Original! Thüringen in Wort Bild Landeskunde Reiseführer Heimatkunde Geschichte

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  Probst, G

Statistik zu den Opfern des Schießbefehls Bereits während der Arbeiten an der Berliner Mauer wurden der 24-jährige Günter Litfin am 24. August 1961 sowie fünf Tage später der 27-jährige Roland Hoff bei ihren Versuchen erschossen, West-Berlin einen Kanal durchschwimmend zu erreichen. Nach Angaben der Zentralen Ermittlungsgruppe für Regierungs- und Vereinigungskriminalität kamen an der innerdeutschen Grenze mindestens 421 Personen ums Leben. Das Mauermuseum am Checkpoint Charlie geht hingegen von bis zu 1245 Getöteten aus. An der Berliner Mauer wurden bisher 136 Personen zuverlässig als Todesopfer des Grenzregimes erfasst. Di

 

Thüringen [tʰyːʁɪŋən] Audiodatei abspielen (amtlich: Freistaat Thüringen; Abkürzung TH) ist ein Land im Zentrum der Bundesrepublik Deutschland. Mit rund 2,1 Millionen Einwohnern und einer Fläche von rund 16.000 Quadratkilometern gehört es zu den kleineren Ländern der Bundesrepublik (zwölftgrößtes Land nach Bevölkerung, elftgrößtes nach Fläche). Landeshauptstadt und zugleich größte Stadt ist Erfurt, weitere wichtige Zentren sind Jena, Gera, Weimar und Eisenach. Nachbarländer sind der Freistaat Sachsen im Osten und Südosten, Sachsen-Anhalt im Norden und Nordosten, Niedersachsen im Nordwesten, Hessen im Westen sowie der Freistaat Bayern im Süden. Mehrere Orte im Nordwesten des Landes erheben für sich den Anspruch, der exakte Mittelpunkt Deutschlands zu sein.

Der Name Thüringen tritt als Gebietsbezeichnung seit dem Thüringerreich im frühen 6. Jahrhundert auf. Danach bildete Thüringen kein zusammenhängendes Herrschaftsgebiet mehr, auch wenn es dem Landgrafen von Thüringen für kurze Zeit gelang, große Teile der Region zu kontrollieren. Dennoch blieb der Name für die Landschaft erhalten und wurde 1920 aufgegriffen, als sich sieben Freistaaten zum Land Thüringen vereinigten. Ehemals preußische Gebiete wie Erfurt und Nordthüringen kamen am 9. Juli 1945 hinzu. Nach der Auflösung der Länder in der DDR 1952 wurde es erst am 3. Oktober 1990[6] aus den drei Bezirken Erfurt, Gera und Suhl sowie einigen angrenzenden Gebieten wiedergegründet und ist heute in 17 Landkreise sowie fünf kreisfreie Städte gegliedert. Seit 1993 trägt Thüringen wie Bayern und Sachsen offiziell den Namenszusatz Freistaat, was aus den historischen Landesteilen begründet ist.

Die Wirtschaft Thüringens konnte sich nach dem Umbruch im Zuge der Wiedervereinigung in der Zeit nach der Jahrtausendwende stabilisieren, sodass die Arbeitslosenquote heute etwa auf dem Bundesdurchschnitt liegt. Die Struktur wird vor allem von kleinen Unternehmen dominiert, wobei einige Regionen wie Südthüringen oder das Eichsfeld nach wie vor vom produzierenden Gewerbe geprägt sind. Größere Unternehmen finden sich hauptsächlich in Jena (Zeiss, Jenoptik, Schott) und Eisenach (Opel, Bosch), während Erfurt mit seiner diversifizierten Struktur das wichtigste wirtschaftliche Zentrum des Landes ist. Bedeutende Standorte von Bildung und Forschung im Freistaat sind Jena mit der viertgrößten Universität der neuen Bundesländer, Erfurt und Ilmenau mit seiner Technischen Universität. Kulturelles Zentrum des Landes ist Weimar mit seiner traditionsreichen Bauhaus-Universität Weimar, der Musikhochschule und seinen zahlreichen UNESCO-Weltkulturerbestätten.

Thüringen weist eine hohe Dichte an Kulturstätten von nationalem und internationalem Rang auf. Zum UNESCO-Welterbe gehören das „Klassische Weimar“, das Bauhaus in Weimar, die Wartburg bei Eisenach und der Nationalpark Hainich als Teil der Europäischen Buchenurwälder. Die Landeshauptstadt besitzt mit dem Dom, der Krämerbrücke und der ältesten erhaltenen Synagoge Mitteleuropas bedeutende kulturhistorische Stätten.

Aufgrund seines Waldreichtums erlangte das Land bereits 1897 den Beinamen „grünes Herz Deutschlands“. Ursprünglich handelte es sich dabei um einen populären Buchtitel des Reiseschriftstellers August Trinius. Der Slogan diente dann in der Weimarer Republik zur Außendarstellung des aus zahlreichen Kleinstaaten hervorgegangenen Landes und wurde nach dessen Wiedergründung 1990 wiederum aufgegriffen und bis 2022 als offizieller Werbeslogan genutzt.[7][8]

Geographie

Thüringen liegt in der Mitte Deutschlands und grenzt an die Länder Hessen (Länge der Grenze 270 km), Bayern (381 km), Sachsen (265 km), Sachsen-Anhalt (296 km) und Niedersachsen (112 km). Der Freistaat Thüringen gehört wie auch Sachsen und Teile Sachsen-Anhalts zur Region Mitteldeutschland. Als Ergebnis einer satellitengestützten Landesvermessung 2007/2008 wurde der Mittelpunkt Thüringens auf dem Gebiet der damaligen Gemeinde Rockhausen im Ilm-Kreis bei den Koordinaten ♁ 50° 54′ 12″ N, 11° 1′ 35″ O etwa acht Kilometer südlich des Erfurter Doms ermittelt.[9]

Die Landschaft in Thüringen ist sehr unterschiedlich. Im äußersten Norden befindet sich der Harz. In südöstlicher Richtung schließt sich ein als Goldene Aue bezeichnetes Gebiet an, mit dem fruchtbaren Tal des Flusses Helme. Im Nordwesten befindet sich das Eichsfeld, eine teilweise bewaldete Hügellandschaft. In der Mitte des Landes liegt das flache, sehr fruchtbare Thüringer Becken. Diese Region zählt zu den ältesten Kulturlandschaften Deutschlands. Erste Ortsgründungen sind hier bereits seit dem Jahr 704 belegt. Das Thüringer Becken wird von verschiedenen kleinen Höhenzügen umringt, so dem Dün im Nordwesten, der Hainleite und der unmittelbar nördlich davon gelegenen Windleite sowie dem Kyffhäuser im Norden, Schmücke, Hohe Schrecke und Finne im Nordosten, dem Ettersberg im Südosten, der Fahner Höhe im Süden und dem Hainich im Westen. Der Nationalpark Hainich ist der einzige Nationalpark des Landes.

Südlich des Thüringer Beckens befindet sich das hügelige Vorland des Thüringer Waldes, schließlich der Thüringer Wald selbst, als größtes Gebirge im Land. Östlich geht der Wald nahtlos ins Thüringer Schiefergebirge über, welches wiederum südöstlich im Landkreis Sonneberg und im Saale-Orla-Kreis in den Frankenwald übergeht, der jedoch nur zu kleinsten Teilen in Thüringen liegt. Gemeinsam bilden sie das Thüringisch-Fränkische Mittelgebirge. Diese Mittelgebirgskette wird vom Rennsteig, dem Kammweg, durchzogen. Er stellt die Wasserscheide zwischen Elbe im Norden und Weser beziehungsweise Rhein im Süden dar. Der Thüringer Wald ist ein Kammgebirge, während das Schiefergebirge und der Frankenwald von engen Tälern zerschnittene Hochplateaus sind. Östlich von Wald und Becken verläuft das Saaletal. Jenseits der Saale liegt im Norden das Thüringer Holzland, im Süden das Vogtland und im Osten das Osterland. Im Gegensatz zu den erstgenannten ist das Osterland um Altenburg wenig bewaldet und sehr fruchtbar. Im südlichen Landkreis Sonneberg nördlich der Kreisstadt Sonneberg verläuft die Fränkische Linie; diese trennt in Thüringen den Frankenwald vom Obermainischen Hügelland. Südwestlich des Thüringer Waldes, in Südthüringen, liegt das Werratal, gefolgt von der Rhön im Westen und dem Grabfeld im äußersten Süden.

Die wichtigsten Flüsse des Landes sind die Werra im Südwesten und die Saale im Osten. Größere Zuflüsse der Saale sind die Unstrut (mit Gera), die Ilm und die Weiße Elster. Im Nordwesten des Landes entspringt die Leine. Insgesamt verteilt sich das Land auf die Einzugsgebiete von Weser im Westen, Elbe in der Mitte und im Osten und Rhein im äußersten Süden mit Schnittpunkt am Dreistromstein in der Nähe von Neuhaus am Rennweg. Größere natürliche Standgewässer gibt es in Thüringen nicht, jedoch liegen mit den Talsperren Bleiloch und Hohenwarte zwei der größten Stauseen Deutschlands hier.

Die höchste Erhebung im Land ist der Große Beerberg im Thüringer Wald mit 983 Metern Höhe. Weitere hohe Berge sind der Schneekopf (978 m), der Große Finsterberg (944 m) und der Große Inselsberg (916 m). Der höchste Punkt von Thüringen misst 1060 Meter über NN und befindet sich auf dem Bleßberg im Landkreis Sonneberg (Lagepunkt der Funkanlage 865 m + 195 m Höhe der Sendeanlage). Höchster Berg im Schiefergebirge ist der Große Farmdenkopf (869 m), in der thüringischen Rhön der zum Ellenbogen gehörende Schnitzersberg (816 m) und im thüringischen Harz der Große Ehrenberg (636 m). Wichtige Erhebungen zwischen Harz und Thüringer Wald sind der Birkenberg (533 m) im Eichsfeld, der Alte Berg (494 m) im Hainich, der Kulpenberg (474 m) im Kyffhäuser und der Ettersberg (482 m) bei Weimar. Südlich des Thüringer Waldes treten der Dolmar (740 m) und der Große Gleichberg (679 m) hervor, östlich der Saale liegt der höchste Berg mit dem Rosenbühl (653 m) im südlichen Vogtland, jedoch ohne besondere Reliefenergie. Ferner sind der mittlere Thüringer Wald und das angrenzende westliche Schiefergebirge sowie die Rhön bis in die Kammlagen besiedelt, sodass rund 20 Ortschaften im Land über 700 Metern Höhe liegen, darunter Oberhof, Neuhaus am Rennweg und Steinheid als höchstgelegene Orte in über 800 Metern Höhe (in der Ortsmitte) sowie die auf 750 Metern gelegenen Rhöndörfer Frankenheim und Birx, die – anders als die protoindustriellen frühneuzeitlichen Gründungen im Thüringer Wald – sogar schon der hochmittelalterlichen Siedlung mit landwirtschaftlicher Existenzgrundlage entstammen. Niedrigste Punkte sind das Unstruttal zwischen Wiehe und Roßleben (114 m), das Saaletal bei Großheringen (120 m), das Werratal bei Lindewerra (145 m) und das Pleißetal bei Treben (150 m).

Klima

Thüringen liegt in der gemäßigten Klimazone Mitteleuropas bei vorherrschender Westwindströmung. Da zwischen den westlichen Meeren und dem Freistaat bereits einige schützende Mittelgebirge liegen, ist das Klima Thüringens kontinentaler als im Westen und Norden Deutschlands. Dies zeigt sich vor allem durch kältere Winter und trockenere Sommer als in anderen Teilen der Bundesrepublik.

Innerhalb Thüringens bestehen größere klimatische Unterschiede. Im Thüringer Becken, in der Landesmitte gelegen und von Gebirgen umgeben, fallen die geringsten Niederschlagsmengen Deutschlands. Den Rekord hält Straußfurt mit 242 Millimeter Jahresniederschlag im Jahr 1911.[10] Normal sind im Thüringer Becken 400 bis 500 Millimeter Jahresniederschlag bei einer Jahresmitteltemperatur von 8,5 Grad Celsius (1961–1990 an der Wetterstation Artern). Die Hügelzonen im Land liegen klimatisch etwa im deutschen Durchschnitt. So fallen in Gera 624 Millimeter Niederschlag bei einer Temperatur von 7,8 Grad Celsius. Ein regenreiches und eher kühles Klima weisen in Thüringen die Gebirgszonen auf. So werden auf der Schmücke im Schnitt 1289 Millimeter Jahresniederschlag bei einer Temperatur von 4,4 Grad Celsius gemessen. Hier liegt die Januar-Temperatur bei −4 Grad Celsius und die Juli-Temperatur bei 12,8 Grad Celsius. In Artern am Nordrand des Thüringer Beckens liegen die Werte dieser Monate bei −0,7 Grad Celsius und 17,6 Grad Celsius.

Regelmäßige Naturkatastrophen in Thüringen sind insbesondere Hochwasser und Stürme. Hochwasser tritt meist bei Vb-Wetterlagen auf, bei denen große Tiefdruckgebiete mit feuchter Mittelmeerluft über die Adria, Österreich, Tschechien und Polen nach Norden ziehen und durch ihre Drehung entgegen dem Uhrzeigersinn heftigen Stauregen am Thüringer Wald und Schiefergebirge verursachen. Die Gefahr durch Hochwasser infolge von schneller Schneeschmelze ist demgegenüber weniger groß, da die Höhenlagen des Thüringer Waldes in viele verschiedene Flüsse entwässern. Nach der Wiedervereinigung wurde der Hochwasserschutz durch Ausweisung entsprechender Flächen und die Anlage von zahlreichen Rückhaltebecken auch an kleinen Flüssen deutlich verbessert. Stürme sind besonders für die Gebirgsregionen problematisch, da die durch Umweltverschmutzung des 20. Jahrhunderts geschädigten Fichten-Monokulturen dort anfällig für Windbruch sind, was sich zuletzt bei Orkan Kyrill zeigte. Durch eine Erhöhung der Artenvielfalt im Forstbetrieb sollen die Auswirkungen zukünftiger Stürme hier reduziert werden. Wenn der Klimawandel wie prognostiziert zu einer unregelmäßigeren Niederschlagsverteilung führt, sind die Tieflagen im Thüringer Becken einer höheren sommerlichen Dürregefahr ausgesetzt, da die Niederschlagsmengen hier recht gering sind. Hierauf versucht die Landwirtschaft durch das Ausweichen auf trockenheitsresistentere Sorten zu reagieren.

Geologie

Die geologische Situation in Thüringen ist durch eine große Vielfalt geologischer Formationen gekennzeichnet. An der Oberfläche beziehungsweise den bodennahen Bereichen lassen sich in den verschiedenen Regionen des Landes fast alle Schichten des Phanerozoikums, das heißt der letzten 500 Millionen Jahre, nachweisen.[11][12]

Bezogen auf die Entstehungsgeschichte wird Thüringen in vier so genannte Strukturstockwerke gegliedert, die nach ihrem Alter geordnet in den jeweiligen Regionen dominierend auftreten:[13]

    das hercynisch ausgerichtete Grundgebirgsstockwerk im Thüringer Schiefergebirge

    das zum Saxothuringikum gehörende Übergangs- beziehungsweise Molassestockwerk im Thüringer Wald

    das Tafeldeckgebirgsstockwerk im Thüringer Becken und im Südwestthüringischen Triasgebiet

    das Lockergesteinsstockwerk im Weißelsterbecken

Steinbruch bei Haarhausen im Bereich der Eichenberg–Gotha–Saalfelder Störungszone mit deutlich sichtbarer Gesteinsfaltung

Während die geomorphologische Gestalt Thüringens im Süden und Westen fast ausschließlich durch tektonische Vorgänge und Erosion durch Niederschläge bestimmt ist, kam es vor etwa 400.000 – 320.000 Jahren im Norden und Osten zu einer Überformung dieser Strukturen durch die Elsterkaltzeit. Demgemäß erfolgt eine Aufteilung des Landes aus geomorphologischer Sicht in fünf äußerlich abgrenzbare Gebiete:

    das Thüringer Gebirge, bestehend aus Thüringer Wald und Thüringer Schiefergebirge

    die Zechstein- und Trias-Landschaften des Thüringer Beckens und Südthüringens

    die südthüringischen Vulkanitgebiete (Heldburger Gangschar)

    der Kyffhäuser und der thüringische Anteil des Harzes

    das Altenburg-Meuselwitzer Gebiet, das durch Braunkohletagebau und Überreste des in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfolgten Uranbergbaus gekennzeichnet ist.

Innerhalb der Zechstein- und Triaslandschaften prägen neben flachen Gebieten zahlreiche Störungen das Landschaftsbild, von denen die Eichenberg–Gotha–Saalfelder Störungszone, die das Thüringer-Wald-Vorland vom Thüringer Becken abgrenzt, die längste und auffälligste ist. Im Zechsteingebiet im Bereich von Werra und Wipper finden sich größere Salzvorkommen, die besonders im 20. Jahrhundert abgebaut wurden. Im Buntsandsteingebiet des Saaletales bei Jena sind zahlreiche geologische Phänomene zu beobachten.

Ausgehend von der im späten Mittelalter vor allem in Bereich des Thüringer Gebirges beginnenden Gewinnung von Bodenschätzen wie Eisenerz, Kupferschiefer oder Gold entwickelte sich in der Region bereits im 16. Jahrhundert eine theoretische Verarbeitung praktisch-geowissenschaftlicher Erkenntnisse. Im Jahr 1796 entstand mit der Societät für die gesamte Mineralogie zu Jena die erste geowissenschaftliche Vereinigung überhaupt. Sie entstand auf Anregung Goethes, der von 1803 bis 1830 ihr Präsident war.

Aufgrund anhaltender tektonischer Vorgänge kommt es im Südosten Thüringens gelegentlich zu kleineren Erdbeben. Diese werden seit Anfang des 20. Jahrhunderts von der Universität Jena beobachtet. Heute befindet sich im Osten des Thüringer Schiefergebirges das Geodynamische Observatorium Moxa der Friedrich-Schiller-Universität Jena sowie das Zentrum für die Ingenieuranalyse von Erdbebenschäden der Bauhaus-Universität Weimar zur Untersuchung und Bewertung möglicher Folgen von Erdbeben nicht nur in diesem Gebiet.

Natur und Landschaft

Fichtenwald am Schneekopf

Buchenwälder im Hainich gehören zum Weltnaturerbe

Rhönschaf

Thüringer Landschaft bei Drognitz

Dank dem vielgestaltigen geologischen Untergrund und dem Einfluss der Mittelgebirge auf das Lokalklima kann in Thüringen eine Vielzahl von Pflanzenarten mit unterschiedlichen ökologischen Ansprüchen wachsen. Eine naturräumliche Gliederung Thüringens unterscheidet die sieben Naturraumtypen Mittelgebirge, Buntsandstein-Hügelländer, Muschelkalk-Hügelländer, Basaltkuppenland, Ackerhügelländer, Auen und Niederungen sowie Zechsteingürtel an Gebirgsrändern. Innerhalb dieser Naturraumtypen werden 38 einzelne Naturräume unterschieden; der Naturraum Thüringer Gebirge wird zudem in acht Untereinheiten gegliedert.[14]

Die potenzielle natürliche Vegetation Thüringens besteht aus Wäldern, die je nach Standortverhältnissen in verschiedene Typen unterschieden werden könnten. Am weitesten verbreitet wären von der Rotbuche (Fagus sylvatica) dominierte Buchenwälder, dabei vor allem Hainsimsen-, Waldmeister-, Waldgersten- und Orchideen-Buchenwälder. Nur wo die Standortbedingungen weniger ideal sind, könnten auch andere Baumarten dominieren. So wären in den trockenwarmen, kontinental geprägten Gebieten des zentralen Thüringer Beckens die Traubeneiche (Quercus petraea), Stieleiche (Quercus robur), Hainbuche (Carpinus betulus) und die Winterlinde (Tilia cordata) häufiger zu finden. In den Mittelgebirgen hingegen wären neben der Rotbuche der Bergahorn (Acer pseudoplatanus), die Gemeine Fichte (Picea abies) und die heute seltene Weißtanne (Abies alba) zu finden. Nur in den höchsten Lagen des Thüringer Waldes und des Thüringer Schiefergebirges wären Fichten-Buchenwälder zu finden.[14]

Die aktuelle Flora und Fauna sind der deutschen Kulturlandschaft angepasst. Durch die Nutzung des Menschen besteht die Vegetation vor allem aus Wäldern, Grünland, Äckern, Siedlungen und Gewässern. Etwa ein Drittel der Landesfläche ist von Wald bedeckt. Thüringen zählt damit zu den waldreichen Bundesländern. Davon sind jedoch nur 30 % naturnaher Laubwald. Prägend sind vor allem Nadelholzforste, die Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts angelegt wurden. Die Landesforstverwaltung ist jedoch bestrebt, den Laubholzanteil wieder zu erhöhen.[14] Nachdem der Orkan Kyrill im Januar 2007 vor allem im Thüringer Wald massive Schäden anrichtete, wurde bei der Aufforstung teilweise wieder auf den heimischen Buchen-Eichen-Mischwald anstelle von Fichten-Monokulturen zurückgegriffen. Hauptbaumarten in Thüringen sind Fichte mit 42,6 %, Rotbuche mit 20,1 % und Waldkiefer mit 15,7 %. Die Wälder sind jedoch nicht homogen zusammengesetzte Mischwälder. Den Standorten entsprechend sind die Mittelgebirgslagen des Mittleren und Östlichen Thüringer Waldes, des Thüringischen Schiefergebirges und des Harzes überwiegend mit Fichte bestockt. Kiefernforste sind in den Buntsandsteinländern, so im Holzland, verbreitet. In den Muschelkalkgebieten, darunter im Hainich, im Dün und in der Hainleite, aber auch im nordwestlichen Thüringer Wald, dominieren Buchenwälder.

Das Grünland ist vor allem durch Trocken- und Halbtrockenrasen geprägt, artenreiche Frischwiesen in den Hügelländern sind stark zurückgegangen. Ein großer Anteil frischer und feuchter Wiesen wird als Rinderweide genutzt.[14]

In den Wäldern Thüringens leben unter anderem Rehe, Hirsche, Wildschweine sowie Mufflons und Füchse. Die Wildkatze (Felis silvestris) hat im Nationalpark Hainich und im Tal der Weißen Elster, zwischen Greiz und Wünschendorf[15], erneut ihr Habitat gefunden. Durch den Harz im Norden des Landes streift wieder der Luchs (Lynx lynx). In den Naturschutzgebieten des Landes bestehen Vorkommen selten gewordener Vogelarten, unter anderem des Birkhuhns (Lyrurus tetrix oder Tetrao tetrix), des Schwarzstorchs (Ciconia nigra) und des Wachtelkönigs (Crex crex).[16] Seit einigen Jahren gibt es in Thüringen auch immer wieder Wolfssichtungen. Auf dem Truppenübungsplatz in Ohrdruf hat ein weiblicher Wolf nachweislich sein Revier und sich mit einem Hund gepaart. Wölfe konnten auch schon im Thüringer Wald sowie im Holzland nachgewiesen werden.[17] Haustierarten, die an das Leben im Land angepasst sind, sind beispielsweise die seit Jahrhunderten gezüchtete Thüringer Waldziege oder das Rhönschaf.

Bedingt durch den Industrieschmutz, der zwischen 1850 und 1990 ausgestoßen wurde, waren Teile Thüringens am Ende dieser Periode stark geschädigt. Seitdem konnten diese Schäden teilweise abgemildert werden. So wurde im Rahmen der Bundesgartenschau 2007 in Gera und Ronneburg der ehemalige Uran-Tagebau in Ronneburg saniert und versiegelt; es entstand die Neue Landschaft Ronneburg. Eine weitere Altlast ist der Teersee in Rositz bei Altenburg, von dem eine enorm hohe Gefährdung der Umwelt ausgeht. Insgesamt hat die Belastung der Luft und der Gewässer jedoch erheblich abgenommen, einzig die Werra ist – bedingt durch den hessischen Kali-Abbau – unterhalb von Dorndorf noch derart versalzen (der Salzgehalt entspricht vielerorts dem der Ostsee), dass viele Pflanzen und Tiere nicht überleben können. Abwassereinleitungen durch den Konzern K+S sorgten in dieser Region wiederholt für Streit zwischen den Gemeinden und den Ländern Thüringen und Hessen. Kleinere Bäche leiden in Gebieten intensiver landwirtschaftlicher Nutzung nach wie vor unter einem erhöhten Nitrat-Eintrag durch Flächendüngung.

Als bedeutende Naturschutzgebiete bestehen in Thüringen der Nationalpark Hainich, die Biosphärenreservate Rhön und Vessertal-Thüringer Wald sowie die Naturparks Eichsfeld-Hainich-Werratal, Kyffhäuser, Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale und Thüringer Wald. Zentrale Bereiche des Nationalparks Hainich zählen seit ihrer Anerkennung durch das Welterbekommitée am 25. Juni 2011 zu den 36 Welterbestätten Deutschlands. Bis 2030 sollen 5 % aller Waldflächen komplett aus der wirtschaftlichen Nutzung genommen werden, um sich langfristig zu naturnahen Wäldern zu entwickeln. Neben dem Hainich sind hierfür Flächen in der Hohen Schrecke, in der Hainleite am Possen und im Pöllwitzer Wald vorgesehen, die vor 1990 großteils militärisch genutzt wurden und teilweise noch immer durch Munitionsreste kontaminiert sind.[18]

Bevölkerung

→ Hauptartikel: Demografie Thüringens

Thüringen hat etwa 2,12 Millionen Einwohner,[19] wobei die Einwohnerzahl schon seit Ende des Zweiten Weltkriegs rückläufig ist. Deshalb ist die Alterung der Bevölkerung im deutschen Vergleich schon weit fortgeschritten und das Geburtendefizit vergleichsweise hoch, obwohl die Fertilitätsrate (Geburten pro Frau) über dem Bundesdurchschnitt liegt. Der Wanderungssaldo war 2013 erstmals seit 1996 wieder positiv, da die Abwanderung in andere Bundesländer zurückgeht und gleichzeitig die Zuwanderung aus dem Ausland stark ansteigt. Im Land leben im Vergleich zu den alten Bundesländern nur wenige Migranten, sodass der Ausländeranteil (2015 ca. 4 %, 2022 ca. 7,6 %) zu den geringsten im Bundesgebiet zählt. Auf lokaler Ebene ist die Bevölkerungsentwicklung unterschiedlich, so wachsen die beiden Großstädte des Landes seit 2003 (Erfurt) und 1999 (Jena) wieder an, während insbesondere die Gemeinden im ländlichen Raum durch Überalterung stark an Bevölkerung verlieren. Damit setzt sich der Urbanisierungstrend in Thüringen weiter fort.

Siedlungsstruktur

Thüringen (Thüringen)

Eisenach

Gotha

Erfurt

Weimar

Jena

Gera

Thüringer Städtekette: Erfurt, Jena und Gera als Oberzentren und potenzielle Regiopolen hervorgehoben.

In seiner Bevölkerungsdichte liegt Thüringen hinter Sachsen an zweiter Stelle unter den fünf neuen Ländern. Trotzdem ist die Bevölkerungsdichte inzwischen geringer als die sämtlicher „alter“ Länder, während Thüringen vor dem Zweiten Weltkrieg noch zu den dichter besiedelten Regionen Deutschlands zählte. Entlang der Thüringer Städtekette, die sich quer von West nach Ost durch die Mitte des Landes zieht und an der die sechs größten Städte Thüringens liegen, ist die Bevölkerungsdichte am größten. Höher ist die Bevölkerungsdichte auch am nördlichen und südlichen Rand des Thüringer Waldes bzw. Schiefergebirges, entlang der Verbindung von Halle nach Kassel im Norden sowie in den Tälern von Saale, Werra und Unstrut.

