausrüstung, die Regimentsstallungen (eskadronsweise unterteilt), ein Heizkraftwerk (1904 errichtet), eine Bäckerei, Mannschaftskantine, eine Waffenmeisterei mit Werkstatt, die Sattlerei, deren Spezialaufträge von der Sattlerei Kettner in einer Nachbarortschaft erledigt wurden, und schließlich die Regimentsküche, die die täglichen Mahlzeiten der Soldaten zubereitete und auch für die Verpflegung der Offiziere zuständig war. Deren Speiseplan unterschied sich von dem der Mannschaften, nur in Manövern gab es die gleiche Verpflegung für alle Angehörigen des Ulanenregimentes. Untergebracht waren die Soldaten in den Unterkünften ihrer jeweiligen Eskadronen, unterteilt in Korporalschaften zu je 8 bis 10 Mann auf einer Stube. Geschlafen wurde in Zwei- und Dreistockbetten. Ein Spind von 1×1×2 Meter diente zur Aufbewahrung der Ausrüstung und des Kavalleriesäbels M92. Die Handfeuerwaffen befanden sich auf den Gängen in die Wände eingelassenen Gewehrnischen. Die Karabiner der beurlaubten Mannschaften befanden sich auf der Waffenkammer, kommandierte Reiter nahmen ihre Waffen mit, so dass die Unterführer sich jederzeit durch Begehung der Flure vom aktuellen Personalbestand überzeugen konnten. Die Dienstpistolen der Mannschaften lagerten ebenfalls in der Waffenkammer, die sich in den Gebäuden der jeweiligen Eskadronen befand, die Munition wurde in Behältern außerhalb der Unterkünfte verwahrt. Die Innenreinigung der Eskadronsgebäude wurde von den Soldaten selbst vorgenommen. Die Flurböden in der „Kaiser Franz-Joseph“ waren rau gefliest, die Flurwände halb gekachelt. Der Boden in den Mannschaftsunterkünften war aus Holz, die Wände verputzt. Das Holz wurde einmal die Woche mit Eisenspänen gesäubert, dann mit Bohnerwachs konserviert. In ruhigen, manöverfreien Zeiten war für die Reiter am Samstagmittag gegen 12 Uhr Dienstschluss. Jede Eskadron unterhielt einen Zugdienst, der die Pferde an den dienstfreien Tagen versorgen musste. Das Beheizen der Eskadronsgebäude geschah zu Beginn der Kasernenbelegung (ab 1871) mittels Kanonenöfen, die sich in den jeweiligen Räumen befanden. 1904 wurde ein Heizkraftwerk (Kohle) auf dem Kasernengelände errichtet, das die Heizkörper der Liegenschaften mit Heißdampf beschickte. Im selben Jahr wurden die Liegenschaften der Kaserne elektrifiziert. In der Kaserne gab es pro Eskadronsgebäude zwei Treppenaufgänge, die in die einzelnen Flure führten, damit die Einheiten bei Alarm schnell das Gebäude verlassen konnten. Die Eskadronsgebäude des 1. Kgl. sächs. Ulanenreg. 17, 5. Eskadron (Gadegast-Kaserne) bestanden aus rotem Backstein und waren so robust, dass sie die Stationierung der sowjetischen Streitkräfte nach 1945 und den damit verbundenen Vandalismus überstanden. Sie wurden Ende 1999 abgerissen. Erhalten geblieben sind jedoch die Gebäude der 1. und 3. Eskadron, die 1919 einer zivilen Nutzung zugeführt wurden. Die reguläre Dienstzeit eines Ulanen betrug friedensmäßig drei Jahre. Bedingt durch diese für heutige Verhältnisse lange Dienstzeit, konnte es ein Reiter ohne weiteres bis zum Dienstgrad eines Sergeanten (Unteroffizier) bringen. So im Frieden ausgebildet war die Truppe bereit für ihren ersten Kriegseinsatz nach 1870/71. Die Zeit von 1871 bis 1914 In den Friedensjahren von 1871 bis 1914 wurden die Erfahrungen des Feldzuges verarbeitet. Erneuerungen an Material und Waffen waren nötig. Zudem durchlief das Regiment zwei Heeresreformen. Das äußere Erscheinungsbild der Reiter wurde durch die Einführung der hohen Reitstiefel und der kürzeren Reithose (US-amerikanisches Vorbild), Truppeneinführung 1871, geändert. Ebenso änderte sich wesentliches in der Bewaffnung. Karabinerbewaffnung K88 und K98, sowie das Winchestermodell M 1895 als Erprobung (erfolgreich abgeschlossen, aber nicht eingeführt, da Russland ebenso ausrüstete) und den neuen Kavalleriesäbel M92, der wesentlich leichter zu handhaben war. Letztlich die Einführung der neuen Armeepistole 08, eingeführt 1909. Neue Dienstvorschriften wie die KDv 10/88 – „Das Kavalleriepferd im Gefecht“, erlassen 1888 und die neuen Garnisonsvorschriften trugen dazu bei, die Truppe zu straffen und schlagkräftiger zu machen. Regierungswechsel brachten Vereidigungen auf die neuen Kriegsherren: 29. November 1873 auf König Albert. 21. Juni 1902 auf König Georg. 16. Oktober 1902 auf König Friedrich August. 1874 schied der verdiente Oberst von Miltitz, um als Generalmajor die 24. Kavalleriebrigade zu übernehmen. Er starb 1880 als Stadtkommandant von Dresden. Der Miltitzplatz und die Miltitzstraße in der Garnisonsstadt Oschatz wurden nach ihm benannt, der Miltitzplatz erinnert bis heute an den ersten Kommandeur des Ulanenregimentes. Am 21. November 1891 erfolgte dann die Umbenennung in 1. Kgl. Sächs. Ul.Reg. 17 „Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn“. Das 25-jährige Dienstjubiläum wurde am 1. April 1892 begangen. Gleichzeitig die Umbenennung von zwei Plätzen und einer Straße: Douzyplatz, Miltitzplatz und Miltitzstraße. Das Offizierskorps beschloss, den Gefallenen ein Denkmal zu errichten, was in Form eines Obelisken an der Hauptwache ausgeführt wurde. Das sächsische Königshaus ehrte das Regiment dadurch, dass seine Mitglieder in ihm Dienst taten. Vornehmlich in der 4. Eskadron. Im September 1892 trat Prinz Max ein, der später Priester wurde, und 1898 Prinz Albert, der als Rittmeister und Chef der 4. Eskadron am 16. September 1900 bei einem Wagenunfall im Manöver bei Nossen tödlich verunglückte. 1901 errichtete das Regiment an der Unglücksstelle einen Gedenkstein. Ein Jahr darauf wurde die neue Kaserne an der Dresdner Straße bezogen. Bei einem Manöverpatrouillenritt durch die Elbe ertranken am 12. September 1911 9 Ulanen bei Posta. Auch hier wurde vom Regiment ein Gedenkstein errichtet. Kriegseinsätze Deutsch-Französischer Krieg 1870/71 Am 29. Juli 1870 wurde das Regiment in Döbeln verladen und fuhr über Leipzig, Halberstadt, Paderborn und Wetzlar nach Mosbach am Rhein, wo es am 31. Juli 1870 eintraf. Nach der „Ordre de bataille“ bildete das 17er Ulanenregiment mit den Gardereitern die 23. Kavalleriebrigade unter Generalmajor Krug von Nidda, die mit der 24. Kavalleriebrigade unter Generalmajor Senfft von Pilsach die 12. Kavalleriedivision ausmachte. Die Führung derselben hatte Gen.Lt. Graf zur Lippe. Sie gehörte dem 12. Armeekorps an, das zunächst mit dem 9. Armeekorps die Reserve der 2. Armee bildete. Diese stand unter dem Befehl des Prinzen Friedrich Karl und war fast 200.000 Mann stark. Die 1. Armee (60.000 Mann) sammelte bei Koblenz unter dem Befehl des Generals von Steinmetz, die 3. Armee unter dem preußischen Kronprinzen Friedrich zog sich bei Mannheim zusammen (130.000 Mann). Sie stieß am 4. August 1870 bei Weißenburg (Elsass) auf den Feind und siegte bei Wörth (Elsass) am 6. August 1870. Am selben Tag schlugen Teile der 1. und 2. Armee die Franzosen bei Spichern. Daraufhin zog sich der französische General MacMahon mit seinen Truppen (französische Rheinarmee) in sein Lager bei Châlons-sur-Marne zurück. Die erhoffte Entscheidung war dadurch vereitelt worden, aber trotzdem waren die deutschen Siege von großer Bedeutung. Napoleon III. gab den Oberbefehl an Marschall Bazaine ab, und dieser versuchte, die Rheinarmee von Metz nach Châlons zu führen. Das wurde durch die Schlachten bei Columbey (14. August 1870), Mars-la-Tour/Vionville (16. August 1870), Gravelotte am 18. August 1870 vereitelt. General Bazaine wurde von der 1. und 2. Armee in Metz eingeschlossen. Aus dem Gardekorps, dem IV. und XII. Armeekorps und der 5. und 6. Kavalleriedivision wurde die 4. (Maas)-Armee unter dem sächsischen Kronprinzen Albert gebildet. An diesem Kämpfen hatte das Ulanenregiment nur geringen Anteil. Sein Vormarsch ging von Mosbach über Heidesheim, Alzey nach Langmeil, wo am 5. und 8. August 1870 der Weißenburger Sieg bekannt wurde, weiter über Ramstein nach Homburg, wo der preußische König die Truppen besichtigte. Am 9. August 1870 wurde bei Habkirchen (Saarland) und Frauenberg (Lothringen) die französische Grenze überschritten. Dann ging es über Fremersdorf, Thionville in die Gegend von Solque, Secours und Achatelle, die das Regiment erst 1914 wiedersah. Am 16. August 1870 wurde die Mosel bei Pont-à-Mousson überschritten. Auf ihrem westlichen Ufer begann die eigentliche Kriegsarbeit: Vorpostenstellung zwischen Buxerulles und Heudicour Patrouillendienst nach St. Mihiel Kämpfe um die Festung Metz Hier gehörte das Ulanenregiment nach der Einschließung der Franzosen in der Festung der Maasarmee an, die mit ihrer 3. Armee ins Innere Frankreichs vorrückte. Man hoffte, den Feind in Chalons oder vor Paris zu treffen. Jedoch hatte sich General MacMahon am 21. August 1870 auf Befehl der Pariser Regierung nach Norden gewandt, um sich mit der Armee von Marschall Bazaine zu vereinigen. Dies wurde von den Deutschen durch die Schlachten bei Beaumont und Sedan vereitelt. Nach der Gefangennahme des französischen Kaisers Napoléon III. bei Sedan wurde in Paris die Republik ausgerufen. Der Krieg ging jedoch weiter. Am 23. August 1870 hatte die Maasarmee ihren Vormarsch auf Chalons begonnen. Die Division marschierte über Haudiomont, einen vergeblichen Handstreich auf Verdun wagend, nach Dieue. Von der Patrouillenarbeit rief sie am 26. August 1870 der Befehl, den Nordmarsch über Varennes anzutreten, ab. Die Streifen der Ulanen und der Gardereiter trafen schon am Nachmittag des gleichen Tages gegen 4 Uhr auf feindliche Truppen bei Grand Pre und Buzanch. Das Regiment kam bis Bayonvisse. Die Ulanen verfolgten die zurückgehenden französischen Truppen und entdeckten ein feindliches Lager in der Gegend von Beaumont. Dies führte zur Schlacht vom 30. August 1870. Hierbei kam es zu dem berühmten Bravourstück von Douzy. Danach wurde das Regiment in den Norden von Paris zurückbeordert und zur Bekämpfung des Bandenunwesens, der Sicherung der Verpflegung, der Bewachung von Bahnen und Brücken, zur Ausführung von Strafexpeditionen und später zur Bekämpfung der französischen Nordarmee verwendet. Das geschah im Raum Compiègne, Beauvais, Creil, und Etrepagny. Inzwischen hatte sich die Kriegslage verändert. Durch die Übergabe von Metz am 27. Oktober 1870 wurden die Belagerungstruppen frei. Die 2. Armee zog nach der Loire ab, die 1. Armee unter General Manteuffel ging gegen die französische Nordarmee vor. Diese hatten sich bei Lille, Amiens und Rouen gesammelt. Am 20. November 1870 hatte die 12. Kavalleriedivision die Verbindung mit der 1. Armee hergestellt. Sie hatte dann die an der Epte stehende Abteilung Prinz Albrecht Sohn abzulösen. Die 17er Ulanen sicherten in der Linie Gisors – Dangu – St. Claire. Am 28. November 1879 drängten 40.000 Mann der bei Rouen stehenden Franzosen unter General Briand nach Süden. Die Angriffe häuften sich; dabei hatten die Ulanen sehr unter dem Verrat der Bewohner zu leiden, die ihren Landsleuten Stärke und Aufstellungen der deutschen Truppen übermittelten. Um die Angriffslust des Feindes zu zügeln, wurden zwei Kolonnen nach Norden entsandt. Bei dieser Gelegenheit kam es zu dem in der Regimentsgeschichte berüchtigten nächtlichen Überfall von Etrepagny (30. November 1870). Hierbei hatte die 2. Eskadron 12 Tote, 12 Verwundete und 18 Vermisste zu beklagen. Der Gesamtverlust in der Division betrug in dieser Nacht 6 Offiziere, 159 Mann und 70 Pferde. Die Gefallenen wurden am 1. Dezember 1870 in Gisors beerdigt. Die Bewohner von Etrepagny wurden vertrieben und die Stadt angezündet. Am 5. Dezember 1870 besetzte die 1. Armee Rouen. Die Ulanen waren abkömmlich und nach dem Osten in Marsch gesetzt worden. Hier erreichten sie am 15. Dezember 1870 Conziegne und kamen in die Gegend von Nohon. Nachdem dort die feindlichen Truppen vertrieben waren, wurden sie nach Beauvais zurückgezogen. Am 25. Dezember 1870 marschierten sie über St. Just und Roye in die Gegend von St. Quentin, wo heftige Kämpfe entbrannten. Dabei kamen sie auch in Orte, die die Deutschen erst 1916 in der Sommeschlacht wiedersahen. Anfang Februar 1871 wurden die 17er Ulanen in Compiègne in das Ruhequartier gelegt. Am 25. Februar 1871 fand die Truppenparade vor Kronprinz Albert statt. Der März 1871 brachte den Vorfrieden; die Truppen hatten aber bis zur Zahlung eines Teiles der Kriegsentschädigung Nordostfrankreich besetzt zu halten. Am 9. Juni 1871 erfolgte der Rückmarsch über Gissone, Varennes, Verdun, Metz und Forbach nach Frankfurt, wo es am 3. Juli 1871 verladen wurde. Von dort fuhr das Ulanenregiment 17 über Fulda, Erfurt, Leipzig bis Priestewitz, um in der Nähe Quartier zu beziehen. Am 8. Juli 1871 marschierte es nach Dresden, um anderentags an der großen Parade vor König Johann teilzunehmen. Die Rückkehr und der Einzug in Oschatz geschah am 13. Juli 1871. Erster Weltkrieg Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges befand sich das Ulanenregiment 17 als Grenzsicherung im Westen (Lothringen) des Deutschen Reiches im Verband der 8. Kavalleriedivision. Diese bestand aus der 23. Kavalleriebrigade mit dem Gardereiterregiment und den Oschatzer Ulanen. Nach der Herauslösung aus der Division wurde das Ulanenregiment 17 zuerst im Osten eingesetzt. Lediglich die 4. Eskadron verblieb in der „Kaiser-Franz-Joseph“-Kaserne und wurde Ersatzabteilung für das Regiment. Hier wurde sie am 1. April 1917 zum 50-jährigen Bestehen des Regiments zum letzten Mal auf dem Neumarkt in Oschatz fotografiert. Das Regiment machte den Vormarsch auf Riga mit und wurde dann in Kavallerienachrichtenabteilungen aufgegliedert. Neues Einsatzgebiet war ab 1916 die Halbinsel Krim. Hier dienten Teile des Regiments als Standorttruppe mit Garnisonen in Odessa und Poti. Eine weitere Aufgabe der Kavallerienachrichtenabteilungen war die Instandhaltung der Indu-Leitung (Fernsprechkabel), die von England nach Kalkutta führte. Bei der Stationierung am Schwarzen Meer standen Teile des Ulanenregiment 17 vor fast unlösbaren logistischen Problemen. Eine Versorgung mit Lebensmitteln aus der Heimat war ausgeschlossen. So wurde das Regiment zum Selbstversorger. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, improvisierte das Regiment und stellte entsprechend ausgebildete Reiter zur Sicherstellung der Verpflegung ab. So entstanden in Regimentsregie eine Bäckerei, eine Fleischerei und ein kompletter landwirtschaftlicher Betrieb mit Geflügel, Schweinen und Rindern. Tauschhandel mit der Bevölkerung versorgte das Regiment mit Pferdefutter, Obst, Zucker, Spirituosen und Tabak. Nach dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk am 3. März 1918 brachen ruhige Zeiten für die Reiter des Regiments an. Rittmeister Wilhelm (Willy) Noack berichtete sechzig Jahre später von urlaubsähnlichen Dienstbedingungen. Rittmeister Noack führte seine Kavallerienachrichtenabteilungen als längste Ulanenfernpatrouille von Odessa am Schwarzen Meer in die sächsische Heimat zurück. Sie beschlagnahmten Güterzüge (gemäß Haager Landkriegsordnung) und fuhren zuerst Richtung Norden. Mit Streckenspringen, also dem Überwinden von schienenlosen Gegenden zu Pferde, und Gefechten mit feindlich eingestellten Soldaten, besonders in Ungarn, erreichten 278 Reiter des Ulanenregiments 17 am 24. Dezember 1918 Dresden. 1. Einsatz in Russland Am 31. August kam der Marschbefehl zur Verlegung nach Osten. Vom Verladebahnhof Peltre bei Metz ging es in 78stündiger Fahrt auf die 1400 km lange Strecke, die die Kavalleristen über Saarbrücken, Worms, Frankfurt am Main, Bebra, Leipzig, Falkenberg, Posen, Bromberg, Dirschau, Marienburg nach Maldeuten führte. Auftrag war, die russische Nordarmee, die unter dem Kommando von General Rennenkampf stand und auf der Linie Wehlau-Angerburg-Arysö vorgerückt war, zu vernichten. Aufmarsch und Angriff Von ihrer weit zurückliegenden Entladestation wurde die 8. Kavalleriedivision herangezogen. Die Oschatzer Ulanen marschierten vom 5. bis 8. September 1914 über Mohrungen, Liebstadt, Seeburg, Rhein zum Löwentinsee, wo es zu ersten Kampfhandlungen mit russischen Kräften kam. Nach der Zerschlagung der Narewarmee bei Tannenberg ging es darum, die rückwärtigen Verbindungen der russischen Armee zu zerstören. Die 2. und 5. Eskadron ging über Arys auf Lyck vor. Gegen Mittag des 10. September 1914 ritten die Reiter des Ulanenreg. 17 in Lyck ein. „Der erste deutsche Soldat, der am Morgen des 10. September in das zum 2. Mal von den Russen befreite Lyck einzog, war ein Oschatzer Ulan. Wohl noch nie ist eine deutsche Patrouille – so heißt es in einem Brief eines Lyckers – nach Verjagung der Russen mit solch einem Jubel empfangen wurden, wie der sächsische Ulan aus Oschatz, der als erster deutscher Soldat nach der Russenherrschaft wieder in Lyck einzog.“ – Leipziger Neueste Nachrichten Die Deutschen verfolgten die fliehenden Russen, denn Rennenkampf wollte kein zweites Tannenberg erleben. In zahlreichen Patrouillengefechten lernten die deutschen Reiter die sehr gewandte russische Rückzugstaktik kennen. Wiederum waren es Ulanen, die am 10. September 1914 abends als erste deutsche Truppen in Goldap einritten. Am Südrand der Rominter Heide ging es weiter, und am 12. September 1914 überquerten die Ulanen bei Wisstyniec die russische Grenze. Das Attackengelände des russischen Karabinierregiments wurde am 13. September 1914 überquert. Nach verlustreichen Gefechten waren die Ulanen zum Rückzug gezwungen. Die Patrouille des Lt. d. Reserve Franz Herschel fing die zurückgehenden Kavalleristen ab und ritt mit ihnen die Attacke von Sumski. Die Gefechtsstärke des Regimentes war von 570 auf 389 Mann gesunken. Die Einheit wurde daraufhin nach Darkehmen verlegt. Am 23. September 1914 ging es über Allenstein, Thorn, Gnesen, Kreuzburg nach Lublinitz, um den Österreichern zu helfen, die von überlegenen russischen Kräften zurückgedrängt worden waren. Die 8. Kavalleriedivision sammelte sich bei Tschenstochau. Der neue Auftrag lautete, die feindliche Kavallerie bei Łódź anzugreifen. „Marsch und Patrouillenritte waren auf den grundlosen, matschigen Wegen außerordentlich aufreibend. Die Pferde fielen um wie die Fliegen. Darum gelang es auch nicht, die nach Warschau zurückflutenden Russen abzufangen“ – Oberleutnant W. Noack über die Verlegung von Radomsk nach Petrikau Schlacht um Warschau Am 12. Oktober 1914 stand das Regiment 25 km vor Warschau. Die 8. Kavalleriedivision hatte den Auftrag, den Utrala-Abschnitt, also die linke Flanke der Armee, zu halten. Da die russische Armee aber mit solch großer Masse angriff, brachen die Deutschen die Schlacht um Warschau ab. Das Ul.Reg. 17 setzte sich unbemerkt vom Feinde ab und ging nach Südwesten zurück. In Łódź gab es dann am 27. Oktober 1914 zum ersten Mal eine Ruhepause für die Ulanen. Die Gefechtsstärke betrug nur noch 200 von ehemals 434 Mann. Auffrischung und Vormarsch auf Riga Die folgende Zeit verbrachte das Regiment, um sich nach den schweren Verlusten neu zu formieren. Von der Ersatzabteilung des Regiments, das in der Heimat von der 4. Eskadron vertreten wurde, waren neue Reiter eingetroffen. Allerdings waren die Kavalleristen auf Selbstversorgung angewiesen. Das Problem löste sich mit ergiebigen „Jagdstreifen“ in das ehemalige Jagdrevier der Zaren in Spała. Erneutes Einsatzgebiet waren die Stellungen hinter Bzura und Rawka. Hier hatte ein fünf Monate dauernder Stellungskrieg begonnen, wobei die Ortschaft Godzianow die Garnison bzw. den Regimentsgefechtsstand bildete. Am 24. Mai 1915 wurden die Oschatzer Ulanen durch Landsturmtruppen ersetzt, das Regiment wurde nach Rogow verladen und neu organisiert. Nach der Verladung fuhr das Regiment über Skierniewice, Lowlez, Kulno, Thorn, Dirschau, Elbing, Königsberg, nach Memel, wo es am 16. Juni 1915 eintraf. Nachdem die Einheit erst zur Windau vorgegangen war, wurde es beim Angriff auf die Njemenarmee eingesetzt. Bei Dobeln wurde die Windau durchfurtet und am 1. August 1915 östlich der Stadt Mitau ein Sperrriegel errichtet. Ein neuer Vormarsch brachte die 17er Ulanen bis zur Düna. Nach der Besetzung der Dünastellung von Dübena bis Menkenhof wurden Teile des Regiments am 26. Oktober 1915 in die Heimat versetzt. Es handelte sich hierbei um insgesamt 126 Reiter aus Teilen der 1., 3., und 5., Eskadronen. Die restlichen Verbände des Ulanenregimentes besetzten vom 26. Dezember 1916 bis 24. März 1917 die Schilestellung. Mitte März brach die russische Revolution aus, die den Krieg aber nicht beendete. Die Bolschewiki führten die Friedensverhandlungen so schleppend, dass die Deutschen den Vormarsch wieder aufnahmen. Livland und Estland wurden besetzt. Das Ulanenregiment verließ die Küstenstellungen, um in den livländischen Kreisen Wenden, Wolmar und Lemsal für Ordnung und Ruhe zu sorgen. Es hatte die Wälder und Dörfer von feindlichen Soldaten zu säubern. Die Novemberrevolution in Deutschland machte sich im Regiment wenig bemerkbar. Jede Eskadron wählte 2 Vertrauensleute. Die Kavalleristen bewachten dann die Bahnlinie bei Sluzk. Dieser Wachdienst war die letzte Aufgabe des Ulanenregimentes 17 in Russland und geschah zu der Zeit, als sich ihre nach Odessa und Poti abgestellten Kameraden auf dem Rückmarsch in die Heimat befanden. Am 20. Januar 1919 begann der Abtransport in die Heimat, der am 23. Januar mit dem Eintreffen des Regimentes in Oschatz endete. Hier wurde auch die Wiedervereinigung mit den Nachrichtenabteilungen vollzogen. 