Kanu-Sport.
Von Fritz Giese.
Achtseitiger Originaldruck von 1926.
Mit sieben farbigen Abbildungen und sieben Illustration nach Aquarellen und Zeichnungen von Toni Schönecker.
Größe 165 x 250 mm.
Mit minimalen Alterungs- und Gebrauchsspuren, erste Seite etwas altersfleckig, sonst sehr guter Zustand.
Hervorragende Bildqualität auf Kunstdruckpapier – extrem selten!!!
100%-Echtheitsgarantie – kein Repro, kein Nachdruck!!!
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Versand ausschließlich per Einschreiben.
Zu Rückgabe und AGB bitte mich-Seite beachten. Die dort hinterlegten Informationen sind verbindlicher Bestandteil dieses Angebots/dieser Artikelbeschreibung!1926, 20. Jahrhundert, 20er – Jahre, Akademische Kunst, Akademische Malerei, Alfred Heurich, Altmeisterlichkeit, Anthroposophie, Ars gratia artis, Binnengewässer, Binnenschiffahrt, Birkenrindkanu, Boot, Camping, Canoe, Canoeist, D-83022 Rosenheim am Inn, D-83026 Rosenheim, D-88239 Wangen im Allgäu, Dekorative Graphik, Deutsche Geschichte, Deutsches Reich, Deutschland, Donau, Doppelpaddel, Einblattpaddel, Faltboot, Faltbootfahren, Ferien, Flußbett, Flußführer, Flußreisen, Flußwanderer, Flußwandern, Freizeit, Fremdenverkehr, Genre, genre painting, Genremalerei, Germany, Gewässer, gute alte Zeit, Harmonie, Heimat, Heimatkunde, Historische Bilder, Johann Klepper, Jugend, Jugendbewegung, Kajak, Kajaksport, Kameradschaft, Kanadier, Kanu, Kanufahren, Kanukreuzer, Kanusport, Kanuten, Kanu-Yawl, Klepper, Klepperboot, Klepper-Werke, Kultur, Kulturgeschichte, Kunst, Kunstgeschichte, Landeskunde, Landschaft, Lebensreform, Lichtbewegung, Lichtbund, Maler, Malerei, Marke, Marken, Markengeschichte, Markenhistorie, Natur, Naturalismus, Naturerlebnis, Naturism, Naturismus, Nostalgia, Nostalgie, Oberbayern, outdoor, Paddel, Paddelboot, Paddelfaltboot, Paddeln, Paddelsport, Paddler, Paradies, Poesie, Reise, Reisen, Reiseverkehr, Renn-Paddelkajak, Robb Roytyp, Romantik, Rudern, Schönheit, spirituelle Malkunst, Sport, Sportbetrieb, Sportboot, Sportboote, Strömung, Süddeutschland, Theosophie, Tourensegelkanu, Tourismus, Touristik, Tradition, Traumbilder, Träumen, Träumerei, Traumwelt, Twenties, Unternehmen, Unternehmensgeschichte, Urlaub, Vagabunden, Wanderboot, Wandern, Wanderpaddelkajak, Wanderruderer, Wanderrudern, Wandersport, Wandervogel, Wassersport, Wasserstrasse, Wasserstrassen, Wasserwandern, Watersport, Wellen, Wildfluß, Wildflüsse, Wildflußfahrt, Wildflußwanderung, Wildwasser, Wildwasserfahren, Zeitgeschehen, Zeitgeschichte, Zelten, Zwanziger Jahre Anton „Toni“ Schönecker war ein sudetendeutscher Bildender Künstler. Geboren am 1. November 1893 in Falkenau an der Eger, Böhmen; gestorben am 2. November 1979 in Wangen im Allgäu. Er arbeitete als Maler, Freskant, Aquarellist, Zeichner, Illustrator, Radierer, Lithograf, Holzschneider, Fotograf und Bildhauer. Leben Toni Schönecker wurde in Falkenau an der Eger (heute Sokolov) als Sohn eines Tischlers geboren und beendete dort 1910 die 1907 begonnene dreijährige Ausbildung zum Fotografen. Es folgten Wanderjahre mit Aufenthalten in Pressburg, Brüssel, Berlin und München, bis er 1913 eine Festanstellung an der Kaiserlich Königlichen Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien bekam. 1914 erfolgte bereits die Heranziehung zum Kriegsdienst. Nach Ende des Ersten Weltkriegs begann er 1918 beim Königlich Bayerischen Hoffotografen Franz Grainer in München. Von 1919 (Immatrikulation am 31. Mai 1919) bis 1923 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste München, unter anderem bei Hermann Groeber. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich dabei als Sport-Illustrator bei verschiedenen Verlagen, beispielsweise für den Bergverlag Rudolf Rother, für Velhagen & Klasing in Leipzig, für J. Steinbrener in Schärding und den Karl Adam Kraft Verlag in Karlsbad (später in Augsburg) sowie zum Beispiel auch in der Zeitschrift Simplicissimus. Zu dieser Zeit entstanden auch zahlreiche Bilder und Zeichnungen von Bergsteigern, Kletterern und markanten Bergen der Alpen. 1924 ging Schönecker zurück in seine Heimatstadt Falkenau und war als freischaffender Künstler tätig. 1940 waren Werke von ihm bei der Großen Deutschen Kunstausstellung im Haus der Deutschen Kunst in München zu sehen. 1944 wurde er wiederum zum Kriegsdienst herangezogen. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte und arbeitete er als freischaffender Künstler von 1946 bis 1949 in Partenkirchen, danach bis 1951 in Klais und ab 1953 in Wangen, wo er ein Atelier im Lindauer Tor hatte. Von den Arbeiten aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg sind aufgrund der Vertreibung fast nur noch Reproduktionen erhalten. Neben Bildern, Grafiken, Zeichnungen – darunter Landschafts-, Porträt- und Aktmalerei – und Bildhauerarbeiten in Form von Denkmälern entstanden an seinen Egerländer und süddeutschen Wirkungsorten auch mehrere Sgraffiti und Fresken. Allein in Wangen schuf er Kunst am Bau an rund 60 öffentlichen und privaten Gebäuden. Schönecker verstarb einen Tag nach seinem 86. Geburtstag kurz nach Vollendung eines Freskos. Seine Werke wurden auch nach seinem Tod mehrfach ausgestellt. Bereits ab 1924 setzte sich Schönecker in seinen Werken mit dem Egerland auseinander, wobei besonders Menschen und Brauchtum zu zentralen Bereichen wurden. Zwischen 1930 und 1936 entstanden Mappenwerke wie Alt-Falkenau oder Siemens Glas Neusattl. Auch gestaltete er Innen- und Außenwände in Sgraffito- bzw. Freskotechnik, die besonders in Wangen an zahlreichen öffentlichen und privaten Gebäuden nach 1953 entstanden. In Marktredwitz stellte er 1973 das Wandgemälde Egerländer Bilderbogen für die Egerländer Kunstgalerie fertig. Für seine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Egerland und der Oberpfalz wurde Schönecker mit einigen Ehrungen ausgezeichnet wie dem Nordgaupreis der Stadt Amberg für Nordgauförderung 1962 und dem für Kultur 1967. Foto- und Bildillustrationen (Auswahl) Gustav Goes: Im Wunderreiche des Bergkönigs: Ein Märchenbuch. Verlagsanstalt Hermann Klemm, Berlin-Grunewald 1922. Gustav Goes: Märchengeister: Märchen. Verlagsanstalt Hermann Klemm, Berlin-Grunewald 1923. Carl Joseph Luther; Paul Weidinger: Der Skikurs: Ein Vers- u. Bilderbuch. Bergverlag R. Rother, München 1925. George Helfrich: Die Dame auf Schlittschuhen. Bergverlag R. Rother, München 1926. Carl Joseph Luther: Skiläufer: Skihaserl, Kanuten, Kraxler und anderes Volk; Wie sie Toni Schönecker zeichnet. Bergverlag R. Rother, München 1933 (Erstauflage). Gustav Jungbauer (Hrsg.): Egerländer Volkslieder. Verlag Walter de Gruyter, Berlin/Leipzig 1937. Alfred Görgl; Richard Paulus (Hrsg.): Leuchtende Welt: Gedichte. Werkstätte für Schriftkunst, Prag/Verlag Franz Kraus. Reichenberg 1939. Volkserbe der Sudetendeutschen (Zweiteiliges Werk). Bastei-Verlag Dresdner Akzidenzdruckerei, Dresden 1939/1940. Karl Springenschmid: Engel in Lederhosen. Lachende Geschichten aus den Bergen Tirols. Karl Adam Kraft Verlag, 1959. Paul Oskar Höcker: Wintersport, 