Dünner besiedelt sind das Gebiet zwischen Werra und Landesgrenze im Süden, das Gebiet um die Saalestauseen im Südosten, das Holzland zwischen Roda- und Orlatal sowie der Norden des Thüringer Beckens. Siedlungsgeografisch dominieren westlich der Saale im Flachland große, häufig in sich strukturierte Dörfer mit zahlreichen Gehöften und recht großen Ortsfluren wie Herbsleben, während in den Gebieten östlich der Saale, die nicht zum deutschen Altsiedelland gehörten, die Orte meist nur aus wenigen Gehöften bestehen wie Gieba. Dafür ist die Ortsdichte dort jedoch wesentlich höher. So kommen bei ähnlicher Gesamtbevölkerungsdichte im Landkreis Gotha in der westlichen Landesmitte auf einen Ort jeweils etwa zehn Quadratkilometer Fläche, während es im Altenburger Land im Osten nur etwa zwei Quadratkilometer sind. In den Waldgebieten sind uneinheitliche Siedlungsstrukturen vorzufinden, dort gibt es sowohl zu Städten herangewachsene „Industriedörfer“ wie Zella-Mehlis oder Lauscha als auch nur aus wenigen Häusern bestehende Orte wie Allzunah. Insgesamt gibt es, je nach der Definition von Ort, zwischen 2500 und 3000 Orte im Freistaat, unter ihnen verfügen gegenwärtig 126 über Stadtrechte. Dazu kommen rund 20 ehemalige Städte, die eingemeindet wurden oder ihre Rechte wieder verloren.

Der Landesentwicklungsplan 2025 gibt raumpolitische Zielsetzungen für die Zeit bis 2025 vor.[20] Herausforderung der Landesraumplanung ist die Annäherung an gleichwertige Lebensverhältnisse im gesamten Land. Dabei gilt es insbesondere infrastrukturellen Defiziten ländlicher und peripherer Räume entgegenzuwirken und die mit dem demografischen Wandel einhergehenden Probleme zu handhaben. Im Land gibt es drei Oberzentren, die alle entlang der Landesmitte liegen – Erfurt, Jena und Gera. Sie gelten als potenzielle Regiopolen, was bereits im Stadtentwicklungskonzept Erfurts aus dem Jahr 2008 eine Rolle zur Vernetzung mit den Nachbarstädten zu einer Regiopolregion eine Rolle spielt.[21]

Weitere Oberzentren, die nach Thüringen ausstrahlen, sind im Süden die fränkischen Städte Coburg, Bamberg, Schweinfurt und Würzburg sowie das hessische Fulda für die westliche Rhön. Im Südosten halten Zwickau, Plauen und Hof oberzentrale Funktionen für das Vogtland vor. Für das Eichsfeld wirken Göttingen und Kassel als Oberzentren. Im Nordosten orientiert der Raum um Artern nach Halle sowie das nördliche Altenburger Land nach Leipzig.

Darüber hinaus nehmen in den Landesteilen, die peripher der Thüringer Städtekette an der A4 liegen, einige mittelgroße Städte eine strukturelle Stellung zwischen Oberzentrum und Mittelzentrum ein. Als regionales Zentrum konnte sich Nordhausen für die Südharzregion und den Norden Thüringens mit einer wachsenden Hochschule etablieren. Auch Eisenach übernimmt mit seiner leistungsfähigen Wirtschaft für Westthüringen und Teile Nordosthessens eine zentrale Funktion ein. Mühlhausen und Saalfeld/Rudolstadt zeigten eine geringere Dynamik, können aber dennoch als Regionalzentren im Nordwesten und Südosten des Landes gelten. Die Bedeutung Suhls als Zentrum im Südwesten des Landes hat hingegen durch den Niedergang des dortigen Einzelhandels und aufgrund des anhaltenden starken Bevölkerungsverlustes nachgelassen, wird aber durch Meiningen ergänzt. In der Landesmitte nehmen in Ergänzung der dortigen Oberzentren Erfurt und Jena auch Weimar und Gotha höhere zentralörtliche Funktionen war.

Die übrigen Mittel- und einige Kleinstädte sind Mittelzentren mit Ausrichtung auf das lokale Umland. Dabei reicht die Spanne von Orten mit 25.000 Einwohnern bis zu Kleinstädten mit deutlich unter 10.000 Einwohnern.

Auf dem Gebiet der interkommunalen Kooperation sind die Städte Jena und Gera Mitglieder der Metropolregion Mitteldeutschland und der Landkreis Sonneberg hat sich der Metropolregion Nürnberg angeschlossen. Weiterhin existiert die „Impulsregion“ als Kooperation von Erfurt, Weimar, Jena und dem Weimarer Land als zentralem Siedlungs- und Wirtschaftsraum des Landes.

Siehe auch: Liste der Orte in Thüringen

Dialekte

Verbreitung der einzelnen Mundarten

Die Sprachwissenschaftliche Kommission der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig unterscheidet in Thüringen neun regionale Mundarten, von denen sieben zur thüringisch-obersächsischen Dialektgruppe und zwei zur mainfränkischen Dialektgruppe gehören.[22] Zudem werden mit dem Rhöner Platt und Grabfeldisch meist zwei weitere mainfränkische Dialekte genannt, deren Verbreitungsgebiete sich zum großen Teil auch im benachbarten Osthessen und Unterfranken befinden.

Zentralthüringisch wird in der Landesmitte um Erfurt, Arnstadt, Ilmenau, Gotha, Bad Langensalza und Sömmerda gesprochen. Nördlich folgen Nordthüringisch um Mühlhausen, Nordhausen, Bad Sachsa, Sondershausen, Stolberg (Harz), Kelbra und dem südlichen Eichsfeld sowie Nordostthüringisch um Artern, Sangerhausen und Nebra. Östlich an das Verbreitungsgebiet des Zentralthüringischen grenzt das Ilmthüringische um Eckartsberga, Weimar, Jena, Rudolstadt und das Schwarzatal, welches wiederum östlich ins Südostthüringische übergeht. Diese Mundart wird vor allem um Saalfeld, Pößneck, Schleiz, Greiz und Gera gesprochen. Im Osten des Landes wird die ostthüringische Mundart gesprochen, dies gilt vor allem im Holzland und im Osterland um Altenburg sowie um Naumburg, Weißenfels und Zeitz. Im Raum Eisenach-Bad Salzungen herrscht Westthüringisch vor, ein Dialekt, in dem sich schon Einflüsse des Osthessischen ausmachen lassen. In Südthüringen liegen die mainfränkischen Sprachgebiete mit Hennebergisch im Einzugsgebiet der Werra um Suhl und Meiningen, Itzgründisch im Einzugsgebiet der Itz um Sonneberg bis nach Hildburghausen und im Heldburger Land, Rhöner Platt im Bereich südwestlich von Bad Salzungen, Grabfeldisch im südwestlichen Landkreis Schmalkalden-Meiningen und im westlichen Landkreis Hildburghausen.

Oberhessisch findet sich in der ehemals hessischen Enklave Schmalkalden. Zudem wird in Heinersdorf im Landkreis Sonneberg, jenseits der Bamberger Schranke, Oberfränkisch gesprochen. Im nördlichen Eichsfeld wird traditionell ein niederdeutscher Dialekt des Ostfälischen gesprochen.

Die thüringischen Dialekte vereinen ähnliche Merkmale, wobei diese von West nach Ost immer deutlicher hervortreten. Die vier mainfränkischen Dialekte sind übergangslos, deutlich hörbar von diesen differenziert und vor allem im itzgründischen Sprachraum stark ausgeprägt. Der Rennsteig als alter Grenzweg der mittelalterlichen Gaue ist hierbei die harte Grenze, lediglich der ebenfalls südlich des Rennsteigs gelegene Salzbogen (in etwa die Werra entlang zwischen Breitungen, Bad Salzungen und Vacha) bildet eine ca. 20 km breite Übergangszone mit fränkischen, hessischen und thüringischen Sprachelementen.

Religionen und Weltanschauungen

Die Georgenkirche in Eisenach war Bischofskirche der Evangelischen Kirche in Thüringen

Anteil der evangelischen Einwohner auf Gemeindeebene nach Daten des Zensus 2011

Anteil der katholischen Einwohner auf Gemeindeebene nach Daten des Zensus 2011

Wie in den meisten Regionen Deutschlands verlieren in Thüringen die zwei großen Kirchen Mitglieder. 1991 galten 32,2 % der Thüringer als evangelisch und 9,5 % als katholisch.[23] Ende 2021 hatte Thüringen 2.108.863 Einwohner davon waren 19,5 % evangelisch, 7,5 % katholisch und 73,1 % waren konfessionslos, gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder machten keine Angabe.[24]

Christianisiert wurde Thüringen bereits ab dem 8. Jahrhundert durch Bonifatius, weshalb er gelegentlich als „Missionar der Thüringer“ bezeichnet wird. Bis zur Einführung der Reformation gehörte die Bevölkerung daher dem katholischen Glauben an.

Die thüringischen Staaten waren im 16. Jahrhundert eines der ersten protestantischen Gebiete der Welt, da der Reformator Martin Luther in Kurfürst Friedrich von Sachsen einen Förderer hatte. Zudem spielten sich die Hintergründe der Reformation teilweise in Thüringen ab: Luther absolvierte sein Theologiestudium an der Universität Erfurt, seine Familie selbst stammte aus Möhra, die Bibelübersetzung entstand in Teilen auf der Wartburg und der Bauernkrieg sowie der Schmalkaldische Krieg als Reformationsfolgen trugen sich zu größeren Teilen in Thüringen zu. Auch die reformatorische Täuferbewegung war in großen Teilen Thüringens verbreitet. Eines der Zentren der mitteldeutschen Täufer war die Stadt Mühlhausen, wo 1525 bereits Thomas Müntzer gewirkt hatte.[25][26]

Die evangelische Kirche hatte danach jedoch nie den gesellschaftlichen Einfluss, wie ihn die katholische Kirche in ihren Gebieten hatte. So galten die meisten thüringischen Staaten bereits im 18. Jahrhundert als liberal und aufgeklärt, was vor allem durch die Weimarer Herzogsfamilie gefördert wurde.

Die durch die Deutschen Christen verursachte Zersetzung der ehemaligen lutherischen Staatskirche, die atheistische Weltanschauung der SED sowie die entsprechende Erziehung in den Schulen und Karriere-Nachteile für Christen während der DDR-Zeit trugen später dazu bei, dass der Großteil der Bevölkerung Thüringens die Kirche verließ.

In der evangelischen Kirche ist Thüringen Teil der 2009 gebildeten Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), die im Wesentlichen die Bundesländer Thüringen und Sachsen-Anhalt umfasst. Der ehemalige Kreis Schmalkalden gehört als einziger Landesteil nicht zum Bereich der EKM, sondern zur Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW). Regional gibt es große Unterschiede im Anteil der in der evangelischen Kirche verbliebenen Einwohner. Wie überall weisen ländliche Gemeinden einen höheren Anteil auf als die Städte.

In Thüringen ist der Anteil der Christen an der Gesamtbevölkerung damit aktuell geringer als in den westlichen Bundesländern, allerdings etwas höher als in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Eine Ausnahme in Thüringen ist das Eichsfeld, wo die Mehrheit der Bevölkerung katholisch ist.[23] Thüringen ist unter den neuen Bundesländern jenes mit dem höchsten katholischen Bevölkerungsanteil. In erster Linie zählt hierzu das Eichsfeld, das bis 1802 zu Kurmainz gehörte. Im Landkreis Eichsfeld (der nicht komplett deckungsgleich mit der historischen Region ist) lag der Anteil der Katholiken laut Zensus 2011 bei 69,5 %, womit er der einzige Kreis in den neuen Ländern war, der noch eine kirchlich gebundene Bevölkerungsmehrheit aufwies. Zum Eichsfeld im historischen Sinn gehören auch einige Ortsteile der im nordwestlichen Unstrut-Hainich-Kreis gelegenen Gemeinde Südeichsfeld, die ebenfalls mehrheitlich katholisch sind. Eine andere ehemals kurmainzische Region war die Landeshauptstadt Erfurt mit ihrem Umland, weshalb es in Erfurt traditionell eine katholische Minderheit gibt (2011: 6,8 %) und einige der Erfurter Landdörfer mehrheitlich katholisch blieben. Bis auf Witterda sind diese Dörfer heute alle Stadtteile Erfurts. Eine dritte katholische Region ist das Gebiet zwischen Geisa, Dermbach und Zella in der Rhön im südlichen Wartburgkreis, das bis 1802 zum Hochstift Fulda gehörte. Weiterhin haben einige größere Städte nennenswerte katholische Minderheiten, die (mit Ausnahme Erfurts) das Ergebnis von Migration seit 1871 sind, beispielsweise Mühlhausen (10,3 %), Jena (6,6 %) und Weimar (6,1 %). In den übrigen Landesteilen liegt der Anteil der Katholiken deutlich unter 5 %. Organisiert sind die Katholiken größtenteils im Bistum Erfurt. Kleinere Teile des Landes gehören aber auch anderen Bistümern an (Ostthüringen zum Bistum Dresden-Meißen, Geisa zum Bistum Fulda).

Jüdische Gemeinden existierten in Thüringen seit dem 12. Jahrhundert in geringem Umfang, so lebten nie mehr als 5000 bis 6000 Juden im Land. Die meisten von ihnen lebten in den relativ freien Städten Erfurt, Mühlhausen und Nordhausen. In der frühen Neuzeit siedelten sich auch einige „Schutzjuden“ in der Rhön und im Werratal im Südwesten an. Sie wanderten ab etwa 1870 in die Städte ab, vor allem nach Eisenach, Gotha, Meiningen und Suhl. Die Zeit des Nationalsozialismus setzte dem jüdischen Leben in Thüringen ein jähes Ende. So existiert seit dem Zweiten Weltkrieg nur noch die Jüdische Gemeinde in Erfurt mit etwa 750 Mitgliedern (2007) in ganz Thüringen.

Andere Religionsgemeinschaften spielen in Thüringen nur eine geringe Rolle. Diverse christliche Freikirchen unterhalten in mittleren Städten eigene kleine Gemeinden. Auch die muslimischen Gemeinden haben nur einige Tausend Mitglieder, wobei hier keine offiziellen Statistiken erhoben werden, da der Islam im Unterschied zu diversen christlichen Kirchen nicht als Körperschaft des öffentlichen Rechts organisiert ist. Gemäß Ausländerzentralregister lebten 2016 etwa 35.000 Ausländer aus mehrheitlich muslimischen Ländern in Thüringen, das entspricht ein bis zwei Prozent der Gesamtbevölkerung.

Namensherkunft

Der Landesname leitet sich vom frühgeschichtlichen Stamm der Thüringer ab.

Geschichte

→ Hauptartikel: Geschichte Thüringens

Vom Stamm der Thüringer bis zur Landgrafschaft

Erfurt der Frühneuzeit mit zwei Mauerringen und zahlreichen Kirchen

Höhepunkt der Kleinstaaterei um 1680

In der Völkerwanderungszeit bildete sich der Stamm der Thüringer. Ihre Ursprünge sind umstritten, so ist eine oftmals angenommene Verbindung zu den älteren Hermunduren wissenschaftlich nicht haltbar, vielmehr ist es wahrscheinlich, dass der Stamm sich aus ansässigen sowie aus dem Osten zugewanderten Gruppen bildete. Die erste Erwähnung der Toringi findet sich bei Flavius Vegetius Renatus im späten 4. Jahrhundert, der über ihre Pferde schreibt und sie in einen Zusammenhang mit Hunnen und Burgunden stellt. Später gründeten die Thüringer ein Königreich mit Siedlungsschwerpunkt im fruchtbaren Thüringer Becken entlang der Unstrut. Es existierte bis 531, als die Franken es mithilfe der Sachsen zerschlugen und das Gebiet westlich der Saale ins Fränkische Reich eingliederten. Um 620 kam es durch die Merowinger zur Gründung des Herzogtums Thüringen, welches bis ins späte 8. Jahrhundert bestand. In diese Zeit fallen auch die ersten schriftlichen Überlieferungen im Land, unter anderem von Arnstadt im Jahr 704 und von Erfurt im Jahr 742. Zeitgleich missionierte Bonifatius im Land, der das Bistum Erfurt gründete.

Die sächsischen Ottonen machten das Gebiet an der unteren Unstrut zwischen Naumburg und Sangerhausen zu einem Zentrum des Heiligen Römischen Reiches im 10. Jahrhundert. Ein eigenes thüringisches Stammesherzogtum konnte sich so nicht herausbilden. Größte Macht im Thüringer Raum war in jener Zeit die Grafschaft Weimar. Erst die Ludowinger konnten wieder beträchtliche Teile Thüringens unter ihre Kontrolle bringen. So ließ Ludwig der Springer im Jahr 1067 die Wartburg errichten. Seine Nachkommen wurden 1131 vom späteren Kaiser Lothar III. zu Landgrafen von Thüringen erhoben. Unter ihnen erblühte die Region zu einem Zentrum der deutschen Kultur des Hochmittelalters, besonders der Sängerkrieg auf der Wartburg und das Wirken der Heiligen Elisabeth von Thüringen sind in diesem Zusammenhang erwähnenswert. 1247 starb das Landgrafengeschlecht aus, woraufhin der thüringisch-hessische Erbfolgekrieg begann. Er endete 1264 damit, dass die Wettiner große Teile des Landes erhielten und in ihren Staat integrierten. Es begann eine fast 700 Jahre währende Herrschaft der Wettiner über Thüringen, die erst mit der Abschaffung der Monarchien in Deutschland 1918 endete. Im Thüringer Grafenkrieg zwischen 1342 und 1346 versuchten die Grafen von Schwarzburg, Weimar-Orlamünde und Hohnstein sowie die Vögte von Weida die Vormachtstellung der Wettiner wieder zurückzudrängen, was ihnen jedoch nicht gelang.

Im 12. Jahrhundert verstärkte sich der Prozess des Landesausbaus in Thüringen. Es entstanden erste befestigte Städte wie etwa Mühlhausen (1135) oder auch Saalfeld (1180). Gleichzeitig begann die Blütezeit Erfurts. Die Einwohnerzahl erreichte im 14. Jahrhundert etwa 20.000, womit die Stadt zu den größten im Reich zählte. Erfurt war mit etwa 30 Pfarrkirchen und Klöstern fast aller in Mitteleuropa präsenten Orden, zwei mächtigen Mauerringen, einem Dom sowie dem Peterskloster ausgestattet. 1331 erhielt die Stadt über 150 Jahre vor Leipzig (1497) das kaiserliche Messeprivileg, 1392 folgte die Gründung der dritten Universität Deutschlands in der Stadt. Erfurts Blütezeit endete am Beginn des 16. Jahrhunderts, als sich die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verschlechterten. Der Reichtum der Stadt fußte zum Teil auf dem Handel mit Färberwaid, der nach dem Beginn des Kolonialhandels durch das billigere Indigo ersetzt wurde, womit eine entscheidende Einnahmequelle wegbrach. Schwerer wogen allerdings die politischen Ursachen. Durch die Reformation wurden Stadtbevölkerung und Stadtrat evangelisch, während der Landesherr, das Erzbistum Mainz, katholisch blieb. Der Erzbischof von Mainz unterdrückte die Stadt Erfurt und den Stadtrat, andererseits lag sie als Exklave mitten im sächsischen Herrschaftsgebiet, was die Wirtschaft Erfurts hemmte, sodass die Stadt von den aufstrebenden Handelsstädten Frankfurt am Main und Leipzig überholt wurde.

Die bedeutendsten Adelsgeschlechter des mittelalterlichen Thüringens waren neben den dominanten Wettinern und den Ludowingern (Landgrafen von Thüringen; 1040–1247) die Grafen von Beichlingen (in Nordthüringen; 1080 bis ca. 1600), die Grafen von Gleichen (in Zentralthüringen; 1099–1631), die Grafen von Hohnstein (im Harzvorland; 1184–1593), die Grafen von Kevernburg (im Vorland des Thüringer Walds; 8. Jahrhundert bis 1385), die Lobdeburger (in Ostthüringen; ca. 1100 bis ca. 1300), die Grafen von Schwarzburg (im Thüringer Schiefergebirge und dessen Vorland; 1071–1918), die Grafen von Stolberg (im Harz; 1210–1806), die Grafen von Vitzthum (im Raum Weimar-Jena; ab 1123), die Vögte von Weida (im Elstertal, Vorfahren der Grafen von Reuß; 1209–1918) und die Grafen von Weimar-Orlamünde (in Zentralthüringen; 949–1486). Über das Ende des Heiligen Römischen Reichs 1806 konnten nur die Ernestiner als Nachfahren der Wettiner sowie die nunmehr gefürsteten Reußen und Schwarzburger ihre Macht in Thüringen sichern. Sie regierten bis zum Ende der Monarchie 1918.

Thüringen unter den Ernestinern im 16. und 17. Jahrhundert

Der Vorläufer des heutigen Thüringens: ernestinisches Sachsen (orange) im Jahre 1519

Martin Luther (nach Lucas Cranach dem Älteren, 1529)

1485 wurden mit der Leipziger Teilung die wettinischen Lande auf die jüngeren Albertiner im Osten und die älteren Ernestiner im Westen verteilt. Diese übernahmen gleichzeitig die Kurwürde von den Wettinern. Die Ernestiner herrschten zunächst über große Teile Thüringens, lediglich ein Streifen im zentralen Thüringer Becken entlang der Unstrut gehörte den Albertinern.

Mit der Reformation am Beginn des 16. Jahrhunderts rückte Thüringen ins Zentrum der deutschen Politik. Martin Luther studierte zunächst an der Universität Erfurt und wohnte im Augustinerkloster, bevor er nach Wittenberg ging und die Reformation begann. Schließlich wurde er vom sächsischen Kurfürst Friedrich dem Weisen auf der Wartburg versteckt, wo er an der Bibelübersetzung ins Deutsche arbeitete. 1525 begann als Folge der Reformation der Bauernkrieg, der in den thüringischen Städten Mühlhausen und Frankenhausen zwei seiner Zentren und mit Thomas Müntzer einen starken Anführer fand. Später begann in Thüringen der Schmalkaldische Krieg zwischen katholischer Reichsgewalt und protestantischen Fürsten, der 1547 mit der Wittenberger Kapitulation und einer Niederlage der Protestanten endete. Deshalb ging die sächsische Kurwürde von den zunehmend an Bedeutung verlierenden Ernestinern an die Albertiner über. Als die fränkischen Gefürsteten Grafen von Henneberg 1583 ausstarben, trat ein Erbvertrag in Kraft, der den Ernestinern umfangreiche Besitztümer in Franken, das Gebiet des heutigen Südthüringen, einbrachte. Mit der Erfurter Teilung 1572 begann die fortwährende Zersplitterung des ernestinischen Besitzes in zahlreiche Herzogtümer, die teilweise bis 1918 Bestand hatten. Es bildeten sich 1640 zwei ernestinische Hauptlinien heraus: das Haus Sachsen-Weimar und das Haus Sachsen-Gotha. Während Ersteres nur wenige Nebenlinien hatte und als höchsten Vertreter die erste deutsch-preußische Kaiserin Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach stellte, hatte das Haus Sachsen-Gotha sehr viele Nebenlinien, die meist über ein eigenes Land herrschten. Außerdem stellt dieses Haus eine Reihe europäischer Könige, so die britischen Könige (seit 1901), die belgischen Könige (seit 1831), die portugiesischen Könige (1837–1910) und die bulgarischen Könige (1887–1946).

In der Folgezeit begann die Phase des Humanismus in Thüringen, in der auch die Universität Erfurt eine Blütezeit erlebte. Um Ulrich von Hutten und die Reformatoren bildete sich ein Zentrum des deutschen Humanismus. Als humanistischer „Musterstaat“ galt zu dieser Zeit Sachsen-Gotha unter der Herrschaft Ernst des Frommen. Er führte beispielsweise im Jahr 1642 als erstes Staatsoberhaupt der Welt die allgemeine Schulpflicht für alle Jungen und Mädchen bis zum zwölften Lebensjahr ein.

Ein Zentrum deutscher Kultur im 18. und 19. Jahrhundert

Erst ab etwa 1780 machten die regierende Herzogin Anna Amalia und ihr Sohn Karl August wieder auf die Region aufmerksam. Sie riefen Dichter wie Johann Wolfgang von Goethe oder Friedrich Schiller an ihren Hof, sodass sich dort die Weimarer Klassik als deutsche Version der klassischen Literaturbewegung etablierte. An der Universität Jena bildete sich in dieser Zeit ein Zentrum der deutschen Philosophie, das sich durch das Wirken von Johann Gottlieb Fichte, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling und Georg Wilhelm Friedrich Hegel begründete. Auch die Jenaer Romantik um Dichter wie Novalis, Clemens Brentano oder Friedrich Schlegel war zu dieser Zeit deutschlandweit stilprägend.

    „Das ist doch ein merkwürdiges Land, dieses kleine Thüringen, wo drei entscheidende Epochen im geistigen Leben der deutschen Nation ihren stimmungsvollen Schauplatz gefunden haben. An die Wartburg knüpft die Sage die edelsten Namen deutschen Minnesangs. Hier begann später Luther seine Bibelübersetzung, die Grundlage der modernen deutschen Sprache. Endlich war abermals Thüringen – diesmal Weimar – die Stätte, wo noch mächtigere Geister als die deutschen Minnesänger jene tieftönenden Saiten rühren, die noch heute schwingen. Wo findet man es sonst, daß dreimal der Genius eines großen Volkes dasselbe kleine Land sich zum Hochsitz erkor?“

– Joseph Viktor Widmann[27]

Staatenkarte von 1871

Thüringische Staaten von 1890

Der Reichsdeputationshauptschluss 1803 sorgte dafür, dass das Erzbistum Mainz seine Gebiete um Erfurt und das Eichsfeld verlor und die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen ihre Selbstständigkeit aufgeben mussten. Sie wurden auf dem Wiener Kongress 1815 endgültig Preußen zugeschlagen. Das ebenso betroffene bis 1803 zum Hochstift Fulda gehörigen Amt Geisa wurde nach deren Auflösung zu Oranien-Nassau (1803–1806), dann zum napoleonischen Großherzogtum Frankfurt (1810–1813) und dann auf dem Wiener Kongress 1815 dem dort gerade zu einem Großherzogtum erhobenen wettinischen Sachsen-Weimar-Eisenach zugeschlagen.

Zur Napoleonischen Zeit bahnte sich 1806 die entscheidende Schlacht zwischen Franzosen und Preußen in Thüringen an. Am 9. Oktober kam es zum Gefecht bei Schleiz, gefolgt vom Gefecht bei Saalfeld am 10. Oktober und der entscheidenden Schlacht bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober, die mit einer preußischen Niederlage endete. Es folgte 1808 der Erfurter Fürstenkongress zwischen Frankreich und Russland, bei dem auch Goethe auf Napoléon traf und schließlich die Bildung erster Widerstandsgruppen gegen die französische Herrschaft. Impulsgeber war auch hier die Universität Jena. Nach dem Ende der napoleonischen Herrschaft und den Ergebnissen des Wiener Kongresses formierte sich 1815 in Jena die Urburschenschaft, die 1817 das Wartburgfest veranstaltete und nationale wie liberale Bewegungen in sich vereinte. Auch erste liberale Verfassungen entstanden in dieser Zeit, so 1816 in Sachsen-Weimar-Eisenach, 1818 in Sachsen-Hildburghausen und 1821 in Sachsen-Coburg-Saalfeld. Mit der Durchsetzung der Karlsbader Beschlüsse von 1819 in Thüringen nahm diese frühe Phase der Liberalität ein Ende.