2. Einsatz in Russland Einsatz als Kavallerienachrichtentruppe Nach Eintreffen der aus Russland heimkehrenden Regimentsteile wurde vom 5. November 1915 bis 22. Februar 1916 eine Kavallerienachrichtentruppe geschaffen. Diese wurde bis zum 4. Mai 1916 ausgebildet, verstärkt und anschließend nach Odessa am Schwarzen Meer in Marsch gesetzt. Die Fahrt über Ungarn und Weißrussland bis in die neuen Standorte dauerte ca. zwei Wochen. Verladen in Eisenbahnzügen, trafen am 20. Mai 1916 die Einheiten mit ihrem Beritt ein. Sie verstärkten die in den Standorten Odessa und Poti stationierten Heeresteile. Ihr neuer Auftrag war die Instandsetzung und Sicherung der Indu-Telefon- und Telegrafenleitung, die als Fernkabel von England nach Kalkutta ging. Da die Nachrichtenabteilungen jedoch von jeglicher Versorgung aus der Heimat abgeschnitten waren, gingen sie zur Selbstversorgung über und errichteten zur Eigenversorgung einen landwirtschaftlichen Betrieb. Dieser brachte soviel Überschuss, dass die Reiter einen lebhaften Tauschhandel mit der einheimischen Bevölkerung betrieben. Bis zum November 1917 verbrachten die Reiter urlaubsähnliche Tage an der Schwarzmeerküste. Dann setzte sich in Russland die zweite bolschewistische Revolution durch. Nach dem Waffenstillstand von Brest-Litowsk richteten sich die Reiter der Nachrichtenabteilung für einen längeren Aufenthalt ein. Heimaturlaub gab es für die Soldaten nicht, er war auf Grund der Entfernung zu Deutschland nicht zu bewerkstelligen. Ulanenfernpatrouille Nach dem Waffenstillstand am 9. November 1918 wurde am 12. November der Rückmarschbefehl in die Heimat gegeben. Auf sich alleine gestellt, mussten die Ulanen selbst für Transportraum sorgen. „Für die Planung dieses Vorhabens brauchten wir Offiziere volle zwei Tage. Viele waren der Meinung, dass dies keinesfalls zu schaffen sei. Wir stellten uns von vornherein auf Improvisation ein. Meine Einheit, die fast ausschließlich aus Männern der 1. Eskadron bestand, hatte den Vormarsch auf Riga mitgemacht und den anhaltenden Stellungskrieg bei Rawka. Sie wollten nach Hause, besonders deshalb, weil die Nachrichten, die uns von dort erreichten, besorgniserregend waren.“ – Rittmeister Willy Noack Das Regiment fuhr mit requirierten Güterzügen und kam durch Weißrussland fast ohne Schwierigkeiten; reitend und fahrend erreichten sie Ungarn. Das ehemalige Königreich der k. und k. Monarchie befand sich in voller Aufruhr. Oftmals mussten die Kavalleristen von ihren Schusswaffen Gebrauch machen, um ihr Leben zu retten. Über Prag reitend, erreichte die Nachrichtenabteilung unter Führung von Rittmeister Noack am 24. Dezember 1918 Dresden. Dort wurde sie sofort zur Aufrechterhaltung von Ordnung und Sicherheit eingesetzt. Einsatz als Ordnungskräfte Als in sich geschlossener militärischer Verband gingen die Nachrichtenabteilungen des Regimentes im Auftrag der provisorischen sächsischen Landesregierung (USPD) gegen Plünderungen und Mord vor. Der Einsatzbefehl Nr. IV/Abs. 5 vom 24. Dezember 1918 sah die Beendigung von krimineller Bandentätigkeit in der Dresdner Heide vor. Einige Angehörige des Ulanenregiments Nr. 17 wurden in die reguläre Polizei übernommen. Im Gegensatz zu anderen Kavallerieregimentern konnte kein Nachweis erbracht werden, dass sich ehemalige Angehörige des Regiments Freikorps angeschlossen haben. Im Gegensatz zu den Soldaten des Gen.Lt. Georg Maercker („Bluthund von Ebert“), der am 9. April 1919 ein Blutbad unter Zivilisten in Magdeburg anrichtete, war die Aktion des Ulanenregiments 17 rein polizeilich. Nach der Umgliederung in ein Kavallerienachrichtenregiment (1916) besaßen die in Dresden eingesetzten Teile des 1. Kgl.Sächs. Ulanenreg. Nr. 17 fast keine schweren Waffen mehr. In den Abteilungen des Ulanenregimentes 17, die als Nachrichtentruppe eingesetzt waren, sowie in den Verbänden des Regimentes, das im Nordosten Russlands gekämpft hatte, hatten sich keine Auflösungserscheinungen, bedingt durch die Revolutionswirren, gezeigt. Die Reiter des Ulanenregiments Nr. 17 kamen als in sich geschlossener militärischer Verband in die sächsische Heimat zurück. Diese Soldaten ließen nicht zu, dass man ihren Offizieren die Schulterstücke herunterriss, wie anderorts in vielen Einheiten geschehen, sondern schossen sofort. Auf die sprichwörtliche „Ulanentreue“ angesprochen, winkte Rittmeister a. D. Willy Noack in einem 1977 geführten Interview ab: „Es war vielmehr so, dass 4 Jahre Kriegseinsatz die Mannschaften des Regimentes an ihre Offiziere gebunden hatte, die mit ihnen alles geteilt hatten. Im Gegensatz zu anderen militärischen Einheiten, wurde bei der Kavallerie nicht aus der Tiefe, also von zurückliegenden Gefechtsständen geführt, sondern die Offiziere führten vorne am Kampfgeschehen. Die Reiter akzeptierten daher ihre Offiziere, die sie kannten und waren nicht bereit einer Utopie nachzulaufen. Zum anderen hatten wir die Schnauze voll vom Krieg und waren über die Zustände in unserer Heimat schockiert. Wir verstanden uns nach dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches nur noch als sächsische Soldaten.“ – Rittmeister Willy Noack, „Lebenserinnerungen 1977“ Als „Rote Soldaten“ die nach Dresden zurückgekehrten Mannschaften und Unterführer der Nachrichtenabteilungen aufforderten, ihre Offiziere zu entwaffnen und auszuliefern, Maschinengewehre aufbauten und in Stellung gingen, bildeten 200 Reiter ein Karree um ihre Offiziere und sagten: „Na dann holt mal schön.“ (so geschehen am 24. Dezember 1918). Im Gegenzug entwaffneten nun die Ulanen die Aufrührer und wurden von der provisorischen Landesregierung als selbständige „Polizeikräfte“ eingesetzt. „Bei den Lagebesprechungen mit der Polizeiführung, die nur noch über schwache, schlechtbewaffnete Kräfte verfügte und mit der Stadtverwaltung war klar, dass im Zuge der „Revolution“ „Privatrechnungen“ beglichen wurden. Mord,Plünderung und Straftaten aus niedrigsten Beweggründen traten zutage. So spielten wir die Feuerwehr für die Exekutive, die kurioserweise politisch links, also sozialdemokratisch orientiert war. Mit Verhandlungen konnte man diesen Zuständen kaum Abhilfe schaffen. So bildeten wir berittene Patrouillen die unverhofft auftauchten, den Gegner in geordnetem Feuerkampf niederrungen und festsetzten. Hierzu bekamen wir Unterstützung von Teilen eines Landwehrbataillons, das aber nicht in die Kämpfe eingreifen konnte, da es schlecht ausgebildet war. Wir setzten sie daher zur Bewachung der Gefangenen ein. Die Rädelsführer erhielten in den 1920er Jahren hohe Gefängnisstrafen. Ich selbst habe 1923 vor dem Landgericht Dresden, sowie 1924 vor dem Militärgericht Potsdam zu diesen Dingen ausgesagt.“ – Rittmeister a.D. Willy Noack Das Ende und die Auflösung 1919 Unter dem Kommando von Oberst von der Wense rückte das Regiment am 28. Januar 1919 in der Garnison Oschatz ein. Das Regiment wurde mit den in Dresden eingesetzten Teilen zum 31. Januar 1919 auf dem Truppenübungsplatz Königsbrück bei Dresden aufgelöst. Die verwaltungsmäßige Abwicklung (Kaserne, Liegenschaften, Bekleidungskammer und Ausrüstungen) wurden unter der Leitung von Regierungsoberrat Habermann, Major S.von Haugk sowie den ehemaligen Ressortunteroffizieren vom 1. April 1919 bis Ende 1919 getätigt. Vom Wachtmeister aufwärts wurde den Angehörigen gestattet, ihre persönlichen Waffen (Pistole und Säbel) zu behalten. Ein weiteres Problem brachte die Abwicklung des Beritts mit sich. Das Regiment verfügte in voller Kriegsstärke über fast 600 Pferde, die Remonte mitgerechnet. Fast alle Pferde wurden von ortsansässigen Schlachtern gekauft. Nur wenige entgingen ihrem Schicksal. Eines davon war „Nihilist“, das Pferd des Rittmeisters Willy Noack, der einfach nicht einsehen wollte, warum er seinen Kameraden, der ihn von Frankreich bis nach Riga, vom Memelland bis Odessa am Schwarzen Meer und wieder zurück in die sächsische Heimat begleitet hatte, im Stich lassen sollte. Für die Summe von 45 Reichsmark, zahlbar an die Abwicklungsstelle des Regimentes, ging er mit seinem Pferd ins Zivilleben. „Nihilist“ ist 1932 29-jährig im wohlverdienten Ruhestand, den er bei der Familie des Rttm. a.D Noack verbringen durfte, friedlich gestorben. Bewaffnung ab 1900 Lever Action Karabiner M 1895 – Winchester Der letzte vom Konstrukteur John Browning geschaffene Winchester Lever Action Karabiner ist das Modell 1895. Es war gekennzeichnet durch das neue Kastenmagazin und die Verwendung von rauchlosem Nitropulver. Somit konnten auch Hochgeschwindigkeitspatronen verschossen werden. Die bei den Oschatzer Ulanen verwendete Waffe besaß das Kaliber 30-06. Sie besaß einen Unterhebel (Lever Action) war wesentlich leichter als der Karabiner K 98 konnte in einem Sattelschuh geführt werden und war einhändig zu repetieren. Der größte Einzelkunde war neben dem Deutschen Reich (ca. 8.000 Stück) die Regierung des zaristischen Russlands mit über 295.000 Exemplaren, die allerdings im russischen Kaliber 7,62 mm eingerichtet waren. Diese Waffen wurden 1915–16 vertragsgemäß gebaut und versahen im Ersten Weltkrieg ihren Dienst. Hier ist auch der Grund zu sehen, weshalb die Kavallerie des Deutschen Reiches, nach Bekanntwerden des Liefervertrages an Russland, nicht mit dieser Waffe ausgerüstet wurde. Die Waffen aus der Lieferung für das russische Zarenreich wurden in Belgien bei der FN (Fabrique National) Lüttich in Lizenz gebaut. Die Lauflänge für den Russlandauftrag lag bei 36 Inches (91 cm). Die Lauflänge für das Deutsche Kaiserreich bei 22 Inches (56 cm). Deutsche Armeepistole 08 Beim deutschen Heer und der kaiserlichen Marine wurden noch 1897 die letzten Reichsrevolver M 79 und M 83 ausgegeben. Dies geschah, obwohl der königlich-preußischen Gewehrprüfungskommission in Berlin-Spandau (G.P.K.) bekannt war, dass die veralteten Schwarzpulverrevolver ausgemustert werden sollten und als Ersatz dafür nur eine Selbstladepistole in Frage kam. Die Kommission prüfte ab 1895 verschiedene Konstruktionen darunter die Borchardt-Pistole der Berliner Firma Ludwig Löwe & Cie. Diese Waffe funktionierte einwandfrei verschoss aber Patronen in den Kalibern 7,63 mm bis 7,8 mm, deren Mannstoppwirkung aber militärisch unzureichend erschien. Die Borchardt-Pistole hatte aber ein zu hohes Gewicht, einen steilen Griffwinkel und ein ausladendes Rückholfedergehäuse, das sperrig war. Der Entwickler der Waffe, Hugo Borchardt, lehnte aber Änderungen an seiner Waffe kategorisch ab. Als die Firma Löwe 1897 in die Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken in Berlin (DWM) aufging, erhielt Georg Luger (1849–1923) den Auftrag, die Borchardt-Pistole unter Beibehaltung des verriegelten Kniegelenkverschlusses grundlegend zu überarbeiten. Der aus Tirol stammende Ingenieur arbeitete seit 1891 für Löwe und kannte als ehemaliger k.u.k. Landwehrleutnant die Erfordernisse an eine militärische Pistole. Er konstruierte den Verschluss um, indem er die Verlängerung des hinteren Kniegelenkes nicht mehr gegen eine Umlenkfläche laufen ließ, sondern gegen eine Steuerkurve am hinteren Pistolenrahmen. Durch die Verlegung der Rückholfeder in den Griffrücken und die Stellung des Griffstücks in einem idealen Winkel zur Seelenachse des Laufes erhielt die neu gestaltete Pistole die ideale Grundform aller Parabellum-Pistolen. Georg Luger ließ sich seine Veränderungen patentieren. Im Ausland ist diese Pistole seitdem unter dem Namen Luger, in Deutschland als Parabellum bekannt. Die USA kauften im April 1900 1.000 Stück zur Truppenerprobung bei der Kavallerie. Wegen der unzureichenden Mannstoppwirkung wurde diese aber nicht eingeführt. Stattdessen wurde die Coltpistole M1911 A1 im Kal. 45 ACP, auch als „Government“ bekannt, eingeführt. Um die Waffe beim deutschen Heer einzuführen, erarbeitete der bei der G.P.K. seit 1901 der für Pistolenfragen zuständige bayerische Oberleutnant Adolf Fischer (1869–1938) Änderungsvorschläge. Alle wesentlichen Detailänderungen an Pistole und Patrone gehen auf die Zusammenarbeit zwischen Luger und Fischer zurück. Auf Anraten Fischers weitete Luger den flaschenförmigen Hals der 7,65er Hülse auf 9mm. So entstand die Patrone 9 mm Parabellum, die heute als 9 mm Luger oder als 9mm x 19 bezeichnet wird. Die offizielle Bezeichnung für die Pistole sind für die Marine „Pistole 1904“ und für das Heer „Pistole 08“, sowie „Lange Pistole 08“. Eine Bezeichnung „Marine 08“ hat es nie gegeben. Die etatmäßige Beschaffung der Pistolen war durch den Reichshaushalt 1904/05 geregelt. Der Reichshaushalt betrug insgesamt 2,9 Milliarden Mark, davon entfielen auf den Unterhalt und Neuanschaffungen des Heeres 800 Millionen (Gold)Mark. So kostete die Pistole einschließlich Holster und 2 Ersatzmagazinen 43,75 Mark. Herausragende Durchschlagskraft bei geringem Rückstoß und ein störungsfreier Gebrauch zeichneten diese Waffe aus. Man muss den Wert der Goldmark zum Euro mit 50 multiplizieren, um eine ungefähre Relation zur heutigen Kaufkraft herzustellen. Kavalleriesäbel-M92 Der Säbel kam aus dem Orient nach Europa. Sein charakteristischstes Merkmal ist die gekrümmte Klinge. Die Krümmung der Klinge ermöglicht, dass sie beim Hieb durch die Wunde gezogen werden kann und diese durch den Schnitt noch vertieft. Der Pallasch stellte eine Besonderheit dar, dieser besaß ein Säbelgriffstück bei gerader Klinge. Vom Jahr 1764 an waren alle berittenen Einheiten der sächsischen Armee mit einem Säbel ausgerüstet, den die Soldaten auf Grund seines Gewichtes und seiner relativen Unhandlichkeit als „Fleischhauer“ bezeichneten. Sein Griffstück besaß einen Handschutz, der es als Korb umschloss. Das Königreich Sachsen beachtete bei der Ausrüstung der Kavallerie mit Hiebwaffen die Regel, dass die schwere Kavallerie mit Pallaschen, die Husaren und auch die Ulanen mit einem Säbel ausgerüstet waren. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die gesamten berittenen Verbände der sächsischen Armee mit einem einheitlichen Säbeltyp ausgerüstet. Der sächsische Kavalleriesäbel M92 ging aus dem gleichnamigen preußischen Vorbild hervor. Die leicht gekrümmte, einschneidige Klinge ist in ihrem unteren Drittel zweischneidig mit beidseitiger in der Klingenmitte gelegene Hohlkehle und bestand aus Damaszenerstahl. Der Säbel wurde 1892 bei den Ulanen eingeführt und löste das Vorgängermodelle M86 und M89 ab, die schwerer zu handhaben waren. Das Modell M92 wurde in zwei Modifikationen hergestellt, eine für Mannschaften und eine für das Offizierskorps. In der Offiziersversion war die Klinge auf beiden Seiten ihres oberen Teils und auf dem Rücken mit einem geätzten und vergoldeten Dekor versehen. Auf der Außenseite findet man bei der Version des M92, den ab 1904 hergestellten Waffen, unter der Königskrone die Herrscherinitialien FA des sächsischen Königs Friedrich August III. (1865–1932 reg. von 1904 bis 1918), auf der Innenseite in einer vergoldeten Kartusche das sächsische Rautewappen mit zwei Löwen, die einen Schild und die Königskrone halten. Der Holzgriff ist mit Schlangenhaut überzogen und mit gedrehtem Messingdraht umwickelt. Die Offiziersversion wurde vom Eigentümer selbst bezahlt, vom Zeugamt Dresden für den Träger hergestellt und auf Wunsch mit seinen Initialen versehen. Offiziersrangliste in Regimentsaufstellung Regimentskommandeure 1867–1874 Generalleutnant Centurius Wilhelm August Bernhard von Miltitz 1874–1878 Oberst Ernst Bernhard Graf Vitzthum von Eckstädt 1878–1880 Oberstleutnant Karl Albert Edler von der Planitz 1880–1883 Oberst Kurt Heinrich Alerius Hildebrand von Einsiedel 1883–1889 Oberst Friedrich Leopold von Polenz 1889–1892 Oberst Georg Hans August von Schimpff 1892–1894 Oberst Adolph Karl Enoch von Stieglitz 1894–1899 Generalleutnant Philipp von Haugk 1899–1902 Oberst Freiherr von Stein zu Lausnitz 1902–1904 Generalmajor Hermann Freiherr von Salza und Lichtenau 1904–1909 Generalmajor Hans Dedo Freiherr von Milkau 1909–1911 Oberstleutnant Georg Wolf Henning von Arnim Major von Schönberg (stv.) Lt. Mosig von Aehrenfeld (Adjutant) 1911–1914 Generalmajor Arthur Bernhard Gustav Wilke Freiherr von Bodenhausen 1914–1915 Oberst Dr. Hans Georg Walter von Mangoldt-Gaudlitz 1915–28. Januar 1919 Oberst Ernst August von der Wense (Ernennung zum Reg.Kdr. am 1. Juli 1915, Beförderung zum Oberst am 30. November 1917 und gleichzeitig zum 1. Adjutant des Mobilen Generalkommandos 19, rückte mit diesem ins Felde.) Offiziere und Unterführer der Eskadronen (Stand: 1911–1914) I. Eskadron Eskadronschef: Rittmeister Kraus Stv. Eskadronchef: Oberleutnant von Minckwitz Innendienstleiter / Eskadronswachtmeister: Wachtmeister Klausch Technische Dienste: Waffenmeisterei: Feldwebelleutnant Heye Regimentssattlerei: Wachtmeister Opitz Pferdeausbildung: Wachtmeister Friedrich Schmitz; am 1. Januar 1915 zum Leutnant befördert; gefallen am 12. Juni 1915 in Russland Zugführer: 1. Zug: Oberleutnant von Minckwitz 2. Zug: Leutnant Wilhelm (Willy) Noack; zugleich Regimentsausbildungsoffizier II. Eskadron Eskadronschef: Rittmeister Bayer Stv.Eskdrchef: Lt.Siegfried von Haugk Innendienstleiter/Eskadronswachtmeister: Wmstr.Reißig später: Wmstr.Pohle Zugführer: 1. Zug: Lt. S. von Haugk 2. Zug: unbekannt III. Eskadron Eskadronschef: Rittmeister von Pape Stv.Eskdrchef: Lt. Walther von Haugk Innendienstleiter/Eskadronswachtmeister: Wmstr. Freudenberg Zugführer: 1. Zug: Lt. W. von Haugk 2. Zug: Lt. Friedrich Kirchner IV. Eskadron Eskadronschef: Rittmeister Graf von Castell-Castell Stv.Eskdrchef: Lt. von Ehrenstein Innendienstleiter/Eskadronswachtmeister: Wmstr. Kind Zugführer: 1. Zug: Lt. von Ehrenstein/Lt.v.Arnim 2. Zug: Lt.Helmut Faber (1914 degradiert und zur Infanterie versetzt) später: Lt.Stresemann V. Eskadron Eskadronschef: Rittmeister von Schönberg-Rotschönberg Stv.Eskdrchef: Olt. von Bocksberg Innendienstleiter/Eskadronwachtmeister: Wmstr. Ulrich Zugführer: 1. Zug: Olt. von Bocksberg/Lt.Kirschner 2. Zug: Olt von der Decken/Lt. Frhr. Heinz von Luttiz Regimentsärzte Oberstarzt: Dr. Wichmann Oberstabsvet.: Dr. Blumentritt Stabsvet.: Dr. Jenischen Oberveterinär: Stütze Regimentsbeamte Verwaltung: Oberzahlmeister Pohle Verwaltungsoberinspektor Habermann Proviantamtsinspektor Schulze Proviantamtsmeister Eichler Technische Dienste: Regimentssattlerei: Wmstr. Opitz/Firma Kettner Waffenmeisterei: Feldwebelleutnant Heye Dienstgradbezeichnungen der kgl. sächsischen Kavallerie Mannschaften: Reiter (Rt) Oberreiter (ORt) Obergefreiter (OGefr) Unteroffiziere: Korporal (Korp) Sergeant (Sgt) Portepeeunteroffiziere: Wachtmeister (Wmstr) Oberwachtmeister (OWmstr) Hauptwachtmeister (HWmstr) Offiziere: Feldwebelleutnant (FwLt) -aus dem Unteroffizierstand befördert ohne Aufstiegsmöglichkeiten Leutnant (Lt)/ Oberleutnant (OLt) Rittmeister (Rttm) Garnisonsgeschichten aus der Ulanenzeit Nachfolgende Begebenheiten haben sich während der Stationierung des 1.Kgl.Sächs.Ul.Reg.17 und danach tatsächlich ereignet und sind heute noch in Teilen der Bevölkerung präsent. Geschichten um Graf von Luckner genannt: Der „Rote Graf“ Konversation mit langem Tischbesteck Feldwebelleutnant Heye, der Chef der Regimentswaffenmeisterei, war im Zivilberuf Büchsenmacher. Er verstand sich auf die Herstellung von Blankwaffen und deren Handhabung wie kein zweiter. Er trainierte auch in den Abendstunden in der Reithalle Fechten im freien Stil mit dem schweren Kavalleriesäbel M 92, den er für seine Handhabung leicht abgewandelt hatte. Die Klinge seines Säbels besaß eine Schneide, die hauchdünn, aber nachgehärtet war. Ein besonderes Kunststück, das er aber nur im engsten Kreise zeigte, bestand darin, eine brennende Kerze von etwa 5 cm Durchmesser mit dem Säbel so zu durchschlagen, dass beide Teile aufeinander stehen blieben und die Flamme nicht verlöschte. Dieses Kunststück hatte er von einem Artisten vom Zirkus Sarrasani in Dresden gelernt, und gekonnt verblüffte er seine Zuschauer immer wieder aufs Neue. Eines Samstag Abends ritten er und ein Kamerad der 1. Eskadron Offiziersstreife in Oschatz, als sie vom Gendarmen angehalten und auf eine Schlägerei im Gasthaus „Zum Schwanen“ hingewiesen wurden. Dort angekommen, gerieten sie in die handfeste Auseinandersetzung zwischen mehreren Soldaten einer Landwehreinheit, die sich mit dem Seitengewehr Achtung verschaffen wollten. Feldwebelleutnant Heye zog seinen Säbel aus dem Sattel, ritt mit dem Pferd ins Lokal und erklärte den verblüfften Landwehrsoldaten die Festnahme. Diese gewannen allerdings nach kurzer Verwunderung die Fassung wieder und drohten nun ihrerseits dem Offizier. Heye fackelte nicht lange, sondern durchschlug mit der blanken Waffe eine brennende Kerze, die unter der Decke hing. Das fruchtete. Die Soldaten waren augenblicklich nüchtern. Im Nachhinein, so erzählte man sich in Oschatz, haben sich die Soldaten allerdings bei ihrer Festnahme an den Hals gegriffen, wohl zur Kontrolle ob noch alles fest wäre. Überlassen Sie das Denken Ihrem Pferd, das hat den größeren Kopf In der 1. Eskadron versah im Jahre 1914 ein Wachtmeister Friedrich Schmitz seinen Dienst, der deutschstämmig jahrelang in den USA gelebt und dort in der US-Kavallerie gedient hatte. Dieser Schmitz war nicht nur bei seinen Kameraden beliebt, sondern auch bei den Offizieren des Regiments. Er verstand sich vortrefflich auf die Pferdeausbildung und stand in dem Ansehen, auch das unreitbarste Pferd ausbilden zu können. Das sprach sich schnell herum. Die Zahl seiner Bewunderer wuchs genauso schnell wie die der Neider. Einer dieser Neider war Leutnant Helmut Faber, Zugführer der 4. Eskadron. Die Pferdeausbildung wurde eskadronsweise vollzogen und so kam es, dass Wachtmeister Schmitz in die 4. Eskadron kommandiert wurde. Eines Tages gerieten er und Leutnant Faber so aneinander, dass Faber den erfahrenen Kavalleristen anschrie: „… und Sie überlassen das Denken in Zukunft Ihrem Pferd, das hat den größeren Kopf. Das ist ein Befehl, verstanden?!!