1929. Wilhelm Oskar Fritz Giese (* 21. Mai 1890 in Charlottenburg; † 12. Juli 1935 in Stuttgart (nach anderen Angaben Berlin)) war ein deutscher Psychologe, der sich insbesondere mit der Psychotechnik befasste. Daneben hat er als einer der ersten die Erkenntnisse der Tiefenpsychologie methodisch in die psychologische Diagnostik eingebaut und sich mit Fragen der Literatur, Arbeit, Sportmedizin und Musiktherapie beschäftigt. Leben Promotion und Tätigkeit in Halle Giese, Sohn eines technischen Kaufmanns, studierte nach dem Abitur Germanistik und Philosophie, später Psychologie, Medizin und Physik an der Universität Leipzig und promovierte dort 1914 bei Professor Wilhelm Wundt mit einer Dissertation zum Thema Untersuchungen über die Zöllnersche Täuschung. In der Folgezeit war er während des Ersten Weltkrieges als Psychologe auf einer Station für Hirnverletzte in der Landesheilanstalt Nietleben bei Halle tätig, wo er das erste deutsche Provinzialinstitut für praktische Psychologie begründete. Darüber hinaus war er Autor von Fachbüchern wie Psychologische Beiträge (1916), Jugendhandbuch der Menschenkunde (1916), Über den Geschlechtsunterschied (1917), Weibliche Körperbildung und Bewegungskunst nach dem System Mensendieck (1920), Aufgaben und Wesen der Psychotechnik (1920), Psychologie und Berufsberatung (1920), Psychotechnik und Taylorsystem (1920, mit Frederick Winslow Taylor). Außerdem äußerte er sich in Denkschriften wie Die Idee einer Frauendienstpflicht (1916) zu den Möglichkeiten einer Dienstpflicht für Frauen. 1921 beauftragte ihn die juristische und staatswissenschaftliche Fakultät der Friedrichs-Universität Halle mit der Abhaltung von Vorlesungen und Übungen über Wirtschaftspsychologie. Zugleich folgten in den nächsten Jahren Veröffentlichungen wie Psychotechnische Eignungsprüfungen an Erwachsenen (1921), Berufspsychologie und Arbeitsschule (1921) und Psychologisches Wörterbuch (1921), mit dem er den Grundstein für Dorschs Psychologisches Wörterbuch legte, Psychologie und Psychotechnik (1922). Professor an der TH Stuttgart 1923 folgte Giese einem Ruf als Privatdozent für Psychologie und Pädagogik an die TH Stuttgart, wo er ein Psychotechnisches Laboratorium aufbaute. Zugleich erschienen Fachbücher wie Berufspsychologische Beobachtungen im Reichstelegraphendienst (Telephonie und Siemensbetrieb) (1923), Psychotechnisches Praktikum (1923), Die Lehre von den Gedankenwellen (1924), Das ausserpersönliche Unbewusste (1924), Körperseele (1924), Psychoanalytische Psychotechnik (1924), Psychologische Massenprüfungen für Zwecke der Berufsberatung (1924, Mitautorin seine Gattin Emmy Lang), Theorie der Psychotechnik (1925), Geist im Sport (1925), Girlkultur (1925), Handbuch psychotechnischer Eignungsprüfungen (1925), Die Frau als Atmosphärenwert (1926), Zeitgeist und Berufserziehung (1927), Methoden der Wirtschaftspsychologie (1927), Erlebnisformen des Alterns (1928), Die öffentliche Persönlichkeit (1928), Psychotechnik in der Erziehung (1928), Das freie literarische Schaffen bei Kindern und Jugendlichen (1928), Arbeits- und Berufspsychologie (1928), Psychologie der Arbeitshand (1928) und Wirtschaft und Psychotechnik (1929). 1929 wurde er Professor für Psychologie an der TH Stuttgart. Neben seiner Lehrtätigkeit befasste er sich mit Forschungen zur Kulturpathologie, Vermassung und Verkehrspsychologie. Nachdem er 1931 den Ruf auf eine Professur an der Universidade Federal do Rio de Janeiro ablehnte, folgten 1932 Gastprofessuren an der Universität Complutense Madrid und der Universität Barcelona. Des Weiteren setzte Giese, der förderndes Mitglied der Hitlerjugend war, seine umfangreiche fachliterarische Tätigkeit fort und veröffentlichte nach einer deutschen Ausgabe von John B. Watsons Behaviorismus unter dem Titel Der Behaviorismus (1930) weitere Fachbücher wie Psychologische Beobachtungstechnik bei Arbeitsproben (1931), Philosophie der Arbeit (1932), Psychologie als Lehrfach und Forschungsgebiet auf der Technischen Hochschule (1933) und Nietzsche, die Erfüllung (1934). 1939 erschien schließlich posthum das von ihm überarbeitete und von Theodor Elsenhans begründete Lehrbuch der Psychologie. Alfred Heurich (* 3. Februar 1883 in Metz; † 12. April 1967 in Rosenheim) war der Erfinder des Faltbootes in Form eines Kajaks. Leben Familie und Jugend, 1883–1903 Alfred Heurich war ein Sohn von Candidus Heurich (1845–1937) und Anna Heurich geb. Deve (1852–1930). Der Vater siedelte sich nach dem Deutsch-Französischen Krieg in Metz an und war dort Stadtrat und Besitzer zweier Apotheken. Dort kam 1883 der gemeinsame Sohn Alfred zur Welt. Schon als Siebenjähriger baute Alfred Heurich Holzboote mit flachem Boden, ab 1895 Kajaks. 1897 begann Heurich, sein erstes zerlegbares Faltboot Pfiffikus aus Bambusstäben und Segeltuch zu bauen. Die erste Fahrt damit führte er am 21. Oktober 1897 auf der Mosel zwischen Metz und Diedenhofen durch. Das Boot war vier Meter lang und 85 cm breit. Studium 1903–1909 1903 verließ er Metz zum Architekturstudium an der Technischen Hochschule München. Inspiriert durch ein Kajak der Eskimos, das er im Münchener Völkerkundemuseum gesehen hatte, beschloss er, ein Rennboot zu bauen. Am 30. Mai 1905 erregte er dadurch Aufmerksamkeit, dass er mit dem etwa 4,50 Meter langen und rund 50 cm breiten Boot Luftikus die Isar zwischen Bad Tölz und München befuhr. Das zerlegbare Boot hatte er innerhalb dreier Wochen aus Werkstoffen im Wert von 30 Mark gebaut. Für die Strecke brauchte er fünf Stunden, drei Mal geriet er während der Fahrt in große Bedrängnis. Im selben Jahr gründete er in Rosenheim den ersten Faltbootklub und stellte ein Faltboot-Lehrbuch fertig. Ab 1906 arbeitete er gemeinsam mit seiner späteren Frau Karoline Maria Dutz (1885–1940) an einem verbesserten Modell. 1907 stellte er den Bootstyp Delphin fertig. Dieses bestand im Gegensatz zum Modell Luftikus aus Eschenholz und Leinwand und wies eine höhere Eigenstabilität auf. Heurich soll mit Dutz in einem Boot dieses Typs über 100.000 Kilometer zurückgelegt haben, ohne zu kentern. Im selben Jahr, 1907, verkaufte er die Lizenz für die Alleinfabrikation des Delphin an Johann Klepper, einen Rosenheimer Schneidermeister und Händler von Sportartikeln. Dieser produzierte das Boot fortan in Serie. Das Verhältnis zu Klepper verschlechterte sich in den folgenden Jahren massiv. Heurich beklagte sich öffentlich über die Vernachlässigung der Sicherheitsaspekte. Noch 1953 habe er in Aufzeichnungen vermerkt, dass Klepper „immer der Nutznießer“ gewesen sei, er hingegen der „Dummgläubige.“ Klepper selbst werde „als Erfinder vermarktet“, Heurich nicht als eigentlicher Erfinder genannt. An der erfolgreichen Vermarktung des von ihm entwickelten Faltbootes konnte er nicht profitieren. Als Folge verfeindeten sich Klepper und Heurich. Architekt, 1909–1967 Ab 1909 arbeitete Heurich als Architekt in Brüssel, ab 1911 hielt er sich in Metz auf und ab 1913 in Weißenfels. 1923 zog er nach Rosenheim. Heurich war in zweiter Ehe verheiratet mit Maria Schoissengeier (* 1900). 