Die kulturelle Blüte des Landes setzte sich auch in den folgenden Jahrzehnten fort, so entstand unter dem Pädagogen Friedrich Fröbel 1817 die Allgemeine Deutsche Bildungsanstalt als moderne Schule in Rudolstadt. 1840 folgte die Gründung des ersten deutschen Kindergartens durch Fröbel in Bad Blankenburg. Weiterhin begründete Ernst-Wilhelm Arnoldi 1820 mit der Gothaer Versicherung das deutsche Versicherungswesen. Joseph Meyer gründete 1826 in Gotha das Bibliographische Institut, den Herausgeber von Meyers Konversations-Lexikon. Auch das Bibliographische Institut & F. A. Brockhaus, Herausgeber der Brockhaus Enzyklopädie, hatte seinen Sitz zwischen 1811 und 1818 in Altenburg im Osten Thüringens. Der erste Duden erschien 1872 in Schleiz. Am 1. März 1882 gründete Oscar Tietz in Gera das Warenhaus Tietz, den späteren Kaufhauskonzern Hertie. 1908 eröffnete er in Erfurt das Kaufhaus Römischer Kaiser (heute Anger 1), das nach wie vor größte Kaufhaus des Landes. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte Weimar eine Renaissance in seinem „Silbernen Zeitalter“. Musiker wie Franz Liszt kamen an den Hof und die Weimarer Malerschule etablierte sich seit 1860 in der deutschen Malerei.

Ehemalige Textilindustrie in Gera: Appreturfabrik Carl Louis Hirsch, später VEB Modedruck, Abriss Juli 2021

1833 wurde der Zoll- und Handelsverein der Thüringischen Staaten gegründet, der die Industrielle Revolution im Land beflügelte. 1842 erreichte die erste Bahnlinie thüringisches Gebiet und 1846 wurde mit der Thüringer Bahn die Hauptbahnlinie des Landes eröffnet. Zunächst nahm die ostthüringische Textilindustrie um Gera einen Aufschwung, gefolgt von der überall im Land verstreuten Metallindustrie und der optischen Industrie in Jena, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in die Weltspitze aufstieg.

Die Revolution von 1848 verlief in Thüringen eher unspektakulär. Zentren fanden sich im verarmten Eichsfeld sowie im rückständigen Reuß. An ihrem Ende stand die Abdankung des starrsinnigen Herzogs Joseph von Sachsen-Altenburg sowie die Abdankung des Fürsten Heinrich LXXII. von Reuß-Ebersdorf, dessen Land im Fürstentum Reuß jüngerer Linie (regiert von der Schleizer Linie) aufging. Die Wünsche nach einem vereinten deutschen Staat blieben allerdings auch nach der gescheiterten Revolution präsent und so kam es im Jahr 1850 zur Einberufung des Erfurter Unionsparlaments, das die Nationalstaatsidee aufgriff und diskutierte, ohne jedoch zu einem Durchbruch zu gelangen. Auch der Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha befürwortete die deutsche Einheit, allerdings war er ebenso ein Kritiker preußischer Hegemonialpolitik, was dem Volksfeste liebenden Herzog den spöttischen Namen „Schützenkönig“ einbrachte.

Im Preußisch-Österreichischen Krieg von 1866 standen die meisten Thüringer Staaten auf Seiten Preußens, lediglich Sachsen-Meiningen und Reuß älterer Linie waren mit Österreich verbündet. Dieser Umstand führte dazu, dass Bismarck die beiden Staaten nach Kriegsende in das Königreich Preußen eingliedern wollte, was jedoch auf Intervention des Weimarer Großherzogs Karl August, dem Schwager des preußischen Königs, unterblieb. Stattdessen wurden lediglich die Herrscher der beiden Staaten, Bernhard II. von Sachsen-Meiningen und Caroline von Reuß-Greiz, abgesetzt.

Als Folge der Industrialisierung wurde Thüringen zur Wiege der Sozialdemokratie. 1869 gründeten August Bebel und Wilhelm Liebknecht in Eisenach die Sozialdemokratische Arbeiterpartei, die 1875 mit dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein in Gotha zur SPD fusionierte. Das Gothaer Programm und das Erfurter Programm legten in der Folge die Ziele der sozialdemokratischen Politik in Deutschland fest.