“ Kurze Zeit später rückte die 4. Eskadron zu einer Gefechtsübung in die Dresdner Heide aus. Am Abend diskutierten die Offiziere im Königsbrücker Offizierskasino über Taktik der Kavallerie, auch über die anderer Staaten. Der Adjutant seiner königlichen Majestät war zugegen und zur Klärung einer Frage wurde Wachtmeister Schmitz ins Kasino bestellt. Man stellte ihm die Frage, die nur er aufgrund seiner Dienstzeit in der US-Kavallerie beantworten konnte. Wachtmeister Schmitz antwortete, da wisse er nur wenig Bescheid. Darauf Rittmeister Graf von Castell-Castell: „Dann denken Sie doch mal scharf nach.“ Antwort Wachtmeister Schmitz: „Mit Verlaub. Herr Rittmeister, auf ausdrücklichen Befehl von Herrn Leutnant Faber, darf das Denken, was meine Person betrifft, nur von meinem Pferd ausgeführt werden.“ Die Reaktion seitens der Offiziere ist nicht überliefert. Ulanentreue Stadtquartiere Bis zur Fertigstellung des ersten Kasernenkomplexes waren der Stab und 3 Eskadrons in Bürger- und Stadtquartieren untergebracht. Die Offiziere des Regimentes hatten sich in Oschatz im Gasthof „Zum Löwen“ und in Riesa im Restaurant zur „Elbterrasse“ jeweils ein Kasino eingerichtet. Während des Bestehens des Regimentes wohnten alle Offiziere ab Rittmeister aufwärts in Stadtquartieren. Große Kaserne (Fiskalische Kaserne I) Seit 21. November 1891 Kaiser-Franz-Joseph-Kaserne. Der 1870 begonnene Bau dieser Kaserne war bis zum Einrücken des Regimentes am 13. Juli 1871 in Oschatz bis auf das Mannschaftsgebäude fertiggestellt. Somit musste die 2. und 4. Eskadron aus dem ehemaligen Standort Riesa zeitweilig in Stadtquartieren der Stadt Oschatz untergebracht werden. Die Belegung der Kaserne erfolgte noch im Jahr 1871. Auf Anordnung des Regimentskommandeurs fand am 1. Juli 1882 ein Quartierwechsel innerhalb des Regimentes statt. Die bisher in der Kaserne einquartierte 2. und 4. Eskadron bezog Stadtquartiere und die 1. und 3. Eskadron belegte die Kaserne. König Georg-Kaserne (Gemietete Kaserne II) Der auch als „Gadegast-Kaserne“ bezeichnete Bau ist durch den Erbauer und Eigentümer des Grundstückes, dem Oschatzer Rittergutsbesitzer Gadegast, bekannt geworden. In den Jahren 1901 und 1902 entstanden ein Mannschaftsgebäude, ein Stallgebäude, ein Reithaus, eine Beschlagschmiede, ein Wagenschuppen und ein Kammergebäude. In diesem Komplex war die 5. Eskadron untergebracht. König Friedrich August-Kaserne (Fiskalische Kaserne III) In den Jahren 1909 bis 1911 wurden für die 2. Eskadron ein Mannschaftsgebäude, ein Stallgebäude, ein Reithaus, ein Wagenschuppen und eine Beschlagschmiede mit der Waffenmeisterwerkstatt unmittelbar an das Grundstück der König Georg-Kaserne errichtet. Prinz Albert-Kaserne (Fiskalische Kaserne IV) Für die 4. Eskadron wurde noch bis 1913 der 4. und damit letzte Bauabschnitt der Kasernenbauten für das 1. Königlich Sächsische Ulanenregiment Nr. 17 vollendet. Es entstanden ein Mannschaftsgebäude, ein Stallgebäude, ein Schuppen für Friedensgeräte, eine Schmiede und ein Reithaus. Garnisonslazarett Am Rand des Oschatzer Stadtzentrums kaufte 1870 der Reichsmilitärfiskus den ehemaligen Spinnereibetrieb aus Privatbesitz auf und nach den notwendigen Umbauten entstand darin das Lazarett. Das Objekt ist heute leerstehend unter Seminarstraße 20 zu finden. Alte Wache In der Sporerstraße 1 unmittelbar am Neumarkt übernahmen schrittweise ab 1867 bis 1899 die Ulanen das Gebäude. Danach wurde nur noch die Wache im Erdgeschoss bis 1912 genutzt. Reithäuser im Stadtgebiet In der Reithausstraße wurde anfänglich das Reithaus durch die Ulanen genutzt. Mit dem Bau der Reithäuser in den Kasernen zog die Oschatzer Feuerwehr in das Gebäude ein. In der Theodor-Körner-Straße entstand ein weiteres Reithaus für das Regiment. Dieses Gebäude ist heute ebenfalls noch in privater Nutzung. Nach 1919 wurden alle Einrichtungen des Regimentes einer zivilen Nutzung zugeführt. Nur die Fiskalischen Kasernen III und IV wurden weiter militärisch genutzt. Franz Joseph I. (* 18. August 1830 in Wien-Schönbrunn; † 21. November 1916 ebenda) aus dem Haus Habsburg-Lothringen, war Kaiser von Österreich sowie Apostolischer König von Ungarn 1848–1916. Sein Name in den anderen Sprachen der Donaumonarchie: Francesco Giuseppe (italienisch), František Josef (tschechisch), I. Ferenc József (ungarisch), František Jozef I (slowakisch), Franciszek Józef (polnisch), Franjo Josip (kroatisch), Franc Jožef (slowenisch), Francisc Iosif (rumänisch), Franc Josyp I (ruthenisch/ukrainisch). Leben Franz Joseph Karl von Habsburg wurde am 18. August 1830 um 9:45 Uhr als Sohn von Erzherzog Franz Karl, dem jüngeren Sohn von Kaiser Franz I., und Prinzessin Sophie von Bayern in Wien geboren. Während der Niederschlagung der Märzrevolution von 1848, durch den Rücktritt seines Onkels Ferdinand I. und den Thronverzicht seines Vaters wurde er bereits mit 18 Jahren neuer Kaiser von Österreich. Von Anfang an sah er seine Hauptaufgabe darin, eine weitere Revolution zu verhindern und stützte sich dabei hauptsächlich auf das Militär (Armee und Kriegsmarine) und die Kirche. Kaum eine Darstellung zeigt ihn anders als in der Uniform des Obersten Kriegsherrn. 1853 überlebte Franz Joseph ein Attentat und lernte in seiner Sommerresidenz in Ischl seine erst 16jährige Cousine Elisabeth kennen. Elisabeth war die zweite Tochter von Herzog Max Joseph in Bayern und Ludovika Wilhelmine, Tochter des bayerischen Königs Maximilian I. und Schwester von Franz Josephs Mutter Sophie. Eigentlich war zwischen den Müttern vereinbart, dass Elisabeths ältere Schwester Helene die Aufmerksamkeit des 23jährigen Franz Joseph I. gewinnen sollte. Statt dessen verliebte sich Franz Joseph in Elisabeth, die er am 24. April 1854 in Wien heiratete. In kurzer Zeit kamen drei Kinder zur Welt: Sophie (1855-1857), Gisela (1856-1932) und Kronprinz Rudolf (1858-1889). Elisabeth wurde jedoch jeder Einfluss auf die Erziehung ihrer ersten drei Kinder verweigert. 1868 wurde ihr viertes Kind Marie-Valerie (1868-1924) geboren. Kaiser Franz Joseph hielt den Kronprinzen Rudolf von allen Staatsgeschäften fern. Nachdem Rudolf seine streng militärische Ausbildung - erst nach mehreren Interventionen seiner Mutter Elisabeth beim Kaiser - abbrechen durfte, widmete er sich naturwissenschaftlichen Studien und arbeitete an Brehms Tierleben mit. Er war auch als Journalist in der liberalen Presse tätig, natürlich anonym und ohne Wissen seines Vaters. Auf Druck des Kaisers heiratete er 1881 Prinzessin Stephanie, Tochter des belgischen Königs Leopold II.. Der Ehe entstammte eine Tochter, Elisabeth, geboren 1883. Kronprinz Rudolf starb am 30. Jänner 1889 durch Suizid. Das Recht der Thronfolge ging nach dem Tod von Franz Josephs Brüdern, Maximilian (dem glücklosen Kaiser von Mexiko) im Jahre 1867 und Erzherzog Karl Ludwig im Jahre 1896, auf den Sohn des Letztgenannten, Erzherzog Franz Ferdinand über. Franz Ferdinands Kinder waren jedoch nicht erbberechtigt, da er mit Sophie Chotek, Reichsgräfin von Hohenberg verheiratet war, die zwar dem tschechischen Uradel entstammte, aber dem Kaiserhaus nicht ebenbürtig war. Nach dem Tod ihres Sohnes Rudolf reiste Kaiserin Elisabeth ziel- und ruhelos in Europa umher. Am 10. September 1898 wurde sie in Genf von einem Attentäter, Luigi Lucheni, mit einer Feile ermordet. Das 60-Jahres-Jubiläum des Regierungsantritts Franz Josephs wurde im Jahre 1908 in der gesamten Monarchie noch gebührend gefeiert. Am 28. Juni 1914 erlebte der Kaiser jedoch auch noch den gewaltsamen Tod seines Thronfolgers Franz Ferdinand. In Sarajevo wurden der Thronfolger und seine Frau in ihrem Automobil von einem serbischen Attentäter erschossen. Das Ultimatum an das Königreich Serbien zur Auslieferung der Hintermänner des Attentats und die darauf folgende Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien lösten am 28. Juli 1914 den „großen Krieg” (später Erster Weltkrieg genannt) aus. Zwei Jahre später verstarb der 86jährige Franz Joseph I. mitten im Krieg am 21. November 1916. Die pompösen Begräbnisfeierlichkeiten wurden vom Krieg überschattet und dem sich anbahnenden Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie, des Vielvölkerstaates, der vom Kaiser zusammengehalten worden war. Sein Nachfolger Karl I. regierte nur noch zwei Jahre bis zum Ende des zu einem Weltkrieg ausgedehnten großen Krieges 1918. Politik Innenpolitik Die nach der Regierungsübernahme von Kaiser Franz Joseph I. (im Revolutionsjahr 1848) am 4. März 1849 erlassene Reichsverfassung (Oktroyierte Märzverfassung) wurde nie voll durchgeführt und am 31. Dezember 1851 mit den "Silvesterpatenten" gänzlich abgeschafft. Von nun an regierte der junge Kaiser wieder absolutistisch und entschieden zentralistisch. Erst die Niederlage 1859 gegen Napoléon III. von Frankreich und die Truppen Piemont-Sardiniens in der blutigen Schlacht von Solferino und Magenta, bei der Franz Joseph selbst den Oberbefehl übernommen hatte, bereitete den Weg für Verfassungsreformen: es folgten 1860 das Oktoberdiplom und 1861 das Februarpatent, die - gegen den Widerstand Franz Josephs - die Rückkehr zu konstitutionellen Verhältnissen einleiteten. Die Niederlage gegen Preußen 1866 brachte Franz Joseph nach zähem Ringen zum Österreichisch-Ungarischen Ausgleich, durch den eine Realunion der beiden Reichsteile entstand. Am 8. Juni 1867 wurde Franz Joseph in Budapest zum Apostolischen König von Ungarn gekrönt, wobei der Doppelstaat Österreich-Ungarn entstand. Die nicht-ungarischen (cisleithanischen, d.h. diesseits des Flusses Leitha liegenden) Länder erzielten am 21. Dezember 1867 eine konstitutionelle Verfassung (Dezemberverfassung). An dieser Verfassung hielt Franz Joseph bis zu seinem Tod fest - alle Reformpläne (auch die seines designierten Nachfolgers Franz Ferdinand) lehnte er ab. Vor allem seine Reformunfähigkeit gab den Unabhängigkeitsbestrebungen der Völkerschaften seines Reiches neue Nahrung und führten schließlich nach seinem Tod und nach dem verlorenen Krieg zum Zerfall des Vielvölkerstaates. Außenpolitik Außenpolitisch gab es während der Regierungszeit Kaiser Franz Josephs I. eine Serie kleiner Siege und große militärische Niederlagen. Im italienischen Krieg gegen Napoléon III. und vor allem Sardinien-Piemont wurden seine Soldaten aus Italien vertrieben; nach der Niederlage im österreichisch-preußischen Krieg 1866 schieden die Habsburger aus der gesamtdeutschen Politik aus. Militärische Leistungen wie Tegetthoffs Sieg in der Seeschlacht von Lissa blieben bedeutungslos. Nach 1879 lehnte sich die Habsburger Monarchie eng an das 1871 neu gegründete Deutsche Kaiserreich an, wodurch es zwar einen mächtigen Verbündeten (etwa in Balkanfragen) bekam, gleichzeitig aber in die kommenden Bündnissysteme (vor 1914) verstrickt wurde. 1878 wurde Bosnien von den Truppen der k.u.k. Monarchie besetzt, 1908 annektiert. Die politischen Verstrickungen auf dem Balkan, gemeinsam mit den Automatismen der Bündnispolitik, brachten 1914 auch das Verhängnis eines zweiten europäischen Großkrieges, der sich zum (ersten) Weltkrieg ausdehnte. Ohne den Krieg aktiv betrieben zu haben, setzte Franz Joseph doch seine Unterschrift unter die Kriegserklärung an Serbien, wodurch die ungelösten Nationalitätenprobleme seines Vielvölkerreiches, das er mit großer Zähigkeit bislang vor dem Untergang bewahrt hatte, unbeherrschbar wurden und sein Reich zuletzt unterging. Kultur und Wirtschaft Besonders der wirtschaftliche Aufschwung der Donaumonarchie ist mit der Ära Franz Josephs I. verbunden, dessen Namen nach wie vor auf vielen Wiener Prachtbauten aus dieser Zeit als Inschrift zu lesen ist. Nach der Schleifung der mittelalterlichen Stadtbefestigungen Wiens auf Anordnung des Kaisers war Platz für eine die gesamte Innenstadt umfassende Prachtstraße, der Ringstraße geworden, die heute noch lebendiges Zeugnis seiner Epoche ist. Unter seiner Regentschaft blühte die Geisteskultur in Österreich-Ungarn wie nie zuvor und nie danach, ohne dass der Monarch freilich - im Gegensatz zu seinem Sohn Kronprinz Rudolf - aktiv an diesen kulturellen und intellektuellen Strömungen, die ihm völlig fremd blieben, Anteil genommen hätte. Der Suizid des Architekten Van der Nüll, Miterbauer der Wiener Oper, als Reaktion auf eine Kritik des Kaisers, veranlasste Franz Joseph, zu kulturellen Angelegenheiten nur noch sehr zurückhaltend Stellung zu nehmen. Es heißt, der Kaiser habe sich bei allen möglichen kulturellen Anlässen nur noch mit der stereotypen Phrase: „Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut!“ geäußert. Die Zurückhaltung des Kaisers erlaubte es dem Architekten Adolf Loos, genau gegenüber dem barocken inneren Burgtor der kaiserlichen Hofburg im Jahre 1910 sein umstrittenes erstes schmuck- und ornamentloses Wohnhaus zu bauen. Franz Joseph soll die Hofburg seit damals stets durch andere Tore verlassen haben. Der Kaiser und der Film Obwohl Kaiser Franz Joseph technischen Neuerungen grundsätzlich skeptisch bis ablehnend gegenüberstand, hatte er vom Film eine positive Meinung - wohl in Anerkennung des großen Werbe- und Propagandapotentials dieses vor allem unter der einfachen Bevölkerung besonders beliebten Mediums. So ließ er sich häufig von - vorerst jedoch nur französischen Operateuren - bei seinen Aktivitäten filmen: Etwa bei den „Kaisermanövern“ mit seinem reichsdeutschen Pendant Kaiser Wilhelm in Mähren 1909, bei der Gamsjagd im selben Jahr in Bad Ischl, bei der Hochzeit von Thronfolger Karl 1911 in Schwarzau, oder auch an der Adria-Ausstellung 1913 in Wien. 1911 berichtete die Kinematographische Rundschau über ein Vorkommnis bei einer Rede des Kaisers an seinem 81. Geburtstag, an der auch ein Operateur der Oesterreichisch-Ungarischen Kinoindustrie, wie die Wiener Kunstfilm-Industrie damals noch hieß, anwesend war. Er stellte seinen Aufnahmeapparat nahe an den Kaiser, wurde jedoch von einem Mann des Gefolges aufgrund des Knarrens des Apparates aufgefordert, während der Rede des Kaisers nicht zu filmen. „Kaiser Franz Joseph hörte es, faßte den Herrn des Gefolges beim Arm und sagte, so daß es der Operateur hören konnte: ‚Lassen Sie den Mann nur seine Arbeit verrichten, mich stört es nicht!‘ Der Operateur drehte weiter, und als der Kaiser geschlossen, winkte er dem Kinematographen freundlich zu.“ Als der Kaiser 1916 starb, entstand der letzte große „Hofbericht“ aus der Monarchie. Sascha Kolowrat-Krakowsky filmte das Begräbnis für die Wiener Kinos. 1993 stellte das Österreichische Filmarchiv unter dem Titel „k.u.k.: Kaiser und Kinematographie“ eine 3-stündige Aneinanderreihung sämtlicher Aufnahmen von Kaiser Franz Joseph zusammen. Darunter auch Aufnahmen von seiner „Reise durch Bosnien und die Herzegowina“ im Jahr 1910, wo unter anderem christliche und muslimische Kinder gemeinsam beim friedlichen Vorbeigehen an einem Aufnahmeort zu sehen sind. Einschätzung und Legendenbildung Kaiser Franz Joseph ist bis heute in der Geschichtsschreibung eine äußerst zwiespältige Figur. In seiner Anfangszeit nach der Revolution von 1848 unpopulär bis zur Verhasstheit, wurde er (nicht zuletzt in Ungarn) mit dem repressiven Säbelregiment des Nachmärz assoziiert. Die gesellschaftlichen und geistigen Entwicklungen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gingen an ihm vorbei (letzteres in auffälligem Kontrast zu seinen kunstinteressierten Vorfahren) und die liberalen Reformen nach 1859 geschahen gegen seine innere Überzeugung. Nach historischer Meinung wäre, neben dem erfolgten Ausgleich mit Ungarn, auch ein Ausgleich mit Böhmen notwendig gewesen, um den Fortbestand der Monarchie zu sichern. Der Wirtschaftsfachmann Ernest von Koerber, Ministerpräsident 1900-1904, formulierte seine Einschätzung so: Der Kaiser hat Österreich zweimal unendlich geschadet - einmal durch seine Jugend und einmal durch sein Alter. Dagegen wurde der Kaiser schon zu Lebzeiten zu einer teilweise mit nostalgischem Flair umwobenen Figur (so etwa bei Joseph Roth in seinem Roman Radetzkymarsch), nicht zuletzt auch wegen der Beziehung zu seiner Frau Elisabeth (bekannter unter ihrem Kosenamen Sisi, im Film ”Sissi” genannt) und dem Briefwechsel mit der Schauspielerin Katharina Schratt, mit der er schon zu Lebzeiten seiner Frau eine lange Beziehung pflegte - übrigens auf Elisabeths Initiative hin. Seine Schicksalsschläge (1867 Hinrichtung seines Bruders Maximilian in Mexiko, 1889 Suizid seines Sohnes Kronprinz Rudolf, 1898 Ermordung seiner Frau Elisabeth, 1914 die Ermordung seines Neffen und Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand und dessen Frau beim Attentat von Sarajewo) ließen ihn in den Augen seiner Untertanen als einen Mann erscheinen, der stoisch ein schweres Schicksal trug. "Mir bleibt auch nichts erspart!" soll der Kaiser nach dem Bekanntwerden des Attentats auf seine Frau, Kaiserin Elisabeth, gesagt haben. In den letzten Jahren seiner Herrschaft wurde er, auch aufgrund seines äußeren Erscheinungsbildes, mehr und mehr als gütiger älterer Herr gesehen. Dieses Bild wird heute am häufigsten mit seiner Person in Verbindung gebracht. Gegenüber den nach 1900 überbordenden Nationalitätenkonflikten wirkte er als eine Instanz der Bewahrung und des Zusammenhalts. Nachkommen Erzherzogin Sophie Friederike (1855-1857) Erzherzogin Gisela (1856-1932) ∞ 1873 mit Prinz Leopold von Bayern, Sohn von Prinzregent Luitpold von Bayern und dessen Gattin Erzherzogin Auguste Ferdinande von Österreich Kronprinz Rudolf (1858-1889) ∞ 1881 mit Prinzessin Stephanie, Tochter von König Leopold II. und dessen Gattin Erzherzogin Marie Henriette von Österreich Erzherzogin Marie Valerie (1868-1924) ∞ 1890 mit Franz Salvator von Österreich-Toskana, Sohn von Erzherzog Karl Salvator von Österreich-Toskana und dessen Gattin Prinzessin Maria Immaculata von Neapel-Sizilien Sozialhistorische Annotationen Die Gesellschaftspyramide gipfelte in der sozialen Rolle des Kaisers als sakrosankter, fast religiös überhöhter Spitze. „Der höchste Beamte war Gott. Gott aber war eine unsichtbare Instanz, zu der nur ein indirekter Dienstweg ... beschreitbar war. Gott trug weder eine Zivildienst- noch eine Militäruniform. Seine k.u.k. Apostolische Majestät, der Kaiser in Wien, trug als nächster im Range eine Generalsuniform mit Eichenlaub am Kragen, wodurch er sich von der anderen Generalität unterschied. Vom Kaiser ging die Leiter ununterbrochen abwärts ...