1930 wurde ihm auf der Abschlussveranstaltung der 10. Isar-Regatta von Franz Reinicke die Ehrennadel des Deutschen Kanu-Verbandes verliehen. Heurich schätzte den Journalisten Carl Joseph Luther, der nach seiner Ansicht viel zur Verbreitung des Faltbootsports beitrug. Zusammen mit seiner Frau entwickelte er die so genannte „Paddel-Heilweise“. Diese Therapieform besteht aus „angepaßter Ernährung mit bewußter Atemtechnik und sportlichem Paddeln“. Diese Naturheilmethode soll sowohl Konrad Adenauer als auch Papst Johannes XXIII. empfohlen worden sein. 1947 wurde das 50. Jubiläum der ersten Fahrt gefeiert. Heurich starb 1967 im Alter von 84 Jahren in Rosenheim. Nachleben Die Stadt Rosenheim benannte ihm zu Ehren eine Straße in Alfred-Heurich-Straße. Im Herbst 1982 sollte versehentlich das Grab Heurichs und seiner ersten Frau eingeebnet werden, was durch den Friedhofsverwalter verhindert werden konnte. Die Patenschaft für das Grab wurde darauf vom Rosenheimer Kajakklub übernommen. 1983 entdeckte ein Gastwirt auf seinem Dachboden Fragmente von Heurichs Modell Delphin, aus denen ein komplettes Exemplar zusammengesetzt werden konnte. Dieses wurde im Holztechnischen Museum von Rosenheim ausgestellt. Der Rosenheimer Schneidermeister Johann Klepper (* 1868; † 1949), der zuvor die elterliche Schneiderei um eine Abteilung für Sportartikel erweitert hatte, erwarb 1907 von Alfred Heurich die Exklusivlizenz für das von Heurich erfundene Faltboot und begann mit der Serienfertigung der Boote. Die erforderliche Produktionsstätte richtete er auf dem Dachboden seines Hauses ein. 1919 gründete Klepper die Johann Klepper & Co. GmbH. Der Unternehmer Klepper beschränkte sich nicht auf die Herstellung von Faltbooten, sondern produzierte auch eine ganze Anzahl anderer gummierter Artikel wie Gummischuhe und die Kleppermäntel, die er aus einem 1926 entwickelten, mit Gummi imprägnierten Stoff fertigte. Während der Zeit des N. belieferte Klepper auch staatliche Abnehmer. Klepper produzierte spezielle Mäntel für die Wehrmacht und die Reichsbahn. Einige Zeit warb die Klepper Faltbootwerft mit dem Slogan „Fahre fröhlich in die weite Welt, mit Klepper-Mantel, -Boot und -Zelt“ Als sein Sohn Hans Klepper das Unternehmen 1929 von seinem Vater übernahm, produzierte das Unternehmen täglich bis zu 90 Boote und 1.000 Regenmäntel. 1973 wurde das Unternehmen in die Klepper Bootsbau KG (später Klepper Faltbootwerft) und die Klepper Bekleidungsfabrik KG (später Klepper Sportswear) geteilt. Mit dem Verschwinden des gummierten Mantelstoffs in den 1970er-Jahren verschwand der Klepper-Mantel allmählich aus dem Straßenbild. Der letzte Klepper-Mantel wurde 1988 hergestellt. Die Geschichte des Kleppermantels beginnt im Jahr 1920. Der Rosenheimer Schneidermeister Johann Klepper entwickelte einen absolut wasserdichten, gummibeschichteten Baumwollmantel. Ein besonderes Streichverfahren der Gummischicht sorgte für die Wasserundurchlässigkeit und garantierte zudem eine hohe Reiß- und Reibefähigkeit. Dank eines speziellen Ventilationssystems war der Mantel gleichzeitig luftdurchlässig. Mit seiner Erfindung, die nur 780 Gramm wog, präsentierte Johann Klepper seinen Zeitgenossen ein federleichtes Kleidungsstück, das sich bequem in einem kleinen Beutel zusammenrollen ließ. So war der dunkelgraue Mantel mit den gleichfarbig polierten Knöpfen stets schnell zur Hand. Kleppers praktisches Kleidungsstück überzeugte auch die nachfolgenden Generationen und wurde daher bis 1969 in verschiedenen Modellformen gefertigt. Dazu zählte die „Rillo-Lüftung“ ebenso wie das „Atmos-Futter“ − beide wurden 1949 patentiert. Auch das Material des Mantels wandelte sich im Laufe der Zeit. 1967 kam erstmals ein Spezialgewebe namens „Ridi-lac“ zum Einsatz. Seine doppelseitige Lackbeschichtung und eine Silikonimprägnierung sorgten für die wasserabweisende Oberfläche. Bis 1969 wurde der Kleppermantel als „Evergreen“ weiterentwickelt und variiert. Zwischen 1979 und 1988 erfreute sich der wetterfeste Mantel erneut großer Beliebtheit. Eine Renaissance in limitierter Auflage erlebte außerdem das Modell mit „Rillo-Lüftung“ im Jahre 1997. Heute ist der Kleppermantel fast völlig aus dem Straßenbild verschwunden, ist aber in der BDSM-Szene ein weit verbreiteter Fetisch. Die Klepper Faltbootwerft ist der älteste Faltboot-Hersteller der Welt. Sie trägt den Namen ihres Gründers Johann Klepper. Firmensitz ist das oberbayerische Rosenheim. Seit 1907 baut Klepper Faltboote. Geschichte Johann Klepper war einer der ersten, der in Deutschland moderne Falt-Kajaks produzierte. 1907 erwarb er von Alfred Heurich die Exklusivlizenz für die Produktion von Heurichs Faltboot-Konstruktion und begann mit der Serienproduktion von Booten auf dem Dachboden der elterlichen Schneiderei. Im Jahre 1919 gründete er die Johann Klepper & Co. GmbH. Neben den Faltbooten produzierte Klepper auch eine Anzahl anderer gummierter Artikel wie Gummischuhe und die Klepper-Mäntel, die er aus einem 1926 entwickelten, mit Gummi imprägnierten Stoff fertigte. Als Hans Klepper das Unternehmen 1929 von seinem Vater übernahm, produzierte das Unternehmen täglich bis zu 90 Boote und 1.000 Regenmäntel. Während des Dritten Reiches belieferte Klepper auch staatliche Abnehmer. Neben Wehrmacht und der Reichsbahn trug auch die Gestapo Mäntel von Klepper, was diesen im Volksmund die Bezeichnung Gestapo-Mantel einbrachte. Einige Zeit warben die Klepper-Werke mit dem Slogan „Fahre fröhlich in die weite Welt, mit Klepper-Mantel, -Boot und -Zelt“. 1973 wurde das Unternehmen in die Klepper Bootsbau KG und die Klepper Bekleidungsfabrik KG, geteilt. Heutzutage produziert die Klepper Faltbootwerft AG nur noch Faltkajaks und einige Modelle des Klepper-Zeltes. Im Jahre 1978 stellten die Klepper-Werke die Produktion der Faltboote ein. Hermann Siegesmund Walther gründete 1981 nach einer Übergangszeit die Klepper Faltbootwerft H.S. Walther GmbH und baut die Faltboote in Lizenz. 1999 wurde daraus die Klepper Faltbootwerft AG. Bei einem Großbrand im Oktober 1995 wurde, außer der Produktionsstätte selbst, auch das werkseigene Museum und nahezu alle Ersatzteile und Unterlagen vernichtet. Danach mussten erst einmal wieder alle Schnittmuster beschafft werden. Heute fertigt die Klepper Faltbootwerft AG jährlich ca. 400 - 700 Faltboote. Aktuelle Modelle Das Programm von Klepper umfasst heute eine Vielzahl von Faltkajaks in verschiedenen Größen und Farben für den Einsatz unter Freizeit- wie Expeditionsbedingungen: Einsitzer: Tramp, Classic I, Expedition I, Sprint, Smartline Zweisitzer: Classic II, Expedition II, Quattro II Zwei- Dreisitzer: Expedition II+, Quattro II+ Viersitzer: Expedition XXL Ein aktuelles Modell der Klepper Faltbootflotte besteht aus einem Gerüst aus mehrfachverleimten Birkensperrholz- und Eschenholzteilen, die durch ein patentiertes Steck- und Schnappsystem aus speziell gehärtetem und eloxiertem Aluminium - ohne jedes Werkzeug - miteinander verbunden werden. Das zweite an einem original Klepper Faltboot ist die Bootshaut, die