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e Zahl der unmittelbaren Opfer des Schießbefehls ist deutlich niedriger, weil zu den Todesopfern auch die zahlreichen Personen mitgezählt werden, die bei Fluchtversuchen ohne direkte Einwirkung der Grenzsicherungssysteme zu Tode kamen, sowie Grenzsoldaten, die durch Flüchtende oder Fluchthelfer erschossen wurden. Konsequenzen des Schießbefehls Todesschüsse an der innerdeutschen Grenze Durch den Schießbefehl wurde die Flucht aus der DDR zum lebensbedrohlichen Wagnis, da nun auf „Grenzverletzer“ scharf geschossen wurde. Um Grenzübertritte zu verhindern, wurde die Tötung der Flüchtlinge bewusst angestrebt oder zumindest in Kauf genommen. Das Beispiel des im August 1961 erschossenen Roland Hoff verdeutlicht dies: „Der in diesem Abschnitt eingesetzte Sicherungsführer […] sowie die Posten […] hatten die Aufgabe, die Grenzarbeiten entlang der Uferböschung zu sichern. Zu diesen Arbeiten waren 40 Arbeiter der Fa. Gum (Kanal und Kanalisationsarbeiten aus Potsdam eingesetzt. Ofw. […] bemerkte gegen 14.00 Uhr, wie eine Person, ca. 70 m von ihm entfernt, in den Kanal sprang. Auf sofortigen Anruf und Warnschuß reagierte diese Person nicht. Sie schwamm in Richtung WB weiter. Daraufhin gab Ofw. […] den Feuerbefehl für die Zielschüsse. Ofw. […] schoß aus seiner MPi in kurzen Feuerstößen 18 Schuß […]. Durch hinzukommende, in diesem Abschnitt eingesetzte Kräfte der Kampfgruppe wurde durch einen Angehörigen der KG ebenfalls ein Zielschuß abgegeben. […] Die Zielschüsse wurden abgegeben, als H. ca. 15 m schwimmend im Kanal zurückgelegt hatte. […] Nach den Zielschüssen versank die Person sofort in dem Kanal und tauchte nicht wieder auf. Auf der Wasseroberfläche kam eine Aktentasche zum Vorschein, die […] durch einen Genossen der KG geborgen wurde.“[22] Reaktion der DDR-Bevölkerung Gegen den Schießbefehl und seine Ausübung regte sich teilweise Widerspruch in der Bevölkerung. So wandte sich ein Ostberliner DDR-Bürger im Mai 1973 schriftlich an den Magistrat Groß-Berlins: „Hiermit bekunde ich meinen Protest gegen die Tötung eines Flüchtlings am Abend des 27.4.1973 bei der Flucht nach Berlin (West) in der Nähe des Reichstagsgebäudes. Diese Tötung betrachte ich als eine verabscheuenswürdige Tat der Unmenschlichkeit, die mit den Grundsätzen menschlicher Würde und Freiheit unvereinbar ist. Ich fordere Sie auf, das Recht auf Auswanderung zu gewährleisten und für die Achtung und Respektierung der Menschenrechte zu sorgen, wie sie in der Konvention der Vereinten Nationen über Bürgerrechte und politische Rechte vom 16.12.1966 niedergelegt sind.“[23] Sorgen um die Reputation der DDR im (westlichen) Ausland Im Jahr 1989 stellte Erich Mielke fest, dass der DDR durch die Schüsse an der Mauer „erheblicher politischer Schaden entstanden“ sei.[24] Die Lösung des Problems lag Mielke zufolge aber nicht darin, den Schießbefehl zurückzunehmen. Vielmehr müsse eine „Vermarktung“ der Schüsse an der Grenze „in den Medien des Gegners“ dadurch verhindert werden, dass man besser schieße und dadurch Grenzdurchbrüche noch konsequenter verhindere:[25] „Ich will überhaupt mal was sagen, Genossen. Wenn man schon schießt, dann muß man es eben so machen, daß nicht noch der Betreffende wegkommt, sondern dann muß er eben da bleiben bei uns. Was ist das denn für eine Sache, was ist denn das, 70 Schuß loszuballern, und der rennt nach drüben, und die machen eine Riesenkampagne. Da haben sie recht. Mensch, wenn einer so mies schießt, sollen sie eine Kampagne machen.“[26] Gesetzliche Grundlagen des Schießbefehls Schusswaffengebrauchsbestimmung, § 27 des Grenzgesetzes der DDR Für den Dienst an der Grenze galt offiziell zunächst die „Grenzdienstordnung“ sowie für den Gebrauch der Schusswaffe die „Schusswaffengebrauchsbestimmung“.[27] Die Vorschriften vor dem Mauer-Bau 1961 sahen eine Anwendung der Schusswaffe nur zum Eigenschutz der Grenzposten, zur Notwehr oder zur allgemeinen Gefahrenabwehr vor.[28] Am 1. Mai 1982 trat das Gesetz über die Staatsgrenze der Deutschen Demokratischen Republik (Grenzgesetz) in Kraft, das in § 27 Regelungen zum Grenzregime enthielt.[29] Die Grenzsoldaten hatten danach die Aufgabe: „Die Staatsgrenze der DDR zu sichern, Grenzverletzungen nicht zuzulassen, sowie die Ausdehnung von Provokationen auf das Hoheitsgebiet der DDR zu verhindern.“ Die Schusswaffe war danach die äußerste Maßnahme der Gewaltanwendung gegen Personen, ihr Gebrauch nur gerechtfertigt, wenn andere Maßnahmen wie zum Beispiel körperliche Gewalt gegen mitgeführte Sachen oder Tiere nicht den gewünschten Erfolg brachten. Vor der Schusswaffenanwendung war ein Warnruf „Halt, Grenzposten, stehenbleiben!“ abzugeben. Wurde der Warnruf nicht befolgt, war ein Warnschuss in die Luft abzugeben. Wurde auch der Warnschuss nicht befolgt, so war ein Warnruf „Halt! Grenzposten, stehenbleiben oder ich schieße!“ abzugeben. Wurde auch dieser Zuruf nicht befolgt, so sollte der Grenzverletzer durch einen gezielten Schuss in seine Beine gestoppt werden. Gegen Personen, die dem äußeren Eindruck nach im Kindesalter, Jugendliche oder Frauen sind, waren nach § 27 Absatz 4 b des Grenzgesetzes Schusswaffen nicht anzuwenden. Mit der Aufnahme dieser Regelungen in das Grenzgesetz erlangte die Praxis, auf Flüchtlinge an der innerdeutschen Grenze scharf zu schießen, zum ersten Mal einen legalen Status. Zuvor erteilte Weisungen an Grenzsoldaten wurden hingegen lediglich mündlich durch Vorgesetzte weitergegeben und hatten keine gesetzliche Grundlage. Im Wortlaut stimmten Vorschriften der DDR, soweit sie den Schusswaffengebrauch an der innerdeutschen Grenze regelten, weitgehend mit den Vorschriften der Bundesrepublik in §§ 10–13 UZwG und §§ 15–17 UZwGBw überein.[30] Die weitgehende Anlehnung in der Formulierung war bewusst gewählt um die DDR aus der Kritik zu bringen und die weiterhin unverändert geübte rechtswidrige Staatspraxis zu verschleiern.[31] Juristische Aufarbeitung Unvereinbarkeit des Schießbefehls und dessen Ausführung mit höherrangigem Recht Nach Sicht des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte verstießen der Schießbefehl und dessen Ausführung schon zum Tatzeitpunkt nicht nur gegen den im DDR-Volkspolizeigesetz verankerten Grundsatz der Verhältnismäßigkeit, sondern auch gegen höherrangiges DDR-Recht. So garantierte die Verfassung der DDR in Art. 19 Abs. 2 und Art. 30 Abs. 1 und 2 das Recht auf Leben als unveräußerliches Attribut des Menschen. Zudem habe das Grenzregime gegen das Strafgesetzbuch der DDR (§§ 112 und 213 StGB-DDR in Verbindung mit Art. § 22 Abs. 2 StGB-DDR) verstoßen.[32] Im sogenannten ersten Mauerschützen-Urteil hat der BGH in der Staatspraxis der DDR bestehende Rechtfertigungsgründe für den Schusswaffengebrauch an der Berliner Mauer und der innerdeutschen Grenze darüber hinaus als unvereinbar mit dem Internationalen Pakt über Bürgerliche und Politische Rechte (IPbpR) verworfen.[33] Darüber hinaus stellte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte mit Urteil vom 22. März 2001 fest:[34]: „Die Anwendung des Schießbefehls an der innerdeutschen Grenze, stellt daher einen Verstoß gegen den völkerrechtlichen Schutz des Lebens dar …, das zur Tatzeit von der DDR international anerkannt war (Art. 6 Pakt) … Das Grenzregime und der ‚Schießbefehl‘ könnten ebenfalls eine Verletzung des Rechts auf Freizügigkeit darstellen. Der von der DDR ratifizierte IPbpR garantiert in Art. 12 Abs. 2 das Recht auf Freizügigkeit, wie auch Art. 2 Abs. 2 des 4. ZP-EMRK. Der Gerichtshof war auch hier der Ansicht, daß die Ausnahmeklauseln, auf die sich die Beschwerdeführer beriefen, nicht einschlägig sind. Er argumentiert, daß das Hindern fast der gesamten Bevölkerung am Verlassen ihres Staates keineswegs notwendig war, um die Sicherheit des Staates oder andere Interessen zu schützen … Schließlich war die Art und Weise, in der die DDR das Ausreiseverbot gegenüber ihren Staatsangehörigen durchsetzte und Verletzungen dieses Verbots bestrafte, unvereinbar mit einem anderen im Pakt garantierten Recht, nämlich dem in Art. 6 garantierten Recht auf Leben, sofern in dieses eingegriffen wurde … So stellt der Gerichtshof fest, dass das Grenzsystem, insbesondere der Schießbefehl, ebenfalls einen Verstoß gegen das im Pakt verankerte Menschenrecht auf Freizügigkeit darstellte.“ Urteile gegen Mauerschützen und DDR-Politiker Das Bundesverfassungsgericht stellte 1996 die strafrechtliche Verantwortlichkeit von Politikern sowie Kommandeuren und Soldaten der Grenztruppen der DDR fest. Auf Grundlage dieser Rechtssicht wurden in den sogenannten Mauerschützenprozessen ca. 120 Grenzsoldaten wegen Totschlages oder Mordes zu Bewährungs- und Freiheitsstrafen verurteilt. Die Politbüromitglieder Egon Krenz, Günter Schabowski und Günther Kleiber wurden im so genannten Politbüroprozess 1997 wegen der Todesschüsse zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Erich Honecker wurde 1992 wegen des Schießbefehls an der innerdeutschen Grenze angeklagt, das Verfahren wurde jedoch aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes eingestellt.[35] Rechtfertigung der juristischen Verfolgung von Verantwortlichen vor bundesdeutschen Gerichten Laut Grundgesetz (Art. 103, Abs. 2) darf eine Tat „nur bestraft werden, wenn die Strafbarkeit gesetzlich bestimmt war, bevor die Tat begangen wurde“ (sogenanntes Rückwirkungsverbot). Der Bundesgerichtshof hat in seinen Entscheidungen daher auch Stellung zu der Frage genommen, ob es rechtmäßig sei, politisch Verantwortliche und Grenzsoldaten für eine Tat zu belangen, die zumindest nach Meinung der Verteidigung der Angeklagten dem in der DDR geltenden Recht entsprochen habe. Zunächst betont der BGH, dass zum Tatzeitpunkt in der DDR geltende Rechtsnormen so ausgelegt werden konnten, dass der Schießbefehl und dessen Ausführung dagegen verstießen (BGHSt 41, 101 (25)). Wenn man das DDR-Recht zugunsten der Angeklagten aber so auslegte, als wenn es den Schießbefehl und dessen Ausführung gedeckt hätte, so seien die den Schießbefehl rechtfertigenden Gesetze, Verordnungen und Anweisen von Anfang an unwirksam gewesen, da sie offensichtlich gegen höherrangiges Recht verstießen (sogenannte Radbruchsche Formel): „Ein Rechtfertigungsgrund, der einer Durchsetzung des Verbots, die DDR zu verlassen, Vorrang vor dem Lebensrecht von Menschen gab, indem er die vorsätzliche Tötung unbewaffneter Flüchtlinge gestattete, ist wegen offensichtlichen, unerträglichen Verstoßes gegen elementare Gebote der Gerechtigkeit und gegen völkerrechtlich geschützte Menschenrechte unwirksam.“[36] Da eventuell im DDR-Recht bestehende Rechtfertigungsgründe unwirksam gewesen seien und der Verstoß des Schießbefehls gegen die Menschenrechte „offensichtlich“ und „unerträglich“ gewesen sei, könnten sich politisch für den Schießbefehl Verantwortliche sowie die Durchführenden des Schießbefehls nicht auf das Rückwirkungsverbot berufen: „Soweit Gesetze oder Staatspraxis offensichtlich und in unerträglicher Weise gegen völkerrechtlich geschützte Menschenrechte verstießen, können die dafür verantwortlichen Machthaber und diejenigen, die auf deren Anordnung handelten, nicht dem Strafanspruch, den die Strafrechtspflege als Reaktion auf das verübte Unrecht mit rechtsstaatlichen Mitteln durchsetzt, unter Berufung auf das Rückwirkungsverbot entgegenhalten, sie hätten sich an bestehende Normen gehalten. Sie konnten nicht darauf vertrauen, daß eine künftige rechtsstaatliche Ordnung die menschenrechtswidrige Praxis auch in Zukunft hinnehmen und nicht sanktionieren werde. Ein solches Vertrauen kann nicht als schutzwürdig im Sinne des Art. 103 Abs. 2 GG gelten. In einem derartigen Fall dürfen sie sich nicht auf den Satz berufen, daß heute nicht Unrecht sein kann, was früher „Recht“ war.“[37] Gegen die Anwendbarkeit der Radbruchschen Formel, die ursprünglich zur juristischen Aufarbeitung nationalsozialistischer Verbrechen verwendet wurde, auf den Schießbefehl wurden in der rechtswissenschaftlichen Literatur der neunziger Jahre Bedenken erhoben. Der BGH hielt nach Würdigung dieser Bedenken jedoch ausdrücklich an der Anwendbarkeit auch auf die juristische Aufarbeitung des Schießbefehls fest.[38] Literatur Rudolf Riemer: Das zweigeteilte Deutschland 1961–1962. Herausgeber: Studienzentrum für Ost-West-Probleme e. V. München 1995. ISBN 3-922788. (mit Dokumentation über die Dienstvorschriften für die Grenzposten, 1958–1967) Peter Joachim Lapp: Gefechtsdienst im Frieden. Das Grenzregime der DDR 1945–1990. Bernard & Graefe, Bonn 1999, ISBN 3-7637-5992-1. Jürgen Ritter, Peter Joachim Lapp: Die Grenze. Ein deutsches Bauwerk. 8. Aufl., Ch. Links Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-86153-560-7. Peter Joachim Lapp: Verwirrung um den „Schießbefehl“. In: Deutschland Archiv, Heft 5/2007 (40. Jg.), S. 773–775. Dietmar Schultke: Die Mauerschützenprozesse. In: Keiner kommt durch – Die Geschichte der innerdeutschen Grenze und Berliner Mauer. Aufbau-Verlag, Berlin 2008. Hans-Hermann Hertle: „Grenzverletzer sind festzunehmen oder zu vernichten“. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 61. Jg., Nr. 31–34/2011 (1. August 2011), S. 22–28. Peter Joachim Lapp: Grenzregime der DDR. Helios, Aachen 2013, ISBN 978-3-86933-087-7. abi: DDR-Grenztote. Muss Zahl nach unten korrigiert werden? rbb, 5. November 2018 (https://www.youtube.com/watch?v=_1eJreMDjqs&feature=youtu.be ; abgerufen am 19. Dezember 2018) Schroeder, Klaus / Staadt, Jochen (Hg.): Die Todesopfer des DDR-Grenzregimes an der innerdeutschen Grenze 1949-1989. Ein biographisches Handbuch. Berlin u.a. 2017 (Studien des Forschungsverbundes SED-Staat an der Freien Universität Berlin; Bd. 24). Probst, Gabi: Studie macht Täter zum Teil zu Opfern. Zahl der Toten an innerdeutscher Grenze vermutlich falsch, rbb, 6.11.2018 (https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2018/11/grenztote-berlin-mauer-innerdeutsche-grenze-studie.html ; abgerufen am 5.3. 2019). Meines Wissens gab es bisher nur eine, dabei durchweg positive wissenschaftliche Rezension eines Militärhistorikers (Jochen Mauer) zu der Studie, (http://www.sehepunkte.de/2018/02/30907.html ; abgerufen am 5.3.2019). Die Bundeszentrale für politische Bildung hatte das Buch bereits kurz nach ihrem Erscheinen in ihr Programm aufgenommen und kostenlos vertrieben. Lediglich eine Schutzgebühr von 7,00 Euro war zu zahlen. Schroeder, Klaus / Staadt, Jochen (Hg.): Die Todesopfer des DDR-Grenzregimes an der innerdeutschen Grenze 1949-1989. Ein biographisches Handbuch. (Schriftenreihe der bpp ; 10119). Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2017. „Prof. Monika Grütters. >Totenbuch< führt Grenzschicksale vor Augen“, (https://www.monika-gruetters.de/artikel/totenbuch-fuehrt-grenzschicksale-vor-augen ; abgerufen am 5.3. 2019). Rede der Kulturstaatsministerin Monika Grütters bei der Präsentation der Ergebnisse des Forschungs- und Dokumentationsprojekts "Die Todesopfer des DDR-Grenzregimes an der innerdeutschen Grenze" (https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2017/06/2017-06-07-bkm-totenbuch.html?nn=402618 ; abgerufen am 5.3.2019). Rietzschel, Antonie: Emanuel, sechs Monate, Opfer des DDR-Regimes. In: Süddeutsche Zeitung, 7.6.2017 (https://www.sueddeutsche.de/politik/ddr-emanuel-sechs-monate-opfer-des-ddr-regimes-1.3536677 ; abgerufen am 5.3.2019). Spiegel Online, 27.6.2017, (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/ddr-geschichte-der-mauertoten-fu-berlin-dokumentiert-327-biografien-a-1151089.html ; abgerufen am 5.3.2019). Im im selben Jahr in zweiter Auflage erschienenen „Lexikon der innerdeutschen Grenze“ werden Zahl und Formulierung wörtlich übernommen: Das Buch umfasse „327 Kurzbiografien von Todesopfern aus dem ehemaligen Ost- und Westdeutschland, denen das Grenzregime der DDR zum Verhängnis wurde.“ S. Hermann, Ingolf / Rosunger, Hartmut / Sroka, Karsten: Lexikon der innerdeutschen Grenze. Das Grenzsicherungssystem, die Folgen und zeitgeschichtliche Rahmen der innerdeutschen Grenze und der Berliner Mauer in Stichworten, o.O. 2017 (zweite, stark veränderte Auflage) (Bürgerkomitee des Landes Thüringen e.V. Schriftenreihe; Bd. 20), S. 269. Grütters distanziert sich von Studie zu Grenztoten, rbb, 10.4.2019 (https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2019/04/gruetters-kulturstaatsministerin-studie-mauertote-ddr-schiessbefehl-grenze.html ; abgerufen am 16.7.2019); Rede von Kulturstaatsministerin Grütters auf der Diskussionsveranstaltung zum 30. Jahrestag der Aufhebung des Schießbefehls an der DDR-Grenze (https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/rede-von-kulturstaatsministerin-gruetters-auf-der-diskussionsveranstaltung-zum-30-jahrestag-der-aufhebung-des-schiessbefehls-an-der-ddr-grenze-1600378 ;abgerufen am 16.7.2019). Neben dem Bund haben sich noch die Länder Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Hessen an der Förderung beteiligt, Der Bundesbeauftragte für Kultur und Medien (Hg.): Bericht der Bundesregierung zum Stand der Aufarbeitung der SED-Diktatur, Bonn 2012, S. 12, 70 f. Reichelt, Tobias: Opfern ein Gesicht geben. Innerdeutsche Grenze. In: Der Tagesspiegel, 11.8.2012, (https://www.tagesspiegel.de/politik/innerdeutsche-grenze-opfern-ein-gesicht-geben/6988796.html ; abgerufen am 5.3.2019). Vgl. auch Die Schicksale aller Opfer an der innerdeutschen Grenze ergründen, FU Berlin, Presse und Kommunikation, Nr. 219/2012 vom 10.8.2012 (https://www.fu-berlin.de/presse/informationen/fup/2012/fup_12_219/index.html ; abgerufen am 5.3.2019). Schroeder/Staadt: Todesopfer, 2017, S. 21. Rietzschel, Antonie: Emanuel, sechs Monate, Opfer des DDR-Regimes. In: Süddeutsche Zeitung, 7.6.2017 (https://www.sueddeutsche.de/politik/ddr-emanuel-sechs-monate-opfer-des-ddr-regimes-1.3536677 ; abgerufen am 5.3.2019). Allerdings beruht die weitaus höhere Zahl der „Arbeitsgemeinschaft 13. August“ weniger auf anderen Aufnahmekriterien, denn darauf, dass die Meldungen weitgehend ohne Prüfung aufgenommen werden. Da der Fall Knabe hier nicht Gegenstand des Aufsatzes ist, da er eben gerade in keinem Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen die Studie des Forschungsverbundes steht, sei hier nur, wohl wissend, dass die Einträge dort ständigen Veränderungen unterliegen, auf dessen Wikipedia-Eintrag verwiesen (https://de.wikipedia.org/wiki/Hubertus_Knabe ; abgerufen am 5.3.2019). So insinuierte, wenn auch mit Fragezeichen versehen, erstmals Schupelius, Gunnar: Was steckt hinter dem Angriff auf die Ermittler der DDR-Staatsverbrechen?. In: BZ, 11. November 2018 (https://www.bz-berlin.de/berlin/kolumne/was-steckt-hinter-dem-angriff-auf-die-ermittler-der-ddr-staatsverbrechen ; abgerufen am 5.3.2018). Am Ende des Artikel konnten die Leser abstimmen, ob der BZ-Autor recht habe oder nicht. Mit Stand des Abrufes waren 75 Prozent der Abstimmenden der Meinung, Schupelius habe mit seinen Spekulationen recht. Kellerhoff, Sven Felix: Streit über die Zahl der Toten an innerdeutscher Grenze. In: Die Welt, . 7. 11. 2018 (https://www.welt.de/geschichte/article183454450/Schiessbefehl-Streit-ueber-die-Zahl-der-Toten-an-innerdeutscher-Grenze.html ; abgerufen am 5.3.2019). In der Tat hatten neben dem von Klaus Schroeder geleiteten Forschungsverbund SED-Staat sich noch andere Institutionen um diesen Forschungsauftrag beworben bzw. dieses Projekt sogar initiiert. Auf die Frage nach den Vergabekriterien meinte der damalige Kulturstaatsminister Bernd Neumann anlässlich der Projektvorstellung im August 2012 lapidar, „sachgerechte“ Gründe seien ausschlaggebend gewesen und die Wissenschaftler an der FU hätten schon länger an dem Thema gearbeitet. Der Deutschland Funk, anscheinend verwundert darüber, dass der Projektleiter Klaus Schroeder sich besser als der Mittelgeber über die Vergabekriterien Informiert sah, merkte damals an: „Klaus Schröder von der FU Berlin nannte andere Gründe: >Weil wir es geschafft haben, Länder in die Finanzierung mit einzubeziehen. (Neumann: Ja, das kommt noch hinzu, ja...)<“, König, Jürgen: Den DDR-Grenzopfern ein Gesicht geben. Dokumentationsprojekt an der FU Berlin hat begonnen, Deutschland Funk, 10.8.2012 (https://www.deutschlandfunkkultur.de/den-ddr-grenzopfern-ein-gesicht-geben.1013.de.html?dram:article_id=219602 ; abgerufen am 5.3.2019). Hier sei nur auf einen besonders haarsträubenden Kommentar hingewiesen. Die Seite nimmt für sich in Anspruch, wissenschaftliche Studien kritisch zu hinterfragen, diese allerdings verteidigt sie sehr vehement. Auf eine Kritik durch d. Verf. haben die Betreiber der Seite nicht reagiert. S. Protected: “Böswillige Absicht”: RBB-Journalistin manipuliert und unterschlägt. (https://sciencefiles.org/2018/11/07/boswillige-absicht-rbb-journalistin-manipuliert-und-unterschlagt/ ; abgerufen am 2.4.2019) Dieser besonders bösartige Post ist inzwischen nicht mehr einsehbar: Leichenfeilschen. RBB vertreibt [sic! gemeint ist wohl betreibt; d. Verf.] DDR-Image-Politur (https://sciencefiles.org/2018/11/06/leichenfeilschen-rbb-vertreibt-ddr-image-politur/ ; abgerufen am 2.4.2019). Neben dem Verfasser dieses Aufsatzes waren dies Christian Sachse, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG) und wie d. Verf. auch einst selbst langjähriger Mitarbeiter des Forschungsverbundes SED-Staat, und Maria Nooke, seit 2017 Brandenburger Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur und einst Mitherausgeberin der Studie zu den Todesopfern an der Berliner Mauer. S. Fröhlich, Alexander: DDR-Grenztote. Grütters will Studie zur Zahl der DDR-Grenztoten prüfen. Wissenschaftler bezweifeln nach Recherchen des rbb eine im Auftrag der Bundesregierung erstellte Studie zur Zahl der Todesopfer an innerdeutscher Grenze. In: Der Tagesspiegel, 6.11.2018 (https://www.tagesspiegel.de/politik/ddr-grenztote-gruetters-will-studie-zur-zahl-der-ddr-grenztoten-pruefen/23586108.html ; abgerufen am 5.3.2019). S. Fröhlich, DDR-Grenztote, und ders. Bundeszentrale für politische Bildung. Umstrittene Studie zu Mauertoten "nicht verfügbar". In: Der Tagesspiegel. 8.11.2018 (https://www.tagesspiegel.de/politik/bundeszentrale-fuer-politische-bildung-umstrittene-studie-zu-mauertoten-nicht-verfuegbar/23597380.html ; abgerufen am 5.3.2019). Rede der Kulturstaatsministerin Monika Grütters bei der Präsentation der Ergebnisse des Forschungs- und Dokumentationsprojekts "Die Todesopfer des DDR-Grenzregimes an der innerdeutschen Grenze" (https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2017/06/2017-06-07-bkm-totenbuch.html?nn=402618 ; abgerufen am 5.3.2019). Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 7. Genauso war es auch im Forschungsantrag formuliert. S. z.B. Banse, Philipp: Wie unabhängige Forschung gesichert werden kann. Deutschlandfunk, 8.2.2018, (https://www.deutschlandfunkkultur.de/die-drittmittel-seuche-wie-unabhaengige-forschung-gesichert.976.de.html?dram:article_id=410313 ; abgerufen am 6.3.2018), sowie weitere Links auf dieser Seite. Mentel, Christian: „Quo vadis, zeitgeschichtliche Auftragsforschung?