“ (Franz Werfel, Abituriententag) Die Ausbildung hierarchischer Strukturen wird sozialpsychologisch teilweise mit der These erklärt, dass ein Kind, nachdem es erkannt hat, „wie beschränkt tatsächlich die Allmacht des Vaters ist,“ oft nicht anders kann, als sich „immer wieder einen neuen Vater zu suchen: Im Lehrer, im Pfarrer, im Bürgermeister, in Königen und Kaisern. Mit einer gewissen Regelmäßigkeit wird das Vaterbild auf mehrere Personen aufgeteilt, wobei die furchterregenden Eigenschaften in einer den Erziehern wohlbekannten und den meisten erwünschten Wahl auf den Polizeimann, Flurwächter und sonstige Amtspersonen übertragen werden.“ Kaiser Franz Joseph war das Bindeglied zwischen der aus der christlichen Trinität stammenden göttlichen Vatergestalt und den menschlichen Vätern: „Gott und Kaiser haben die besondere Stellung in der Vaterreihe gemeinsam, dass man ihnen anhängt, ohne sich mit ihnen zu messen und ihre Höhe erreichen zu wollen ... Das Kind hat das Verlangen, von einem ... Wesen abzuhängen, dessen Größe, Macht und Wissen ihm absolute Sicherheit und Schutz gewähren. Der Wunsch nach einem solchen Vater lässt eben den wirklichen Vater fallen und bleibt als Bedingung für die Wahl der Vatergestalten. Er schafft die Intensität der Verehrung und Abhängigkeit für die späteren Autoritäten, als letztes irdisches Abbild, für den König und Kaiser. Der Sicherheitsgewinn der uralten Wunscherfüllung, die in der tiefsten Seele das Paradies der Kindheit mit seinem unvergleichlichen Vater bewahrte, erhielt sich trotz der Kritik des Verstandes.“ (Paul Federn, Zur Psychologie der Revolution) In der Gesellschaft zählte, wie unter anderem Stefan Zweig anschaulich berichtet, der ältere, reife Mann, weniger der jugendliche. Das Greisenhafte des alten Kaisers verstärkte die mythische Weihe seiner Patriarchenrolle. „Vom Alter zu Boden gedrückt und des nahen Endes bewußt, verschlossen in seiner Einsamkeit ... scheint der Kaiser ... die heroische Mediocritas zu verkörpern.“ (Claudio Magris, Der Habsburgische Mythos) Die gesellschaftlich institutionalisierte Vaterrolle des Kaisers wurde durch individuelle Züge höchst wirksam ergänzt. Franz Joseph präsentierte sich als statische, leidgeprüfte Gestalt, die „mit der zwangsneurotischen Pedanterie einer Maschine“ am Schreibtisch saß, Akten studierte und unterschrieb, meint Erwin Ringel. „Der Mann wurde schon in der Kindheit durch seine Mutter und die Erziehung vernichtet, hat dann 68 Jahre regiert, (und) hat in dieser überlangen Zeit keine einzige konstruktive Idee gehabt ... “ Diese Diagnose resultiert aus des Kaisers Pessimismus und dem Wissen um die eigene Erfolglosigkeit, jedoch gepaart mit Pflichterfüllung bis zuletzt und dem Wunsch, mit Ehren zugrunde zu gehen, ferner der „Scheu vor Entscheidungen, Reformen und Veränderungen.“ Drang nicht manches davon auch in die Verwaltung ein, die zwar tüchtig administrierte, aber vor allem in der Spätzeit der Epoche die Verwaltungsmaschinerie ohne élan vital, ohne wirkliche Zukunftsperspektiven dahinwerkeln ließ Die Österreichisch-Ungarische Monarchie, auch bekannt als Donaumonarchie und Doppelmonarchie, war ein Vielvölkerstaat in Mittel- und Südosteuropa, der nach dem Umbau des Kaisertums Österreich zu einer Doppelmonarchie auf der Grundlage des österreichisch-ungarischen Ausgleiches vom 8. Juni 1867 bis zum 31. Oktober 1918 (Austritt Ungarns aus der Realunion) bestand. Sie setzte sich aus zwei Staaten zusammen: aus den „im Reichsrat vertretenen Königreichen und Ländern“, offiziös Cisleithanien (erst ab 1915 amtlich Österreich genannt), und den „Ländern der heiligen ungarischen Stephanskrone“. Hinzu kam 1878 das gemeinsam verwaltete Bosnien-Herzegowina. Die verfassungsrechtlichen Ausgleichsvereinbarungen sicherten im Sinne einer Realunion die Gleichberechtigung der beiden (Teil-)Staaten im Verhältnis zueinander. Gemeinsames Staatsoberhaupt war der Kaiser von Österreich und Apostolische König von Ungarn aus dem Haus Habsburg-Lothringen. Von 1867 bis 1916 regierte Franz Joseph I., danach bis 1918 Karl I./IV. Mit einer Fläche von 676.615 km² und 52,8 Mio. Menschen (1914) war Österreich-Ungarn, flächenmäßig nach Russland, der zweitgrößte und von seiner Bevölkerungszahl, nach Russland und dem Deutschen Reich, der drittgrößte Staat Europas. Sein damaliges Staatsgebiet umfasst die heutigen Staaten Österreich, Ungarn, Tschechien, Slowakei, Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Teile des heutigen Rumäniens, Montenegros, Polens, der Ukraine, Italiens, und Serbiens. Namen 1868 legte der Kaiser und König den Staatsnamen Österreichisch-Ungarische Monarchie förmlich fest. Alternativ wird Österreich-Ungarn auch als k. u. k. Monarchie bezeichnet (kaiserliche und königliche Monarchie). Da die Donau den Doppelstaat auf einer Länge von etwa 1.300 km durchfloss und seinen Hauptstrom bildete, spricht man auch von der Donaumonarchie. Wegen der staatsrechtlichen Konstruktion der beiden Reichsteile ist ebenso die Bezeichnung Doppelmonarchie gebräuchlich; mit dem kaiserlichen Doppeladler, den die Ungarn nicht führten, hat dies nichts zu tun. Das kaiserliche Österreich wurde offiziell bis 1915 meist die im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder genannt, inoffiziell in der Politiker- und Juristensprache auch Cisleithanien. Das königliche Ungarn firmierte amtlich als die Länder der heiligen ungarischen Stephanskrone, inoffiziell auch als Transleithanien. In der Literatur wurde das kaiserliche Österreich auch als „Kakanien“ bezeichnet – ein Ausdruck, der aus dem Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“ von Robert Musil stammt und sich aus dem für die cisleithanische Reichshälfte verwendeten Kürzel k. k. ableitete. Geschichte Der Weg zum österreichisch-ungarischen Ausgleich (1848–1867) Die Wurzeln der Österreichisch-Ungarischen Monarchie liegen in der Auseinandersetzung des Kaisertums Österreich mit dem Königreich Preußen um die Vorherrschaft im Deutschen Bund, der am 8. Juni 1815 mit Österreich als Präsidialmacht gegründet worden war. Österreich war für Preußen das Haupthindernis in der vom überregionalen Deutschen Nationalverein gestützten Kleindeutschen Lösung, die einen Zusammenschluss der Länder des Deutschen Bundes unter der Führung Preußens unter gleichzeitigem Ausschluss Österreichs vorsah. Diese Auseinandersetzung wurde am 3. Juli 1866 in der Schlacht bei Königgrätz („Deutscher Krieg“) zu Gunsten Preußens entschieden. Die für das Kaisertum Österreich gravierendste Folge dieses Krieges war die Isolierung durch die erzwungene Trennung von den deutschen Staaten. Dieser Schwächung der Deutschen in Österreich stand eine Stärkung der Stellung der demographisch dominierenden nichtdeutschen Nationalitäten gegenüber, die das Zerbrechen des schon 1848 schwer erschütterten Vielvölkerstaates befürchten ließ. Um diese Gefahr zu verringern, musste das Kaiserhaus vor allem das Verhältnis zu den herrschenden Schichten Ungarns entspannen. Die aus der Sicht der Habsburger aufständischen Ungarn konnten im Jahr 1849 nur mit Unterstützung Russlands besiegt werden. Mit der Hinrichtung des gemäßigten ehemaligen Ministerpräsidenten Lajos Batthyány und mehrerer seiner Mitstreiter hatte der 20-jährige Kaiser Franz Joseph I. 1850 allerdings eine Kluft aufgerissen, die durch die Abtrennung der Wojwodina, Kroatiens, Slawoniens und Siebenbürgens sowie die Unterstellung Restungarns unter die Militärverwaltung Erzherzog Albrechts nur vertieft wurde. Mit der Befreiung der Bauern hatte das Haus Habsburg den ungarischen Adel als eigentlichen Entscheidungsträger des Landes endgültig gegen sich aufgebracht. Er reagierte mit passiver Resistenz in Form von Ämter- und Steuerverweigerung, was eine permanente Truppenpräsenz erforderlich machte. Als Positivum dieser Adelsvorrechte reduzierenden und Segregationswünsche unterdrückenden Phase sind, neben der Bauernbefreiung die Modernisierung des Schulwesens, das Ende der Patrimonialgerichtsbarkeit und die Einführung des österreichischen Strafgesetzbuches zu nennen. Die Konfrontation wurde schließlich auch durch den wirtschaftlichen Aufschwung gedämpft, eine substantielle Annäherung war jedoch erst 1865 mit der Wiedereinberufung des ungarischen Landtages und der Zusage der weitgehenden Restitution der ungarischen Verfassung von 1848 durch die kaiserliche Regierung erfolgt. Weitere Schritte waren dringend nötig. Die Ausgleichsverhandlungen mit den Ungarn standen unter dem Zeichen widerstrebender magyarischer Meinungen. Der im Exil lebende geistige Führer der ungarischen Revolution Lajos Kossuth und seine beträchtliche Anhängerschaft im Lande votierten für die Loslösung von Österreich, ein Ausgleich wäre (gemäß Kossuth) der „Tod der Nation“ und würde dem Land das „Zugseil fremder Interessen auferlegen“. Letztendlich setzte sich jedoch die Meinung des Führers der Liberalen Ferenc Deák durch. Er führte ins Treffen, dass ein freies Ungarn mit seinen starken slawischen und deutschen Minderheiten Gefahr liefe, in die Isolation zu geraten und letztendlich zwischen Russland und Deutschland zerrieben zu werden. Ein Bündnis mit dem durch das interne Nationalitätenproblem geschwächten Österreich unter der Führung eines Monarchen, der sich im Krönungseid der ungarischen Nation verpflichtet, wäre deshalb vorzuziehen. Den Adel überzeugte er überdies mit dem Hinweis, dass der Ausgleich die Möglichkeit bieten würde, die territoriale und politische Integrität des Großgrundbesitzes zu wahren und die Herrschaft über die nichtmagyarischen Nationen Ungarns fortzusetzen. Die Verhandlungen über den Österreichisch-Ungarischen Ausgleich wurden Anfang 1867 abgeschlossen. Am 17. Februar 1867 ernannte Franz Joseph I. die neue ungarische Regierung unter Graf Andrássy. Die Wiener Verhandlungen wurden einen Tag später abgeschlossen. Am 27. Februar 1867 wurde der ungarische Reichstag wiederhergestellt. Am 15. März leistete Graf Andrássy mit seiner Regierung in Ofen Kaiser Franz Joseph I. den Treueeid. Zugleich traten die Regelungen des österreichisch-ungarischen Ausgleichs in Kraft. Das gilt als Geburtstag der Doppelmonarchie, wenn auch die Ausgleichsgesetze erst im Dezember 1867 von den Parlamenten beider Staaten beschlossen waren. Franz Joseph I. selbst wurde am 8. Juni 1867 in Buda zum König von Ungarn gekrönt. Die Doppelmonarchie 1867–1914 Franz Joseph I. war nun formal das gemeinsame konstitutionelle Staatsoberhaupt (Personalunion), unter dessen Leitung sowohl die Außenpolitik, die gemeinsame Armee und Kriegsmarine sowie die dazu nötigen Finanzen in den entsprechenden „k.u.k. Reichsministerien“ mit Sitz in Wien gemeinsam verwaltet wurden (Realunion). Alle anderen Angelegenheiten konnten Österreich und Ungarn von nun an getrennt regeln (es kam jedoch freiwillig zu einem gemeinsamen Währungs-, Wirtschafts- und Zollgebiet). Mit dem Abschluss des Ausgleichsvertrages waren jedoch keinesfalls alle Streitpunkte ausgeräumt. So hatte sich Ungarn eine Adaptierung alle zehn Jahre ausbedungen. Die Verhandlungen dazu wurden von den Ungarn vor allem mit dem Ziel der Schwächung der noch vorhandenen Bande und der Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Position gegenüber Cisleithanien geführt. Die sich jeweils über viele Monate, ja Jahre, hinziehenden Verhandlungen der entsprechenden Kommissionen schufen ein Klima der permanenten Konfrontation und belasteten das Verhältnis zwischen den beiden Reichshälften bis zur Planung eines Militäreinsatzes. Es zeigte sich, dass der Einfluss Franz Josephs I. als ungarischer König auf die ungarische Innenpolitik weit geringer war als jener auf die Regierungen in Cisleithanien als österreichischer Kaiser. Eines seiner letzten Druckmittel gegenüber den Ungarn blieb die Androhung der Einführung allgemeiner und freier Wahlen. Der Ausgleich mit Ungarn, der den Ungarn eine weitreichende staatliche Autonomie gebracht hatte, führte allerdings zum Protest anderer Nationalitäten, insbesondere der Slawen. Konkrete Forderungen nach einem ähnlichen Ausgleich wurden vor allem von den Tschechen für die Länder der böhmischen Krone (Böhmen, Mähren, Österreichisch-Schlesien) erhoben. Die unberücksichtigten Interessen anderer Nationalitäten und die ungarischen Assimilierungsversuche (z. B. die Magyarisierungspolitik in der heutigen Slowakei) führten zu ethnischen Spannungen und zu Begriffen wie „Völkerkerker“. Andererseits prosperierte die Doppelmonarchie als gemeinsamer Wirtschaftsraum mit gemeinsamer Währung. Die nichtdeutschen Nationalitäten hatten in Österreich wesentlich mehr Rechte als in Ungarn. Dies betraf vor allem den Unterricht in der Muttersprache (obwohl höhere nichtdeutsche Schulen oft erkämpft werden mussten), die Verwendung der Muttersprache bei Ämtern und Behörden (Antworten in der Sprache des Antragstellers mussten allerdings erst gesetzlich vorgeschrieben werden) und die Vertretung im Reichsrat, dem Parlament Österreichs. Diese Vertretung wurde allerdings sehr unterschiedlich genützt. Die Polen Galiziens arbeiteten – durch Steuergeschenke und Investitionen geködert – oft konstruktiv mit und stellten zeitweise k.k. Minister (Agenor Goluchowski, Alfred Józef Potocki, Kasimir Felix Badeni). Viele tschechische Politiker bestritten die Zuständigkeit des Reichsrates für die Länder der böhmischen Krone grundsätzlich, sodass dort schon früher als in anderen Kronländern die Direktwahl der Abgeordneten vorgeschrieben werden musste. Tschechische Reichsratsabgeordnete machten die Beratungen des Abgeordnetenhauses immer wieder durch Lärmorgien unmöglich (Obstruktionspolitik), worauf die Regierung dem Kaiser die Vertagung des Reichsrates vorschlug und mit provisorischen Verordnungen weiterregierte. In Ungarn waren die nichtmagyarischen Nationalitäten, die fast die Hälfte der Bevölkerung ausmachten, durch Schulgesetze und Wahlrecht diskriminiert. Im Unterschied zu Österreich, wo dies 1907 gelungen war, wurde in Ungarn bis zum Ende der Doppelmonarchie kein allgemeines Männerwahlrecht eingeführt. Vorrechte von Stand und Besitz waren in Ungarn wesentlich stärker maßgebend als in Österreich. Die herrschende Schicht Ungarns arbeitete im Rahmen ihrer politischen Möglichkeiten daran, Ungarn möglichst vollständig von Österreich unabhängig zu machen. Als der Berliner Kongress 1878 Österreich-Ungarn die Okkupation Bosniens und der Herzegowina, beide formal weiterhin Bestandteile des Osmanischen Reiches, gestattete, wollten Österreich und Ungarn das neue Verwaltungsgebiet in ihren Staat eingliedern. Die salomonische Lösung war dann, dass Bosnien und Herzegowina weder zu Cis- noch zu Transleithanien geschlagen, sondern vom gemeinsamen k.u.k. Finanzministerium verwaltet wurde. Kaiser und König Franz Joseph I. war nach dem Ausgleich penibel darauf bedacht, seine beiden Reichshälften gleich zu behandeln. Dies erstreckte sich bis zur Frage der Namensgebung für neue Schiffe der k.u.k. Kriegsmarine; Franz Joseph I. lehnte Namensvorschläge ab, die Ungarn benachteiligt hätten. Der nach dem Selbstmord von Kronprinz Rudolf 1889 designierte Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand hingegen verbarg seine Abneigung gegen die herrschende Klasse Ungarns und ihre Magyarisierungs- und Erpressungspolitik gegenüber der Krone nicht und plante in seiner Militärkanzlei (er war Generalinspektor der gesamten k.u.k. bewaffneten Macht) im Schloss Belvedere einen auf die Armee gestützten Umbau der Doppelmonarchie nach dem Tod Franz Josephs I. Sein Vorhaben, aus der Doppelmonarchie durch gleichberechtigte Beteiligung der Südslawen als drittes Staatselement (Trialismus) eine „Tripelmonarchie“ zu machen, wäre wohl nur im Bürgerkrieg mit den Ungarn zu realisieren gewesen. Außerdem hätten die dann nach wie vor benachteiligten Tschechen wohl nicht unbeteiligt zugesehen. Auf Initiative Franz Ferdinands wurden außerdem Modelle zur Umwandlung der Monarchie in einen ethnisch-föderativen Staat entworfen (Modell der „Vereinigten Staaten von Groß-Österreich“ nach Aurel Popovici), die jedoch nicht zur Realisierung kamen. 1908 brach in der Türkei die so genannte jungtürkische Revolution aus. Österreich-Ungarn wurde dadurch daran erinnert, dass Bosnien und die Herzegowina zwar von der k.u.k. Monarchie seit dreißig Jahren okkupiert und verwaltet wurden, jedoch formal Teile des Osmanischen Reiches geblieben waren. Franz Joseph I. sah nun die Chance, „Mehrer des Reiches“ zu sein, und stimmte dem Annexionsplan des k.u.k. Reichsfinanzministers zu. Der einseitige, von keiner internationalen Konferenz unterstützte Rechtsakt, das Hoheitsgebiet der k.u.k. Monarchie auf Bosnien und Herzegowina zu erstrecken, verursachte in Europa größere Unruhe („Bosnienkrise“). Dabei wurde klar, wie wenige Verbündete Österreich-Ungarn im Kriegsfall haben würde. 1908 beging Franz Joseph I. auch sein Jubiläum, 60 Jahre Kaiser von Österreich zu sein. Kaiser Wilhelm II. und fast alle Oberhäupter der deutschen Teilstaaten gratulierten aus diesem Anlass persönlich in Wien. Ungarn sah sich „nicht zu Kundgebungen veranlasst“, war Franz Joseph I. doch bis zu seiner Krönung in Ungarn 1867 als Fremdherrscher empfunden worden. In Prag und Laibach kam es 1908 zu Ausschreitungen gegen die Deutschen als herrschendes Volk des Kaisertums Österreich. Der Weg in den Krieg: Julikrise 1914 Am 28. Juni 1914 besuchten Franz Ferdinand und seine Frau Sophie Herzogin von Hohenberg Sarajevo, die Hauptstadt des 1908 annektierten Bosnien. An jenem Tag beging Serbien zum ersten Mal den Veitstag als offiziellen Staatsfeiertag, den Jahrestag der Schlacht auf dem Amselfeld, an dem 1389 die Serben vernichtend von den Türken geschlagen worden waren. Nationalisten, die ein vereintes Serbien (und somit Gebiete der Monarchie, in denen Serben lebten) forderten, empfanden den Besuch des Paares als Provokation. Während einer Autofahrt durch Sarajevo wurde das Paar von dem serbischen Attentäter Gavrilo Princip erschossen, was zu einer schwerwiegenden Staatskrise, der so genannten Julikrise, führte. Daraufhin erhielt Kaiser und König Franz Joseph ein Treuebekenntnis des deutschen Kaisers Wilhelm II., der ihm versicherte, „im Einklang mit seinen Bündnisverpflichtungen und seiner alten Freundschaft treu an der Seite Österreich-Ungarns [zu] stehen“. Dieses Treuebekenntnis, das nicht voraussetzte, dass weitreichende Entscheidungen Österreich-Ungarns vorher mit dem Deutschen Reich abgesprochen wurden, empfanden politische Beobachter als Blankoscheck. Wie weit zu diesem Zeitpunkt der europäische Krieg bereits im Kalkül der deutschen Führung lag, ist in der historischen Forschung bis heute umstritten (siehe Fischer-Kontroverse). Am 23. Juli stellte Österreich-Ungarn ein Ultimatum an Serbien, da man davon ausging, dass Serbien entscheidenden Anteil an dem Attentat hatte. Die Antwort aus Belgrad war nachgiebig und kooperativ.