aus einer Oberseite aus speziellem, wasserdicht gewebten und imprägnierten Baumwollstoff gefertigt wird und der Unterseite, die aus CSM, einem Kautschuk, der sehr robust und widerstandsfähig ist. Des Weiteren sind viele der Boote besegelungsfähig. Vom Einsitzer bis zum Zweisitzer sind Segel von bis zu 5 m² Fläche. Zu wählen ist zwischen einem Treibsegel "Pacific", dem Vollsegel "S2" (ohne Gaffel) und dem Vollsegel "S3" (mit Gaffel). Außerdem gibt es noch eine weitere Form des Treibsegels. Zusätzlich zu den Booten stellt die Klepper Faltbootwerft alles rund ums Faltboot her. Von allen Ersatzteilen über Komfortausstattung zu Paddeln und Steueranlagen. Sonderformen Für den Zweisitzer kann man seit 2008 zwischen Holz- und Carbongerüst sowie zwischen klassischer Hypalon- oder neuer TPU-Haut wählen. Das Carbongerüst ist von der Funktion identisch mit dem aus Holz, allerdings um ca. 40 % leichter. Die neue Haut aus TPU-Materialien bringt gegenüber der aus Hypalon noch einmal eine Gewichtsersparnis von ca. 50 %. Mit Carbongerüst und einer Haut aus TPU-Material wiegt der Aerius Expedition II ca. 20 kg und ist damit das leichteste Zweisitzer-Faltboot seiner Klasse. Ein Faltboot ist ein zerlegbares Boot, welches im Wesentlichen aus einer flexiblen Bootshaut und einem zerlegbaren Innengerüst besteht. Die Bootshaut wird aus Gummi, PVC, TPU oder Hypalon für das Unterschiff und einem Textil – beispielsweise Baumwolle oder ein moderner Verbundwerkstoff (Laminat) – für das Verdeck gefertigt. Das Bootsgerüst besteht meist aus Holz – zum Beispiel Esche und Birkensperrholz – oder Aluminium und Kunststoff. Als Antriebshilfe wurden spezielle Faltbootmotoren entwickelt. Bei den gängigen Faltbootmodellen handelt es sich meistens um Kanus. Diese sind vor allem Kajaks, seltener sind Faltkanadier zu sehen. Vereinzelt trifft man auch auf Ruderboote, Jollen sowie Dingis. Eine spezielle Variante namens Banana-Boot besteht aus zusammenklappbaren Kunststoffplatten. Obwohl die meisten aufblasbaren Boote sich auch zusammenfalten lassen, werden diese üblicherweise als Schlauchboote oder Luftboote und nicht als Faltboote bezeichnet. Auch das in Einzelteile zerlegbare und so transportable Kofferboot ist kein Faltboot im engeren Sinne. Geschichte Schon 500 v. Chr. wurden mit „Faltbooten“ Waren von Armenien nach Babylon transportiert. Die Bootshäute wurden von mitgeführten Eseln wieder zurückgetragen. (Herodot) Die Unangan, Ureinwohner der Aleuten, verwenden seit alter Zeit nicht zerlegbare Kajaks mit Gerüsten aus Treibholz, Knochen und einer Bespannung aus Tierhäuten. Mit diesen Baidarkas gehen sie auf die Jagd nach Seelöwen. Von Größe und Form können sie am ehesten als Urahnen der modernen Faltboote gelten. Ein Vorläufer des modernen Faltbootes wurde für Andrées Polarexpedition von 1897 gebaut, und ist heute noch im Polarmuseum in Gränna/Schweden zu besichtigen. Das erste moderne Faltboot baute 1905 der Architekturstudent Alfred Heurich in Form eines Faltkajaks. Er fuhr damit erstmals auf der Isar von Bad Tölz nach München; bis zu seinem Tode legte er über 100.000 km mit Faltbooten zurück. Der Sportartikelhändler Johann Klepper aus Rosenheim lizenzierte 1907 Heurichs Konstruktion und begann die Serienfertigung. Das Faltbootfahren entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten zu einem Massenvergnügen. Die Deutsche Reichsbahn setzte in den 1920er Jahren sogar Sonderzüge für Faltbootfahrer ein, die am Wochenende in großen Scharen zum Wasserwandern die Flüsse und Seen eroberten, und in den 1930 Jahren brachten Folbot trains Paddler von New York zu guten Einsatzstellen entlang des Hudson Rivers. Sogar an den Olympischen Sommerspielen 1936 in Berlin nahmen Faltboote teil. In dieser Zeit verbreitete sich die Idee des Faltbootes von Deutschland aus auch in das übrige Europa und nach Nordamerika sowie Japan, erreichte jedoch nie die gleiche Verbreitung wie in Deutschland. Die Popularität sank während des Zweiten Weltkriegs und erreichte das Vorkriegsniveau danach nicht mehr. Durch die aufkommende Motorisierung ab den 1950er Jahren konnten die steifen, nichtzerlegbaren Kunststoffkajaks auf den Autos transportiert werden, was zu starken Rückgängen der Faltboote führte. Dennoch waren Faltboote noch bis in die 1970er Jahre auf deutschen Gewässern häufig zu sehende Fahrzeuge, danach seltener. In der DDR und Osteuropa erfreuten sich, aufgrund der besonderen Bedeutung von Camping und eingeschränkter Reisemöglichkeiten, die Faltboote von Pouch und MTW bis zum Schluss größter Beliebtheit, obwohl diese relativ teuer und schwer zu beschaffen waren. Inzwischen gibt es eine kleine Renaissance, so wurden z. B. 2004 europaweit etwa 4.000 Faltboote verkauft. In Mitteleuropa erhältliche Faltboote stammen meist aus Deutschland, Frankreich, Norwegen, Polen, Russland, den USA, Kanada oder Japan. Vor- und Nachteile Faltboote haben im Vergleich zu steifen Booten den Vorteil, dass sie praktisch in jedem öffentlichen Verkehrsmittel – bei entsprechender Reisevorbereitung auch im Flugzeug – transportiert werden können und so richtiges Wasserwandern erst möglich wird. Das Pendeln zurück zur Einsatzstelle oder der Zwang zu Rundtouren entfallen. Beim PKW-Transport entfällt der Nachteil des hohen Luftwiderstands und Beschädigungsrisikos bei Transport auf einem Dachgepäckträger. Nachteile sind vor allem höhere Anfälligkeit für Beschädigungen, was die Einsatzmöglichkeiten von Faltbooten beschränkt. So ist Fahren im Wildwasser ohne Gefahr für das Material kaum möglich. Trotzdem verträgt die Bootshaut einfache Grundberührungen, vor allem, wenn die Haut mit Kielstreifen versehen wurde (Verstärkungen der Bootshaut an den Stellen, an denen das Gerüst innen an der Bootshaut anliegt). Speziell auf Großgewässern bringt die mangelnde Abschottung von Faltbooten Risiken mit sich; dieses Problem kann aber durch Schwimmkörper oder eine speziell angepasste Kajaksocke entschärft werden. Die vielen Einzelteile erfordern mehr Wartung und Pflege, lassen sich dafür aber auch bei Bedarf (Abnutzung, Beschädigung) einfach auswechseln, improvisieren oder nachbauen. Neue Faltboote sind wegen ihrer aufwändigen Herstellung meistens teurer als Festboote gleicher Größe. Herausragende Fahrten Die bevorzugten Reviere der Faltboote liegen im Binnenland und an den Küsten. Dennoch wurden Faltboote auch für spektakuläre Befahrungen von Meeren verwendet: etwa 1926 fuhr der spätere Völkerkundler und Reiseschriftsteller Erich Wustmann nach seinem Schulabschluss im Faltboot von Schleswig-Holstein durch das Skagerrak und die norwegische Küste hinauf; er legte viele Landgänge ein und fuhr bis in den nächsten Winter hinein nordwärts (später veröffentlicht als Faltbootfahrt von Fjord zu Fjord). 