“ Bericht über die Podiumsdiskussion des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam am 12. Januar 2012 (https://zeitgeschichte-online.de/kommentar/bericht-quo-vadis-zeitgeschichtliche-auftragsforschung ; abgerufen am 6.3.2018); Hachtmann, Klaus: Interessengeleitete Wissenschaftsgeschichte? Auftragsforschung für Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen (https://zeitgeschichte-online.de/thema/interessengeleitete-wissenschaftsgeschichte ; abgerufen am 6.3.2018), grundsätzlich und überblickartig Sabrow, Martin: Geschichte als Instrument: Variationen über ein schwieriges Thema. In: Geschichte als Instrument: Variationen über ein schwieriges Thema. In: Aus Politik und Zeitgeschichte (APUZ) 42-43/2013 (http://www.bpb.de/apuz/170160/variationen-ueber-ein-schwieriges-thema?p=all ; abgerufen am 6.3.2019). ders. (Hg.): Zeithistorische Konjunkturen. Auftragsforschung und NS-Aufarbeitung in der Bundesrepublik. (https://zeitgeschichte-online.de/thema/zeithistorische-konjunkturen-auftragsforschung-und-ns-aufarbeitung-der-bundesrepublik ; abgerufen am 6,3, 2019). S. dazu Kubina, Michael / Wilke, Manfred: Von Schlussstrich keine Spur. Die Gedenkstättenlandschaft zum SED-Unrecht. In: Deutschland Archiv, 40 (2007), S. 776-783. Viel verändert hat sich seitdem nicht. Vgl. auch die Sicht der Abteilung BF selbst, s. Heidemeyer, Helge: Arbeitspapier für die Expertenkommission des Deutschen Bundestages, 7.4. 2015 (Kommissionsdrucksache 18(2)011 zu TOP 1 am 16.4.2015). Vgl. dazu und auch zur Frage, inwiefern die Diskussion um die Todesopfer des DDR-Grenzregimes angesichts ganz neuer Grenzdiskussionen an Nachwachsende noch vermittelbar ist bzw. durch welche „Brille“ sie aus der Gegenwart auf diese Frage sehen, Kubina, Michael: Die SED und ihre Mauer. Ein Denkmal und wir. Ein Beitrag zur Diskussion, in: Zeitschrift des Forschungsverbundes SED-Staat, Nr. 25/2009, S. 93-119. Hertle, Hans-Hermann / Nooke, Maria: Die Todesopfer an der Berliner Mauer, 2. Auflage, Berlin 2009. Hertle/Nooke, Todesopfer, S. 15. Vgl. auch noch im Vorfeld des Projektes Hertle, Hans-Hermann / Sälter, Gerhard: Die Todesopfer an Mauer und Grenze. Problem einer Bilanz des DDR-Grenzregimes. In: Deutschland-Archiv, (39) 4/2006, S. 667-676. Sälter, Gerhard / Dietrich, Johanna / Kuhn, Fabian: Die vergessenen Toten. Todesopfer des DDR-Grenzregimes in Berlin von der Teilung bis zum Mauerbau (1948-1961). Berlin 2016, S. 10. S. zu den Hoffnungen Ulbrichts und seiner Genossen Kubina, Michael: Ulbrichts Scheitern. Warum der SED-Chef nicht die Absicht hatte, eine „Mauer“ zu errichten, sie aber doch bauen ließ, Berlin 2013, v.a. S. 170 ff., 238 ff.; auch Lemke, Michael (Hg.): Schaufenster der Systemkonkurrenz. Die Region Berlin-Brandenburg im Kalten Krieg, Weimar, Wien 2006; ders.: Vor der Mauer. Berlin in der Ost-West-Konkurrenz 1948 bis 1961, Köln Weimar 2011. Hervorhebung d. Verf. S. Sälter/Dietrich/Kuhn, Die vergessenen Toten, S. 288. Diese allgemein verbreitete Sichtweise ist noch einmal verstärkt worden durch die vermeintlichen Erkenntnisse von Hope M. Harrison, Ulbricht habe bereits 1952 eine Mauer um Berlin zur Fluchtverhinderung bauen wollen und sei damals nur am Widerstand Moskaus gescheitert, s. Ulbrichts Mauer: Wie die SED Moskaus Widerstand gegen den Mauerbaubrach. Berlin 2011. Die Verlinkung (http://www.ullsteinbuchverlage.de/nc/buch/details/ulbrichts-mauer-9783549074022.html ; abgerufen am 29.3.2019) stammt aus Harrisons Publikationsliste auf ihrer Homepage am Columbina Collage of Arts and Sciences (https://history.columbian.gwu.edu/hope-m-harrison ; abgerufen am 29.3.2019), führt aber nicht mehr zum Buch, da der Verlag es aus dem Programm genommen hat. Es wird nicht einmal mehr als „vergriffen“ angezeigt. Auch die Bundeszentrale für politische Bildung hat das Buch, das sie noch im Erscheinungsjahr ins Programm genommen und damit zusätzlich zur Verbreitung beigetragen hatte, wieder aus ihrem Angebot herausgenommen, s. Harrison, Hope M.: Ulbrichts Mauer. Wie die SED Moskaus Widerstand gegen den Mauerbau brach, Bonn 2011 (Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung ; Bd. 1178). Zur Kritik an Harrison vgl. Anm. 77. S. Sälter/Dietrich/Kuhn, Die vergessenen Toten, S. 27-96, für das Zitat und die Zahlen S. 288 f. Warum die Autoren Schmuggelverdacht nur bei den Außengrenzen Berlins konstatieren, aber nicht an der Sektorengrenze, wird von ihnen nicht begründet und erschließt sich d. Verf. nicht. Da die Autoren in ihren Schlussbemerkungen keine namentliche Zuordnung zu den drei von ihnen als Fluchtfälle eingestuften Todesopfern machen, kann hier nur aus den biographischen Beschreibung geschlossen werden. 1957 war das Jahr mit der liberalsten Reisegenehmigungspraxis, 2,7 Mio. genehmigte Westreisen (inklusive Übersiedlungen), s. SBZ von A-Z, Bonn 1962, S. 193. Sälter/Dietrich/Kuhn, Die vergessenen Toten, S. 216. Man fragt sich, welches Motiv wohl dahinter stecken mag, wenn im Jahresbericht der Stiftung Berliner-Mauer anlässlich des „Abschlusses des Forschungsprojektes“ dieser einzige Fall eines bei der Überquerung der Grenze tödlich Verunglückten mit den Worten „ein junger Flüchtling“ beschrieben wird. Ein Sechsjähriger ist kein „junger Flüchtling“, sondern schlicht ein Kind, wahrscheinlich sogar noch ein Vorschulkind. S. Stiftung Berliner Mauer. 2016 Jahresbericht, Berlin 2016, S. 24. Allerdings wurde auch schon im Jahresbericht 2012 verkündet, dass das 2009 begonnene Projekt „im November 2012 abgeschlossen werden“ konnte. Hier hieß es: „ein junger Flüchtling ertrank bei der Flucht“, s. Stiftung Berliner Mauer. Jahresbericht der Stiftung Berliner Mauer 2012, Berlin 2012, S. 27. Einziger Beleg ist, dass in der Liste der „Arbeitsgemeinschaft 13. August“ angegeben wird, seine Leiche sei am 6. Januar 1960 gefunden worden. Neben diesen drei „Fluchtfällen“ gibt es noch den eines fahnenflüchtigen sowjetischen Sergeanten, der aber von den Autoren - zu Recht – bei der statistischen Auswertung in ihren „Schlußbemerkungen“ nicht zu den Fluchtfällen gerechnet wird. Er wird ohne Vorname, nur mit Vatersname und Familienname genannt (Iwanowitsch Scholomotzki). S. Sälter/Dietrich/Kuhn, Die vergessenen Toten, S. 219 bzw. 217 und 288. In dem bereits erwähnten, 2017 in zweiter Auflage erschienenen „Lexikon der innerdeutschen Grenze“ gibt es ein Stichwort „Schmuggel“ oder „Schmuggler“ erst gar nicht. Nur unter dem eine Seite umfassenden Stichwort „Grenzgänger werden mit einem Satz „Schmuggler“ und „Schwarzhändler“ erwähnt. S. Hermann u.a., Lexikon der innerdeutschen Grenze, S. 111. Lapp, Peter Joachim: Gefechtsdienst im Frieden. Das Grenzregime der DDR, Bonn 1999, S. 12 ff. Seit 1990 ist eine Vielzahl von Arbeiten zur Regionalgeschichte und an Erinnerungen erschienen, die sich mit den Verhältnissen an der innerdeutschen Grenze befassen und deutlich werden lassen, wie durchlässig diese Grenze in den fünfziger Jahren noch war. Aus der Sicht des westdeutschen Grenzschutzes und Zolldienstes s. etwa Stoll, Klaus Hartwig: Das war die Grenze. Erlebte Geschichte an der Zonengrenze im Fuldaer, Geisaer und Hünefelder Land von 1945 bis zur Grenzöffnung, Fulda 1997, S. 9-29, zum grassiereden Schmuggel S. 18 f und S. 23 ff. Für eine eindrucksvolle Schilderung der Verhältnisse an der Demarkationslinie vor den Maßnahmen von 1952 auf der Mikroebene vgl. auch Walther, Achim / Bittner, Joachim: Heringsbahn. Die innerdeutsche Grenze bei Hötensleben, Offleben und Schöningen, Bd. 1: 1945 bis 1952, Halle 2011, S. 87-267, 298-318. Kruse, Michael: Politik und deutsch-deutsche Wirtschaftsbeziehungen von 1945 bis 1989, Berlin 2005, S. 15 f.; Nakath, Detlef: Zur Geschichte der deutsch-deutschen Handelsbeziehungen. Die besondere Bedeutung der Krisenjahre 1960/61 für die Entwicklung des innerdeutschen Handels, Berlin 1993, S. 13 (Helle Panke, H. 4). S. für die Auseinandersetzung mit dem Forschungsstand ausführlich Kubina, Ulbrichts Scheitern, passim. Beispielsweise verließen von 1954-1956 fast 120.000 Menschen die DDR mit einer offiziellen Übersiedlungsgenehmigung. Solche Übersiedlungsgenehmigungen wurden bis zum Tag des Mauerbaus erstellt, bereits erteilte Genehmigungen wurden auch noch nach dem Mauerbau vollzogen. S. ebenda, S. 218. Ritter, Jürgen / Lapp, Peter Joachim: Die Grenze. Ein deutsches Bauwerk, 8., erweiterte Auflage, Berlin 2011, S. 56. Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 7. Genauso war es auch im Forschungsantrag formuliert. Vgl. auch die Abbildungen von der innerdeutschen Grenze in: Mitten in Deutschland. Mitten im 20. Jahrhundert. Die Zonengrenze. Hg. vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen, Bonn 1958. Diese westdeutsche Propagandabroschüre, die von da an bis weit in die 60er Jahre hinein in mehreren Auflagen massenhaft verbreitet wurde, erschien übrigens erstmals 1958, nicht etwa 1952 oder 1953. Und vor 1958 erschien m. W. auch keine andere, vergleichbare Propagandabroschüre, die die existierende Grenzsicherung an der innerdeutschen Demarkationslinie zum Gegenstand machte. Als direkte Reaktion auf die Maßnahmen vom Mai/Juni 1952 erschien lediglich 1953 eine Dokumentation des Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen zu den rechtlichen und administrativen Maßnahmen, s. Die Sperrmaßnahmen der Sowjetzonenregierung an der Zonengrenze und um Westberlin, hg. vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen, Bonn 1953. Gülzau, Jan: Grenzopfer an der sächsisch-bayerischen und sächsisch-tschechischen Grenze in den Jahren 1947-1989, Dresden 2012. Gülzau, Grenzopfer, S. 5. Hervorhebung durch d. Verf. S. Gülzau, Grenzopfer, S. 4. Auch der Umstand, dass bereits seit der Konferenz von Jalta im Februar 1945 von einem „eisernen Vorhang“ gesprochen wurde, und zwar zunächst von Josef Goebbels und wenig später dann auch von Winston Churchill, ist kein Beleg für eine solche Sicht. Von seiner ganzen Begriffsgeschichte her war etwas anderes damit gemeint, als ein „Fluchtverhinderungswall“. S. Eiserner Vorhang. In: Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Eiserner_Vorhang#Begriffsgeschichte ; abgerufen am 15.3.2019); Europäisches Bildergedächtnis - Eiserner Vorhang (http://www.demokratiezentrum.org/themen/europa/europaeisches-bildgedaechtnis/eiserner-vorhang.html ; abgerufen am 15.3.2019). Bei dem knapp siebzehnjährigen Heinz-Uwe Mauersberger (1961) ist nicht einmal klar, ob er überhaupt über die CSSR nach Westdeutschland fliehen wollte. Dieter Sudar war ein fahnenflüchtiger amoklaufender NVA-Soldat, stationiert in Prora auf Rügen, der in der ČSSR einen Grenzer (Jaroslav Soukup) erschoss, der ebenfalls als Grenzopfer gelistet wird. Im Fall von Michael Kühnel (1978) einem Begleiter ist nicht geklärt, ob sie bereits während ihres illegalen Grenzübertritt in die ČSSR von der tschechoslowakischen Grenzsicherung „auf frischer Tat ertappt wurden, oder ob sie lediglich wg. Fahrens mit überhöhter Geschwindigkeit die Aufmerksamkeit der tschechoslowakischen Polizei auf sich zogen“. Beim Versuch das Motorrad zum Halten zu zwingen, ereignete sich dann der für Michael Kühnel tödliche Verkehrsunfall. S. Gülzau, Grenzopfer, S. 51 ff, 60f. Gülzau, Grenzopfer, S. 14. Gerhard Schätzlein bringt in seinem Beitrag im „Begleitband I“ von Schroeder/Staadt zum biographischen Handbuch beeindruckende Belege dafür, dass es für die Toten an dieser Grenze eben lange ganz andere Gründe als Fluchtverhinderungsversuche gab. Doch warum berücksichtigen Schroeder und Staadt diese ihnen vorliegenden Erkenntnisse nicht bzw. hinreichend bei ihren Kategorienbildungen? S. Schätzlein, Gerhard: Blutige Grenze 1945 bis 1949. Von den Schwierigkeiten, über diese Zeit zu berichten. In: Schroeder, Klaus / Staadt, Jochen (Hg.) Die Grenze des Sozialismus in Deutschland. Alltag im Niemandsland. Begleitband I zum biografischen Handbuch über die Todesopfer des DDR-Grenzregimes 1949-1989, Berlin u.a. 2018 (Studien des Forschungsverbundes SED-Staat ; Bd. 25), S. 11-124. Noch drei Monate nach dem Bau der Berliner Mauer, fast 10 Jahre nach dem Beginn der Befestigung der innerdeutschen Grenze, begann Der Spiegel einen Bericht über die Oder-Neiße-Grenze mit folgenden Worten: „Seit 16 Jahren gibt es in Europa kaum eine Grenze, die so scharf bewacht wird, so häufig in den Schlagzeilen der Weltpresse erscheint und so schwierig zu passieren ist wie die 456 Kilometer lange Grenzlinie an Oder und Neiße. Stacheldrahtzäune, Wachttürme und schwerbewaffnete Grenzpolizisten sichern jene Linie, hinter der die ehemaligen Ostprovinzen des 1945 zerschlagenen Deutschen Reiches liegen“. S. Der Spiegel, 48/1961, 22.11.1961, S. 54. (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43367633.html ; abgerufen am 11.3.2019). Allerdings war diese Grenze dafür weitaus weniger geeignet, da sie durch die Flüsse Oder und Lausitzer Neiße gebildet wurde. An der Grenze zu Polen und der Tschechoslowakei wurden im zweiten Halbjahr 1949 ca. 900 bzw. ca. 1.800 illegale Grenzgänger gestellt, 1947 wurden „unter anderem 30.000 Bürsten, 4.000 Luftdruckmesser, über 76.000 Stück Maschinennadeln, 48.000 Kanülen, 56.000 Rasierklingen und 2.000 Thermometer beschlagnahmt“. Schultke, Dietmar: „Keiner kommt durch“. Die Geschichte der innerdeutschen Grenze 1945-1990. Mit Beiträgen von Günter Wallraff und Jürgen Fuchs, Berlin 2008, S. 22 ff., sich auf Hanisch, Wilfried: : Die Grenzpolizei bei der revolutionären Umgestaltung bis zur Gründung der DDR. In: Militärgeschichte 13. Jg. (1974), H. 4, S. 492, berufend. Es gab eine gemeinsame Instruktion (November 1946) der Sowjetischen Militäradministration (SMA) zum Schusswaffengebrauch „für alle an der deutsch-polnischen und deutsch-tschechoslowakischen Grenze diensttuenden Angehörigen der Polizeiposten“, s. Interessengemeinschaft Grenzernachlässe und Archiv IGRA (Hg.): Die Entwicklung der Schusswaffengebrauchsbestimmung der Grenzsicherungsorgane in der Sowjetischen Besatzungszone in Deutschland und in der Deutschen Demokratischen Republik 1946 bis 1990, o.O. [Berlin 2013], S. 8 f. Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Uwe-Jens Heuer, Ulla Jelkpke, Maritta Böttcher und der Gruppe der PDS, Deutscher Bundestag, 13. Wahlperiode, Drucksache 13/5845, 17.10.1989. (http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/13/058/1305845.pdf ; abgerufen am 19.3.2019). Der Autor fügt leider keinen Beleg an. Trees, Wolfgang: Schmuggler, Zöllner und die Kaffeepanzer. Die wilden Nachkriegsjahre an der deutschen Westgrenze, Aachen 2002, S. 172. Für die Jahre 1946 und 1947 wurde für Berlin nicht nach Todesopfern recherchiert. Nimmt man auch die Jahre 1953 und 1954 hinzu, um auch einen Zeitraum von sieben Jahren zu haben, waren es insgesamt 28 Todesopfer, s. Sälter/Dietrich/Kuhn, Die vergessenen Toten, S. 289. Trees, Schmuggler, passim, v.a. S. 62-81. Die Geschichte der Kinderschmuggler ist auch in Romanform verarbeitet worden, s. Borrmann, Mechthild: Grenzgänger. Die Geschichte einer verlorenen Kindheit, München 2017. Die „sündige Grenze“ bei Aachen wurde sogar damals auch verfilmt. Das Aachener Jugendamt fürchtete nach einem Bericht des Spiegels, der Film „könnte von weniger gefestigten Charakteren leicht als eine Verherrlichung des Bandenschmuggels aufgefaßt werden.“ S. Rabatz-Bande. Marianne an der Grenze. In: Der Spiegel, 38/1951, 19.09.1951, S. 26-29 (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-29194808.html ; abgerufen am 11.3.2019); Trees, Schmuggler, S. 388-397. Schmuggel. Schüsse an der Grenze. In: Der Spiegel, 12/1964, 18.3.1964, S. 71 f. ( http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46163491.html ; abgerufen am 11.3.2019); Huhn, Klaus: Über Todesschüsse an der Westgrenze, Berlin 2011, S. 78. Am Caffeehandel beteiligt. Deutschlands Schmuggler. In: Der Spiegel, 28/1950, 13.7.1950, S. 19-24 (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-44448927.html ; abgerufen am 11.3.2019). S. Neue Zahlen von der Staatsministerin Monika Grütters gibt regierungsamtliche Zahl der Todesopfer des DDR-Grenzregimes bekannt. News vom 11.4.2019 (https://www.fu-berlin.de/sites/fsed/aktuelles/190411Gruetters.html ; abgerufen am 16. Juli 2019). S. Schmugglerdenkmal in Mützenich: Ein Kaffeeschmuggler erzählt. In: BRF Nachrichten, 5.6.2012, (https://brf.be/regional/402900/ ; abgerufen am 19.7.2019) Schmuggler-Denkmal am Grenzübergang Mützenich eingeweiht. In: Aachener Zeitung, 4.6.2012 (https://www.aachener-zeitung.de/lokales/eifel/schmuggler-denkmal-am-grenzuebergang-muetzenich-eingeweiht_aid-26607697 ; abgerufen am 19. Juli 2019) S. Gunkel, Christoph: Schmuggle in der Nachkriegszeit. Kaffeepanzer im Bohnenkampf. In: Spiegel Online, 7.9.2009 (http://www.spiegel.de/einestages/schmuggel-in-der-nachkriegszeit-a-948482.html ; abgerufen am 13.11. 2019); Trees, Schmuggler, z.B. S. 136 ff., 267 ff.; Zollmuseum Friedrichs. Der Schmuggel nach 1945 ( http://www.zollmuseum-friedrichs.de/sammlungen/schmuggel/index.html ; abgerufen am 11.3.2019; Aachener Kaffeefront. In: Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Aachener_Kaffeefront ; abgerufen am 11.3.2019). Die Geschichte des Grenzschutzkommandos Nord 1951-1991, Hg.: Grenzschutzkommando Nord, Hannover 1991, S. 20 f., auch Schmidt, Hans Jürgen: „Wir tragen den Adler des Bundes am Rock ….“In Freiheit dienen. Bd. I: Chronik des Bundesgrenzschutzes am Beispiel des Standorten Coburg 1951-1992, Coburg 1993, S. 77. Wie übrigens auch, dass Deutsche schon einmal einen lebensgefährlichen Grenzzaun gebaut hatten, 1915 auf einer Länge von 300 Kilometern an der belgisch-niederländischen Grenze, mit Starkstrom gesichert und absolut tödlich. Aufgabe eines Historikers sollte eigentlich sein, historisch einzuordnen, zu „historisieren“. S. 1915. Der deutsche Elektrozaun, der Tausende tötete (https://www.aachener-zeitung.de/nrw-region/1915-der-deutsche-elektrozaun-der-tausende-toetete_aid-26008957 ; abgerufen am 11.3.2019); Grenzhochspannungshindernis. In: Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Grenzhochspannungshindernis ; abgerufen am 11.3.2019), dort weitere Literaturhinweise. Rybicki, Kerstin: Sportler an einen Tisch! Berlin und die „Westarbeit“ des deutschen Sportausschusses in den frühen 1950er Jahren. In: Braun, Jutta / Teichler, Hans Joachim (Hg.): Sportstadt Berlin im Kalten Krieg. Prestigekämpfe und Systemwettstreit, Berlin 2006, S. 66-95, hier S. 82 f., Lemke, Michael: Die „Gegenspiele“ Weltjugendfestival und FDJ-Deutschlandtreffen in der Systemkonkurrenz. In: Timmermann, Heinz (Hg.): Die DDR in Europa. Zwischen Isolation und Öffnung, Münster 2005, S. 452-505, hierzu S. 471. Die Geschichte des Grenzkommandos Nord, S. 17 ff. Vgl. auch Schätzlein, Gerhard / Rösch, Bärbel / Albert, Reinhold: Grenzerfahrungen. Bd. 1.: Bayern – Thüringen 1945-1971, Hildburghausen 2002, S. 71 ff. Die „Falken“ waren damals die Kinder- und Jugendorganisation der SPD. Nach Auskunft verschiedener Personen aus Dömitz sind dort keine Anhaltspunkte bekannt, dass die Geschichte sich wesentlich anders, als von kommunistischer Seite damals behauptet, abgespielt haben könnte. Der nach Werner Tiegel benannte Sportplatz wurde aufgegeben, die Benennung nach Werner Tiegel aber nie aufgehoben. Der Gedenkstein existiere noch, die Inschrift sei aber kaum noch lesbar. Auskunft vom 4.4.2019. Vor 60 Jahren: „Knüppel frei!“ zur freiheitlich-demokratischen Prügelorgie“. In: UNZ, 9.8.2011 (https://www.unz.de/nc/aktuell/thema/detail/news/vor-60-jahren-knueppel-frei-zur-freiheitlich-demokratischen-pruegelorgie/ ; abgerufen am 4.4.2019), vgl. auch III. Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Berlin - 05.08.-19.08.1951 (https://www.fdj.de/internationales/chronik-der-weltfestspiele/iii-weltfestspiele-der-jugend-und-studenten-in-berlin-05-08-19-08-1951.html ; abgerufen am 4.4.2019). Robert Lehr war von 1950 bis 1953 Bundesminister des Innern. Erstes Opfer der Amisöldner beigesetzt. Falken demonstrierten am Grabe Werner Tiegels gegen Adenauer-Kriegskurs Ludwigslust (ADN). In: Neues Deutschland, 22.8.1951 (https://www.nd-archiv.de/ausgabe/1951-08-22 ; abgerufen am 4.4.2019). Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 7. So war es bereits auch im Forschungsantrag formuliert. Eines der Standardwerke zur deutsch-deutschen Grenze befasst sich, obwohl im Titel ohne zeitliche Begrenzung, fast ausschließlich mit der Zeit nach 1961, weil dies eben die Zeit ist, wegen der uns diese Grenze so besonders interessiert, s. Thoß, Hendrik: Gesichert in den Untergrund. Die Geschichte der DDR-Westgrenze, Berlin 2004. Dass Forschungsstand und –diskussion bei Schroeder/Staadt so fast vollständig ignoriert werden, ist umso verwunderlicher, als d. Verf. die Behauptung (v.a. von Hope M. Harrison, Gerhard Wettig), die Maßnahmen zur Grenzsicherung hätten mehr oder weniger von Anfang an und primär der Fluchtverhinderung gedient, ja Ulbricht habe sogar bereits 1952 in Berlin eine Mauer zur Fluchtverhinderung bauen wollen, im Vorfeld des Projektes in der Zeitschrift des Forschungsverbundes SED-Staat (ZdF) in drei Aufsätzen in Frage gestellt hatte. S. Kubina, Michael: Ulbrichts obskures Objekt der Begierde. Korrekturen zum Geschichtsbild von Ulbrichts angeblichen Mauerplänen vom Anfang der 50er Jahre. In: Zeitschrift des Forschungsverbundes SED-Staat, Nr. 29/2011, S. 26-81; ders.: Frau Hope M. Harrisons Mauer (und ihre Folgen). Oder wie ein politikwissenschaftliches Modell mit der Hermeneutik wedelt, Zeitschrift des Forschungsverbundes SED-Staat, Nr. 31 (Teil I) und 32 (Teil II)/2012, S. 74-108 bzw. 84-109. Im letztgenannten Heft sind leider einige Beiträge, darunter nicht zuletzt auch der d. Verf., durch Fehler in den Druckvorlagen entstellt worden. Zusammengefasst auch in Kubina, Ulbrichts Scheitern, passim. Von 1953 bis September 1961 gab es nach bundesdeutschen Angaben 14,6 Mio. legale, also mit Genehmigung der DDR-Behörden erfolgte Einreisen in die Bundesrepublik. In Mio. 1953: 1,5; 1954: 2,6; 1955: 2,3; 1956: 2,4; 1957: 2,7; 1958: 0,7; 1959: 0,9; 1960: 0,8; 1961 (Jan-Sept.): 0,7. Es gab jährlich in etwa gleichviele Ausreisen (nicht mit Übersiedlungen zu verwechseln!) aus Westdeutschland in die DDR. Vor dem 17. Juni 1953 wurden von der DDR Reisegenehmigungen (Interzonenpässe) „nur in Ausnahmefällen ausgegeben.“ S. SBZ von a-z, Bonn 1962, S. 192 f. Für weitere statistische Angaben vgl. auch Major, Patrick: Behind the Berlin Wall. East Germany and the Frontiers of Power, Oxford 2010, S. 56 ff. Von 1954 bis 1958 waren es 247.838 DDR-Bewohner, die per Reisegenehmigung nach Westdeutschland kamen und sich dort als „Flüchtlinge“ registrieren ließen. 