[1] Die Serben hatten allerdings nicht alle Bedingungen der k.u.k. Monarchie hundertprozentig akzeptiert. Österreichisch-ungarische Spitzenpolitiker und Militärs nahmen daher gern die Gelegenheit wahr, die serbische Antwort als unzureichend abzulehnen. In völliger Verkennung der Weltlage und der Schwäche der Monarchie motivierten sie den 84-jährigen Kaiser und König, der seit 48 Jahren keinen Krieg mehr zu führen gehabt hatte, zur Kriegserklärung an das südöstliche Nachbarland, die am 28. Juli erfolgte. Dies bewog Russland zur Generalmobilmachung, da sich das Zarenreich aufgrund des Panslawismus als Behüter der slawischen Völker sah und den Balkan als eigenes Einflussgebiet betrachtete. Russland erklärte Österreich-Ungarn den Krieg. Hierauf trat für das Deutsche Reich der Bündnisfall ein; das Reich trat an der Seite Österreich-Ungarns in den Krieg ein. Da Russland mit Frankreich und Großbritannien verbündet war (Entente), kamen diese beiden Russland zu Hilfe, womit der „Große Krieg“ – später Erster Weltkrieg genannt – nicht mehr aufzuhalten war. Österreich-Ungarn im Ersten Weltkrieg Italien blieb zunächst neutral. Es sah sich trotz des Bündnisses (Dreibund) mit Österreich-Ungarn und dem Deutschen Reich nicht in der Pflicht, da es ein Defensivbündnis gewesen sei und Italien die „Mittelmächte“ (womit nicht die Größe der Macht, sondern die Lage in Mitteleuropa gemeint war) für die Verantwortlichen des Kriegsausbruches hielt. Italien stellte an Österreich-Ungarn die Forderung, italienischsprachige Gebiete der k.u.k. Monarchie (Trentino, Triest, Istrien usw.) an Italien abzutreten. Österreich-Ungarn wollte allenfalls das Trentino (Welschtirol) abtreten. Deutschland erkannte die Gefahr, dass die Entente Italien in ihr Lager ziehen könnte und mahnte Österreich-Ungarn, die Forderungen Italiens anzunehmen. Die Entente versprach Italien mehr: 1915 wechselte der gewesene Bündnispartner Österreich-Ungarns die Seiten und begann in der Hoffnung, das Risorgimento abschließen und beide Küsten der Adria („mare nostro“ = „unser Meer“) beherrschen zu können, seinen Krieg gegen Österreich-Ungarn. Der Fragilität des Vielvölkerstaates zum Trotz kämpfte die österreichisch-ungarischen Armee mutig und standhaft. In Galizien war es schwer, der russischen Übermacht standzuhalten. (Vorübergehend gab es die Furcht, die Russen könnten bis Wien vordringen.) Serbien, von der Wiener „Kriegspartei“ als leichte Beute betrachtet, leistete erbitterten Widerstand und konnte erst 1915 mit deutscher Hilfe niedergerungen werden. Italien gelang es auch in zwölf (!) Isonzoschlachten (Isonzo = slowenisch Soca, Fluss nahe der heutigen Grenze zwischen Italien und Slowenien) nicht, in den angeblich „weichen Unterleib“ der k.u.k. Monarchie einzudringen; im Gegenteil, nach der 12. Schlacht rückten die österreich-ungarischen Truppen mit Unterstützung der deutschen 14. Armee bis an den Piave, weit in Italien, vor. (Ernest Hemingway, für Italien als Sanitäter im Einsatz, schrieb darüber in seinem Roman „In einem andern Land“ [„Farewell to Arms“]). Auch im Gebirgskrieg in den Dolomiten (Südtirol) blieb Italien erfolglos. Die Adria wurde eher von der k.u.k. Kriegsmarine beherrscht als von Italien. Kriegsgefangene wurden unter anderem in den im heutigen Österreich gelegenen, großen Lagern Sigmundsherberg und Feldbach fest gehalten. Große Internierungslager befanden sich in Drosendorf, Karlstein an der Thaya und Grossau. Die 1917 gehegte Hoffnung, dass der Waffenstillstand mit Russland, dem dort im gleichen Jahr die Oktoberrevolution folgte, die Wende zu einem Sieg der Mittelmächte einleiten würde, erfüllte sich aufgrund der mittlerweile eingetroffenen US-amerikanischen Armee nicht. Die Überlegenheit des Deutschen Reiches, das wesentlich mehr Menschen, Rohstoffe, Waffen usw. in den Krieg investieren konnte, ließ die k.u.k. Monarchie im Lauf des Krieges immer mehr unter den Einfluss des deutschen Generalstabes gelangen. Dieser wollte auch nach dem Kriegseintritt der USA 1917 auf Seiten der Entente lang nicht einsehen, dass der Krieg nicht mehr zu gewinnen war. Die deshalb geheim erfolgten Friedensbemühungen Kaiser Karls I. blieben vergeblich, die USA hatten die tschechischen Exilanten bereits als Vertreter der zu gründenden Tschechoslowakei anerkannt und verhandelten lieber mit den präsumtiven Nachfolgestaaten der Monarchie als mit dem k.u.k.-Außenministerium. Im Hinterland gab es 1918 große Versorgungskrisen und Streiks, in der Bocche di Cattaro (Bucht von Kotor) in Dalmatien meuterten Matrosen. Das Ende der Doppelmonarchie Als der Reichsrat, das Parlament der österreichischen Reichshälfte, im Mai 1917 nach mehr als drei Jahren parlamentsloser Regierung wieder einberufen wurde, legten Abgeordnete aus den Kronländern Bekenntnisse zu Nationalstaaten ab: Die Polen Galiziens wollten sich einem neu entstehenden polnischen Staat anschließen, die Ukrainer Galiziens keinesfalls unter polnische Herrschaft gelangen. Die Tschechen strebten einen tschechoslowakischen Staat an, die Slowenen und Kroaten wollten mit den Serben einen südslawischen Staat bilden. Die Deutschen Böhmens und Mährens wollten das von den Tschechen beschworene frühere böhmische Staatsrecht nicht anerkennen, da sie befürchteten, in den Ländern der böhmischen Krone als Minderheit unter tschechische Herrschaft zu geraten. In Ungarn konnten sich die nichtmagyarischen Nationalitäten kaum artikulieren, da sie im Budapester Reichstag auf Grund des minderheitenfeindlichen ungarischen Wahlrechts kaum vertreten waren und alle anderen Äußerungen der Kriegszensur unterlagen. Slowaken, Rumänen und Kroaten sahen aber wenig Anlass, weiterhin unter magyarischer Oberhoheit zu leben. Ein Ausweg aus dieser rechtlich und politisch verfahrenen Situation ließ sich im Krieg ebenso wenig finden wie vor 1914. Am 16. Oktober 1918 erließ Karl I./IV. letztlich das Völkermanifest. Dieses Manifest sollte den Anstoß dazu geben, die österreichische Reichshälfte unter der Schirmherrschaft des Kaisers in eine Konföderation freier Völker umzuwandeln. Die Nationalitäten Österreichs wurden dazu aufgerufen, eigene Nationalräte (Volksvertretungen) zu bilden. Die ungarische Regierung, die die Lage gründlich verkannte, machte dem König keinen ähnlichen Vorschlag; Karl IV. war politisch zu schwach, ein solches Manifest über die Köpfe der ungarischen Regierung hinweg zu publizieren. Die Nationalitätenfragen Österreichs ließen sich jedoch nicht von denen Ungarns trennen: Die Kroaten im österreichischen Dalmatien wollten den südslawischen Staat mit den Kroaten des ungarischen Kroatien gründen, die österreichischen Tschechen die Tschechoslowakei mit den ungarischen Slowaken. Der mit dem Manifest unternommene Versuch, die Neuordnung der k.u.k. Monarchie unter wenigstens nomineller Führung durch das Haus Habsburg zu ermöglichen, musste somit fehlschlagen. Nationale Wünsche waren weitaus stärker als verbliebene Reste dynastischer Loyalität. Am 21. Oktober 1918 bildeten die deutschen Abgeordneten des Reichsrates die Provisorische Nationalversammlung für Deutschösterreich. Am 30. Oktober setzte die Nationalversammlung unter Vorsitz von Karl Seitz den deutschösterreichischen Staatsrat (Vorsitz: ebenfalls Seitz, Staatskanzler: Karl Renner) als Vollzugsausschuss ihrer Beschlüsse ein, der die Staatsregierung berief. Am 28. Oktober 1918 übernahmen die Tschechen in Prag von den k.k. Behörden unblutig die Macht und riefen die Tschechoslowakische Republik aus. Galizien schloss sich dem neu entstehenden Polen an. Slowenen und Kroaten wurden am 30. Oktober Mitgründer des neuen südslawischen Staates. Die ungarische Regierung kündigte am 31. Oktober 1918 die Realunion mit Österreich auf, womit Österreich-Ungarn aufgelöst war. (Die drei gemeinsamen Ministerien konnten nur noch die Trennung administrieren.) In Siebenbürgen übernahmen die Rumänen die Macht. Am 11. November wurde Kaiser Karl I. von den republikanisch gesinnten deutschösterreichischen Spitzenpolitikern dazu bewogen, auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften zu verzichten; eine förmliche Abdankung hatte er abgelehnt. Am gleichen Tag entließ der Kaiser die funktionslos gewordene k.k. Regierung von Ministerpräsident Heinrich Lammasch. Am 12. November 1918 fand in Wien die letzte Reichsratssitzung statt, am gleichen Tag rief der Staat Deutschösterreich die Republik aus. Am 13. November leistete der letzte Habsburger-Monarch als König Karl IV. von Ungarn den gleichen Verzicht (Ungarn blieb Königreich ohne König). In den Pariser Vorortverträgen (Vertrag von Saint-Germain mit Österreich und Vertrag von Trianon mit Ungarn) wurden Gebietsabtretungen und Grenzen der Nachfolgestaaten der Monarchie offiziell festgelegt. Die Verträge bestätigten die völkerrechtliche Anerkennung der Nachfolgestaaten Ungarn, Polen, Tschechoslowakei, Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (ab 1929 Jugoslawien) sowie Gebietsabtretungen an Italien und Rumänien. Deutschösterreich wurde der Anschluss an Deutschland verboten, ebenso die Verwendung des Begriffs „Deutsch“ im Staatsnamen; der Vertrag wurde daher mit der „Republik Österreich“ geschlossen, der bis dahin geführte Staatsname schien nicht mehr auf. Ungarn musste zugunsten der Tschechoslowakei, Rumäniens, des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen sowie Österreichs auf zwei Drittel des bisherigen Staatsgebietes verzichten und die Habsburger entthronen. Verfassung Eine gemeinsame Verfassung des Doppelstaates gab es nicht. Die legistische Grundlage der Donaumonarchie bildeten die drei folgenden Gesetze, die – gleichlautend – in Österreich und Ungarn Gültigkeit hatten: die Pragmatische Sanktion Kaiser Karls VI. vom 19. April 1713, das Verfassungsgesetz (damals inoffiziell Delegationsgesetz genannte), für Cisleithanien (Österreich) als Teil der Dezemberverfassung vom 21. Dezember 1867, in Ungarn (Transleithanien) zuvor bereits mit Gesetz XII/1867 kundgemacht, und das Zoll- und Handelsbündnis vom 27. Juni 1878. Die Pragmatische Sanktion hatte – da Karl VI. keinen männlichen Nachkommen besaß – die Herrscherrechte seiner Tochter Maria Theresia und ihrer Nachkommen festgeschrieben. Die Delegationsgesetze Österreichs und Ungarns legten fest, welche Angelegenheiten die beiden Staaten gemeinsam zu führen hatten. Das Zoll- und Handelsbündnis mit gemeinsamer Währung, gegenseitiger Niederlassungsfreiheit und gegenseitiger formloser Anerkennung von Unternehmens- und Patentregistrierungen war eine freiwillige Vereinbarung der beiden Staaten. Der Kaiser von Österreich war in Personalunion auch König von Ungarn und somit zugleich König von Kroatien und Slawonien. Dies geschah nunmehr im eigenen Recht Ungarns und nicht mehr in Ableitung aus der österreichischen Kaiserwürde. Die den Delegationsgesetzen zufolge gemeinsamen Angelegenheiten, Außenpolitik und Armee, wurden durch gemeinsame Ministerien verwaltet: Außen-, Kriegs- und Finanzministerium; dieses nicht für die gesamten Finanzen der Doppelmonarchie, sondern nur zur Finanzierung der gemeinsamen Angelegenheiten. Diese Konstruktion wurde als Realunion bezeichnet. Institutionen, die beide Reichshälften betrafen, wurden als „k. u. k.“ (kaiserlich und königlich) bezeichnet. Die Regierung von Cisleithanien wurde als „k. k.“ („kaiserlich-königlich“) bezeichnet, wobei sich königlich auf die böhmische Königswürde bezog, die der österreichische Kaiser ebenfalls innehatte. Regierung und Institutionen der ungarischen Reichshälfte wurden mit „kgl. ung.“ („königlich ungarisch“) bzw. „m. kir.“ (magyar királyi) bezeichnet. Der nach dem Ausgleich des Jahres 1867 am 14. November 1868 vom Kaiser und König festgelegte Herrschertitel und Staatsname: Bei im Namen des Kaisers abgeschlossenen Verträgen: Kaiser von Österreich und Apostolischer König von Ungarn Persönliche Bezeichnung: Seine K. u. K. Apostolische Majestät Staatsname: Österreichisch-Ungarische Monarchie (schon in einem am 2. Juni 1868 kundgemachten Staatsvertrag mit Schweden und Norwegen verwendet) Die Verwendung des Namens Österreich erfolgte in der inländischen Staatspraxis sparsam, wohl aus Rücksicht auf die nichtdeutsche Mehrheit im Kaisertum Österreich. Einerseits regelte im Staatsgrundgesetz vom 21. Dezember 1867 (RGBl. 142/1867) Artikel 1, es bestehe „für alle Angehörigen der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder […] ein allgemeines österreichisches Staatsbürgerrecht“. Andererseits wurde das Staatsgebiet häufig mit dem Begriff „die im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder“ umschrieben, ein Begriff, der außerhalb amtlicher Texte stets durch Österreich ersetzt wurde, bis dies 1915 (!) auch offiziell so bestimmt wurde. Herrscher und Ministerpräsidenten Franz Joseph I. 1867–1916 8. Juni 1867 Krönung zum König von Ungarn (I. Ferenc József) 21. November 1916 gestorben Karl I./IV. 1916–1918 21. November 1916 Mit dem Tod seines Vorgängers automatisch Kaiser und König; die Krönung in der österreichischen Reichshälfte sollte nach dem Krieg stattfinden. 30. Dezember 1916 Krönung zum König von Ungarn als Karl IV. (IV. Károly) 11. November 1918 Regierungsverzicht in der österreichischen Reichshälfte (keine Abdankung) 13. November 1918 Regierungsverzicht in der ungarischen Reichshälfte (keine Abdankung) Nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleich von 1867 hatte jede der beiden Reichshälften ihren eigenen Ministerpräsidenten, der mit Zustimmung des Monarchen sein eigenes Kabinett berief. Aufgrund der Verfassungs- und der realpolitischen Entwicklung der Habsburgermonarchie blieb der österreichische Ministerpräsident ausschließlich vom Willen des Kaisers abhängig (ein Misstrauensvotum, das zum Rücktritt verpflichtete, gab es im Reichsrat nicht), der ungarische Ministerpräsident vom Willen des Königs und der ungarischen Aristokratie. Insbesondere in der österreichischen Reichshälfte wechselten die Amtsträger ab den frühen 1890er Jahren häufig; nur wenige Politiker konnten prägenden Einfluss gewinnen. Direkt vom Kaiser ohne Vorschlag eines Ministerpräsidenten besetzt wurden die für den österreich-ungarischen Gesamtstaat verantwortlichen Ämter des k.u.k. Außenministers, des k.u.k. Kriegsministers (jede Reichshälfte hatte zusätzlich noch eigene Landesverteidigungsministerien, die für die jeweilige nationale Landwehr zuständig waren) und des k.u.k. Finanzministers (zuständig für das Budget der k.u.k. Armee und des Außenministeriums, jede Reichshälfte hatte zusätzlich noch eigene Finanzministerien). Österreich-Ungarn hatte als Ganzes keinen Regierungschef; im Ministerrat für gemeinsame Angelegenheiten führte der Außenminister den Vorsitz, dieser trug aber zumindest zur Zeit des Außenministers Friedrich Ferdinand von Beust (1867-1871) den zusätzlichen Titel Reichskanzler. Reichsteile und Länder Der Fluss Leitha bildete streckenweise die Grenze zwischen den beiden Reichshälften Österreich und Ungarn (entspricht der heutigen burgenländischen Westgrenze). Daraus leiteten sich die Bezeichnungen Cisleithanien („Land diesseits der Leitha“ für die westliche Reichshälfte) und Transleithanien („Land jenseits der Leitha“ für die östliche Reichshälfte) ab. Cisleithanien hieß offiziell Die im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder (vorher inoffiziell, seit 1915 offiziell Österreich genannt), die einzelnen Länder wurden als Kronländer bezeichnet. Die Länder Transleithaniens wurden offiziell als Die Länder der heiligen ungarischen Stephanskrone bezeichnet. Von beiden Reichshälften gemeinsam verwaltet wurde das zuvor zum Osmanischen Reich gehörige Land Bosnien und Herzegowina, das 1878 besetzt und 1908 unter Inkaufnahme der Bosnischen Annexionskrise in den Reichsverband eingegliedert wurde. Die folgenden Tabellen zeigen die Ergebnisse des Zensus vom 31. Dezember 1910. Cisleithanien: 1. Böhmen 2. Bukowina 3. Kärnten 4. Krain 5. Dalmatien 6. Galizien und Lodomerien 7. Küstenland 8. Österreich unter der Enns 9. Mähren 10. Salzburg 11. Österreichisch Schlesien 12. Steiermark 13. Tirol 14. Österreich ob der Enns 15. Vorarlberg Transleithanien: 16. Ungarn mit Vojvodina und Siebenbürgen 17. Kroatien und Slawonien 18. Bosnien und Herzegowina Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Groß- und Mittelmächten hatte Österreich-Ungarn keine kolonialen Ambitionen. Die einzige außereuropäische koloniale Besitzung der Doppelmonarchie bestand zwischen 1901 und 1917 in einer kleinen Konzession in der chinesischen Stadt Tianjin (Tientsin). Die Konzession lag am Kaiserkanal beziehungsweise am Hai He (Peiho) und umfasste ungefähr eine Fläche von 2,5 km². Bevölkerung und Nationalitäten Für die folgenden Aufstellungen wird die Volkszählung vom 31. Dezember 1910 zu Grunde gelegt. Die Umgangssprachen Österreich-Ungarns 1910 In den Volkszählungen wurde in Österreich-Ungarn jeweils die Umgangssprache ermittelt. Juden gaben in Altösterreich meist Deutsch als Umgangssprache an, ebenfalls Beamte, die zwar Deutsch nicht als Muttersprache hatten, aber durch den Einsatz im Verwaltungsapparat vorwiegend deutsch sprachen. Exakte Zahlen über die nationale Zuordnung existieren nicht. Umgangssprachen in den Kronländern der österreichischen Reichshälfte Magyarisierungspolitik in Ungarn Nach dem Ausgleich mit Österreich kam es 1868 innerhalb der ungarischen Reichshälfte zu einem ungarisch-kroatischen Ausgleich. Dieser Ausgleich sicherte Kroatien und Slawonien eine beschränkte Autonomie zu. In den anderen Teilen Ungarns nahmen die Spannungen unter den Volksgruppen jedoch zu. Gründe für diese Spannungen waren sowohl die Magyarisierungspolitik der ungarischen Regierung als auch die Zunahme der Intoleranz der Nationalitäten untereinander. Im Gegensatz zu den im Königreich Ungarn lebenden Minderheiten wie Slowaken oder Rumänen hatte der Nationalismus der Magyaren die Staatsmacht auf seiner Seite und war somit in der stärkeren Position, obwohl die ethnischen Ungarn nur etwa die Hälfte der Bevölkerung stellten. Die Umsetzung der an sich liberalen Minderheitengesetzgebung hatte in einer solchen Atmosphäre kaum Erfolg. Das Nationalitätengesetz von 1868 bestimmte zwar Ungarisch als Staatssprache, ließ jedoch Minderheitensprachen auf regionaler, lokaler und kirchlicher Ebene zu. Doch diese Regelung wurde oft nicht in die Tat umgesetzt, und die Minderheiten sahen sich Assimilierungsversuchen ausgesetzt. Ab 1875 wurde unter Ministerpräsident Kálmán Tisza (1875–1890) eine konsequente Magyarisierungspolitik betrieben, um alle Nichtmagyaren in 40 Jahren zu Ungarn zu machen. Bereits im Revolutionsjahr 1848 ergriffen slowakische Angehörige des ungarischen Parlaments die Initiative, um sich beim Kaiser Unterstützung gegen die Magyarisierungspolitik zu holen. Es wurde eine Erklärung mit „Forderungen der slowakischen Nation“ abgegeben, welche man dem Kaiser und der ungarischen Nationalregierung übergab. Gefordert wurde die Föderalisierung Ungarns, die Konstituierung einer ethnopolitischen Einheit, die Festlegung der slowakischen Grenzen, ein eigener Landtag, eine slowakische Nationalgarde, nationale Symbole, das Recht auf Gebrauch der slowakischen Sprache, allgemeines Wahlrecht und eine gleichberechtigte Vertretung im ungarischen Parlament. Die Magyaren jedoch sahen dadurch ihre Machtstellung in Oberungarn, wie sie die heutige Slowakei nannten, in Gefahr und reagierten mit Kriegsrecht und Haftbefehlen gegen die slowakischen Nationalführer. In Wien und Böhmen wurden slowakische Exilregierungen errichtet, die Hoffnungen der Slowaken wurden aber enttäuscht. Nach der Revolution ließ man die Ungarn mit ihrer zentralistischen Verwaltung gewähren. Der Ausgleich von 1867 lieferte die Minderheiten nun völlig der Magyarisierungspolitik Budapests aus. Zwischen 1881 und 1901 hatten die Slowaken keine eigenen Abgeordneten im ungarischen Parlament, auch danach waren es im Verhältnis weniger, als ihr Bevölkerungsanteil ausmachte. Versuche Budapests vor und während des Ersten Weltkriegs, dem serbischen und rumänischen, auf Expansion bedachten Nationalismus mit Zugeständnissen entgegen zu wirken, kamen zu spät. Auswanderung aus Österreich-Ungarn Zwischen 1876 und 1910 wanderten rund 3,5 Millionen (andere Zahlen geben bis zu 4 Millionen an) Einwohner der Doppelmonarchie aus. Sie waren arm und arbeitslos und erhofften sich in einem anderen Land bessere Lebensbedingungen. Etwa 1,8 Millionen Menschen kamen davon aus der cisleithanischen Reichshälfte und etwa 1,7 Millionen aus der transleithanischen Hälfte. Fast drei Millionen von ihnen hatten als Reiseziel die Vereinigten Staaten von Amerika, 358.000 Personen wählten Argentinien als neue Heimat, 158.000 gingen nach Kanada, 64.000 nach Brasilien und 4.000 wanderten nach Australien aus. Der Rest verteilte sich auf andere Länder. Allein im Jahre 1907 verließen rund eine halbe Million Menschen ihre Heimat. Die Regierungen Österreichs und Ungarns waren besorgt, da sich unter den Auswanderern viele junge arbeitsfähige Männer befanden. 1901–1905 wurden allein in Österreich 65.603 Liegenschaften, davon 45.530 kleinere Parzellen, von Auswanderern öffentlich versteigert. Ausgewanderte schrieben an ihre daheimgebliebenen Bekannten und Familienangehörige oft begeistert von „drüben“ – manchmal waren gleich bezahlte Schiffsfahrkarten beigelegt. Die wichtigsten Ausgangshäfen für die Auswanderer waren Hamburg und Bremen, wo die Schiffe der großen Reedereien, die Norddeutsche Lloyd und die Hamburg-Amerika-Linie, anlegten. Dauerte eine Schifffahrt nach New York zur Mitte des 19. Jahrhunderts mit den ersten Dampfschiffen noch rund ein Monat, so betrug die Fahrtzeit um 1900 bei gutem Wetter nur noch eine Woche. Von Triest aus mit der Austro-Americana dauerte eine Reise nur noch 15 Tage. Jährlich führten 32 bis 38 Fahrten in die USA. Die Reisebedingungen waren für die zumeist armen Auswanderer oft miserabel. Für die Reedereien, die am Komfort für die weniger wohlhabenden Passagiere sparten, war das Auswanderergeschäft äußerst lukrativ und daher sehr hart umkämpft. Die meisten Auswanderer kamen aus Galizien im heutigen Polen und in der Ukraine. 