1928 überquerte Franz Romer den Atlantik in einem 6,40 m langen Faltboot. Er verwendete ein segelbares Boot, um von Lissabon aus in 58 Tagen über den Atlantik zu fahren. Romer war der erste Mensch, der in einem Faltboot den Atlantik lebend überquerte. Nach einem Zwischenstopp in Saint Thomas und San Juan, Puerto Rico, ist er auf dem Weg nach New York verschollen. Im Jahr 1932 startete der Deutsche Oskar Speck zu einer in der Geschichte wohl einmaligen Reise. Mit seinem Faltboot fuhr er alleine von Ulm aus um die halbe Welt bis Australien. Nach sieben Jahren erreichte er 1939 sein Ziel. Heute findet man sein Boot im Australian National Maritime Museum in Sydney. Im Jahr 1956 überquerte der deutsche Arzt Dr. Hannes Lindemann in einem Klepper-Faltboot vom Typ Aerius II, welches er auf den Namen „Liberia III“ taufte, in 72 Tagen den Atlantik. Es ist bis heute mit 5,20 m das kleinste Wasserfahrzeug, mit dem jemals ein Mensch den Atlantik lebend überquert hat. Das Boot ist heute im Deutschen Museum ausgestellt. Harald Fritzsch aus der DDR gelang 1968 zusammen mit seinem Freund eine gewagte Flucht per Faltboot über das Schwarze Meer aus dem damaligen Ostblock in die Türkei. 1982, zu Beginn des Falkland-Krieges, landeten britische Kommandoeinheiten mit Klepper-Faltbooten, die vom argentinischen Radar nicht ortbar waren, auf den Falklandinseln und errichteten den ersten Brückenkopf. Zu erwähnen ist auch Herbert Rittlinger, der als Reiseschriftsteller und inoffizieller „Faltbootkönig“ viele Bücher zum Thema Faltboot veröffentlichte, unter anderem „Ganz allein zum Amazonas“, „Das baldverlorene Paradies“, „Schwarzes Abenteuer“ oder „Die neue Schule des Kanusports“. Hersteller Bergans (Ally Faltkanadier und -kajak, Norwegen) Boatory (Atlyak Kajaks, China) Feathercraft Folding Kayaks (Kanada) FirstLightKayaks (Neuseeland) Folbot (USA) Fujita (Japan) Klepper Faltbootwerft AG (Deutschland) Long Haul (USA) Nautiraid (Frankreich) Neris (Ukraine) nortik (Deutschland) Pakboats (USA) Poucher Boote GmbH (Deutschland) Seavivor (USA) Triton (Russland) Wayland (Polen) ehemalige Hersteller: MTW Wismar (DDR) Granata (Großbritannien) Hammer (Deutschland) Kette (Deutschland) LFB Stern (DDR) Metzeler (Deutschland) PAX Sonneberg (DDR) Pionier (Deutschland) Tyne (Großbritannien) Das Befahren eines Gewässers mit einem Kanu bezeichnet man als Kanuwandern oder Wanderpaddeln bzw. Wasserwandern. Analog zum Trekking werden längere Gepäckfahrten ohne Begleitfahrzeuge auch als Kanu-Trekking bezeichnet. Beim Kanuwandern wird hauptsächlich auf ruhigen Gewässern gefahren, wodurch diese Kanusportart besonders bei Familien, Naturbegeisterten und auch Anfängern sehr beliebt ist. Es schließt aber auch neben dem ruhigen Paddeln auf Klein- und Großflüssen, Binnenseen, und leichtes Wildwasserfahren nicht aus. Mehr als 90 % der Kanutouristik besteht aus Kanuwandern. Fahrten auf dem Meer entlang von Küsten werden als Küstenkanuwandern bezeichnet und erfordern eine speziellere Ausrüstung. Ebenso kann man auch beim Wildwasserpaddeln mit kleinem Gepäck wandern. Sie spielen nur eine untergeordnete Rolle. Das Kanuwandern kann mit besonders dafür geeigneten Kajaks oder Kanadiern erfolgen. Diese Boote sind oft dafür konzipiert neben dem Paddler auch Gepäck aufzunehmen. Wanderboote gibt es in verschiedenen Größen, die für eine oder mehrere Personen geeignet sind. Die befahrbaren Gewässer sind in Flussführern ausführlich beschrieben. Hier sind Informationen zu Gefahrenstellen (z.B. Wehren), Schleusen, Hindernissen, Gewässersperrungen und Naturschutzgebieten nachzulesen. An manchen flachen Stellen muss man Treideln und an unbefahrbaren Stellen Umtragen. Vorschriften sind zu beachten beim Befahren der Bundeswasserstraßen: Die Binnenschifffahrtsstraßen-Ordnung bzw. Seeschifffahrtsstraßen-Ordnung oder spezielle Regelungen bei Rhein, Mosel, Donau oder Hamburger Hafen. Elektronische Information zu den Wasserstraßen findet man unter ELWIS. "Kanuwandern ist eine der beliebtesten wassertouristischen Aktivitäten auf deutschen Gewässern", stellt die Grundlagenuntersuchung Wassertourismus in Deutschland fest (DTV, 2003). Zwischen 1,2 bis 1,4 Millionen Kanuten fahren jährlich auf den 37.000 km für Kanus geeigneten Gewässern. Wurden 1980 erst 40 Befahrungsregelungen gezählt, so waren es 1995 schon 240, und 2003 bundesweit über 600 Befahrungsregelungen. 26.700 dieser Kilometer sind nur von Kanuten befahrbar, von den 17.000 Kilometern ganzjährig befahrbarer Gewässer sind es nur 6.300 Kilometer, von denen 20 % reglementiert sind. Ausrüstung Besitzt man kein eigenes Boot, hat man inzwischen an vielen Orten die Möglichkeit, Kanus auszuleihen. Diese Kanuverleiher bieten neben der benötigten Ausrüstung (Boot, Paddel, ggf. auch Schwimmweste und wasserdichte Behälter oder Kleidungssäcke) meistens auch einen Fahrdienst an, bei dem der Kanute zum Startpunkt gebracht oder vom Ziel abgeholt wird. Auch Informationen zur geplanten Fahrstrecke werden vom Bootsverleih gegeben. Für Mitglieder von Kanuvereinen besteht fast immer die Möglichkeit Vereinsboote zu nutzen, wobei diese Boote nur selten an Nichtmitglieder verliehen werden. Übernachtung Das freie Kampieren ist inzwischen in den meisten Bundesländern untersagt. Ansonsten ist eine Genehmigung des Grundstücksinhaber einzuholen (was selten möglich ist). In allen Fällen verboten ist das Entzünden eines offenen Feuers. Daher sollte man sich im Vorfeld einer Tour über Übernachtungsmöglichkeiten informieren. Häufig kann an Kanuvereinen gezeltet oder im Bootshaus übernachtet werden. Besonders geeignet sind die DKV-Kanustationen, die bestimmten Kriterien genügen müssen. Bei allen Vereinen sollte man sich stets vorher anmelden, da viele Bootshäuser nur zeitweise geöffnet sind. Oft gibt es auch öffentliche Campingplätze in Gewässernähe. Daneben gibt es an vielen Binnengewässern als Wasserwanderrastplatz vorgesehene Anlegemöglichkeiten. Dort ist es möglich, maximal eine Nacht zu Rasten und zu Übernachten. Naturschutz Bei allen Fahrten verdient der Naturschutz eine besondere Beachtung durch den Kanusportler. Bei den in Kanuvereinen organisierten Paddlern gibt es einen Ehrenkodex, der den besonders rücksichtsvollen Umgang mit der Natur zum Ziel hat. Nutzer von Privat- oder Leihbooten, die ein Gewässer nur einmalig befahren wollen, gehen manchmal nicht ganz so rücksichtsvoll vor. Die Mitnahme aller mitgebrachten Gegenstände und die Beachtung von Anlegeverboten in Naturschutzgebieten sollte von allen Kanuten beachtet werden. Wanderfahrerabzeichen Beim Kanuwandern gibt es für Mitglieder des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) die Möglichkeit, Leistungsabzeichen zu erpaddeln. Dieses Wanderfahrerabzeichen wird für eine zurückgelegte Kilometerzahl, die nach Alter und Geschlecht der Sportler unterschiedlich festgelegt ist, verliehen. Voraussetzung ist für manche Abzeichen die Teilnahme an besonderen Lehrgängen im Sicherheits- oder Umweltschutzbereich. Neben diesem offiziellen Abzeichen des DKV gibt es für einzelne Flüsse Leistungsabzeichen, für deren Erlangung nicht immer eine Mitgliedschaft in einem Verband erforderlich ist. Organisation Viele Kanuwandersportler sind in einem der 1300 im Deutschen Kanu-Verband zusammengeschlossenen Kanuvereine organisiert. Die Vereine verfügen meist über eigene