1954: 68.671 = 37,3%; 1955: 103.671 = 41,0%; 1956: 119.545 = 42,8%; 1957: 140.345 = 53,6%; 1958: 62.563 = 30,7%; 1959: 33.760 = 23,5%. S. SBZ von A-Z, Bonn 1959, S. 157. Dass dies durchaus auch auf wenigen Seiten in angemessener Präzision möglich ist, wenn man den Forschungsstand rezipiert hat, zeigt etwa Schmiechen-Ackermann: Teilung – Gewalt – Durchlässigkeit. Die innerdeutsche Grenze als Thema und Problem der deutschen Zeitgeschichte. In: Grenzziehungen – Grenzerfahrungen – Grenzüberschreitungen. Die innerdeutsche Grenze 1945-1990, hg. von Thomas Schwark, Detlef Schmiechen-Ackermann und Carl-Hans Hauptmeyer, Darmstadt 2011, S. 16-22. Insgesamt wirkt der Beitrag ein wenig wie eine Resteverwertung von Archivfunden, s. Staadt, Die DDR-Staatsgrenze, S. 469 ff. Mit zwei Ausnahmen behandeln auch die anderen Beiträge in diesem Band – ebenfalls wie selbstverständlich – nur die Zeit nach dem Mauerbau. Joachim Heise behandelt in seinem dokumentarischen Beitrag auf 15 von 73 Seiten auch die Zeit vor 1961: Leben im Sperrgebiet – Fallbeispiel Nordhausen“, in: ebenda, S. 125-198. Gerhard Schätzlein widmet sich ausschließlich die Zeit von 1945 bis 1949: Blutige Grenze 1945 bis 1949. Von den Schwierigkeiten, über diese Zeit zu berichten, in: ebenda, S. 11-124. Sie schließt dies offenbar nur daraus, dass nach 1958 die Spionagefälle zurückgingen. Leider macht sie keine Angaben dahingehend, wie die gut 400 Spionagefälle von 1950-1957 sich auf die einzelnen Jahre verteilen, ob also tatsächlich ein abrupter Einbruch 1958 vorliegt, als mit dem Passgesetz eine rechtliche Grundlage zur Verurteilung von „Republik“-flucht zur Verfügung stand. Aber selbst dann wäre zu prüfen, ob die Ursache nicht vielleicht eher in den Folgen des XX. Parteitages der KPdSU zu suchen sind, ganz abgesehen davon, dass man wenigstens ein paar Beispiele dafür bräuchte, in denen eine versuchte “Republik“-flucht mittels eines vorgeschobenen Spionagevorwurfs sanktioniert worden ist. S. Eschwege, Kerstin: Repression gegen „Republikflüchtlinge“ und „Ausreiseantragsteller im Bezirk Magdeburg. In: Schroeder/Staadt, Die Grenze des Sozialismus, S. 199-238. Schroeder/Staadt, Todesoper, S. 10 f., geben, ohne genaue Quellenangabe, z.B. unter Berufung auf eine Statistik der Hauptverwaltung der Deutschen Volkspolizei für das Jahr 1956 „316.028 Flüchtlinge“ an. In diesem Jahr blieben 119.545 DDR-Bewohner nach einer legalen Reise im Westen. Nach westdeutschen Angaben waren das 42,8% der dort die Notaufnahme beantragenden Personen, s. SBZ von A-Z, Bonn 1959, S. 157. Im gleichen Jahr gab es seitens der DDR 46.313 offizielle Übersiedlungsgenehmigungen seitens der DDR-Behörden, s. Vorschläge der Hauptabteilung Pass- und Meldewesen für die Kommission des Politbüro, 20.3.1957, Fischer, VP-Inspektor, BArch DO 1/27964, Bl. 109-122, hier Bl. 115. Zu klären wäre z.B. gewesen, ob diese in die Zahl der HV der DVP eingeschlossen sind. Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 10. Schätzungen gehen von einem Umfang zwischen 40 und 200 Prozent des legalen „Interzonenhandels“ aus, s. Kubina, Ulbrichts Scheitern, S. 54, vgl. auch Lapp, Gefechtsdienst, S. 14; Schultke, Keiner kommt durch, S. 72 ff. S. hierzu die eindrucksvolle Darstellung jener historischen Linien, in deren Tradition man sich im BGS zumindest 1993 noch sah „Grenzschutz in Deutschland: Legionäre – Soldaten – Polizisten“. Kaptiel 1 ist überschrieben „Die römischen Legionen grüßen. Der 1. >Eiserne Vorhang entsteht<“. Weiter geht es über das „Fränkische Reich“, das Rittertum, die Landsknechte, den „Grenzschutz des Reiches gegen die Türkengefahr“, die „Abwehr von Störungen und Gefahren, die von außen drohen, durch Reichsarmee und Landdefension etc. etc., s. Schmidt, Wir tragen, S. 9-53. Vgl. exemplarisch Stoll, Das war die Grenze, v. S. 9-88, auch die in den Anmerkungen 69 und 90 genannte Literatur. S. z.B. die ersten Todesopfer auf den Seiten 31 ff. Dazu s.a. weiter unten hier. S. z.B. den Fall der Ordensschwester Sigrada, deren Todesumstände „ungeklärt“ sind, die aber nichtsdestotrotz unter der Fallgruppe A (geklärte Fälle) aufgeführt wird, Schroeder/Staadt: Todesopfer, S. 77-79. Vgl. Behnen, Isabel: Walkenried-Ellrich. „Schwarz über die grüne Grenze“. In: Grenzziehungen, S. 112-114. S. z.B. Gundlach, Horst: Die deutsch-deutsche Grenze im Südharz. Eine Dokumentation der Ereignisse von 1945 bis 1990, Bad Sachsa 2009; Krieg, Wilhelm / Hosang, Joachim: Hüben und drüben, Braunschweig 1992; Hartmann, Andreas/Künstig, Sabine (Hg.): Grenzgeschichten Berichte aus dem deutschen Niemandsland, Frankfurt a. M. 1990; Schätzlein/Rösch/Albert, Grenzerfahrungen. SBZ von A-Z. Ein Taschen- und Nachschlagebuch über die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands, Bonn 1953, S. 65; gleichlautend in der zweiten Auflage, Bonn 1954, S. 76, auch in der dritten, Bonn 1956, S. 122. Erst ab der vierten Auflage, Bonn 1958, werden „Schmuggler“ weggelassen, stattdessen die verbleibenden beiden Personengruppen mit „insbesondere“ eingeleitet. Gegen den roten Funktionär. Material zum Entwurf eines Gesetzes über Einreise und Ausreise, hg. von der Bundesregierung, Bonn 1960. Die Kabinettsprotokolle der Bundesregierung, Bd. 14: 1961, München 2004, S. 73 (http://www.bundesarchiv.de/cocoon/barch/0000/k/k1961k/kap1_2/kap2_3/para3_4.html ; abgerufen am 17.3.2019). Ein- und Ausreise. Das Monstrum. In: Der Spiegel, H. 50, 7.12. 1960, S. 28-31, hier S. 30 (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43067831.html ; abgerufen am 17.3.2019). Theo Sommer fragte in der Zeit: „Mehr Angst als Freiheitsliebe?“. In: Die Zeit Nr. 48, 25.11.1960, S. 1 (https://www.zeit.de/1960/48/mehr-angst-als-freiheitsliebe ; abgerufen am 17.3.2019). Ulbricht sprach übrigens damals, im November 1960, gegenüber Politbüromitglied Alfred Neumann davon, dass Bonn gegenüber der DDR einen „eisernen Vorhang“ herablassen wolle. S. dazu und zum geplanten bundesdeutschen „Gesetz über Einreise und Ausreise“ Kubina, Ulbrichts Mauer, S. 347-354. Erinnerung an Opfer des DDR-Grenzregimes ( https://www.landtag.sachsen-anhalt.de/erinnerungen-an-opfer-des-ddr-grenzregimes/ ; abgerufen am 11.3.2019). Dora Scheibel und Hans Joachim Damm, s. Kostka, Jan: An der Grenze erschossen. Die Todesopfer des DDR-Grenzregimes auf dem Gebiet der heutigen Ländergrenze Sachsen-Anhalt/Niedersachsen, Hg.: Beauftragte des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Birgit Neumann-Becker, o.O. [Magdeburg] 2019, S. 23, vgl. Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 75 f. bzw. 85 f. Bei Dora Scheibel schreiben die Autoren selbst, dass sie „in der Bundesrepublik Arbeit suchen“ wollte. Ein damals noch ganz normaler Vorgang in beide Richtungen, nur dass Dora Scheibel illegal über die Grenze gehen wollte. An der Grenze erschossen, S. 12-14. Werner Kinsky (1949), Dora Scheibel (1951), Hans-Joachim Damm (1952), Günter Porzuckowiak (1953), Werner Thiemann (1953), Reginald Lehmann (1956). Minen wurden nach bisherigen Kenntnissen erst ab 1961 verlegt, wenn sich auch in Erinnerungen zuweilen Behauptung finden, es hätte schon Ende der 50er Jahre Minenfelder gegeben. Im Lexikon der innerdeutschen Grenze, S. 211 ff. finden sich keine Angaben für vor 1961, bei Lapp, Gefechtsdienst, S. 33, ist ebenfalls erst ab 1961 von Minen die Rede. S. An der Grenze erschossen, S. 8. Ritter, Jürgen / Lapp, Peter J.: Die Grenze. Ein deutsches Bauwerk, Berlin 2011, S. 56. Vgl. auch die Abbildungen von der innerdeutschen Grenze in: Mitten in Deutschland. Mitten im 20. Jahrhundert. Die Zonengrenze. Hg. vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen, Bonn 1958. Diese westdeutsche Propagandabroschüre, die von da an bis weit in die 60er Jahre hinein in mehreren Auflagen massenhaft verbreitet wurde, erschien übrigens erstmals 1958, nicht etwa 1952 oder 1953. Und vor 1958 erschien m. W. auch keine andere, vergleichbare Propagandabroschüre, die die existierende Grenzsicherung an der innerdeutschen Demarkationslinie zum Gegenstand machte. Als direkte Reaktion auf die Maßnahmen vom Mai/Juni 1952 erschien lediglich 1953 eine Dokumentation des BMG zu den rechtlichen und administrativen Maßnahmen, s. Die Sperrmaßnahmen der Sowjetzonenregierung an der Zonengrenze und um Westberlin, hg. vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen, Bonn 1953. Erst ab Herbst 1957. Demarkationslinie. Deutsche Verwaltung des Innern in der SBZ. Lapp, Gefechtsdienst, S. 15 f. Lapp, Gefechtsdienst, S. 15. Lapp bezieht sich für seine Aussage auf Hanisch, Grenzpolizei, 1974, S. 55 ff., und Fricke, Hans: Davor-Dabei-Danach. Ein ehemaliger Kommandeur der Grenztruppen der DDR berichtet, Köln o.J. (1992), S. 72 f. Neue Zahlen von der Staatsministerin Monika Grütters gibt regierungsamtliche Zahl der Todesopfer des DDR-Grenzregimes bekannt. News vom 11.04.2019 (https://www.fu-berlin.de/sites/fsed/aktuelles/190411Gruetters.html ; abgerufen am 19. Juli 2019) S. Schmiechen-Ackermann, Todesopfer, S. 32. D. Verf. liegen keine Zahlen für diese Zeit vor und da dessen Arbeit ohne staatliche Förderung erfolgt, sind den Recherchen auch klare Aufwandsgrenzen gesetzt. Lapp, Gefechtsdienst, S. 14 f, dort auch weitere Informationen zum relativ laxen Umgang mit den Festgenommenen und den Anweisungen zum Schusswaffengebrauch. Schultke, Keiner kommt durch, S. 23 f. unter Berufung auf Hanisch, Grenzpolizei, 1974, S. 492. Schultke, Keiner kommt durch, S. 24. unter Berufung auf Hanisch, Grenzpolizei, 1986, ohne Seitenangabe. So der Titel einer 1999 erschienenen Untersuchung, die seitdem in etlichen Neuauflagen erschienen ist, Schultke, Dietmar: „Keiner kommt durch". Die Geschichte der innerdeutschen Grenze 1945 – 1990, Berlin 1999, letzte Aufl. 2017. Nicht von ungefähr nehmen die Jahre vor dem Mauerbau inklusive Einleitung, Zeittafel und Dokumenten nur gut 50 der 256 Seiten ein. Kostka, der Mitarbeiter des FU-Projektes gewesen war, führt analog zum Vorgehen von Schroeder/Staat noch weitere Fälle als angebliche „Todesopfer des DDR-Grenzregimes“ auf (v.a. Suizide von Grenzern), auf die aber weiter unten im Zusammenhang mit Schoeder/Staadt grundsätzlich eingegangen wird. Es handelt sich um Franz Prambas, der am 27.10.1945 „nach Zeugenaussagen beim Versuch die Demarkationslinie bei Rottenbach (Bayern) zu überschreiten, um in seinen Wohnort Derenburg (Stadt-Blankenburg) [in Sachsen-Anhalt; d. Verf.] zurückzukehren, von sowjetischen Soldaten erschossen wurde. Seine Leiche wies zwei Genickschüsse auf.“ S. An der Grenze erschossen, S. 32. Der in der Broschüre für Fälle, die nicht in der Studie von Schroeder/Staadt enthalten sind, angegebene Internetlink führt nur auf die Startseite des Forschungsverbundes SED-Staat an der FU. Zu den Biografien der Todesopfer muss man sich mühsam seinen Weg suchen, Fritz Prambas konnte v. Verf. unter den „Biografien von Todesopfern“ nicht gefunden werden (https://www.fu-berlin.de/sites/fsed/Das-DDR-Grenzregime/Biografien-von-Todesopfern/index.html ; abgerufen am 12.3.2019). Man sehe sich nur die Erinnerungsberichte bei Schätzlein/Rösch/Albert, Grenzerfahrungen, S. 15 ff. an, auch Naimark, Norman M.: Die Russen in Deutschland. Die Sowjetische Besatzungszone 1945 bis 1949, Berlin 1999, v.a. S. 86 ff. Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 7. Genauso war es auch im Forschungsantrag formuliert. Gülzaus Studie aus dem Jahr des Projektbeginns hätte dazu aber eigentlich hinreichend Anlass geben müssen, zumal Gülzau selbst Teil des Autorenteams der Studie von Schroeder/Staadt war, s. Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 29. S. Sälter/Dietrich/Kuhn, Die vergessenen Toten, S. 16 ff. Gülzau, Grenzopfer, S. 6. Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 14. Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 5, 7. Lediglich in einigen Kurzbiographien gibt es sporadisch mal einen solchen Hinweis, da die Fälle anderenfalls gar nicht zu verstehen wären. Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 16. Forschungsverbund SED-Staat weist Vorwürfe des rbb zurück. Ein rbb-Bericht versucht das Handbuch über die Todesfälle an der innerdeutschen Grenze zu desavouieren. News vom 07.11.2018, ( https://www.fu-berlin.de/sites/fsed/aktuelles/181107rbb.html ; abgerufen am 16.11.2018). Dies ist zwar auch von Hertle/Nooke scheinbar analog so gemacht worden, aber deren fünf Fallgruppen enthielten auch nicht derart unterschiedlich zu bewertende Fälle wie sie bei Schroeder/Staadt etwa unter der Fallgrupp A zusammengefasst sind (Grenzgänger, Schmuggler, „Republik“-flüchtlinge). Bei Hertle/Nooke reichte für die Gliederung die Unterscheidung zwischen Flüchtlingen und Nicht-Grenzern auf der einen und (nicht flüchtenden) Grenzern auf der anderen Seite, S. Hertle/Nooke, Todesopfer, S. 5. Selbst beim Zusammenrechnen der Zahlen sind dann Fehler unterlaufen. Es scheint, dass die Herausgeber selbst ein wenig den Überblick über ihre Definitionsvariationen verloren haben. Auf S. 25 heißt es: „Die 262 Todesfälle der ersten beiden Fallgruppen lassen sich den fünf oben erwähnen [sic!] Kategorien des biographischen Handbuches über die Todesopfer an der Berliner Mauer 1961 bis 1989 zuordnen.“ Zählt man die unter „Ergebnisse“ gemachten Zahlen zusammen, ergeben sich aber 263 Todesfälle (238+25). Das ist auch in der zweiten Auflage noch so. Es wurde bereits erwähnt, dass sich die beiden Fallgruppen aber auch gerade nicht den Kategorien bei den Mauer-Toten zuordnen lassen, im Fall von Fallgruppe B nicht einmal den eigenen Untergliederungen. S. Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 638. Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 7. Genauso war es auch im Forschungsantrag formuliert. Kurz Zimmermann (1949), Helmut Gill (1950), Bruno Fischer (1950), Hans-Joachim Damm (1952), Günter Porzuckowiak (1953), Werner Thiehmann (1953), Adolf Kohlus (1955), Max Grübner (1955), Harry Moll (1956), Reginald Lehmann (1956), Ditmar Pietsch (1957), Josef Baudig (1957), Gustav Schröder (1960). Siegfried Tittmann (1954), Günter Kerski (1956), Erich Bebensee (1956), Folker Centner (1957), Helmut Hohlstein ((1958), Hans-Joachim-Pfleger (1958). Max Grübner, S. 121 ff. Grenzregime. In: Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Grenzregime ; abgerufen am 1.4. 2019). Zu den Maßnahmen des BGS anlässlich dieser Weltjugendfestspiele vgl. oben, Kapitel „Wild West im Westen – deutsche Nachkriegsgrenzen“. Welche der von der rbb-Journalistin Gabi Probst in ihrem Bericht wiedergegebenen Aussagen Moniens aus den Akten Schroeder/Staadt nun in Frage stellen, sagen sie leider nicht. S. Schroeder/Staadt, Forschungsverbund SED-Staat weist Vorwürfe des rbb zurück (https://www.fu-berlin.de/sites/fsed/aktuelles/181107rbb.html ; abgerufen 14.3.2019). S. Schroeder/Staadt, Forschungsverbund SED-Staat weist Vorwürfe des rbb zurück, (https://www.fu-berlin.de/sites/fsed/aktuelles/181107rbb.html (Abgerufen am 14.3.2019). Grundsätzlich s. Wagenlehner, Günther: Die russischen Bemühungen um die Rehabilitierung der 1941 - 1956 verfolgten deutschen Staatsbürger: Dokumentation und Wegweiser, Bonn 1999 (Gesprächskreis Geschichte ; Bd. 29) S. 7 ff. (http://library.fes.de/fulltext/historiker/00700001.htm#E10E2 ; abgerufen am 14.3.2019). S. Erschossen in Moskau, Die deutschen Opfer des Stalinismus auf dem Moskauer Friedhof Donskoje 1950-1953, hg. von Arsenij Roginskij, Frank Drauschke und Anna Kaminsky, Berlin 2008, S. 16 (Anm. 8). Schmiechen-Ackermann, Detlef: Die Todesopfer an der innerdeutschen Grenze 1945-1989. Expertise zur geplanten Durchführung eines Forschungsprojektes zum Gedenken an die Opfer des DDR-Grenzregimes, für das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt, Referat 211 (AZ.: 11333/4.6), 31. Juli 2006, S. 35. Hertle/Nooke haben nur Suizidfälle von Flüchtlingen aufgenommen, die „sich angesichts des Scheiterns ihes Fluchtvorhabens das Leben nahmen bzw. an den Folgen der dabei erlittenen Verletzungen gestorben sind“, Hertle/Nooke, Todesopfer, S. 15, grundsätzlicher S. 480 ff. Liebig, Horst: Tod an der Grenze – ein tragisches Kapitel deutscher Geschichte (hg. von Steffen Pohle), o.O. (Joachimsthal) o.J. (2017), S. 509, bemerkte diesen Umstand bereits vor Erscheinen der Studie auf Basis der damals bereits im Internet auf der Seite des Forschungsverbundes SED-Staat zugänglichen Biografien: „Es fällt dabei auf, dass Suizide, Schusswaffenunfälle und auch andere Fälle aufgenommen wurden, die nicht unmittelbar mit der Sicherung der Staatsgrenze in Verbindung zu bringen sind.“ Das Werk des Autors (ehemals Berufsoffizier und Journalist bei den Grenztruppen) sei hier nur erwähnt, da er nach Wissen d. Verf. bisher der einzige ist, der diesen Unterschied zu Hertle/Nooke und dessen Problematik öffentlich angemerkt hat. Ansonsten ist das apologetische Buch, allein schon satztechnisch, eine Zumutung, die „Lektoratshinweise“ (S. 5 ff.) muten geradezu satirisch an. Sälter/Dietrich/Kuhn, Die vergessenen Toten, S. 17 (Anm. 25). Gülzau, Grenzopfer, S. 9. An der Grenze erschossen, S. 7 (Anm. 3). Hertle/Nooke, Todesopfer, S. 482. Auch der bereits erwähnte und im Nachgang des Projektes von Schroeder und Staadt als „Begleitband I“ herausgegebene Sammelband liefert dies, die vergleichende Perspektive auf die Entwicklung des Grenzregimes bzw. der Grenzregime, eine Einordnung des Grenzregimes in den Kontext der europäischen Teilung und den des Kalten Krieges kaum. Zudem fällt auf, dass von den als am biographischen Handbuch beteiligt genannten 16 Autoren (Der Herausgeber Klaus Schroeder ist nicht darunter) mit Stefan Appelius, Enrico Seewald, Jochen Staadt (sowie Klaus Schroeder) nur vier Projektmitarbeiter mit einem Beitrag vertreten sind. S. Schroeder/ Staadt, Die Grenze des Sozialismus; für die Aufzählung der Autoren s. Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 29. Projektleiter Klaus Schroeder im Gespräch (mit Marcel Fürstenau), Deutsche Welle, 10.8.2012 (https://www.dw.com/de/die-toten-an-der-innerdeutschen-grenze/a-16159572 ; abgerufen 5.3.2019). Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 10-12. Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 529 ff. Allerdings benutz er diesen Begriff in seiner Erwiderung auf die Rede der Kulturstaatsministerin Grütters vom 8.4.2019. Dort spricht er davon, dass die Suizide „auf einen kausalen Zusammenhang mit dem DDR-Grenzregime“ hin geprüft wurden: „Im Ergebnis wurden 43 Suizide im kausalen Zusammenhang des DDR-Grenzregimes festgetellt [sic!].“ S. Neue Zahlen von der Staatsministerin Monika Grütters gibt regierungsamtliche Zahl der Todesopfer des DDR-Grenzregimes bekannt. News vom 11.4.2019 (https://www.fu-berlin.de/sites/fsed/aktuelles/190411Gruetters.html ; abgerufen am 16. Juli 2019). Die Stellungnahme ist außerordentlich polemisch und geht auf den Kern der Kritik nicht ein. Vgl. auch Staadt, Jochen: Die DDR-Staatsgrenze West und ihre Bewacher. Schießbefehl, Minen, Überwachung, Abversetzungen, Widerstand, Fahnenfluchten. In: Schroeder/Staadt, Die Grenzen des Sozialismus, S. 413-485, hier S. 447-458. Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 533. Klassische Ehe- und Beziehungsprobleme, Vereinsamung u.ä. Überforderung, Schlampereien, oft banale dienstliche Vergehen, die anscheinend ein Fass zum Überlaufen gebracht haben. Allgemein bekannt ist auch, dass die Armee in der DDR nicht selten auch gerade psychisch labile Menschen anzog, die sich gerade dort die Lösung ihrer persönlichen Probleme erhofften, zumeist natürlich vergeblich. Die Dienstgrade werden nicht etwa am Beginn der Kurzbiographie, zusammen mit den Geburts- und Todestag, sowie Ort genannt, sondern erscheinen nur beiläufig, irgendwo im Text, so dass der Leser auch hier nur durch Studium aller Kurzbiographien einen Eindruck davon bekommen kann, inwiefern es sich hier um Wehrpflichtige und inwieweit um höhere Dienstgrade handelt, also um Menschen die aus eigenem Antrieb zur Grenze bzw. in die Armee gegangen sind. Auch in der Tabelle im Anhang werden die Dienstgrade nicht genannt. S. Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 654-657. Ebenda, S. 534. Ebenda, S. 535. Es gibt unter den 43 Suiziden im Buch mit Frank Bretfeld (S. 562 f.) gerade einen einzigen Fall, in dem ein Soldat sich das Leben nahm, nachdem in seinem Einsatzbereich am Vortag ein Flüchtender in ein Minenfeld geraten war und dessen Beine zerfetzt wurden. Ebenda, S. 539. Dieser Menschen „ehrend zu gedenken“, sei Aufgabe ihres Buches, so schreiben es jedenfalls Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 7. Bericht zum Suizid des Angehörigen der Grenztruppen der DDR Major Schmidt am 20.5.1988 im Grenzausbildungsregiment 5 – Glöwen, Kreis Perleberg, MfS AIM 2948/84 Bd. I, S. 260-263, als maschinenschriftlicher Durchschlag auch in BStU MfS HA I 12999, S. 19-21, hier S. 20. Für die Gelegenheit zur Einsichtnahme in die Akten danke ich Frau Gabi Probst. Probst, Gabi: DDR-Grenztote. Muss Zahl nach unten korrigiert werden? rbb, 5. November 2018 (https://www.youtube.com/watch?v=_1eJreMDjqs&feature=youtu.be ; abgerufen am 17.7. 2019) S. Schroeder/Staast, Todesopfer, S. 579. Bericht zum Suizid des Angehörigen der Grenztruppen der DDR Major Schmidt am 20.5.1988 im Grenzausbildungsregiment 5 – Glöwen, Kreis Perleberg, MfS AIM 2948/84 Bd. I, S. 260-263, hier S. 261; als maschinenschriftlicher Durchschlag auch in BStU MfS HA I 12999, S. 19-21, hier S. 20. Schroeder/Staadt, Todesopfer, S. 579. BStU MfS BV Schwerin Abt. IX, 1635, S. 20. Hervorhebung durch d. Verf. Bericht zum Suizid des Angehörigen der Grenztruppen der DDR Major Schmidt am 20.5.1988 im Grenzausbildungsregiment 5 – Glöwen, Kreis Perleberg, MfS AIM 2948/84 Bd. I, S. 260-263, hier S. 261; als maschinenschriftlicher Durchschlag auch in BStU MfS HA I 12999, S. 19-21, hier S. 20. Probst, Gabi: Studie macht Täter zum Teil zu Opfern. Zahl der Toten an innerdeutscher Grenze vermutlich falsch, rbb, 6.11.2018 (https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2018/11/grenztote-berlin-mauer-innerdeutsche-grenze-studie.html ; abgerufen am 5.3. 2019). Für die Erwiderung von Schroeder/Staadt zu den Vorwürfen des rbb, auch konkret zum Fall Hans Schmidt s. Forschungsverbund SED-Staat weist Vorwürfe des rbb zurück. Ein rbb-Bericht versucht das Handbuch über die Todesfälle an der innerdeutschen Grenze zu desavouieren. News vom 07.11.2018, ( https://www.fu-berlin.de/sites/fsed/aktuelles/181107rbb.html ; abgerufen am 17.7.2019). Schroeder/Staadt, Todesopfer, 2 . Aufl., S. 579. BStU MfS BV Schwerin Abt. IX, 1635, S. 20. Probst, Gabi: Studie macht Täter zum Teil zu Opfern. Zahl der Toten an innerdeutscher Grenze vermutlich falsch, rbb, 6.11.2018 (https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2018/11/grenztote-berlin-mauer-innerdeutsche-grenze-studie.html ; abgerufen am 5.3. 2019). Für die Erwiderung von Schroeder/Staadt zu den Vorwürfen des rbb, auch konkret zum Fall Hans Schmidt s. Forschungsverbund SED-Staat weist Vorwürfe des rbb zurück. Ein rbb-Bericht versucht das Handbuch über die Todesfälle an der innerdeutschen Grenze zu desavouieren. News vom 07.11.2018, ( https://www.fu-berlin.de/sites/fsed/aktuelles/181107rbb.html ; abgerufen am 17.7.2019). BStU MfS BV Schwerin Abt. IX, 1635, S. 24a. Forschungsverbund SED-Staat weist Vorwürfe des rbb zurück. Ein rbb-Bericht versucht das Handbuch über die Todesfälle an der innerdeutschen Grenze zu desavouieren. News vom 07.11.2018, ( https://www.fu-berlin.de/sites/fsed/aktuelles/181107rbb.html ; abgerufen am 17.7.2019). Suizide in den Grenztruppen ( https://www.fu-berlin.de/sites/fsed/Das-DDR-Grenzregime/Suizide-im-Grenzdienst/index.html ); abgerufen am 17.7.2019). Bei Schroeder/Staadt werden Quellen nur pauschal angegeben, nicht direkt zu Zitaten und Aussagen und ohne Seitenangaben, was eine Überprüfung der von Schroeder/Staadt gemachten Aussagen generell extrem aufwendig macht. Bei Hertle/Nooke dagegen wurde, wie wissenschaftlich üblich, mit Fußnoten gearbeitet. Jedenfalls, sofern die Darstellung im biographischen Handbuch keine wichtigen Informationen über die möglichen Motive weglässt. Nimmt man mal die allein ihrer eineinhalbjährigen Wehrplicht nachkommenden DDR-Grenzer heraus, bleiben jene, die sich freiwillig zum Dienst an der Grenze verpflichtet haben (Mehrzahl der Suizidfälle) vergleichbar mit den SS-KZ-Wächtern. Daran ändert auch nichts, dass in dem „Begleitband I“ das Thema Verhaftungen und Folgen in Zusammenhang mit Fluchtversuchen aufgegriffen wird. Wer das Handbuch liest, bekommt diese Informationen eben nicht. _________________________________________________________________________