1907-1912 waren es 350.000, wie aus einer Interpellation von polnischen Reichsratsabgeordneten an verschiedene österreichische Minister am 12. März 1912 hervorging. Wirtschaft Bergbau Der Bergbau erwirtschaftete per 1889 78,81 Millionen Gulden. Die wichtigsten abgebauten Rohstoffe waren Braun- und Steinkohle sowie Salz. Weiters von Bedeutung waren auch Graphit, Blei und Zink. An Edelmetallen konnten 35.435 Meterzentner Silber abgebaut werden. Der Goldbergbau spielte schon damals praktisch keine Rolle mehr – 1889 wurden lediglich rund 13 Kilogramm Gold abgebaut. Industrialisierung Die österreichisch-ungarische Wirtschaft veränderte sich während der Existenz der Doppelmonarchie erheblich. Die technischen Veränderungen beschleunigten sowohl die Industrialisierung als auch die Urbanisierung. Während die alten Institutionen des Feudalsystems immer mehr verschwanden, breitete sich der Kapitalismus auf dem Staatsgebiet der Donaumonarchie aus. Zunächst bildeten sich vor allem um die Hauptstadt Wien, in der Obersteiermark, in Vorarlberg und in Böhmen wirtschaftliche Zentren heraus, ehe im weiteren Verlauf des neunzehnten Jahrhunderts die Industrialisierung auch in Zentralungarn und den Karpaten Einzug hielt. Resultat dieser Struktur waren enorme Ungleichheiten in der Entwicklung innerhalb des Reiches, denn generell erwirtschafteten die westlich gelegenen Wirtschaftsregionen weit mehr als die östlichen. Zwar war bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts im annähernd gesamten Staatsgebiet die Wirtschaft rapide gewachsen und das gesamte Wirtschaftswachstum konnte sich durchaus mit dem anderer europäischer Großmächte messen, doch aufgrund des späten Einsetzens dieser Entwicklung blieb Österreich-Ungarn weiterhin im internationalen Vergleich rückständig. Haupthandelspartner war vor dem ersten Weltkrieg mit weitem Abstand an erster Stelle das Deutsche Reich (1910: 48 % aller Exporte, 39 % aller Importe), gefolgt von Großbritannien (1910: knapp 10 % aller Exporte, 8 % aller Importe). Der Handel mit dem geografisch benachbarten Russland hatte dagegen nur ein relativ geringes Gewicht (1910: 3 % aller Exporte, 7 % aller Importe). Haupthandelsgüter waren landwirtschaftliche Produkte. Verkehr Eisenbahn Der Eisenbahntransport expandierte in Österreich-Ungarn rapide. Schon im Vorgängerstaat, dem Kaisertum Österreich, war 1841 von Wien ausgehend ein bedeutender Anteil an Schienenverbindungen entstanden. Grund dafür war, dass die Regierung das große Potenzial des Eisenbahnverkehrs für militärische Zwecke erkannt hatte und somit viel in deren Ausbau investierte. Wichtige Zentren wie Pressburg, Budapest, Prag, Krakau, Graz, Laibach und Venedig wurden in das Netz integriert. 1854 waren etwa sechzig bis siebzig Prozent der 2000 Streckenkilometer unter staatlicher Kontrolle. Allerdings begann die Regierung zu diesem Zeitpunkt große Streckenabschnitte an Privatinvestoren zu verkaufen, um der finanziellen Belastung Herr zu werden, die infolge der Revolution von 1848 und des Krimkriegs entstanden war. Von 1854 bis 1879 wurde beinahe das komplette Schienennetz von privaten Investoren übernommen. In dieser Zeit erweiterte sich die Streckenlänge in Cisleithanien um 7952 Kilometer, in Ungarn um 5839 Kilometer, was zur Folge hatte, dass neue Gebiete vom Bahnnetz erschlossen wurden. Von nun an war es möglich, auch weit entfernte Gebiete zu erreichen und in den wirtschaftlichen Fortschritt zu integrieren, was zu Zeiten, als der Transport noch von Flüssen abhängig war, nicht möglich war. Ab 1879 begannen die Regierungen in Österreich und Ungarn das Bahnnetz wegen der schwerfälligen Entwicklung während der weltweiten Wirtschaftskrise in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts wieder zu verstaatlichen. Zwischen 1879 und 1900 wurden in Cisleithanien und Ungarn mehr als 25.000 Kilometer neue Bahnstrecken angelegt. Während dieser Periode gelang es der Doppelmonarchie, mittels Bahneinsatzes die Transportkosten im Inneren zu reduzieren und neue Märkte außerhalb des Landes zu erschließen. Schifffahrt Aufgrund der Besitzungen im Österreichischen Küstenland sowie am weiteren Balkan verfügte Österreich über mehrere Seehäfen. Der bedeutendste davon war Triest, wo die österreichische Handelsmarine mit ihren beiden bedeutendsten Gesellschaften Österreichischer Lloyd und Austro-Americana sowie einige Werften ihren Sitz hatten, und auch die k. u. k. Kriegsmarine zahlreiche Schiffe anfertigen und ankern ließ. Dem Aufschwung voraus ging jedoch der Niedergang Venedigs, das zudem von 1815 bis 1866 keine Konkurrenz für Österreich-Ungarn darstellen konnte, da es Teil der Monarchie war. Zuvor konnte die Handelsmarine kaum Bedeutung erlangen, angesichts der großen Konkurrenz in Venedig. Auch die Kriegsmarine erlangte erst zur Zeit Österreich-Ungarns große Bedeutung. Die Gründung einer solchen scheiterte lange am Geldmangel des Hauses Habsburg. Der wichtigste Hafen für die ungarische Reichshälfte war Fiume, von wo aus die ungarischen Schifffahrtsgesellschaften, deren bedeutendste die Adria war, operierten. Ein weiterer wichtiger Hafen war Pola – vor allem für die Kriegsmarine. Im Jahr 1889 zählte die österreichische Handelsmarine 10.022 Schiffe, wovon 7.992 Fischereischiffe und -Boote waren. Für den Küsten- und Seehandel bestimmt waren 1.859 Segler mit 6.489 Mann Besatzung und einer Ladekapazität von 140.838 Tonnen sowie 171 Dampfschiffe mit einer Ladekapazität von 96.323 Tonnen und einer Besatzung von 3.199 Mann. In einem Gesetz vom 19. Juni 1890 wurde zur Förderung des Baus von Dampf- und Segelschiffen aus Eisen oder Stahl im Inland für den Schiffsbetrieb zur See die Befreiung von der Erwerb- und Einkommensteuer auf die Dauer von 15 Jahren gewährt. Dies betraf vor allem den Bau und Betrieb von kleinen Dampfern für die Küstenschifffahrt in Dalmatien. Die Erste Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft (DDSG) wiederum war bis Ende der Donaumonarchie die größte Binnenschifffahrtsgesellschaft der Welt, während der Österreichische Lloyd eine der größten Hochsee-Reedereien der damaligen Zeit, mit Reisezielen im Orient, sowie ab Errichtung des Suez-Kanals, auch in Asien, war. Vor Kriegsausbruch zählte er 65 mittlere bis große Dampfschiffe. Die Austro-Americana zählte vor Kriegsausbruch etwa ein Drittel davon, verfügte aber mit der S.S. Kaiser Franz Joseph I. über das größte österreichische Passagierschiff. Im Gegensatz zum Österreichischen Lloyd steuerte die Austro-Americana fast ausschließlich Ziele in Nord- und Südamerika an. Bis zum Kriegsausbruch 1914 beförderte die Gesellschaft unter anderem 101.670 Auswanderer von Österreich-Ungarn in die Vereinigten Staaten. Kultur und Wissenschaft Besonders der wirtschaftliche Aufschwung der Donaumonarchie ist mit Franz Josephs I. Namen verbunden, der nach wie vor auf vielen Wiener Prachtbauten aus dieser Zeit als Inschrift zu lesen ist. Nach der 1857 vom Kaiser angeordneten Schleifung der mittelalterlichen Stadtbefestigungen Wiens war Platz für eine die gesamte Innenstadt umfassende Prachtstraße geworden. Entlang dieser Straße, der Wiener Ringstraße, fertiggestellt 1865, entstanden nicht nur die Palais der reichen Bankiers und Großindustriellen, sondern auch der Erweiterungsbau der kaiserlichen Hofburg, große Museen, die die kaiserlichen Kunst- und Natursammlungen beherbergten, ein Parlamentsgebäude für den Reichsrat, die Neue Universität, das Neue Rathaus, das Hofburgtheater und eine zum Andenken an die Errettung des Kaisers vor einem Attentäter im Jahre 1853 gestiftete Votivkirche. Der Suizid des Architekten Van der Nüll, Miterbauer der Wiener Oper, als Reaktion auf eine Kritik des Kaisers, veranlasste Franz Joseph, zu kulturellen Angelegenheiten nur noch sehr zurückhaltend Stellung zu nehmen. Es heißt, der Kaiser habe sich bei allen möglichen kulturellen Anlässen nur noch mit der stereotypen Phrase: „Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut!“ geäußert. Obwohl Franz Joseph I. oft als schwarzer Reaktionär und grauer Bürokrat beschrieben wurde, blühte besonders in den Jahren um 1900 unter seiner Regierung die Geisteskultur in Österreich-Ungarn wie nie zuvor und nie danach. Allerdings nahm der Monarch – im Gegensatz zu seinem Sohn Kronprinz Rudolf – nie selbst aktiv an den neuen kulturellen und intellektuellen Strömungen Anteil; sie berührten ihn nicht, während sein späterer Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand oft wütend dagegen auftrat. Wien war Anziehungspunkt für viele Wissenschaftler wie Christian Doppler und Ludwig Boltzmann, darunter auch eine Reihe späterer Nobelpreisträger wie Albert Einstein, der von Franz Joseph 1911 kurzzeitig zum Universitätsprofessor in Prag ernannt worden war. Philosophen der Moderne wie Ludwig Wittgenstein, der aus einer österreichisch-ungarischen Großindustriellenfamilie stammte, und Ernst Mach beeinflussten die Arbeit der Mitglieder des Wiener Kreises bis in die 1920er Jahre. Nicht zufällig fallen auch Sigmund Freuds wichtigste Arbeiten an der medizinischen Fakultät der Universität Wien in die Zeit um 1900. Auf dem Gebiet der Bildenden Kunst entwickelte sich Gustav Klimt vom Dekorationsmaler der Ringstraßen-Bauten über die Wiener Secession zum Vorreiter der modernen Malerei. Die Zurückhaltung des Kaisers erlaubte es dem Architekten Adolf Loos, genau gegenüber dem barocken inneren Burgtor der kaiserlichen Hofburg im Jahre 1910 sein umstrittenes erstes schmuck- und ornamentloses Wohnhaus zu bauen. Franz Joseph soll die Hofburg seit damals stets durch andere Tore verlassen haben. Auch die Österreichische Filmgeschichte begann in Österreich-Ungarn. In Wien wurden 1896 die ersten beweglichen Bilder Österreichs von den Gebrüdern Lumière präsentiert, und bis zur Gründung der ersten österreichischen Filmproduktionsgesellschaften Ende der 1910er Jahre waren hauptsächlich französische Filmgesellschaften für die noch sehr bescheidene Filmproduktion verantwortlich. Während des Ersten Weltkriegs entstanden mehrere Kriegswochenschauen, die patriotisch und unter Aufsicht der kaiserlichen Zensurbehörde vom Frontgeschehen berichteten. Auch Propagandafilme wurden in großer Anzahl hergestellt, und 1918, das letzte Jahr der Habsburger-Herrschaft, war mit rund 100 Spielfilmen auch das produktivste Jahr der österreichischen Filmindustrie zur Zeit der Monarchie. Im heutigen Budapest, seit 1777 Universitätsstadt, war schon 1834-41 das Nationalmuseum und 1864 das Palais der Akademie der Wissenschaften errichtet worden. Nach dem Ausgleich 1867 waren die Ungarn bestrebt, ihre Hauptstadt zur Konkurrentin Wiens werden zu lassen. Buda (Deutsch: Ofen) am rechten Donauufer war mit der Königsburg lang die bedeutendste Stadt des Königreiches gewesen, wurde aber im 19. Jahrhundert vom linksufrigen Pest überholt. 1872 wurden die beiden Städte zu Budapest vereinigt. Opernhäuser, Theater, Bibliotheken und Museen wurden errichtet, in Pest erhielt die Stadt auch eine Ringstraße (körút). Am Pester Donauufer entstand das riesige neugotische Parlamentsgebäude. Bei Neubauten um 1900 wurden Jugendstil und ungarischer Nationalstil angewandt, oft auch eine Mischung beider. Bildung Im Bereich der allgemeinen Volkbildung kam es durch die allgemeine Unterrichtspflicht zu einem kontinuierlichen Rückgang des insbesondere in den östlichen und südlichen Reichsteilen noch vielfach vorhandenen Analphabetentums. Dieses blieb jedoch weiterhin ein erhebliches bildungspolitisches Problem und behinderte die Teilnahme von weiten Bevölkerungskreisen am gesellschaftlichen und politischen Leben. Neben dem Grundschulwesen bestand parallel für den Militär-Nachwuchs ein eigenes Schulsystem, welches speziell auf militärische Anforderungen ausgerichtet war. Eine Übersicht über diese Schule findet sich in den folgenden beiden Artikeln: Militärschulwesen (Österreich, 1859) Militärschulwesen (Österreich, 1900) Insignien Flaggen Österreich-Ungarn besaß keine gemeinsame Staatsflagge, jedoch eine gemeinsame rot-weiß-rote Kriegs- und Marineflagge (mit einem gekrönten Bindenschild) und eine gemeinsame, 1869 eingeführte Handelsflagge (eine Kombination aus der Marineflagge und der ungarischen Reichsflagge, die durch das kleine ungarische Wappen ergänzt wurde). Die Farben des Hauses Habsburg waren gleichzeitig die Flagge der österreichischen Reichshälfte. Die ungarische Reichshälfte besaß als Flagge eine rot-weiß-grüne Trikolore, versehen mit dem ungarischen Wappen. Wappen Von 1867 bis 1915 war der Doppeladler der Dynastie Habsburg-Lothringen („Haus Österreich“) das Hoheitszeichen für gemeinsame (k.u.k.) Institutionen Österreich-Ungarns. Im Jahr 1915 wurde ein neues gemeinsames Wappen eingeführt, welches eine Kombination aus den Wappen der beiden Reichshälften und dem des Herrscherhauses ist. Die Devise INDIVISIBILITER AC INSEPARABILITER („unteilbar und untrennbar“), soll die Verbundenheit der beiden in der Monarchie vereinigten Staaten darstellen. Das Wappen der österreichischen Reichshälfte zeigte den von der Kaiserkrone überhöhten Doppeladler mit einem Brustschild, der die Wappen der Kronländer beinhaltete. Als Schildhalter dienten zwei Greife. Das ungarische Wappen wurde von der Stephanskrone überhöht und von zwei schwebenden, weiß gekleideten Engeln flankiert. Deutsches Heer war die offizielle Bezeichnung der Landstreitkräfte des Deutschen Kaiserreiches gemäß Artikel 60 ff. der Verfassung des Deutschen Reiches von 1871. Das Deutsche Heer stand im Krieg unter dem Oberbefehl des Kaisers. Es bestand aus den Heeren der Königreiche Preußen, Bayern, Sachsen und Württemberg. Die Truppenkontingente der anderen deutschen Bundesstaaten standen aufgrund von Militärkonventionen unter preußischem Kommando oder waren mit dem preußischen Heer verschmolzen. Das bayerische, sächsische und württembergische Heer standen im Frieden unter dem Befehl ihrer Herrscher. Ihre Verwaltung unterstand eigenen Kriegsministerien. Das bayerische Heer war als eigenes nummeriertes Kontingent ins deutsche Heer eingegliedert, das sächsische und württembergische Heer bildeten in sich geschlossene Armeekorps innerhalb des deutschen Heeres. Auch die Kontingente der restlichen deutschen Staaten bildeten geschlossene Einheiten, zum Beispiel Regimenter oder wie beim Beispiel Fürstentum Lippe ein Bataillon. Württemberg stellte zu Ausbildungszwecken Offiziere zum preußischen Heer ab. Lediglich Bayern verfügte neben Preußen über eine eigene Kriegsakademie. Unter direktem Oberbefehl des Kaisers und der Verwaltung des Reichs standen die Schutztruppe, die Marine und die drei Marineinfanterieregimenter. Der Kaiser hatte auch im Frieden das Recht, die Präsenzstärke festzulegen, die Garnisonen zu bestimmen, Festungen anzulegen und das Recht und die Pflicht für einheitliche Organisation und Formation, Bewaffnung und Kommando sowie Ausbildung der Mannschaften und Qualifikation der Offiziere zu sorgen. Das Militärbudget wurde durch die Parlamente der einzelnen Bundesstaaten festgelegt. Einleitendes Das Heer und die Marine blieben nach der Verfassung weitgehend dem Oberbefehl des Kaisers unterstellt. Eine parlamentarische Kontrolle erfolgte durch die Bewilligung der finanziellen Mittel durch den Reichstag. Die Grenzen der absolutistisch anmutenden „Kommandogewalt“ waren dabei kaum definiert. Das Militär blieb von daher eine der zentralen Stützen der Monarchie. Unterhalb des „obersten Kriegsherren“ existierten mit dem Militärkabinett, dem preußischen Kriegsministerium und dem Generalstab drei Institutionen, die zeitweise untereinander um Kompetenzen stritten. Insbesondere der Generalstab – bereits unter Helmuth Karl Bernhard von Moltke und später Alfred von Waldersee – versuchte, Einfluss auch auf politische Entscheidungen zu nehmen. Dasselbe gilt für Alfred von Tirpitz in Marinefragen. Die enge Verbundenheit mit der Monarchie spiegelte sich im anfangs noch sehr stark adlig geprägten Offizierskorps wider. Auch später behielt der Adel eine starke Stellung, insbesondere in den höheren Rängen. Allerdings stieg mit der Vergrößerung der Armee und Flotte auch dort der bürgerliche Anteil immer mehr an. Die Vorbildfunktion des Adels sorgte neben der inneren Sozialisation im Militär dafür, dass sich das Selbstverständnis der bürgerlichen Gruppe kaum von dem der adeligen Offiziere unterschied. Zwischen 1848 und den 1860er Jahren hatte die Gesellschaft das Militär eher mit Misstrauen betrachtet. Dies änderte sich nach den Siegen in den Deutschen Einigungskriegen zwischen 1864 und 1871 fundamental. Das Militär wurde zu einem zentralen Element des entstehenden Reichspatriotismus. Kritik am Militär galt als unziemlich. Dennoch unterstützten die Parteien eine Vergrößerung der Armee nicht unbegrenzt. So erreichte die bewaffnete Macht erst 1890 mit einer Friedenspräsenzstärke von fast 490.000 Mann ihre von der Verfassung vorgegebene Stärke von einem Prozent der Bevölkerung (Zum Vergleich: vor der Wiedervereinigung betrug der Anteil der Bundeswehr rund 0,9 Prozent, der der Bewaffneten Organe der DDR rund 1,5 Prozent der Bevölkerung. Heute liegt er im wiedervereinigten Deutschland bei nur noch 0,3 Prozent). In den folgenden Jahren wurden die Landstreitkräfte weiter verstärkt. Zwischen 1898 und 1911 forderte die kostspielige Flottenrüstung Einschränkungen beim Landheer. Bemerkenswert ist, dass sich in dieser Zeit der Generalstab selbst gegen einen Ausbau der Truppenstärke gewandt hatte, weil er eine Verstärkung des bürgerlichen zu Lasten des adeligen Elements im Offizierskorps befürchtete. In dieser Zeit entstand mit dem Schlieffenplan das Konzept für einen möglichen Zweifrontenkrieg gegen Frankreich und Russland unter Berücksichtigung einer Teilnahme Großbritanniens auf Seiten der Gegner. Nach 1911 wurde die Heeresrüstung intensiv vorangetrieben. Die für die Durchführung des Schlieffenplanes notwendige Truppenstärke wurde dabei letztlich nicht erreicht. Das Heer gewann während des Kaiserreichs einen sehr starken gesellschaftlichen Nimbus. Das Offizierskorps galt den tonangebenden Teilen der Bevölkerung als „Erster Stand im Staate“. Dessen Weltbild war dabei geprägt von der Treue zur Monarchie und der Verteidigung der Königsrechte, es war konservativ, antisozialistisch und grundsätzlich antiparlamentarisch geprägt. Der militärische Verhaltens- und Ehrenkodex wirkte weit in die Gesellschaft hinein. Auch für viele Bürger wurde der Status eines Reserveoffiziers nunmehr zu einem erstrebenswerten Ziel. Von Bedeutung war das Militär zweifellos auch für die innere Nationsbildung. Der gemeinsame Dienst verbesserte etwa die Integration der katholischen Bevölkerung in das protestantisch geprägte Reich. Selbst die Arbeiter blieben gegenüber der Ausstrahlung des Militärs nicht immun. Dabei spielte der lange Wehrdienst von zwei bzw. drei Jahren bei der sogenannten „Schule der Nation“, als welche man die Armee zu sehen begann, eine prägende Rolle. Überall im Reich wurden die neuen Kriegervereine zu Trägern militärischer Wertvorstellungen bzw. einer militaristisch geprägten Weltsicht. Welche Breitenwirkung diese Gruppen entfalteten, zeigt die Mitgliederzahl von 2,9 Millionen im Kyffhäuserbund 1913. Der Bund war damit die stärkste Massenorganisation des Reiches. Die vom Staat geförderten Vereine sollten eine militärfromme, nationale und monarchische Gesinnung pflegen und die Mitglieder gegenüber der Sozialdemokratie immunisieren. Geschichte Bereits die Verfassung des Norddeutschen Bundes, des unmittelbaren Vorläufers des Deutschen Reiches, brachte die Vereinheitlichung der Streitkräfte durch Eingliederung der Truppen der kleineren Bündnisstaaten in die preußische Armee. Lediglich das Königreich Sachsen hatte sich beim Beitritt zum Norddeutschen Bund Sonderrechte für seine Armee vorbehalten. Nach dem Sieg über Frankreich 1871 traten auch die süddeutschen Staaten, also die Großherzogtümer Baden und Hessen, sowie die Königreiche Bayern und Württemberg, dem Norddeutschen Bund bei. Die Königreiche Württemberg und Bayern behielten sich aber einige Reservatrechte vor, zu denen auch die Beibehaltung einer eigenen Heeresorganisation gehörte. Erst im Bündnisfall, also im Krieg, erfolgte die Unterstellung der bayerischen Truppen, während die württembergischen und sächsischen Truppen schon im Frieden dem Großen Generalstab unterstellt waren. Die Verwaltung der württembergischen und sächsischen Truppen erfolgte jedoch von Kriegsministerien in Stuttgart und Dresden aus. Dieses Nebeneinander war zu Beginn des Ersten Weltkrieges Ursache für erhebliche organisatorische Schwierigkeiten, da die Kriegsministerien in Berlin, Stuttgart, München und Dresden ihr Beschaffungswesen nicht koordiniert hatten und die Ausrüstung der einzelnen Armeen teilweise erheblich voneinander abwich. Dies führte schließlich 1917 zur Errichtung des „Normenausschusses der deutschen Industrie“, dem Vorläufer des Deutschen Institutes für Normung und der bekannten „DIN-Normen“. Führungsprinzipien im deutschen Heer Der israelische Militärhistoriker Martin van Creveld bemerkte hierzu: Im Gegensatz zu den weitverbreiteten Klischees vom „Kadavergehorsam“ und der „preußischen Disziplin“ hatte das deutsche Heer spätestens seit der Zeit des älteren Moltke immer die entscheidende Bedeutung der Eigeninitiative und Eigenverantwortlichkeit, selbst auf der untersten Ebene, betont. Bereits seit Friedrich II. wurden die Offiziere konsequent zu selbständigem Handeln erzogen. Ein Ausspruch Friedrichs II. hierzu: „Ich habe ihn zum General gemacht, damit er weiß, wann er ungehorsam sein muß.