Bootshäuser, in denen Boote gelagert werden können, und führen gemeinsame Fahrten durch. Neben den vom Sportler auf eigene Faust durchgeführte Fahrten gibt es organisierte Wanderfahrten von Vereinen und Verbänden. Diese Fahrten werden in Fahrtenprogrammen veröffentlicht. Das bekannteste ist das Sportprogramm des Deutschen Kanu-Verbandes, das jährlich bundesweit rund 1500 Termine umfasst. Die wohl größte organisierte Wanderfahrt ist die TID (Tour International Danubien), die auf der Donau in 52 Tagesetappen von Ingolstadt nach Silistra führt. Bei der jährlich stattfindenden Fahrt durch sechs Länder werden 2080 Kilometer zurückgelegt. Die meisten Teilnehmer fahren hierbei einige Tagesetappen mit; nur wenige schaffen – auch wegen des zeitlichen Aufwandes – die gesamte Strecke innerhalb einer Veranstaltung. Lebensreform ist der Oberbegriff für verschiedene seit Mitte des 19. Jahrhunderts insbesondere von Deutschland und der Schweiz ausgehende Reformbewegungen, deren gemeinsame Merkmale die Kritik an Industrialisierung beziehungsweise Materialismus und Urbanisierung, verbunden mit einem Streben nach dem Naturzustand, waren. Eine übergreifende Organisation besaßen die verschiedenen Bewegungen nicht, dagegen bestanden zahlreiche Vereine. Ob die Reformbewegungen der Lebensreform eher als modern oder als anti-modern und reaktionär einzuordnen sind, ist in der Literatur umstritten; beide Thesen werden vertreten. Allgemeines Die einzelnen Bewegungen entstanden als Reaktion auf Entwicklungen der Moderne, die sie nicht als Fortschritt, sondern als Verfallserscheinungen ansahen. Wesentlich für ihre Entstehung war die Befürchtung, dass die moderne Gesellschaft beim Einzelnen zu „Zivilisationsschäden“ und Zivilisationskrankheiten führe, die durch eine Rückkehr zu „naturgemäßer Lebensweise“ vermieden und geheilt werden könnten. „Der Mensch in seiner zivilisationsbedingten Not sollte allerdings nicht im banalen Sinne geheilt werden. Die Lebensreform wollte sein Heil, seine Erlösung. (...) Die Weltanschauung der Lebensreform beinhaltet im Kern eine säkularisierte gnostisch-eschatologische Erlösungslehre.“ Vertreter der Lebensreform propagierten eine naturnahe Lebensweise, ökologische Landwirtschaft, Vegetarismus, Reformkleidung, Naturheilkunde etc. und reagierten damit auf die aus ihrer Sicht negativen Folgen der gesellschaftlichen Veränderungen im 19. Jahrhundert. In geistiger Hinsicht wandte sich die Lebensreform neuen religiösen und spirituellen Anschauungen zu, unter anderem Theosophie, Mazdaznan und Yoga. Ihre bauliche Ausprägung erhielt die Lebensreform zunächst in Siedlungsexperimenten wie dem Monte Verità und später in der Gartenstadtbewegung, wie der Siedlung Hellerau und vieler anderer, deren bekanntester Vertreter der Architekt Heinrich Tessenow (1876–1950) war. Die erste Gründung in Deutschland war im Jahre 1893 die Obstbau-Genossenschaft Eden bei Oranienburg. Die Lebensreform war eine hauptsächlich bürgerlich dominierte Bewegung, an der auch viele Frauen teilnahmen. In der Körperkultur ging es darum, unter dem Eindruck von Industrialisierung und Verstädterung den Menschen zum Ausgleich viel frische Luft und Sonne zu verschaffen. Einige Bereiche der Lebensreformbewegung, wie z. B. die Naturheilkunde oder der Vegetarismus, waren in Vereinen organisiert und erfuhren regen Zulauf, was sich in den Mitgliederzahlen widerspiegelt. Zur Verbreitung ihrer Inhalte und Prinzipien gaben sie Zeitschriften wie Der Naturarzt oder Die vegetarische Warte heraus. Teil der Lebensreform waren darüber hinaus die Freikörperkultur (FKK, auch Naturismus) und die Turnbewegung. Es bestehen auch enge Kontakte zur Bodenreformbewegung (Adolf Damaschke u. a.), zur Freiwirtschaftsbewegung Silvio Gesells, zur frühen Jugendbewegung sowie zu anderen sozialreformerischen Bewegungen. Einzelne Reformbewegungen Naturheilkunde Die Grundgedanken der Naturheilkundebewegung des 19. Jahrhunderts stammen von Jean-Jacques Rousseau, der seinen Erziehungsroman Émile oder über die Erziehung 1762 mit dem Satz einleitete: „Alles, was aus den Händen des Schöpfers kommt, ist gut; alles entartet unter den Händen des Menschen“. Er forderte eine Rückkehr zu naturgemäßer Lebensweise, postulierte eine körpereigene „Naturkraft“, die durch Abhärtung zu fördern sei, und lehnte Medikamente ab. Als erste Vertreter der Naturheilbewegung gelten Vinzenz Prießnitz und Johann Schroth, beide Landwirte und medizinische Laien. Sie setzten bei den nach ihnen benannten Kuren nur auf natürliche Heilmittel wie Wasser, Wärme und Luft und wurden bald als „Wunderdoktoren“ bezeichnet, wobei sie dieselben Krankheiten teilweise völlig gegensätzlich behandelten. Wesentliches Merkmal der entstehenden Naturheilkunde war die Überzeugung, dass der Körper über Selbstheilungskräfte verfüge, die lediglich angeregt und unterstützt werden müssten. Diese Ansicht ging auf Paracelsus zurück. Der bekannteste Naturheiler des 19. Jahrhunderts war Sebastian Kneipp. Im deutschen Sprachraum wurden so genannte Naturheilanstalten gegründet. 1891 waren 131 davon im Dachverband der Naturheilvereine organisiert. Zentrale Ansichten der Naturheilkunde nannte Meyers Konversationslexikon Ende des 19. Jahrhunderts: „Die Krankheitsvorgänge betrachtet sie als Heilsvorgänge, durch welche die den Lebensakt störenden Stoffe unter den Zeichen des Fiebers, der Entzündung, der Gärung und Fäulnis, d. h. durch Zersetzungsprozesse, unschädlich gemacht werden. Auf diesem Weg ist die Naturheilkunde so weit gekommen, beispielsweise Masern, Pocken, Scharlach für von der Natur für ein bestimmtes Lebensalter eingesetzte Reinigungsprozesse zu erklären, deren Lebensgefährlichkeit erst durch das hinfällige Menschengeschlecht sowie durch die Arzneiheilkunde selbst geschaffen worden sei.“ 1883 wurde der Deutsche Verein für Naturheilkunde und für volksverständliche Gesundheitspflege gegründet. Im Jahr 1900 benannte er sich um in Deutscher Bund der Vereine für naturgemäße Lebens- und Heilweise. 1889 waren in diesem Dachverband 142 Ortsvereine mit etwa 19.000 Mitgliedern organisiert, 1913 waren es bereits 885 Vereine mit 148.000 Mitgliedern. Der Verband besaß einen Verlag, der die Zeitschrift Der Naturarzt herausgab. Auch die ältere alternativmedizinische Methode der Homöopathie erfuhr ab 1870 einen verstärkten Zulauf, der zur Gründung zahlreicher homöopathischer Laienvereine in Deutschland führte. In den 1920er Jahren verlor die Naturheilkunde insgesamt an Popularität, der Zenit dieser Bewegung war überschritten. Eine Ausnahme bildete nur der 1897 gegründete Kneipp-Bund, der in den 1960er Jahren etwa 65.000 Mitglieder hatte. Nach 1933 wurde die „Deutsche Lebensreform-Bewegung“ gleichgeschaltet und ging in der Reichsarbeitsgemeinschaft der Verbände für naturgemäße Lebens- und Heilweise der N. auf. „Die N. erhofften sich durch die Instrumentalisierung von Lebensreform und naturgemäßer Heilkunde die Leistungsfähigkeit des deutschen Volkes, seine ‚rassische‘ Gesundheit und physische Robustheit zu steigern.