Die knapp 1400 Kilometer lange innerdeutsche Grenze hinderte bis 1989 durch massive Befestigungen die Einwohner der Deutschen Demokratischen Republik an Besuchen der Bundesrepublik Deutschland oder dem dauerhaften Verlassen in Richtung Westen.[1] Zu ihr zählte nicht der Teil der Grenze der DDR zu Berlin, dessen Westsektoren innerhalb Berlins ab 1961 mit der Berliner Mauer abgesperrt waren. Der Grenzverlauf zwischen den westlichen Besatzungszonen und der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) wurde von den Siegermächten des Zweiten Weltkrieges in mehreren Konferenzen festgelegt und bestand in dieser geografischen Form nach der Gründung der beiden deutschen Staaten im Jahre 1949 fort.[2] Die Grenze begann im Süden am Dreiländereck Bayern, Sachsen / DDR, Tschechoslowakei und endete an der Ostsee in der Lübecker Bucht auf der Halbinsel Priwall. Im Kalten Krieg war sie militärisch und geopolitisch betrachtet ein Teil des Eisernen Vorhangs. Seit November 1989, nach der Wende und friedlichen Revolution in der DDR, erfolgte ihr Rückbau und eine Umwandlung zu einer besonderen Ökozone als Grünes Band zwischen den Teilen Europas. Trennung zweier Welten Beide deutsche Staaten bezeichneten die deutsch-deutsche Grenze bis 1956 offiziell als „Demarkationslinie“, die DDR dann als „Grenze“ und ab 1964 als „Staatsgrenze“. In Westdeutschland blieb sie die „Demarkationslinie“, umgangssprachlich häufig die „Zonengrenze“, denn die DDR galt bis zum Abschluss des Grundlagenvertrags als „SBZ“ (Sowjetische Besatzungszone), „Sowjetzone“, „Ostzone“ oder schlicht als „Zone“, wobei bis zur Wiedervereinigung vereinzelt Zeitungen die Abkürzung „DDR“ nur in Anführungsstriche setzten, um damit Euphemismus, Ironie oder Sarkasmus auszudrücken.[3] Als die Bundesrepublik Deutschland 1972 im Grundlagenvertrag die DDR staatsrechtlich als eigenen Staat anerkannte, wurde diese Grenze auch formal eine Staatsgrenze. Allerdings wurde die DDR bis zu ihrem Ende durch die Bundesrepublik Deutschland nie völkerrechtlich als Ausland angesehen, dies hätte schon dem Wiedervereinigungsgebot des Grundgesetzes widersprochen: Dadurch war die 1967 von der DDR eingeführte eigene Staatsbürgerschaft durch die Bundesrepublik so ausgelegt, dass Bürger der DDR als Deutsche im Sinne der Artikel 16 und 116 des Grundgesetzes galten. Der auf östlicher Seite 1952 angelegte, bis zu 500 m breite „Schutzstreifen“ entlang der Grenze, der viele Jahrzehnte lang weitgehend unberührt war, hat sich zu einem Rückzugsgebiet für viele vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten entwickelt. Kurz nach dem Mauerfall 1989 gründeten der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Freistaat Thüringen das Naturschutzprojekt Grünes Band Deutschland, das einen großen Teil der ehemaligen Grenzgelände umfasst. Geschichte → Hauptartikel: Deutsche Teilung und Deutschland 1945 bis 1949 Grenzstreife der Grenztruppen der DDR in Thüringen (1965) Innerdeutsche Grenze bei Herrnburg (Juli 1989) Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Deutsche Reich durch die Siegermächte in Besatzungszonen eingeteilt. Durch den Zusammenschluss als Bizone und später Trizone zu einem Vereinigten Wirtschaftsgebiet entfielen die Grenzen der Besatzungszonen in Westdeutschland. So bezog sich der Begriff „Zonengrenze“ nur noch auf die Grenze zwischen der Sowjetischen Besatzungszone und dem Besatzungsgebiet der Westalliierten in Deutschland. Mit der Konstituierung der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik wurde 1949 aus der Zonengrenze die deutsch-deutsche Grenze. Im allgemeinen und im amtlichen Sprachgebrauch der Bundesrepublik blieben Zonengrenze und innerdeutsche Grenze erhalten. Dazu trug bei, dass das wirtschaftlich benachteiligte Gebiet entlang der Grenze in der Bundesrepublik als Zonenrandgebiet bezeichnet und sowohl rechtlich als auch finanziell (Zonenrandförderung) gefördert wurde. Die DDR riegelte die Demarkationslinie zur Bundesrepublik aufgrund der Verordnung über Maßnahmen an der Demarkationslinie zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und den westlichen Besatzungszonen vom 26. Mai 1952 verstärkt ab. Über die gesamte Grenzlänge wurde eine 5 km breite Sperrzone eingerichtet, um die steigenden Flüchtlingszahlen einzudämmen. Der grenznahe Verkehr mit Interzonenpässen wurde aufgehoben. Von den 345.000 betroffenen Personen wurden 11.000 enteignet und zwangsweise umgesiedelt, weil sie im Verdacht standen, Fluchthelfer gewesen zu sein. Der Grenzstreifen wurde gerodet und streng überwacht. Nur mit Sondergenehmigung und mit einem Stempel im Personalausweis wurde der Grenzübertritt gestattet.[4] Der Privilegierte Eisenbahn-Durchgangsverkehr auf den Eisenbahnstrecken, die ein kurzes Stück durch den jeweils anderen Teil Deutschlands verkehrten, wurde bis auf wenige Ausnahmen eingestellt. Die verstärkte Abriegelung wurde am 18. Juni 1954 mit der Anordnung über die Neuregelung der Maßnahmen an der Demarkationslinie zwischen der DDR und Westdeutschland formell geregelt; am 3. Mai 1956 wurde sie von der Verordnung zur Erleichterung und Regelung der Maßnahmen an der Grenze zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der Deutschen Bundesrepublik abgelöst. Seit dem 19. März 1964 galt stattdessen die Verordnung zum Schutze der Staatsgrenze der Deutschen Demokratischen Republik, die schließlich nach mehreren Änderungen am 25. März 1982 vom Gesetz über die Staatsgrenze der Deutschen Demokratischen Republik ersetzt wurde. Dieses galt bis zum Inkrafttreten des Einigungsvertrages. Auswirkungen des Grundlagenvertrags 1972 wurde in einem Zusatzprotokoll zum Grundlagenvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR eine Überprüfung und eindeutige Markierung des Grenzverlaufes vereinbart. Die deutsch-deutsche Grenzkommission nahm am 4. September 1973 ihre Arbeit mit Grenzmarkierungen bei Lübeck auf.[5] Ab dem 2. Mai 1974 unterhielt man Ständige Vertretungen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik in Ost-Berlin (hier: bei der DDR, nicht in der DDR) bzw. Bonn, keine Botschaften oder Konsulate. Eine eigenständige DDR-Staatsbürgerschaft wurde von der Bundesrepublik nicht anerkannt, das heißt: Ein DDR-Bürger war Deutscher im Sinne des Grundgesetzes und hatte Anspruch auf einen bundesdeutschen Pass. Die DDR war für die Bundesrepublik Zollinland. Als Gegenleistung für einen von Franz Josef Strauß vermittelten Kredit in Höhe von einer Milliarde Deutsche Mark (nach heutiger Kaufkraft rund 930 Mio. Euro) wurden im November 1984 auf Druck der Bundesregierung die Selbstschussanlagen abgebaut, Erdminen gesprengt (beides gab es nicht an der Berliner Mauer) und Hundelaufanlagen abgebaut.[6] Die Öffnung des Eisernen Vorhangs, die Prager Ausreise von 17.000 Botschaftsflüchtlingen und der Fall der Berliner Mauer führten 1989/90 zur Deutschen Wiedervereinigung. Die deutsche Teilung und die innerdeutsche Grenze waren überwunden. Es gibt nur noch Ländergrenzen der Bundesländer. Von der DDR in die Bundesrepublik flüchteten von 1949 bis zum Mauerfall ungefähr vier Millionen Menschen; im selben Zeitraum siedelten etwa 200.000 Personen von der Bundesrepublik in die DDR über. Siehe auch: Zonenprotokoll, Flucht aus der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR und Neue Länder Grenzsicherungsmethoden Grenzsignalzaun im Deutsch-deutschen Freilandmuseum bei Behrungen Merkblatt zum Sperrsystem (1980er Jahre) Merkblatt des GSK Küste Entlang der Grenze zu Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hessen und Bayern galt seit 1952 eine Verordnung, die auf dem Gebiet der DDR ein 5 Kilometer breites Sperrgebiet vorsah.[7] Jeder Grenzübertritt war fortan genehmigungspflichtig. Im Sperrgebiet lag an der Grenze ein 500 Meter breiter Schutzstreifen und unmittelbar davor ein 10 Meter breiter Kontrollstreifen. Für das Betreten des Sperrgebiets galt Passierscheinpflicht, wofür die Bewohner sich registrieren lassen mussten. Kurz nach Inkrafttreten der Verordnung erfolgte mit der schlagartigen Aktion Ungeziefer die Zwangsaussiedlung tausender als politisch unzuverlässig angesehener Familien aus der Sperrzone ins Innere der DDR. Das Betreten des Kontrollstreifens war verboten. Grenzpolizisten konnten ihre Schusswaffen nicht nur, wie bisher, gegen bewaffnete Grenzdurchbrecher oder zur Selbstverteidigung gebrauchen, sondern auch bei jeder „Nichtbefolgung“ ihrer Anordnungen im Grenzgebiet. Seither baute die DDR die deutsch-deutsche Grenze immer stärker aus, um die Massenflucht ihrer Bewohner in den Westen zu unterbinden. Den letzten noch offenen Weg dorthin verschloss im August 1961 die Berliner Mauer, die in der DDR offiziell antifaschistischer Schutzwall genannt wurde. An der Grenze waren etwa 30.000 Grenzsoldaten der Grenztruppen der DDR stationiert; sie hatten bis April 1989 den Befehl, die Flucht auch mit Todesschüssen auf den Flüchtling zu unterbinden (→ Schießbefehl). Kontrollstreifen und Sperrzone Der zehn Meter breite (gepflügte) Kontrollstreifen wurde auch „Todesstreifen“ genannt. Die ursprünglichen hölzernen Wachtürme für die DDR-Grenztruppen wurden in den 1960er Jahren zunächst durch zylindrische, später durch viereckige Betontürme für drei bis fünf Soldaten ersetzt. Die Türme wiesen häufig Schießscharten im 2. Zwischengeschoss auf. Die Ausrüstung bestand neben der Bewaffnung der Soldaten aus Signalmitteln, Kartenmaterial, einer Fernmeldestandleitung und einem Suchscheinwerfer mit 360 Grad Schwenkbereich, später zum Teil auch aus Videokameras. Der mit Stacheldraht gesicherte Schutzstreifen wurde systematisch von allen möglichen Sichthindernissen geräumt, hierzu wurden Planierungen vorgenommen. Der Schutzstreifen wurde von an Laufanlagen befestigten Kettenhunden, sogenannten Trassenhunden, bewacht.[8][9] Flusspassagen und -übergänge wurden durch tiefreichende Sperrgitter gesichert. Betonelemente wie in der Berliner Mauer wurden bei grenznahen Siedlungen verwendet, zum Beispiel in Mödlareuth und Dassow. Ansonsten bestand die innerdeutsche Grenze aus mehreren Metallgitterzäunen mit Signalanlagen und Gräben. Nachts wurde der Schutzstreifen beleuchtet. Es existierten insgesamt 870 km Grenzzaun. 602 km Grenzzaun waren mit Kfz-Sperrgräben und 434 Beobachtungstürmen versehen. Der eigentliche Grenzzaun war zunächst ein einfacher hüfthoher Stacheldrahtzaun, nach 1961 ein schwer überwindbarer doppelter Stacheldrahtzaun (als Begrenzung von Minenfeldern) beziehungsweise ein Streckmetallgitterzaun mit Selbstschussanlagen. Mitunter bestand er aus einer Mauer mit oben aufliegendem runden Abschluss (wie in Berlin). Hinter dem Grenzzaun wiederum folgte bis zur eigentlichen Grenzlinie ein von der jeweiligen Geländetopographie abhängiges Areal, das fälschlicherweise von westlichen Besuchern der Grenze als Niemandsland gedeutet wurde bzw. von östlichen „Republikflüchtigen“ oft schon als westdeutsches Gebiet fehlgedeutet wurde. Auch Bundesbürger lösten hier Grenzvorfälle aus, wenn sie leichtfertig in dieses Gebiet vordrangen. Das Betreten der 5-km-Sperrzone und des Schutzstreifens war nur unter besonderen Bedingungen gestattet, für Anwohner etwa durch einen Vermerk im Personalausweis, für Besucher durch einen extra auszustellenden Passierschein. Monteure und Techniker, die beispielsweise Stromleitungen oder Brücken zu reparieren hatten, durften sich nur unter Begleitung eines Wachkommandos in dem jeweiligen Grenzabschnitt aufhalten. In Wachtürmen und Bunkern postierte Grenzsoldaten hatten jedes verdächtige Ereignis zu melden. Im Hinterland patrouillierten motorisierte Grenzaufklärer. Ab 1972 wurden einige Orte wie Sonneberg, Creuzburg, Gefell oder Kaltennordheim aus der Sperrzone herausgenommen. Landminen und Selbstschussanlagen Zur Grenzsicherung wurden auch Selbstschussanlagen installiert und etwa 1,3 Millionen Landminen verlegt.[10] Bei Gewitter wurden die Selbstschussanlagen und der elektrische Zaun abgestellt, da sonst zu viele Fehlzündungen ausgelöst worden wären. Diese Lücke in der Grenzsicherung war jedoch landläufig nicht bekannt und wurde von Flüchtigen daher nie bewusst ausgenutzt.[11] Ab 1971 wurden auf einer Länge von 450 Kilometern 71.000 Splitterminen SM-70 an dem vorderen Metallgitter-Grenzzaun platziert. Wegen ihrer von den Grenztruppen geschätzten hohen Wirksamkeit wurde eine Stückzahl-Erhöhung der Splitterminen für 1982/83 vorgesehen.[12] 230 km Grenzzaun bestanden aus Minenfeldern PPM-2.[13] Erst auf Drängen seitens der Bundesrepublik Deutschland wurden die Landminen 1984 gesprengt und die Selbstschussanlagen abgebaut.[6] Präventive Grenzsicherung Auch weit vor der Sperrzone wurden Personenbewegungen überwacht. Die Verhinderung von Republikflucht machte einen Hauptteil der Tätigkeit der Stasi aus, vielfach wurden Fluchtwillige bereits vor der Flucht observiert und mit dem Vorwurf der geplanten Republikflucht inhaftiert. Fuhr ein normaler Reisezug planmäßig in Orte, die in der Nähe der Grenze lagen, wurden verdächtige Reisende während der Fahrt von der Transportpolizei, der Volkspolizei oder von „freiwilligen Helfern der Grenztruppen“ (von denen es ca. 3000 gab) kontrolliert und zum Reiseziel befragt. Wurden Personen ohne Passierschein in der 5-Kilometer-Sperrzone angetroffen, wurden sie dem zuständigen Grenzkommando gemeldet. (Der ungesetzliche Grenzübertritt – die „Republikflucht“ – war ab 1968 eine Straftat. Die Höchststrafe betrug fünf Jahre Gefängnis. Die Vorbereitung und der Versuch waren strafbar.) Daneben gab es republikweit in Grenzkreisen, Grenzorten und Betrieben des Grenzgebietes noch ca. 500 Grenzsicherheitsaktive (GSA), deren freiwillige zivile Mitglieder ebenfalls Überwachungsaufgaben wahrnahmen.[14][15] Durch diese umfassende Überwachung konnten 90 % aller Fluchtwilligen schon weit vor dem eigentlichen Grenzzaun gestellt werden. Berliner Mauer → Hauptartikel: Berliner Mauer Viersektorenstadt Berlin Das letzte Loch der innerdeutschen Grenze war West-Berlin. Nach außen ähnlich gesichert wie die innerdeutsche („grüne“) Grenze, war es nach Ost-Berlin offen. Der Mauerbau am 13. August 1961 schloss diesen Durchgang. Nach Einführung der Visa-Pflicht für Ausländer und Staatenlose ab 1. Januar 1977 für den Ostteil Berlins hob die DDR-Regierung die Kontrollposten an der Grenze Ost-Berlins zum Umland auf.[16] Personenschleusen → Hauptartikel: Operative Grenzschleusen Betonröhre zur DDR-Agentenschleusung auf dem Höhenzug Gobert, Blick von Westen In die Sperranlagen an der Grenze wurde eine größere Anzahl von strikt geheim gehaltenen Schleusen eingebaut, die operative Grenzschleusen genannt wurden. Sie wurden von den Mitarbeitern der ‚Abteilung Verkehr‘ beim Zentralkomitee der SED und den von ihnen eingerichteten „Westgruppen“ genutzt, um illegal Personen, vor allem Funktionäre der KPD und der SED, in beide Richtungen zu „schleusen“, Geldsendungen für die KPD und später die DKP, Informationsmaterial für Parteifunktionäre sowie Propagandamaterial in die Bundesrepublik zu bringen. Auch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) unterhielt solche Schleusen zu nachrichtendienstlichen Zwecken. Bekannt wurde hier die Agentenschleuse im Bahnhof Berlin-Friedrichstraße. Die Glienicker Brücke zwischen West-Berlin und Potsdam durfte lediglich von den Angehörigen der alliierten Streitkräfte benutzt werden. In Potsdam befanden sich die Militärmissionen der drei Westmächte für die DDR. Die Benutzung der geheim gehaltenen Übergänge war ab den späten 1950er Jahren der für die Überwachung der Armee und Grenztruppen zuständigen Hauptabteilung I des MfS unterstellt.[17] Sperrgebiete und geschleifte Dörfer Als schwer zu überwachen und damit problematisch wurden Gehöfte, Betriebe und kleinere Dörfer in unmittelbarer Grenznähe angesehen. Mehrheitlich wurde deren Aufgabe erzwungen; die Bewohner wurden nach und nach umgesiedelt, die Gebäude geschleift. Größere Ortschaften, beispielsweise Großburschla oder Großensee, wurden hingegen verschont, obwohl deren topographische Lage extrem ungünstig für die Überwachung der Grenzanlagen war. Beispiele für abgesiedelte Dörfer sind Billmuthausen[18] (etappenweise von 1965 bis 1978 abgetragen), Erlebach (etappenweise von 1975 bis 1986) und Leitenhausen (1971) im Landkreis Hildburghausen. An der innerdeutschen Grenze sind Dutzende Dörfer auf diese Weise zu politischen Wüstungen geworden. Weitere betroffene Dörfer und Weiler: Bardowiek, Broda (Rüterberg), Christiansgrün (Spechtsbrunn), Dornholz, Greifenstein, Grabenstedt, Hasenreuth, Heiligenroda, Jahrsau, Karneberg (Wendehausen), Kaulsroth, Kleintöpfer, Korberoth, Krendelstein, Lankow, Lenschow (Lüdersdorf), Liebau, Lieps, Markusgrün, Neuhof, Neu Gallin, Niederndorf, Ruppers (Stedtlingen), Scharfloh (Wendehausen), Schmerbach, Schwarzenreuth, Schwenge, Stöckigt, Stresow, Taubenthal, Troschenreuth, Vockfey, Wahlsdorf, Wehningen, Zarrentin-Strangen. Dazu kommen Wüstungen an der Grenze zwischen der ČSSR und der DDR, die etwa 50 km ab dem bayrisch-tschechischen Dreiländereck ebenso militärisch gesichert wurde wie die innerdeutsche Grenze. Dort wurden u. a. zerstört und eingeebnet: Ebersberg, Gottmannsgrün, Gräben im Thale, Hammerleithen, Kugelreuth, Pabstleithen, Wieden (fast alle im Kreis Oelsnitz gelegen). Die Postleitzahlen der geschleiften Hofstellen und Dörfer wurden in den Verzeichnissen weitergeführt. Es gab auch den Wechsel von Häusern aus dem Gebiet der DDR in die Bundesrepublik, so in Kleinlichtenhain, als es zu Kleintettau im bayerischen Landkreis Kronach kam. Das Leben im Sperrgebiet wurde von vielen dort lebenden Menschen als eine enorme psychische Belastung empfunden. Eingaben und Beschwerden wurden auch von der Kirche und gesellschaftlichen Organisationen an die Regierung weitergeleitet. Die Staatsführung sah sich deshalb veranlasst, den Einwohnern eine finanzielle Entschädigung zu zahlen, die als „Sperrgebietszuschlag“ bezeichnet wurde. Siehe auch: Aktion Ungeziefer und Grenzanlagen Behrungen Grenzsicherung an den DDR-Grenzbahnhöfen Nach dem Mauerbau 1961 galten die Grenzbahnhöfe als neuralgische Fluchtpunkte aus der DDR. Zwischen 1975 und 1980 wurden die Grenzbahnhöfe auf DDR-Seite daher umgestaltet, um Fluchten aus der DDR zu verhindern: Die Bahnsteiganlagen wurden durch Gitter und Sichtschutzeinrichtungen abgeschirmt. Größere Vorhaben waren die Anlage von Schaubrücken über alle Gleise, weiträumige Flutlichtanlagen sowie, sofern möglich, sogenannte Sandweichen (im Stasi-Jargon als „Friedensweiche“ bezeichnet). Diese sollten einen Zug, der ohne Halt durch den Grenzbahnhof gefahren wäre, auf tote Gleise lenken bzw. zum Entgleisen bringen. Während der Kontrolle war der Bahnsteig für Personen gesperrt. Der wachhabende Offizier gab nach Kontrolle – im einfachen Fall – dann die Sandweiche frei zur Ausfahrt des Zuges in Richtung Bundesrepublik. So stellte sich das die Stasi vor, zu realisieren war dies nur, sofern das die Spezifik des Bahnhofes zuließ. Erheblich kompliziertere Schritte waren in den meisten Bahnhöfen nötig. Bei Güterzügen wurde ebenso penibel kontrolliert, selbst der Inhalt von Kesselwagen. Für die Lokführer von Reichsbahn und Deutscher Bundesbahn galt seitens der Reichsbahn ein striktes Kontaktverbot. Sofern Lokomotiven im Bahnhof auf Augenhöhe standen, erfolgte grundsätzlich die Anweisung an die Lokführer, auf Fahrzeuglänge vor- oder zurück zu stoßen. Die innerdeutschen Grenzbahnhöfe waren durch die Grenzmechanismen faktisch außerhalb des Bewusstseins der DDR-Bürger, die nur mit Passierscheinen die 5-km-Kontrollstreifen im Grenzgebiet betreten durften. Eine Sonderstellung nahm der S-Bahnhof Friedrichstraße in Berlin ein: Das verwinkelte unterirdische Übergangsnetz der Fußgänger wurde nahezu perfekt umgestaltet, was wiederum der DDR-Stasi problemlos gestattete, Agentenein- und Ausschleusungen nach Westberlin zu ermöglichen.(Kuhlmann, muss nachgeliefert werden, liegt vor) Auf Bahnhöfen auf der bundesdeutschen Seite kümmerten sich ehrenamtliche Betreuer seit Mitte der 1950er-Jahre um Reisende aus der DDR. Sie reichten Tee in die Eisenbahnabteile, verteilten Essen und betreuten auch die, die geflüchtet waren.[19] Einsatz radioaktiver Strahlenquellen Weil gemäß Transitabkommen Kontrollen von Fahrzeugen nur bei begründetem Verdacht erfolgen durften, installierte und betrieb die Stasi unter dem Decknamen „Technik V“ an den Grenzübergangsstellen in und um Berlin und an den Autobahnkontrollpunkten zwischen Ost- und Westdeutschland 17 gefährliche radioaktive Gammakanonen, um Fahrzeuge heimlich mit harter ionisierender Gammastrahlung zu beschießen, die Karosserie und Bodenbleche 10 bis 30 Sekunden lang durchdrang, und sich im Strahlenfeld aufhaltende Flüchtlinge sichtbar machte. Die Strahleneinrichtungen wurden von der Stasi durchgängig im Schichtdienst betrieben. Sie bestanden aus der Strahlereinheit, bestehend aus einem etwa 50 kg schweren, kugelförmigen Bleicontainer, der die radioaktive Cäsium-137-Strahlenquelle beinhaltete, der Steuerelektronik und einem Detektorsystem mit Bildschirm. Die gewöhnlichen DDR-Zöllner erfuhren nichts von der geheimen radioaktiven Kontrolltechnik, mit der in der Regel alle Transitreisenden durchleuchtet wurden, weil die uniformierten Kräfte durch eine strenge „Betreteordnung“ von den gefährlichen Punkten ferngehalten wurden. Die letzte Strahleneinrichtung wurde am 9. November 1989 kurz vor der Grenzöffnung demontiert. Die Auswirkungen geeigneter, relativ harter Strahlendosen, wurden zuvor an Hunden erprobt, von denen viele danach getötet werden mussten. Im Strahlenschutz geht man bei der Beurteilung der Folgeschäden davon aus, dass jede noch so kleine Dosis einen negativen Effekt haben kann. Gesundheitliche Schäden wie Leukämie treten jedoch erst nach zirka 7 bis 10 Jahren und andere Krebsschäden erst nach 15 bis 20 Jahren ein.[12][20][21] Grenztote Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer Überarbeitung. Näheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein. Bitte hilf mit, ihn zu verbessern, und entferne anschließend diese Markierung. Zahl der Todesopfer Vor dem 13. August 1961 Seit dem 13. August 1961 Insg. bis 1989 Berliner Grenze/Mauer 37[22] 136[23] 173 Innerdeutsche Landgrenze 100 238[24] 371 Ostsee 15 174 189 Sonstige Fluchtwege (Flugzeugentführung, Warenexport, Transitwege) 0 7 7 Angehörige des DDR-Grenzdienstes im Einsatz 11 16 27 Sowjetische Fahnenflüchtige 1 5 6 Flugzeugabschüsse im Grenzgebiet 14 3 17 Total: 178 612 790 Für die Zahl der Opfer der innerdeutschen Grenze gibt es unterschiedliche Angaben, Forschungen dazu sind noch nicht abgeschlossen. Die Zentrale Erfassungsstelle der Landesjustizverwaltungen Salzgitter, die ihre Arbeit 1992 einstellte, zählte insgesamt 872 Todesopfer, nahezu ausschließlich Flüchtlinge, aber auch einige Angehörige der DDR-Grenztruppen oder Fahnenflüchtige der sowjetischen Armee.[25] Die Gesamtzahl läge etwas unter der Zahl der Toten, die an der Grenze zwischen der Tschechoslowakei und Österreich gezählt wurden. Dort handelte es sich allerdings zu 80 % um Angehörige bewaffneter Einheiten.[26] Während die Berliner Staatsanwaltschaft von 270 nachgewiesenen Todesfällen an der innerdeutschen Grenze einschließlich Berlins infolge eines Gewaltakts der Grenzsicherungskräfte inklusive Minentoten und Selbstschussanlagen sprach, hat die zwischen 1991 und 2000 bestehende Zentrale Ermittlungsgruppe für Regierungs- und Vereinigungskriminalität (ZERV) 421 Verdachtsfälle auf Tötungen durch die bewaffneten Kräfte der DDR registriert. Die Arbeitsgemeinschaft „13. August“ veröffentlichte am 12. August 2003 eine Zahl von 1008 Opfern des DDR-Grenzregimes von 1949 bis 1989, geht dabei aber von einem relativ weiten Opferbegriff aus; enthalten sind zum Beispiel in der Ostsee ertrunkene Flüchtlinge, Opfer von Unfällen während der Flucht, Suizide nach entdeckter Flucht und auch von Flüchtlingen erschossene Grenzsoldaten sowie Todesfälle deutscher Flüchtlinge an anderen Grenzen (ČSSR, Jugoslawien). 2010 wies das von der Arbeitsgemeinschaft betriebene Mauermuseum am Checkpoint Charlie 1393 Tote aus.[27] Der Leiter des Forschungsverbundes SED-Staat der FU Berlin, Klaus Schroeder, kritisierte 2010 den „sehr weiten Begriff von Maueropfer“ des Mauermuseums. Er geht aufgrund noch unerforschter Bereiche aber auch von mehr Opfern aus als „offiziell bekannt sind“ und rechnet mit insgesamt etwa 1000 Opfern des DDR-Grenzregimes.[28] Getötete Ostdeutsche unvollständig Name Todesdatum Todesort Umstände Frieda Klein 10. August 1963 Gudersleben Schwanger, durch Schüsse im Wald an der Grenze tödlich verletzt. Manfred Glotz 7. Mai 1965 Ilfeld Emanuel Holzhauer 2. Juli 1977 Als Säugling auf der Flucht im Kofferraum erstickt. Harry Weltzin 4. September 1983 Kneese Durch Auslösen der Selbstschussanlage umgekommen. Getötete Westdeutsche Name Todesdatum Todesort Umstände Kurt Lichtenstein 12. Oktober 1961 Klötze Ehemalige Gedenkstätte für Kurt Lichtenstein bei Zicherie Der Dortmunder Journalist und Ex-Kommunist Kurt Lichtenstein wurde an der (parallel zur innerdeutschen Grenze verlaufenden) Kreisstraße 85 zwischen Kaiserwinkel und Zicherie (Niedersachsen) am 12. Oktober 1961 von Grenztruppen der DDR erschossen, als er mit LPG-Bauern auf DDR-Gebiet sprechen wollte. An der Stelle erinnert eine Gedenkstätte an ihn. Ernst Wolter 11. Juni 1967 Riebau Der 80-jährige Landwirt Ernst Wolter passierte vermutlich auf der Suche nach Kühen die Grenze und wurde von einer Mine schwer verletzt. Da den Grenzsoldaten die exakte Lage der Minen nicht bekannt war, blieb er unversorgt und starb nach etwa zweieinhalb Stunden. Erich Tesch 10. Oktober 1967 Haldensleben Der 65-jährige in Köln lebende Erich Tesch überquerte die Grenze in West-Ost-Richtung, wobei er eine Mine auslöste und an den Folgen der Detonation starb. Michael Gartenschläger 30. April 1976 Leisterförde Der Fluchthelfer Michael Gartenschläger wurde beim Versuch, Selbstschussanlagen an der Grenze abzumontieren, von einer Spezialtruppe der Staatssicherheit in Uniformen der DDR-Grenztruppen erschossen. Tote sonstiger Nationalität Name Todesdatum Todesort Umstände Benito Corghi 5. August 1976 Hirschberg (Saale) Italienischer Fernfahrer Getötete DDR-Grenzpolizisten und -soldaten → Hauptartikel: Todesfälle unter DDR-Grenzern Grenzübergänge Transitstrecken und Übergänge (1982) Übergänge im Februar 1990 Sichtvermerke der Grenzübergänge Marienborn und Drewitz vom August 1980 Die Zahl der Übergänge zwischen den zwei der drei Westzonen beziehungsweise der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetischen Besatzungszone bzw. der DDR variierte im Laufe der Jahrzehnte. 1952 wurden verschiedene Straßen- und Eisenbahnübergangstellen durch die DDR geschlossen. Im Vorfeld des Grundlagenvertrages wurde am 26. Mai 1972 der Verkehrsvertrag abgeschlossen. Danach wurden mehrere Übergänge für den kleinen Grenzverkehr geöffnet und auf den vorhandenen Eisenbahnübergängen zusätzliche Züge eingeführt. Straßen Bis 1952 gab es viele Straßenübergänge zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR, mit der Verschärfung des Grenzregimes wurden die meisten davon geschlossen. Unter anderem konnten bis dahin folgende Übergänge genutzt werden: Lübeck – Herrnburg Günthers – Motzlar Lauenstein – Probstzella Neustadt bei Coburg – Sonneberg, nur Güterverkehr Kirchgandern – Besenhausen, rund zwei Millionen Flüchtlinge nutzten von Kriegsende bis 1952 diesen Grenzübergang in der Nähe von Friedland (Niedersachsen) Hof/Töpen (Bayern) – Heinersgrün (Autobahn) (Sachsen), im Zuge der heutigen Bundesautobahn A72, von Kriegsende bis 1951, danach Abwicklung des Interzonenverkehrs über den 1951 eröffneten Grenzübergang Töpen – Juchhöh Transitverkehr → Hauptartikel: Transitverkehr durch die DDR Die folgenden Übergänge konnten zwischen 1952 und 1989 vom Transitverkehr nach Berlin sowie vom Reise- und Güterverkehr in die DDR genutzt werden: Lauenburg/Elbe (Schleswig-Holstein) – Horst (Bezirk Schwerin), einziger Übergang, der im Transitverkehr nach Berlin zwischen Sonnenauf- und -untergang auch von Radfahrern genutzt werden konnte, B5/F5, für den Transitverkehr von und nach Berlin (West) nur bis 19. November 1982 (für den Reiseverkehr in die DDR und den Transitverkehr in Drittstaaten blieb der Übergang Lauenburg/Horst auch weiterhin geöffnet), für den Transit von und nach Berlin (West) am 20. November 1982 abgelöst vom Grenzübergang Gudow/Zarrentin, nach Fertigstellung der Autobahn Hamburg – Berlin, ab 1982 Grenzübergang Helmstedt/Marienborn, Autobahn Hannover – Berlin Grenzübergang Wartha/Herleshausen, in der Nähe der mehrfach die Grenze kreuzenden und deshalb über mehrere Kilometer gesperrten Autobahn Kirchheimer Dreieck – Eisenach – Hermsdorfer Kreuz Töpen (Bayern) – Juchhöh (Bezirk Gera), im Verlauf der Fernverkehrsstraße 2. Die nahegelegene Autobahn war wegen der zerstörten Saalebrücke nicht befahrbar. Nach deren Instandsetzung 1966 wurde der Übergang geschlossen und abgelöst vom Grenzübergang Rudolphstein/Hirschberg, im Verlauf der Autobahn München – Berlin Dem Reiseverkehr in die DDR und dem Transitverkehr nach Schweden und Polen diente der Übergang Lübeck–Selmsdorf im Verlauf der Bundesstraße 104 und der Bundesstraße 105 – siehe Grenz-Dokumentationsstätte Lübeck-Schlutup. Kleiner Grenzverkehr Die folgenden Übergänge wurden infolge des Verkehrsvertrags von 1972 für den sogenannten „Kleinen Grenzverkehr“ geöffnet und waren nur für den Reiseverkehr in den grenznahen Bereich der DDR zugelassen, nicht aber für Transitreisen nach Berlin: Bergen (Dumme) (Niedersachsen) – Salzwedel (Bezirk Magdeburg), B bzw. F 71, auch bekannt als Übergang Uelzen-Salzwedel Duderstadt (Niedersachsen) – Worbis (Bezirk Erfurt), B bzw. F 247, in der DDR als Grenzübergangsstelle Teistungen bekannt Grenzübergang Eußenhausen/Meiningen, im Verlauf der B bzw. F 19 zwischen Mellrichstadt und Meiningen Rottenbach (Bayern) – Eisfeld (Bezirk Suhl), im Verlauf der B bzw. F 4 Nach dem 9. November 1989 wurde die innerdeutsche Grenze an zahlreichen Stellen wieder geöffnet, beispielsweise an den Grenzübergangsstellen Schmarsau-Schrampe, Mackenrode-Nüxei, Wolfsburg-Oebisfelde und Ellrich-Zorge. Diese neuen Grenzübergänge dienten bis zum 24. Dezember 1989 ausschließlich DDR-Bürgern zur Aus- und Wiedereinreise, danach waren sie auch für Bundesbürger geöffnet. Bei der Einreise von Nicht-EU-Bürgern – zum damaligen Zeitpunkt beispielsweise Österreicher – ergaben sich an diesen Grenzübergängen häufig Probleme. Der Grenzübergang Duderstadt/Worbis im Sommer 1989 West-Berlin → Hauptartikel: Berliner Grenzübergänge Eisenbahn Direkt nach Besetzung der jeweiligen Zonen durch die Alliierten hatte die Sowjetunion den Eisenbahnverkehr zwischen ihrer Zone und den westlichen Zonen unterbrochen. Lediglich die Strecke über Helmstedt und Marienborn wurde für die Militärzüge nach West-Berlin offen gehalten, nur auf dieser Strecke gab es auch Personenverkehr. Daneben wurden einzelne Grenzübergänge weiter im Güterverkehr genutzt, die meisten Strecken blieben aber geschlossen. Im Zuge der Berlin-Blockade wurde der Personenverkehr völlig, der Güterverkehr weitgehend, eingestellt. An verschiedenen Stellen kamen Beschaubrücken zum Einsatz. Nach Beendigung der Blockade wurden zwischen der westdeutschen Bahnverwaltung bzw. der am 7. September 1949 gegründeten Deutschen Bundesbahn und der Deutschen Reichsbahn in verschiedenen Abkommen (Abkommen von Helmstedt, 11. Mai 1949, Offenbach 3. September 1949 und Kleinmachnow, 10. September) die betrieblichen Fragen des Grenzverkehrs geregelt und die Öffnung verschiedener Übergänge auch für den Personenverkehr vereinbart. → Hauptartikel: Interzonenzug Bis 1952 Bis 1952 wurden neben den weiter unten aufgeführten Strecken auch wieder verschiedene Strecken genutzt, die jeweils auf kurzen Abschnitten über bundesdeutschem oder DDR-Gebiet verliefen, wobei aber nur teilweise „echter“ Grenzverkehr mit Wechsel von Personen oder Gütern stattfand: Oebisfelde – Weferlingen – Helmstedt, nur für Lokleerfahrten von Reichs- und Bundesbahn genutzt, die Strecke kreuzte dreimal die Grenze Mühlhausen/Thüringen – Treffurt, Personen- und Güterverkehr, die Strecke verlief auf 1,3 km über westdeutsches Gebiet Vacha – Philippsthal, Güterverkehr bis 1962 Vacha – Unterbreizbach, Personen- und Güterverkehr, die Strecke verlief auf 2 km über westdeutsches Gebiet, durch Neubaustrecke nur über DDR-Gebiet ersetzt Sonneberg – Neustadt bei Coburg, nur Güterverkehr Pressig-Rothenkirchen – Tettau, Personen- und Güterverkehr, die Strecke wechselte achtmal die Grenze, ca. 7 km verliefen auf DDR-Gebiet Ludwigsstadt – Lehesten, nur Güterverkehr Ab 1952 Ab 1952 wurden infolge der verschärften Grenzüberwachung nur noch folgende Übergänge und Strecken im Eisenbahnverkehr genutzt: Herrnburg – Lübeck, Personen- und Güterverkehr, 1952 geschlossen, 1960 wieder eröffnet Schwanheide – Büchen, Personen- und Güterverkehr, auch für Transit nach West-Berlin Oebisfelde – Wolfsburg, Güterverkehr, Personenverkehr erst ab 1954, auch für Leerzüge im Güterverkehr von West-Berlin Marienborn – Helmstedt (Niedersachsen), Personen- und Güterverkehr, auch für Transit nach West-Berlin Ellrich – Walkenried, nur Güterverkehr Wartha – Bebra, ab 28. September 1963 Gerstungen – Bebra, Personen- und Güterverkehr, auch für Transit nach West-Berlin, teilweise via Bahnstrecke Förtha–Gerstungen Dankmarshausen – Heringen (Werra), Personenverkehr für den Berufsverkehr der Kaligruben im Werratal, ab 1954 nur für Kalizüge der Bundesbahn im Transit, zwischen 1967 und 1969 geschlossen Probstzella – Ludwigsstadt (Bahnstrecke Hochstadt-Marktzeuln–Probstzella und Bahnstrecke Leipzig–Probstzella): Personen- und Güterverkehr, auch für Transit nach West-Berlin Gutenfürst – Hof, Personen- und Güterverkehr, auch für Transit nach West-Berlin, Personenverkehr erst ab 1954 Die Bundesbahn bezeichnete diese Übergänge explizit nicht als Grenzübergänge, während die Reichsbahn immer von Grenzübergangsstellen (GÜSt) sprach. Am 5. Dezember 1961 geriet der Ortsteil Berlin-Staaken in die Schlagzeilen der Presse, als ein DDR-Lokführer seinen Regional-Zug im damaligen Endbahnhof Albrechtshof nicht zum Stehen brachte, sondern die Grenzsperranlagen in Richtung West-Berlin durchbrach. Danach wurde diese Strecke für den Interzonenzugverkehr zwischen Berlin und Hamburg stillgelegt und die Züge über Wannsee umgeleitet. Es verkehrten im Personenverkehr ausschließlich D-Züge. Nach dem Mauerbau 1961 verloren die Transit-Züge nach West-Berlin ihre Verkehrshalte in Bahnhöfen auf DDR-Gebiet mit Ausnahme der Grenzbahnhöfe. Umgangssprachlich Interzonenzüge genannte Züge dienten den Reisen zwischen beiden deutschen Staaten und teilweise auch dem DDR-Binnenverkehr. Ab 1972 gab es bei den Übergängen Marienborn/Helmstedt, Probstzella/Ludwigsstadt und Gutenfürst/Hof neben den D-Zügen auch je ein dem „Kleinen Grenzverkehr“ dienendes Eilzugpaar, das nur an Wochenenden und nur bis zum nächsten größeren Bahnhof auf DDR-Gebiet fuhr. Ab Sommer 1989 gab es auch ein solches Zugpaar am Übergang Herrnburg – Lübeck. Drei Tage nach Maueröffnung 1989 wurde auf dem vorher nur zum Gütertransport genutzten Übergang Ellrich–Walkenried der Personenverkehr aufgenommen. Zum Fahrplanwechsel 1990 wurde zudem die wieder aufgebaute Strecke zwischen Eichenberg (DB) und Arenshausen (DR) als Grenzübergang in Betrieb genommen. Wie alle anderen Übergänge verloren sie aber bereits mit der Währungsunion ihre Funktion als Grenzpunkt. West-Berlin Zwischen 1961 und 1976 erreichten alle zwischen dem Bundesgebiet und West-Berlin verkehrenden Reisezüge als Transitzüge die Stadt über den Bahnhof Griebnitzsee, ab 1976 auch über den Bahnhof Berlin-Staaken. Im Transit wurden die Reisenden kontrolliert, ohne dass formal eine Ein- und Ausreise stattfand. Die Züge von und nach Berlin fuhren ab bzw. bis zum Ost-Berliner Bahnhof Friedrichstraße. Dort wurde für Reisende nach Ost-Berlin und in die DDR eine große Grenzübergangsstelle eingerichtet. Im S-Bahnverkehr hielten West- und Ost-Berliner Linien dort an strikt voneinander getrennten Bahnsteigen. Im Verkehr zwischen beiden Teilen der Stadt mussten die Fahrgäste die Kontrolleinrichtungen im Bahnhof passieren. Einige internationale Züge verkehrten aus West-Berlin kommend über den Berliner Ostbahnhof (1987 bis 1998 Berlin Hauptbahnhof) weiter ins Ausland. Zwischen Friedrichstraße und Ostbahnhof waren sie nur für Transitreisende aus West-Berlin in Drittstaaten zugelassen. Im Bahnhof Friedrichstraße stiegen bei aus Osten kommenden Fernzügen zunächst Passkontrolleinheiten der DDR-Grenztruppen ein (in Uniformen der Grenzsoldaten tätige bzw. als solche getarnte Mitarbeiter des MfS) und kontrollierten die Insassen. Erst danach durften Reisende einsteigen, die die Grenzübergangsstelle im Bahnhof passiert hatten oder mit U- oder S-Bahn aus West-Berlin gekommen waren. Aus Westen gekommene internationale Züge wurden nach dem Fahrgastwechsel vor der Weiterfahrt kontrolliert. Ostsee und Elbe Eine besondere Rolle im Grenzsystem der DDR spielten die Ostsee- und die Elbegrenze: An der Ostseeküste war der gesamte Strandbereich an der Lübecker Bucht von der Grenze an der Halbinsel Priwall bis kurz vor Boltenhagen streng bewachtes Sperrgebiet. Auch der restliche Abschnitt der DDR-Ostseeküste wurde wegen der Nähe zur Bundesrepublik, Dänemark und Schweden von der 6. Grenzbrigade Küste der Volksmarine bewacht. Das Befahren des Meeres, ausgenommen der inneren Boddengewässer, mit Sportbooten war nur einem ausgewählten Personenkreis mit Sondergenehmigung (PM 18, PM 19) gestattet. Gesperrt war auch die 93,7 km lange innerdeutsche Grenze an der Elbe ab dem Wassergrenzübergang Cumlosen[29] bei Wittenberge elbabwärts. Grenzübergänge über den Fluss gab es in diesem Bereich nicht. Der genaue Grenzverlauf zwischen der DDR und der Bundesrepublik war in diesem Bereich strittig. Nach DDR-Auffassung verlief die Grenze in der Strommitte, nach Sichtweise der Bundesrepublik dagegen am Nordostufer.[30] Binnenschifffahrt Zwei Übergänge für die Binnenschifffahrt konnten sowohl für den Berlin-Verkehr als auch für den Wechselverkehr DDR – Bundesrepublik Deutschland genutzt werden. Sie waren nur für den Gütertransport zugelassen, nicht für reine Personenschiffe. Elbe: Cumlosen[29] – Schnackenburg Mittellandkanal: Buchhorst (Oebisfelde)[31] – Rühen An den Grenzen West-Berlins gab es Grenzübergangsstellen für die Frachtschifffahrt auf den meisten schiffbaren Wasserwegen. Siehe auch: „Übergangsstellen und Verkehrswege im Binnenschiffsverkehr“ im Artikel: Transitverkehr durch die DDR Einreise (Formalitäten ab 1972) Berechtigungsschein zum Empfang eines Visums DDR-Visum nur für den Warenverkehr, Transitstempel Einreise auf Einladung Jährlich einmal oder mehrmals, bis zu einer Dauer von höchstens 30 Tagen, war die Einreise auf Einladung möglich. Zur Einreise in die DDR wurde ein „Berechtigungsschein“ benötigt. Dieser musste spätestens vier Wochen vor dem Reisetermin von dem in der DDR ansässigen Gastgeber zunächst bei seinen zuständigen Behörden beantragt und dann in die Bundesrepublik gesandt werden. Er benötigte hierfür: Name, Vorname, Geburtsdatum, Geburtsort, Wohnanschrift, Tätigkeit, Name und Anschrift des Arbeitgebers, Nummer des Reisepasses und ausstellende Behörde und gegebenenfalls noch das Autokennzeichen. In einem Formular „Erklärung über mitgeführte Gegenstände und Zahlungsmittel“ mussten sämtliche mitgeführten Gegenstände, auch die eventuellen Geschenke, die in der DDR bleiben sollten, und die westlichen Zahlungsmittel aufgeführt werden. Das Formular musste an der innerdeutschen Grenze vorgezeigt werden. Die Angaben wurden generell, in der Regel stichprobenweise, teilweise aber auch sehr gründlich, überprüft. Gegen Vorlage des Reisepasses und des Berechtigungsscheines wurde an der Grenze das Visum erteilt. In den ersten Jahren galten die Genehmigungen nur für den Wohnort des Einladenden, später für die gesamte DDR. Andere Einreisen Bei Todesfällen oder akuter Lebensgefahr des DDR-Bürgers wurde ein Telegramm mit amtlichem Genehmigungsvermerk des Volkspolizei-Kreisamtes zum Empfang des Visums benötigt. Touristenreisen mussten mindestens sechs Wochen vor Reiseantritt über ein Reisebüro gebucht werden, das den Berechtigungsschein beantragte. Die Vorabbuchung des oder der Hotels in einer der 41 angebotenen Städte war vorgeschrieben. Die Aufenthaltsgenehmigung galt nur für denjenigen der 14 Bezirke, in dem das Hotel lag. Es bestand keine Verpflichtung zum Mindestumtausch von DM. Für Campingreisende standen vom 1. Mai bis 30. September 24 Plätze zur Verfügung. Die Reservierung sollte 40 Tage vor Reisebeginn über ein Reisebüro erfolgen. Dieses besorgte den Berechtigungsschein, die Platzreservierung und den vorgeschriebenen Reisegutschein. Hierfür wurden 25 DM täglich verlangt, die 1:1 gegen Mark der DDR umgetauscht wurden. Die zu nutzenden Grenzübergänge waren genau vorgeschrieben. Zur Leipziger Messe genügte der Reisepass und der Messeausweis. Damit war die einmalige Ein- und Wiederausreise möglich. Für Tagesbesuche in den genau abgegrenzten Bereich von Ost-Berlin wurde westdeutschen Bürgern das Visum an den Sektorenübergängen Berlins unmittelbar von den DDR-Behörden erteilt. Wichtig war hier die Rückkehr bis Mitternacht. Ein Berechtigungsschein war nicht notwendig. Den Einwohnern von West-Berlin wurden diese Tagesbesuche nicht gestattet. Für Personen, die ihren ständigen Wohnsitz in West-Berlin hatten, gab es besondere Vorschriften (→ Berechtigungsschein für West-Berliner). Für den im Oktober 1972 eingeführten sogenannten Kleinen Grenzverkehr waren wiederum besondere Regelungen im grenznahen Verkehr maßgeblich. Tagesausflüge nach Rostock oder seinem Hafenstadtteil waren ab 1976 mit einem Seebäderschiff (Travemünde–Warnemünde) möglich. Mindestumtausch oder Berechtigungsschein war nicht erforderlich.[32] Gebühren Für das Visum wurde eine Gebühr von 15 Deutsche Mark erhoben. Für Kinder unter 16 Jahren war es gebührenfrei. Zusätzlich mussten je Person und Aufenthaltstag 25,00 DM in 25,00 Mark (DDR) umgetauscht werden, die nicht rücktauschbar waren. Kinder bis zum 6. Lebensjahr waren befreit; Kinder bis zum 15. Lebensjahr mussten 7,50 DM pro Tag und Person umtauschen. War infolge von Krankheit ein längerer Aufenthalt als der genehmigte in der DDR notwendig, wurde auf zusätzlichen Umtausch verzichtet. Die Mindestumtauschsätze galten seit dem 13. Oktober 1980. Meldepflichten Der Einreisende musste sich innerhalb von 24 Stunden nach seiner Ankunft bei dem zuständigen Volkspolizei-Kreisamt beziehungsweise der zuständigen Meldestelle der Volkspolizei anmelden. Hier wurde die Aufenthaltsgenehmigung in den Reisepass eingestempelt. Bei der Anmeldung wurde die Vorlage der Mindestumtausch-Quittung verlangt. Vor der Rückreise musste der DDR-Besucher sich wieder bei der entsprechenden Stelle abmelden und das Visum zur Ausreise wurde im Pass erteilt. Die Dienststellen in den kleineren Orten waren an Wochenenden und feiertags geschlossen, daher musste hier die Einreise so geplant werden, dass die 24-Stunden-Frist in jedem Fall eingehalten wurde. In allen größeren Orten und den Städten waren die Volkspolizeidienststellen an jedem Tag geöffnet. Bei der Rückreise am Wochenende konnte die Abmeldung bereits freitags vorgenommen werden. Grundsätzlich waren An- und Abmeldung gleichzeitig möglich, was bei längeren Besuchen jedoch in der Regel bei den Dienststellen auf Missfallen stieß, da diese Vorgehensweise nur für kürzere Aufenthalte vorgesehen war. Zusätzlich hatte man sich bei einer privaten Übernachtung im für jedes Wohngebäude geführten Hausbuch einzutragen. Praktisch war das nicht immer möglich (wenn zum Beispiel in einem Mehrfamilienhaus die das Hausbuch führende Familie verreist war). Manchmal war die Befolgung auch von der Situation der Gastgeber abhängig; je nach sozialer Kontrolle in der Nachbarschaft und beruflichen Verpflichtungen der Gastgeber wurde der Eintrag von diesen mal dringend erbeten, mal von nicht formal einladenden Gastgebern unterlaufen. Benutzung der Übergänge Die Wahl des Überganges war frei. Für die Ein- und Ausreise bei mehrtägigen Aufenthalten musste nicht der gleiche Übergang gewählt werden. Für die Einreise mit dem Pkw war eine besondere Genehmigung notwendig, die im Berechtigungsschein vermerkt wurde. Die Benutzung von Motorrädern zur Einreise in die DDR wurde nicht gestattet. Mit dem Fahrrad war eine Einreise in die DDR genauso wenig zulässig. Jedoch war eine Grenzquerung im Transitverkehr zwischen West-Berlin und Hamburg auf der Fernverkehrstraße 5 bis 1982, dem Jahr der Fertigstellung der ersten Autobahnabschnitte im Richtung Hamburg, möglich. Auch für Dieter Thomas Heck war 1983 nach einer Wetten, dass..?-Sendung keine Radtour zur IFA Berlin durchführbar. Zur Einreise in die DDR per Fahrrad musste er sich mit einem Heimtrainer, der in einem Reisebus aufgestellt war, begnügen.[33] Ausreise und legale Übersiedlung in die Bundesrepublik Für DDR-Bürger waren die legalen Möglichkeiten, die innerdeutsche Grenze zu übertreten, sehr begrenzt, wenn auch nicht unmöglich. Reisefreiheit wurde in der Regel nur zu beruflichen Zwecken bei eindeutig loyaler politischer Haltung gegenüber der DDR ermöglicht. Für Rentner bestand weitgehend Reisefreiheit, sofern sie nicht Träger wichtiger Staats- oder Betriebgeheimnisse waren. Reisen ins westliche Ausland wurden ferner zu wichtigen familiären Besuchszwecken (beispielsweise runder Geburtstag oder Tod eines Westverwandten) gestattet. Auch die legale Übersiedlung in die Bundesrepublik war im Prinzip möglich, jedoch teilweise mit Schikanen verbunden und konnte auch abgelehnt werden. Dennoch reisten von 1961 bis 1988 etwa 383.000 Menschen legal aus der DDR aus. Vor allem in den 1980er Jahren entwickelte sich diese Form der Ausreise durch immer mehr Antragsteller und auch tatsächliche Ausreisen zu einem existenziellen Problem der DDR. Siehe auch: Ausreiseantrag Kosten Der folgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (beispielsweise Einzelnachweisen) ausgestattet. Angaben ohne ausreichenden Beleg könnten demnächst entfernt werden. Bitte hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfügst. Vorhandene Einzelnachweise decken nicht die Gesamtthematik ab--Rote4132 (Diskussion) 00:28, 21. Jun. 2017 (CEST) Der Bau, ständige Ausbau und die Unterhaltung der schwer bewachten Grenze in Deutschland war eine große wirtschaftliche Belastung für die DDR: Baumaterial und etwa 40.000 Mann Grenztruppen wurden dafür gebunden. Von 1961 bis 1964 kostete der Aufbau und Betrieb der Grenze insgesamt 1,822 Milliarden Mark der DDR,[34] davon entfielen 400 Millionen Mark auf die Berliner Mauer. Die laufenden Kosten wurden insgesamt auf jährlich etwa 500 Millionen Mark geschätzt. Dazu kamen die dem MfS unterstehenden Passkontrolleinheiten (PKE)[35] mit etwa 38 Millionen Mark jährlich. Ein bedeutender Faktor im Haushalt der DDR waren in den Jahren von 1981 bis 1988 die Ausgaben für die Staatssicherheit und die Grenzsicherung. Sie betrugen 1981 3,7 Mrd. DDR-Mark und erhöhten sich auf 6,0 Mrd. DDR-Mark im Jahr 1988,[34] wobei zu berücksichtigen ist, dass ein Teil der Ausgaben, die dem MfS zugutegekommen sind, auch indirekt zur Aufrechterhaltung der Grenzsicherung verwandt wurden (siehe auch: Grenztruppen und das Ministerium für Staatssicherheit). Mediale Rezeption Kinofilm Himmel ohne Sterne, 1955 Fernsehfilm Preis der Freiheit. 1966 Grenze 78 - ein deutsches Tagebuch Dokumentarfilm von Ralph Giordano Der Willi-Busch-Report (1979) und Deutschfieber (1992) Die Todesautomatik, Drama 2007, von Niki Stein Drei Stern Rot. Spielfilm, Deutschland 2001 (Internationale Hofer Filmtage 2001, Festival Max-Ophüls-Preis 2002) Grenze. Lebensabschnitt Todesstreifen. Dokumentarfilm, Deutschland 2004 (54. Internationale Filmfestspiele Berlin), Regie: Holger Jahnke. Halt! Hier Grenze – Auf den Spuren der innerdeutschen Grenze, Dokumentarfilm, Deutschland 2005, Regie: Christian Gierke. An die Grenze, Fernsehfilm, ZDF 2007, Regie: Urs Egger (Video). Eingeschlossen, abgeriegelt. Die Grenze durch Deutschland 1945–1990, Dokumentarfilm, Deutschland 2007, Regie: Roman Grafe. Eingemauert! Die innerdeutsche Grenze, Computeranimation der Deutschen Welle (DW) in Zusammenarbeit mit der Stiftung Berliner Mauer zum Jahrestag des Mauerfalls, Deutschland 2009 Mit dem Rad Geschichte erfahren. Spurensuche an der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Dokumentarfilm, DVD (50 Min.), Deutschland 2009, Regie: Dietrich Zarft und Jürgen Ritter. Meine Grenzgeschichte: 30 Jahre Mauerfall Dokumentarfilm NDR 2019 1378 (km), Computerspiel, Deutschland 2010, Jens M. Stober. Museale Aufarbeitung in Grenzmuseen wie dem Grenzmuseum Schifflersgrund und dem Grenzlandmuseum Eichsfeld in Thüringen, dem Grenzmuseum Sorge im Harz, der Grenz-Dokumentationsstätte Lübeck-Schlutup oder im Mauermuseum in Berlin. Der Grenzwächter, DDR-Magazin im Fernsehen der DDR 1981 (Propagandafilm) Gedenken Goldene Brücke (Jimmy Fell) → Hauptartikel: Liste von Grenzdenkmalen an der ehemaligen innerdeutschen Grenze Siehe auch: Nationaldenkmal Skulpturenpark Deutsche Einheit und Grenzmuseum Eines von über 100 Straßenschildern entlang der ehemaligen Grenze, hier zwischen Teistungen und Gerblingerode Schriftliche Quellen Das Hessische Staatsarchiv Marburg bewahrt die schriftliche Überlieferung der Bundesgrenzschutzdirektion Mitte (Bestand 610) auf. Sie enthält zahlreiche Dokumente zur Grenze, zu den Übergängen, zum Grenzverkehr und zu den Flüchtlingen. Der Bestand ist größtenteils erschlossen und online recherchierbar.[36] Siehe auch Liste der Fluchttunnel in Berlin während der deutschen Teilung Mauergrundstücksgesetz Kleiner Grenzverkehr Grenzbefestigungen der Tschechoslowakei im Kalten Krieg Umbau zur innerdeutschen Ökozone Grünes Band Grenzanlagen Behrungen, Erlebnisstraße der deutschen Einheit Literatur Klaus Schroeder/Jochen Staadt (Hrsg.): Die Todesopfer des DDR-Grenzregimes an der innerdeutschen Grenze 1949-1989. Ein biographisches Handbuch. Berlin u. a. 2018, 2., bearbeitete Auflage (Studien des Forschungsverbundes SED-Staat an der Freien Universität Berlin; Bd. 24), ISBN 978-3-631-74981-4. Klaus Schroeder/Jochen Staadt (Hrsg.): Die Grenze des Sozialismus in Deutschland. Alltag im Niemandsland. Begleitband I zum biographischen Handbuch über die Todesopfer des DDR-Grenzregimes 1949-1989, Berlin u. a. 2018 (Studien des Forschungsverbundes SED-Staat an der Freien Universität Berlin; Bd. 25), ISBN 978-3-631-74236-5. Ingolf Hermann/Hartmut Rosunger/Karsten Sroka: Lexikon der innerdeutschen Grenze. Das Grenzsicherungssystem, die Folgen und der zeitgeschichtliche Rahmen der innerdeutschen Grenze und der Berliner Mauer in Stichworten , o. O. 2017, 2., stark veränderte Auflage, (Schriftenreihe/Bürgerkomitee des Landes Thüringen; Bd. 20), ISBN 978-3-932-67719-9. Jochen Maurer: Halt – Staatsgrenze! Alltag, Dienst und Innenansichten der Grenztruppen der DDR. Ch. Links, Berlin 2015, ISBN 978-3-86153-863-9. Melanie Piepenschneider, Klaus Jochen Arnold (Hrsg.): Was war die Mauer? Die Errichtung der innerdeutschen Grenzanlagen durch das SED-Regime und ihre Folgen (= Handreichung zur Politischen Bildung, Band 7). 2. überarbeitete Auflage, Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin 2013, ISBN 978-3-944015-28-6; kas.de (PDF). Thomas Schwark, Detlef Schmiechen-Ackermann und Carl-Hans Hauptmeyer (Hrsg.): Grenzziehungen – Grenzerfahrungen – Grenzüberschreitungen. Die innerdeutsche Grenze 1945-1990. Wissenschaftlichen Buchgesellschaft, Darmstadt 2011, ISBN 978-3-534-24414-0. Peter Joachim Lapp: Grenzregime der DDR. Helios, Aachen 2013, ISBN 978-3-86933-087-7. Jürgen Ritter, Peter Joachim Lapp: Die Grenze. Ein deutsches Bauwerk. 8., aktualisierte Auflage, Ch. Links, Berlin 2011, ISBN 978-3-86153-560-7. Hans-Hermann Hertle, Gerhard Sälter: Die Todesopfer an Mauer und Grenze. Probleme einer Bilanz des DDR-Grenzregimes. In: Deutschland Archiv 39, Heft 4 (2006), ISSN 0012-1428, S. 667–676 (PDF). Maren Ullrich, Vorwort von Ralph Giordano: Geteilte Ansichten: Erinnerungslandschaft deutsch-deutsche Grenze Aufbau Verlag, Berlin 2006, ISBN 978-3-351-02639-4 (zugleich Diss. Univ. Oldenburg 2006, Illustration). Dietmar Schultke (Hrsg.): Die Grenze, die uns teilte. Zeitzeugenberichte zur innerdeutschen Grenze (= Beiträge zur Friedensforschung und Sicherheitspolitik. Band 23). Köster, Berlin 2005, ISBN 3-89574-565-0. Roman Grafe: Die Grenze durch Deutschland. Eine Chronik von 1945 bis 1990. Siedler, München 2002, ISBN 3-88680-744-4. Peter Joachim Lapp: Gefechtsdienst im Frieden. Das Grenzregime der DDR. Bernard und Graefe, Bonn 1999, ISBN 978-3-7637-5992-7. Dietmar Schultke: „Keiner kommt durch“. Die Geschichte der innerdeutschen Grenze 1945–1990 (= Aufbau-Taschenbücher, Band 8041). Aufbau-Taschenbuch-Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-7466-8041-7. Volker Koop: „Den Gegner vernichten“. Die Grenzsicherung der DDR. Bouvier, Bonn 1996, ISBN 978-3-416-02633-8. Bernd Weisbrod (Hrsg.): Grenzland. Beiträge zur Geschichte der deutsch-deutschen Grenze, Hannover 1993, ISBN 3-7752-5880-9. Hans-Joachim Fricke, Hans-Joachim Ritzau: Die innerdeutsche Grenze und der Schienenverkehr. 5., in Teil V ergänzte Auflage mit Berichtigungen und Nachtrag. Zeit und Eisenbahn, Pürgen 2004, ISBN 978-3-921304-45-7. Dies ist ein als lesenswert ausgezeichneter Artikel. Berliner Mauer Zur Navigation springen Zur Suche springen Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Berliner Mauer (Begriffsklärung) aufgeführt. Berliner Mauer Berliner Mauer Grenzstreifen mit Hinterlandmauer, Blick von einer Aussichtsplattform an der Bernauer Straße (West) zur Eberswalder und Oderberger Straße (Ost), 1973 Nutzung Grenze Ort Berlin Gesamtlänge rund 160 km Anzahl der Öffnungen Grenzübergänge (siehe Karte) Höhe 3,60 m[1] Baukosten 400 Millionen Mark der DDR Baubeginn 1961 Karte der Berliner Mauer (braun) vor 1989, einschließlich * westlicher und südlicher Berliner Außenring * Grenzübergangsstellen 1–14 * Gebietsaustausch A: Staaken – Gatow/Weinmeisterhöhe (1945) * Gebietsaustausch B: Spandau – Falkensee (nach 1970) * Gebietsaustausch C: Zehlendorf – Babelsberg (nach 1970) * Sektoren: I. = Frankreich, II. = Großbritannien, III. = USA (einschließlich V. Steinstücken), IV.= sogenannter „Demokratischer Sektor“ (Ost-Berlin). Karte berliner mauer de19xx.png Karte der Berliner Mauer vor 1989 Graffiti auf West-Berliner Seite, auf Ost-Berliner Seite die planierten Anlagen des Luisenstädtischen Kanals, 1986 Datei:So wurde die Berliner Mauer gebaut (CC BY 4.0).webmMediendatei abspielen Animation des Mauerbaues Die Berliner Mauer aus Augenhöhe am Potsdamer Platz, 1985 Todesstreifen und Wachturm des Typs „Führungsstelle“ an der Mühlenstraße, 1990 – dort entsprach die Hinterlandmauer der sonst nach Westen zugewandten Bauart „Stützwandelement UL 12.41“ Gegen Helmut Kohl und die Wiedervereinigung gerichtete Graffiti im ehemaligen Todesstreifen Mühlenstraße, 2. Oktober 1990 Reste der Berliner Mauer an der Niederkirchnerstraße, 2004 Die Berliner Mauer war während der Teilung Deutschlands ein Grenzbefestigungssystem der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), das mehr als 28 Jahre, vom 13. August 1961 bis zum 9. November 1989, bestand, und die DDR von West-Berlin hermetisch abriegeln sollte. Sie trennte nicht nur die Verbindungen im Gebiet Groß-Berlins zwischen dem Ostteil („Hauptstadt der DDR“) und dem Westteil der Stadt, sondern umschloss völlig alle drei Sektoren des Westteils und unterbrach damit auch seine Verbindungen zum Berliner Umland, das im DDR-Bezirk Potsdam lag. Von der Berliner Mauer ist die ehemalige innerdeutsche Grenze zwischen West- (alte Bundesrepublik) und Ostdeutschland (DDR) zu unterscheiden. Die Berliner Mauer als letzte Aktion der Teilung der durch die Nachkriegsordnung der Alliierten entstandenen Viersektorenstadt Berlin war Bestandteil und zugleich markantes Symbol des Konflikts im Kalten Krieg zwischen den von den Vereinigten Staaten dominierten Westmächten und dem sogenannten Ostblock unter Führung der Sowjetunion. Sie wurde aufgrund eines Beschlusses der politischen Führung der Sowjetunion Anfang August 1961 und einer wenige Tage später ergehenden Weisung der DDR-Regierung errichtet. Die Berliner Mauer ergänzte die 1378 Kilometer lange innerdeutsche Grenze zwischen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland, die bereits mehr als neun Jahre vorher „befestigt“ worden war, um den Flüchtlingsstrom zu stoppen. Für die DDR-Grenzsoldaten galt seit 1960 in Fällen des „ungesetzlichen Grenzübertritts“ der Schießbefehl, der erst 1982 formell in ein Gesetz gefasst wurde. Bei den Versuchen, die 167,8 Kilometer langen[2] und schwer bewachten Grenzanlagen in Richtung West-Berlin zu überwinden, wurden nach derzeitigem Forschungsstand (2009) zwischen 136 und 245 Menschen getötet. Die genaue Zahl der Todesopfer an der Berliner Mauer ist nicht bekannt. Die Berliner Mauer wurde am Abend des 9. November 1989 im Zuge der politischen Wende geöffnet. Dies geschah unter dem wachsenden Druck der mehr Freiheit fordernden DDR-Bevölkerung. Der Mauerfall ebnete den Weg, der innerhalb eines Jahres zum Zusammenbruch der SED-Diktatur, zur Auflösung der DDR und gleichzeitig zur staatlichen Einheit Deutschlands führte. Inhaltsverzeichnis 1 Sprachliche Aspekte 2 Geschichte 2.1 Vorgeschichte 2.1.1 1945–1949 2.1.2 1949–1959 2.1.3 1959–1961 2.2 Mauerbau 2.3 Westdeutsche und West-Berliner Reaktionen 2.4 Alliierte Reaktionen 2.5 DDR-Propaganda 2.6 Geteiltes Land 3 Mauerfall 3.1 Entwicklung nach dem Mauerfall 3.2 Historische Bedeutung des Mauerfalls 4 Struktur der Berliner Grenzanlagen 4.1 Aufbau der Grenzanlagen 4.2 Personeller Aufbau und Ausstattung des Grenzkommandos Mitte 4.3 Gewässergrenzen 4.4 Grenzübergänge 5 Kosten 6 Maueropfer und Mauerschützen 6.1 Maueropfer 6.2 Mauerschützenprozesse 7 Gedenken 7.1 Mauermuseum im Haus am Checkpoint Charlie 7.2 Gedenkstättenensemble Berliner Mauer in der Bernauer Straße 7.3 Geschichtsmeile Berliner Mauer 7.4 Gedenkveranstaltungen 7.4.1 25. Jahrestag des Mauerfalls 7.4.2 Zirkeltag am 5. Februar 2018 7.4.3 30. Jahrestag des Mauerfalls 8 Der Mauerstreifen in den 2010er Jahren 8.1 Nutzung 8.2 Berliner Mauerweg 8.3 Reste der Maueranlagen nach dem Abriss 9 Die Mauer als Artefakt: Kunst und die Mauer 10 Sonstiges 11 Ausstellungen 12 Filme 13 Literatur 14 Weblinks 15 Einzelnachweise Sprachliche Aspekte Als verbindliche Bezeichnung der Mauer legte die SED-Führung 1962 die Worte „antifaschistischer Schutzwall“ fest. Die Suggestion, einer Bedrohung durch den Westen ausgesetzt zu sein, sollte das wahre Motiv verbergen: Hauptzweck war die Verhinderung der Flucht aus der DDR durch deren Einwohner, die dort als „ungesetzlicher Grenzübertritt“ unter Strafe stand. Da die Mauer auch in dem ganzen West-Berlin umgebenden Gebiet der DDR errichtet wurde, war der Westteil der Stadt, bis dahin das „Schaufenster der freien Welt“, fortan eine von Mauern umgebene westliche Insel. Zur Vermeidung von konfliktbeladenen Begriffen wie Mauer, West- und Ost-Berlin, Staatsgrenze o. ä. etablierte sich im politischen und öffentlichen Alltag der schlichte Begriff Sektorengrenze. Da er allgemein natürlich auch die Abgrenzungen von Britischem zu Französischem und Amerikanischem Sektor beschrieb, die im Alltag allerdings kaum eine Bedeutung hatten, ließ sich damit neutral auch deren Abgrenzung zum Sowjetischen Sektor, d. h. die innerstädtische Berliner Mauer umschreiben. Geschichte Vorgeschichte 1945–1949 Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Deutschland 1945 gemäß den EAC-Zonenprotokollen beziehungsweise den Vereinbarungen der Konferenz von Jalta in vier Besatzungszonen aufgeteilt, die von den alliierten Siegermächten USA, UdSSR, Großbritannien und Frankreich kontrolliert und verwaltet werden sollten. Analog wurde Groß-Berlin als ehemalige Reichshauptstadt in vier Sektoren geteilt. Im Sommer 1945 wurden Demarkationslinien zwischen den Besatzungszonen, die sogenannten „Zonengrenzen“ gezogen. Teilweise wurden Schlagbäume und weiß-gelbe Holzpfeiler errichtet sowie Farbmarkierungen an Bäumen vorgenommen. Es war nun eine Genehmigung erforderlich, um die Zonengrenze zu überschreiten, nur für Pendler und Bauern wurde ein kleiner Grenzverkehr eingeführt. Auf Befehl der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) wurde in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) eine Grenzpolizei aufgebaut, die am 1. Dezember 1946 erstmals aktiv wurde, Bestimmungen für den Gebrauch der Schusswaffe wurden erlassen. Für Reisen zwischen der SBZ und den Westzonen mussten nun Interzonenpässe beantragt werden. Erste Grenzanlagen wurden auf der Ostseite errichtet, insbesondere in Waldgebieten Stacheldraht-Hindernisse, an grenzüberschreitenden Straßen und Wegen Straßensperren. Wenig später begann auf verschiedensten Ebenen der Kalte Krieg zwischen dem Westen und dem sich entwickelnden Ostblock. Zunächst folgte in der Auseinandersetzung des Kalten Kriegs ein gegenseitiger Schlagabtausch zwischen den westlichen Alliierten und der Sowjetunion. Das erste unlösbare Zerwürfnis waren die Reparationsleistungen, über die zwischen den noch gemeinsam tagenden vier Alliierten ein Streit entstand. Da die UdSSR inzwischen sah, dass sie aus ihrer Zone ihren Bedarf an Reparationszahlungen nicht decken konnte, forderte sie 1946/1947 auf verschiedenen alliierten Konferenzen eine Beteiligung an den Reparationen aus dem Ruhrgebiet, sonst könne sie nicht einer im Potsdamer Abkommen geplanten wirtschaftlichen Einheit zustimmen. Nur Frankreich akzeptierte dies, die USA und Großbritannien nicht.[3][4] Zudem gab es das Problem der unterschiedlichen Gesellschaftssysteme – Kapitalismus einerseits und Kommunismus andererseits, wobei die Sowjetunion zielgerichtet plante in ihrem Sektor ebenfalls eine kommunistische Gesellschaftsstruktur aufzubauen. Dies widersprach jedoch dem Vorhaben der Westmächte. Von der Londoner Sechsmächtekonferenz im Februar 1948, auf der die Westmächte unter anderem über einen separaten Staat im Westen Deutschlands erstmals Verhandlungen abhielten, war die Sowjetunion ausgeschlossen; sie wurde nicht eingeladen. Daraufhin zog sich die Sowjetunion im März aus der obersten Behörde der Alliierten in Deutschland, dem Kontrollrat zurück, wodurch es keine gemeinsame interalliierte Kontrolle über Deutschland mehr gab. Im März 1948 einigten sich die drei siegreichen Westmächte, nachdem Frankreich seine Opposition aufgab, aus den drei Westzonen eine gemeinsame Trizone zu bilden. Ungefähr drei Monate später wurde kurzfristig – und für die Allgemeinheit überraschend – ab dem 20. Juni 1948 die Währungsreform in dieser neuen vereinigten Zone vollzogen, wodurch die D-Mark (West) eingeführt und die Reichsmark entwertet wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte der SPD-dominierte Berliner Magistrat noch geschwankt, in welcher Form sich Berlin an der bevorstehenden Währungsreform beteiligen soll. Das Resultat der Währungsreform war in Deutschland eine Spaltung der politischen und wirtschaftlichen Einheit in zwei sich gegenüberstehende Zonen mit zwei unterschiedlichen Währungen. Groß-Berlin war in zwei Währungsgebiete geteilt, weil die Westalliierten in ihren Sektoren die von der SMAD angeordnete Einführung der DM-Ost nicht hingenommen und ihrerseits die DM-West als zweite Währung eingeführt hatten. Dies schuf unter anderem erste Probleme, wenn Wohn- und Arbeitsort der Einwohner Berlins im jeweils anderen Gebiet lagen. Die Sowjetunion reagierte mit der Berlin-Blockade die vom 24. Juni 1948 bis zum 12. Mai 1949 andauerte. In dieser Zeit kam es zur Teilung Berlins und damit zur ersten Berlin-Krise. Eine weitere Auswirkung des Kalten Kriegs war, dass Groß-Berlin sich zu einem zentralen Gebiet von gegenseitigen Bespitzelungen der Nachrichtendienste aus Ost und West entwickelte. 1949–1959 Grenzkontrolle am Brandenburger Tor (Ost-Berliner Seite, August 1961) Unmittelbar nach dem Ende der sowjetischen Blockade wurde auf dem Gebiet der Trizone am 23. Mai 1949 die Bundesrepublik Deutschland gegründet. Am 7. Oktober desselben Jahres folgte in der SBZ die Gründung der Deutschen Demokratischen Republik. Formal hatte Berlin den Status einer bezüglich deutschen Militärs entmilitarisierten Viersektorenstadt und war unabhängig von den beiden deutschen Staaten, was jedoch in der Praxis wenig Bedeutung hatte. West-Berlin näherte sich in vielem dem Status eines Bundeslandes an und wurde von bundesdeutscher Seite auch als solches betrachtet,[5] allerdings wurde später im Rahmen der Entspannungspolitik und der Ostverträge darauf verzichtet, in West-Berlin Sitzungen des Deutschen Bundestags, des Bundesrats und der Bundesversammlung stattfinden zu lassen. Bei der Gründung der DDR wurde ganz Berlin zu deren Hauptstadt erklärt. D menschenrechte bürgerrechte  entspannung entspannungspolitik hochrüstung wettrüsten abrüstung friedensbewegung K-gruppen geschichtsaufarbeitung berlin wiedervereinigung deutsche einheit deutsche teilung eiserner vorhang

  • Condition: gebraucht, aber noch sehr gut, siehe Artikelbeschreibung und Fotos!
  • Erscheinungsjahr: 1902
  • Autor: Thüringer Pestalozzi-Verein (Hg:)
  • Einband: Gebundene Ausgabe
  • Verlag: Julius Klinkhardt
  • Sprache: Deutsch
  • Eigenschaften: Originalausgabe, von 1902 nicht der Reprint!
  • Seitenzahl: 476
  • Thema: Thüringen
  • Original/Faksimile: Original
  • Erscheinungsort: Leipzig und Berlin
  • Region: Europa
  • Genre: Orts- & Landeskunde
  • Charakter Familie: Band 1
  • Anzahl der Einheiten: 1

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