“ Als Beispiel für die Auslegung preußischen Gehorsams kann eine Begebenheit aus der Schlacht von Zorndorf herangezogen werden. Friedrich Wilhelm von Seydlitz verweigerte mehrmals den Befehl des Königs, mit seinen Kavallerieeinheiten in die Schlacht einzugreifen, obwohl ihm gedroht wurde „er hafte mit seinem Kopf für den Ausgang der Schlacht“. Seydlitz griff erst dann an, als er durch einen Angriff in die Flanke die maximale Wirkung erzielen konnte. Dies trug zum siegreichen Ausgang der Schlacht maßgeblich bei. Seydlitz gehorchte dem Befehl seines Königs nicht dem Wort nach, sondern nach dem Sinn. Eine beschleunigte Entwicklung setzte in Preußen ab 1806 ein, ab 1888 wurde die Auftragstaktik mit dem „Exerzierreglement für die Infanterie“ verbindlich für die preußische Armee und wurde durch die anderen deutschen Armeen übernommen und später durch die Reichswehr weiter ausgebaut. Weitere Elemente sind die Grundsätze wie beispielsweise des „Führens von vorne“. Auch hier ist eine große Selbständigkeit und Verantwortungsbewußtsein der Soldaten Voraussetzung. Der höheren Flexibilität und Reaktionsmöglichkeiten stehen hier die Gefahr des Abgeschnittenwerdens des Führers und die hohe Zahl von Offiziersverlusten gegenüber. Trotz dieses Risikos war es ein fester Grundsatz im deutschen Heer. Ein weiterer Grundsatz aus dem Exerzierreglement von 1888: „Unterlassen belastet schwerer als ein Fehlgreifen in der Wahl der Mittel“. Dahinter verbarg sich die Erkenntnis, dass zögerliches und abwartendes Verhalten im Zweifel immer schlimmer sind als ein, vielleicht auch nicht optimales, Handeln. Die preußisch bzw. deutschen Soldaten wurden dazu erzogen, mit allen Mitteln die Initiative zu behalten. Eine englische Studie nach dem Deutsch-Französischen Krieg urteilte wie folgt: „Nirgends werden Unabhängigkeit des Urteils und Freiheit des Wollens, vom Kommandierenden General bis zum Unteroffizier, so gepflegt und gefördert wie in der deutschen Armee“. Verantwortungsfreude galt als wichtigste Führereigenschaft in der preußisch bzw. deutschen Armee, verpönt war das Abschieben von Verantwortung. Der SPD-Abgeordnete im württembergischen Landtag Hermann Mattutat schrieb 1914 in den Sozialistischen Monatsheften: „Die heutige Art der Kriegführung unterscheidet sich ganz gewaltig von derjenigen früherer Zeiten. Vor allem werden an die Persönlichkeit der Offiziere wie der Soldaten ganz beträchtliche Anforderungen gestellt. Ein Kadavergehorsam würde vollständig versagen, da er ohne fortgesetzte Antreiberei und Beaufsichtigung zu keinerlei aktiven Handlungen befähigt. Stattdessen werden heute von den Soldaten verlangt: Ausdauer, Selbständigkeit, gutes Orientierungsvermögen, schnelles Anpassen an die jeweilige Lage […] sowie weitgehende Initiative auch ohne Führung. Alles das sind Eigenschaften, die nur auf Grund einer sorgfältigen geistigen und körperlichen Ausbildung erworben werden können.“ Derartige Führungsprinzipien hatten ihren Anteil an der evidenten operativen Überlegenheit der preußisch-deutschen Armeen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Die Bundeswehr und andere Streitkräfte werden bis heute nach diesem Beispiel geführt. Moderne Managementmethoden wie das Führen mit Zielen durch Treffen von Zielvereinbarungen sind auf diesen Grundsätzen aufgebaut. Gliederung In Friedenszeiten war die höchste Führungs-, Ausbildungs- und Verwaltungsebene das Armee-Korps. Die Überwachung aller Maßnahmen der Armee-Korps oblag den Armee-Inspizienten, die in Vertretung des Obersten Kriegsherrn ausschließlich Inspektionsrecht bis in die unterste Ebene, aber keinerlei Führungsaufgaben hatten. Insbesondere bei den jährlichen Manövern traten die Armee-Inspizienten in Erscheinung. Dafür wurde das Heer in Armee-Inspektionen mit zugeteilten Armee-Korps gegliedert. Ursprünglich waren fünf Inspektionen, 1914 dann acht Inspektionen vorhanden. Im Kriegsfall wurden diese Inspektionen in Armeen umgegliedert. Der Stab bestand aus dem Armee-Inspizienten, einem Generalstabsoffizier sowie gegebenenfalls aus einem Adjutanten und einem weiteren Offizier; der Sitz war am jeweiligen Wohnort des Armee-Inspizienten. Daneben existierten noch die General-Inspektionen und Inspektionen der Waffengattungen, die sich um waffengattungsspezifische Angelegenheiten (Ausrüstung, Remontierung etc.) zu kümmern hatten. Inspektion Standort inspizierte Armeekorps I. Armee-Inspektion Hannover, ab 1900 Berlin, ab 1914 Danzig 1871: I. Armee-Korps, II. Armee-Korps, IX. Armee-Korps, X. Armee-Korps ab 1906: I. Armee-Korps, II. Armee-Korps, IX. Armee-Korps, X. Armee-Korps, XVII. Armee-Korps ab 1914: I. Armee-Korps, II. Armee-Korps, XVII. Armee-Korps II. Armee-Inspektion Dresden, ab 1906 Meiningen, ab 1914 Berlin 1871: V. Armee-Korps, VI. Armee-Korps, XII. Armee-Korps ab 1906: V. Armee-Korps, VI. Armee-Korps, XII. Armee-Korps, XIX.Armee-Korps ab 1914: Garde-Korps, XII. (1. Kgl. Sächsisches) Armee-Korps, XIX. (2. Kgl. Sächsisches) Armee-Korps III. Armee-Inspektion Darmstadt, ab 1906 Hannover 1871: VII. Armee-Korps, VIII. Armee-Korps, XI. Armee-Korps ab 1906: VII. Armee-Korps, VIII. Armee-Korps, XI. Armee-Korps, XIII. Armee-Korps, XVIII. Armee-Korps ab 1914: IX. Armee-Korps, X. Armee-Korps IV. Armee-Inspektion Berlin, ab 1906 München 1871: III. Armee-Korps, IV. Armee-Korps zugeteilt I. Bayerisches Armee-Korps, II. Bayerisches Armee-Korps ab 1906: III. Armee-Korps, IV. Armee-Korps zugeteilt I. Bayerisches Armee-Korps, II. Bayerisches Armee-Korps ab 1914: III. Armee-Korps zugeteilt I. Bayerisches Armee-Korps, II. Bayerisches Armee-Korps, III. Bayerisches Armee-Korps V. Armee-Inspektion Karlsruhe 1871: XIV. Armee-Korps, XV. Armee-Korps ab 1906: XIV. Armee-Korps, XV. Armee-Korps, XVI. Armee-Korps ab 1914: IX. Armee-Korps, XV. Armee-Korps ab 1908 VI. Armee-Inspektion Stuttgart IV. Armee-Korps, XI.Armee-Korps, XIII. (Kgl. Württembergisches) Armee-Korps ab 1913 VII. Armee-Inspektion Saarbrücken XVI. Armee-Korps, XVII. Armee-Korps, XXI. Armee-Korps ab 1914 VIII. Armee-Inspektion Berlin XI. Armee-Korps, XVIII. Armee-Korps, XX. Armee-Korps Daneben bestand ab 1898 die Generalinspektion der Kavallerie, der die Kavalleriebrigaden der Divisionen jedoch nicht unterstellt waren. Inspektion Standort Generalinspektion der Kavallerie Berlin Kavallerieinspektion 1 Posen Kavallerieinspektion 2 Stettin Kavallerieinspektion 3 Straßburg Kavallerieinspektion 4 Saarbrücken Den 25 Armeekorps, davon drei bayerische mit separater Nummerierung, zwei sächsische und ein württembergisches, unterstanden in der Regel zwei Divisionen. Die Gesamtstärke eines Armeekorps betrug 1554 Offiziere, 43.317 Mann, 16.934 Pferde und 2933 Fahrzeuge. Die Divisionen umfassten in der Regel zwei Infanteriebrigaden zu je zwei Regimentern, eine Kavalleriebrigade zu zwei Kavallerie-Regimentern und eine Feldartilleriebrigade zu zwei Regimentern. Ein Infanterie-Regiment bestand normalerweise aus drei Bataillonen zu je vier Kompanien, pro Regiment also zwölf Kompanien. Die Aufrüstung der Jahre 1912/1913 brachte für nahezu alle Regimenter die Aufstellung einer 13. (Maschinengewehr-)Kompanie. Ein Kavallerie-Regiment bestand aus fünf Eskadronen, in Bayern aus vier Eskadronen. Daneben standen einem Armeekorps als Korpstruppen ein bis zwei Fußartillerieregimenter, ein Jägerbataillon, ein bis zwei Pionierbataillone, ein Trainbataillon sowie teilweise verschiedene weitere Verbände, wie beispielsweise ein Telegraphenbataillon, ein bis zwei Feldpionierkompanien, ein bis zwei Sanitätskompanien, Eisenbahnkompanien usw. zur Verfügung. Ein Infanterieregiment hatte 1900 eine Friedensstärke von 69 Offizieren, 6 Ärzten, 1977 Unteroffizieren und Mannschaften sowie 6 Militärbeamte, insgesamt also 2058 Mann. Ein Kavallerieregiment kam auf 760 Mann und 702 Dienstpferde. Diese Stärke galt für Regimenter mit hohem Etat, Regimenter mit mittlerem oder niedrigerem Etat hatten eine geringere Stärke. Eine Infanteriekompanie mit hohem Etat hatte 5 Offiziere und 159 Unteroffiziere und Mannschaften, mit niedrigerem Etat 4 Offiziere und 141 Unteroffiziere und Mannschaften. Bei der Kavallerie bestanden im Frieden keine Korps, nur eine Division, die Garde-Kavallerie-Division. Bei der Mobilmachung zum Ersten Weltkrieg wurde die Kavallerie aufgeteilt in Heereskavallerie und Divisionskavallerie. Das Reichsheer umfasste 1914: 651 Infanteriebataillone in 217 Regimentern zu drei Bataillonen 18 Jäger-/Schützenbataillone 9 Unteroffiziersschulen, 1 Lehr-Infanteriebataillon, 1 Infanterie-Schießschule, 1 Gewehr-Prüfungskommission 11 MG-Abteilungen, 233 MG-Kompanien, 15 Festungs-MG Abteilungen 490 Kavallerieeskadronen in 98 Regimentern zu je fünf Eskadronen 48 Kavallerieeskadronen in 12 Regimentern zu je 4 Eskadronen (nur Bayern) 633 Feldartilleriebatterien in 100 Regimentern 1 Feldartillerieschießschule 1 Fußartillerieschießschule 48 Fußartilleriebataillone in 24 Regimentern zu je 2 Bataillonen 28 Pionierbataillone mit 26 Scheinwerferzügen 2 Pionierregimenter (Nr. 23 und Nr. 30) 8 Eisenbahnbataillone 9 Telegrafenbataillone 5 Luftschifferbataillone 5 Fliegerbataillone 1 Kraftfahrbataillon 25 Trainabteilungen 317 Bezirkskommandos Entwicklung der Mannstärke des deutschen Heeres zu ausgewählten Zeitpunkten: Jahr 1875 1888 1891 1893 1899 1902 1906 1908 1911 1913 1914 Soldaten 420.000 487.000 507.000 580.000 591.000 605.000 610.000 613.000 617.000 663.000 794.000 Truppengattungen Neben den bisherigen klassischen Truppengattungen Infanterie, Kavallerie und Artillerie entstanden auf Grund der technischen Entwicklungen neue Truppengattungen, teilweise durch Vergrößerung schon früher bestehender kleinerer Einheiten (Pioniere, Train), teilweise durch Verwendung neuer technischer Geräte und Anwendungen durch die Armee. Rüstungsausgaben Die Rüstungsausgaben werden nachrichtlich auch für die Marinen dargestellt und zwecks besserer Einordnung auch die Rüstungsausgaben der wichtigsten anderen Staaten aufgeführt. Sowohl bei den absoluten Rüstungsausgaben lag Deutschland deutlich hinter Großbritannien und Russland, als auch bei den Rüstungsausgaben pro Kopf deutlich hinter Großbritannien und Frankreich. Obwohl Deutschland ja in einer exponierten Stellung in Mitteleuropa liegt und deshalb immer mit einem Zweifrontenkrieg rechnen musste, lagen die Rüstungsausgaben deutlich unter denen der meisten anderen europäischen Großmächte. Besonders deutlich wird dies, wenn man die späteren Mittelmächte der seit 1907 bestehenden Triple Entente gegenüberstellt. Diesen Nachteil versuchte man auszugleichen durch bessere Organisation, Ausbildung und Führung. Im Verlauf des Ersten Weltkrieges zeigte sich aber, dass damit die quantitative Unterlegenheit nicht auszugleichen war. Bewaffnung und Ausrüstung Bewaffnung des einzelnen Soldaten Die Bewaffnung der Infanterie bestand aus dem Gewehr 88, später Gewehr 98, beide im Kaliber 7,92 × 57 mm, das Gewehr 88 bewährte sich nicht und wurde relativ schnell durch die leistungsfähigere Konstruktion des Gewehrs 98 ersetzt, welches in der Karabiner-Version als Standardwaffe Karabiner 98k noch im Zweiten Weltkrieg geführt wurde, und dem Seitengewehr. Portepee-Unteroffiziere hatten den sogenannten Reichsrevolver und das Offizier-Seitengewehr. Jäger trugen statt des Seitengewehres einen Hirschfänger. Bei der Kavallerie statt des Gewehres den Karabiner 88 bzw. Karabiner 98 und Degen, Portepee-Unteroffiziere stattdessen den Offizierssäbel. Dazu wurde auch noch die Lanze geführt. Die Karabinerversion des Gewehrs M98, auch 98a (az), ist nicht identisch mit dem späteren Gewehr des Zweiten Weltkrieges. Man kann den Karabiner in diversen Militärmuseen Europas besichtigen. Auffällig ist die vordere über dem Lauf geführte obere hölzerne Laufverkleidung bis vorne und bei vollständigen Exponaten der vordere Haken zum Aufstellen des Gewehre im Feld. Eisenbahntruppen Die Eisenbahntruppen konnten nicht nur bestehende Bahnlinien betreiben, sondern auch neue Bahnlinien – besonders Feldbahnen – einschließlich erforderlicher Brücken bauen. Zu ihrer Ausbildung war der Armee die Verwaltung der Bahnlinie Berlin – Zossen – Jüterbog (Königlich Preußische Militär-Eisenbahn) übertragen worden. Uniform Zwar wurden die unterschiedlichen Kontingente des Heeres nach der Reichsgründung sukzessive nach einheitlichen Vorgaben ausgestattet, doch folgte man bei Kopfbedeckung sowie Farbgebung und Schnitt dem Grundsatz Vielfalt in der Einheitlichkeit. Unterscheidungsmerkmale waren: Abzeichenfarbe und Knopffarbe (nach dieser richtete sich in der Regel auch die Farbe der Tressen, Litzen, Helmbeschläge) Achselklappen (Mannschaften und Unteroffiziere), Schulterstücke (Offiziere) und Epauletten Form und Beschläge der Helme Kokarden Ärmelaufschläge Infanterie Die Grundfarbe der Uniformen war in Preußen Blau. Die Kontingente der meisten deutschen Staaten waren bereits durch Militärkonventionen in der preußischen Armee aufgegangen oder ihr angegliedert und hatten nur noch kleine Reservatrechte, so den Anspruch auf eigene Kokarden an den Kopfbedeckungen, der unterschiedlichen Helmzier und sonstige Unterscheidungsmerkmale. Zu welchem Kontingent ein Soldat gehörte, konnte an der Landeskokarde der Kopfbedeckung, den Ärmelaufschlägen und den Schulterklappen erkannt werden. Im Jahre 1914 existierten insgesamt 272 verschiedene Variationen in der Uniformierung. Es handelte sich dabei zum Teil nur um Kleinigkeiten (zum Beispiel hatte einzig das Hessische Leibgarde-Infanterie-Regiment Nr. 115 die Knopfleisten der Gardelitzen nicht in der Grundfarbe der Ärmelaufschläge, sondern in Weiß unterlegt. Die fünf hessischen Infanterie-Regimenter trugen auf den Ärmelpatten nicht die Farbe ihres (XVIII.) Armeekorps, sondern jedes Regiment hatte eine andere Farbe, die jedoch eifersüchtig beachtet wurden). Die Landesfarben tauchten auch noch in anderen Bekleidungsstücken und Abzeichen auf, wie beispielsweise Schulterstücken, Feldbinden, Portepees, Einjährigenschnüren und den Auszeichnungsknöpfen für Unteroffiziere und Gefreite. Größere Abweichungen in der Uniform gab es bei den sächsischen und bayerischen Kontingenten. Sachsen hatte insbesondere folgende Abweichungen: die Schulterklappen waren eckig, der Vorstoß an der Vorderseite des Rockes wurde um die unteren Schoßkanten des Rockes herumgeführt, Teile des sächsischen Kontingents trugen dunkelgrüne Waffenröcke. Die bayerischen Fußtruppen hatten hellblaue Uniformen, die Ulanen dunkelgrüne Waffenröcke. Der Waffenrock war einreihig mit acht Knöpfen. Die Hosen waren schwarz, im Sommer wurden auch weiße Hosen getragen. Stiefel waren die so genannten Knobelbecher. Der deutsche Soldat bekam einmal im Jahr eine neue Uniform, insgesamt gab es bis zu fünf Garnituren. Die erste Garnitur wurde zur Parade angelegt, die zweite als Ausgehuniform, die dritte und vierte Garnitur zum täglichen Dienst und die fünfte Garnitur, sofern vorhanden, lag für den Kriegsfall in der Kammer. Die Kopfbedeckung war grundsätzlich die bekannte „Pickelhaube“, Jäger, Schützen und MG-Abteilungen trugen einen Tschako. Zur Parade trugen zwei preußische Garderegimenter Grenadiermützen in altpreußischem Stil. Für manche Anzugarten war die Schirmmütze oder für Mannschaften auch das „Krätzchen“ (Mütze ohne Schirm) vorgeschrieben. Jäger und Schützen trugen einen dunkelgrünen Waffenrock. Die Artillerie trug einen dunkelblauen Waffenrock mit schwarzem Kragen. Die Helmspitze endete in einer Kugel. Die Soldaten des Trains trugen dunkelblaue Waffenröcke mit hellblauem Kragen und auch einen Tschako. Die Uniformen blieben bis zum Kriegsausbruch weitgehend unverändert. Ab 1897 wurde neben der Landeskokarde nun auch die Reichskokarde getragen. 