“ Die N. propagierte die Einbeziehung von Naturheilverfahren in die allgemeine Medizin unter dem Begriff Neue Deutsche Heilkunde (NDH). Die entsprechenden Pläne scheiterten aber letztlich am Widerstand der Ärzteschaft. Kleidungsreform Im Umfeld der Lebensreform-Bewegungen gab es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Deutschland mehrere Ansätze zu einer Reform der Kleidung, wobei sich die ersten Überlegungen auf die Männerkleidung bezogen. Heftige Kontroversen gab es zur Frage, welches Material der Gesundheit besonders zuträglich sei. Gustav Jäger hielt ausschließlich Wolle für geeignet, während Heinrich Lahmann Baumwolle befürwortete und Sebastian Kneipp vor allem Leinen. Jäger gründete ein eigenes Bekleidungsunternehmen für die von ihm entworfene sogenannte Normalkleidung für Männer, die einige Jahrzehnte lang recht erfolgreich auf dem Markt war, nicht nur im deutschen Sprachraum, sondern auch in England. Er gründete einen eigenen Verein und gab eine monatliche Zeitschrift heraus. Bei den Reformansätzen der Frauenkleidung ging es vor allem um die Abschaffung des Korsetts, die nicht nur von Frauenrechtlerinnen, sondern auch von einigen Medizinern nachdrücklich gefordert wurde. Der Arzt Samuel Thomas Sömmering hatte schon 1788 einen Aufsatz mit dem Titel „Über die Schädlichkeit der Schnürbrüste“ geschrieben. In der Folgezeit häuften sich öffentliche Vermutungen, die starke Einschnürung führe zur Deformierung innerer Organe und vor allem zur Schädigung der Gebärmutter, begünstige Verstopfung und könne zu einer Schnürleber führen. Tatsächlich nachweisbar waren Atemnot und eine Neigung zu Ohnmachten sowie eine stark eingeschränkte Beweglichkeit. In den USA forderte Amelia Bloomer als eine der ersten Frauen um 1850 ein Reformkleid und trug es auch einige Zeit. Die amerikanische Reformbewegung scheiterte jedoch. 1881 wurde in England die Rational Dress Society gegründet, 1896 folgte in Deutschland der Allgemeine Verein zur Verbesserung der Frauenkleidung mit zunächst 180 Mitgliedern. Im Jahr 1900 entwarfen bekannte Künstler sogenannte Künstlerkleider ohne Korsett, unter anderem Henry van de Velde. Diese Modelle waren aber nicht für die Massenproduktion gedacht. 1903 entstand die Freie Vereinigung für Verbesserung der Frauenkleidung, die 1912 in Deutscher Verbund für Frauenkleidung und Frauenkultur umbenannt wurde. Nach 1910 verzichtete die Haute Couture auf das Korsett, ohne dass die Damenmode dadurch bequem wurde. Erst der Stoffmangel und ein verändertes Frauenbild zur Zeit des Ersten Weltkrieges sorgten für eine starke Veränderung der Frauenkleidung im Sinne der Reformer. Freikörperkultur Auch die FKK-Bewegung entstand als Teil der Lebensreform-Bewegungen. Der Schweizer Arnold Rikli gründete bereits 1853 eine „Sonnenheilanstalt“ und verordnete seinen Patienten „Lichtbäder“ ohne jede Bekleidung. 1906 gab es in Deutschland 105 so genannte Luftbäder. Als eigentlicher Pionier der Freikörperkultur, nämlich außerhalb hygienisch-medizinischer Kuren, gilt jedoch der Maler und Kulturreformer Karl Wilhelm Diefenbach (1851–1913), der sie mit seinen Schülern in der Einsiedelei Höllriegelskreuth bei München und später auf dem Himmelhof bei Wien praktizierte. Durch ihn und gegen ihn kam es im Jahre 1888 zum ersten Nudistenprozess der Geschichte. Diefenbach wirkte auf Nachfolger wie Heinrich Pudor, Guntram Erich Pohl, Richard Ungewitter und Hugo Höppener-Fidus. 1891 veröffentlichte Heinrich Pudor eine Schrift mit dem Titel Nackende Menschen. Jauchzen der Zukunft, in der er Nacktheit als Gegenmittel gegen die angebliche Degeneration der Menschen als Folge der Zivilisation preist. „Pudors Kombination aus Gesundheitsratschlägen, Kleiderreform, Vegetarismus, Antimodernismus und Antisemitismus fand in den folgenden Jahren zahlreiche Nachahmer.“ Auch der FKK-Aktivist Richard Ungewitter vertrat völkisch-antisemitisches Gedankengut. Er gründete 1910 die Loge für aufsteigendes Leben und warb für „strenge Leibeszucht“ und „nackte Gattenwahl“ mit dem Ziel, gesunde und „rassereine“ Nachkommen zu zeugen. Zitat: „Würde jedes deutsche Weib öfter einen nackten germanischen Mann sehen, so würden nicht so viele exotischen fremden Rassen nachlaufen. Aus Gründen der gesunden Zuchtwahl fordere ich deshalb die Nacktkultur, damit Starke und Gesunde sich paaren, Schwächlinge aber nicht zur Vermehrung kommen.“ Von Pornografie und freier Sexualität distanzierten sich die führenden Vertreter der Freikörperkultur entschieden. „Bis in die 20er Jahre hinein gab es eine breite Bewegung in der FKK-Kultur, die sehr viel stärker auf Disziplinierung, Körperkontrolle, Selbstkontrolle abzielte, (...) Werte, die durchaus kompatibel waren mit der NS-Ideologie", so der Historiker Hans Bergemann. Die bürgerlichen FKK-Vertreter kritisierten zwar heftig die allgemeine Prüderie, vertraten jedoch selbst keine liberalen Ansichten, sondern definierten den Begriff der „Unmoral“ um. Für sie war der bekleidete Mensch unmoralisch. Hans Bergemann: „Sie haben einfach gesagt: es ist die Kleidung, die den Körper sexualisiert und erst das schwüle Begehren schafft, und dem gegenüber müsste man sich nackt ausziehen, das würde dann das sexuelle Begehren mindern bzw. man könnte es besser kontrollieren.“ So heißt es in einer FKK-Publikation: „Und endlich muss an dieser Stelle auch die moderne Badehose erwähnt werden, dieses unanständigste Kleidungsstück, das sich denken lässt, weil sie den Blick mit Gewalt auf diese gewisse Stelle lenkt und mit Fingern auf sie zeigt (...)“. Die Anhänger der FKK-Bewegung gehörten jedoch verschiedenen ideologischen Richtungen an, auch wenn die bekanntesten Publizisten völkisch-national waren. Gefördert wurde die Nacktkultur durch die Wandervogel-Bewegung, die damit sportliche Aktivitäten verband. Der Gymnastiklehrer Adolf Koch gehörte politisch dem Lager des Sozialismus an und verfolgte sozialreformerische Ziele innerhalb der Arbeiterschaft. Er bemühte sich auch um Sexualaufklärung, körperliche Kräftigung und medizinische Beratung. Koch gründete so genannte „Körperschulen“, die in den 1920er Jahren deutlich mehr Anhänger hatten als die bürgerlichen FKK-Gruppen. 