1907 wurde versuchsweise die erste feldgraue Uniform eingeführt, die nur im Kriegsfalle angelegt werden sollte, aber bereits seit 1909/1910 bei Manövern verwendet wurde. Bis Kriegsbeginn und während des Krieges erfuhr die feldgraue Uniform noch einige Änderungen; so wurde die Farbe beispielsweise eher graugrün, der Name „Feldgrau“ aber beibehalten. Im Weltkrieg wurde ausschließlich diese „feldgraue“ Uniform getragen, anfangs die „Pickelhaube“ mit Überzug, ab Mitte des Krieges wurde flächendeckend der Stahlhelm M1916 eingeführt. Kavallerie Husaren Die Husaren trugen eine Attila in Regimentsfarben mit Schnurbesatz und Achselschnüren. Einige Regimenter trugen dazu einen Pelz. Dragoner Waffenrock der Dragoner ähnelte dem der Infanterie aus kornblumenblauem Tuch mit je nach Regiment verschiedenenfarbigen Kragen, Aufschlägen und Schulterklappen. Helm für Berittene mit Spitze (ähnlich dem der Infanterie). Die beiden hessischen Dragoner-Regimenter trugen dunkelgrüne Uniformen. Ulanen Ulanka aus dunkelblauem Tuch mit Epauletten und je nach Regiment verschiedenenfarbigen Kragen, Aufschlägen und Vorstößen. Als Kopfbedeckung wurde eine Tschapka getragen. Zur Parade legten die Ulanen eine sogenannte Paraderabatte an. Diese war in der Regimentsfarbe gehalten und wurde auf der Brust eingeknöpft. Am Tschapkahals wurde ebenfalls eine Paraderabatte angebracht. Kürassiere Koller aus weißem Kirsey mit gleichfarbigem Kragen und Schulterklappen, je nach Regiment mit verschiedenenfarbenen Ärmelaufschlägen, Borten, Vorstößen und Kragenpatten. Kopfbedeckung der Kürassiere war ein Stahlhelm (Kürassierhelm). Schwere Reiter In Sachsen und Bayern gab es keine Kürassiere, sondern stattdessen die schweren Reiter. In Bayern wurden die Kürassiere 1879 und in Sachsen 1876 umbenannt. Die sächsischen schweren Reiter hatten nahezu die gleiche Uniform wie die preußischen Kürassiere. Die bayerischen schweren Reiter hatten abweichend den Lederhelm für Berittene. Im Jahre 1909 wurde ein feldgrauer Waffenrock im Schnitt der Infanterie eingeführt. Chevaulegers Chevaulegers gab es nur in Bayern. Die Uniform ähnelte derjenigen der Ulanen, hatte aber z. B. eckige Schulterklappen. Als Helm trugen sie keine Tschapka, sondern den Helm für Berittene mit Spitze. Jäger zu Pferde Jäger zu Pferde trugen Koller und Waffenrock aus graugrünem Tuch. Schulterklappen und Aufschläge waren hellgrün und mit farbigen Paspeln abgesetzt. Die Regimenter Nr. 1 bis Nr. 6 trugen geschwärzte Kürassierhelme und Kürassierstiefel. Bei den Regimentern Nr. 7 bis Nr. 13 waren nur die Offiziere so ausgestattet, die Unteroffiziere und Mannschaften waren mit Dragonerhelmen und Dragonerstiefeln ausgerüstet. (Die Nachrüstung mit den Kürassierhelmen erfolgte erst 1915, bis dahin hatten diese Helme noch nicht zur Verfügung gestanden.) Beispiele für Truppenfahnen der Kontingente Dienstgrade Dienstgradgruppen Im deutschen Heer gab es sechs Dienstgradgruppen: Mannschaften (Gemeine) Unteroffiziere (mit und ohne Portepee) Subalternoffiziere, Hauptleute, Stabsoffiziere und Generale. Die Dienstgrade der preußischen Armee bildeten die Grundlage für die Dienstgrade des deutschen Heeres bis zur heutigen Bundeswehr. Fußtruppen Kavallerie Artillerie Beschreibung Mannschaften Grenadier, Füsilier, Jäger, Musketier, Gardist, Infanterist, Soldat, Pionier Dragoner, Husar, Jäger, Kürassier, Ulan, Reiter, Chevauleger Kanonier, Fahrer Keine Befehlsgewalt. Der dienstgradlose Soldat wurde auch Gemeiner genannt. Gefreiter Gefreiter Gefreiter Der Gefreite war der Stellvertreter des Corporals. nicht vorhanden nicht vorhanden Obergefreiter / Bombardier Der Obergefreite ersetzte in der preußischen Fußartillerie 1859 die Unteroffizierscharge Bombardier. Beide Ränge zeichneten gewöhnlich die Richtschützen aus. Unteroffiziere ohne Portepee Unteroffizier / Corporal Unteroffizier / Corporal Unteroffizier / Corporal Der Corporal kommandierte eine bis zu 30 Mann starke „Korporalschaft“. Drei pro Kompanie. Bei den Jägern hieß der Unteroffizier Oberjäger. Sergeant Sergeant Sergeant Gleich dem Unteroffizier stand der Sergeant einer Korporalschaft vor. Unteroffiziere mit Portepee Vizefeldwebel/ Vice-Feldwebel Vizewachtmeister/ Vice-Wachtmeister Vizewachtmeister/ Vice-Wachtmeister Der Rang wurde 1873 im gesamten Heer eingeführt. In Kompanien mit nicht mehr als zwei Offizieren fungierten Vizefeldwebel als Zugführer – eine Dienststellung, die allgemein einem Leutnant oder Oberleutnant oblag. Feldwebel Wachtmeister Wachtmeister Höchster Unteroffiziersrang. Der Feldwebel war mit dem inneren Dienst und Verwaltungsaufgaben betraut und arbeitete eng mit dem Kompaniechef zusammen. Offizierstellvertreter Offizierstellvertreter Offizierstellvertreter Die Dienststellung wurde 1887 geschaffen. Dazu konnten aktive Vizefeldwebel und Feldwebel nach mindestens vier Jahren tadelsfreier Führung ernannt werden. Im Ersten Weltkrieg wurden zwei Planstellen pro Kompanie eingerichtet. Nach Kriegsende oder bei Entlassung war die Rückstufung in den alten Dienstgrad vorgesehen. Anrede war stets „Vizefeldwebel“ oder „Feldwebel“. Fähnrich Fähnrich Fähnrich Offiziersanwärter im Unteroffiziersrang. Subalternoffiziere Feldwebelleutnant Feldwebelleutnant Feldwebelleutnant Seit 1877 der unterste Offiziersdienstgrad. Der Feldwebelleutnant hatte zwar den Rang eines Leutnants inne, rangierte jedoch stets hinter dem Inhaber des „wirklichen“ Dienstgrads, da er kein Offizierspatent besaß. Zwitterstellung zwischen Unteroffizier und Offizier. Zur Beförderung vorgesehen waren die Unteroffiziere des Beurlaubtenstandes (Reserve), nicht aber die „aktiven“ (d.h. die Berufs-)Unteroffiziere, die – allerdings nur im Kriegsfall – zu regulären Offizieren aufsteigen konnten. Leutnant / Secondelieutenant Leutnant / Secondelieutenant Leutnant / Feuerwerksleutnant Stellvertreter des Hauptmanns, Kontrolle des praktischen Dienstes und der Unteroffiziere. Oberleutnant / Premierlieutenant Oberleutnant / Premierlieutenant Oberleutnant / Feuerwerksoberleutnant Stellvertreter des Hauptmanns, Kontrolle des praktischen Dienstes und der Unteroffiziere. Hauptleute und Rittmeister Hauptmann / Kapitän Rittmeister Hauptmann / Kapitän Kompaniechef Stabsoffiziere Major Major Major Bataillonskommandeur Oberstleutnant Oberstleutnant Oberstleutnant Vertreter des Regimentskommandeurs Oberst Oberst Oberst Kommandeur eines Regiments Generäle Generalmajor Generalmajor Generalmajor Führer eines aus 3–6 taktischen Einheiten bestehenden Verbandes, Brigadekommandeur. Generalleutnant Generalleutnant Generalleutnant Kommandeur eines Flügels bzw. einer Division, mit Anspruch auf Anrede „Exzellenz“. General der Infanterie General der Kavallerie General der Artillerie Befehlshaber eines Treffens (Teil einer in Schlachtordnung aufgestellten Armee, normalerweise zwei Treffen in einer Schlacht) bzw. Kommandierender General eines Armeekorps (größter militärischer Verband in Friedenszeiten). Generaloberst Generaloberst Generaloberst Seit 1854, Generaloberst war die Bezeichnung des höchsten regulär erreichbaren Generalsranges in der preußischen Armee. Oberbefehlshaber einer Armee (im Krieg) bzw. Inspekteur einer Armee-Inspektion (im Frieden). Generaloberst (mit dem Rang als Generalfeldmarschall) Generaloberst (mit dem Rang als Generalfeldmarschall) Generaloberst (mit dem Rang als Generalfeldmarschall) Seit 1911, Verleihung ehrenhalber. Ersetzte den bis dahin verliehenen Titel „charakterisierter Generalfeldmarschall“. Generalfeldmarschall Generalfeldmarschall Generalfeldmarschall Titel für besondere Verdienste, z. B. eine gewonnene Schlacht, eine erstürmte Festung oder einen erfolgreichen Feldzug. Dienstgradabzeichen Mannschaften Die Gefreiten tragen an jeder Kragenseite einen Auszeichnungsknopf, den sog. Gefreitenknopf. Die Obergefreiten tragen an jeder Kragenseite den größeren Auszeichnungsknopf der Feldwebel und Sergeanten, außerdem die Säbeltroddel der Unteroffiziere. Unteroffiziere ohne Portepee Goldene oder silberne Tresse am Kragen und den Aufschlägen des Waffenrocks. Säbeltroddel oder Faustriemen mit einem in der Landesfarbe gemischten Quast. Die Sergeanten tragen dazu einen großen Auszeichnungsknopf. Unteroffiziere mit Portepee Uniform wie Sergeanten. Feldwebel, Wachtmeister, Vizefeldwebel und Vizewachtmeister tragen dazu das Offiziersseitengewehr mit Portepee, Feldwebel außerdem eine zweite Metalltresse über den Ärmelaufschlägen („Kolbenringe“). Offizierstellvertreter Sie tragen die Abzeichen der Vizefeldwebel bzw. Vizewachtmeister mit dem Unterschnallkoppel der Offiziere und die Schulterklappen haben eine Tresseneinfassung in Knopffarbe. Feldwebelleutnants tragen die Uniform der Vizefeldwebel, dazu aber die Schulterstücke der Leutnante. Leutnante und Oberleutnante tragen Schulterstücke (Achselstücke) aus mehreren nebeneinander liegenden silbernen Pattschnüren. Diese sind mit dünnen Fäden in den Landesfarben durchwirkt (Preußen: schwarz, Bayern: blau, Sachsen: grün, Württemberg: schwarz-rot, Hessen: rot, Mecklenburg: blau-gelb-rot usw.). Darauf aus Metall geprägt die Nummern oder Namenszüge, die auch die Mannschaften tragen. Leutnant ohne Stern, Oberleutnant ein goldener Stern unterhalb der Nummern/Namenszüge. Die Epaulettenfelder und die Unterlagen der Schulterstücke (Vorstöße) haben in den meisten Fällen die Farbe der Schulterklappen der Mannschaften. Die Monde der Epauletten in Knopffarbe. Keine Fransen. Hauptleute bzw. Rittmeister Wie Oberleutnante, jedoch zwei Rangsterne. Einer oberhalb und einer unterhalb der Nummern/Namenszüge auf den Schulterstücken. Auf den Epauletten links und rechts davon. Stabsoffiziere Geflochtene silberne, mit Landesfarben durchzogene Schnüre. Major ohne Stern, Oberstleutnant ein goldener Stern unterhalb, Oberst je ein goldener Stern unter- und oberhalb der Nummern/Namenszüge. Auf den Epauletten jedoch links und rechts davon. Epauletts mit silbernen Fransen, sonst wie Leutnante und Hauptleute. Generale Am Kragen und den Aufschlägen eine Eichenlaubstickerei. Schulterstücke: Geflochtene goldene runde Schnüre mit einer silbernen Kantschnur dazwischen. Diese mit dünnen Fäden in den Landesfarben durchwirkt. Generalmajor ohne Stern, Generalleutnant ein Stern (mittig), General der Infanterie/Kavallerie/Artillerie zwei Sterne (übereinander), Generaloberst drei Sterne (unten zwei nebeneinander, oben einer), Generaloberst mit dem Rang als Generalfeldmarschall vier Sterne (jeweils zwei nebeneinander oben und unten) und der Generalfeldmarschall zwei gekreuzte Kommandostäbe (hochkant). Die Rangsterne und Kommandostäbe sind auf den Schulterstücken silbern und auf den Epauletts golden. Epauletten: Die Rangsterne des Generals der Infanterie usw. liegen nebeneinander. Beim Generaloberst sind sie im Dreieck angeordnet. Beim Generaloberst mit dem Rang als Generalfeldmarschall sind sie trapezförmig verteilt. Die Kommandostäbe des Generalfeldmarschalls liegen quer auf dem Epaulettenfeld. Die Monde sind silbern, ebenso die Felder. Dicke steife silberne Kantillen (Fransen). Lebensverhältnisse im deutschen Heer Verdienst und Unterhalt um 1900 Das Einkommen (Löhnung) der Mannschaften und Unteroffiziere bestand aus der alle zehn Tage im Voraus gezahlten Löhnung sowie dem Brotgeld, dem Beköstigungsgeld und der Bekleidung und Wohnung mit Heizung, Beleuchtung usw. In besonderen Fällen wurde hierfür eine finanzielle Entschädigung gezahlt. Dazu kostenlose ärztliche Behandlung und Arzneien. Verheiratete Unteroffiziere bekamen auch für ihre Familie kostenlose ärztliche Behandlung und Arzneien. Einige Unteroffiziere, wie z. B. Wallmeister und Zeugfeldwebel, bekamen ähnlich den Offizieren ein monatliches Gehalt. Dienstgrad Gehalt oder Löhnung Beköstigungsgeld bzw. Servis Wohnungsgeldzuschuß Mannschaften und Unteroffiziere – Löhnung monatlich in Mark Gemeine 6,60 * ca. 9 Unterkunft wird gestellt Gefreiter 8,10 ca. 9 Unterkunft wird gestellt Unteroffizier 21,60 ca. 13 Unterkunft wird gestellt Sergeant 32,10 ca. 13 Unterkunft wird gestellt Vizefeldwebel 41,10 ca. 13 Unterkunft wird gestellt Feldwebel 56,10 ca. 13 Unterkunft wird gestellt Offiziere – Gehalt jährlich in Mark Zeugfeldwebel (kein Offizier, aber Gehaltsempfänger) 1104 bis 1404 300 Dienstwohnung Leutnant 900 bis 1188 288 bis 420 216 bis 420 (unverheiratete Leutnante 6 Tischgeld) Hauptleute und Rittmeister II. Klasse 3900 432 bis 972 360 bis 900 Hauptleute und Rittmeister I. Klasse 5850 432 bis 972 360 bis 900 Stabsoffiziere (kein Regimentskommandeur) 5850 594 bis 1314 540 bis 1200 Stabsoffiziere (als Regimentskommandeur) 7800 594 bis 1314 600 bis 1500 Kommandierender General 12.000 1188 bis 2520 Dienstwohnung mit Einrichtung Dazu im Vergleich verdiente 1910 ein Metallarbeiter (Dreher, Schlosser, Eisenbieger, Schleifer usw.) wöchentlich zwischen 20 und 40 M, das sind 1040 bis 2080 M pro Jahr. * Mannschaften bekamen einen Tagessold von 22 Pfennig. Diese 22 Pfennige werden auch in dem volkstümlichen Text des Präsentiermarsches Friedrich Wilhelms III. besungen. Soldaten der Garde erhielten 1 Pfennig Gardezulage und kamen so auf 23 Pfennige. Lebensumstände der Offiziere Die finanziellen Verhältnisse der unteren Offiziersdienstgrade waren ausgesprochen karg. Die Leutnante waren auf Zulagen von zu Hause angewiesen. Je nach Exklusivität des Regiments und des daraus resultierenden Lebensstiles, waren Zulagen von M 50,-- bis M 200,-- monatlich nötig. Von seinem Gehalt konnte ein Leutnant nicht leben. Dies sorgte natürlich auch für eine soziale Auswahl. Die angehenden Offiziere stammten in der Regel aus Familien, die zur finanziellen Unterstützung ihrer Söhne in der Lage waren. Im Regelfall vergingen bis zur Beförderung zum Hauptmann rund zehn Jahre, die nächste Beförderung zum Major dauerte dann noch einmal rund 15 Jahre. Die wenigsten Offiziere schafften es bis zum Stabsoffizier. Die meisten verließen vorher das Heer, was jederzeit problemlos möglich war. Feste Verpflichtungszeiten gab es nicht. Für eine Ehe wurde ein Jahreseinkommen von wenigstens 4000 M als notwendig angesehen, was erst der ältere Hauptmann erreichte. Vorher konnte der Offizier nur heiraten, wenn die Braut genügend Geld mit in die Ehe brachte. Für die Eheschließung musste eine vom Vorgesetzten erteilte „Heiratserlaubnis“ vorliegen. Die finanzielle Lage war bei der Erteilung dieser Erlaubnis sehr wichtig, ebenso die „standesgemäße“ Herkunft der Braut. Erst ab dem Hauptmann aufwärts wurden die Offiziersgehälter denen der höheren Beamten vergleichbar. Militärische Ausbildung, Alltag und Rekrutierung Allgemeines Jedes Armeekorps hatte seinen eigenen Ersatzbezirk, aus dem der Personalbedarf zum allergrößten Teil gedeckt wurde. Die allgemeine Wehrpflicht war aus heutiger Sicht in dem sich rapide modernisierenden deutschen Kaiserreich ein wichtiger Integrationsfaktor. Bei rund 200.000 bis 300.000 jährlich eingezogenen Männern wurden längst nicht alle Wehrpflichtigen gezogen; Rekruten vom Land waren deutlich bevorzugt. Die Einziehungsquote von "Großstädtern" oder Arbeitern war dagegen deutlich niedriger. Die jungen Männer erlebten eine Organisation mit strenger Disziplin, in der versucht wurde, Gerechtigkeit zu praktizieren. Die Anforderungen und Bedingungen des Dienstes waren im Allgemeinen hart. Missstände und Übergriffe gegen Wehrpflichtige wurden aber zunehmend von der Presse aufgegriffen und teilweise sogar im Reichstag diskutiert. Die obere Führung sah sich veranlasst, den gröbsten Fehlentwicklungen gegenzusteuern. Der Dienst im Heer wurde im Laufe des 19. Jahrhunderts deutlich attraktiver und so meldeten sich 1912 bereits 64.000 Männer freiwillig. Die Masse der Unteroffiziere ging aus den Reihen der Kapitulanten hervor, Wehrpflichtige, die ihren zweijährigen Wehrdienst freiwillig um ein Jahr verlängert hatten. Ein Aufstieg zum Offizier war so gut wie ausgeschlossen. So dienten die meisten zwölf Jahre und wurden dann als sogenannte „Militäranwärter“ vorrangig in der gesamten unteren zivilen Verwaltung, bei Post und Eisenbahn usw. untergebracht. Beim Offiziersnachwuchs musste immer mehr auf nichtadlige Bevölkerungsschichten zurückgegriffen werden. Voraussetzung war in Preußen für den Offiziersbewerber die Primareife, in Bayern das Abitur, vor dem Ersten Weltkrieg hatten aber bereits zwei Drittel der Offiziersbewerber das Abitur. 1913 waren 70 Prozent der Offiziere Bürgerliche. Das Offizierskorps hatte vor allem in Preußen eine herausragende gesellschaftliche Stellung inne, weniger in den süddeutschen Bundesstaaten. So war in Preußen bereits der Leutnant hoffähig, in Bayern erst der Stabsoffizier. Das Renommée des Offiziers war hoch, beispielsweise wegen der großen Bedeutung der durch das Militär erkämpften Einheit Deutschlands. Dementsprechend stand in bürgerlichen Kreisen eine Reserveoffizierslaufbahn hoch im Kurs. Wilhelm II. hatte nachdrücklich betont, dass die Reserveoffiziere nur den sogenannten „offizierfähigen Schichten“ entnommen werden sollten. Juden zählten aufgrund eines ungeschriebenen Gesetzes nicht dazu. Nur in der bayerischen Armee waren es ihnen möglich, Reserveoffizier zu werden. Jeder Offizier war verpflichtet, die Standesehre zu wahren und zu verteidigen. Sie war nicht nur etwas Persönliches und Individuelles, sondern Gemeingut des gesamten Korps. Die Standesehre beinhaltete Treue gegenüber dem Monarchen und Volk und Vaterland, das „preußische“ Pflichtbewusstsein unter dem Überbegriff des „Dienens“, aber auch Treue nach unten, eine persönliche Fürsorgepflicht für seine Untergebenen. Dieser Ehrbegriff führte zu einem homogenen Offizierskorps, welches über einheitliche Normen und Wertvorstellungen verfügte. Wehrpflicht Jeder Deutsche, sofern tauglich und nicht wegen entehrender Strafen ausgeschlossen, war vom vollendeten 17. bis zum vollendeten 45. Lebensjahr wehrpflichtig. Jeder Wehrpflichtige konnte vom 20. bis zum 39. Lebensjahr zum Dienst im Heer oder der Marine herangezogen werden. Die Dienstpflicht gliederte sich in: die aktive Dienstpflicht die Reservepflicht die Landwehrpflicht die Ersatz-Reserve-Pflicht. Wer keiner dieser Kategorien angehörte, gehörte zum Landsturm. Aktive Dienstpflicht Sie dauerte seit 1893 bei der Infanterie und allen übrigen Fußtruppen zwei Jahre, bei der Kavallerie und der reitenden Artillerie drei Jahre, beim Train ein oder zwei Jahre und bei der Marine drei Jahre. Einjährig-Freiwillige Junge Männer, die eine wissenschaftliche Befähigung (zum Beispiel Zeugnis nach einjährigem Besuch der Untersekunda, Reifezeugnis) nachweisen konnten oder die Einjährigen-Prüfung bestanden hatten, sowie finanziell in der Lage waren, sich selbst einzukleiden, konnten ihrer Dienstpflicht als sogenannte Einjährig-Freiwillige genügen. Sie mussten sich zwischen dem vollendeten 17. und 23. Lebensjahr freiwillig melden. Die Prüfung erstreckte sich auf drei Sprachen (Deutsch und zwei Fremdsprachen) sowie Geographie, Geschichte, Literatur, Mathematik, Physik und Chemie. Die Einstellung erfolgte zum 1. Oktober eines jeden Jahres, ausnahmsweise auch zum 1. April eines Jahres. Die Einjährig-Freiwilligen durften, sofern möglich, sich den Truppenteil selbst aussuchen und dienten ein Jahr. Nach sechs Monaten aktiver Dienstzeit konnten sie zum Gefreiten befördert werden. Die Einjährig-Freiwilligen wurden, sofern sie sich eigneten, zu Offizieren der Reserve und der Landwehr ausgebildet, ansonsten zu Unteroffizieren der Reserve und Landwehr. Reservepflicht Die aus dem aktiven Dienst Entlassenen traten zur Reserve über. Die Reservepflicht dauerte so lange, bis zusammen mit der aktiven Dienstpflicht sieben Jahre erreicht waren. Reservisten waren zur Teilnahme an Übungen von acht Wochen Dauer verpflichtet. Landwehrpflicht Es gab bei der Landwehr das erste und das zweite Aufgebot. Nach der Reservezeit trat man zum ersten Aufgebot über. Bei bis zu zweijährigem aktivem Dienst dauerte die Dienstpflicht fünf Jahre. Männer mit mindestens dreijährigem Aktivdienst verblieben nur drei Jahre im ersten Aufgebot. Die Männer des ersten Aufgebotes konnten zu Übungen herangezogen werden. Landwehrleute gehörten bis zum 31. März des Jahres, in welchem sie das 39. Lebensjahr vollendeten, zum zweiten Aufgebot. Für diejenigen, die vor dem 20. Lebensjahr mit dem Dienst begonnen hatten, endete die Dienstpflicht entsprechend früher. Ersatz-Reserve-Pflicht Männer, die zwar tauglich gemustert, aber nicht zum aktiven Wehrdienst herangezogen worden waren, wurden, soweit Bedarf vorlag, zur Ersatz-Reserve überwiesen. Diese Mannschaften waren zur Ergänzung des Heeres im Kriegsfalle bestimmt. Der Personenkreis war sehr umfangreich, denn 1914 war fast die Hälfte aller Tauglichen jedes Jahrgangs nicht zum Aktivdienst einberufen worden. Die Ersatzreservepflicht dauerte zwölf Jahre, vom 20. bis zum 32. Lebensjahr. Landsturm Alle Personen vom 17. bis zum vollendeten 45. Lebensjahr, welche nicht zu den obigen Gruppen gehörten und wehrwürdig und -fähig waren, gehörten zum Landsturm. Außerdem wurden die Angehörigen der Landwehr nach vollendetem 39. Lebensjahr und die ungeübten Ersatzreservisten nach vollendetem 32. Lebensjahr dem Landsturm überwiesen. Geregelt wurde es nach den Paragraphen 14 und 20 der Deutschen Wehrordnung vom 22. November 1888. Übungen gab es in Friedenszeiten nicht. Ersatzbezirke Jedes Armeekorps hatte einen eigenen Ersatzbezirk, aus welchem die korpsangehörigen Truppen in erster Linie ergänzt wurden. Die Korpsbezirke waren weiter untergliedert in Landwehrbezirke, geführt von einem Bezirkskommando. Die Landwehrbezirke wiederum setzten sich aus mehreren unteren Verwaltungsbezirken (preußischen Landkreisen, bayerischen Bezirksämtern, sächsischen Amtshauptmannschaften usw.) zusammen. Darüber hinaus waren Meldeämter und Hauptmeldeämter zur Überwachung der Wehrpflichtigen eingerichtet. Das Gardekorps hatten keinen eigenen Korpsbezirk, der ausgesuchte Mannschaftsersatz der preußischen Garde kam aus ganz Preußen und den weiteren Bundesstaaten Nord- und Mitteldeutschlands. Beginn des Wehrdienstes und Vereidigung Der Wehrdienst begann im Oktober eines jeden Jahres. Die Vereidigung erfolgte, nach dem Verlesen der Kriegsartikel und Vorbereitung durch Geistliche, konfessionsweise in den Kirchen und Synagogen, mit der Hand auf der Fahne oder bei der Artillerie auf der Kanone. Jeder Bundesstaat hatte eine eigene Eidesformel. Die Vereidigung erfolgte auf den jeweiligen Landesherrn und den Kaiser. Elsässer und Lothringer wurden nur auf den Kaiser vereidigt. Leisteten Wehrpflichtige in einem anderen Bundesstaat ihren Wehrdienst ab, leisteten sie den Eid ihres eigenen Bundesstaates mit Belehrung, dem Landesherrn ihres Truppenteiles ebenfalls verpflichtet zu sein. Freiwilliger Dienst Es gab die Möglichkeit, sich freiwillig zu zwei-, drei- oder vierjährigem aktiven Dienst zu melden – mit dem Vorteil, die bevorzugte Waffengattung wählen zu dürfen, anstatt zugeteilt zu werden. Auch konnte der Wehrdienst freiwillig verlängert werden, diese Freiwilligen hießen dann Kapitulanten, aus ihnen wurden bevorzugt die Unteroffiziere rekrutiert. Zivilversorgung ausgedienter Unteroffiziere Unteroffiziere, die nach 12-jähriger Dienstzeit ausschieden, erhielten einen Zivilversorgungsschein, der ihnen eine bevorzugte Einstellung im Staatsdienst ermöglichte. Darüber hinaus erhielten Verabschiedete eine Dienstprämie (Unteroffiziersprämie) von (1911) 1000 Mark.