1932 gab es im Deutschen Reich rund 100.000 organisierte FKK-Anhänger, davon etwa 70.000 in den Körperschulen. Die konservativen FKK-Gruppen gründeten 1923 die Arbeitsgemeinschaft der Bünde deutscher Lichtkämpfer, die sich ab 1926 Reichsverband für Freikörperkultur (RFH) nannte. Die sozialistischen Gruppen bildeten den Bund für sozialistische Lebensgestaltung und Freikörperkultur. Im März 1933 wurde ein Erlass zur Bekämpfung der „Nacktkulturbewegung“ herausgegeben. Nachdem sich der RFH zum NS-Staat bekannt hatte, folgte die Gleichschaltung und die Umbenennung in Kampfring für völkische Freikörperkultur. Ernährungsreform Ein weiterer Teilbereich der Lebensreform war die Ernährungsreform, die in engem Zusammenhang mit Ideen der Naturheilkunde entstand. Der moderne Vegetarismus in Deutschland kann als spezielle Variante dieser Bewegung angesehen werden. Die Reformer lehnten die Veränderungen der Ernährungsgewohnheiten im 19. Jahrhundert ab, die in Zusammenhang standen mit der Modernisierung der Lebensmittelindustrie, sinkenden Preise für einige Produkte wie Zucker und Weißmehl sowie der Einführung von Konserven und ersten Fertigprodukten wie Fleischextrakt und Brühwürfeln. Die führenden Vertreter von Ernährungsreformen waren Mediziner, die die moderne „Zivilisationskost“ als Hauptursache für viele Krankheiten ansahen. Nur möglichst naturbelassene Lebensmittel seien wirklich gesund, so ihre These. Es gab keine einheitliche Theorie zur Ernährung, gemeinsam war den Ernährungskonzepten der Reformer aber der weitgehende Verzicht auf Fleisch, die Bevorzugung von Rohkost und Vollkornprodukten und die Ablehnung von Genussmitteln wie Tabak, Kaffee, Alkohol, aber auch von Zucker und starken Gewürzen. Die Ansichten der Ernährungsreformer standen im Widerspruch zu den Theorien der Ernährungswissenschaft des späten 19. Jahrhunderts, die tierisches Protein als wichtigsten Energielieferanten der menschlichen Ernährung ansahen. Die Bedeutung der Vitamine war noch unbekannt. Theodor Hahn schrieb 1857/58 sein Buch Die naturgemäße Diät und etwas später das Praktische Handbuch der naturgemäßen Heilweise, in dem er Vollkornprodukte, Milch, rohes Gemüse und rohes Obst als optimale Lebensmittel bezeichnete. Gustav Schlickeysen bezeichnete den Menschen als Fruchtfresser und lehnte sowohl gekochte als auch tierische Kost völlig ab. Dieser Theorie folgen heute die Frutarier. Bekannter ist Maximilian Oskar Bircher-Benner, der nicht nur das Müsli erfand, sondern eine eigene Ernährungslehre entwickelte, die Sonnenlichtnahrung. Die Gedanken der Ernährungsreform wurden vor allem in Kurkliniken aufgegriffen und verbreitet. Eine Reihe heute bekannter Ernährungslehren, die als „Alternative Ernährung“ bezeichnet werden, hat ihren Ursprung in dieser Bewegung. Auf die Arbeiten der Ernährungsreformer griff auch Werner Kollath zurück, der 1942 sein Hauptwerk Die Ordnung unserer Nahrung veröffentlichte. Darin bezeichnete er die „Zivilisationskost“ als minderwertige „Halbnahrung“, während unverarbeitete Produkte „vollwertig“ seien. Sein Ernährungskonzept nannte er Vollwertkost. Der Vegetarismus entwickelte sich zu einer eigenständigen Bewegung, die sich auch vereinsmäßig organisierte. Ein wichtiger Vertreter war Gustav Struve, dessen Buch Pflanzenkost. Die Grundlage einer neuen Weltanschauung 1869 erschien. Der Pfarrer Eduard Baltzer hatte 1867 in Nordhausen den ersten Verein für naturgemäße Lebensweise gegründet, der sich in der Folgezeit vor allem der Ernährung widmete. 1892 entstand der Deutscher Vegetarierbund mit Sitz in Leipzig. 1912 gab es 25 deutsche Vegetariervereine mit rund 5000 Mitgliedern. Die in Deutschland und Österreich heute noch im Lebensmittelhandel aktiven Reformhäuser gehen auf die Lebensreformbewegung zurück. Landkommunen Als Folge von Industrialisierung und Urbanisierung kam es vor allem innerhalb des Bildungsbürgertums zu einer „agrarromantischen Großstadtfeindlichkeit“ und zu einer regelrechten Flucht aufs Land unter dem Motto „Zurück zur Natur“. Einige begnügten sich mit der Anlage von Schrebergärten oder zogen in neu entstehende Gartenstädte, andere gründeten mit Gleichgesinnten Kommunen auf dem Land mit dem Anspruch, benötigte Lebensmittel weitgehend selbst zu erzeugen. Der marxistische Autor Ulrich Linse schreibt: „Es war eine anti-urbanistische Revolte der städtischen, progressiv ausgerichteten Intelligenz, es war Landkult und Agrarutopismus der Großstadtliteraten“. Linse bezeichnet diese Strömung als Form des Eskapismus. Innerhalb der entstehenden Kommunen waren um 1900 die Ideen der Lebensreform zu gesunder Lebensweise und Ernährung dominierend, daneben spielten auch der Gedanke der Genossenschaften und Ideen zur Bodenreform eine Rolle. Er unterteilt die Landkommunen nach der jeweils vorherrschenden Weltanschauung in sozialreformerische, völkische, anarcho-religiöse und evangelikale. Als völkisch ist z. B. die Siedlung Heimland in Nordbrandenburg anzusehen, die aber bald wieder einging. Als sozialreformerisch und anarcho-religiös die Siedlung Monte Verità bei Ascona. Ein Beispiel für eine reine Frauensiedlung war das Projekt Schwarzerden bei Darmstadt, das eher der Frauenbewegung zuzurechnen ist als der Lebensreform. Die zeitweilige Popularität der Siedlungsidee führt Linse vor allem auf politische und wirtschaftliche Krisen des Deutschen Reiches um 1900 und dann erneut nach dem Ersten Weltkrieg zurück. Vorbild vieler Landkommunen wurde die Vegetarische Obstbausiedlung Eden, die 1893 von 18 Anhängern der Lebensreform in der Nähe von Oranienburg gegründet wurde. Das Siedlungsgelände wurde in so genannte Heimstätten aufgeteilt und in Erbpacht zunächst ausschließlich an Vegetarier vergeben. Aus finanziellen Gründen wurden ab 1901 jedoch auch Nicht-Vegetarier aufgenommen und der Name in Gemeinnützige Obstbausiedlung geändert. Die Tierschlachtung und der Verkauf von Fleisch blieb innerhalb von Eden jedoch verboten. Jede Heimstätte wirtschaftete für sich, darüber hinaus gab es den genossenschaftlichen Obstbau als Erwerbsquelle. 1894 hatte Eden 92 Mitglieder, 22 Heimstätten waren verpachtet, 1895 waren es 45. Nach einem starken Mitgliederschwund um 1900 stieg die Zahl wieder an. 1930 gab es 230 Siedlungshäuser und rund 850 Bewohner. Die Produkte wurden an Reformhäuser und Naturheilanstalten verkauft. 1933 wurde das schon länger völkisch orientierte Eden von den N. gleichgeschaltet, bestand aber weiterhin. Auch in der DDR wurde unter der Marke Eden weiterhin produziert. Die Genossenschaft besteht auch heute noch und ist in verschiedenen Geschäftsbereichen aktiv. Eine Sonderform der Landkommunen waren die Künstlerkolonien, zum Beispiel die Künstlerkolonie Worpswede um Paula Modersohn-Becker oder in Höllriegelskreuth und Wien um Karl Wilhelm Diefenbach. Besonders bekannt wurde der Monte Verità bei Ascona in der Schweiz, der im Jahr 1900 als lebensreformerisches Sanatorium gegründet wurde, weil sich hier zahlreiche Künstler für einige Zeit aufhielten. Reformpädagogik Gegen Ende des 19. Jahrhunderts und im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die Reformpädagogik, die sich gegen Lebensfremdheit und unterwerfenden Autoritarismus der vorherrschenden „Pauk- und Drillschule“ wandte. Reformpädagogen wollten über eine veränderte Bildungstheorie und Lerntheorie zu einer veränderten Didaktik gelangen, die in einem handlungsorientierten Unterricht vor allem die Selbsttätigkeit der Schüler in den Mittelpunkt stellt. Bekannte Lebensreformer Friedrich Eduard Bilz Maximilian Bircher-Benner Wilhelm Bölsche Otto Buchinger Karl Buschhüter Carl Buttenstedt Adolf Damaschke Karl Wilhelm Diefenbach Fidus (Hugo Höppener) Anna Fischer-Dückelmann, Autorin von Die Frau als Hausärztin Gustav Gräser Gustav Jäger Sebastian Kneipp Heinrich Lahmann Robert Laurer Gustav Lilienthal Arnold Rikli Paul Schirrmeister Karl Schmidt-Hellerau Moritz Schreber Johannes Ude Bruno Wille Hans Paasche